Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] und dann und wann auch durch die Finger sehn." "Wer seinen Mantel stets nach jedem Winde hengt, den trifft der Regen nicht, er irrt in Glückes Lauff, denn er kommt hier gar offt vom Regen in die Trauff." (Keller, 157a u. 174b.) "Kehr dein Mantel nach dem Winde, mach es also, dass man dich stäts in Bereitschaft finde; doch in aller Billigkeit und ohn Verletz der Gerechtigkeit." (Chaos, 376.) Bei Tunnicius (707): Men mot den hoiken (s. Heuke) na dem Winde hangen. (Palliolum rapides tendendum flatibus ipsum.) Mhd.: Man sol den mantel keren als das weter gat. (Spervogel.) - Man sol den mantel keren als ie die winde sint gewant. (Tristan.) - Besich in welchem zeit du pist, darzuo, wie das weter ist, daz du deinen mantel gewind mugest keren gen dem wind. (Ring.) - Ein man den nüschel keret, als in daz weter leret. (Freidank.) (Zingerle, 97.) Böhm.: Kam vitr, tam plast'. (Celakovsky, 43.) Frz.: Mets ton manteau comme vient le vent. (Bohn I, 38; Starschedel, 427.) - Selon le vent, la voile. (Lendroy, 1451.) Holl.: Men sal die huike nae den wint hanghen. (Tunn., 18, 4.) Lat.: Et toga sit talis, si uentus sit borealis. (Loci comm., 194; Sutor, 968.) - Partis erit talis toga, ventus si borealis. (Fallersleben, 507.) - Temporarium ingenium ei est. (Binder II, 3305.) - Utcunque es ventus exin velum vertitur. (Plautus.) (Philippi, II, 236.) 38 Man muss den Mantel nicht grösser schneiden als man Tuch hat. Engt.: You must cut your coat according to your cloth. (Bohn II, 80.) Frz.: Selon le pain il faut le couteau. It.: Noi facciamo le spese secondo l'entrata. Lat.: Honeste servit, qui succumbit tempori. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 181.) - Isthuc est sapere, qui ubicunque opus sit, animum possis flectere. (Terenz.) (Philippi, I, 213.) - Sumptus censum ne superet. (Plautus.) 39 Man muss den Mantel suchen, wo man ihn verloren hat. Span.: Donde perdiste la capa, ay la cata. (Bohn I, 215.) 40 Man muss nicht ohne Mantel gehn, scheint die Sonn' auch noch so schön. Böhm.: Kdyz pekny cas, nes s sebou plast', a kdyz destivo, cin co ti libo. - V horku vez plast' s sebou, v desti sam pojede. (Celakovsky, 253.) Lat.: Frustra habet, qui non utitur. (Erasm., 9.) Span.: Por sol que haga no tenes tu capa en casa. (Bohn I, 242.) 41 Man nimmt den Mantel zu spät, wenn der Regen vorüber ist. 42 Man soll den Mantel kehren, wie das Wetter geht. - Simrock, 317; Körte, 4121; Frost, 39. Mhd.: Man sol den mantel keren als daz weter gat. (Spervogel.) - Ein man den nüschel keret, als in daz weter leret. (Freidank.) (Zingerle, 97.) 43 Mancher tregt ein frommen Mantel, ist dir vornen freundlich vnd sitzt dir ein Wolff aufm rücken. - Lehmann, 334, 36. 44 Mantel Godes de Bärnklau vlüner werlle. - Pistor., III, 7. D. h. Mantel (Schutz, Obhut) Gottes, fliege niemals von den Bärenklauen = Gott wolle nie die Grafschaft Hoya verlassen. Man schrieb den Ausspruch dem Grafen Otto von Hoya zu, durch den er sich und sein Haus dem Schutze Gottes empfahl. Er führte in seinem Wappen die Tatzen eines schwarzen Bären. 45 Mit einem kleinen Mantel kann man keinen grossen Mann bedecken. - Frischbier, 488; Frischbier2, 2540. 46 Mit einem zerrissen (entlehnten) Mantel ist nit gut prangen. - Sutor, 320. 47 Mit einem zerrissenen Mantel prahlt sich's schlecht. Dennoch verstand es Antisthenes, dem Sokrates vorwarf, dass die Eitelkeit überall aus den Löchern seines Mantels hervorgucke. 48 Ohne Mantel ist nicht gut reisen. Frz.: Quand il fait beau, prends ton manteau, quand il pleut, prends-le si tu veux. (Cahier, 1035.) It.: Ne d'estate, ne d'inuerno non viaggiar senza mantello. (Pazzaglia, 113, 3.) 49 Olle gro Mäntel hon gro Tuch. - Robinson, 949; Gomolcke, 850. 50 Sammete Mäntel und gülden Stück machen manchem einen bösen Bauch und schmale Bisslein. - Opel, 386. 51 Unter dem Mantel der Liebe verbirgt sich viel Hass. Böhm.: Pod plastikem ctnosti mnoho se kryje nepravosti. (Celakovsky, 41.) [Spaltenumbruch] It.: Sotto il mantello di bonta spesso si coprono molti vizi. (Pazzaglia, 213, 2.) Poln.: Wiele jich plaszczem cnoty pokrywa niecnote. (Celakovsky, 41.) 52 Unter dem Mantel trägt man die Sache, dass sie andere nicht sehen. - Eiselein, 449. 53 Unter einem heiligen Mantel verbirgt sich viel Schurkerei. Engl.: He hath a cloak for his knavery. (Bohn II, 153.) It.: Ha mantello d'ogni acqua. (Bohn II, 153.) 54 Unter einem kahlen Mantel steckt oft ein guter Trinker. Port.: Debaixo de huma ruim capa jaz hum bom bebedor. (Bohn I, 274.) Span.: Debajo de mala capa suele haber buen bebedor. (.Bohn I, 210.) 55 Von einem heiligen Mantel will jeder ein Stück haben. 56 Was nützt der Mantel, wenn er nicht gerollt (gewickelt) ist! - Frischbier2, 2541. Zur Charakteristik des specifischen Gamaschenthums, das in der Armee eine Versorgungsanstalt für Leute erblickt, die in der Welt zu sonst nichts taugen und Knöpfeputzen zum Parademarsch für den einzigen und höchsten Zweck derselben halten. Während des Winterfeldzugs in Schleswig-Holstein im Januar 1864 schrieb ein Soldat: Der Mantel nütze jetzt niemand mehr gerollt. Ich habe nicht erfahren können, von wem dies Wort herrührt; es fehlt sogar in der mir vorliegenden Auflage der Geflügelten Worte Büchmann's. Der Kladderadatsch (1862, Nr. 47, S. 186), der demselben eine Betrachtung widmet, scheint den Autor zu kennen, verräth ihn aber nicht; er sagt blos: "Es war ein prophetisches Wort; und ein grosser Mann hat es in Preussen gesprochen, lange Zeit bevor noch an eine Verfassung zu denken war." Dann erläutert er es in seiner Weise durch Beispiele, in denen er sagt: "Was nützt mich der Theekessel, wenn er nicht blank geputzt auf dem Schrank steht! Was nützt mich das Pulver, wenn man es verschiessen soll! Was nützt mich der Schein, wenn man ihn retten muss! Was nützt mich das Licht, wenn man es nicht auslöschen kann! Was nützt mich der Vertrag, wenn man ihn halten muss! Was nützt mich der Einfluss in Deutschland, wenn man ihn gebrauchen muss! Was nützt die Sprache, wenn sie nicht erfunden ist, die Gedanken zu verbergen! Was nützt die Wahrheit, wenn sie nackt ist." Frz.: Qui trop estent son mantel la penne (l'etoffe) en rond. (Leroux, II, 126.) 57 Wenn der Mantel fällt, muss der Herzog nach. 58 Wer den Mantel Gottes verachtet, muss mit Teufels Anstrich fürliebnehmen. 59 Wer den Mantel macht, der mache auch den Kragen. Frz.: Qui fait la chappe doit faire le chaperon. (Leroux, II, 298.) 60 Wer den Mantel trägt nach dem Wind, der kommt ans Ziel geschwind. Mhd.: Wer den mantel keret dar, da er des windes wirt war, und überkraft entweichen kan, der mag wol deste baz gestan. (Boner.) (Zingerle, 98.) 61 Wer jhm lest den Mantel nehmen, dem nimbt man (bald) auch den Rock darzu. - Lehmann, 306, 33. "Offt geschihts, so man in einem weicht, so muss man im andern auch nachgeben, läst man sich fassen, so läst man sich auffen Boden werffen; wer sich läst den Mantel nehmen, dem nimbt man (bald) auch den Rock darzu." (Lehmann, 876, 13.) 62 Wer seinen Mantel nicht mit einem guten Gewissen füttert, bekommt in den Hundstagen Zähneklappern. 63 Wer wird im Mantel gehn, ist das Wetter schön! Frz.: Fi de manteau quand il fait beau. (Bohn I, 18.) *64 A koan a Mantel schröcklig noch'm Winde drehn. - Robinson, 116; Frommann, III, 244, 104; für Steiermark: Firmenich, III, 767, 91. *65 Den Mantel auff beiden Schultern tragen. (S. Fuchs 437, Heiss 22, Heuke 1 und Kalt 33.) - Pauli, Postilla, 58a; Körte, 4120; Lohrengel, II, 109; Braun, I, 2561. Lehmann (519, 17) führt eine Anzahl von Redensarten, die denselben Grundgedanken in seinen verschiedenen Schattirungen und Anwendungsformen enthalten, unter der Ueberschrift auf: Vnter der vntrew fanen dienen. Unter dieser Fahne dient ihm: der auff beyden achsseln trägt; der Augendiener, der dass Gut böss ausslegt; der sich in beyde Backen hawet; der durch die Finger siehet; der den Fuchsschwantz streichet; der mit einem Fuss in den Bach gehet; der ums Geld thu was man will; der vntern hütlen spielen kan; der in dem Judenspiess rennet; der den Mantel hengt nac [Spaltenumbruch] und dann und wann auch durch die Finger sehn.“ „Wer seinen Mantel stets nach jedem Winde hengt, den trifft der Regen nicht, er irrt in Glückes Lauff, denn er kommt hier gar offt vom Regen in die Trauff.“ (Keller, 157a u. 174b.) „Kehr dein Mantel nach dem Winde, mach es also, dass man dich stäts in Bereitschaft finde; doch in aller Billigkeit und ohn Verletz der Gerechtigkeit.“ (Chaos, 376.) 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(Philippi, II, 236.) 38 Man muss den Mantel nicht grösser schneiden als man Tuch hat. Engt.: You must cut your coat according to your cloth. (Bohn II, 80.) Frz.: Selon le pain il faut le couteau. It.: Noi facciamo le spese secondo l'entrata. Lat.: Honeste servit, qui succumbit tempori. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 181.) – Isthuc est sapere, qui ubicunque opus sit, animum possis flectere. (Terenz.) (Philippi, I, 213.) – Sumptus censum ne superet. (Plautus.) 39 Man muss den Mantel suchen, wo man ihn verloren hat. Span.: Donde perdiste la capa, ay la cata. (Bohn I, 215.) 40 Man muss nicht ohne Mantel gehn, scheint die Sonn' auch noch so schön. Böhm.: Když pĕkný čas, nes s sebou plášt', a když deštivo, čiň co ti libo. – V horku vez plášt' s sebou, v déští sám pojede. (Čelakovský, 253.) Lat.: Frustra habet, qui non utitur. (Erasm., 9.) Span.: Por sol que haga no tenes tu capa en casa. 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Ich habe nicht erfahren können, von wem dies Wort herrührt; es fehlt sogar in der mir vorliegenden Auflage der <hi rendition="#i">Geflügelten Worte Büchmann's.</hi> Der <hi rendition="#i">Kladderadatsch (1862, Nr. 47, S. 186),</hi> der demselben eine Betrachtung widmet, scheint den Autor zu kennen, verräth ihn aber nicht; er sagt blos: „Es war ein prophetisches Wort; und ein grosser Mann hat es in Preussen gesprochen, lange Zeit bevor noch an eine Verfassung zu denken war.“ Dann erläutert er es in seiner Weise durch Beispiele, in denen er sagt: „Was nützt mich der Theekessel, wenn er nicht blank geputzt auf dem Schrank steht! Was nützt mich das Pulver, wenn man es verschiessen soll! Was nützt mich der Schein, wenn man ihn retten muss! Was nützt mich das Licht, wenn man es nicht auslöschen kann! Was nützt mich der Vertrag, wenn man ihn halten muss! Was nützt mich der Einfluss in Deutschland, wenn man ihn gebrauchen muss! Was nützt die Sprache, wenn sie nicht erfunden ist, die Gedanken zu verbergen! Was nützt die Wahrheit, wenn sie nackt ist.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui trop estent son mantel la penne (l'étoffe) en rond. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 126.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">57 Wenn der Mantel fällt, muss der Herzog nach.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">58 Wer den Mantel Gottes verachtet, muss mit Teufels Anstrich fürliebnehmen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">59 Wer den Mantel macht, der mache auch den Kragen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui fait la chappe doit faire le chaperon. 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und dann und wann auch durch die Finger sehn.“ „Wer seinen Mantel stets nach jedem Winde hengt, den trifft der Regen nicht, er irrt in Glückes Lauff, denn er kommt hier gar offt vom Regen in die Trauff.“ (Keller, 157a u. 174b.) „Kehr dein Mantel nach dem Winde, mach es also, dass man dich stäts in Bereitschaft finde; doch in aller Billigkeit und ohn Verletz der Gerechtigkeit.“ (Chaos, 376.) Bei Tunnicius (707): Men mot den hoiken (s. Heuke) na dem Winde hangen. (Palliolum rapides tendendum flatibus ipsum.)
Mhd.: Man sol den mantel keren als das weter gât. (Spervogel.) – Man sol den mantel kêren als ie die winde sint gewant. (Tristan.) – Besich in welchem zeit du pist, darzuo, wie das weter ist, daz du deinen mantel gewind mugest keren gên dem wind. (Ring.) – Ein man den nüschel kêret, als in daz weter lêret. (Freidank.) (Zingerle, 97.)
Böhm.: Kam vítr, tam plášt'. (Čelakovský, 43.)
Frz.: Mets ton manteau comme vient le vent. (Bohn I, 38; Starschedel, 427.) – Selon le vent, la voile. (Lendroy, 1451.)
Holl.: Men sal die huike nae den wint hanghen. (Tunn., 18, 4.)
Lat.: Et toga sit talis, si uentus sit borealis. (Loci comm., 194; Sutor, 968.) – Partis erit talis toga, ventus si borealis. (Fallersleben, 507.) – Temporarium ingenium ei est. (Binder II, 3305.) – Utcunque es ventus exin velum vertitur. (Plautus.) (Philippi, II, 236.)
38 Man muss den Mantel nicht grösser schneiden als man Tuch hat.
Engt.: You must cut your coat according to your cloth. (Bohn II, 80.)
Frz.: Selon le pain il faut le couteau.
It.: Noi facciamo le spese secondo l'entrata.
Lat.: Honeste servit, qui succumbit tempori. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 181.) – Isthuc est sapere, qui ubicunque opus sit, animum possis flectere. (Terenz.) (Philippi, I, 213.) – Sumptus censum ne superet. (Plautus.)
39 Man muss den Mantel suchen, wo man ihn verloren hat.
Span.: Donde perdiste la capa, ay la cata. (Bohn I, 215.)
40 Man muss nicht ohne Mantel gehn, scheint die Sonn' auch noch so schön.
Böhm.: Když pĕkný čas, nes s sebou plášt', a když deštivo, čiň co ti libo. – V horku vez plášt' s sebou, v déští sám pojede. (Čelakovský, 253.)
Lat.: Frustra habet, qui non utitur. (Erasm., 9.)
Span.: Por sol que haga no tenes tu capa en casa. (Bohn I, 242.)
41 Man nimmt den Mantel zu spät, wenn der Regen vorüber ist.
42 Man soll den Mantel kehren, wie das Wetter geht. – Simrock, 317; Körte, 4121; Frost, 39.
Mhd.: Man sol den mantel kêren als daz weter gât. (Spervogel.) – Ein man den nüschel kêret, als in daz weter lêret. (Freidank.) (Zingerle, 97.)
43 Mancher tregt ein frommen Mantel, ist dir vornen freundlich vnd sitzt dir ein Wolff aufm rücken. – Lehmann, 334, 36.
44 Mantel Godes de Bärnklau vlüner werlle. – Pistor., III, 7.
D. h. Mantel (Schutz, Obhut) Gottes, fliege niemals von den Bärenklauen = Gott wolle nie die Grafschaft Hoya verlassen. Man schrieb den Ausspruch dem Grafen Otto von Hoya zu, durch den er sich und sein Haus dem Schutze Gottes empfahl. Er führte in seinem Wappen die Tatzen eines schwarzen Bären.
45 Mit einem kleinen Mantel kann man keinen grossen Mann bedecken. – Frischbier, 488; Frischbier2, 2540.
46 Mit einem zerrissen (entlehnten) Mantel ist nit gut prangen. – Sutor, 320.
47 Mit einem zerrissenen Mantel prahlt sich's schlecht.
Dennoch verstand es Antisthenes, dem Sokrates vorwarf, dass die Eitelkeit überall aus den Löchern seines Mantels hervorgucke.
48 Ohne Mantel ist nicht gut reisen.
Frz.: Quand il fait beau, prends ton manteau, quand il pleut, prends-le si tu veux. (Cahier, 1035.)
It.: Nè d'estate, nè d'inuerno non viaggiar senza mantello. (Pazzaglia, 113, 3.)
49 Olle grô Mäntel hon grô Tuch. – Robinson, 949; Gomolcke, 850.
50 Sammete Mäntel und gülden Stück machen manchem einen bösen Bauch und schmale Bisslein. – Opel, 386.
51 Unter dem Mantel der Liebe verbirgt sich viel Hass.
Böhm.: Pod pláštíkem ctnosti mnoho se kryje nepravosti. (Čelakovský, 41.)
It.: Sotto il mantello di bontà spesso si coprono molti vizi. (Pazzaglia, 213, 2.)
Poln.: Wiele jich płaszczem cnoty pokrywa niecnotę. (Čelakovský, 41.)
52 Unter dem Mantel trägt man die Sache, dass sie andere nicht sehen. – Eiselein, 449.
53 Unter einem heiligen Mantel verbirgt sich viel Schurkerei.
Engl.: He hath a cloak for his knavery. (Bohn II, 153.)
It.: Ha mantello d'ogni acqua. (Bohn II, 153.)
54 Unter einem kahlen Mantel steckt oft ein guter Trinker.
Port.: Debaixo de huma ruim capa jaz hum bom bebedor. (Bohn I, 274.)
Span.: Debajo de mala capa suele haber buen bebedor. (.Bohn I, 210.)
55 Von einem heiligen Mantel will jeder ein Stück haben.
56 Was nützt der Mantel, wenn er nicht gerollt (gewickelt) ist! – Frischbier2, 2541.
Zur Charakteristik des specifischen Gamaschenthums, das in der Armee eine Versorgungsanstalt für Leute erblickt, die in der Welt zu sonst nichts taugen und Knöpfeputzen zum Parademarsch für den einzigen und höchsten Zweck derselben halten. Während des Winterfeldzugs in Schleswig-Holstein im Januar 1864 schrieb ein Soldat: Der Mantel nütze jetzt niemand mehr gerollt. Ich habe nicht erfahren können, von wem dies Wort herrührt; es fehlt sogar in der mir vorliegenden Auflage der Geflügelten Worte Büchmann's. Der Kladderadatsch (1862, Nr. 47, S. 186), der demselben eine Betrachtung widmet, scheint den Autor zu kennen, verräth ihn aber nicht; er sagt blos: „Es war ein prophetisches Wort; und ein grosser Mann hat es in Preussen gesprochen, lange Zeit bevor noch an eine Verfassung zu denken war.“ Dann erläutert er es in seiner Weise durch Beispiele, in denen er sagt: „Was nützt mich der Theekessel, wenn er nicht blank geputzt auf dem Schrank steht! Was nützt mich das Pulver, wenn man es verschiessen soll! Was nützt mich der Schein, wenn man ihn retten muss! Was nützt mich das Licht, wenn man es nicht auslöschen kann! Was nützt mich der Vertrag, wenn man ihn halten muss! Was nützt mich der Einfluss in Deutschland, wenn man ihn gebrauchen muss! Was nützt die Sprache, wenn sie nicht erfunden ist, die Gedanken zu verbergen! Was nützt die Wahrheit, wenn sie nackt ist.“
Frz.: Qui trop estent son mantel la penne (l'étoffe) en rond. (Leroux, II, 126.)
57 Wenn der Mantel fällt, muss der Herzog nach.
58 Wer den Mantel Gottes verachtet, muss mit Teufels Anstrich fürliebnehmen.
59 Wer den Mantel macht, der mache auch den Kragen.
Frz.: Qui fait la chappe doit faire le chaperon. (Leroux, II, 298.)
60 Wer den Mantel trägt nach dem Wind, der kommt ans Ziel geschwind.
Mhd.: Wer den mantel kêret dar, dâ er des windes wirt war, und überkraft entwîchen kan, der mag wol deste baz gestân. (Boner.) (Zingerle, 98.)
61 Wer jhm lest den Mantel nehmen, dem nimbt man (bald) auch den Rock darzu. – Lehmann, 306, 33.
„Offt geschihts, so man in einem weicht, so muss man im andern auch nachgeben, läst man sich fassen, so läst man sich auffen Boden werffen; wer sich läst den Mantel nehmen, dem nimbt man (bald) auch den Rock darzu.“ (Lehmann, 876, 13.)
62 Wer seinen Mantel nicht mit einem guten Gewissen füttert, bekommt in den Hundstagen Zähneklappern.
63 Wer wird im Mantel gehn, ist das Wetter schön!
Frz.: Fi de manteau quand il fait beau. (Bohn I, 18.)
*64 A koan a Mantel schröcklig noch'm Winde drehn. – Robinson, 116; Frommann, III, 244, 104; für Steiermark: Firmenich, III, 767, 91.
*65 Den Mantel auff beiden Schultern tragen. (S. Fuchs 437, Heiss 22, Heuke 1 und Kalt 33.) – Pauli, Postilla, 58a; Körte, 4120; Lohrengel, II, 109; Braun, I, 2561.
Lehmann (519, 17) führt eine Anzahl von Redensarten, die denselben Grundgedanken in seinen verschiedenen Schattirungen und Anwendungsformen enthalten, unter der Ueberschrift auf: Vnter der vntrew fanen dienen. Unter dieser Fahne dient ihm: der auff beyden achsseln trägt; der Augendiener, der dass Gut böss ausslegt; der sich in beyde Backen hawet; der durch die Finger siehet; der den Fuchsschwantz streichet; der mit einem Fuss in den Bach gehet; der ums Geld thu was man will; der vntern hütlen spielen kan; der in dem Judenspiess rennet; der den Mantel hengt nac
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