Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 12 Wer die Leiter hinauf will, muss bei der untersten Sprosse anfangen. - Steiger, 83; Günther, 76; Simrock, 6341; Körte, 3769; Sailer, 270; Altmann VI, 416; Braun, I, 2235. Empfiehlt Vorsicht beim Steigen. 13 Wer oben hinaus will auf die Leiter, steige von unten nur immer ein Sprosse weiter. Holl.: Wie de ladder beklimmen wil, moet van de onderste sport beginnen. (Harrebomee, II, 2.) 14 Wer sich eine Leiter bauen will, zu Gott emporzusteigen, strebt nach edelm Ruhm. *15 Die Leiter hinter sich umwerfen. "Bist du hinaufgestiegen, so sei nicht dumm und stoss etwa die Leiter hinter dir um." Holl.: Hij trekt de ledder op, die hem om hoog gebragt heeft. (Harrebomee, II, 2.) *16 Er hat die Leiter hinter sich aufgezogen. - Mayer, II, 18; Braun, I, 2237. *17 Er lief mit Leiter und Seil (Datteln zu pflücken) und erlangte nichts. - Tendlau, 75. Von erfolglosen Anstrengungen. Jüd.-deutsch: Das haasst mer Mechallel Schabbes umsunst. *18 Er wird auf der Leiter zu Bett gehen. Gehängt werden. (S. Feldbischof, Hochzeit 65, und Seilerstochter.) Engl.: You'll go up the ladder to bed. (Bohn II, 169.) *19 Sich zur Leiter machen. Von denen, die sich den Reichen zu jeder Art von Gehorsam, selbst für die entehrendsten Dienstleistungen als Fussschemel hingeben. Altgriechisch und daher entstanden, weil einige cyprische Frauenzimmer sich vor den Wagen der Königin niederwarfen, um bei Besteigung desselben der letztern gleichsam als Fusstritt zu dienen. Bei uns geschieht dasselbe wenn man die Pferde von dem Wagen fürstlicher Personen ausspannt und an ihrer Stelle Dienste leistet. *20 Up de Ledder setten laten. - Dähnert, 269b. Wird in pommerschen Chroniken als eine Strafe geistlicher Verbrecher oder wegen Verbrechen an geistlichen Personen angeführt. Vom letzten falle sagt die Stralsunder Chronik: "Anno 1411 do ward de van Soest up de Ledder gesettet up Sünte Nicolaus Kerkhave, wente he hedde enen Prester dood slagen, darumme moste he up de Ledder, un moste darup dood hungern." Und von einem Pfaffen, der als ein Erzdieb 1482 in Wismar gefangen worden, heisst es: "De Bischop van Ratzeborg hevt em tor Wismar up de Ledder setten laten, un to ewige Gefängnisse verdömet." Leiter (der). * Es ist ein blinder Leiter der Blinden. Holl.: Het zijn blinde leidslieden der blinden. (Harrebomee, II, 15.) Leiterbaum. Ist der Leiterbaum nass, geh nicht ins Gras. (Ostpreuss.) - Boebel, 119. Leiterlein. * Einen nicht aufs Loaterl lassen. (Oberösterreich.) Nicht auf die kleine Leiter lassen, auch dem geringsten Versuch, sich zu erheben, vor- oder aufwärts zu kommen, hinderlich sein. Leithammel. 1 Ein Leithammel führt eine ganze Heerde Schöpse an. 1) Stürenburg (13b) hat dafür Bellhammer, das er durch Rädelsführer bei einem Streite erklärt, also jemand, der an der Spitze einer Partei steht, die Schelle oder die Glocke = Belle läutet oder mit dem Hammer schlägt. Er bemerkt jedoch, dass es wol richtiger heisse: Bellhammel, der Hammel mit der Schelle: ein Leithammel. In Pommern: Ledhamel, der vorangeht und dem die übrigen Schafe zu folgen gewohnt sind. (Dähnert, 271a.) 2 Wenn man erst den Leithammel auff den Weg gebracht, so folgen die Schefflein willig hinnach. - Petri, II, 666. 3 Wo der Leithammel hinläuft, dahin läuft die ganze Heerde Schöpse. *4 Dem Leithammel nachlaufen. - Binder II, 1483. Leitmeritz. Leitmeritz - guter Musikanten Sitz. - Reinsberg VI, 127. Leitseil. Wenn's Loitsoil bricht, so ist es letz. (Oberschwaben.) Leitzipfel. * Es hängt ein Leitzipfel an seinem Hals. - Rollwagenbüchlein, XCVII. Lelk. Dat es lelk (garstig), sei de Uehl, do sog se öhr Jongen an. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 416. Lemering. Sau lange die Lemerink (Lerche) vor Lichtmess (s. d.) sink, sau lange nachhier de Stemme verklink. (Rhein.) - Böbel, 8. Lemonien. * Er macht viel Lemonien. Schlesisch für: Umstände, Weitläufigkeiten. Woas du ock für Lemonien machst. (Bresl. Erzähler, II, 690.) Lende. *1 Die Lenden (mit häslin Stecken) schmieren. - Murner, Nb., 8. "Tausend gulden geb ich drumb, das alle frauwen vmbundvmb, die vns mann bey der nasen füren, kemen zu dem Lendenschmieren." (Kloster, IV, 649.) *2 Einem die Lenden striegeln. - Murner, Nb., 8. "Seine thüren sol er drinn verriglen vnd der närrin dlenden striglen." (Kloster, IV, 652.) *3 Er hat eine Lende wie ein Prälat. - Klosterspiegel, 38, 11. *4 Er hat Lende wie e Namebüechli. - Sutermeister, 57. Ist sehr dünn, hager. (S. Mager.) Lendenbrot. * Ik werd di Lendenbrod gewen. - Dähnert, 273b. Dich durchhauen, besonders in Bezug auf Kinder mit der Ruthe. Lendenlahm. * Er ist lendenlahm. Lat.: Perdicis crura. (Philippi, II, 91.) Lendenschmiere. * Zum Lendenschmieren zurechtkommen. Eine Partie Prügel mitbekommen können. Lengnau. * Dä hat me gwüss z' Lengnau bin Hebräern g'holt. (Zürich.) - Sutermeister, 47. Lenken. 1 Es lenken nicht alle, die die Zügel halten. 2 Jeder lenkt, wie er denkt. Handelt nach seiner Einsicht, macht es auf seine Weise, wie er es kann oder versteht. Frz.: Chacun fait comme entend. 3 Wer nicht lenken kann, soll auch nicht fahren. Dän.: Han skal ilde kiöre, som ikke kand vende. (Prov. dan., 344.) Lat.: Habenas ignarus non tractet. (Faselius, 416; Wiegand, 429.) Lens. * Een lens1 mak'n. - Eichwald, 1171. 1) Trocken, ausgeschöpft, von Flüssigkeiten entleert. Man macht bei einem Gelag den Wirth lens, wenn man seine Getränkevorräthe erschöpft. (Stürenburg, 134b.) Lente. Festina lente, sagte die Ente. Lenz (Name). 1 Ein fauler Lenz. Ein fauler Bursche. Abkürzung von Lau- oder Lorenz. 2 Herr Lenz, mein Daumen, mein Finger, mein Fuss. Spöttischer Zuruf von sehr allgemeinem Gebrauch, der unter Umständen sehr erregend wirken kann. So wurde einst ein stettiner Fleischer darüber so aufgebracht, dass er nach dem Uebelthäter das Messer warf. Lenz. 1 Der Lenz ist feucht, der Sommer dürr, der Herbst weich, der Winter rauh. - Oec. rur. Die Alten nannten den Lenz Risum Jovis, der "Luft Gelächter." 2 Im Lentzen gehen schlincken (klincken) schlagen, im Sommer gehen Fische fahen, im Herbst thun Vögel stellen, verderbt manchen guten Gesellen. - Lehmann, 1115, 52; Lehmann, II, 283, 24; Gruter, III, 54. 3 Im Lenz wird der Bawer ein Bawherr. - Oec. rur. 4 Im Lenze Sonnenfinsterniss gibt wenig Korn, doch Wein gewiss. (Jülich.) - Böbel, 114. 5 Im Lenze wachsen die Blätter, im Herbste fallen sie ab; den einen trägt man zur Taufe, den andern ins Grab. 6 Lenz kühl und nass füllt Scheuer und Fass. Holl.: Lente koel en wak brengt koren in den zak. (Harrebomee, II, 16.)
[Spaltenumbruch] 12 Wer die Leiter hinauf will, muss bei der untersten Sprosse anfangen. – Steiger, 83; Günther, 76; Simrock, 6341; Körte, 3769; Sailer, 270; Altmann VI, 416; Braun, I, 2235. Empfiehlt Vorsicht beim Steigen. 13 Wer oben hinaus will auf die Leiter, steige von unten nur immer ein Sprosse weiter. Holl.: Wie de ladder beklimmen wil, moet van de onderste sport beginnen. (Harrebomée, II, 2.) 14 Wer sich eine Leiter bauen will, zu Gott emporzusteigen, strebt nach edelm Ruhm. *15 Die Leiter hinter sich umwerfen. „Bist du hinaufgestiegen, so sei nicht dumm und stoss etwa die Leiter hinter dir um.“ Holl.: Hij trekt de ledder op, die hem om hoog gebragt heeft. (Harrebomée, II, 2.) *16 Er hat die Leiter hinter sich aufgezogen. – Mayer, II, 18; Braun, I, 2237. *17 Er lief mit Leiter und Seil (Datteln zu pflücken) und erlangte nichts. – Tendlau, 75. Von erfolglosen Anstrengungen. Jüd.-deutsch: Das haasst mer Mechallel Schabbes umsunst. *18 Er wird auf der Leiter zu Bett gehen. Gehängt werden. (S. Feldbischof, Hochzeit 65, und Seilerstochter.) Engl.: You'll go up the ladder to bed. (Bohn II, 169.) *19 Sich zur Leiter machen. Von denen, die sich den Reichen zu jeder Art von Gehorsam, selbst für die entehrendsten Dienstleistungen als Fussschemel hingeben. Altgriechisch und daher entstanden, weil einige cyprische Frauenzimmer sich vor den Wagen der Königin niederwarfen, um bei Besteigung desselben der letztern gleichsam als Fusstritt zu dienen. Bei uns geschieht dasselbe wenn man die Pferde von dem Wagen fürstlicher Personen ausspannt und an ihrer Stelle Dienste leistet. *20 Up de Ledder setten laten. – Dähnert, 269b. Wird in pommerschen Chroniken als eine Strafe geistlicher Verbrecher oder wegen Verbrechen an geistlichen Personen angeführt. 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Leithammel. 1 Ein Leithammel führt eine ganze Heerde Schöpse an. 1) Stürenburg (13b) hat dafür Bellhammer, das er durch Rädelsführer bei einem Streite erklärt, also jemand, der an der Spitze einer Partei steht, die Schelle oder die Glocke = Belle läutet oder mit dem Hammer schlägt. Er bemerkt jedoch, dass es wol richtiger heisse: Bellhammel, der Hammel mit der Schelle: ein Leithammel. In Pommern: Lêdhamel, der vorangeht und dem die übrigen Schafe zu folgen gewohnt sind. (Dähnert, 271a.) 2 Wenn man erst den Leithammel auff den Weg gebracht, so folgen die Schefflein willig hinnach. – Petri, II, 666. 3 Wo der Leithammel hinläuft, dahin läuft die ganze Heerde Schöpse. *4 Dem Leithammel nachlaufen. – Binder II, 1483. Leitmeritz. Leitmeritz – guter Musikanten Sitz. – Reinsberg VI, 127. Leitseil. Wenn's Loitsoil bricht, so ist es letz. (Oberschwaben.) Leitzipfel. * Es hängt ein Leitzipfel an seinem Hals. – Rollwagenbüchlein, XCVII. Lelk. 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Lendenlahm. * Er ist lendenlahm. Lat.: Perdicis crura. (Philippi, II, 91.) Lendenschmiere. * Zum Lendenschmieren zurechtkommen. Eine Partie Prügel mitbekommen können. Lengnau. * Dä hat me gwüss z' Lengnau bin Hebräern g'holt. (Zürich.) – Sutermeister, 47. Lenken. 1 Es lenken nicht alle, die die Zügel halten. 2 Jeder lenkt, wie er denkt. Handelt nach seiner Einsicht, macht es auf seine Weise, wie er es kann oder versteht. Frz.: Chacun fait comme entend. 3 Wer nicht lenken kann, soll auch nicht fahren. Dän.: Han skal ilde kiøre, som ikke kand vende. (Prov. dan., 344.) Lat.: Habenas ignarus non tractet. (Faselius, 416; Wiegand, 429.) Lens. * Een lens1 mak'n. – Eichwald, 1171. 1) Trocken, ausgeschöpft, von Flüssigkeiten entleert. Man macht bei einem Gelag den Wirth lens, wenn man seine Getränkevorräthe erschöpft. (Stürenburg, 134b.) Lente. Festina lente, sagte die Ente. Lenz (Name). 1 Ein fauler Lenz. Ein fauler Bursche. 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12 Wer die Leiter hinauf will, muss bei der untersten Sprosse anfangen. – Steiger, 83; Günther, 76; Simrock, 6341; Körte, 3769; Sailer, 270; Altmann VI, 416; Braun, I, 2235.
Empfiehlt Vorsicht beim Steigen.
13 Wer oben hinaus will auf die Leiter, steige von unten nur immer ein Sprosse weiter.
Holl.: Wie de ladder beklimmen wil, moet van de onderste sport beginnen. (Harrebomée, II, 2.)
14 Wer sich eine Leiter bauen will, zu Gott emporzusteigen, strebt nach edelm Ruhm.
*15 Die Leiter hinter sich umwerfen.
„Bist du hinaufgestiegen, so sei nicht dumm und stoss etwa die Leiter hinter dir um.“
Holl.: Hij trekt de ledder op, die hem om hoog gebragt heeft. (Harrebomée, II, 2.)
*16 Er hat die Leiter hinter sich aufgezogen. – Mayer, II, 18; Braun, I, 2237.
*17 Er lief mit Leiter und Seil (Datteln zu pflücken) und erlangte nichts. – Tendlau, 75.
Von erfolglosen Anstrengungen.
Jüd.-deutsch: Das haasst mer Mechallel Schabbes umsunst.
*18 Er wird auf der Leiter zu Bett gehen.
Gehängt werden. (S. Feldbischof, Hochzeit 65, und Seilerstochter.)
Engl.: You'll go up the ladder to bed. (Bohn II, 169.)
*19 Sich zur Leiter machen.
Von denen, die sich den Reichen zu jeder Art von Gehorsam, selbst für die entehrendsten Dienstleistungen als Fussschemel hingeben. Altgriechisch und daher entstanden, weil einige cyprische Frauenzimmer sich vor den Wagen der Königin niederwarfen, um bei Besteigung desselben der letztern gleichsam als Fusstritt zu dienen. Bei uns geschieht dasselbe wenn man die Pferde von dem Wagen fürstlicher Personen ausspannt und an ihrer Stelle Dienste leistet.
*20 Up de Ledder setten laten. – Dähnert, 269b.
Wird in pommerschen Chroniken als eine Strafe geistlicher Verbrecher oder wegen Verbrechen an geistlichen Personen angeführt. Vom letzten falle sagt die Stralsunder Chronik: „Anno 1411 do ward de van Soest up de Ledder gesettet up Sünte Nicolaus Kerkhave, wente he hedde enen Prester dood slagen, darumme moste he up de Ledder, un moste darup dood hungern.“ Und von einem Pfaffen, der als ein Erzdieb 1482 in Wismar gefangen worden, heisst es: „De Bischop van Ratzeborg hevt em tor Wismar up de Ledder setten laten, un to ewige Gefängnisse verdömet.“
Leiter (der).
* Es ist ein blinder Leiter der Blinden.
Holl.: Het zijn blinde leidslieden der blinden. (Harrebomée, II, 15.)
Leiterbaum.
Ist der Leiterbaum nass, geh nicht ins Gras. (Ostpreuss.) – Boebel, 119.
Leiterlein.
* Einen nicht aufs Loaterl lassen. (Oberösterreich.)
Nicht auf die kleine Leiter lassen, auch dem geringsten Versuch, sich zu erheben, vor- oder aufwärts zu kommen, hinderlich sein.
Leithammel.
1 Ein Leithammel führt eine ganze Heerde Schöpse an.
1) Stürenburg (13b) hat dafür Bellhammer, das er durch Rädelsführer bei einem Streite erklärt, also jemand, der an der Spitze einer Partei steht, die Schelle oder die Glocke = Belle läutet oder mit dem Hammer schlägt. Er bemerkt jedoch, dass es wol richtiger heisse: Bellhammel, der Hammel mit der Schelle: ein Leithammel. In Pommern: Lêdhamel, der vorangeht und dem die übrigen Schafe zu folgen gewohnt sind. (Dähnert, 271a.)
2 Wenn man erst den Leithammel auff den Weg gebracht, so folgen die Schefflein willig hinnach. – Petri, II, 666.
3 Wo der Leithammel hinläuft, dahin läuft die ganze Heerde Schöpse.
*4 Dem Leithammel nachlaufen. – Binder II, 1483.
Leitmeritz.
Leitmeritz – guter Musikanten Sitz. – Reinsberg VI, 127.
Leitseil.
Wenn's Loitsoil bricht, so ist es letz. (Oberschwaben.)
Leitzipfel.
* Es hängt ein Leitzipfel an seinem Hals. – Rollwagenbüchlein, XCVII.
Lelk.
Dat es lelk (garstig), sei de Uehl, do sog se öhr Jongen an. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 416.
Lemering.
Sau lange die Lemerink (Lerche) vor Lichtmess (s. d.) sink, sau lange nachhier de Stemme verklink. (Rhein.) – Böbel, 8.
Lemonien.
* Er macht viel Lemonien.
Schlesisch für: Umstände, Weitläufigkeiten. Woas du ock für Lemonien machst. (Bresl. Erzähler, II, 690.)
Lende.
*1 Die Lenden (mit häslin Stecken) schmieren. – Murner, Nb., 8.
„Tausend gulden geb ich drumb, das alle frauwen vmbundvmb, die vns mann bey der nasen füren, kemen zu dem Lendenschmieren.“ (Kloster, IV, 649.)
*2 Einem die Lenden striegeln. – Murner, Nb., 8.
„Seine thüren sol er drinn verriglen vnd der närrin dlenden striglen.“ (Kloster, IV, 652.)
*3 Er hat eine Lende wie ein Prälat. – Klosterspiegel, 38, 11.
*4 Er hat Lende wie e Namebüechli. – Sutermeister, 57.
Ist sehr dünn, hager. (S. Mager.)
Lendenbrot.
* Ik werd di Lendenbrod gewen. – Dähnert, 273b.
Dich durchhauen, besonders in Bezug auf Kinder mit der Ruthe.
Lendenlahm.
* Er ist lendenlahm.
Lat.: Perdicis crura. (Philippi, II, 91.)
Lendenschmiere.
* Zum Lendenschmieren zurechtkommen.
Eine Partie Prügel mitbekommen können.
Lengnau.
* Dä hat me gwüss z' Lengnau bin Hebräern g'holt. (Zürich.) – Sutermeister, 47.
Lenken.
1 Es lenken nicht alle, die die Zügel halten.
2 Jeder lenkt, wie er denkt.
Handelt nach seiner Einsicht, macht es auf seine Weise, wie er es kann oder versteht.
Frz.: Chacun fait comme entend.
3 Wer nicht lenken kann, soll auch nicht fahren.
Dän.: Han skal ilde kiøre, som ikke kand vende. (Prov. dan., 344.)
Lat.: Habenas ignarus non tractet. (Faselius, 416; Wiegand, 429.)
Lens.
* Een lens1 mak'n. – Eichwald, 1171.
1) Trocken, ausgeschöpft, von Flüssigkeiten entleert. Man macht bei einem Gelag den Wirth lens, wenn man seine Getränkevorräthe erschöpft. (Stürenburg, 134b.)
Lente.
Festina lente, sagte die Ente.
Lenz (Name).
1 Ein fauler Lenz.
Ein fauler Bursche. Abkürzung von Lau- oder Lorenz.
2 Herr Lenz, mein Daumen, mein Finger, mein Fuss.
Spöttischer Zuruf von sehr allgemeinem Gebrauch, der unter Umständen sehr erregend wirken kann. So wurde einst ein stettiner Fleischer darüber so aufgebracht, dass er nach dem Uebelthäter das Messer warf.
Lenz.
1 Der Lenz ist feucht, der Sommer dürr, der Herbst weich, der Winter rauh. – Oec. rur.
Die Alten nannten den Lenz Risum Jovis, der „Luft Gelächter.“
2 Im Lentzen gehen schlincken (klincken) schlagen, im Sommer gehen Fische fahen, im Herbst thun Vögel stellen, verderbt manchen guten Gesellen. – Lehmann, 1115, 52; Lehmann, II, 283, 24; Gruter, III, 54.
3 Im Lenz wird der Bawer ein Bawherr. – Oec. rur.
4 Im Lenze Sonnenfinsterniss gibt wenig Korn, doch Wein gewiss. (Jülich.) – Böbel, 114.
5 Im Lenze wachsen die Blätter, im Herbste fallen sie ab; den einen trägt man zur Taufe, den andern ins Grab.
6 Lenz kühl und nass füllt Scheuer und Fass.
Holl.: Lente koel en wak brengt koren in den zak. (Harrebomée, II, 16.)
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