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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *171 Er sorgt mehr für den Magen als für den Kragen.

*172 Es kehrt mir allemal den Magen um, wenn ich ihn sieh. (Rott-Thal.)

Der Mensch ist mir unausstehlich, flösst mir den stärksten Widerwillen ein.

*173 Fat em äwer de Mag. (Mecklenburg.)

Fass ihn über dem Magen, greif ihn herzhaft an; eine Redensart die auch beim Kartenspiel gebraucht wird.

*174 Für seinen Magen alles aufs Spiel setzen.

Lat.: Cibum e flamma petere. (Terenz.) (Binder I, 190; II, 485; Philippi, I, 82; Seybold, 75.)

175 Hä hät 'ne Mag we en Spöhlzing, hä kann Schohnähl verdrage. (Köln.) - Firmenich, I, 473, 79.

*176 Hai hiat en Magen, dä es met Dielen (Leader) beschueten. (Iserlohn.) - Woeste, 87, 137.

*177 In meim Mage hat's dreiviertel auf zwölf g'schlage. (Oberschwaben.)

*178 Mit blossem Magen in der Kälte sitzen. - O. Palleske, Kuddelmuddel (Stralsund 1863), S. 48.

Sich in einer schlechten Lage befinden.

*179 Mit seinem Magen trotzen.

Sich selbst aus Eigensinn etwas Gutes versagen.

Frz.: Bouder contre son ventre.

*180 Oeck wönsch, dat min Mage e Schienke wär', ok noch e Peludd. (Tilsit.) - Frischbier2, 2514.

Ich wünschte, mein Magen wäre eine Scheune mit einem Anbau (Peludd) daneben.

*181 Se Mogen verdreit (verträgt) alles wä en Zantscheir (Zehntscheuer). (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 326, 264.

Er hat einen sehr guten Magen. Eine Zehntscheuer nimmt alle Getreidesorten ohne Unterschied auf.

*182 Sei Mog'n is wie a Zatstod'l1. (Koburg.) - Frommann, V, 329, 264.

1) Zehntstadel, wo alle Feldfrüchte sich zusammenfinden.

*183 Sein Magen bildet sich ein, die Gurgel habe sich aufgehängt. - Frischbier2, 2519.

Von einem Hungernden.

*184 Sein Magen ist besser als sein Herz.

Frz.: Mauvais coeur et bon estomac. (Bohn I, 38.)

*185 Sein Magen ist leer, dennoch kaut er Weihrauch. - Burckhardt, 243.

Von Hungerleidern, welche die Gewohnheiten vornehmer Leute nachäffen. Daher, weil es unter den Personen der höhern Klassen in Aegypten Sitte ist, Weihrauch zu kauen, um die Verdauung zu befördern und um dem Athem Wohlgeruch zu geben.

*186 Sein Magen ist lutherisch, aber seine Feiertage sind katholisch.

Er isst gut (fastet nicht) und arbeitet nicht gern. Als Erasmus wegen seiner Leibesschwächlichkeit vom Papst die Erlaubniss erhalten hatte, immer Fleisch zu essen, sagte er oft: "Mein Magen ist lutherisch, mein Gemüth aber christisch." (Einfalle, 54, 148; Zinkgref, I, 219.) In Holland sagt man von einer Frau: Zij is Luthersch, wenn ein Zipfel ihres Unterkleides vor dem Oberkleide vorsteht. Spötter der Gegenpartei haben die Redensart aus der Sage erklären wollen, dass, als Luther seine Frau aus dem Kloster, und zwar unter seiner Kutte verborgen, entführt, ein Zipfel ihres Kleides unter der letztern hervorgeragt habe. Andere suchen den Ursprung der Redensart in den Unterröcken der lutherischen Waisenmädchen, die etwas länger sind als deren Oberkleid. Wieder andere leiten die Redensart von einem Bilde des Reformators ab, das sich zu Eisleben befinden soll und auf welchem ein rother Kragen über das schwarze Kleid hervorragt. Endlich wollen andere in dem Zipfel den Schwanz des Teufels, an den Luther so lebhaft glaubte, erkennen. (Vgl. Harrebomee, II, 43.)

*187 Sein Magen ist so freigebig wie ein Müllerbeutel. - Judas der Erzschelm, I; Chaos, 213; Parömiakon, 414.

Er gibt nicht gern, er muss tüchtig geschüttelt werden, wenn er geben soll.

*188 Sein Magen ist wie Sanct-Benedict's Stiefel ohne Sohlleder. - Fischart.

*189 Sein Magen kocht gut, er hat Haus und Hof verdaut. - Körte, 4018b; Sailer, 102; Braun, I, 2480.

Von dem verarmten Verschwender.

*190 Sein Magen steht allezeit offen, wie eines Fürsprechs Tasche.

Span.: Tener la barriga a la boca. (Bohn I, 259.)

[Spaltenumbruch] *191 Seinem Magen fehlt's nicht an Feiertagen.

Holl.: Het is in de keel en de maag (in het keel gat en den buik) vacantie. (Harrebomee, II, 44.)

*192 Seinen Magen werden die Mäuse nicht forttragen.

Von einem, der sich sehr vollgegessen hat.

*193 Zu dem gehört e guter Magen. - Tendlau, 366.

Von Sachen und Personen, um sie zu verdauen.


Magenkratzer.

* Magenkratzer trinken.

Schlechten Wein.

Frz.: Boire de guinguet. (Kritzinger, 366b.)


Magenläuse.

* Die Magenläuse beissen ihn.

Er ist hungrig.


Magenpflaster.

Das ist ein gutes Magenpflaster. - Dähnert, 294a.

Z. B. eine für den Magen gute Suppe.


Magenwasser.

* Das hebt mir 's Magenwasser. (Oberösterreich.)

Ist mir zu fade, zu albern. In dem Sinne wie: Das macht mich seekrank.


Mager.

1 Is mager de Tewe (s. d.), sünt grot de Flöhe. - Eichwald, 1919.

2 Je maogerer der Hund, je mer Flei'n. (Altmark.) - Danneil, 278.

3 Mager ist kein Hemmniss. - Petri, II, 443.

4 Mager öss kein Fehler, twintig Jahr kein Oeller, seggt de Zigener. (Stallupönen.) - Frischbier2, 2515.

5 Wer mager sein will, muss ein Geizhals werden.

Holl.: Die mager wil zijn, moet gierig worden. (Harrebomee, II, 50a.)

6 Wer Mager vnnd Ran ist, dem fallen leicht die Hosen ab. - Lehmann, 737, 23.

*7 A ies su mager, a möchte brennen. - Robinson, 164; Gomolcke, 100.

*8 Du bist magerer als ein Holzapfelbaum.

Lat.: Macilentior umbris. (Chaos, 385.)

*9 Er ist magerer als ein Hering.

Lat.: Macilentior Leotrephide. - Philippide tenuius. (Philippi, I, 233; II, 94.)

*10 Er ist so mager, dass er kaum die Zähne bedecken kann.

*11 Er ist so mager, man kann ihm ein Vaterunser durch die Backen blasen. (Schles.)

*12 Er ist so mager, man könnte Muskatennuss auf ihm reiben.

*13 Er ist so mager wie e Wäntele1. - Sutermeister, 57.

1) Wandwanze. (Stalder, II, 434.) Zur Bezeichnung sehr hagerer Personen hat man in der Schweiz eine Menge Redensarten, die a. a. O. zusammengestellt sind. Man sagt von einem solchen: Er ist so dünn wie e Namebüechli. Er het Lende wie e Namebüechli. Er ist so feiss, er chönnt e Geiss zwüschet de Hörnere chüsse. Er ist so lang wie e Latte. Er hot Späcksite wie e Wanze. Er ist en Heinrich vo Gottes Gnade, het hinne d' Schinbei und vorne d' Wade. D' Wentile heind nu wie a Exehomo zugreisot (Wallis). Er ist en Dürrbireheini, e Beihüsli, en G'stüdel, en Megerlich, en Spägi, en Spiislig. Von einer weiblichen Person dieser Art sagt man: Sie ist es Hüggeli (schmächtig). Sie ist vo Glattfelde (plattbrüstig).

*14 Er ist so mager wie ein Kienstock.

*15 Er ist so mager wie ein Pökling (oder: ausgenommener Hering).

Frz.: Elle est maigre comme un harang saur. (Kritzinger, 637b.)

*16 Er ist so mager wie ein Todtengerippe (Skelet).

Frz.: Il est maigre comme un squelete. (Kritzinger, 427a.)

*17 Er ist so mager wie ein Zaunstecken.

Ein Farmer aus Illinois erzählte seinem Freund, einem Farmer aus Missouri, er habe Schweine gesehen, so mager, dass zwei nebeneinander stehen mussten, um einen Schatten zu werfen; worauf dieser erwiderte, er habe selber Schweine gehabt, so mager, dass sie immer durch die Risse zwischen den Bretern am Stalle durchschlüpften, was er nur dadurch habe verhüten können, dass er ihnen Knoten in die Schwänze knüpfte. (Wächter am Erie, Cleveland vom 21. Januar 1869.) Die Franzosen sagen von einem, der sehr mager ist: Er kommt von der Belagerung von Rochelle. (Il revient de la Rochelle.) (Kritzinger, 427.)

Frz.: Il revient de la Rochelle, il est charge de maigre. (Kritzinger, 427a.)

Holl.: Hij is te mager, om tot boter en brood te eten. - Hij is zoo mager, dat hij met zijn gebeente wel twalf uren kan luijen. (Harrebomee, II, 50b.)

Lat.: Haud stillans massa, non es pinguis, neque crassa. (Sutor, 24.)

[Spaltenumbruch] *171 Er sorgt mehr für den Magen als für den Kragen.

*172 Es kehrt mir allemal den Magen um, wenn ich ihn sieh. (Rott-Thal.)

Der Mensch ist mir unausstehlich, flösst mir den stärksten Widerwillen ein.

*173 Fât em äwer de Mâg. (Mecklenburg.)

Fass ihn über dem Magen, greif ihn herzhaft an; eine Redensart die auch beim Kartenspiel gebraucht wird.

*174 Für seinen Magen alles aufs Spiel setzen.

Lat.: Cibum e flamma petere. (Terenz.) (Binder I, 190; II, 485; Philippi, I, 82; Seybold, 75.)

175 Hä hät 'ne Mag we en Spöhlzing, hä kann Schohnähl verdrage. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 79.

*176 Hai hiat en Magen, dä es met Dielen (Leader) beschueten. (Iserlohn.) – Woeste, 87, 137.

*177 In meim Mage hat's dreiviertel auf zwölf g'schlage. (Oberschwaben.)

*178 Mit blossem Magen in der Kälte sitzen.O. Palleske, Kuddelmuddel (Stralsund 1863), S. 48.

Sich in einer schlechten Lage befinden.

*179 Mit seinem Magen trotzen.

Sich selbst aus Eigensinn etwas Gutes versagen.

Frz.: Bouder contre son ventre.

*180 Oeck wönsch, dat min Mage e Schienke wär', ok noch e Peludd. (Tilsit.) – Frischbier2, 2514.

Ich wünschte, mein Magen wäre eine Scheune mit einem Anbau (Peludd) daneben.

*181 Se Môgen verdrît (verträgt) alles wä en Zântscheir (Zehntscheuer). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 264.

Er hat einen sehr guten Magen. Eine Zehntscheuer nimmt alle Getreidesorten ohne Unterschied auf.

*182 Sei Môg'n is wie a Zâtstôd'l1. (Koburg.) – Frommann, V, 329, 264.

1) Zehntstadel, wo alle Feldfrüchte sich zusammenfinden.

*183 Sein Magen bildet sich ein, die Gurgel habe sich aufgehängt.Frischbier2, 2519.

Von einem Hungernden.

*184 Sein Magen ist besser als sein Herz.

Frz.: Mauvais coeur et bon estomac. (Bohn I, 38.)

*185 Sein Magen ist leer, dennoch kaut er Weihrauch.Burckhardt, 243.

Von Hungerleidern, welche die Gewohnheiten vornehmer Leute nachäffen. Daher, weil es unter den Personen der höhern Klassen in Aegypten Sitte ist, Weihrauch zu kauen, um die Verdauung zu befördern und um dem Athem Wohlgeruch zu geben.

*186 Sein Magen ist lutherisch, aber seine Feiertage sind katholisch.

Er isst gut (fastet nicht) und arbeitet nicht gern. Als Erasmus wegen seiner Leibesschwächlichkeit vom Papst die Erlaubniss erhalten hatte, immer Fleisch zu essen, sagte er oft: „Mein Magen ist lutherisch, mein Gemüth aber christisch.“ (Einfalle, 54, 148; Zinkgref, I, 219.) In Holland sagt man von einer Frau: Zij is Luthersch, wenn ein Zipfel ihres Unterkleides vor dem Oberkleide vorsteht. Spötter der Gegenpartei haben die Redensart aus der Sage erklären wollen, dass, als Luther seine Frau aus dem Kloster, und zwar unter seiner Kutte verborgen, entführt, ein Zipfel ihres Kleides unter der letztern hervorgeragt habe. Andere suchen den Ursprung der Redensart in den Unterröcken der lutherischen Waisenmädchen, die etwas länger sind als deren Oberkleid. Wieder andere leiten die Redensart von einem Bilde des Reformators ab, das sich zu Eisleben befinden soll und auf welchem ein rother Kragen über das schwarze Kleid hervorragt. Endlich wollen andere in dem Zipfel den Schwanz des Teufels, an den Luther so lebhaft glaubte, erkennen. (Vgl. Harrebomée, II, 43.)

*187 Sein Magen ist so freigebig wie ein Müllerbeutel.Judas der Erzschelm, I; Chaos, 213; Parömiakon, 414.

Er gibt nicht gern, er muss tüchtig geschüttelt werden, wenn er geben soll.

*188 Sein Magen ist wie Sanct-Benedict's Stiefel ohne Sohlleder.Fischart.

*189 Sein Magen kocht gut, er hat Haus und Hof verdaut.Körte, 4018b; Sailer, 102; Braun, I, 2480.

Von dem verarmten Verschwender.

*190 Sein Magen steht allezeit offen, wie eines Fürsprechs Tasche.

Span.: Tener la barriga á la boca. (Bohn I, 259.)

[Spaltenumbruch] *191 Seinem Magen fehlt's nicht an Feiertagen.

Holl.: Het is in de keel en de maag (in het keel gat en den buik) vacantie. (Harrebomée, II, 44.)

*192 Seinen Magen werden die Mäuse nicht forttragen.

Von einem, der sich sehr vollgegessen hat.

*193 Zu dem gehört e guter Magen.Tendlau, 366.

Von Sachen und Personen, um sie zu verdauen.


Magenkratzer.

* Magenkratzer trinken.

Schlechten Wein.

Frz.: Boire de guinguet. (Kritzinger, 366b.)


Magenläuse.

* Die Magenläuse beissen ihn.

Er ist hungrig.


Magenpflaster.

Das ist ein gutes Magenpflaster.Dähnert, 294a.

Z. B. eine für den Magen gute Suppe.


Magenwasser.

* Das hebt mir 's Magenwasser. (Oberösterreich.)

Ist mir zu fade, zu albern. In dem Sinne wie: Das macht mich seekrank.


Mager.

1 Is mager de Tewe (s. d.), sünt grot de Flöhe.Eichwald, 1919.

2 Je maogerer der Hund, je mêr Flei'n. (Altmark.) – Danneil, 278.

3 Mager ist kein Hemmniss.Petri, II, 443.

4 Mager öss kein Fehler, twintig Jahr kein Oeller, seggt de Zigener. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2515.

5 Wer mager sein will, muss ein Geizhals werden.

Holl.: Die mager wil zijn, moet gierig worden. (Harrebomée, II, 50a.)

6 Wer Mager vnnd Ran ist, dem fallen leicht die Hosen ab.Lehmann, 737, 23.

*7 A ies su mager, a möchte brennen.Robinson, 164; Gomolcke, 100.

*8 Du bist magerer als ein Holzapfelbaum.

Lat.: Macilentior umbris. (Chaos, 385.)

*9 Er ist magerer als ein Hering.

Lat.: Macilentior Leotrephide. – Philippide tenuius. (Philippi, I, 233; II, 94.)

*10 Er ist so mager, dass er kaum die Zähne bedecken kann.

*11 Er ist so mager, man kann ihm ein Vaterunser durch die Backen blasen. (Schles.)

*12 Er ist so mager, man könnte Muskatennuss auf ihm reiben.

*13 Er ist so mager wie e Wäntele1.Sutermeister, 57.

1) Wandwanze. (Stalder, II, 434.) Zur Bezeichnung sehr hagerer Personen hat man in der Schweiz eine Menge Redensarten, die a. a. O. zusammengestellt sind. Man sagt von einem solchen: Er ist so dünn wie e Namebüechli. Er het Lende wie e Namebüechli. Er ist so feiss, er chönnt e Geiss zwüschet de Hörnere chüsse. Er ist so lang wie e Latte. Er hot Späcksite wie e Wanze. Er ist en Heinrich vo Gottes Gnade, het hinne d' Schinbei und vorne d' Wade. D' Wentile heind nu wie a Exehomo zugreisot (Wallis). Er ist en Dürrbireheini, e Beihüsli, en G'stüdel, en Megerlich, en Spägi, en Spiislig. Von einer weiblichen Person dieser Art sagt man: Sie ist es Hüggeli (schmächtig). Sie ist vo Glattfelde (plattbrüstig).

*14 Er ist so mager wie ein Kienstock.

*15 Er ist so mager wie ein Pökling (oder: ausgenommener Hering).

Frz.: Elle est maigre comme un harang saur. (Kritzinger, 637b.)

*16 Er ist so mager wie ein Todtengerippe (Skelet).

Frz.: Il est maigre comme un squelete. (Kritzinger, 427a.)

*17 Er ist so mager wie ein Zaunstecken.

Ein Farmer aus Illinois erzählte seinem Freund, einem Farmer aus Missouri, er habe Schweine gesehen, so mager, dass zwei nebeneinander stehen mussten, um einen Schatten zu werfen; worauf dieser erwiderte, er habe selber Schweine gehabt, so mager, dass sie immer durch die Risse zwischen den Bretern am Stalle durchschlüpften, was er nur dadurch habe verhüten können, dass er ihnen Knoten in die Schwänze knüpfte. (Wächter am Erie, Cleveland vom 21. Januar 1869.) Die Franzosen sagen von einem, der sehr mager ist: Er kommt von der Belagerung von Rochelle. (Il revient de la Rochelle.) (Kritzinger, 427.)

Frz.: Il revient de la Rochelle, il est chargé de maigre. (Kritzinger, 427a.)

Holl.: Hij is te mager, om tot boter en brood te eten. – Hij is zoo mager, dat hij met zijn gebeente wel twalf uren kan luijen. (Harrebomée, II, 50b.)

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[[168]/0182] *171 Er sorgt mehr für den Magen als für den Kragen. *172 Es kehrt mir allemal den Magen um, wenn ich ihn sieh. (Rott-Thal.) Der Mensch ist mir unausstehlich, flösst mir den stärksten Widerwillen ein. *173 Fât em äwer de Mâg. (Mecklenburg.) Fass ihn über dem Magen, greif ihn herzhaft an; eine Redensart die auch beim Kartenspiel gebraucht wird. *174 Für seinen Magen alles aufs Spiel setzen. Lat.: Cibum e flamma petere. (Terenz.) (Binder I, 190; II, 485; Philippi, I, 82; Seybold, 75.) 175 Hä hät 'ne Mag we en Spöhlzing, hä kann Schohnähl verdrage. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 79. *176 Hai hiat en Magen, dä es met Dielen (Leader) beschueten. (Iserlohn.) – Woeste, 87, 137. *177 In meim Mage hat's dreiviertel auf zwölf g'schlage. (Oberschwaben.) *178 Mit blossem Magen in der Kälte sitzen. – O. Palleske, Kuddelmuddel (Stralsund 1863), S. 48. Sich in einer schlechten Lage befinden. *179 Mit seinem Magen trotzen. Sich selbst aus Eigensinn etwas Gutes versagen. Frz.: Bouder contre son ventre. *180 Oeck wönsch, dat min Mage e Schienke wär', ok noch e Peludd. (Tilsit.) – Frischbier2, 2514. Ich wünschte, mein Magen wäre eine Scheune mit einem Anbau (Peludd) daneben. *181 Se Môgen verdrît (verträgt) alles wä en Zântscheir (Zehntscheuer). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 264. Er hat einen sehr guten Magen. Eine Zehntscheuer nimmt alle Getreidesorten ohne Unterschied auf. *182 Sei Môg'n is wie a Zâtstôd'l1. (Koburg.) – Frommann, V, 329, 264. 1) Zehntstadel, wo alle Feldfrüchte sich zusammenfinden. *183 Sein Magen bildet sich ein, die Gurgel habe sich aufgehängt. – Frischbier2, 2519. Von einem Hungernden. *184 Sein Magen ist besser als sein Herz. Frz.: Mauvais coeur et bon estomac. (Bohn I, 38.) *185 Sein Magen ist leer, dennoch kaut er Weihrauch. – Burckhardt, 243. Von Hungerleidern, welche die Gewohnheiten vornehmer Leute nachäffen. Daher, weil es unter den Personen der höhern Klassen in Aegypten Sitte ist, Weihrauch zu kauen, um die Verdauung zu befördern und um dem Athem Wohlgeruch zu geben. *186 Sein Magen ist lutherisch, aber seine Feiertage sind katholisch. Er isst gut (fastet nicht) und arbeitet nicht gern. Als Erasmus wegen seiner Leibesschwächlichkeit vom Papst die Erlaubniss erhalten hatte, immer Fleisch zu essen, sagte er oft: „Mein Magen ist lutherisch, mein Gemüth aber christisch.“ (Einfalle, 54, 148; Zinkgref, I, 219.) In Holland sagt man von einer Frau: Zij is Luthersch, wenn ein Zipfel ihres Unterkleides vor dem Oberkleide vorsteht. Spötter der Gegenpartei haben die Redensart aus der Sage erklären wollen, dass, als Luther seine Frau aus dem Kloster, und zwar unter seiner Kutte verborgen, entführt, ein Zipfel ihres Kleides unter der letztern hervorgeragt habe. Andere suchen den Ursprung der Redensart in den Unterröcken der lutherischen Waisenmädchen, die etwas länger sind als deren Oberkleid. Wieder andere leiten die Redensart von einem Bilde des Reformators ab, das sich zu Eisleben befinden soll und auf welchem ein rother Kragen über das schwarze Kleid hervorragt. Endlich wollen andere in dem Zipfel den Schwanz des Teufels, an den Luther so lebhaft glaubte, erkennen. (Vgl. Harrebomée, II, 43.) *187 Sein Magen ist so freigebig wie ein Müllerbeutel. – Judas der Erzschelm, I; Chaos, 213; Parömiakon, 414. Er gibt nicht gern, er muss tüchtig geschüttelt werden, wenn er geben soll. *188 Sein Magen ist wie Sanct-Benedict's Stiefel ohne Sohlleder. – Fischart. *189 Sein Magen kocht gut, er hat Haus und Hof verdaut. – Körte, 4018b; Sailer, 102; Braun, I, 2480. Von dem verarmten Verschwender. *190 Sein Magen steht allezeit offen, wie eines Fürsprechs Tasche. Span.: Tener la barriga á la boca. (Bohn I, 259.) *191 Seinem Magen fehlt's nicht an Feiertagen. Holl.: Het is in de keel en de maag (in het keel gat en den buik) vacantie. (Harrebomée, II, 44.) *192 Seinen Magen werden die Mäuse nicht forttragen. Von einem, der sich sehr vollgegessen hat. *193 Zu dem gehört e guter Magen. – Tendlau, 366. Von Sachen und Personen, um sie zu verdauen. Magenkratzer. * Magenkratzer trinken. Schlechten Wein. Frz.: Boire de guinguet. (Kritzinger, 366b.) Magenläuse. * Die Magenläuse beissen ihn. Er ist hungrig. Magenpflaster. Das ist ein gutes Magenpflaster. – Dähnert, 294a. Z. B. eine für den Magen gute Suppe. Magenwasser. * Das hebt mir 's Magenwasser. (Oberösterreich.) Ist mir zu fade, zu albern. In dem Sinne wie: Das macht mich seekrank. Mager. 1 Is mager de Tewe (s. d.), sünt grot de Flöhe. – Eichwald, 1919. 2 Je maogerer der Hund, je mêr Flei'n. (Altmark.) – Danneil, 278. 3 Mager ist kein Hemmniss. – Petri, II, 443. 4 Mager öss kein Fehler, twintig Jahr kein Oeller, seggt de Zigener. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2515. 5 Wer mager sein will, muss ein Geizhals werden. Holl.: Die mager wil zijn, moet gierig worden. (Harrebomée, II, 50a.) 6 Wer Mager vnnd Ran ist, dem fallen leicht die Hosen ab. – Lehmann, 737, 23. *7 A ies su mager, a möchte brennen. – Robinson, 164; Gomolcke, 100. *8 Du bist magerer als ein Holzapfelbaum. Lat.: Macilentior umbris. (Chaos, 385.) *9 Er ist magerer als ein Hering. Lat.: Macilentior Leotrephide. – Philippide tenuius. (Philippi, I, 233; II, 94.) *10 Er ist so mager, dass er kaum die Zähne bedecken kann. *11 Er ist so mager, man kann ihm ein Vaterunser durch die Backen blasen. (Schles.) *12 Er ist so mager, man könnte Muskatennuss auf ihm reiben. *13 Er ist so mager wie e Wäntele1. – Sutermeister, 57. 1) Wandwanze. (Stalder, II, 434.) Zur Bezeichnung sehr hagerer Personen hat man in der Schweiz eine Menge Redensarten, die a. a. O. zusammengestellt sind. Man sagt von einem solchen: Er ist so dünn wie e Namebüechli. Er het Lende wie e Namebüechli. Er ist so feiss, er chönnt e Geiss zwüschet de Hörnere chüsse. Er ist so lang wie e Latte. Er hot Späcksite wie e Wanze. Er ist en Heinrich vo Gottes Gnade, het hinne d' Schinbei und vorne d' Wade. D' Wentile heind nu wie a Exehomo zugreisot (Wallis). Er ist en Dürrbireheini, e Beihüsli, en G'stüdel, en Megerlich, en Spägi, en Spiislig. Von einer weiblichen Person dieser Art sagt man: Sie ist es Hüggeli (schmächtig). Sie ist vo Glattfelde (plattbrüstig). *14 Er ist so mager wie ein Kienstock. *15 Er ist so mager wie ein Pökling (oder: ausgenommener Hering). Frz.: Elle est maigre comme un harang saur. (Kritzinger, 637b.) *16 Er ist so mager wie ein Todtengerippe (Skelet). Frz.: Il est maigre comme un squelete. (Kritzinger, 427a.) *17 Er ist so mager wie ein Zaunstecken. Ein Farmer aus Illinois erzählte seinem Freund, einem Farmer aus Missouri, er habe Schweine gesehen, so mager, dass zwei nebeneinander stehen mussten, um einen Schatten zu werfen; worauf dieser erwiderte, er habe selber Schweine gehabt, so mager, dass sie immer durch die Risse zwischen den Bretern am Stalle durchschlüpften, was er nur dadurch habe verhüten können, dass er ihnen Knoten in die Schwänze knüpfte. (Wächter am Erie, Cleveland vom 21. Januar 1869.) Die Franzosen sagen von einem, der sehr mager ist: Er kommt von der Belagerung von Rochelle. (Il revient de la Rochelle.) (Kritzinger, 427.) Frz.: Il revient de la Rochelle, il est chargé de maigre. (Kritzinger, 427a.) Holl.: Hij is te mager, om tot boter en brood te eten. – Hij is zoo mager, dat hij met zijn gebeente wel twalf uren kan luijen. (Harrebomée, II, 50b.) Lat.: Haud stillans massa, non es pinguis, neque crassa. (Sutor, 24.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [168]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/182>, abgerufen am 21.11.2024.