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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] andern Reisenden durch ihr Gebiet eine Begleitung zum Schutz gewährten. Dieses bestand in der Erlaubniss, die einem Mächtigern gewährt wurde, durch das Land eines andern Fürsten zu ziehen; das von dem Landesherrn ihm mitgegebene Geleit war das Zeichen der gegebenen Erlaubniss. Das obige Sprichwort sagt nun, dass es für den Kaiser einer solchen Erlaubniss nicht bedürfe. Das Wort wird dem Kaiser Ferdinand I. zugeschrieben. Als er einst nach Nürnberg gekommen, hat sich der Markgraf Friedrich von Brandenburg mit einer ansehnlichen Mannschaft an der Grenze eingefunden, um den Kaiser durch sein Land zu geleiten. Bei diesem Anlass soll nun Ferdinand getagt haben: er bedürfe keines Geleitmannes, er sei das Geleit selbst.


Major.

Wenn Major ist gehört, folgt minor cum conclusione.


Majorantöpfe.

Die Majorantöpfe wecken.

Zu den geheimen Gesetzen der Liebesgerichte (zur Zeit der Troubadours) gehörte unter anderm auch, dass die Liebhaber täglich ihre Binde tüchtig verknoten und abends beim Aufknoten jedesmal sagen mussten: "Gott gebe meiner Dame eine gute Nacht!" Die Dame musste dagegen morgens beim Ankleiden sprechen: "Gott gebe meinem süssen Freunde einen recht guten Tag!" Um jedem Spott zu entgehen, waren die Damen damals sehr vorsichtig in der Liebe. Alle hatten Majorantöpfe vor ihrem Fenster. Sobald nun der Geliebte vorüberging, ward unter dem Vorwande, die Töpfe zu begiessen, das Fenster geöffnet, und das nannte man in der Sprache jenes Zeitalters: "Die Majorantöpfe wecken."


Majorat.

Das Majorat um ein Linsengericht geben. - Parömiakon, 2959.


Majoriten.

An den Majoriten1, nicht an den Minoriten muss man den Anfang zur Besserung machen, sagte Kaiser Sigismund. - Eiselein, 444.

1) An den hohen Orden. (Klosterspiegel, 34, 21.)


Makel.

1 Es kriegt mancher einn mackel, der gantz Rhein waschet es jm nit ab, der todt were jm weger. - Franck, II, 192b; Sailer, 124.

2 Man kann leichter einen Makel erhalten als abwaschen.

Die Russen: Makel finden ist leichter als Makel meiden. (Altmann VI, 406.)


Makelig.

* Der ist makelig1 wie ein Sack voll Geisenhörner2. (Nassau.) - Kehrein, VII, 62.

1) Fleischig.

2) D. h. überall Knochen.


Mäkeln.

1 Wer lange mäkelt1, kriegt zuletzt 's beschissene Ende in die Hand. (Köthen.)

1) Bei Eingehung einer Ehe wählt, Mädchen sitzen lässt.

2 Wer mäkeln kann, ist darob noch kein Meister. - Altmann VI, 406.


Makes.

* Makes und beikere Fisch. (Jüd.-deutsch.)

Schläge und faule Fische, d. h. doppelte Strafe.


Makulatur.

* Es ist Makulatur.

Von werthlosen Schriften und Papieren (Documenten). Die Juden haben dafür die Redensart: Ascher-Juzer-Papier, auch bedient man sich blos des Ausdrucks Ascher-Juzerlich. Das Ascher-Juzer-Gebet wird beim Waschen bei jeder Leibesöffnung gesagt.


Mal.

1 Das erste mal ist's geschenkt.

Was das erstemal nicht geht, gelingt zum andern.

Dän.: Vil det ei engang, saa vil det en anden gang. (Prov. dan., 144.)

2 Zum dritten mal gilt alles. (Köthen.)

*3 Dat is blot 't eirschte moal, söä de Schuoster, do kreg sein Frau acht Wochen noa de Hochtüd 'n Kind. - Schlingmann, 1247.

*4 Es ist nur um ein ander mal.

Wenn man etwas thut oder nicht thut aus Rücksicht auf künftige Fälle, z. B. einem Käufer die Waare billiger als geschehen sollte, ablässt, um an ihm einen Kunden zu gewinnen.


Mal (Fleck, Kennzeichen).

1 Blaue Mal helfen für Unfall. - Sailer, 185.

2 Blaue Mal und Beulen können Unfall heilen.

3 Ein altes Mal aus einem Kleide bringen, ist umsonst. - Parömiakon, 482.

[Spaltenumbruch] *4 Dat Mal gewen. - Dähnert, 290a.

Die Stelle bezeichnen, wo ein Wettlaufen, Sprung, Wurf u. s. w. anfangen oder enden soll.

*5 Na'n Mal scheten. - Dähnert, 290a.

Nach einem Ziel.

*6 Weid vam Mal scheten. - Dähnert, 290a.

Seines Zwecks sehr verfehlen.


Maladers.

Ihr verfluchten Maladers! Galater am sechsten. - Kirchhofer, 111; Sutermeister, 25.

Ein Pfarrer von Maladers soll diese Worte in einer Predigt angeführt und dadurch Veranlassung zu ihrer Sprichwörtlichkeit gegeben haben. Man neckt die Leute von Maladers mit ihnen. Bei Sutermeister a. a. O. finden sich eine Menge anderer in der Schweiz üblicher sprichwörtlicher Ausdrücke und Redensarten, die als Verwünschungen gebraucht werden, und hier folgen: Ihr Dotterschiesse! Ihr chälis faule Hund! Ihr Fekels Chätzere! Du Chätzis Bueb! Du tusigs Chäppeler! Du Läcker! Du wüeste Gast! Du wüeste Loos! Du ebige Feldsiech! Du disere und dänere! De donnstigs Schnürfli! De verfluecht millionstusigs Donner! De Dreihung! De Anketanzer! De Erdechrib! De Hellhund. De Charesalbchung. De Stopfli. De Sürfli. De Sibehögershoger. Die Blättere. Die dolders Häx. Die Lädi. Die Metzgermoore. Die Strupf. Die fuli Wättere. Das Fürblattehuen. Das Trüech.


Maldeuten.

* Er ist aus Maldeuten; leck mir im A. von all beid' Seiten. - Frischbier2, 2524.


Malech.

1 As man redt vom Malech, kimmt der Galach. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Wenn man vom Engel (Malach) redet, kommt der Pfaff (Galag).

*2 Einem einen Malech werfen. - Tendlau, 239.

Wenn man dem jüdischen Kinde, das die Lesekunst begann, Süssigkeiten über den Kopf auf das A-b-c warf; so nannte man dies: ihm einen Malech werfen.

*3 Sein Malech fascht (fastet) noch mit ihm. - Tendlau, 239.

Von einem Kinde, welches das erstemal und daher gut fastet.


Malen.

1 Malen ist mehr als eine Wand beschmuzen.

Die Engländer: Zum Anstreichen gehört mehr Kunst, als Schmuz an die Mauer werfen. (Reinsberg III, 104.)

2 Wer malen will, der geht in keine Schmiede.

Lat.: Pira desiderans, pirum, non ulnum accedas. (Sutor, 741.)

3 Wer nicht malen kann, muss Farbe reiben. - Eiselein, 445; Simrock, 6774; Braun, I, 2497.

4 Wer sich jung malen lässt, runzelt auch.

Es ist selten, dass ein Mensch jeder einmal kundgegebenen Gesinnung bis an sein Ende treu bleiben kann.

*5 A wils gar gemolt han. - Gomolcke, 252.

*6 Dem muss man eine malen.

Einem Freier, dem keine weibliche Person zusagt.

*7 Dem werd' ich's malen.

*8 Du kannst di wat (op Löskpapier) moalen laten. (Westf.)

Abweisend; du kannst dir das auf Löschpapier malen lassen; oft mit dem Zusatz, dann hast du's doppelt.

*9 Einen malen, wie man ihn findet. - Winckler, XIV, 96.

*10 Er kann malen ohne Farbe.

Der Pfiffikus, der Politikus oder der politische Pfiffikus, der pfiffige Politikus.

*11 Er malt aus Einem Tiegel schwarz und weiss. - Sailer, 398.

Der Vielseitige, Gewandte, meist im übeln Sinne: der Doppelzüngige.

*12 Er malt sich selbst.

*13 Er malt wie Schäfer Tob ein I auf räudig und gesundes Vieh.

Lat.: Discrimina nescit. (Juvenal.)

*14 Er malt wie sie reisst.

Der gehorsame Ehemann.

*15 Ich will dir etwas malen.

Um ein Begehren (mit Spott oder Verachtung) zurückzuweisen.

Jüd.-deutsch: Ich will dir ebbes hutzeln. (Tendlau, 251.)

*16 Ist nicht gemalen, von Natur so schön.

Scherzhafte Antwort in Ostpreussen, wenn man einen schlichten Bürger nach dem Befinden seiner Gemahlin fragt.

*17 Lat di wat malen. (Holst.) - Schütze, III, 67.

Abschlägige Antwort.

[Spaltenumbruch] andern Reisenden durch ihr Gebiet eine Begleitung zum Schutz gewährten. Dieses bestand in der Erlaubniss, die einem Mächtigern gewährt wurde, durch das Land eines andern Fürsten zu ziehen; das von dem Landesherrn ihm mitgegebene Geleit war das Zeichen der gegebenen Erlaubniss. Das obige Sprichwort sagt nun, dass es für den Kaiser einer solchen Erlaubniss nicht bedürfe. Das Wort wird dem Kaiser Ferdinand I. zugeschrieben. Als er einst nach Nürnberg gekommen, hat sich der Markgraf Friedrich von Brandenburg mit einer ansehnlichen Mannschaft an der Grenze eingefunden, um den Kaiser durch sein Land zu geleiten. Bei diesem Anlass soll nun Ferdinand getagt haben: er bedürfe keines Geleitmannes, er sei das Geleit selbst.


Major.

Wenn Major ist gehört, folgt minor cum conclusione.


Majorantöpfe.

Die Majorantöpfe wecken.

Zu den geheimen Gesetzen der Liebesgerichte (zur Zeit der Troubadours) gehörte unter anderm auch, dass die Liebhaber täglich ihre Binde tüchtig verknoten und abends beim Aufknoten jedesmal sagen mussten: „Gott gebe meiner Dame eine gute Nacht!“ Die Dame musste dagegen morgens beim Ankleiden sprechen: „Gott gebe meinem süssen Freunde einen recht guten Tag!“ Um jedem Spott zu entgehen, waren die Damen damals sehr vorsichtig in der Liebe. Alle hatten Majorantöpfe vor ihrem Fenster. Sobald nun der Geliebte vorüberging, ward unter dem Vorwande, die Töpfe zu begiessen, das Fenster geöffnet, und das nannte man in der Sprache jenes Zeitalters: „Die Majorantöpfe wecken.“


Majorat.

Das Majorat um ein Linsengericht geben.Parömiakon, 2959.


Majoriten.

An den Majoriten1, nicht an den Minoriten muss man den Anfang zur Besserung machen, sagte Kaiser Sigismund.Eiselein, 444.

1) An den hohen Orden. (Klosterspiegel, 34, 21.)


Makel.

1 Es kriegt mancher einn mackel, der gantz Rhein waschet es jm nit ab, der todt were jm weger.Franck, II, 192b; Sailer, 124.

2 Man kann leichter einen Makel erhalten als abwaschen.

Die Russen: Makel finden ist leichter als Makel meiden. (Altmann VI, 406.)


Makelig.

* Der ist makelig1 wie ein Sack voll Geisenhörner2. (Nassau.) – Kehrein, VII, 62.

1) Fleischig.

2) D. h. überall Knochen.


Mäkeln.

1 Wer lange mäkelt1, kriegt zuletzt 's beschissene Ende in die Hand. (Köthen.)

1) Bei Eingehung einer Ehe wählt, Mädchen sitzen lässt.

2 Wer mäkeln kann, ist darob noch kein Meister.Altmann VI, 406.


Makes.

* Makes und beikere Fisch. (Jüd.-deutsch.)

Schläge und faule Fische, d. h. doppelte Strafe.


Makulatur.

* Es ist Makulatur.

Von werthlosen Schriften und Papieren (Documenten). Die Juden haben dafür die Redensart: Ascher-Juzer-Papier, auch bedient man sich blos des Ausdrucks Ascher-Juzerlich. Das Ascher-Juzer-Gebet wird beim Waschen bei jeder Leibesöffnung gesagt.


Mal.

1 Das erste mal ist's geschenkt.

Was das erstemal nicht geht, gelingt zum andern.

Dän.: Vil det ei engang, saa vil det en anden gang. (Prov. dan., 144.)

2 Zum dritten mal gilt alles. (Köthen.)

*3 Dat is blot 't îrschte moal, söä de Schuoster, do krêg sîn Frû acht Wochen noa de Hochtüd 'n Kind.Schlingmann, 1247.

*4 Es ist nur um ein ander mal.

Wenn man etwas thut oder nicht thut aus Rücksicht auf künftige Fälle, z. B. einem Käufer die Waare billiger als geschehen sollte, ablässt, um an ihm einen Kunden zu gewinnen.


Mal (Fleck, Kennzeichen).

1 Blaue Mal helfen für Unfall.Sailer, 185.

2 Blaue Mal und Beulen können Unfall heilen.

3 Ein altes Mal aus einem Kleide bringen, ist umsonst.Parömiakon, 482.

[Spaltenumbruch] *4 Dat Mâl gewen.Dähnert, 290a.

Die Stelle bezeichnen, wo ein Wettlaufen, Sprung, Wurf u. s. w. anfangen oder enden soll.

*5 Na'n Mâl schêten.Dähnert, 290a.

Nach einem Ziel.

*6 Wîd vam Mâl schêten.Dähnert, 290a.

Seines Zwecks sehr verfehlen.


Maladers.

Ihr verfluchten Maladers! Galater am sechsten.Kirchhofer, 111; Sutermeister, 25.

Ein Pfarrer von Maladers soll diese Worte in einer Predigt angeführt und dadurch Veranlassung zu ihrer Sprichwörtlichkeit gegeben haben. Man neckt die Leute von Maladers mit ihnen. Bei Sutermeister a. a. O. finden sich eine Menge anderer in der Schweiz üblicher sprichwörtlicher Ausdrücke und Redensarten, die als Verwünschungen gebraucht werden, und hier folgen: Ihr Dotterschiesse! Ihr chälis fûle Hund! Ihr Fêkels Chätzere! Du Chätzis Bueb! Du tusigs Chäppeler! Du Läcker! Du wüeste Gast! Du wüeste Loos! Du ebige Feldsiech! Du disere und dänere! De donnstigs Schnürfli! De verfluecht millionstusigs Donner! De Dreihung! De Anketanzer! De Erdechrib! De Hellhund. De Charesalbchung. De Stopfli. De Sürfli. De Sibehögershoger. Die Blättere. Die dolders Häx. Die Lädi. Die Metzgermoore. Die Strupf. Die fuli Wättere. Das Fürblattehuen. Das Trüech.


Maldeuten.

* Er ist aus Maldeuten; leck mir im A. von all beid' Seiten.Frischbier2, 2524.


Malech.

1 As man redt vom Malech, kimmt der Galach. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Wenn man vom Engel (Malach) redet, kommt der Pfaff (Galag).

*2 Einem einen Malech werfen.Tendlau, 239.

Wenn man dem jüdischen Kinde, das die Lesekunst begann, Süssigkeiten über den Kopf auf das A-b-c warf; so nannte man dies: ihm einen Malech werfen.

*3 Sein Malech fascht (fastet) noch mit ihm.Tendlau, 239.

Von einem Kinde, welches das erstemal und daher gut fastet.


Malen.

1 Malen ist mehr als eine Wand beschmuzen.

Die Engländer: Zum Anstreichen gehört mehr Kunst, als Schmuz an die Mauer werfen. (Reinsberg III, 104.)

2 Wer malen will, der geht in keine Schmiede.

Lat.: Pira desiderans, pirum, non ulnum accedas. (Sutor, 741.)

3 Wer nicht malen kann, muss Farbe reiben.Eiselein, 445; Simrock, 6774; Braun, I, 2497.

4 Wer sich jung malen lässt, runzelt auch.

Es ist selten, dass ein Mensch jeder einmal kundgegebenen Gesinnung bis an sein Ende treu bleiben kann.

*5 A wils gar gemolt han.Gomolcke, 252.

*6 Dem muss man eine malen.

Einem Freier, dem keine weibliche Person zusagt.

*7 Dem werd' ich's malen.

*8 Du kannst di wat (op Löskpapier) moalen laten. (Westf.)

Abweisend; du kannst dir das auf Löschpapier malen lassen; oft mit dem Zusatz, dann hast du's doppelt.

*9 Einen malen, wie man ihn findet.Winckler, XIV, 96.

*10 Er kann malen ohne Farbe.

Der Pfiffikus, der Politikus oder der politische Pfiffikus, der pfiffige Politikus.

*11 Er malt aus Einem Tiegel schwarz und weiss.Sailer, 398.

Der Vielseitige, Gewandte, meist im übeln Sinne: der Doppelzüngige.

*12 Er malt sich selbst.

*13 Er malt wie Schäfer Tob ein I auf räudig und gesundes Vieh.

Lat.: Discrimina nescit. (Juvenal.)

*14 Er malt wie sie reisst.

Der gehorsame Ehemann.

*15 Ich will dir etwas malen.

Um ein Begehren (mit Spott oder Verachtung) zurückzuweisen.

Jüd.-deutsch: Ich will dir ebbes hutzeln. (Tendlau, 251.)

*16 Ist nicht gemalen, von Natur so schön.

Scherzhafte Antwort in Ostpreussen, wenn man einen schlichten Bürger nach dem Befinden seiner Gemahlin fragt.

*17 Lát di wat mâlen. (Holst.) – Schütze, III, 67.

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[[177]/0191] andern Reisenden durch ihr Gebiet eine Begleitung zum Schutz gewährten. Dieses bestand in der Erlaubniss, die einem Mächtigern gewährt wurde, durch das Land eines andern Fürsten zu ziehen; das von dem Landesherrn ihm mitgegebene Geleit war das Zeichen der gegebenen Erlaubniss. Das obige Sprichwort sagt nun, dass es für den Kaiser einer solchen Erlaubniss nicht bedürfe. Das Wort wird dem Kaiser Ferdinand I. zugeschrieben. Als er einst nach Nürnberg gekommen, hat sich der Markgraf Friedrich von Brandenburg mit einer ansehnlichen Mannschaft an der Grenze eingefunden, um den Kaiser durch sein Land zu geleiten. Bei diesem Anlass soll nun Ferdinand getagt haben: er bedürfe keines Geleitmannes, er sei das Geleit selbst. Major. Wenn Major ist gehört, folgt minor cum conclusione. Majorantöpfe. Die Majorantöpfe wecken. Zu den geheimen Gesetzen der Liebesgerichte (zur Zeit der Troubadours) gehörte unter anderm auch, dass die Liebhaber täglich ihre Binde tüchtig verknoten und abends beim Aufknoten jedesmal sagen mussten: „Gott gebe meiner Dame eine gute Nacht!“ Die Dame musste dagegen morgens beim Ankleiden sprechen: „Gott gebe meinem süssen Freunde einen recht guten Tag!“ Um jedem Spott zu entgehen, waren die Damen damals sehr vorsichtig in der Liebe. Alle hatten Majorantöpfe vor ihrem Fenster. Sobald nun der Geliebte vorüberging, ward unter dem Vorwande, die Töpfe zu begiessen, das Fenster geöffnet, und das nannte man in der Sprache jenes Zeitalters: „Die Majorantöpfe wecken.“ Majorat. Das Majorat um ein Linsengericht geben. – Parömiakon, 2959. Majoriten. An den Majoriten1, nicht an den Minoriten muss man den Anfang zur Besserung machen, sagte Kaiser Sigismund. – Eiselein, 444. 1) An den hohen Orden. (Klosterspiegel, 34, 21.) Makel. 1 Es kriegt mancher einn mackel, der gantz Rhein waschet es jm nit ab, der todt were jm weger. – Franck, II, 192b; Sailer, 124. 2 Man kann leichter einen Makel erhalten als abwaschen. Die Russen: Makel finden ist leichter als Makel meiden. (Altmann VI, 406.) Makelig. * Der ist makelig1 wie ein Sack voll Geisenhörner2. (Nassau.) – Kehrein, VII, 62. 1) Fleischig. 2) D. h. überall Knochen. Mäkeln. 1 Wer lange mäkelt1, kriegt zuletzt 's beschissene Ende in die Hand. (Köthen.) 1) Bei Eingehung einer Ehe wählt, Mädchen sitzen lässt. 2 Wer mäkeln kann, ist darob noch kein Meister. – Altmann VI, 406. Makes. * Makes und beikere Fisch. (Jüd.-deutsch.) Schläge und faule Fische, d. h. doppelte Strafe. Makulatur. * Es ist Makulatur. Von werthlosen Schriften und Papieren (Documenten). Die Juden haben dafür die Redensart: Ascher-Juzer-Papier, auch bedient man sich blos des Ausdrucks Ascher-Juzerlich. Das Ascher-Juzer-Gebet wird beim Waschen bei jeder Leibesöffnung gesagt. Mal. 1 Das erste mal ist's geschenkt. Was das erstemal nicht geht, gelingt zum andern. Dän.: Vil det ei engang, saa vil det en anden gang. (Prov. dan., 144.) 2 Zum dritten mal gilt alles. (Köthen.) *3 Dat is blot 't îrschte moal, söä de Schuoster, do krêg sîn Frû acht Wochen noa de Hochtüd 'n Kind. – Schlingmann, 1247. *4 Es ist nur um ein ander mal. Wenn man etwas thut oder nicht thut aus Rücksicht auf künftige Fälle, z. B. einem Käufer die Waare billiger als geschehen sollte, ablässt, um an ihm einen Kunden zu gewinnen. Mal (Fleck, Kennzeichen). 1 Blaue Mal helfen für Unfall. – Sailer, 185. 2 Blaue Mal und Beulen können Unfall heilen. 3 Ein altes Mal aus einem Kleide bringen, ist umsonst. – Parömiakon, 482. *4 Dat Mâl gewen. – Dähnert, 290a. Die Stelle bezeichnen, wo ein Wettlaufen, Sprung, Wurf u. s. w. anfangen oder enden soll. *5 Na'n Mâl schêten. – Dähnert, 290a. Nach einem Ziel. *6 Wîd vam Mâl schêten. – Dähnert, 290a. Seines Zwecks sehr verfehlen. Maladers. Ihr verfluchten Maladers! Galater am sechsten. – Kirchhofer, 111; Sutermeister, 25. Ein Pfarrer von Maladers soll diese Worte in einer Predigt angeführt und dadurch Veranlassung zu ihrer Sprichwörtlichkeit gegeben haben. Man neckt die Leute von Maladers mit ihnen. Bei Sutermeister a. a. O. finden sich eine Menge anderer in der Schweiz üblicher sprichwörtlicher Ausdrücke und Redensarten, die als Verwünschungen gebraucht werden, und hier folgen: Ihr Dotterschiesse! Ihr chälis fûle Hund! Ihr Fêkels Chätzere! Du Chätzis Bueb! Du tusigs Chäppeler! Du Läcker! Du wüeste Gast! Du wüeste Loos! Du ebige Feldsiech! Du disere und dänere! De donnstigs Schnürfli! De verfluecht millionstusigs Donner! De Dreihung! De Anketanzer! De Erdechrib! De Hellhund. De Charesalbchung. De Stopfli. De Sürfli. De Sibehögershoger. Die Blättere. Die dolders Häx. Die Lädi. Die Metzgermoore. Die Strupf. Die fuli Wättere. Das Fürblattehuen. Das Trüech. Maldeuten. * Er ist aus Maldeuten; leck mir im A. von all beid' Seiten. – Frischbier2, 2524. Malech. 1 As man redt vom Malech, kimmt der Galach. (Jüd.-deutsch. Brody.) Wenn man vom Engel (Malach) redet, kommt der Pfaff (Galag). *2 Einem einen Malech werfen. – Tendlau, 239. Wenn man dem jüdischen Kinde, das die Lesekunst begann, Süssigkeiten über den Kopf auf das A-b-c warf; so nannte man dies: ihm einen Malech werfen. *3 Sein Malech fascht (fastet) noch mit ihm. – Tendlau, 239. Von einem Kinde, welches das erstemal und daher gut fastet. Malen. 1 Malen ist mehr als eine Wand beschmuzen. Die Engländer: Zum Anstreichen gehört mehr Kunst, als Schmuz an die Mauer werfen. (Reinsberg III, 104.) 2 Wer malen will, der geht in keine Schmiede. Lat.: Pira desiderans, pirum, non ulnum accedas. (Sutor, 741.) 3 Wer nicht malen kann, muss Farbe reiben. – Eiselein, 445; Simrock, 6774; Braun, I, 2497. 4 Wer sich jung malen lässt, runzelt auch. Es ist selten, dass ein Mensch jeder einmal kundgegebenen Gesinnung bis an sein Ende treu bleiben kann. *5 A wils gar gemolt han. – Gomolcke, 252. *6 Dem muss man eine malen. Einem Freier, dem keine weibliche Person zusagt. *7 Dem werd' ich's malen. *8 Du kannst di wat (op Löskpapier) moalen laten. (Westf.) Abweisend; du kannst dir das auf Löschpapier malen lassen; oft mit dem Zusatz, dann hast du's doppelt. *9 Einen malen, wie man ihn findet. – Winckler, XIV, 96. *10 Er kann malen ohne Farbe. Der Pfiffikus, der Politikus oder der politische Pfiffikus, der pfiffige Politikus. *11 Er malt aus Einem Tiegel schwarz und weiss. – Sailer, 398. Der Vielseitige, Gewandte, meist im übeln Sinne: der Doppelzüngige. *12 Er malt sich selbst. *13 Er malt wie Schäfer Tob ein I auf räudig und gesundes Vieh. Lat.: Discrimina nescit. (Juvenal.) *14 Er malt wie sie reisst. Der gehorsame Ehemann. *15 Ich will dir etwas malen. Um ein Begehren (mit Spott oder Verachtung) zurückzuweisen. Jüd.-deutsch: Ich will dir ebbes hutzeln. (Tendlau, 251.) *16 Ist nicht gemalen, von Natur so schön. Scherzhafte Antwort in Ostpreussen, wenn man einen schlichten Bürger nach dem Befinden seiner Gemahlin fragt. *17 Lát di wat mâlen. (Holst.) – Schütze, III, 67. Abschlägige Antwort.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [177]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/191>, abgerufen am 24.11.2024.