Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 2 Ein guts liedlin sol man dreimal singen. - Franck, II, 85b; Gruter, I, 25; Petri, II, 195; Herberger, I, 360 u. 782; Sutor, 679; Gaal, 1104; Eiselein, 429. Lat.: Bis ac ter quod pulchrum est. (Gaal, 1104; Binder II, 339; Philippi, I, 60; Seybold, 53; Tappius, 109b.) - Decies repetita placebunt. (Eiselein, 429.) 3 Ein Liedel und ein Trunk machen zum Feierabend Jung. - Brachvogel, Schubart und seine Zeit, II, 268. 4 Jedermann singt das Liedlein dem Loch unter der Nase zu lieb. - Eiselein, 429; Simrock, 6515. 5 Man sol (kan) eyn guts liedlin nit zu dick singen. - Franck, II, 85b; Tappius, 110a; Lehmann, II, 402, 20; Petri, II, 455; Latendorf II, 22. 6 Man sol keyn guts liedlin auss singen. - Tappius, 110a; Franck, II, 85b; Schottel, 1145a; Gruter, I, 58; Sailer, 280; Eiselein, 420. Man soll zu rechter Zeit aufzuhören wissen. 7 New liedlin singt man gern. - Franck, II, 7a; Eyering, III, 256; Gruter, I, 61; Petri, II, 493; Sutor, 549; Sailer, 170; Eiselein, 429. Lat.: Grata novitas. (Binder II, 1247; Schonheim, G, 7; Steinmeyer, 13a; Chaos, 785.) 8 Was Liedlein und Pasquill! Keins dauert so lange als das Lied: Christ ist erstanden. - Kaiser Maximilian I. "Beim Kaiser Maximilian I. beklagte sich einst einer seiner Beamten wegen etlicher teutschen Liedlein und Pasquil, so ihm zu hohn wären gemacht worden und bat, sie durch ein offen Edict verbieten und hinterstellig zu machen. Dem antwortet Kaiser Maximilian: Das wolten wir nicht gern thun, dann sie dörfften erst dannenhero auch an uns selbst gerathen. Nimm dich's nur nicht an und verschmertze es, gleich wie wir dergleichen etwan auch verschmertzen müssen; dann dergleichen Lieder, wie sie geschwind auffkommen, also vergehen sie auch geschwind wieder; sie weren nicht so lang als das Lied: Christ ist erstanden, darüber ein mal ein Jud klagte, dass es nun 1500 Jahr gewährt hat." (Zinkgref, I, 73.) *9 Das letzte Liedlein singen. Holl.: Dat laatste liedje zingen. (Harrebomee, II, 22.) *10 Das Liedlein geht nicht anders. Holl.: Het liedje gaat zoo. (Harrebomee, II, 22.) *11 Das Liedlein singen dessen, dess Brot sie essen. "Das etliche under in das liedlein sungen, des Brot sie ässen." (Nas, 405b.) *12 Das liedlin zu hoch anfahen. (S. Schnur.) - Franck, II, 98b; Eyering, I, 392; Henisch, 969; Sutor, 931; Eiselein, 429; Sailer, 77. Lat.: Arrogans est similis armis deauratis. (Sutermeister, 931.) *13 Davon köndt ich auch ein Liedlein singen. - Theatrum Diabolorum, 75b. Ich habe dieselben Erfahrungen gemacht. "Ein Liedlein singt man von einer that vnd geschichte, das ruchtbar vnd gewiss ist; vnd wer ein ding weyss vnd betracht es wol, der kan vil daruon singen vnd sagen, dass ich wolt wol ein liedlin daruon singen, also vil sey, als, ich weyss warheyt darumb." Frz.: J'en sais des nouvelles; j'en puis aussi parler; j'en ai eu ma part, j'ai aussi passe par la. Holl.: Ik wilde daar wel een liedje van zingen. (Harrebomee, II, 23.) *14 Dor wet ick en Led van to singen. - Dähnert, 270b. Das habe ich leider erfahren. *15 Ein Liedlein singen. - Kirchhofer, 109. Die Alten verfassten alle denkwürdigen Vorfälle in Lieder und Reime, durch welche die Ereignisse gleich in den Mund oder das Leben des Volks übergingen. Das Lied vertrat in dieser Weise einigermassen die Druckerpresse. *16 Ein Liedlein, welches der Vogel gewohnt ist, lässt er nicht. - Parömiakon, 509. *17 Ein solches Liedlein singt er selten. Holl.: Het gebeurt zelden, dat hij't liedje zoo zingt. (Harrebomee, II, 22.) *18 Einem ein Liedlein aufpfeifen, danach er tanzen soll. - Parömiakon, 693. *19 Einem ein Liedlein pfeifen. "Bis ich in (den Eber) noch einmal ergriff, mit dem schweinspiess ein liedlein pfiff" (d. h. ihn erstach). (Waldis, II, 11, 31.) *20 Er hat sein Liedlein ausgesungen. Holl.: Hij heeft zijn liedje al gezongen. (Harrebomee, II, 22.) [Spaltenumbruch] *21 Er singt ein liedlein in küchen. - Franck, II, 51b; Henisch, 518, 27. Ein Küchenlied, als "alle schmarotzer, dellerschlecker". - "Allen Fleiss dahin richten, das er sein geniessen kann." (S. Brot 405.) *22 Er weiss ein Liedlein davon zu singen. - Tendlau, 643; Herberger, I, 417. *23 Er wird bald ein ander Liedlein singen. Holl.: Hij zal wel een ander liedje zingen. (Harrebomee, II, 22.) *24 Es ist das alte Liedlein. *25 Es ist ein versungen Liedlein. - Braun, I, 2225. *26 Ich wolt einem wol ein liedlein daruon singen. (S. Himmel 102.) - Agricola I, 378; Schottel, 1135b; Sailer, 177. Frz.: J'ai aussi passe par la. - J'en ai eu ma part. - J'en puis aussi parler. - J'en sais des nouvelles. (Starschedel, 426.) *27 Jemandes Liedlein (nicht) singen können. *28 Men hot ihm a sa Liedel bei der Wieg' nischt gesüngen. (Jüd.-deutsch. Brody.) Man hat ihm ein solches Liedlein an der Wiege nicht gesungen, d. h. dass es ihm so gut oder so schlecht gehen werde, dass er so hinauf- oder so herunterkommen werde, ist nicht geahnt worden. *29 Sein Liedlein singen müssen (nolens volens). - Eiselein, 429. Lat.: Canere ad myrtum. (Eiselein, 429.) *30 Sich selbst ein Liedlein singen. *31 Ueber einen das Liedlein singen. - Schottel, 1119a. *32 Unser Liedlein ist aus. Holl.: Nu is ons liedje uit. (Harrebomee, II, 23.) *33 Ymmerzu ein liedlin singen. - Franck, I, 49b. Franck hat bei dieser Redensart gegen widerwärtige Wiederholungen und Massüberschreitungen aller Art noch folgende verwandte Sprichwörter und Redensarten beigefügt: Einmal ist genug, zweytmal ist der todt. Wann eines dings genug ist, sol man auffhören. Zuvil ist vngesundt. Zuvil verderbt alle spil. Ymmerzu auff einem anbiss schmiden. Ymmerzu auff einer seyten raspen, vff einer geigen ligen. Liedlohn. Verdienter Liedlohn1 schreiet zu Gott im Himmel. (S. Lohn.) - Hertius, II, 3, 437; Simrock, 6516; Graf, 178, 198. 1) Litlon = Arbeits-, Gesindelohn. Schmeller (II, 439) vermuthet zunächst Zusammensetzung mit einem dem altnordischen lid = Hülfe, Mannschaft entsprechenden mittelhochdeutschen Worte. J. Grimm (Rechtsalt., 358) denkt an das in den alten Gesetzen latinisirt vorkommende: der litus, lidus, lito = höriger Diener. (Vgl. Weigand, Wb., II, 49.) Liedtke. Got so, Broder Liedtke, kannst so lege, kannst so stehle. - Frischbier2, 2430. Liefern. 1 Lieffer mir, ich lieffer dir. - Lehmann, II, 375, 102. *2 Hier ist er geliefert. Verloren, wenn ihm nicht beigestanden wird. In Pommern: Wo he nig Hülpe krigt, so is he lewert. (Dähnert, 275b.) Lieferung. * Wer hett de Lewerung hett? - Dähnert, 276a. So umschreibt der pommersche Volkswitz die Frage: Wer ist Arzt bei dem Verstorbenen gewesen? Es wird jener als Lieferant für den Kirchhof betrachtet. Liegen. 1 Allein liegen ist am besten. 2 Auff den, der unten liegt, soll man nicht sitzen. - Lehmann, II, 30, 42. 3 Besser liegen als betrügen. - Sprichwörtergarten, 103. Besser arm, niedrig bleiben, als auf eine unrechtliche, unwürdige Weise reich und angesehen werden. 4 Da leit's, sagte die Jungfer, als sie 's Kind verlor. 5 Da liegt sie, sagte der Hundebernd, und warf sein Weib die Treppe hinab. Holl.: Dat ligt, zei Maarten, en hij gooide zijn wijf van de trappen. (Harrebomee, II, 48b.) 6 Da liegt's, davon man lange hat gesagt, sprach die Maid beim Tanze, der das Kind entfiel. - Eiselein, 430. 7 Da liegt's, sprach die Magd im Kranz, verzettet sie das Kind im Tanz. - Eiselein, 444; Seybold, 226. Wenn uns etwas begegnet ist, das wir nicht länger verbergen können, so gern wir wollten. Von einem [Spaltenumbruch] 2 Ein guts liedlin sol man dreimal singen. – Franck, II, 85b; Gruter, I, 25; Petri, II, 195; Herberger, I, 360 u. 782; Sutor, 679; Gaal, 1104; Eiselein, 429. Lat.: Bis ac ter quod pulchrum est. (Gaal, 1104; Binder II, 339; Philippi, I, 60; Seybold, 53; Tappius, 109b.) – Decies repetita placebunt. (Eiselein, 429.) 3 Ein Liedel und ein Trunk machen zum Feierabend Jung. – Brachvogel, Schubart und seine Zeit, II, 268. 4 Jedermann singt das Liedlein dem Loch unter der Nase zu lieb. – Eiselein, 429; Simrock, 6515. 5 Man sol (kan) eyn guts liedlin nit zu dick singen. – Franck, II, 85b; Tappius, 110a; Lehmann, II, 402, 20; Petri, II, 455; Latendorf II, 22. 6 Man sol keyn guts liedlin auss singen. – Tappius, 110a; Franck, II, 85b; Schottel, 1145a; Gruter, I, 58; Sailer, 280; Eiselein, 420. Man soll zu rechter Zeit aufzuhören wissen. 7 New liedlin singt man gern. – Franck, II, 7a; Eyering, III, 256; Gruter, I, 61; Petri, II, 493; Sutor, 549; Sailer, 170; Eiselein, 429. Lat.: Grata novitas. (Binder II, 1247; Schonheim, G, 7; Steinmeyer, 13a; Chaos, 785.) 8 Was Liedlein und Pasquill! Keins dauert so lange als das Lied: Christ ist erstanden. – Kaiser Maximilian I. „Beim Kaiser Maximilian I. beklagte sich einst einer seiner Beamten wegen etlicher teutschen Liedlein und Pasquil, so ihm zu hohn wären gemacht worden und bat, sie durch ein offen Edict verbieten und hinterstellig zu machen. Dem antwortet Kaiser Maximilian: Das wolten wir nicht gern thun, dann sie dörfften erst dannenhero auch an uns selbst gerathen. Nimm dich's nur nicht an und verschmertze es, gleich wie wir dergleichen etwan auch verschmertzen müssen; dann dergleichen Lieder, wie sie geschwind auffkommen, also vergehen sie auch geschwind wieder; sie weren nicht so lang als das Lied: Christ ist erstanden, darüber ein mal ein Jud klagte, dass es nun 1500 Jahr gewährt hat.“ (Zinkgref, I, 73.) *9 Das letzte Liedlein singen. Holl.: Dat laatste liedje zingen. (Harrebomée, II, 22.) *10 Das Liedlein geht nicht anders. Holl.: Het liedje gaat zoo. (Harrebomée, II, 22.) *11 Das Liedlein singen dessen, dess Brot sie essen. „Das etliche under in das liedlein sungen, des Brot sie ässen.“ (Nas, 405b.) *12 Das liedlin zu hoch anfahen. (S. Schnur.) – Franck, II, 98b; Eyering, I, 392; Henisch, 969; Sutor, 931; Eiselein, 429; Sailer, 77. Lat.: Arrogans est similis armis deauratis. (Sutermeister, 931.) *13 Davon köndt ich auch ein Liedlein singen. – Theatrum Diabolorum, 75b. Ich habe dieselben Erfahrungen gemacht. „Ein Liedlîn singt man von einer that vnd geschichte, das ruchtbar vnd gewiss ist; vnd wer ein ding weyss vnd betracht es wol, der kan vil daruon singen vnd sagen, dass ich wolt wol ein liedlin daruon singen, also vil sey, als, ich weyss warheyt darumb.“ Frz.: J'en sais des nouvelles; j'en puis aussi parler; j'en ai eu ma part, j'ai aussi passé par là. Holl.: Ik wilde daar wel een liedje van zingen. (Harrebomée, II, 23.) *14 Dor wêt ick ên Lêd van to singen. – Dähnert, 270b. Das habe ich leider erfahren. *15 Ein Liedlein singen. – Kirchhofer, 109. Die Alten verfassten alle denkwürdigen Vorfälle in Lieder und Reime, durch welche die Ereignisse gleich in den Mund oder das Leben des Volks übergingen. Das Lied vertrat in dieser Weise einigermassen die Druckerpresse. *16 Ein Liedlein, welches der Vogel gewohnt ist, lässt er nicht. – Parömiakon, 509. *17 Ein solches Liedlein singt er selten. Holl.: Het gebeurt zelden, dat hij't liedje zoo zingt. (Harrebomée, II, 22.) *18 Einem ein Liedlein aufpfeifen, danach er tanzen soll. – Parömiakon, 693. *19 Einem ein Liedlein pfeifen. „Bis ich in (den Eber) noch einmal ergriff, mit dem schweinspiess ein liedlein pfiff“ (d. h. ihn erstach). (Waldis, II, 11, 31.) *20 Er hat sein Liedlein ausgesungen. Holl.: Hij heeft zijn liedje al gezongen. (Harrebomée, II, 22.) [Spaltenumbruch] *21 Er singt ein liedlein in küchen. – Franck, II, 51b; Henisch, 518, 27. Ein Küchenlied, als „alle schmarotzer, dellerschlecker“. – „Allen Fleiss dahin richten, das er sein geniessen kann.“ (S. Brot 405.) *22 Er weiss ein Liedlein davon zu singen. – Tendlau, 643; Herberger, I, 417. *23 Er wird bald ein ander Liedlein singen. Holl.: Hij zal wel een ander liedje zingen. (Harrebomée, II, 22.) *24 Es ist das alte Liedlein. *25 Es ist ein versungen Liedlein. – Braun, I, 2225. *26 Ich wolt einem wol ein liedlein daruon singen. (S. Himmel 102.) – Agricola I, 378; Schottel, 1135b; Sailer, 177. Frz.: J'ai aussi passé par là. – J'en ai eu ma part. – J'en puis aussi parler. – J'en sais des nouvelles. (Starschedel, 426.) *27 Jemandes Liedlein (nicht) singen können. *28 Men hot ihm a sa Liedel bei der Wieg' nischt gesüngen. (Jüd.-deutsch. Brody.) Man hat ihm ein solches Liedlein an der Wiege nicht gesungen, d. h. dass es ihm so gut oder so schlecht gehen werde, dass er so hinauf- oder so herunterkommen werde, ist nicht geahnt worden. *29 Sein Liedlein singen müssen (nolens volens). – Eiselein, 429. Lat.: Canere ad myrtum. (Eiselein, 429.) *30 Sich selbst ein Liedlein singen. *31 Ueber einen das Liedlein singen. – Schottel, 1119a. *32 Unser Liedlein ist aus. Holl.: Nu is ons liedje uit. (Harrebomée, II, 23.) *33 Ymmerzu ein liedlin singen. – Franck, I, 49b. Franck hat bei dieser Redensart gegen widerwärtige Wiederholungen und Massüberschreitungen aller Art noch folgende verwandte Sprichwörter und Redensarten beigefügt: Einmal ist genug, zweytmal ist der todt. Wann eines dings genug ist, sol man auffhören. Zuvil ist vngesundt. Zuvil verderbt alle spil. Ymmerzu auff einem anbiss schmiden. Ymmerzu auff einer seyten raspen, vff einer geigen ligen. Liedlohn. Verdienter Liedlohn1 schreiet zu Gott im Himmel. (S. Lohn.) – Hertius, II, 3, 437; Simrock, 6516; Graf, 178, 198. 1) Litlôn = Arbeits-, Gesindelohn. Schmeller (II, 439) vermuthet zunächst Zusammensetzung mit einem dem altnordischen lid = Hülfe, Mannschaft entsprechenden mittelhochdeutschen Worte. J. Grimm (Rechtsalt., 358) denkt an das in den alten Gesetzen latinisirt vorkommende: der litus, lidus, lito = höriger Diener. (Vgl. Weigand, Wb., II, 49.) Liedtke. Got so, Broder Liedtke, kannst so lêge, kannst so stehle. – Frischbier2, 2430. Liefern. 1 Lieffer mir, ich lieffer dir. – Lehmann, II, 375, 102. *2 Hier ist er geliefert. Verloren, wenn ihm nicht beigestanden wird. In Pommern: Wo he nig Hülpe krigt, so is he lewert. (Dähnert, 275b.) Lieferung. * Wer hett de Lewerung hett? – Dähnert, 276a. So umschreibt der pommersche Volkswitz die Frage: Wer ist Arzt bei dem Verstorbenen gewesen? Es wird jener als Lieferant für den Kirchhof betrachtet. Liegen. 1 Allein liegen ist am besten. 2 Auff den, der unten liegt, soll man nicht sitzen. – Lehmann, II, 30, 42. 3 Besser liegen als betrügen. – Sprichwörtergarten, 103. Besser arm, niedrig bleiben, als auf eine unrechtliche, unwürdige Weise reich und angesehen werden. 4 Da leit's, sagte die Jungfer, als sie 's Kind verlor. 5 Da liegt sie, sagte der Hundebernd, und warf sein Weib die Treppe hinab. Holl.: Dat ligt, zei Maarten, en hij gooide zijn wijf van de trappen. (Harrebomée, II, 48b.) 6 Da liegt's, davon man lange hat gesagt, sprach die Maid beim Tanze, der das Kind entfiel. – Eiselein, 430. 7 Da liegt's, sprach die Magd im Kranz, verzettet sie das Kind im Tanz. – Eiselein, 444; Seybold, 226. Wenn uns etwas begegnet ist, das wir nicht länger verbergen können, so gern wir wollten. Von einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0107" n="[93]"/><cb n="185"/> 2 Ein guts liedlin sol man dreimal singen.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 85<hi rendition="#sup">b</hi>; Gruter, I, 25; Petri, II, 195; Herberger, I, 360 u. 782; Sutor, 679; Gaal, 1104; Eiselein, 429.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Bis ac ter quod pulchrum est. (<hi rendition="#i">Gaal, 1104; Binder II, 339; Philippi, I, 60; Seybold, 53; Tappius, 109<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) – Decies repetita placebunt. (<hi rendition="#i">Eiselein, 429.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ein Liedel und ein Trunk machen zum Feierabend Jung.</hi> – <hi rendition="#i">Brachvogel, Schubart und seine Zeit, II, 268.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Jedermann singt das Liedlein dem Loch unter der Nase zu lieb.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 429; Simrock, 6515.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Man sol (kan) eyn guts liedlin nit zu dick singen.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 85<hi rendition="#sup">b</hi>; Tappius, 110<hi rendition="#sup">a</hi>; Lehmann, II, 402, 20; Petri, II, 455; Latendorf II, 22.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Man sol keyn guts liedlin auss singen.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 110<hi rendition="#sup">a</hi>; Franck, II, 85<hi rendition="#sup">b</hi>; Schottel, 1145<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 58; Sailer, 280; Eiselein, 420.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Man soll zu rechter Zeit aufzuhören wissen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 New liedlin singt man gern.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 7<hi rendition="#sup">a</hi>; Eyering, III, 256; Gruter, I, 61; Petri, II, 493; Sutor, 549; Sailer, 170; Eiselein, 429.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Grata novitas. (<hi rendition="#i">Binder II, 1247; Schonheim, G, 7; Steinmeyer, 13<hi rendition="#sup">a</hi>; Chaos, 785.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Was Liedlein und Pasquill! Keins dauert so lange als das Lied: Christ ist erstanden.</hi> – <hi rendition="#i">Kaiser Maximilian I.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Beim Kaiser Maximilian I. beklagte sich einst einer seiner Beamten wegen etlicher teutschen Liedlein und Pasquil, so ihm zu hohn wären gemacht worden und bat, sie durch ein offen Edict verbieten und hinterstellig zu machen. Dem antwortet Kaiser Maximilian: Das wolten wir nicht gern thun, dann sie dörfften erst dannenhero auch an uns selbst gerathen. Nimm dich's nur nicht an und verschmertze es, gleich wie wir dergleichen etwan auch verschmertzen müssen; dann dergleichen Lieder, wie sie geschwind auffkommen, also vergehen sie auch geschwind wieder; sie weren nicht so lang als das Lied: Christ ist erstanden, darüber ein mal ein Jud klagte, dass es nun 1500 Jahr gewährt hat.“ (<hi rendition="#i">Zinkgref, I, 73.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Das letzte Liedlein singen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat laatste liedje zingen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Das Liedlein geht nicht anders.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het liedje gaat zoo. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Das Liedlein singen dessen, dess Brot sie essen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Das etliche under in das liedlein sungen, des Brot sie ässen.“ (<hi rendition="#i">Nas, 405<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Das liedlin zu hoch anfahen.</hi> (S. Schnur.) – <hi rendition="#i">Franck, II, 98<hi rendition="#sup">b</hi>; Eyering, I, 392; Henisch, 969; Sutor, 931; Eiselein, 429; Sailer, 77.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arrogans est similis armis deauratis. (<hi rendition="#i">Sutermeister, 931.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Davon köndt ich auch ein Liedlein singen.</hi> – <hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 75<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ich habe dieselben Erfahrungen gemacht. „Ein Liedlîn singt man von einer that vnd geschichte, das ruchtbar vnd gewiss ist; vnd wer ein ding weyss vnd betracht es wol, der kan vil daruon singen vnd sagen, dass ich wolt wol ein liedlin daruon singen, also vil sey, als, ich weyss warheyt darumb.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: J'en sais des nouvelles; j'en puis aussi parler; j'en ai eu ma part, j'ai aussi passé par là.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ik wilde daar wel een liedje van zingen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 23.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Dor wêt ick ên Lêd van to singen.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 270<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Das habe ich leider erfahren.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Ein Liedlein singen.</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 109.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Alten verfassten alle denkwürdigen Vorfälle in Lieder und Reime, durch welche die Ereignisse gleich in den Mund oder das Leben des Volks übergingen. Das Lied vertrat in dieser Weise einigermassen die Druckerpresse.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Ein Liedlein, welches der Vogel gewohnt ist, lässt er nicht.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 509.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*17 Ein solches Liedlein singt er selten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het gebeurt zelden, dat hij't liedje zoo zingt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Einem ein Liedlein aufpfeifen, danach er tanzen soll.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 693.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Einem ein Liedlein pfeifen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Bis ich in (den Eber) noch einmal ergriff, mit dem schweinspiess ein liedlein pfiff“ (d. h. ihn erstach). (<hi rendition="#i">Waldis, II, 11, 31.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Er hat sein Liedlein ausgesungen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft zijn liedje al gezongen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="186"/> *21 Er singt ein liedlein in küchen.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 51<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 518, 27.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein Küchenlied, als „alle schmarotzer, dellerschlecker“. – „Allen Fleiss dahin richten, das er sein geniessen kann.“ (S. Brot 405.)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Er weiss ein Liedlein davon zu singen.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 643; Herberger, I, 417.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*23 Er wird bald ein ander Liedlein singen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zal wel een ander liedje zingen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Es ist das alte Liedlein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Es ist ein versungen Liedlein.</hi> – <hi rendition="#i">Braun, I, 2225.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Ich wolt einem wol ein liedlein daruon singen.</hi> (S. Himmel 102.) – <hi rendition="#i">Agricola I, 378; Schottel, 1135<hi rendition="#sup">b</hi>; Sailer, 177.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: J'ai aussi passé par là. – J'en ai eu ma part. – J'en puis aussi parler. – J'en sais des nouvelles. (<hi rendition="#i">Starschedel, 426.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Jemandes Liedlein (nicht) singen können.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Men hot ihm a sa Liedel bei der Wieg' nischt gesüngen.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Brody.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Man hat ihm ein solches Liedlein an der Wiege nicht gesungen, d. h. dass es ihm so gut oder so schlecht gehen werde, dass er so hinauf- oder so herunterkommen werde, ist nicht geahnt worden.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Sein Liedlein singen müssen (nolens volens).</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 429.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Canere ad myrtum. (<hi rendition="#i">Eiselein, 429.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*30 Sich selbst ein Liedlein singen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Ueber einen das Liedlein singen.</hi> – <hi rendition="#i">Schottel, 1119<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*32 Unser Liedlein ist aus.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Nu is ons liedje uit. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 23.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*33 Ymmerzu ein liedlin singen.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 49<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Franck</hi> hat bei dieser Redensart gegen widerwärtige Wiederholungen und Massüberschreitungen aller Art noch folgende verwandte Sprichwörter und Redensarten beigefügt: Einmal ist genug, zweytmal ist der todt. Wann eines dings genug ist, sol man auffhören. Zuvil ist vngesundt. Zuvil verderbt alle spil. Ymmerzu auff einem anbiss schmiden. Ymmerzu auff einer seyten raspen, vff einer geigen ligen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Liedlohn.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Verdienter Liedlohn<hi rendition="#sup">1</hi> schreiet zu Gott im Himmel.</hi> (S. Lohn.) – <hi rendition="#i">Hertius, II, 3, 437; Simrock, 6516; Graf, 178, 198.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Litlôn = Arbeits-, Gesindelohn. <hi rendition="#i">Schmeller (II, 439)</hi> vermuthet zunächst Zusammensetzung mit einem dem altnordischen lid = Hülfe, Mannschaft entsprechenden mittelhochdeutschen Worte. <hi rendition="#i">J. Grimm</hi> (<hi rendition="#i">Rechtsalt., 358</hi>) denkt an das in den alten Gesetzen latinisirt vorkommende: der litus, lidus, lito = höriger Diener. (Vgl. <hi rendition="#i">Weigand, Wb., II, 49.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Liedtke.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Got so, Broder Liedtke, kannst so lêge, kannst so stehle.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2430.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Liefern.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Lieffer mir, ich lieffer dir.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 375, 102.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Hier ist er geliefert.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Verloren, wenn ihm nicht beigestanden wird. In Pommern: Wo he nig Hülpe krigt, so is he lewert. (<hi rendition="#i">Dähnert, 275<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lieferung.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Wer hett de Lewerung hett?</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 276<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">So umschreibt der pommersche Volkswitz die Frage: Wer ist Arzt bei dem Verstorbenen gewesen? Es wird jener als Lieferant für den Kirchhof betrachtet.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Liegen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Allein liegen ist am besten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auff den, der unten liegt, soll man nicht sitzen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 30, 42.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Besser liegen als betrügen.</hi> – <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 103.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Besser arm, niedrig bleiben, als auf eine unrechtliche, unwürdige Weise reich und angesehen werden.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Da leit's, sagte die Jungfer, als sie 's Kind verlor.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Da liegt sie, sagte der Hundebernd, und warf sein Weib die Treppe hinab.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat ligt, zei Maarten, en hij gooide zijn wijf van de trappen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 48<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Da liegt's, davon man lange hat gesagt, sprach die Maid beim Tanze, der das Kind entfiel.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 430.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Da liegt's, sprach die Magd im Kranz, verzettet sie das Kind im Tanz.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 444; Seybold, 226.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn uns etwas begegnet ist, das wir nicht länger verbergen können, so gern wir wollten. Von einem </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[93]/0107]
2 Ein guts liedlin sol man dreimal singen. – Franck, II, 85b; Gruter, I, 25; Petri, II, 195; Herberger, I, 360 u. 782; Sutor, 679; Gaal, 1104; Eiselein, 429.
Lat.: Bis ac ter quod pulchrum est. (Gaal, 1104; Binder II, 339; Philippi, I, 60; Seybold, 53; Tappius, 109b.) – Decies repetita placebunt. (Eiselein, 429.)
3 Ein Liedel und ein Trunk machen zum Feierabend Jung. – Brachvogel, Schubart und seine Zeit, II, 268.
4 Jedermann singt das Liedlein dem Loch unter der Nase zu lieb. – Eiselein, 429; Simrock, 6515.
5 Man sol (kan) eyn guts liedlin nit zu dick singen. – Franck, II, 85b; Tappius, 110a; Lehmann, II, 402, 20; Petri, II, 455; Latendorf II, 22.
6 Man sol keyn guts liedlin auss singen. – Tappius, 110a; Franck, II, 85b; Schottel, 1145a; Gruter, I, 58; Sailer, 280; Eiselein, 420.
Man soll zu rechter Zeit aufzuhören wissen.
7 New liedlin singt man gern. – Franck, II, 7a; Eyering, III, 256; Gruter, I, 61; Petri, II, 493; Sutor, 549; Sailer, 170; Eiselein, 429.
Lat.: Grata novitas. (Binder II, 1247; Schonheim, G, 7; Steinmeyer, 13a; Chaos, 785.)
8 Was Liedlein und Pasquill! Keins dauert so lange als das Lied: Christ ist erstanden. – Kaiser Maximilian I.
„Beim Kaiser Maximilian I. beklagte sich einst einer seiner Beamten wegen etlicher teutschen Liedlein und Pasquil, so ihm zu hohn wären gemacht worden und bat, sie durch ein offen Edict verbieten und hinterstellig zu machen. Dem antwortet Kaiser Maximilian: Das wolten wir nicht gern thun, dann sie dörfften erst dannenhero auch an uns selbst gerathen. Nimm dich's nur nicht an und verschmertze es, gleich wie wir dergleichen etwan auch verschmertzen müssen; dann dergleichen Lieder, wie sie geschwind auffkommen, also vergehen sie auch geschwind wieder; sie weren nicht so lang als das Lied: Christ ist erstanden, darüber ein mal ein Jud klagte, dass es nun 1500 Jahr gewährt hat.“ (Zinkgref, I, 73.)
*9 Das letzte Liedlein singen.
Holl.: Dat laatste liedje zingen. (Harrebomée, II, 22.)
*10 Das Liedlein geht nicht anders.
Holl.: Het liedje gaat zoo. (Harrebomée, II, 22.)
*11 Das Liedlein singen dessen, dess Brot sie essen.
„Das etliche under in das liedlein sungen, des Brot sie ässen.“ (Nas, 405b.)
*12 Das liedlin zu hoch anfahen. (S. Schnur.) – Franck, II, 98b; Eyering, I, 392; Henisch, 969; Sutor, 931; Eiselein, 429; Sailer, 77.
Lat.: Arrogans est similis armis deauratis. (Sutermeister, 931.)
*13 Davon köndt ich auch ein Liedlein singen. – Theatrum Diabolorum, 75b.
Ich habe dieselben Erfahrungen gemacht. „Ein Liedlîn singt man von einer that vnd geschichte, das ruchtbar vnd gewiss ist; vnd wer ein ding weyss vnd betracht es wol, der kan vil daruon singen vnd sagen, dass ich wolt wol ein liedlin daruon singen, also vil sey, als, ich weyss warheyt darumb.“
Frz.: J'en sais des nouvelles; j'en puis aussi parler; j'en ai eu ma part, j'ai aussi passé par là.
Holl.: Ik wilde daar wel een liedje van zingen. (Harrebomée, II, 23.)
*14 Dor wêt ick ên Lêd van to singen. – Dähnert, 270b.
Das habe ich leider erfahren.
*15 Ein Liedlein singen. – Kirchhofer, 109.
Die Alten verfassten alle denkwürdigen Vorfälle in Lieder und Reime, durch welche die Ereignisse gleich in den Mund oder das Leben des Volks übergingen. Das Lied vertrat in dieser Weise einigermassen die Druckerpresse.
*16 Ein Liedlein, welches der Vogel gewohnt ist, lässt er nicht. – Parömiakon, 509.
*17 Ein solches Liedlein singt er selten.
Holl.: Het gebeurt zelden, dat hij't liedje zoo zingt. (Harrebomée, II, 22.)
*18 Einem ein Liedlein aufpfeifen, danach er tanzen soll. – Parömiakon, 693.
*19 Einem ein Liedlein pfeifen.
„Bis ich in (den Eber) noch einmal ergriff, mit dem schweinspiess ein liedlein pfiff“ (d. h. ihn erstach). (Waldis, II, 11, 31.)
*20 Er hat sein Liedlein ausgesungen.
Holl.: Hij heeft zijn liedje al gezongen. (Harrebomée, II, 22.)
*21 Er singt ein liedlein in küchen. – Franck, II, 51b; Henisch, 518, 27.
Ein Küchenlied, als „alle schmarotzer, dellerschlecker“. – „Allen Fleiss dahin richten, das er sein geniessen kann.“ (S. Brot 405.)
*22 Er weiss ein Liedlein davon zu singen. – Tendlau, 643; Herberger, I, 417.
*23 Er wird bald ein ander Liedlein singen.
Holl.: Hij zal wel een ander liedje zingen. (Harrebomée, II, 22.)
*24 Es ist das alte Liedlein.
*25 Es ist ein versungen Liedlein. – Braun, I, 2225.
*26 Ich wolt einem wol ein liedlein daruon singen. (S. Himmel 102.) – Agricola I, 378; Schottel, 1135b; Sailer, 177.
Frz.: J'ai aussi passé par là. – J'en ai eu ma part. – J'en puis aussi parler. – J'en sais des nouvelles. (Starschedel, 426.)
*27 Jemandes Liedlein (nicht) singen können.
*28 Men hot ihm a sa Liedel bei der Wieg' nischt gesüngen. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Man hat ihm ein solches Liedlein an der Wiege nicht gesungen, d. h. dass es ihm so gut oder so schlecht gehen werde, dass er so hinauf- oder so herunterkommen werde, ist nicht geahnt worden.
*29 Sein Liedlein singen müssen (nolens volens). – Eiselein, 429.
Lat.: Canere ad myrtum. (Eiselein, 429.)
*30 Sich selbst ein Liedlein singen.
*31 Ueber einen das Liedlein singen. – Schottel, 1119a.
*32 Unser Liedlein ist aus.
Holl.: Nu is ons liedje uit. (Harrebomée, II, 23.)
*33 Ymmerzu ein liedlin singen. – Franck, I, 49b.
Franck hat bei dieser Redensart gegen widerwärtige Wiederholungen und Massüberschreitungen aller Art noch folgende verwandte Sprichwörter und Redensarten beigefügt: Einmal ist genug, zweytmal ist der todt. Wann eines dings genug ist, sol man auffhören. Zuvil ist vngesundt. Zuvil verderbt alle spil. Ymmerzu auff einem anbiss schmiden. Ymmerzu auff einer seyten raspen, vff einer geigen ligen.
Liedlohn.
Verdienter Liedlohn1 schreiet zu Gott im Himmel. (S. Lohn.) – Hertius, II, 3, 437; Simrock, 6516; Graf, 178, 198.
1) Litlôn = Arbeits-, Gesindelohn. Schmeller (II, 439) vermuthet zunächst Zusammensetzung mit einem dem altnordischen lid = Hülfe, Mannschaft entsprechenden mittelhochdeutschen Worte. J. Grimm (Rechtsalt., 358) denkt an das in den alten Gesetzen latinisirt vorkommende: der litus, lidus, lito = höriger Diener. (Vgl. Weigand, Wb., II, 49.)
Liedtke.
Got so, Broder Liedtke, kannst so lêge, kannst so stehle. – Frischbier2, 2430.
Liefern.
1 Lieffer mir, ich lieffer dir. – Lehmann, II, 375, 102.
*2 Hier ist er geliefert.
Verloren, wenn ihm nicht beigestanden wird. In Pommern: Wo he nig Hülpe krigt, so is he lewert. (Dähnert, 275b.)
Lieferung.
* Wer hett de Lewerung hett? – Dähnert, 276a.
So umschreibt der pommersche Volkswitz die Frage: Wer ist Arzt bei dem Verstorbenen gewesen? Es wird jener als Lieferant für den Kirchhof betrachtet.
Liegen.
1 Allein liegen ist am besten.
2 Auff den, der unten liegt, soll man nicht sitzen. – Lehmann, II, 30, 42.
3 Besser liegen als betrügen. – Sprichwörtergarten, 103.
Besser arm, niedrig bleiben, als auf eine unrechtliche, unwürdige Weise reich und angesehen werden.
4 Da leit's, sagte die Jungfer, als sie 's Kind verlor.
5 Da liegt sie, sagte der Hundebernd, und warf sein Weib die Treppe hinab.
Holl.: Dat ligt, zei Maarten, en hij gooide zijn wijf van de trappen. (Harrebomée, II, 48b.)
6 Da liegt's, davon man lange hat gesagt, sprach die Maid beim Tanze, der das Kind entfiel. – Eiselein, 430.
7 Da liegt's, sprach die Magd im Kranz, verzettet sie das Kind im Tanz. – Eiselein, 444; Seybold, 226.
Wenn uns etwas begegnet ist, das wir nicht länger verbergen können, so gern wir wollten. Von einem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |