Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 5 Lustig, der Vatter hat das Hauss verkaufft, die Mutter die Schewer abgebrandt. - Gruter, III, 64; Lehmann, II, 380, 71; Simrock, 6701. 6 Lustig gelebt und selig gestorben, heisst dem Teufel die Rechnung verdorben. - Braun, I, 2446; Birlinger, 359. 7 Lustig, ich hab' noch Gelds genug, hab' noch die Ochsen sammt dem Pflug; eh' ich mein'n Hof werd' ganz verzehren, wird mir das Glück was andres bescheren. Eine Hausinschrift in der Schweiz aus dem Jahre 1670. (Hertz, 26.) 8 Lustig ihr Brüder, ein reiches Weib bringt alles wieder. Frz.: Courage, un bon mariage payera tout. (Moscherrosch, 383.) 9 Lustig in der Halle, die Bärte wackeln alle. Dies Sprichwort ist englischen Ursprungs. Die Entstehung desselben wird in einem alten Buche bei Schilderung des Weihnachtsfestes, wie es vor zweihundert Jahren gefeiert wurde, wie folgt erzählt: "Einst vor alten Zeiten gab es noch Gastfreundschaft im Lande. Wenn der Weihnachtstag erschien, sah ein englischer Edelmann alle seine Pächter und Nachbarn mit Tagesanbruch in seine Halle treten. Das starke Bier wurde angezapft, und die vollen Humpen gingen herum, mit geröstetem Brot, Zucker, Muskatnuss und gutem Chesterkäse. Die Stuben waren mit Epheu u. s. w. ausgeschmückt, und ein prasselnder Weihnachts-Kloben lag im Kamin und glühte wie die Backen einer Dorfmilchmagd. Das Zinn war so blank wie ein geputztes Fräulein, und jedes Stück Kupfergeschirr leuchtete wie der schmuckste Edelmann. Die Diener rannten hin und her mit fröhlichen Herzen und heitern Gesichtern; alle waren geschäftig, die Gäste zu bewillkommnen, und sahen so zierlich aus, wie frisch geleckte junge Hunde. Die Dirnen waren so munter und blühend, wie die Mädchen zur Zeit der guten Königin Elisabeth, als sie noch gebratene Hammelkeulen zum Frühstück assen. Grete trippelte herum, um für Hans Brot zu rösten, und Hans lief, als wenn ihm der Kopf brennte, um für Greten eine Kanne Ale zu zapfen." Weiter heisst es: "Das grosse Fest (Weihnachtsfest) wurde in frühern Zeiten in England mit so vieler Freiheit und einem so offenen Herzen gefeiert, dass in der Nachbarschaft eines Edelmanns jedermann wenigstens einen Tag des Weihnachtsfestes vergnügt zubrachte. Die Tafeln waren von Anfang bis zu Ende besetzt. Rindsbraten, Fleischpasteten, Rosinensuppe, Kapaunen, Truthähne, Gänse und Rosinen-Puddings, alles wurde aufgesetzt, und ein jeder, der einen guten Magen und ein scharfes Messer mitbrachte, war willkommen, wodurch das Sprichwort entstand: >Lustig in der Halle, die Bärte wackeln alle.< Damals gebrauchte man, den Bratspiess zu drehen, Leute, die nach dem Mittagsessen so schwarz und fettig waren, wie ein welscher Suppentopf; allein die Bratenwender haben sie alle verdrängt. Die Gänse, die man sonst für ehrliche Nachbarsleute mästete, wurden in letzter Zeit nach London gesandt, und aus den Kielen schnitt man Federn, um den Wirth um Hab' und Gut zu schreiben. Die Schafe wurden fortgetrieben und zu Gelde gemacht, um die beim Würfel- oder Kartenspiel gemachten Schulden zu bezahlen, und aus den Fellen machte man Pergament zu Schuldverschreibungen und Pfandbriefen; ja sogar die armen unschuldigen Bienen, die sonst dem Gutsherrn jährlich ihren Tribut in gutem Meth abtrugen, zum grossen Behagen seiner Gäste, und deren Wachs zu Heilpflastern für kranke Nachbarn verwendet wurde, müssen es jetzt in Siegellack verwandelt sehen, um Verschreibungen, die ihren Herrn ruiniren, damit zu siegeln." 10 Lustig in Ehren kann (darf) niemand wehren. - Pistor., VI, 72; Sutor, 287; Simrock, 6698; Körte, 3991; Chaos, 316; Mayer, I, 125; Braun, I, 2444. Lat.: Ad sua regna viam, nec sydera segnibus offert, non nisi per multos voluit Deus esse labores. (Sutor, 287.) 11 Lustig ist das Freien ohne Zierereien. Engl.: Happy is the wooing that is not long a doing. 12 Lustig, sagte Hans, morgen haben wir wieder nichts. - Hoefer, 425. Engl.: Who does sing so merry a note as he that cannot change a groat. (Gaal, 840.) 13 Lustig sein, ist des Weins Gerechtigkeit. - Simrock, 6699; Körte, 3992; Braun, I, 2445. 14 Lustig sind wir zusammenkommen und lustig wollen wir scheiden, sagte der Mann, als seine Frau im Sterben lag; da hatte er Dudelsack und Schalmei bestellt. Engl.: Merry meet, merry part. (Bohn II, 115.) 15 Lustig und kein Geld ist eine Gabe Gottes. [Spaltenumbruch] 16 Lustig up, traurig af. - Schambach, II, 290. Engl.: Merry is the feast-making till we come to the reckoning. (Bohn II, 115.) 17 Lustig, vber hundert Jahr sind die Heiden hier. - Lehmann, II, 380, 72; Gruter, III, 64; Simrock, 6702. 18 Lustig, weil wir ledig sind, wird uns bald vergehen, wenn sieben in den Wiegen sind und achte darum stehen. 19 Lustig wenn wir ledig sind, traurig wenn wir hausen, wenn die Kinder um Pappen schrein, Mutter, thu' mir lausen. 20 Mancher macht sich lustig, wie ein Affe an der Stang. - Lehmann, 209, 10. 21 Sei lustig und fröhlich und niemand beschwerlich. (Weingarten.) - Birlinger, 358. 22 Wer lustig kann leben und selig weiss zu sterben, der kann dem Teufel das Spiel verderben. 23 Wer lustig lebt, der thuet übel haushalte. (Aargau.) 24 Wer lustig sein will in jedem Fall, dem wird die Kräh' zur Nachtigall. 25 Wiltu früh fein lustig seyn, nimm den Abend wenig ein. - Petri, II, 794. *26 Er ist so lustig, als wenn's zum Tanz ginge. Frz.: Il est fou comme le branle-gai. (Lendroy, 2278.) *27 Er ist so lustig und munter jetzt, als hätte man ihn auf ein türkisches Pferd gesetzt. (Polen.) Die türkischen Pferde gehören zu den besten Reitpferden. *28 Er macht sich lustig, wie ein Affe an der Stange. Holl.: Hij is zoo blij als een kermisduivel. (Harrebomee, I, 395b.) *29 Es ist lustig zu sehen, als wie der Küfer, der in ein Fass schlüpfft vnnd steckt das Licht in Hindern. - Lehmann, 818, 22. *30 Es ist so lostig wie im Himmel vorossa1. - Sutermeister, 95. 1) Vorusse = daraussen, ausser dem Hause. (Stalder, I, 391.) *31 Lustig, murgen hober wieder nischte. (Schles.) - Gomolcke, 1171; Robinson, 749; für Mecklenburg: Raabe, 23; hochdeutsch bei Simrock, 6700; Chaos, 743. Der Sinn ist ein wesentlich verschiedener, wenn "haben" oder "wieder" betont wird. Die Bergamasken: Lustig, der Teufel ist todt. - Lustig, zum Weinen ist's immer Zeit. (Reinsberg II, 148.) *32 Lustig wie der Fisch im Wasser. *33 Lustig wie ein Buchfink. (Wien.) *34 Lustig wie ein Floh im Ohr. Dän.: Lustig som en loppe i öret. (Prov. dan., 496.) *35 Lustig wie ein Maikäfer. *36 Lustig wie ein nasser Sonntag. *37 Lustig wie eine Amsel. - Th. Mundt, Thomas Münzer, 1841. *38 Lustig wie faul öpfel auf dem stro. - Fischart, Trostb., in Kloster, X, 659. Lustig (Subst.). * Das ist (ein) Bruder Lustig. Zur Bezeichnung eines "fidelen Kerls" wird die polnische Redensart: Choc bieda to hoc, auch von den dortigen Juden häufig gebraucht. Lustiger. 1 Die Lustigen gehen voran. Bei Begräbnissen solcher, die man nicht betrauert, und welche erfreuten Verwandten ein hübsches Erbe hinterlassen. 2 Einem Lustigen ist gut aufspielen. - Horn, Spinnstube, 1846, S. 193. Lustkugel. Wenn die Lustkugel (beim Feuerwerk) am schönsten leuchtet, so zerspringt sie. - Parömiakon, 3186. Lüstlein. Wann man dess Listleins spielt, so darffstu keinen an eines weibs statt stellen. - Lehmann, II, 831, 81. Lüstling. Dem Lüstling ist ein Weib ohne Hemd nicht nackt genug. - Altmann VI, 432. [Spaltenumbruch] 5 Lustig, der Vatter hat das Hauss verkaufft, die Mutter die Schewer abgebrandt. – Gruter, III, 64; Lehmann, II, 380, 71; Simrock, 6701. 6 Lustig gelebt und selig gestorben, heisst dem Teufel die Rechnung verdorben. – Braun, I, 2446; Birlinger, 359. 7 Lustig, ich hab' noch Gelds genug, hab' noch die Ochsen sammt dem Pflug; eh' ich mein'n Hof werd' ganz verzehren, wird mir das Glück was andres bescheren. Eine Hausinschrift in der Schweiz aus dem Jahre 1670. (Hertz, 26.) 8 Lustig ihr Brüder, ein reiches Weib bringt alles wieder. Frz.: Courage, un bon mariage payera tout. (Moscherrosch, 383.) 9 Lustig in der Halle, die Bärte wackeln alle. Dies Sprichwort ist englischen Ursprungs. Die Entstehung desselben wird in einem alten Buche bei Schilderung des Weihnachtsfestes, wie es vor zweihundert Jahren gefeiert wurde, wie folgt erzählt: „Einst vor alten Zeiten gab es noch Gastfreundschaft im Lande. Wenn der Weihnachtstag erschien, sah ein englischer Edelmann alle seine Pächter und Nachbarn mit Tagesanbruch in seine Halle treten. Das starke Bier wurde angezapft, und die vollen Humpen gingen herum, mit geröstetem Brot, Zucker, Muskatnuss und gutem Chesterkäse. Die Stuben waren mit Epheu u. s. w. ausgeschmückt, und ein prasselnder Weihnachts-Kloben lag im Kamin und glühte wie die Backen einer Dorfmilchmagd. Das Zinn war so blank wie ein geputztes Fräulein, und jedes Stück Kupfergeschirr leuchtete wie der schmuckste Edelmann. Die Diener rannten hin und her mit fröhlichen Herzen und heitern Gesichtern; alle waren geschäftig, die Gäste zu bewillkommnen, und sahen so zierlich aus, wie frisch geleckte junge Hunde. Die Dirnen waren so munter und blühend, wie die Mädchen zur Zeit der guten Königin Elisabeth, als sie noch gebratene Hammelkeulen zum Frühstück assen. Grete trippelte herum, um für Hans Brot zu rösten, und Hans lief, als wenn ihm der Kopf brennte, um für Greten eine Kanne Ale zu zapfen.“ Weiter heisst es: „Das grosse Fest (Weihnachtsfest) wurde in frühern Zeiten in England mit so vieler Freiheit und einem so offenen Herzen gefeiert, dass in der Nachbarschaft eines Edelmanns jedermann wenigstens einen Tag des Weihnachtsfestes vergnügt zubrachte. Die Tafeln waren von Anfang bis zu Ende besetzt. Rindsbraten, Fleischpasteten, Rosinensuppe, Kapaunen, Truthähne, Gänse und Rosinen-Puddings, alles wurde aufgesetzt, und ein jeder, der einen guten Magen und ein scharfes Messer mitbrachte, war willkommen, wodurch das Sprichwort entstand: ›Lustig in der Halle, die Bärte wackeln alle.‹ Damals gebrauchte man, den Bratspiess zu drehen, Leute, die nach dem Mittagsessen so schwarz und fettig waren, wie ein welscher Suppentopf; allein die Bratenwender haben sie alle verdrängt. Die Gänse, die man sonst für ehrliche Nachbarsleute mästete, wurden in letzter Zeit nach London gesandt, und aus den Kielen schnitt man Federn, um den Wirth um Hab' und Gut zu schreiben. Die Schafe wurden fortgetrieben und zu Gelde gemacht, um die beim Würfel- oder Kartenspiel gemachten Schulden zu bezahlen, und aus den Fellen machte man Pergament zu Schuldverschreibungen und Pfandbriefen; ja sogar die armen unschuldigen Bienen, die sonst dem Gutsherrn jährlich ihren Tribut in gutem Meth abtrugen, zum grossen Behagen seiner Gäste, und deren Wachs zu Heilpflastern für kranke Nachbarn verwendet wurde, müssen es jetzt in Siegellack verwandelt sehen, um Verschreibungen, die ihren Herrn ruiniren, damit zu siegeln.“ 10 Lustig in Ehren kann (darf) niemand wehren. – Pistor., VI, 72; Sutor, 287; Simrock, 6698; Körte, 3991; Chaos, 316; Mayer, I, 125; Braun, I, 2444. Lat.: Ad sua regna viam, nec sydera segnibus offert, non nisi per multos voluit Deus esse labores. (Sutor, 287.) 11 Lustig ist das Freien ohne Zierereien. Engl.: Happy is the wooing that is not long a doing. 12 Lustig, sagte Hans, morgen haben wir wieder nichts. – Hoefer, 425. Engl.: Who does sing so merry a note as he that cannot change a groat. (Gaal, 840.) 13 Lustig sein, ist des Weins Gerechtigkeit. – Simrock, 6699; Körte, 3992; Braun, I, 2445. 14 Lustig sind wir zusammenkommen und lustig wollen wir scheiden, sagte der Mann, als seine Frau im Sterben lag; da hatte er Dudelsack und Schalmei bestellt. Engl.: Merry meet, merry part. (Bohn II, 115.) 15 Lustig und kein Geld ist eine Gabe Gottes. [Spaltenumbruch] 16 Lustig up, trûrig af. – Schambach, II, 290. Engl.: Merry is the feast-making till we come to the reckoning. (Bohn II, 115.) 17 Lustig, vber hundert Jahr sind die Heiden hier. – Lehmann, II, 380, 72; Gruter, III, 64; Simrock, 6702. 18 Lustig, weil wir ledig sind, wird uns bald vergehen, wenn sieben in den Wiegen sind und achte darum stehen. 19 Lustig wenn wir ledig sind, traurig wenn wir hausen, wenn die Kinder um Pappen schrein, Mutter, thu' mir lausen. 20 Mancher macht sich lustig, wie ein Affe an der Stang. – Lehmann, 209, 10. 21 Sei lustig und fröhlich und niemand beschwerlich. (Weingarten.) – Birlinger, 358. 22 Wer lustig kann leben und selig weiss zu sterben, der kann dem Teufel das Spiel verderben. 23 Wer lustig lebt, der thuet übel haushalte. (Aargau.) 24 Wer lustig sein will in jedem Fall, dem wird die Kräh' zur Nachtigall. 25 Wiltu früh fein lustig seyn, nimm den Abend wenig ein. – Petri, II, 794. *26 Er ist so lustig, als wenn's zum Tanz ginge. Frz.: Il est fou comme le branle-gai. 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Grete trippelte herum, um für Hans Brot zu rösten, und Hans lief, als wenn ihm der Kopf brennte, um für Greten eine Kanne Ale zu zapfen.“ Weiter heisst es: „Das grosse Fest (Weihnachtsfest) wurde in frühern Zeiten in England mit so vieler Freiheit und einem so offenen Herzen gefeiert, dass in der Nachbarschaft eines Edelmanns jedermann wenigstens einen Tag des Weihnachtsfestes vergnügt zubrachte. Die Tafeln waren von Anfang bis zu Ende besetzt. Rindsbraten, Fleischpasteten, Rosinensuppe, Kapaunen, Truthähne, Gänse und Rosinen-Puddings, alles wurde aufgesetzt, und ein jeder, der einen guten Magen und ein scharfes Messer mitbrachte, war willkommen, wodurch das Sprichwort entstand: ›Lustig in der Halle, die Bärte wackeln alle.‹ Damals gebrauchte man, den Bratspiess zu drehen, Leute, die nach dem Mittagsessen so schwarz und fettig waren, wie ein welscher Suppentopf; allein die Bratenwender haben sie alle verdrängt. 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5 Lustig, der Vatter hat das Hauss verkaufft, die Mutter die Schewer abgebrandt. – Gruter, III, 64; Lehmann, II, 380, 71; Simrock, 6701.
6 Lustig gelebt und selig gestorben, heisst dem Teufel die Rechnung verdorben. – Braun, I, 2446; Birlinger, 359.
7 Lustig, ich hab' noch Gelds genug, hab' noch die Ochsen sammt dem Pflug; eh' ich mein'n Hof werd' ganz verzehren, wird mir das Glück was andres bescheren.
Eine Hausinschrift in der Schweiz aus dem Jahre 1670. (Hertz, 26.)
8 Lustig ihr Brüder, ein reiches Weib bringt alles wieder.
Frz.: Courage, un bon mariage payera tout. (Moscherrosch, 383.)
9 Lustig in der Halle, die Bärte wackeln alle.
Dies Sprichwort ist englischen Ursprungs. Die Entstehung desselben wird in einem alten Buche bei Schilderung des Weihnachtsfestes, wie es vor zweihundert Jahren gefeiert wurde, wie folgt erzählt: „Einst vor alten Zeiten gab es noch Gastfreundschaft im Lande. Wenn der Weihnachtstag erschien, sah ein englischer Edelmann alle seine Pächter und Nachbarn mit Tagesanbruch in seine Halle treten. Das starke Bier wurde angezapft, und die vollen Humpen gingen herum, mit geröstetem Brot, Zucker, Muskatnuss und gutem Chesterkäse. Die Stuben waren mit Epheu u. s. w. ausgeschmückt, und ein prasselnder Weihnachts-Kloben lag im Kamin und glühte wie die Backen einer Dorfmilchmagd. Das Zinn war so blank wie ein geputztes Fräulein, und jedes Stück Kupfergeschirr leuchtete wie der schmuckste Edelmann. Die Diener rannten hin und her mit fröhlichen Herzen und heitern Gesichtern; alle waren geschäftig, die Gäste zu bewillkommnen, und sahen so zierlich aus, wie frisch geleckte junge Hunde. Die Dirnen waren so munter und blühend, wie die Mädchen zur Zeit der guten Königin Elisabeth, als sie noch gebratene Hammelkeulen zum Frühstück assen. Grete trippelte herum, um für Hans Brot zu rösten, und Hans lief, als wenn ihm der Kopf brennte, um für Greten eine Kanne Ale zu zapfen.“ Weiter heisst es: „Das grosse Fest (Weihnachtsfest) wurde in frühern Zeiten in England mit so vieler Freiheit und einem so offenen Herzen gefeiert, dass in der Nachbarschaft eines Edelmanns jedermann wenigstens einen Tag des Weihnachtsfestes vergnügt zubrachte. Die Tafeln waren von Anfang bis zu Ende besetzt. Rindsbraten, Fleischpasteten, Rosinensuppe, Kapaunen, Truthähne, Gänse und Rosinen-Puddings, alles wurde aufgesetzt, und ein jeder, der einen guten Magen und ein scharfes Messer mitbrachte, war willkommen, wodurch das Sprichwort entstand: ›Lustig in der Halle, die Bärte wackeln alle.‹ Damals gebrauchte man, den Bratspiess zu drehen, Leute, die nach dem Mittagsessen so schwarz und fettig waren, wie ein welscher Suppentopf; allein die Bratenwender haben sie alle verdrängt. Die Gänse, die man sonst für ehrliche Nachbarsleute mästete, wurden in letzter Zeit nach London gesandt, und aus den Kielen schnitt man Federn, um den Wirth um Hab' und Gut zu schreiben. Die Schafe wurden fortgetrieben und zu Gelde gemacht, um die beim Würfel- oder Kartenspiel gemachten Schulden zu bezahlen, und aus den Fellen machte man Pergament zu Schuldverschreibungen und Pfandbriefen; ja sogar die armen unschuldigen Bienen, die sonst dem Gutsherrn jährlich ihren Tribut in gutem Meth abtrugen, zum grossen Behagen seiner Gäste, und deren Wachs zu Heilpflastern für kranke Nachbarn verwendet wurde, müssen es jetzt in Siegellack verwandelt sehen, um Verschreibungen, die ihren Herrn ruiniren, damit zu siegeln.“
10 Lustig in Ehren kann (darf) niemand wehren. – Pistor., VI, 72; Sutor, 287; Simrock, 6698; Körte, 3991; Chaos, 316; Mayer, I, 125; Braun, I, 2444.
Lat.: Ad sua regna viam, nec sydera segnibus offert, non nisi per multos voluit Deus esse labores. (Sutor, 287.)
11 Lustig ist das Freien ohne Zierereien.
Engl.: Happy is the wooing that is not long a doing.
12 Lustig, sagte Hans, morgen haben wir wieder nichts. – Hoefer, 425.
Engl.: Who does sing so merry a note as he that cannot change a groat. (Gaal, 840.)
13 Lustig sein, ist des Weins Gerechtigkeit. – Simrock, 6699; Körte, 3992; Braun, I, 2445.
14 Lustig sind wir zusammenkommen und lustig wollen wir scheiden, sagte der Mann, als seine Frau im Sterben lag; da hatte er Dudelsack und Schalmei bestellt.
Engl.: Merry meet, merry part. (Bohn II, 115.)
15 Lustig und kein Geld ist eine Gabe Gottes.
16 Lustig up, trûrig af. – Schambach, II, 290.
Engl.: Merry is the feast-making till we come to the reckoning. (Bohn II, 115.)
17 Lustig, vber hundert Jahr sind die Heiden hier. – Lehmann, II, 380, 72; Gruter, III, 64; Simrock, 6702.
18 Lustig, weil wir ledig sind, wird uns bald vergehen, wenn sieben in den Wiegen sind und achte darum stehen.
19 Lustig wenn wir ledig sind, traurig wenn wir hausen, wenn die Kinder um Pappen schrein, Mutter, thu' mir lausen.
20 Mancher macht sich lustig, wie ein Affe an der Stang. – Lehmann, 209, 10.
21 Sei lustig und fröhlich und niemand beschwerlich. (Weingarten.) – Birlinger, 358.
22 Wer lustig kann leben und selig weiss zu sterben, der kann dem Teufel das Spiel verderben.
23 Wer lustig lebt, der thuet übel haushalte. (Aargau.)
24 Wer lustig sein will in jedem Fall, dem wird die Kräh' zur Nachtigall.
25 Wiltu früh fein lustig seyn, nimm den Abend wenig ein. – Petri, II, 794.
*26 Er ist so lustig, als wenn's zum Tanz ginge.
Frz.: Il est fou comme le branle-gai. (Lendroy, 2278.)
*27 Er ist so lustig und munter jetzt, als hätte man ihn auf ein türkisches Pferd gesetzt. (Polen.)
Die türkischen Pferde gehören zu den besten Reitpferden.
*28 Er macht sich lustig, wie ein Affe an der Stange.
Holl.: Hij is zoo blij als een kermisduivel. (Harrebomée, I, 395b.)
*29 Es ist lustig zu sehen, als wie der Küfer, der in ein Fass schlüpfft vnnd steckt das Licht in Hindern. – Lehmann, 818, 22.
*30 Es ist so lostig wie im Himmel vorossa1. – Sutermeister, 95.
1) Vorusse = daraussen, ausser dem Hause. (Stalder, I, 391.)
*31 Lustig, murgen hober wieder nischte. (Schles.) – Gomolcke, 1171; Robinson, 749; für Mecklenburg: Raabe, 23; hochdeutsch bei Simrock, 6700; Chaos, 743.
Der Sinn ist ein wesentlich verschiedener, wenn „haben“ oder „wieder“ betont wird. Die Bergamasken: Lustig, der Teufel ist todt. – Lustig, zum Weinen ist's immer Zeit. (Reinsberg II, 148.)
*32 Lustig wie der Fisch im Wasser.
*33 Lustig wie ein Buchfink. (Wien.)
*34 Lustig wie ein Floh im Ohr.
Dän.: Lustig som en loppe i øret. (Prov. dan., 496.)
*35 Lustig wie ein Maikäfer.
*36 Lustig wie ein nasser Sonntag.
*37 Lustig wie eine Amsel. – Th. Mundt, Thomas Münzer, 1841.
*38 Lustig wie faul öpfel auf dem stro. – Fischart, Trostb., in Kloster, X, 659.
Lustig (Subst.).
* Das ist (ein) Bruder Lustig.
Zur Bezeichnung eines „fidelen Kerls“ wird die polnische Redensart: Choć bieda tô hoc, auch von den dortigen Juden häufig gebraucht.
Lustiger.
1 Die Lustigen gehen voran.
Bei Begräbnissen solcher, die man nicht betrauert, und welche erfreuten Verwandten ein hübsches Erbe hinterlassen.
2 Einem Lustigen ist gut aufspielen. – Horn, Spinnstube, 1846, S. 193.
Lustkugel.
Wenn die Lustkugel (beim Feuerwerk) am schönsten leuchtet, so zerspringt sie. – Parömiakon, 3186.
Lüstlein.
Wann man dess Listleins spielt, so darffstu keinen an eines weibs statt stellen. – Lehmann, II, 831, 81.
Lüstling.
Dem Lüstling ist ein Weib ohne Hemd nicht nackt genug. – Altmann VI, 432.
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