Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 10 Die Luft macht der Orte leibeigene Leute. - Hertius, 401; Graf, 59, 243. 11 Die Luft macht (leib)eigen. - Eisenhart, 74; Hertius, 401; Pistor., I, 56; Hillebrand, 46, 25; Körte, 3956 u. 4976; Eiselein, 435; Simrock, 4028; Möser, III, 337; Graf, 59, 242; Grimm, Rechtsalt., 399; Braun, I, 2399. Nämlich da, wo Leibeigenschaft besteht. In Deutschland weht diese Luft nicht mehr. - Der Mensch geräth entweder sogleich nach seiner Geburt in Leibeigenschaft, wenn er von leibeigenen Aeltern geboren wird, oder er begeht eine Handlung, die ihn seiner Freiheit beraubt. Dies kann z. B. schon dadurch geschehen, und davon ist eben in diesem Sprichwort die Rede, wenn er sich an einem Orte niederlässt, wo die Leibeigenschaft besteht. Es geschah aber in der Regel erst nach einem freien Aufenthalte von Jahr und Tag in der "unfreien Luft". (Loysel, 39.) Frz.: L'air rend esclave. (Loysel, 39.) 12 Die Luft macht frei. - Hillebrand, 27, 35; Gaupp, I, XXXIX; Grimm, Rechtsalt., 337. Nach dem mittelalterlichen Städterecht konnte ein Unfreier, welcher Jahr und Tag (d. i. genau ein Jahr sechs Wochen und drei Tage) unangefochten in einer Stadt gewohnt hatte, von niemand mehr als Höriger in Anspruch genommen werden. 13 Die Luft zehrt. Bewegung in freier Luft erzeugt und erhöht die Esslust. Die Russen sagen: Die Luft hat einen scharfen Zahn, der schon manchen Palast zerbissen hat. (Altmann VI, 502.) 14 Gesunde Luft macht die Aerzte arm. Dän.: Sund luft giör laegen arm. (Prov. dan., 430.) Schwed.: Sund luft giör läckjaren arm. (Grubb, 771.) 15 In die Luft bauen ist umsonst bauen. - Parömiakon, 465. 16 In die rauhe Luft haucht die Rose keinen Duft. 17 Je höher in de Luft ebuet werd, je ärger kümt er de Wind gegen. - Schambach, II, 248. 18 Je mehr Luft im Wein, desto mehr schäumt er. 19 Kühle Luft erquickt wol, löscht aber den Durst nicht. Schöne Worte ersetzen Wohlthaten nicht. 20 Luft ist Luft, sagte der Pfaff, und liess einen streichen. Holl.: Al eene lucht, zei de bagijn, en de paap liet er een vliegen. (Harrebomee, II, 39.) 21 Lüfte bringen Düfte. 22 Man kann nicht von der Luft leben. - Mayer, I, 210. Engl.: A man cannot live by the air. (Bohn II, 66.) 23 Man würde die Luft versteuern müssen, könnte man nur einen Schlagbaum anlegen. Die Russen sagen in demselben Sinne: Gäbe es eine Methquelle, du müsstest Obrok zahlen, wenn du aus ihr schöpfen wolltest. (Altmann VI, 479.) 24 Ohne frische Luft stinkt der feinste Duft. In einem Raume, wo die frische Luft und in einem Staate, wo die öffentliche Meinung ihre Wirkung nicht äussern kann, muss am Ende alles stinkend werden. 25 Ohne Luft brennt kein Licht. "Wenn man eine Later(n) oben deckt, das die Flam kein athem kann finden, so mus das liecht endlich verschwinden." (Froschm., M.) 26 Reine Luft ist halbes Leben (halbe Kost). Dän.: God luft hielper til god sundhed. (Prov. dan., 398.) 27 Verleihe Luft, Herr, oder ich muss verschmelzen! sä de Ulnspegel, on hadd söck en e Föschernett gewöckelt. (Alt-Pillau.) 28 Von der Luft (allein) kann man nicht leben. - Herberger, I, 628; Simrock, 6626; Braun, I, 2402. In Luzern: Me cha nid vo der Luft lebe. - "So kan man doch des luffts nit leben." (Waldis, II, 79, 20.) 29 Von der Luft wird man nicht satt. Die Russen behaupten sogar: Von der Luft wird keine Dirne schwanger. (Altmann VI, 422.) 30 Während man sich der ruhigen Luft freut, ist ein Sturm unterwegs. Aehnlich sagt man in Abyssinien: Wenn man sich eben noch der reinen Luft freut, dann ist schon der Harmattan im Anzuge. (Altmann II.) 31 Was die Luft nicht ausplaudern soll, muss man ihr nicht erzählen. 32 Wenn er auch verändert die Luft, es bleibt der Schuft. Holl.: Al verandert men van luchtstreek, men verandert niet van gemoed. (Harrebomee, II, 38.) [Spaltenumbruch] 33 Wer in die Lufft speyet, der bespeyet sein eigen Angesicht. - Petri, II, 724. 34 Wer von Luft schwanger ist, kann nur Wind gebären. - Winckler, III, 18. Holl.: Die zwanger van lucht is, wat kan hij anders den wind baren. (Harrebomee, II, 38.) *35 Das ist aus der Luft gegriffen. - Tendlau, 83; Eiselein, 435; Braun, I, 2401. Vernünftiger Begründung ermangelnd. In Pommern: Dat is aut de Luft grepen. (Dähnert, 288a.) *36 Das ist wie wenn die Luft unter die Federn kommt. (Rottenburg.) *37 Dat hät dä us der Luet geschäpp. (Bedburg.) Holl.: Dat is uit de lucht gegrepen. (Harrebomee, II, 38.) *38 De Luft het em 's Dach gno. - Sutermeister, 94. *39 Die Luft ist (wieder) rein. Die Gefahr ist vorüber, es ist nichts Besonderes von einer Entdeckung zu fürchten. Wird in Schlesien sehr häufig gebraucht, wenn z. B. kein Steueraufseher gemerkt wird und man die steuerbaren Artikel ohne Gefahr unversteuert in die Stadt bringen zu können glaubt. Von dem Zustande der Luft bei pestartigen Krankheiten entlehnt. *40 Die Luft mit Löffeln messen. - Luther. *41 Die Luft peitschen. - Altmann VI, 516. Um nutzloses, verkehrtes, zweckwidriges u. s. w. Thun zu bezeichnen, haben die Engländer eine Menge Redensarten, die ich hier, frühere Artikel ergänzend (s. Aal 21, Eule 77 und Frosch 87), folgen lasse: He brings his machines after the war is over. He is building a bridge over the sea. He catches the wind with a net. He changes a fly into an elephant. He chastises the dead. He cleaves the clouds. He demands tribute of the dead. He digs the well at the river. He draws water with a sieve. He is erecting broken ports. He gives straw to his dog and bones to his ass. He holds a lookingglass to a mole. He holds the serpent by the tail. He is makin clothes for fishes. He is ploughing a rock. He is sowing on the sand. He is teaching an old woman to dance. He is teaching a pig to play on a flute. He is teaching iron to swim. He is washing the crow. He is making ropes of sand. He measures a twig. He numbers the waves. He opens the door with an axe. He paints the dead. He paves the meadow. He ploughs the air. He puts a hat on a hen. He puts a rope to the eye of a needle. He seeks water in the sea. He roasts snow in a furnace. He runs against the point of a spear. He seeks wool on an ass. He speaks of things more ancient than chaos. He sprinkles incense on a dunghill. He strikes with a straw. He takes a spear to kill a fley. He takes the bull by the horns. He takes oil to extinguish the fire. He takes the spring from the year. He washes his sheep with scalding water. He washes the Ethiopian. (Bohn II, 65.) *42 Die Luft verfälschen. - Eiselein, 435. Lat.: Crepitu ventris. (Eiselein, 435.) *43 Doss wiel ich ei de Luft geredt hon. - Robinson, 235; Gomolcke, 362. Es soll nichts gelten, ich lege kein Gewicht darauf oder auch: ich will nicht, dass man weiter davon spreche .... "Doch das wiel ich in die Lufft geredet haben." (Keller, 148a.) *44 Einen an die Luft setzen. In heitern Tagen ist nichts angenehmer, als wenn uns etwas Wind zugeweht wird. Personen, die in Ohnmacht gefallen, pflegt man besonders mit Erweiterung der engen Kleider die Athmung zu erleichtern. Die Redensart wird aber auch in dem Sinne angewandt: Jemand auf die Gasse, vor die Thür befördern, ausser Wohnung bringen. *45 Er lebt von der Luft und füttert seinen Hund mit Anschlägen. *46 Er wird in der Luft das Luftschöpfen vergessen. - Parömiakon, 11. Nämlich am Galgen. *47 Es ist aus der Luft gegriffen. - Eiselein, 435. *48 Es liegt in der Luft. Von Ideen, die plötzlich an verschiedenen Orten gleichzeitig, wie Krankheiten, Volksbewegungen und dergleichen hervortreten. *49 Etwas aus der Luft greifen. - Frischbier2, 2472. *50 Hier ist die Luft nicht rein. Man kann mit der Sache, Sprache nicht heraus, es sind Rücksichten auf Anwesende zu nehmen. Holl.: De lucht is daar niet klaar (helder, zuiver). (Harrebomee, II, 38.) *51 Himmelblaue Luft. - Schütze, I, 112. In Hamburg: Spöttische Bezeichnung solcher Dirnen, die in übelm Rufe stehen. *52 In d' Lüft'n (oder: in allen Lüften) daher kommen. - Schöpf, 402. Beinahe fliegend, flugs.
[Spaltenumbruch] 10 Die Luft macht der Orte leibeigene Leute. – Hertius, 401; Graf, 59, 243. 11 Die Luft macht (leib)eigen. – Eisenhart, 74; Hertius, 401; Pistor., I, 56; Hillebrand, 46, 25; Körte, 3956 u. 4976; Eiselein, 435; Simrock, 4028; Möser, III, 337; Graf, 59, 242; Grimm, Rechtsalt., 399; Braun, I, 2399. Nämlich da, wo Leibeigenschaft besteht. In Deutschland weht diese Luft nicht mehr. – Der Mensch geräth entweder sogleich nach seiner Geburt in Leibeigenschaft, wenn er von leibeigenen Aeltern geboren wird, oder er begeht eine Handlung, die ihn seiner Freiheit beraubt. Dies kann z. B. schon dadurch geschehen, und davon ist eben in diesem Sprichwort die Rede, wenn er sich an einem Orte niederlässt, wo die Leibeigenschaft besteht. Es geschah aber in der Regel erst nach einem freien Aufenthalte von Jahr und Tag in der „unfreien Luft“. (Loysel, 39.) Frz.: L'air rend esclave. (Loysel, 39.) 12 Die Luft macht frei. – Hillebrand, 27, 35; Gaupp, I, XXXIX; Grimm, Rechtsalt., 337. Nach dem mittelalterlichen Städterecht konnte ein Unfreier, welcher Jahr und Tag (d. i. genau ein Jahr sechs Wochen und drei Tage) unangefochten in einer Stadt gewohnt hatte, von niemand mehr als Höriger in Anspruch genommen werden. 13 Die Luft zehrt. Bewegung in freier Luft erzeugt und erhöht die Esslust. Die Russen sagen: Die Luft hat einen scharfen Zahn, der schon manchen Palast zerbissen hat. (Altmann VI, 502.) 14 Gesunde Luft macht die Aerzte arm. Dän.: Sund luft giør lægen arm. (Prov. dan., 430.) Schwed.: Sund luft giör läckjaren arm. (Grubb, 771.) 15 In die Luft bauen ist umsonst bauen. – Parömiakon, 465. 16 In die rauhe Luft haucht die Rose keinen Duft. 17 Je höher in de Luft ebuet werd, je ärger kümt er de Wind gegen. – Schambach, II, 248. 18 Je mehr Luft im Wein, desto mehr schäumt er. 19 Kühle Luft erquickt wol, löscht aber den Durst nicht. Schöne Worte ersetzen Wohlthaten nicht. 20 Luft ist Luft, sagte der Pfaff, und liess einen streichen. 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He is makin clothes for fishes. He is ploughing a rock. He is sowing on the sand. He is teaching an old woman to dance. He is teaching a pig to play on a flute. He is teaching iron to swim. He is washing the crow. He is making ropes of sand. He measures a twig. He numbers the waves. He opens the door with an axe. He paints the dead. He paves the meadow. He ploughs the air. He puts a hat on a hen. He puts a rope to the eye of a needle. He seeks water in the sea. He roasts snow in a furnace. He runs against the point of a spear. He seeks wool on an ass. He speaks of things more ancient than chaos. He sprinkles incense on a dunghill. He strikes with a straw. He takes a spear to kill a fley. He takes the bull by the horns. He takes oil to extinguish the fire. He takes the spring from the year. He washes his sheep with scalding water. He washes the Ethiopian. 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10 Die Luft macht der Orte leibeigene Leute. – Hertius, 401; Graf, 59, 243.
11 Die Luft macht (leib)eigen. – Eisenhart, 74; Hertius, 401; Pistor., I, 56; Hillebrand, 46, 25; Körte, 3956 u. 4976; Eiselein, 435; Simrock, 4028; Möser, III, 337; Graf, 59, 242; Grimm, Rechtsalt., 399; Braun, I, 2399.
Nämlich da, wo Leibeigenschaft besteht. In Deutschland weht diese Luft nicht mehr. – Der Mensch geräth entweder sogleich nach seiner Geburt in Leibeigenschaft, wenn er von leibeigenen Aeltern geboren wird, oder er begeht eine Handlung, die ihn seiner Freiheit beraubt. Dies kann z. B. schon dadurch geschehen, und davon ist eben in diesem Sprichwort die Rede, wenn er sich an einem Orte niederlässt, wo die Leibeigenschaft besteht. Es geschah aber in der Regel erst nach einem freien Aufenthalte von Jahr und Tag in der „unfreien Luft“. (Loysel, 39.)
Frz.: L'air rend esclave. (Loysel, 39.)
12 Die Luft macht frei. – Hillebrand, 27, 35; Gaupp, I, XXXIX; Grimm, Rechtsalt., 337.
Nach dem mittelalterlichen Städterecht konnte ein Unfreier, welcher Jahr und Tag (d. i. genau ein Jahr sechs Wochen und drei Tage) unangefochten in einer Stadt gewohnt hatte, von niemand mehr als Höriger in Anspruch genommen werden.
13 Die Luft zehrt.
Bewegung in freier Luft erzeugt und erhöht die Esslust. Die Russen sagen: Die Luft hat einen scharfen Zahn, der schon manchen Palast zerbissen hat. (Altmann VI, 502.)
14 Gesunde Luft macht die Aerzte arm.
Dän.: Sund luft giør lægen arm. (Prov. dan., 430.)
Schwed.: Sund luft giör läckjaren arm. (Grubb, 771.)
15 In die Luft bauen ist umsonst bauen. – Parömiakon, 465.
16 In die rauhe Luft haucht die Rose keinen Duft.
17 Je höher in de Luft ebuet werd, je ärger kümt er de Wind gegen. – Schambach, II, 248.
18 Je mehr Luft im Wein, desto mehr schäumt er.
19 Kühle Luft erquickt wol, löscht aber den Durst nicht.
Schöne Worte ersetzen Wohlthaten nicht.
20 Luft ist Luft, sagte der Pfaff, und liess einen streichen.
Holl.: Al eene lucht, zei de bagijn, en de paap liet er een vliegen. (Harrebomée, II, 39.)
21 Lüfte bringen Düfte.
22 Man kann nicht von der Luft leben. – Mayer, I, 210.
Engl.: A man cannot live by the air. (Bohn II, 66.)
23 Man würde die Luft versteuern müssen, könnte man nur einen Schlagbaum anlegen.
Die Russen sagen in demselben Sinne: Gäbe es eine Methquelle, du müsstest Obrok zahlen, wenn du aus ihr schöpfen wolltest. (Altmann VI, 479.)
24 Ohne frische Luft stinkt der feinste Duft.
In einem Raume, wo die frische Luft und in einem Staate, wo die öffentliche Meinung ihre Wirkung nicht äussern kann, muss am Ende alles stinkend werden.
25 Ohne Luft brennt kein Licht.
„Wenn man eine Later(n) oben deckt, das die Flam kein athem kann finden, so mus das liecht endlich verschwinden.“ (Froschm., M.)
26 Reine Luft ist halbes Leben (halbe Kost).
Dän.: God luft hielper til god sundhed. (Prov. dan., 398.)
27 Verleihe Luft, Herr, oder ich muss verschmelzen! sä de Ulnspêgel, on hadd söck en e Föschernett gewöckelt. (Alt-Pillau.)
28 Von der Luft (allein) kann man nicht leben. – Herberger, I, 628; Simrock, 6626; Braun, I, 2402.
In Luzern: Me cha nid vo der Luft lebe. – „So kan man doch des luffts nit leben.“ (Waldis, II, 79, 20.)
29 Von der Luft wird man nicht satt.
Die Russen behaupten sogar: Von der Luft wird keine Dirne schwanger. (Altmann VI, 422.)
30 Während man sich der ruhigen Luft freut, ist ein Sturm unterwegs.
Aehnlich sagt man in Abyssinien: Wenn man sich eben noch der reinen Luft freut, dann ist schon der Harmattan im Anzuge. (Altmann II.)
31 Was die Luft nicht ausplaudern soll, muss man ihr nicht erzählen.
32 Wenn er auch verändert die Luft, es bleibt der Schuft.
Holl.: Al verandert men van luchtstreek, men verandert niet van gemoed. (Harrebomée, II, 38.)
33 Wer in die Lufft speyet, der bespeyet sein eigen Angesicht. – Petri, II, 724.
34 Wer von Luft schwanger ist, kann nur Wind gebären. – Winckler, III, 18.
Holl.: Die zwanger van lucht is, wat kan hij anders den wind baren. (Harrebomée, II, 38.)
*35 Das ist aus der Luft gegriffen. – Tendlau, 83; Eiselein, 435; Braun, I, 2401.
Vernünftiger Begründung ermangelnd. In Pommern: Dat is ût de Luft grepen. (Dähnert, 288a.)
*36 Das ist wie wenn die Luft unter die Federn kommt. (Rottenburg.)
*37 Dat hät dä us der Luet geschäpp. (Bedburg.)
Holl.: Dat is uit de lucht gegrepen. (Harrebomée, II, 38.)
*38 De Luft het em 's Dach gno. – Sutermeister, 94.
*39 Die Luft ist (wieder) rein.
Die Gefahr ist vorüber, es ist nichts Besonderes von einer Entdeckung zu fürchten. Wird in Schlesien sehr häufig gebraucht, wenn z. B. kein Steueraufseher gemerkt wird und man die steuerbaren Artikel ohne Gefahr unversteuert in die Stadt bringen zu können glaubt. Von dem Zustande der Luft bei pestartigen Krankheiten entlehnt.
*40 Die Luft mit Löffeln messen. – Luther.
*41 Die Luft peitschen. – Altmann VI, 516.
Um nutzloses, verkehrtes, zweckwidriges u. s. w. Thun zu bezeichnen, haben die Engländer eine Menge Redensarten, die ich hier, frühere Artikel ergänzend (s. Aal 21, Eule 77 und Frosch 87), folgen lasse: He brings his machines after the war is over. He is building a bridge over the sea. He catches the wind with a net. He changes a fly into an elephant. He chastises the dead. He cleaves the clouds. He demands tribute of the dead. He digs the well at the river. He draws water with a sieve. He is erecting broken ports. He gives straw to his dog and bones to his ass. He holds a lookingglass to a mole. He holds the serpent by the tail. He is makin clothes for fishes. He is ploughing a rock. He is sowing on the sand. He is teaching an old woman to dance. He is teaching a pig to play on a flute. He is teaching iron to swim. He is washing the crow. He is making ropes of sand. He measures a twig. He numbers the waves. He opens the door with an axe. He paints the dead. He paves the meadow. He ploughs the air. He puts a hat on a hen. He puts a rope to the eye of a needle. He seeks water in the sea. He roasts snow in a furnace. He runs against the point of a spear. He seeks wool on an ass. He speaks of things more ancient than chaos. He sprinkles incense on a dunghill. He strikes with a straw. He takes a spear to kill a fley. He takes the bull by the horns. He takes oil to extinguish the fire. He takes the spring from the year. He washes his sheep with scalding water. He washes the Ethiopian. (Bohn II, 65.)
*42 Die Luft verfälschen. – Eiselein, 435.
Lat.: Crepitu ventris. (Eiselein, 435.)
*43 Doss wiel ich ei de Luft geredt hon. – Robinson, 235; Gomolcke, 362.
Es soll nichts gelten, ich lege kein Gewicht darauf oder auch: ich will nicht, dass man weiter davon spreche .... „Doch das wiel ich in die Lufft geredet haben.“ (Keller, 148a.)
*44 Einen an die Luft setzen.
In heitern Tagen ist nichts angenehmer, als wenn uns etwas Wind zugeweht wird. Personen, die in Ohnmacht gefallen, pflegt man besonders mit Erweiterung der engen Kleider die Athmung zu erleichtern. Die Redensart wird aber auch in dem Sinne angewandt: Jemand auf die Gasse, vor die Thür befördern, ausser Wohnung bringen.
*45 Er lebt von der Luft und füttert seinen Hund mit Anschlägen.
*46 Er wird in der Luft das Luftschöpfen vergessen. – Parömiakon, 11.
Nämlich am Galgen.
*47 Es ist aus der Luft gegriffen. – Eiselein, 435.
*48 Es liegt in der Luft.
Von Ideen, die plötzlich an verschiedenen Orten gleichzeitig, wie Krankheiten, Volksbewegungen und dergleichen hervortreten.
*49 Etwas aus der Luft greifen. – Frischbier2, 2472.
*50 Hier ist die Luft nicht rein.
Man kann mit der Sache, Sprache nicht heraus, es sind Rücksichten auf Anwesende zu nehmen.
Holl.: De lucht is daar niet klaar (helder, zuiver). (Harrebomée, II, 38.)
*51 Himmelblaue Luft. – Schütze, I, 112.
In Hamburg: Spöttische Bezeichnung solcher Dirnen, die in übelm Rufe stehen.
*52 In d' Lüft'n (oder: in allen Lüften) daher kommen. – Schöpf, 402.
Beinahe fliegend, flugs.
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