Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] Sprachen viel vor. So ist aus Sprachunkenntniss aus der Sintflut, d. i. der grossen Flut, eine Sündflut, aus dem rothen Billardball Caramboline eine Karoline geworden. In Lincoln hat man aus drei Gossen drei Geissen (Ziegen) gemacht. Unmittelbar unter der Hochbrücke befindet sich dort ein Gasthaus mit dem Schilde: Zu den schwarzen Ziegen (Goats). Früher stand auf dem Schilde zu den drei Ziegen (Goats) ein Name, der von den drei Wasserabzügen (gowts = Gossen) hergeleitet war, an denen das Haus steht. Man hat die gowts (Gossen) in goats (Ziegen) verwandelt. Eine englische sprichwörtliche Redensart lautet: To know a hawk from a handsaw = einen Habicht von einer Handsäge unterscheiden können, sie hiess aber früher: To know a hawk from a hernshaw, d. i. einen Habicht von einem Reiher unterscheiden können. So hat man das französische Buffetier, d. i. einer, der am Buffet wartet, in das englische beefeater = Rindfleischesser, im 12. Jahrhundert die Bernikel- Muschel in die Bernikel-Gans verwandelt. Unter dem Titel: Populäre Mythologie hat die Europa von F. Steger (Leipzig 1870, S. 1271) einige Beispiele dieser Art aus K. Böttger's Uebersetzung der Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache von Max Müller zusammengestellt. - Sinnverwandte Redensarten sind: Auf der faulen Bank, auf der Bärenhaut liegen, ein Tagedieb, ein Bärenhäuter sein, dem lieben Gott den Tag abstehlen. In anderer Beziehung und mit anderer Ableitung vernimmt man auch die Ausdrücke: Maulheld und Maulhure. Ein Haus in Franken hat die Inschrift: "Aff, stell mich her und gaff; derweil ich hier thu stehn, könnt' ich meiner Wege gehn." Nach Eiselein (431) finden sich in Geiler's Brösamlin (Bl. 61) eine Anzahl anderer, aber wirklicher sprichwörtlicher Affen, als: Ja-Affen, Moraffen (Schlemmer), Malaffen (die sich putzen und färben), Lobaffen, Sorgaffen, Munaffen (Maulhänger), Geinaffen (die alles anginen), Schlaraffen (Faulenzer), Roraffen (die im Rohr sitzen und sich Pfeifen schneiden, wie sie wollen). Frz.: Beer aux corneilles. - Croquer le marmot. - Faire le janlorgne. (Kritzinger, 66a u. 385a.) - Gober des mouches. - Il regarde de quel cote vient le vent. - Ils viennent regarder qui a le plus beau nes. (Kritzinger, 176a u. 477a.) - N'avoir que ses vingt-quatre heures a depenser par jour. (Masson, 81.) *4 Maulapen to Kop hebben. - Dähnert, 317b. *5 Maulapen verköpen. - Dähnert, 317b. Maulaffen (Verb.). * He steit maulapen. - Schütze, I, 5. Er steht und gafft mit offenem Munde. Maulbeerbaum. 1 Es ist besser ein Maulbeerbaum zu sein als ein Mandelbaum. - Winckler, V, 60. *2 Er ist wie ein Maulbeerbaum, der trifft's immer mit Blüt' und Frucht; er schlägt nicht aus, es sei denn die Kälte vorüber. Maulbeere. Die Maulbeeren sind noch zu grün, sagte der Fuchs. Maulbereitschaft. * Se hot en geat Melbreitschaft. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 35, 68. Sie hat ein gut Mundwerk, besitzt viel Zungenfertigkeit. Maulbrunn. 1 Das Kloster Maulbrunn lehret ein alles thun, reden vnd können; denn umb des Mauls willen geschieht alles. - Petri, II, 67. *2 Er hat alles dem Kloster Maulbrunn vermacht. - Klosterspiegel, 10, 18; Simrock, 5764; Körte, 3442; Reinsberg V, 92. Von einem Schwelger. Wortspiel mit dem Kloster dieses Namens, das unweit Stuttgart am Flusse Salza bestand, doch sich keineswegs auf dasselbe beziehend, sondern die Pforte bezeichnend, welche zwischen Nase und Kinn liegt, und von denen gebraucht, die alles verprassen. Die Dänen sprechen in ähnlicher Weise vom Kap Halsen, da sehr viel Gut durch den Hals geht. Dän.: Der siunker meget godt for halse. (Prov. dan., 247.) Frz.: Il est sujet a son ventre. It.: Si fa un dio del suo ventre. Lat.: Natus abdomini suo. Schwed.: Han gör buken till sin gud. (Marin, 14.) Mäulchen. 1 Mäulche willscht 'e Wei'che1 saufe, Füsch'che, muscht 'e barfusch laufe. (Rheingau.) 1) Weinchen. 2) Füsschen. 2 Meilchen wett du Brandwein drinken, Feischen musst da barwes gehn. (Waldeck.) - Curtze, 361, 560. 3 Was Mäulchen nascht, muss Leibchen büssen. - Simrock, 6881; Körte, 4146. 4 Weil das Mäulchen kein Wasser genossen, hat sich Beutel und Küche geschlossen. [Spaltenumbruch] 5 Wo 's Mäulchen wie ein Rädchen geht, da es schlimm ums Köpfchen steht. *6 A verzunft Moilchen machen. (Schles.) "'S gieng auch eina verbee, die machte sua verzunft Moilchen, as mar hette sillen a Wirmle os der Gusche ziehn." (Keller, 168b.) Mäulchenkoser. * Er ist ein Maulchekoser. (Ostpreuss.) Einer, der andern zu Munde redet. Maulchrist. Maulchristen, Romanisten und Religiosen sind Eines Tuchs drei Hosen. - Petri, II, 471. Maulchrist = ein Christ, der es nur dem Maule, d. i. dem wörtlichen Bekenntniss nach, nicht aber in That und Wahrheit ist. (Campe, III, 234b.) "St. Paulus, da er von der Liebe redet, strafft die Falschen und Maulchristen." (Luther's Tischr., 167b.) Mauldrescher. * Ein blosser Mauldrescher. - Campe, II, 233b. Ein Mensch, der ungewaschenes, sinnloses Zeug redet, ein Schwätzer. Archytas, ein griechischer Künstler, verfertigte eine Taube aus Holz, welche durch ein inneres Triebwerk flog. Er machte auch eine hölzerne immer schnarrende Klapper (crepitaculum). Man hatte daher für einen Schwätzer die Redensart: Archytae crepitaculum. (Philippi, I, 39.) In einem dem Jupiter geheiligten Walde bei Dodone, einer Stadt in Chaonien waren zwei Säulen aufgerichtet; auf der einen stand ein Becken von Erz, auf der andern eine Knabenfigur mit einer ehernen Geisel in der Hand. So oft der Wind wehte, traf die Geisel das Becken, wodurch stets ein langandauernder Schall verursacht wurde. Man hatte daher auch zur Bezeichnung eines sehr geschwätzigen Menschen, eines unaufhörlichen Plauderers die Redensart: Aes dodonaeum. (Hanzely, 167.) Maulen. 1 Wer mault mit der Schüssel, dem fehlt's (schadet's) am Rüssel. - Simrock, 9287; Braun, I, 4010. *2 Er mault sich. "Gesetzt och, dass a sich dasswegen malen wulde, su duchte ich: horte wieder horte." (Keller, 142b.) *3 He mault. - Dähnert, 318a. Lässt das Maul aus Verdruss und Bosheit hängen, spricht aus Verdruss nicht. Maulen (Name). * Nach Maulen fabren. - Frischbier2, 2580. Wortspiel mit dem Namen des Dorfs bei Königsberg, um das Schmollen zu bezeichnen. Maulesel. 1 Bleib ein Maulesel1 biss dich Gott herausfordert. - Henisch, 941, 5. 1) Kreuzung von Pferdehengst und Eselin. - Im Universitätsleben werden die Studenten, welche nicht immatriculirt sind, Maulesel genannt. 2 Der Maulesel macht viel palarn, wie seine Eltern (Ahnen) gut Pferdt waren. - Lehmann, 137, 26; Simrock, 6904; Körte, 4164; Lohrengel, I, 506. Geiselt den Ahnenstolz herabgekommener Urenkel. "Mancher nicht mehr zu rühmen hat, denn seiner Eltern Edelthat." 3 Ein guter Maulesel, eine gute Ziege und ein gutes Weib Bind drei schlimme Bestien. Frz.: Bonne mule mauvaise beste. (Leroux, I, 121.) 4 Ein Maulesel geht langsam, aber lange. 5 Ein Maulesel kraut den andern. So lobt der von sich Eingenommene und Stolze seine Lober wieder. 6 Ein Maulesel vergisst die Fusstritte nicht, die er bekommen. Frz.: Le mulet garde longuement un coup de pied a son maeitre. (Bohn I, 33.) 7 Man muss sich keinem Maulesel und Mulatten anvertrauen. (Span.) Nicht ohne Grund. Die Mulatten sind im allgemeinen stolz und treulos. Nur höchst selten hört man einen edeln Zug von ihnen. 8 Maulesel und Weiber tragen die Nase hoch. Span.: La mula y la muger por halagos hacen el mandado. (Bohn, I, 227.) 9 Wenn die Maulesel um Hörner bitten, kommen sie ohne Ohren zurück. 10 Wes den Maulesel will fragen nach seinen hohen Magen (Verwandten), dem wird er eher den Oheim als den Vater sagen. 11 Wer über einen Maulesel gesetzt ist, hält sich auch für einen Herrn. - Simrock, 6905; Körte, 4168.
[Spaltenumbruch] Sprachen viel vor. So ist aus Sprachunkenntniss aus der Sintflut, d. i. der grossen Flut, eine Sündflut, aus dem rothen Billardball Caramboline eine Karoline geworden. In Lincoln hat man aus drei Gossen drei Geissen (Ziegen) gemacht. Unmittelbar unter der Hochbrücke befindet sich dort ein Gasthaus mit dem Schilde: Zu den schwarzen Ziegen (Goats). Früher stand auf dem Schilde zu den drei Ziegen (Goats) ein Name, der von den drei Wasserabzügen (gowts = Gossen) hergeleitet war, an denen das Haus steht. Man hat die gowts (Gossen) in goats (Ziegen) verwandelt. Eine englische sprichwörtliche Redensart lautet: To know a hawk from a handsaw = einen Habicht von einer Handsäge unterscheiden können, sie hiess aber früher: To know a hawk from a hernshaw, d. i. einen Habicht von einem Reiher unterscheiden können. So hat man das französische Buffetier, d. i. einer, der am Buffet wartet, in das englische beefeater = Rindfleischesser, im 12. Jahrhundert die Bernikel- Muschel in die Bernikel-Gans verwandelt. Unter dem Titel: Populäre Mythologie hat die Europa von F. Steger (Leipzig 1870, S. 1271) einige Beispiele dieser Art aus K. Böttger's Uebersetzung der Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache von Max Müller zusammengestellt. – Sinnverwandte Redensarten sind: Auf der faulen Bank, auf der Bärenhaut liegen, ein Tagedieb, ein Bärenhäuter sein, dem lieben Gott den Tag abstehlen. In anderer Beziehung und mit anderer Ableitung vernimmt man auch die Ausdrücke: Maulheld und Maulhure. Ein Haus in Franken hat die Inschrift: „Aff, stell mich her und gaff; derweil ich hier thu stehn, könnt' ich meiner Wege gehn.“ Nach Eiselein (431) finden sich in Geiler's Brösamlin (Bl. 61) eine Anzahl anderer, aber wirklicher sprichwörtlicher Affen, als: Ja-Affen, Moraffen (Schlemmer), Malaffen (die sich putzen und färben), Lobaffen, Sorgaffen, Munaffen (Maulhänger), Gînaffen (die alles anginen), Schlaraffen (Faulenzer), Roraffen (die im Rohr sitzen und sich Pfeifen schneiden, wie sie wollen). Frz.: Béer aux corneilles. – Croquer le marmot. – Faire le janlorgne. (Kritzinger, 66a u. 385a.) – Gober des mouches. – Il régarde de quel côte vient le vent. – Ils viennent regarder qui a le plus beau nes. (Kritzinger, 176a u. 477a.) – N'avoir que ses vingt-quatre heures à dépenser par jour. (Masson, 81.) *4 Mûlapen to Kôp hebben. – Dähnert, 317b. *5 Mûlapen verköpen. – Dähnert, 317b. Maulaffen (Verb.). * He steit mûlâpen. – Schütze, I, 5. Er steht und gafft mit offenem Munde. 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Die Dänen sprechen in ähnlicher Weise vom Kap Halsen, da sehr viel Gut durch den Hals geht. Dän.: Der siunker meget godt for halse. (Prov. dan., 247.) Frz.: Il est sujet à son ventre. It.: Si fa un dio del suo ventre. Lat.: Natus abdomini suo. Schwed.: Han gör buken till sin gud. (Marin, 14.) Mäulchen. 1 Mäulche willscht 'e Wei'che1 saufe, Füsch'che, muscht 'e barfusch laufe. (Rheingau.) 1) Weinchen. 2) Füsschen. 2 Meilchen wett du Brandwein drinken, Fîschen musst da barwes gehn. (Waldeck.) – Curtze, 361, 560. 3 Was Mäulchen nascht, muss Leibchen büssen. – Simrock, 6881; Körte, 4146. 4 Weil das Mäulchen kein Wasser genossen, hat sich Beutel und Küche geschlossen. [Spaltenumbruch] 5 Wo 's Mäulchen wie ein Rädchen geht, da es schlimm ums Köpfchen steht. *6 A verzunft Moilchen machen. (Schles.) „'S gieng auch eina verbee, die machte sua verzunft Moilchen, as mar hette sillen a Wirmle os der Gusche ziehn.“ (Keller, 168b.) Mäulchenkoser. * Er ist ein Maulchekoser. (Ostpreuss.) 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Maulesel. 1 Bleib ein Maulesel1 biss dich Gott herausfordert. – Henisch, 941, 5. 1) Kreuzung von Pferdehengst und Eselin. – Im Universitätsleben werden die Studenten, welche nicht immatriculirt sind, Maulesel genannt. 2 Der Maulesel macht viel palarn, wie seine Eltern (Ahnen) gut Pferdt waren. – Lehmann, 137, 26; Simrock, 6904; Körte, 4164; Lohrengel, I, 506. Geiselt den Ahnenstolz herabgekommener Urenkel. „Mancher nicht mehr zu rühmen hat, denn seiner Eltern Edelthat.“ 3 Ein guter Maulesel, eine gute Ziege und ein gutes Weib Bind drei schlimme Bestien. Frz.: Bonne mule mauvaise beste. (Leroux, I, 121.) 4 Ein Maulesel geht langsam, aber lange. 5 Ein Maulesel kraut den andern. So lobt der von sich Eingenommene und Stolze seine Lober wieder. 6 Ein Maulesel vergisst die Fusstritte nicht, die er bekommen. Frz.: Le mulet garde longuement un coup de pied à son maître. (Bohn I, 33.) 7 Man muss sich keinem Maulesel und Mulatten anvertrauen. (Span.) Nicht ohne Grund. Die Mulatten sind im allgemeinen stolz und treulos. Nur höchst selten hört man einen edeln Zug von ihnen. 8 Maulesel und Weiber tragen die Nase hoch. Span.: La mula y la muger por halagos hacen el mandado. (Bohn, I, 227.) 9 Wenn die Maulesel um Hörner bitten, kommen sie ohne Ohren zurück. 10 Wes den Maulesel will fragen nach seinen hohen Magen (Verwandten), dem wird er eher den Oheim als den Vater sagen. 11 Wer über einen Maulesel gesetzt ist, hält sich auch für einen Herrn. – Simrock, 6905; Körte, 4168.
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Sprachen viel vor. So ist aus Sprachunkenntniss aus der Sintflut, d. i. der grossen Flut, eine Sündflut, aus dem rothen Billardball Caramboline eine Karoline geworden. In Lincoln hat man aus drei Gossen drei Geissen (Ziegen) gemacht. Unmittelbar unter der Hochbrücke befindet sich dort ein Gasthaus mit dem Schilde: Zu den schwarzen Ziegen (Goats). Früher stand auf dem Schilde zu den drei Ziegen (Goats) ein Name, der von den drei Wasserabzügen (gowts = Gossen) hergeleitet war, an denen das Haus steht. Man hat die gowts (Gossen) in goats (Ziegen) verwandelt. Eine englische sprichwörtliche Redensart lautet: To know a hawk from a handsaw = einen Habicht von einer Handsäge unterscheiden können, sie hiess aber früher: To know a hawk from a hernshaw, d. i. einen Habicht von einem Reiher unterscheiden können. So hat man das französische Buffetier, d. i. einer, der am Buffet wartet, in das englische beefeater = Rindfleischesser, im 12. Jahrhundert die Bernikel- Muschel in die Bernikel-Gans verwandelt. Unter dem Titel: Populäre Mythologie hat die Europa von F. Steger (Leipzig 1870, S. 1271) einige Beispiele dieser Art aus K. Böttger's Uebersetzung der Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache von Max Müller zusammengestellt. – Sinnverwandte Redensarten sind: Auf der faulen Bank, auf der Bärenhaut liegen, ein Tagedieb, ein Bärenhäuter sein, dem lieben Gott den Tag abstehlen. In anderer Beziehung und mit anderer Ableitung vernimmt man auch die Ausdrücke: Maulheld und Maulhure. Ein Haus in Franken hat die Inschrift: „Aff, stell mich her und gaff; derweil ich hier thu stehn, könnt' ich meiner Wege gehn.“ Nach Eiselein (431) finden sich in Geiler's Brösamlin (Bl. 61) eine Anzahl anderer, aber wirklicher sprichwörtlicher Affen, als: Ja-Affen, Moraffen (Schlemmer), Malaffen (die sich putzen und färben), Lobaffen, Sorgaffen, Munaffen (Maulhänger), Gînaffen (die alles anginen), Schlaraffen (Faulenzer), Roraffen (die im Rohr sitzen und sich Pfeifen schneiden, wie sie wollen).
Frz.: Béer aux corneilles. – Croquer le marmot. – Faire le janlorgne. (Kritzinger, 66a u. 385a.) – Gober des mouches. – Il régarde de quel côte vient le vent. – Ils viennent regarder qui a le plus beau nes. (Kritzinger, 176a u. 477a.) – N'avoir que ses vingt-quatre heures à dépenser par jour. (Masson, 81.)
*4 Mûlapen to Kôp hebben. – Dähnert, 317b.
*5 Mûlapen verköpen. – Dähnert, 317b.
Maulaffen (Verb.).
* He steit mûlâpen. – Schütze, I, 5.
Er steht und gafft mit offenem Munde.
Maulbeerbaum.
1 Es ist besser ein Maulbeerbaum zu sein als ein Mandelbaum. – Winckler, V, 60.
*2 Er ist wie ein Maulbeerbaum, der trifft's immer mit Blüt' und Frucht; er schlägt nicht aus, es sei denn die Kälte vorüber.
Maulbeere.
Die Maulbeeren sind noch zu grün, sagte der Fuchs.
Maulbereitschaft.
* Se hôt en geat Melbrîtschaft. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 68.
Sie hat ein gut Mundwerk, besitzt viel Zungenfertigkeit.
Maulbrunn.
1 Das Kloster Maulbrunn lehret ein alles thun, reden vnd können; denn umb des Mauls willen geschieht alles. – Petri, II, 67.
*2 Er hat alles dem Kloster Maulbrunn vermacht. – Klosterspiegel, 10, 18; Simrock, 5764; Körte, 3442; Reinsberg V, 92.
Von einem Schwelger. Wortspiel mit dem Kloster dieses Namens, das unweit Stuttgart am Flusse Salza bestand, doch sich keineswegs auf dasselbe beziehend, sondern die Pforte bezeichnend, welche zwischen Nase und Kinn liegt, und von denen gebraucht, die alles verprassen. Die Dänen sprechen in ähnlicher Weise vom Kap Halsen, da sehr viel Gut durch den Hals geht.
Dän.: Der siunker meget godt for halse. (Prov. dan., 247.)
Frz.: Il est sujet à son ventre.
It.: Si fa un dio del suo ventre.
Lat.: Natus abdomini suo.
Schwed.: Han gör buken till sin gud. (Marin, 14.)
Mäulchen.
1 Mäulche willscht 'e Wei'che1 saufe, Füsch'che, muscht 'e barfusch laufe. (Rheingau.)
1) Weinchen.
2) Füsschen.
2 Meilchen wett du Brandwein drinken, Fîschen musst da barwes gehn. (Waldeck.) – Curtze, 361, 560.
3 Was Mäulchen nascht, muss Leibchen büssen. – Simrock, 6881; Körte, 4146.
4 Weil das Mäulchen kein Wasser genossen, hat sich Beutel und Küche geschlossen.
5 Wo 's Mäulchen wie ein Rädchen geht, da es schlimm ums Köpfchen steht.
*6 A verzunft Moilchen machen. (Schles.)
„'S gieng auch eina verbee, die machte sua verzunft Moilchen, as mar hette sillen a Wirmle os der Gusche ziehn.“ (Keller, 168b.)
Mäulchenkoser.
* Er ist ein Maulchekoser. (Ostpreuss.)
Einer, der andern zu Munde redet.
Maulchrist.
Maulchristen, Romanisten und Religiosen sind Eines Tuchs drei Hosen. – Petri, II, 471.
Maulchrist = ein Christ, der es nur dem Maule, d. i. dem wörtlichen Bekenntniss nach, nicht aber in That und Wahrheit ist. (Campe, III, 234b.) „St. Paulus, da er von der Liebe redet, strafft die Falschen und Maulchristen.“ (Luther's Tischr., 167b.)
Mauldrescher.
* Ein blosser Mauldrescher. – Campe, II, 233b.
Ein Mensch, der ungewaschenes, sinnloses Zeug redet, ein Schwätzer. Archytas, ein griechischer Künstler, verfertigte eine Taube aus Holz, welche durch ein inneres Triebwerk flog. Er machte auch eine hölzerne immer schnarrende Klapper (crepitaculum). Man hatte daher für einen Schwätzer die Redensart: Archytae crepitaculum. (Philippi, I, 39.) In einem dem Jupiter geheiligten Walde bei Dodone, einer Stadt in Chaonien waren zwei Säulen aufgerichtet; auf der einen stand ein Becken von Erz, auf der andern eine Knabenfigur mit einer ehernen Geisel in der Hand. So oft der Wind wehte, traf die Geisel das Becken, wodurch stets ein langandauernder Schall verursacht wurde. Man hatte daher auch zur Bezeichnung eines sehr geschwätzigen Menschen, eines unaufhörlichen Plauderers die Redensart: Aes dodonaeum. (Hanzely, 167.)
Maulen.
1 Wer mault mit der Schüssel, dem fehlt's (schadet's) am Rüssel. – Simrock, 9287; Braun, I, 4010.
*2 Er mault sich.
„Gesetzt och, dass a sich dasswegen malen wulde, su duchte ich: horte wieder horte.“ (Keller, 142b.)
*3 He mûlt. – Dähnert, 318a.
Lässt das Maul aus Verdruss und Bosheit hängen, spricht aus Verdruss nicht.
Maulen (Name).
* Nach Maulen fabren. – Frischbier2, 2580.
Wortspiel mit dem Namen des Dorfs bei Königsberg, um das Schmollen zu bezeichnen.
Maulesel.
1 Bleib ein Maulesel1 biss dich Gott herausfordert. – Henisch, 941, 5.
1) Kreuzung von Pferdehengst und Eselin. – Im Universitätsleben werden die Studenten, welche nicht immatriculirt sind, Maulesel genannt.
2 Der Maulesel macht viel palarn, wie seine Eltern (Ahnen) gut Pferdt waren. – Lehmann, 137, 26; Simrock, 6904; Körte, 4164; Lohrengel, I, 506.
Geiselt den Ahnenstolz herabgekommener Urenkel. „Mancher nicht mehr zu rühmen hat, denn seiner Eltern Edelthat.“
3 Ein guter Maulesel, eine gute Ziege und ein gutes Weib Bind drei schlimme Bestien.
Frz.: Bonne mule mauvaise beste. (Leroux, I, 121.)
4 Ein Maulesel geht langsam, aber lange.
5 Ein Maulesel kraut den andern.
So lobt der von sich Eingenommene und Stolze seine Lober wieder.
6 Ein Maulesel vergisst die Fusstritte nicht, die er bekommen.
Frz.: Le mulet garde longuement un coup de pied à son maître. (Bohn I, 33.)
7 Man muss sich keinem Maulesel und Mulatten anvertrauen. (Span.)
Nicht ohne Grund. Die Mulatten sind im allgemeinen stolz und treulos. Nur höchst selten hört man einen edeln Zug von ihnen.
8 Maulesel und Weiber tragen die Nase hoch.
Span.: La mula y la muger por halagos hacen el mandado. (Bohn, I, 227.)
9 Wenn die Maulesel um Hörner bitten, kommen sie ohne Ohren zurück.
10 Wes den Maulesel will fragen nach seinen hohen Magen (Verwandten), dem wird er eher den Oheim als den Vater sagen.
11 Wer über einen Maulesel gesetzt ist, hält sich auch für einen Herrn. – Simrock, 6905; Körte, 4168.
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