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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Traum, er zeiget nicht. Der Mensch ist ein Wachs, das bald erweicht, er ist eine Rose, die bald verbleicht. Der Mensch ist ein Fleisch, das bald stinkt; er ist ein Schiffel, das bald sinkt." (Parömiakon, 1037.) Und an einer andern Stelle schildert er den Menschen durch folgende Vergleichungen: "Der Mensch ist ein Garten voller Disteln, eine Rose voller Dörner, ein Himmel voller Finsterniss, ein Kuchl voller Rauch, ein Hauss voller Winckel, ein Buch voller Fehler, ein Kalender voller trübes Wetter, ein Baum voller faulen Früchte, ein Wein voller Gleger, ein Meer voller Schiffbruch, ein Fleisch voller Würm, ein Licht voller Butzen, ein Geschirr voller Schmutz, ein Leibeigner voller Schulden." (Chaos, 343.) Bogumil Goltz sieht den Menschen etwas anders an. "Die Physiologen haben zutreffend gesagt: Der Mensch sei das Geschöpf par excellence, denn in seinem Organismus sind nicht nur die Facultäten und Kriterien aller Thierklassen, sondern alle Reiche der Natur zum harmonischen Ganzen versöhnt." (Zur Geschichte und Charakteristik des deutschen Genius, I, 1.) Die Franzosen nennen ihn ein Thier das ausspuckt: L'homme est un animal, qui crache. (Demokritos, I, 52.)

Böhm.: Clovek jest co para nad hrncem, co na dest'ove vode bublinky. (Celakovsky, 310.)

Holl.: Een mensch is minder dan niets. - Een mensch is niet anders dan een glas. (Harrebomee, II, 74a.)

Lat.: Bulla homo. (Hauer, Liij4; Philippi, I, 180; Seybold, 230; Binder I, 668; II, 1319; Egeria, 322b.) - Omnia sunt mundi quasi bulla caduca rotundi, in pratis ut flos, sic cadit omnis honos. (Eiselein, 629.)

156 Der Mensch ist eine kleine Welt.

Dän.: Mennesket er den lille verden; et kort begreb af alt. (Prov. dan., 414.)

Holl.: De mensch is eene kleine wereld. (Harrebomee, II, 79a.)

157 Der Mensch ist eine Trommel, Kopf und Herz sind die Schlägel; wenn's klingen soll, müssen beide sich rühren. - W. Menzel, Streckverse, 77.

158 Der Mensch ist Erd vnd Koth; so seind sein gedancken nur jrdisch vnd kotig, vnd halten sich nur zum boden. - Lehmann, 237, 3.

Allerdings hängt der Mensch vom Boden ab, aber der bestimmte Mensch, der Mensch dieses Stammes, dieses Volks nicht von der Erde im allgemeinen, sondern gerade von diesem Boden, nicht vom Wasser im allgemeinen, sondern von diesem Wasser. Der Aegypter ist nicht Aegypter ausserhalb Aegyptens, der Indier nicht Indier ausserhalb Indiens. Blumenbach hat untersucht, welchen Einfluss auf den Menschen die Verschiedenheit der Rasse geübt; Ritter, wie Klima und Bodenbeschaffenheit ihn verändert; George Sand, was die Ehe aus dem Manne und Balzac, was ein Alter von 30-40 Jahren aus dem Weibe machen kann; Machiavelli hat ihn als Fürsten, Simon Strüf als Landmann dargestellt, Gall hat seinen Schädel, Lavater sein Gesicht, Charles Bell seine Hand untersucht.

159 Der Mensch ist Erde und wird Erde.

Doch muss zur Erde noch etwas hinzukommen. Zutreffender sagt Moleschott (Kreislauf des Lebens, Mainz 1852, S. 419): "Der Mensch ist die Summe von Aeltern und Amme, von Ort und Zeit, von Luft und Wetter, von Schall und Licht, von Kost und Kleidung. Sein Wille ist die nothwendige Folge aller jener Ursachen, gebunden an ein Naturgesetz, das wir aus seiner Erscheinung erkennen, wie den Planet an seiner Bahn, wie die Pflanze an dem Boden."

Lat.: Terra es, terram geris, terram teris, in terram reverteris. (Philippi, II, 217; Froberg, 592; Schonheim, T, 10; Seybold, 602.)

160 Der Mensch ist geartet wie sein Gesess, man hat stets dran zu putzen. - Lehmann, 742, 46.

161 Der Mensch ist Gottes und nicht des Kaisers. - Graf, 43, 155.

Der "Racker von Staat" darf ihn nicht vollständig aufzehren.

Mhd.: Der mensche is gotes und nit des keisers. (Endemann, II, 55.)

162 Der Mensch ist in der Welt allüberall vom Tod umstellt.

Böhm.: Clovek na svete okolo smrti se plete. (Celakovsky, 310.)

163 Der Mensch ist kein engel. - Henisch, 896, 3.

164 Der Mensch ist kein Engel, der Mensch ist kein Ackervagerl. - Blass, 7.

165 Der Mensch ist kein Mann, so lange ihn das Weib nicht getauft hat.

Slow.: Zhlovek ni zhlovek, dokijer ga shena.

166 Der Mensch ist seines Glückes Schmied. - Körte, 4218; Körte2, 5291; Braun, I, 2657; Reinsberg II, 99.

Der Mensch bildet sich sein Schicksal und das Schicksal bildet sich seinen Menschen.

167 Der Mensch ist zur Arbeit geboren. - Petri, II, 101.

[Spaltenumbruch] 168 Der Mensch ist zur arbeit geboren wie der Vogel zum fliegen. - Lehmann, 38, 21; Gaal, 87; Simrock, 6982.

Auch die Esten und Sarden sagen: Der Mensch ist zur Arbeit, der Vogel zum Fliegen geschaffen. (Reinsberg III, 136.)

Ung.: Ember a' dologra, madar a' szollasra termett. (Gaal, 87.)

169 Der mensch ist zur freundtschafft geboren. - Franck, I, 123b; Lehmann, II, 65, 152.

Kant: "Der Mensch ist nicht für sich, sondern für die Gattung." (Herder's Nachlass, II, 269.)

170 Der Mensch ist zur Speculation geboren. - Frost, 185.

171 Der Mensch kann alles, was er will. - Simrock, 6971; Körte, 4219; Braun, I, 2676; Pestalozzi's Werke, XV, 388.

Im Gebiet der Wahrheit und der Moral kann er freilich, was er will, wenn - er die Kunst zu leiden versteht. Aber Börne (Pariser Briefe, IV) klagt: "Wenn die Menschen nur einen einzigen Tag wollten oder nur Einen Tag nicht wollten! Aber wollen, das ist's! Nichtwollen das ist's noch mehr."

172 Der Mensch kann arzneien, Gott gibt das Gedeihen. - Eiselein, 460; Simrock, 3950; Körte, 4238; Braun, I, 2690.

173 Der Mensch kann ordnen und rathen, das Glück aber ist Meister der Thaten.

It.: L'uomo ordisce e la fortuna tesse. (Gaal, 767.)

174 Der Mensch kann seinem Schicksal nicht entgehen.

Dän.: Mennesket feyler, men skjebnen feyler ikke. (Prov. dan., 503.)

175 Der Mensch kompt her auss Schleim vnnd Stanck, was will er denn stoltziren lang. - Lehmann, 137, 26.

176 Der Mensch kompt nackend in die Welt, kompt nackend in das Feder Zelt und nackend in das Toden Feld, was ist's, dass er sich prächtig hält. - Gerlach, 187.

177 Der Mensch lauscht der Musik, findet Gefallen daran, gibt Geld (für die Sängerin) aus, kommt zur Besinnung, grämt sich und stirbt.

178 Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern auch vom Fleisch (und Bier).

Eine humoristische Erläuterung des bekannten biblischen Ausspruchs.

179 Der Mensch lebt nicht vom Ueberfluss. - Körte, 4233.

180 Der Mensch lebt nicht von Brot allein. - Matth. 4, 4; Schulze, 182; Eiselein, 460; Simrock, 6791; Büchmann, 157.

Aber auch nicht von der Noth allein. "Der Mensch lebt nicht von Ideen, sondern von Rindfleisch; die alte Gesellschaft beweist dies, denn es ist ihr wichtigster Bestandtheil." (Deutsche Schnellpost, Neuyork vom 18. März 1851, Nr. 54.)

Engl.: Man shall not live by bread alone.

Frz.: L'homme ne vivra pas seulement de pain.

It.: L'uomo non vive di pan solo. (Wahl, 89, 3.)

Lat.: Non in solo pane vivit homo. (Wahl, 89, 3.)

181 Der Mensch lebt nicht von Brot, sondern von Geld.

Holl.: De mensch is een geldvretend dier. (Harrebomee, II, 79a.)

182 Der Mensch lebt nur die Hälfte seines Lebens. - Petri, II, 101.

183 Der Mensch lebt nur einmal.

Die Finnen sagen: Der Mensch hat nur Ein Leben, aber viel Zeiten. (Bertram, 56.)

184 Der Mensch lebt vom Menschen. (S. Baum 38 und Leben, Verb., 157.)

Und mit dem Menschen. Die Perser sagen: Der Mensch kommt zum Menschen um Hülfe. Die Serben: Der Baum stützt sich auf den Baum und der Mensch auf den Menschen. Die Polen: Der Fisch lebt mit dem Fisch, der Vogel mit dem Vogel und der Mensch mit dem Menschen. (Reinsberg II, 19.)

185 Der Mensch legt den Grund, und Gott baut das Haus.

Die Russen: Wo der Mensch die Mole aus Sand baut, da lässt Gott die Granitblöcke (zu ihrer Befestigung) herbeischwimmen. (Altmann V, 83.)

186 Der Mensch legt oft selbst die Eier, die man ihm an den Kopf wirft.

187 Der Mensch lernt nichts geschwinder als lügen und betrügen. - Welt und Zeit, III, 56, 35.

[Spaltenumbruch] Traum, er zeiget nicht. Der Mensch ist ein Wachs, das bald erweicht, er ist eine Rose, die bald verbleicht. Der Mensch ist ein Fleisch, das bald stinkt; er ist ein Schiffel, das bald sinkt.“ (Parömiakon, 1037.) Und an einer andern Stelle schildert er den Menschen durch folgende Vergleichungen: „Der Mensch ist ein Garten voller Disteln, eine Rose voller Dörner, ein Himmel voller Finsterniss, ein Kuchl voller Rauch, ein Hauss voller Winckel, ein Buch voller Fehler, ein Kalender voller trübes Wetter, ein Baum voller faulen Früchte, ein Wein voller Gleger, ein Meer voller Schiffbruch, ein Fleisch voller Würm, ein Licht voller Butzen, ein Geschirr voller Schmutz, ein Leibeigner voller Schulden.“ (Chaos, 343.) Bogumil Goltz sieht den Menschen etwas anders an. „Die Physiologen haben zutreffend gesagt: Der Mensch sei das Geschöpf par excellence, denn in seinem Organismus sind nicht nur die Facultäten und Kriterien aller Thierklassen, sondern alle Reiche der Natur zum harmonischen Ganzen versöhnt.“ (Zur Geschichte und Charakteristik des deutschen Genius, I, 1.) Die Franzosen nennen ihn ein Thier das ausspuckt: L'homme est un animal, qui crache. (Demokritos, I, 52.)

Böhm.: Človĕk jest co pára nad hrncem, co na dešt'ové vodĕ bublinky. (Čelakovsky, 310.)

Holl.: Een mensch is minder dan niets. – Een mensch is niet anders dan een glas. (Harrebomée, II, 74a.)

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156 Der Mensch ist eine kleine Welt.

Dän.: Mennesket er den lille verden; et kort begreb af alt. (Prov. dan., 414.)

Holl.: De mensch is eene kleine wereld. (Harrebomée, II, 79a.)

157 Der Mensch ist eine Trommel, Kopf und Herz sind die Schlägel; wenn's klingen soll, müssen beide sich rühren.W. Menzel, Streckverse, 77.

158 Der Mensch ist Erd vnd Koth; so seind sein gedancken nur jrdisch vnd kotig, vnd halten sich nur zum boden.Lehmann, 237, 3.

Allerdings hängt der Mensch vom Boden ab, aber der bestimmte Mensch, der Mensch dieses Stammes, dieses Volks nicht von der Erde im allgemeinen, sondern gerade von diesem Boden, nicht vom Wasser im allgemeinen, sondern von diesem Wasser. Der Aegypter ist nicht Aegypter ausserhalb Aegyptens, der Indier nicht Indier ausserhalb Indiens. Blumenbach hat untersucht, welchen Einfluss auf den Menschen die Verschiedenheit der Rasse geübt; Ritter, wie Klima und Bodenbeschaffenheit ihn verändert; George Sand, was die Ehe aus dem Manne und Balzac, was ein Alter von 30-40 Jahren aus dem Weibe machen kann; Machiavelli hat ihn als Fürsten, Simon Strüf als Landmann dargestellt, Gall hat seinen Schädel, Lavater sein Gesicht, Charles Bell seine Hand untersucht.

159 Der Mensch ist Erde und wird Erde.

Doch muss zur Erde noch etwas hinzukommen. Zutreffender sagt Moleschott (Kreislauf des Lebens, Mainz 1852, S. 419): „Der Mensch ist die Summe von Aeltern und Amme, von Ort und Zeit, von Luft und Wetter, von Schall und Licht, von Kost und Kleidung. Sein Wille ist die nothwendige Folge aller jener Ursachen, gebunden an ein Naturgesetz, das wir aus seiner Erscheinung erkennen, wie den Planet an seiner Bahn, wie die Pflanze an dem Boden.“

Lat.: Terra es, terram geris, terram teris, in terram reverteris. (Philippi, II, 217; Froberg, 592; Schonheim, T, 10; Seybold, 602.)

160 Der Mensch ist geartet wie sein Gesess, man hat stets dran zu putzen.Lehmann, 742, 46.

161 Der Mensch ist Gottes und nicht des Kaisers.Graf, 43, 155.

Der „Racker von Staat“ darf ihn nicht vollständig aufzehren.

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162 Der Mensch ist in der Welt allüberall vom Tod umstellt.

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163 Der Mensch ist kein engel.Henisch, 896, 3.

164 Der Mensch ist kein Engel, der Mensch ist kein Ackervagerl.Blass, 7.

165 Der Mensch ist kein Mann, so lange ihn das Weib nicht getauft hat.

Slow.: Zhlovek ni zhlovek, dokijer ga shena.

166 Der Mensch ist seines Glückes Schmied.Körte, 4218; Körte2, 5291; Braun, I, 2657; Reinsberg II, 99.

Der Mensch bildet sich sein Schicksal und das Schicksal bildet sich seinen Menschen.

167 Der Mensch ist zur Arbeit geboren.Petri, II, 101.

[Spaltenumbruch] 168 Der Mensch ist zur arbeit geboren wie der Vogel zum fliegen.Lehmann, 38, 21; Gaal, 87; Simrock, 6982.

Auch die Esten und Sarden sagen: Der Mensch ist zur Arbeit, der Vogel zum Fliegen geschaffen. (Reinsberg III, 136.)

Ung.: Ember a' dologra, madár a' szollásra termett. (Gaal, 87.)

169 Der mensch ist zur freundtschafft geboren.Franck, I, 123b; Lehmann, II, 65, 152.

Kant: „Der Mensch ist nicht für sich, sondern für die Gattung.“ (Herder's Nachlass, II, 269.)

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171 Der Mensch kann alles, was er will.Simrock, 6971; Körte, 4219; Braun, I, 2676; Pestalozzi's Werke, XV, 388.

Im Gebiet der Wahrheit und der Moral kann er freilich, was er will, wenn – er die Kunst zu leiden versteht. Aber Börne (Pariser Briefe, IV) klagt: „Wenn die Menschen nur einen einzigen Tag wollten oder nur Einen Tag nicht wollten! Aber wollen, das ist's! Nichtwollen das ist's noch mehr.“

172 Der Mensch kann arzneien, Gott gibt das Gedeihen.Eiselein, 460; Simrock, 3950; Körte, 4238; Braun, I, 2690.

173 Der Mensch kann ordnen und rathen, das Glück aber ist Meister der Thaten.

It.: L'uomo ordisce e la fortuna tesse. (Gaal, 767.)

174 Der Mensch kann seinem Schicksal nicht entgehen.

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177 Der Mensch lauscht der Musik, findet Gefallen daran, gibt Geld (für die Sängerin) aus, kommt zur Besinnung, grämt sich und stirbt.

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Eine humoristische Erläuterung des bekannten biblischen Ausspruchs.

179 Der Mensch lebt nicht vom Ueberfluss.Körte, 4233.

180 Der Mensch lebt nicht von Brot allein.Matth. 4, 4; Schulze, 182; Eiselein, 460; Simrock, 6791; Büchmann, 157.

Aber auch nicht von der Noth allein. „Der Mensch lebt nicht von Ideen, sondern von Rindfleisch; die alte Gesellschaft beweist dies, denn es ist ihr wichtigster Bestandtheil.“ (Deutsche Schnellpost, Neuyork vom 18. März 1851, Nr. 54.)

Engl.: Man shall not live by bread alone.

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181 Der Mensch lebt nicht von Brot, sondern von Geld.

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182 Der Mensch lebt nur die Hälfte seines Lebens.Petri, II, 101.

183 Der Mensch lebt nur einmal.

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Und mit dem Menschen. Die Perser sagen: Der Mensch kommt zum Menschen um Hülfe. Die Serben: Der Baum stützt sich auf den Baum und der Mensch auf den Menschen. Die Polen: Der Fisch lebt mit dem Fisch, der Vogel mit dem Vogel und der Mensch mit dem Menschen. (Reinsberg II, 19.)

185 Der Mensch legt den Grund, und Gott baut das Haus.

Die Russen: Wo der Mensch die Mole aus Sand baut, da lässt Gott die Granitblöcke (zu ihrer Befestigung) herbeischwimmen. (Altmann V, 83.)

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[[299]/0313] Traum, er zeiget nicht. Der Mensch ist ein Wachs, das bald erweicht, er ist eine Rose, die bald verbleicht. Der Mensch ist ein Fleisch, das bald stinkt; er ist ein Schiffel, das bald sinkt.“ (Parömiakon, 1037.) Und an einer andern Stelle schildert er den Menschen durch folgende Vergleichungen: „Der Mensch ist ein Garten voller Disteln, eine Rose voller Dörner, ein Himmel voller Finsterniss, ein Kuchl voller Rauch, ein Hauss voller Winckel, ein Buch voller Fehler, ein Kalender voller trübes Wetter, ein Baum voller faulen Früchte, ein Wein voller Gleger, ein Meer voller Schiffbruch, ein Fleisch voller Würm, ein Licht voller Butzen, ein Geschirr voller Schmutz, ein Leibeigner voller Schulden.“ (Chaos, 343.) Bogumil Goltz sieht den Menschen etwas anders an. „Die Physiologen haben zutreffend gesagt: Der Mensch sei das Geschöpf par excellence, denn in seinem Organismus sind nicht nur die Facultäten und Kriterien aller Thierklassen, sondern alle Reiche der Natur zum harmonischen Ganzen versöhnt.“ (Zur Geschichte und Charakteristik des deutschen Genius, I, 1.) Die Franzosen nennen ihn ein Thier das ausspuckt: L'homme est un animal, qui crache. (Demokritos, I, 52.) Böhm.: Človĕk jest co pára nad hrncem, co na dešt'ové vodĕ bublinky. (Čelakovsky, 310.) Holl.: Een mensch is minder dan niets. – Een mensch is niet anders dan een glas. (Harrebomée, II, 74a.) Lat.: Bulla homo. (Hauer, Liij4; Philippi, I, 180; Seybold, 230; Binder I, 668; II, 1319; Egeria, 322b.) – Omnia sunt mundi quasi bulla caduca rotundi, in pratis ut flos, sic cadit omnis honos. (Eiselein, 629.) 156 Der Mensch ist eine kleine Welt. Dän.: Mennesket er den lille verden; et kort begreb af alt. (Prov. dan., 414.) Holl.: De mensch is eene kleine wereld. (Harrebomée, II, 79a.) 157 Der Mensch ist eine Trommel, Kopf und Herz sind die Schlägel; wenn's klingen soll, müssen beide sich rühren. – W. Menzel, Streckverse, 77. 158 Der Mensch ist Erd vnd Koth; so seind sein gedancken nur jrdisch vnd kotig, vnd halten sich nur zum boden. – Lehmann, 237, 3. Allerdings hängt der Mensch vom Boden ab, aber der bestimmte Mensch, der Mensch dieses Stammes, dieses Volks nicht von der Erde im allgemeinen, sondern gerade von diesem Boden, nicht vom Wasser im allgemeinen, sondern von diesem Wasser. Der Aegypter ist nicht Aegypter ausserhalb Aegyptens, der Indier nicht Indier ausserhalb Indiens. Blumenbach hat untersucht, welchen Einfluss auf den Menschen die Verschiedenheit der Rasse geübt; Ritter, wie Klima und Bodenbeschaffenheit ihn verändert; George Sand, was die Ehe aus dem Manne und Balzac, was ein Alter von 30-40 Jahren aus dem Weibe machen kann; Machiavelli hat ihn als Fürsten, Simon Strüf als Landmann dargestellt, Gall hat seinen Schädel, Lavater sein Gesicht, Charles Bell seine Hand untersucht. 159 Der Mensch ist Erde und wird Erde. Doch muss zur Erde noch etwas hinzukommen. Zutreffender sagt Moleschott (Kreislauf des Lebens, Mainz 1852, S. 419): „Der Mensch ist die Summe von Aeltern und Amme, von Ort und Zeit, von Luft und Wetter, von Schall und Licht, von Kost und Kleidung. Sein Wille ist die nothwendige Folge aller jener Ursachen, gebunden an ein Naturgesetz, das wir aus seiner Erscheinung erkennen, wie den Planet an seiner Bahn, wie die Pflanze an dem Boden.“ Lat.: Terra es, terram geris, terram teris, in terram reverteris. (Philippi, II, 217; Froberg, 592; Schonheim, T, 10; Seybold, 602.) 160 Der Mensch ist geartet wie sein Gesess, man hat stets dran zu putzen. – Lehmann, 742, 46. 161 Der Mensch ist Gottes und nicht des Kaisers. – Graf, 43, 155. Der „Racker von Staat“ darf ihn nicht vollständig aufzehren. Mhd.: Der mensche is gotes und nit des keisers. (Endemann, II, 55.) 162 Der Mensch ist in der Welt allüberall vom Tod umstellt. Böhm.: Človĕk na svĕtĕ okolo smrti se plete. (Čelakovsky, 310.) 163 Der Mensch ist kein engel. – Henisch, 896, 3. 164 Der Mensch ist kein Engel, der Mensch ist kein Ackervagerl. – Blass, 7. 165 Der Mensch ist kein Mann, so lange ihn das Weib nicht getauft hat. Slow.: Zhlovek ni zhlovek, dokijer ga shena. 166 Der Mensch ist seines Glückes Schmied. – Körte, 4218; Körte2, 5291; Braun, I, 2657; Reinsberg II, 99. Der Mensch bildet sich sein Schicksal und das Schicksal bildet sich seinen Menschen. 167 Der Mensch ist zur Arbeit geboren. – Petri, II, 101. 168 Der Mensch ist zur arbeit geboren wie der Vogel zum fliegen. – Lehmann, 38, 21; Gaal, 87; Simrock, 6982. Auch die Esten und Sarden sagen: Der Mensch ist zur Arbeit, der Vogel zum Fliegen geschaffen. (Reinsberg III, 136.) Ung.: Ember a' dologra, madár a' szollásra termett. (Gaal, 87.) 169 Der mensch ist zur freundtschafft geboren. – Franck, I, 123b; Lehmann, II, 65, 152. Kant: „Der Mensch ist nicht für sich, sondern für die Gattung.“ (Herder's Nachlass, II, 269.) 170 Der Mensch ist zur Speculation geboren. – Frost, 185. 171 Der Mensch kann alles, was er will. – Simrock, 6971; Körte, 4219; Braun, I, 2676; Pestalozzi's Werke, XV, 388. Im Gebiet der Wahrheit und der Moral kann er freilich, was er will, wenn – er die Kunst zu leiden versteht. Aber Börne (Pariser Briefe, IV) klagt: „Wenn die Menschen nur einen einzigen Tag wollten oder nur Einen Tag nicht wollten! Aber wollen, das ist's! Nichtwollen das ist's noch mehr.“ 172 Der Mensch kann arzneien, Gott gibt das Gedeihen. – Eiselein, 460; Simrock, 3950; Körte, 4238; Braun, I, 2690. 173 Der Mensch kann ordnen und rathen, das Glück aber ist Meister der Thaten. It.: L'uomo ordisce e la fortuna tesse. (Gaal, 767.) 174 Der Mensch kann seinem Schicksal nicht entgehen. Dän.: Mennesket feyler, men skjebnen feyler ikke. (Prov. dan., 503.) 175 Der Mensch kompt her auss Schleim vnnd Stanck, was will er denn stoltziren lang. – Lehmann, 137, 26. 176 Der Mensch kompt nackend in die Welt, kompt nackend in das Feder Zelt und nackend in das Toden Feld, was ist's, dass er sich prächtig hält. – Gerlach, 187. 177 Der Mensch lauscht der Musik, findet Gefallen daran, gibt Geld (für die Sängerin) aus, kommt zur Besinnung, grämt sich und stirbt. 178 Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern auch vom Fleisch (und Bier). Eine humoristische Erläuterung des bekannten biblischen Ausspruchs. 179 Der Mensch lebt nicht vom Ueberfluss. – Körte, 4233. 180 Der Mensch lebt nicht von Brot allein. – Matth. 4, 4; Schulze, 182; Eiselein, 460; Simrock, 6791; Büchmann, 157. Aber auch nicht von der Noth allein. „Der Mensch lebt nicht von Ideen, sondern von Rindfleisch; die alte Gesellschaft beweist dies, denn es ist ihr wichtigster Bestandtheil.“ (Deutsche Schnellpost, Neuyork vom 18. März 1851, Nr. 54.) Engl.: Man shall not live by bread alone. Frz.: L'homme ne vivra pas seulement de pain. It.: L'uomo non vive di pan solo. (Wahl, 89, 3.) Lat.: Non in solo pane vivit homo. (Wahl, 89, 3.) 181 Der Mensch lebt nicht von Brot, sondern von Geld. Holl.: De mensch is een geldvretend dier. (Harrebomée, II, 79a.) 182 Der Mensch lebt nur die Hälfte seines Lebens. – Petri, II, 101. 183 Der Mensch lebt nur einmal. Die Finnen sagen: Der Mensch hat nur Ein Leben, aber viel Zeiten. (Bertram, 56.) 184 Der Mensch lebt vom Menschen. (S. Baum 38 und Leben, Verb., 157.) Und mit dem Menschen. Die Perser sagen: Der Mensch kommt zum Menschen um Hülfe. Die Serben: Der Baum stützt sich auf den Baum und der Mensch auf den Menschen. Die Polen: Der Fisch lebt mit dem Fisch, der Vogel mit dem Vogel und der Mensch mit dem Menschen. (Reinsberg II, 19.) 185 Der Mensch legt den Grund, und Gott baut das Haus. Die Russen: Wo der Mensch die Mole aus Sand baut, da lässt Gott die Granitblöcke (zu ihrer Befestigung) herbeischwimmen. (Altmann V, 83.) 186 Der Mensch legt oft selbst die Eier, die man ihm an den Kopf wirft. 187 Der Mensch lernt nichts geschwinder als lügen und betrügen. – Welt und Zeit, III, 56, 35.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [299]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/313>, abgerufen am 25.11.2024.