Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 2 Matz, bloas a Sack uf, loss a brumma, loss a summa, bin ich doch ken Edelmoan, wess ich doch worumma. - Gomolcke, 723; Robinson, 742; Weinhold, 61. 3 Matz, hast ein Hemd an, so wisch mein Schnuder dran. - Fischart. *4 Ich will Matz heissen, wenn's nicht wahr ist. - Klix, 46. *5 Matz heissen. - Schöpf, 431. Verloren haben, zurückstehen, nichts sein. Das Gegentheil - Hans heissen. Vgl. über diese und andere Ausdrücke und Redensarten Germania, V, 349 fg. *6 Matz in allen Gassen. - Frischbier2, 2560. *7 Sich einen Matz machen. - Weinhold, 61. Eine Lustbarkeit, ein Vergnügen. *8 Wen wer warn Motzen hengen, soll ass Litterle troin. - Robinson, 893. Matzenberger. * Er ist ein Matzenberger. Diese Bezeichnung galt noch vor einem halben Jahrhundert für ein Schimpfwort in der Pfalz. Matzenberg ist ein zerstreutes Dorf im leininger Thal der Pfalz und heisst eigentlich Karlsberg. Die Gegend ist unfruchtbar, die Bewohner sind arm, meist Hausirer, jetzt ziemlich gute Leute. Früher wurde der Ort aber von Gesindel bewohnt, das dem Criminalgesetz in allen Beziehungen Trotz bot; daher es jeder einem andern Orte Angehörige als Injurie betrachtete, ein Matzenberger genannt zu werden. (Vgl. Riehl, Pfälzische Dörfer in Westermann's Monatsheften, 1856, 15-17.) Matzfotz. 1 Matzfotz von Dresen (Dresden) kann weder beten noch lesen. - Gomolcke, 724; Danneil, 268; Simplic., 531 u. 772; Schöpf, 428; Schütze, II, 332. Unter dem Matzfotz, im Munde des Volks auch die dresdener Matzfotze, ist das Brückenmännchen auf der alten Elbbrücke, eines der dresdener Wahrzeichen gemeint. Man bezeichnet damit in Dresden einen sogenannten Duckmäuser. Das Bild ist auf dem Schlusssteine der vierten Bogenwölbung, nicht au fünften Pfeiler, wie Grässe (Sagenschatz, 79) erzählt, von Altstadt her auf der Thalseite der Brücke angebracht und hat ungefähr dreiviertel Lebensgrösse. Ob die Brücke durch einen Baumeister, der Matthias Fotz (Fotius) hiess, aufgeführt worden ist, der sich in dem Brückenmännchen ein Denkmal gesetzt bat, ist nur eine Vermuthung. (Vgl. Städtewahrzeichen von Dresden in der Illustrirten Zeitung, Leipzig vom 7. Februar 1857, Nr. 710, S. 130.) Nach Stürenburg (147a) kommt Matzfot = Tölpel als Schimpfwort entweder von Matz als einfältiger Mensch, Narr (französisch mazette = schlaffer Mensch, Stümper im Spiel, englisch mad = unsinnig, rasend) und Fodde = Lumpen, Fetzen, auch gemeines Frauenzimmer; oder von Matz als: Klotz, Klumpen und Fot = Fuss, also Klotzfuss, Klumpfuss. Die letztere Herleitung ist jedenfalls irrig; denn fot bezeichnet wie Fr. Woeste in Frommann, V, 76, bemerkt, nicht Fuss (was fot heisst) sondern culus, podex. Aehnlich sagt er, bezeichnet im Bergischen unser baurenfuet ein tölpisches Bauernmädchen. Man vgl. auch hundsfot und holländisch bedelaars. Ausserdem gibt es ein bergisches matsfotse, als Scheltwort für eine Dirne; ferner ein einfaches bergisches fotse, märkisch fuetse = cunnus, ebenfalls Scheltwort für Mädchen. Mats bedeutet schon für sich "einfältiger Mensch". Dass es aus Matthias oder Matthäus entstanden, ist wahrscheinlich, da ja auch andere Vornamen, wie Klas, allein schon "dummer Mensch" bezeichnen. Ganz ähnlich ist Hansarsch. J. M. Wagner fügt (Frommann, VI, 86) ergänzend bei: "Matsfot ist genau das hochdeutsche Hundsfot." In der österreichischen Mundart lautet das Wort Matzfotz und bedeutet einen dummen, furchtsamen, feigen Menschen. Das Adjectiv davon ist matzfotzed. Matz aber bedeutet im niederösterreichischen Dialekt sowol eine Hündin, als scortum, gleich dem hochdeutschen petze (betze), von dem es auch wahrscheinlich stammt. Nach Klein (II, 9) bedeutet das Wort in der Pfalz so viel wie Memme und dient zur Bezeichnung eines furchtsamen Menschen. *2 Dar steit Matsfotts1. - Eichwald, 1288. 1) Auch: Matsfüsel, Matspump. *3 Du bist a rechte Matzfotz. (Ulm.) Matzloch. *1 Einen in ein Matzloch jagen. (Schles.) *2 In ein Matzloch kriechen. (Schles.) Bei Keller (140b) heisst es: "Ein furchtsamer muss den vorwurff leiden: er kriche in ein Matze-loch. Der Ursprung dessen kommt (angeblich) von einem Bauren, Matthäus genannt, her, der in dem 30jährigen Kriege in dem Riesengebürge in einer höle sich und die Seinigen offters gerettet hat." Matztasche. * Es ist eine Matztasche. Der Ausdruck erscheint zusammengestellt mit: verzagten Bärenhäuter, feiger Memme, weibischer Mann [Spaltenumbruch] zur Verdeutschung folgender französischer Redensarten: C'est une vraye poule mouillee. C'est une tate poule. C'est une poule laitee. (Kritzinger, 554b.) Mau. * Der traut sich nöt Mau zu sag'n, wenn er die Katz unter der Erchsen (Achsel) hat. (Rott-Thal.) Mäuder. We me de Mäuder streichlet, so streckt er de Schwanz. - Sutermeister, 133. Mäuder, auch Maudi, in einigen Cantonen der Schweiz als Bern, Glarus, Luzern die Bezeichnung für Kater. (Stalder, II, 202.) Maue. *1 Dat hät dä us dem Mau geschött. (Bedburg.) Verse aut de Maue schüdden. D. h. aus dem Stegreif Verse machen. (Dähnert, 302a.) *2 Dat schull man him nich aut de Maue schüddeln. - Stürenburg, 147b; Kern, 1055. Man sollte so etwas von ihm nicht vermuthen. *3 Datt hett he di up de Maue bunden. - Dähnert, 302a. Das hat er dir überredet. *4 De Maue stinket em all. (Hamburg.) - Schütze, III, 89; Richey, 162. Er ist bereits verheirathet oder kein Junggeselle mehr. *5 De wett dor Mauen antosetten. - Dähnert, 302a. Er weiss die Sache ordentlich anzugreifen. *6 Enem wat up de Maue binden. (Hamburg.) - Richey, 162; Schütze, III, 89; Stürenburg, 147a; für Kleve: Firmenich, I, 382, 51. Auf den Aermel (s. d. 7) heften, ihm etwas weis machen. *7 He hett wat in de Mauen. - Kern, 1054; Stürenburg, 147a. Er hat kräftige Arme; uneigentlich: er ist vermögend. *8 He lett sück wat up de Mauen spellen1. - Kern, 1057. 1) Mit Stecknadeln befestigen. Er lässt sich anführen. (S. Aufbinden.) *9 He schüddelt 't ut de Maue. - Kern, 1056; Stürenburg, 147b; für Meurs: Firmenich, I, 401, 77. Er predigt aus dem Stegreif, auch: er schneidet auf. Das Bild ist von den Taschenspielern hergenommen, die viele Dinge aus der Luft greifen, die sie nur aus dem Aermel schütteln. *10 He wet dar kene Mauen antosetten. (Hamburg.) - Richey, 162; Schütze, III, 89; Kern, 1053. Er weiss die Sache nicht anzufangen. *11 Mauen anlegen. - Liefl. Idiot., 150. Zwingen, bändigen, zur Ordnung bringen, auch hintergehen. Maue bezeichnet zunächst ein Handmüffchen, dann ein Halbärmel oder Ueberärmel von feiner Leinwand. Mauer (Name). Der Mauer, die Metz und die Magd haben Kaiser Karl'n den Tanz versagt. - Pistor., VIII, 57. Mauer (die). 1 Alte Mauern fallen leicht. - Winckler, XI, 39. 2 Alte Mauern fallen und Misthaufen steigen. Port.: Abaixao-se os muros, levantao-se os monturos. (Bohn I, 263.) Span.: Abajanse los adarves y alzanse los muladares. (Bohn I, 263.) 3 Auch die Mauern haben Ohren. - Winckler, XIV, 23. Holl.: De muren hebben ooren. (Harrebomee, II, 111b; Bohn I, 306.) 4 Brüchige Mauern sind leicht umzuwerfen. - Winckler, VII, 36. 5 Die Mauer heissen wir heilig. (S. Mühle.) - Graf, 497, 89. "Dyn Mauer heissen Wir heilig." (Freyberg, IV, 596, 179.) Es ist damit die Unverletzbarkeit der Einfriedigung ausgesprochen. "Heilig sind Stadtmauern, Dorfzäune und Mauern, welche Heilige einschliessen." 6 Die Mauer, welche Löcher hat, lockt Diebe. (S. Gelegenheit 14.) Engl.: Open doors will bring unwelcome company. Frz.: Le trou invite le larron. It.: Il muro, che ha bucchi, invita i ladri. (Wahl, 166, 16.) 7 Die Mauern dürfen nicht stärker werden als der Geldbeutel ist. 8 Die Mauern machen das Kloster nicht. - Simrock, 6878; Körte, 4141; Graf, 536, 38; Braun, I, 2583; Reinsberg III, 68. Nicht alle, die Kutte oder Schleier nehmen und sich in Klostermauern verschliessen lassen, werden darum [Spaltenumbruch] 2 Matz, bloas a Sack uf, lôss a brumma, lôss a summa, bin ich doch ken Edelmoan, wêss ich doch worumma. – Gomolcke, 723; Robinson, 742; Weinhold, 61. 3 Matz, hast ein Hemd an, so wisch mein Schnuder dran. – Fischart. *4 Ich will Matz heissen, wenn's nicht wahr ist. – Klix, 46. *5 Matz heissen. – Schöpf, 431. Verloren haben, zurückstehen, nichts sein. Das Gegentheil – Hans heissen. Vgl. über diese und andere Ausdrücke und Redensarten Germania, V, 349 fg. *6 Matz in allen Gassen. – Frischbier2, 2560. *7 Sich einen Matz machen. – Weinhold, 61. Eine Lustbarkeit, ein Vergnügen. *8 Wen wer warn Motzen hengen, soll ass Litterle troin. – Robinson, 893. Matzenberger. * Er ist ein Matzenberger. Diese Bezeichnung galt noch vor einem halben Jahrhundert für ein Schimpfwort in der Pfalz. Matzenberg ist ein zerstreutes Dorf im leininger Thal der Pfalz und heisst eigentlich Karlsberg. Die Gegend ist unfruchtbar, die Bewohner sind arm, meist Hausirer, jetzt ziemlich gute Leute. Früher wurde der Ort aber von Gesindel bewohnt, das dem Criminalgesetz in allen Beziehungen Trotz bot; daher es jeder einem andern Orte Angehörige als Injurie betrachtete, ein Matzenberger genannt zu werden. (Vgl. Riehl, Pfälzische Dörfer in Westermann's Monatsheften, 1856, 15-17.) Matzfotz. 1 Matzfotz von Dresen (Dresden) kann weder beten noch lesen. – Gomolcke, 724; Danneil, 268; Simplic., 531 u. 772; Schöpf, 428; Schütze, II, 332. Unter dem Matzfotz, im Munde des Volks auch die dresdener Matzfotze, ist das Brückenmännchen auf der alten Elbbrücke, eines der dresdener Wahrzeichen gemeint. Man bezeichnet damit in Dresden einen sogenannten Duckmäuser. Das Bild ist auf dem Schlusssteine der vierten Bogenwölbung, nicht au fünften Pfeiler, wie Grässe (Sagenschatz, 79) erzählt, von Altstadt her auf der Thalseite der Brücke angebracht und hat ungefähr dreiviertel Lebensgrösse. Ob die Brücke durch einen Baumeister, der Matthias Fotz (Fotius) hiess, aufgeführt worden ist, der sich in dem Brückenmännchen ein Denkmal gesetzt bat, ist nur eine Vermuthung. (Vgl. Städtewahrzeichen von Dresden in der Illustrirten Zeitung, Leipzig vom 7. Februar 1857, Nr. 710, S. 130.) Nach Stürenburg (147a) kommt Matzfot = Tölpel als Schimpfwort entweder von Matz als einfältiger Mensch, Narr (französisch mazette = schlaffer Mensch, Stümper im Spiel, englisch mad = unsinnig, rasend) und Fodde = Lumpen, Fetzen, auch gemeines Frauenzimmer; oder von Matz als: Klotz, Klumpen und Fôt = Fuss, also Klotzfuss, Klumpfuss. Die letztere Herleitung ist jedenfalls irrig; denn fot bezeichnet wie Fr. Woeste in Frommann, V, 76, bemerkt, nicht Fuss (was fôt heisst) sondern culus, podex. Aehnlich sagt er, bezeichnet im Bergischen unser bûrenfuet ein tölpisches Bauernmädchen. Man vgl. auch hundsfot und holländisch bedelaars. Ausserdem gibt es ein bergisches matsfotse, als Scheltwort für eine Dirne; ferner ein einfaches bergisches fotse, märkisch fuetse = cunnus, ebenfalls Scheltwort für Mädchen. Mats bedeutet schon für sich „einfältiger Mensch“. Dass es aus Matthias oder Matthäus entstanden, ist wahrscheinlich, da ja auch andere Vornamen, wie Klas, allein schon „dummer Mensch“ bezeichnen. Ganz ähnlich ist Hansarsch. J. M. Wagner fügt (Frommann, VI, 86) ergänzend bei: „Matsfot ist genau das hochdeutsche Hundsfot.“ In der österreichischen Mundart lautet das Wort Matzfotz und bedeutet einen dummen, furchtsamen, feigen Menschen. Das Adjectiv davon ist matzfotzed. Matz aber bedeutet im niederösterreichischen Dialekt sowol eine Hündin, als scortum, gleich dem hochdeutschen petze (betze), von dem es auch wahrscheinlich stammt. Nach Klein (II, 9) bedeutet das Wort in der Pfalz so viel wie Memme und dient zur Bezeichnung eines furchtsamen Menschen. *2 Dar steit Matsfotts1. – Eichwald, 1288. 1) Auch: Matsfüsel, Matspump. *3 Du bist a rechte Matzfotz. (Ulm.) Matzloch. *1 Einen in ein Matzloch jagen. (Schles.) *2 In ein Matzloch kriechen. (Schles.) Bei Keller (140b) heisst es: „Ein furchtsamer muss den vorwurff leiden: er kriche in ein Matze-loch. Der Ursprung dessen kommt (angeblich) von einem Bauren, Matthäus genannt, her, der in dem 30jährigen Kriege in dem Riesengebürge in einer höle sich und die Seinigen offters gerettet hat.“ Matztasche. * Es ist eine Matztasche. Der Ausdruck erscheint zusammengestellt mit: verzagten Bärenhäuter, feiger Memme, weibischer Mann [Spaltenumbruch] zur Verdeutschung folgender französischer Redensarten: C'est une vraye poule mouillée. C'est une tate poule. C'est une poule laitée. (Kritzinger, 554b.) Mau. * Der traut sich nöt Mau zu sag'n, wenn er die Katz unter der Erchsen (Achsel) hat. (Rott-Thal.) Mäuder. We me de Mäuder strîchlet, so streckt er de Schwanz. – Sutermeister, 133. Mäuder, auch Maudi, in einigen Cantonen der Schweiz als Bern, Glarus, Luzern die Bezeichnung für Kater. (Stalder, II, 202.) Maue. *1 Dat hät dä us dem Mau geschött. (Bedburg.) Verse ût de Maue schüdden. D. h. aus dem Stegreif Verse machen. (Dähnert, 302a.) *2 Dat schull man him nich ût de Maue schüddeln. – Stürenburg, 147b; Kern, 1055. Man sollte so etwas von ihm nicht vermuthen. *3 Datt hett he di up de Maue bunden. – Dähnert, 302a. Das hat er dir überredet. *4 De Maue stinket em all. (Hamburg.) – Schütze, III, 89; Richey, 162. Er ist bereits verheirathet oder kein Junggeselle mehr. *5 De wett dor Mauen antosetten. – Dähnert, 302a. Er weiss die Sache ordentlich anzugreifen. *6 Ênem wat up de Maue binden. (Hamburg.) – Richey, 162; Schütze, III, 89; Stürenburg, 147a; für Kleve: Firmenich, I, 382, 51. Auf den Aermel (s. d. 7) heften, ihm etwas weis machen. *7 He hett wat in de Mauen. – Kern, 1054; Stürenburg, 147a. Er hat kräftige Arme; uneigentlich: er ist vermögend. *8 He lett sück wat up de Mauen spellen1. – Kern, 1057. 1) Mit Stecknadeln befestigen. Er lässt sich anführen. (S. Aufbinden.) *9 He schüddelt 't ut de Maue. – Kern, 1056; Stürenburg, 147b; für Meurs: Firmenich, I, 401, 77. Er predigt aus dem Stegreif, auch: er schneidet auf. Das Bild ist von den Taschenspielern hergenommen, die viele Dinge aus der Luft greifen, die sie nur aus dem Aermel schütteln. *10 He wêt dar kêne Mauen antosetten. (Hamburg.) – Richey, 162; Schütze, III, 89; Kern, 1053. Er weiss die Sache nicht anzufangen. *11 Mauen anlegen. – Liefl. Idiot., 150. Zwingen, bändigen, zur Ordnung bringen, auch hintergehen. Maue bezeichnet zunächst ein Handmüffchen, dann ein Halbärmel oder Ueberärmel von feiner Leinwand. Mauer (Name). Der Mauer, die Metz und die Magd haben Kaiser Karl'n den Tanz versagt. – Pistor., VIII, 57. Mauer (die). 1 Alte Mauern fallen leicht. – Winckler, XI, 39. 2 Alte Mauern fallen und Misthaufen steigen. Port.: Abaixão-se os muros, levantao-se os monturos. (Bohn I, 263.) Span.: Abájanse los adarves y álzanse los muladares. (Bohn I, 263.) 3 Auch die Mauern haben Ohren. – Winckler, XIV, 23. Holl.: De muren hebben ooren. (Harrebomée, II, 111b; Bohn I, 306.) 4 Brüchige Mauern sind leicht umzuwerfen. – Winckler, VII, 36. 5 Die Mauer heissen wir heilig. (S. Mühle.) – Graf, 497, 89. „Dyn Mauer heissen Wir heilig.“ (Freyberg, IV, 596, 179.) Es ist damit die Unverletzbarkeit der Einfriedigung ausgesprochen. „Heilig sind Stadtmauern, Dorfzäune und Mauern, welche Heilige einschliessen.“ 6 Die Mauer, welche Löcher hat, lockt Diebe. (S. Gelegenheit 14.) Engl.: Open doors will bring unwelcome company. Frz.: Le trou invite le larron. It.: Il muro, che ha bucchi, invita i ladri. (Wahl, 166, 16.) 7 Die Mauern dürfen nicht stärker werden als der Geldbeutel ist. 8 Die Mauern machen das Kloster nicht. – Simrock, 6878; Körte, 4141; Graf, 536, 38; Braun, I, 2583; Reinsberg III, 68. Nicht alle, die Kutte oder Schleier nehmen und sich in Klostermauern verschliessen lassen, werden darum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0264" n="[250]"/><cb n="499"/> 2 Matz, bloas a Sack uf, lôss a brumma, lôss a summa, bin ich doch ken Edelmoan, wêss ich doch worumma.</hi> – <hi rendition="#i">Gomolcke, 723; Robinson, 742; Weinhold, 61.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Matz, hast ein Hemd an, so wisch mein Schnuder dran.</hi> – <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Ich will Matz heissen, wenn's nicht wahr ist.</hi> – <hi rendition="#i">Klix, 46.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Matz heissen.</hi> – <hi rendition="#i">Schöpf, 431.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Verloren haben, zurückstehen, nichts sein. Das Gegentheil – Hans heissen. Vgl. über diese und andere Ausdrücke und Redensarten <hi rendition="#i">Germania, V, 349 fg.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Matz in allen Gassen.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2560.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Sich einen Matz machen.</hi> – <hi rendition="#i">Weinhold, 61.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Eine Lustbarkeit, ein Vergnügen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Wen wer warn Motzen hengen, soll ass Litterle troin.</hi> – <hi rendition="#i">Robinson, 893.</hi></p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Matzenberger.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist ein Matzenberger.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Diese Bezeichnung galt noch vor einem halben Jahrhundert für ein Schimpfwort in der Pfalz. Matzenberg ist ein zerstreutes Dorf im leininger Thal der Pfalz und heisst eigentlich Karlsberg. Die Gegend ist unfruchtbar, die Bewohner sind arm, meist Hausirer, jetzt ziemlich gute Leute. Früher wurde der Ort aber von Gesindel bewohnt, das dem Criminalgesetz in allen Beziehungen Trotz bot; daher es jeder einem andern Orte Angehörige als Injurie betrachtete, ein Matzenberger genannt zu werden. (Vgl. <hi rendition="#i">Riehl, Pfälzische Dörfer in Westermann's Monatsheften, 1856, 15-17.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Matzfotz.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Matzfotz von Dresen (Dresden) kann weder beten noch lesen.</hi> – <hi rendition="#i">Gomolcke, 724; Danneil, 268; Simplic., 531 u. 772; Schöpf, 428; Schütze, II, 332.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Unter dem Matzfotz, im Munde des Volks auch die dresdener Matzfotze, ist das Brückenmännchen auf der alten Elbbrücke, eines der dresdener Wahrzeichen gemeint. Man bezeichnet damit in Dresden einen sogenannten Duckmäuser. Das Bild ist auf dem Schlusssteine der vierten Bogenwölbung, nicht au fünften Pfeiler, wie <hi rendition="#i">Grässe</hi> (<hi rendition="#i">Sagenschatz, 79</hi>) erzählt, von Altstadt her auf der Thalseite der Brücke angebracht und hat ungefähr dreiviertel Lebensgrösse. Ob die Brücke durch einen Baumeister, der Matthias Fotz (Fotius) hiess, aufgeführt worden ist, der sich in dem Brückenmännchen ein Denkmal gesetzt bat, ist nur eine Vermuthung. (Vgl. <hi rendition="#i">Städtewahrzeichen von Dresden in der Illustrirten Zeitung, Leipzig vom 7. Februar 1857, Nr. 710, S. 130.</hi>) Nach <hi rendition="#i">Stürenburg (147<hi rendition="#sup">a</hi>)</hi> kommt Matzfot = Tölpel als Schimpfwort entweder von Matz als einfältiger Mensch, Narr (französisch mazette = schlaffer Mensch, Stümper im Spiel, englisch mad = unsinnig, rasend) und Fodde = Lumpen, Fetzen, auch gemeines Frauenzimmer; oder von Matz als: Klotz, Klumpen und Fôt = Fuss, also Klotzfuss, Klumpfuss. Die letztere Herleitung ist jedenfalls irrig; denn fot bezeichnet wie <hi rendition="#i">Fr. Woeste</hi> in <hi rendition="#i">Frommann, V, 76,</hi> bemerkt, nicht Fuss (was fôt heisst) sondern culus, podex. Aehnlich sagt er, bezeichnet im Bergischen unser bûrenfuet ein tölpisches Bauernmädchen. Man vgl. auch hundsfot und holländisch bedelaars. Ausserdem gibt es ein bergisches matsfotse, als Scheltwort für eine Dirne; ferner ein einfaches bergisches fotse, märkisch fuetse = cunnus, ebenfalls Scheltwort für Mädchen. Mats bedeutet schon für sich „einfältiger Mensch“. Dass es aus Matthias oder Matthäus entstanden, ist wahrscheinlich, da ja auch andere Vornamen, wie Klas, allein schon „dummer Mensch“ bezeichnen. Ganz ähnlich ist Hansarsch. <hi rendition="#i">J. M. Wagner</hi> fügt (<hi rendition="#i">Frommann, VI, 86</hi>) ergänzend bei: „Matsfot ist genau das hochdeutsche Hundsfot.“ In der österreichischen Mundart lautet das Wort Matzfotz und bedeutet einen dummen, furchtsamen, feigen Menschen. Das Adjectiv davon ist matzfotzed. Matz aber bedeutet im niederösterreichischen Dialekt sowol eine Hündin, als scortum, gleich dem hochdeutschen petze (betze), von dem es auch wahrscheinlich stammt. Nach <hi rendition="#i">Klein (II, 9)</hi> bedeutet das Wort in der Pfalz so viel wie Memme und dient zur Bezeichnung eines furchtsamen Menschen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Dar steit Matsfotts<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 1288.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Auch: Matsfüsel, Matspump.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Du bist a rechte Matzfotz.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Matzloch.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Einen in ein Matzloch jagen.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 In ein Matzloch kriechen.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Keller (140<hi rendition="#sup">b</hi>)</hi> heisst es: „Ein furchtsamer muss den vorwurff leiden: er kriche in ein Matze-loch. Der Ursprung dessen kommt (angeblich) von einem Bauren, Matthäus genannt, her, der in dem 30jährigen Kriege in dem Riesengebürge in einer höle sich und die Seinigen offters gerettet hat.“</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Matztasche.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist eine Matztasche.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Der Ausdruck erscheint zusammengestellt mit: verzagten Bärenhäuter, feiger Memme, weibischer Mann <cb n="500"/> zur Verdeutschung folgender französischer Redensarten: C'est une vraye poule mouillée. C'est une tate poule. C'est une poule laitée. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 554<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Mau.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Der traut sich nöt Mau zu sag'n, wenn er die Katz unter der Erchsen (Achsel) hat.</hi> (<hi rendition="#i">Rott-Thal.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Mäuder.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">We me de Mäuder strîchlet, so streckt er de Schwanz.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 133.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Mäuder, auch Maudi, in einigen Cantonen der Schweiz als Bern, Glarus, Luzern die Bezeichnung für Kater. (<hi rendition="#i">Stalder, II, 202.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Maue.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Dat hät dä us dem Mau geschött.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Verse ût de Maue schüdden. D. h. aus dem Stegreif Verse machen. (<hi rendition="#i">Dähnert, 302<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Dat schull man him nich ût de Maue schüddeln.</hi> – <hi rendition="#i">Stürenburg, 147<hi rendition="#sup">b</hi>; Kern, 1055.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Man sollte so etwas von ihm nicht vermuthen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Datt hett he di up de Maue bunden.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 302<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Das hat er dir überredet.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 De Maue stinket em all.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Schütze, III, 89; Richey, 162.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er ist bereits verheirathet oder kein Junggeselle mehr.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 De wett dor Mauen antosetten.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 302<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er weiss die Sache ordentlich anzugreifen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Ênem wat up de Maue binden.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Richey, 162; Schütze, III, 89; Stürenburg, 147<hi rendition="#sup">a</hi>;</hi> für Kleve: <hi rendition="#i">Firmenich, I, 382, 51.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Auf den Aermel (s. d. 7) heften, ihm etwas weis machen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 He hett wat in de Mauen.</hi> – <hi rendition="#i">Kern, 1054; Stürenburg, 147<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er hat kräftige Arme; uneigentlich: er ist vermögend.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 He lett sück wat up de Mauen spellen<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> – <hi rendition="#i">Kern, 1057.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Mit Stecknadeln befestigen. Er lässt sich anführen. (S. Aufbinden.)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 He schüddelt 't ut de Maue.</hi> – <hi rendition="#i">Kern, 1056; Stürenburg, 147<hi rendition="#sup">b</hi>;</hi> für Meurs: <hi rendition="#i">Firmenich, I, 401, 77.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er predigt aus dem Stegreif, auch: er schneidet auf. Das Bild ist von den Taschenspielern hergenommen, die viele Dinge aus der Luft greifen, die sie nur aus dem Aermel schütteln.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 He wêt dar kêne Mauen antosetten.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Richey, 162; Schütze, III, 89; Kern, 1053.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er weiss die Sache nicht anzufangen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Mauen anlegen.</hi> – <hi rendition="#i">Liefl. Idiot., 150.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Zwingen, bändigen, zur Ordnung bringen, auch hintergehen. Maue bezeichnet zunächst ein Handmüffchen, dann ein Halbärmel oder Ueberärmel von feiner Leinwand.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Mauer</hi> (Name).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Mauer, die Metz und die Magd haben Kaiser Karl'n den Tanz versagt.</hi> – <hi rendition="#i">Pistor., VIII, 57.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Mauer</hi> (die).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alte Mauern fallen leicht.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XI, 39.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Alte Mauern fallen und Misthaufen steigen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Abaixão-se os muros, levantao-se os monturos. (<hi rendition="#i">Bohn I, 263.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Abájanse los adarves y álzanse los muladares. (<hi rendition="#i">Bohn I, 263.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Auch die Mauern haben Ohren.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XIV, 23.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De muren hebben ooren. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 111<hi rendition="#sup">b</hi>; Bohn I, 306.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Brüchige Mauern sind leicht umzuwerfen.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, VII, 36.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Die Mauer heissen wir heilig.</hi> (S. Mühle.) – <hi rendition="#i">Graf, 497, 89.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Dyn Mauer heissen Wir heilig.“ (<hi rendition="#i">Freyberg, IV, 596, 179.</hi>) Es ist damit die Unverletzbarkeit der Einfriedigung ausgesprochen. „Heilig sind Stadtmauern, Dorfzäune und Mauern, welche Heilige einschliessen.“</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Die Mauer, welche Löcher hat, lockt Diebe.</hi> (S. Gelegenheit 14.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Open doors will bring unwelcome company.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le trou invite le larron.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il muro, che ha bucchi, invita i ladri. (<hi rendition="#i">Wahl, 166, 16.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Die Mauern dürfen nicht stärker werden als der Geldbeutel ist.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Die Mauern machen das Kloster nicht.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 6878; Körte, 4141; Graf, 536, 38; Braun, I, 2583; Reinsberg III, 68.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Nicht alle, die Kutte oder Schleier nehmen und sich in Klostermauern verschliessen lassen, werden darum </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[250]/0264]
2 Matz, bloas a Sack uf, lôss a brumma, lôss a summa, bin ich doch ken Edelmoan, wêss ich doch worumma. – Gomolcke, 723; Robinson, 742; Weinhold, 61.
3 Matz, hast ein Hemd an, so wisch mein Schnuder dran. – Fischart.
*4 Ich will Matz heissen, wenn's nicht wahr ist. – Klix, 46.
*5 Matz heissen. – Schöpf, 431.
Verloren haben, zurückstehen, nichts sein. Das Gegentheil – Hans heissen. Vgl. über diese und andere Ausdrücke und Redensarten Germania, V, 349 fg.
*6 Matz in allen Gassen. – Frischbier2, 2560.
*7 Sich einen Matz machen. – Weinhold, 61.
Eine Lustbarkeit, ein Vergnügen.
*8 Wen wer warn Motzen hengen, soll ass Litterle troin. – Robinson, 893.
Matzenberger.
* Er ist ein Matzenberger.
Diese Bezeichnung galt noch vor einem halben Jahrhundert für ein Schimpfwort in der Pfalz. Matzenberg ist ein zerstreutes Dorf im leininger Thal der Pfalz und heisst eigentlich Karlsberg. Die Gegend ist unfruchtbar, die Bewohner sind arm, meist Hausirer, jetzt ziemlich gute Leute. Früher wurde der Ort aber von Gesindel bewohnt, das dem Criminalgesetz in allen Beziehungen Trotz bot; daher es jeder einem andern Orte Angehörige als Injurie betrachtete, ein Matzenberger genannt zu werden. (Vgl. Riehl, Pfälzische Dörfer in Westermann's Monatsheften, 1856, 15-17.)
Matzfotz.
1 Matzfotz von Dresen (Dresden) kann weder beten noch lesen. – Gomolcke, 724; Danneil, 268; Simplic., 531 u. 772; Schöpf, 428; Schütze, II, 332.
Unter dem Matzfotz, im Munde des Volks auch die dresdener Matzfotze, ist das Brückenmännchen auf der alten Elbbrücke, eines der dresdener Wahrzeichen gemeint. Man bezeichnet damit in Dresden einen sogenannten Duckmäuser. Das Bild ist auf dem Schlusssteine der vierten Bogenwölbung, nicht au fünften Pfeiler, wie Grässe (Sagenschatz, 79) erzählt, von Altstadt her auf der Thalseite der Brücke angebracht und hat ungefähr dreiviertel Lebensgrösse. Ob die Brücke durch einen Baumeister, der Matthias Fotz (Fotius) hiess, aufgeführt worden ist, der sich in dem Brückenmännchen ein Denkmal gesetzt bat, ist nur eine Vermuthung. (Vgl. Städtewahrzeichen von Dresden in der Illustrirten Zeitung, Leipzig vom 7. Februar 1857, Nr. 710, S. 130.) Nach Stürenburg (147a) kommt Matzfot = Tölpel als Schimpfwort entweder von Matz als einfältiger Mensch, Narr (französisch mazette = schlaffer Mensch, Stümper im Spiel, englisch mad = unsinnig, rasend) und Fodde = Lumpen, Fetzen, auch gemeines Frauenzimmer; oder von Matz als: Klotz, Klumpen und Fôt = Fuss, also Klotzfuss, Klumpfuss. Die letztere Herleitung ist jedenfalls irrig; denn fot bezeichnet wie Fr. Woeste in Frommann, V, 76, bemerkt, nicht Fuss (was fôt heisst) sondern culus, podex. Aehnlich sagt er, bezeichnet im Bergischen unser bûrenfuet ein tölpisches Bauernmädchen. Man vgl. auch hundsfot und holländisch bedelaars. Ausserdem gibt es ein bergisches matsfotse, als Scheltwort für eine Dirne; ferner ein einfaches bergisches fotse, märkisch fuetse = cunnus, ebenfalls Scheltwort für Mädchen. Mats bedeutet schon für sich „einfältiger Mensch“. Dass es aus Matthias oder Matthäus entstanden, ist wahrscheinlich, da ja auch andere Vornamen, wie Klas, allein schon „dummer Mensch“ bezeichnen. Ganz ähnlich ist Hansarsch. J. M. Wagner fügt (Frommann, VI, 86) ergänzend bei: „Matsfot ist genau das hochdeutsche Hundsfot.“ In der österreichischen Mundart lautet das Wort Matzfotz und bedeutet einen dummen, furchtsamen, feigen Menschen. Das Adjectiv davon ist matzfotzed. Matz aber bedeutet im niederösterreichischen Dialekt sowol eine Hündin, als scortum, gleich dem hochdeutschen petze (betze), von dem es auch wahrscheinlich stammt. Nach Klein (II, 9) bedeutet das Wort in der Pfalz so viel wie Memme und dient zur Bezeichnung eines furchtsamen Menschen.
*2 Dar steit Matsfotts1. – Eichwald, 1288.
1) Auch: Matsfüsel, Matspump.
*3 Du bist a rechte Matzfotz. (Ulm.)
Matzloch.
*1 Einen in ein Matzloch jagen. (Schles.)
*2 In ein Matzloch kriechen. (Schles.)
Bei Keller (140b) heisst es: „Ein furchtsamer muss den vorwurff leiden: er kriche in ein Matze-loch. Der Ursprung dessen kommt (angeblich) von einem Bauren, Matthäus genannt, her, der in dem 30jährigen Kriege in dem Riesengebürge in einer höle sich und die Seinigen offters gerettet hat.“
Matztasche.
* Es ist eine Matztasche.
Der Ausdruck erscheint zusammengestellt mit: verzagten Bärenhäuter, feiger Memme, weibischer Mann
zur Verdeutschung folgender französischer Redensarten: C'est une vraye poule mouillée. C'est une tate poule. C'est une poule laitée. (Kritzinger, 554b.)
Mau.
* Der traut sich nöt Mau zu sag'n, wenn er die Katz unter der Erchsen (Achsel) hat. (Rott-Thal.)
Mäuder.
We me de Mäuder strîchlet, so streckt er de Schwanz. – Sutermeister, 133.
Mäuder, auch Maudi, in einigen Cantonen der Schweiz als Bern, Glarus, Luzern die Bezeichnung für Kater. (Stalder, II, 202.)
Maue.
*1 Dat hät dä us dem Mau geschött. (Bedburg.)
Verse ût de Maue schüdden. D. h. aus dem Stegreif Verse machen. (Dähnert, 302a.)
*2 Dat schull man him nich ût de Maue schüddeln. – Stürenburg, 147b; Kern, 1055.
Man sollte so etwas von ihm nicht vermuthen.
*3 Datt hett he di up de Maue bunden. – Dähnert, 302a.
Das hat er dir überredet.
*4 De Maue stinket em all. (Hamburg.) – Schütze, III, 89; Richey, 162.
Er ist bereits verheirathet oder kein Junggeselle mehr.
*5 De wett dor Mauen antosetten. – Dähnert, 302a.
Er weiss die Sache ordentlich anzugreifen.
*6 Ênem wat up de Maue binden. (Hamburg.) – Richey, 162; Schütze, III, 89; Stürenburg, 147a; für Kleve: Firmenich, I, 382, 51.
Auf den Aermel (s. d. 7) heften, ihm etwas weis machen.
*7 He hett wat in de Mauen. – Kern, 1054; Stürenburg, 147a.
Er hat kräftige Arme; uneigentlich: er ist vermögend.
*8 He lett sück wat up de Mauen spellen1. – Kern, 1057.
1) Mit Stecknadeln befestigen. Er lässt sich anführen. (S. Aufbinden.)
*9 He schüddelt 't ut de Maue. – Kern, 1056; Stürenburg, 147b; für Meurs: Firmenich, I, 401, 77.
Er predigt aus dem Stegreif, auch: er schneidet auf. Das Bild ist von den Taschenspielern hergenommen, die viele Dinge aus der Luft greifen, die sie nur aus dem Aermel schütteln.
*10 He wêt dar kêne Mauen antosetten. (Hamburg.) – Richey, 162; Schütze, III, 89; Kern, 1053.
Er weiss die Sache nicht anzufangen.
*11 Mauen anlegen. – Liefl. Idiot., 150.
Zwingen, bändigen, zur Ordnung bringen, auch hintergehen. Maue bezeichnet zunächst ein Handmüffchen, dann ein Halbärmel oder Ueberärmel von feiner Leinwand.
Mauer (Name).
Der Mauer, die Metz und die Magd haben Kaiser Karl'n den Tanz versagt. – Pistor., VIII, 57.
Mauer (die).
1 Alte Mauern fallen leicht. – Winckler, XI, 39.
2 Alte Mauern fallen und Misthaufen steigen.
Port.: Abaixão-se os muros, levantao-se os monturos. (Bohn I, 263.)
Span.: Abájanse los adarves y álzanse los muladares. (Bohn I, 263.)
3 Auch die Mauern haben Ohren. – Winckler, XIV, 23.
Holl.: De muren hebben ooren. (Harrebomée, II, 111b; Bohn I, 306.)
4 Brüchige Mauern sind leicht umzuwerfen. – Winckler, VII, 36.
5 Die Mauer heissen wir heilig. (S. Mühle.) – Graf, 497, 89.
„Dyn Mauer heissen Wir heilig.“ (Freyberg, IV, 596, 179.) Es ist damit die Unverletzbarkeit der Einfriedigung ausgesprochen. „Heilig sind Stadtmauern, Dorfzäune und Mauern, welche Heilige einschliessen.“
6 Die Mauer, welche Löcher hat, lockt Diebe. (S. Gelegenheit 14.)
Engl.: Open doors will bring unwelcome company.
Frz.: Le trou invite le larron.
It.: Il muro, che ha bucchi, invita i ladri. (Wahl, 166, 16.)
7 Die Mauern dürfen nicht stärker werden als der Geldbeutel ist.
8 Die Mauern machen das Kloster nicht. – Simrock, 6878; Körte, 4141; Graf, 536, 38; Braun, I, 2583; Reinsberg III, 68.
Nicht alle, die Kutte oder Schleier nehmen und sich in Klostermauern verschliessen lassen, werden darum
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |