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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 592 Jeder Mensch liebt seinen Nächsten, sagte Harpax, und leckte der Katze den Milchbart.

Holl.: Een mensch heeft altijd liefde voor zijn naasten, zei Govert, en hij likte der kat de kruimelen van den baart. (Harrebomee, II, 80a.)

593 Jeder Mensch muss ein Paar Narrenstrümpfe zerreissen.

Davon sind sogar die nicht ausgenommen, die barfuss gehen. Mancher Mensch hat das Unglück, dass seine Narrenschuhe ein Paar unzerreissbare Sohlen haben.

594 Jeder Mensch muss seine Bürde tragen.

Die Türken behaupten: Wenn es einen Menschen ohne Kummer (Sorge) gäbe, so wäre es kein Mensch. (Cahier, 2558.)

Dän.: Er du et menneske, liid det som er menneskeligt. (Prov. dan., 387.)

595 Jeder Mensch muss sieben Jahr narren, und wenn er eins versäumt, muss er von neuem anfangen.

Lat.: Nullum pondus magis inclinat ad lapsum, quam consuetudo mali. (Sutor, 552.)

596 Jeder Mensch nach seiner That, hat in jener Welt seine Statt.

597 Jeder Mensch soll haben: Zehrpfenning, Nehrpfenning, Ehrpfenning und Wehrpfenning. - Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 20.

598 Jeder Mensch wird mit dem Recht geboren.

"Jedes Individuum bringt das Urrecht, ein Mensch im vollem Sinne des Worts sein zu dürfen, dies naturhistorische Recht, mit auf die Welt." (Klencke, An den König von Preussen, Leipzig 1849, S. 27.)

599 Jidder Mensch hät senge Sen un jide Wuesch hät ihre Pen. (Bedburg.)

600 Ke Mengsch es ze alt zo lieren. (Bedburg.)

601 Kein bosshafft mensch ist wol daran bey Gott vnd keiner kompt dauon.

Lat.: Nunquam coelesti domino placuere scelesti. (Loci comm., 91.)

602 Kein Mensch, der nicht sündige. - 1 Kön. 8, 46; Schulze, 18; Zaupser, 247.

603 Kein Mensch ist ohne Aber. - Braun, I, 2677.

Jeder hat seine Fehler! Wie die Walachen sagen: Kein Mensch ist eine Kirchenthür. (Reinsberg II, 75.)

Lat.: Unicuique dedit vitium natura creato. (Properz.) (Binder I, 1796; II, 3412; Kruse, 1148; Seybold, 650; Philippi, II, 233.)

604 Kein Mensch ist ohne Lüge.

D. h. ganz wahrhaftig. Im deutsch-französischen Kriege von 1870 haben aber die Franzosen von dieser menschlichen Eigenschaft einen etwas gar zu ausgedehnten Gebrauch gemacht.

Frz.: Tout homme est menteur.

605 Kein Mensch ist seiner Zunge Meister. - Petri, II, 417.

606 Kein Mensch kann das Glück zwingen. - Petri, II, 417.

607 Kein Mensch kann des andern entrahten. - Eyering, III, 142; Schottel, 1120a.

Mnd.: Ik hebbe dat dicke lesen, nen mynsche kan ontekamen wesen. (Mone, Schauspiele des Mittelalters, Bd. 2.)

Dän.: Det ene menneske kand ei undvaere det andet. (Prov. dan., 135.)

608 Kein Mensch lebet one laster. - Büttner, J, 4b.

609 Kein Mensch lebt ohne Kreuz.

610 Kein Mensch leidet so viel Uebles, als Gott der Herr leiden muss.

611 Kein Mensch muss müssen. - Simrock, 7186; Körte, 4323; Körte2, 5306; Büchmann, 50.

Jeder aber soll wollen, nämlich das Rechte. Das Sprichwort hat seine Quelle in Lessing's Nathan der Weise, wo Nathan (Aufzug 1, Scene 3) sagt: "Kein Mensch muss müssen, und ein Derwisch müsste?" Fast möchte man annehmen, Lessing habe es dem Volksmunde entnommen, denn er wendet es später (Aufzug 3, Scene 10) noch einmal an. "Daja: Der Vater soll schon müssen. Tempelherr: Müssen, Daja? Noch ist er unter Räuber nicht gefallen. Er muss nicht müssen."

612 Kein Mensch ohne Fehler.

Holl.: Elk heeft een lak. - Geen mensch zonder lak. (Harrebomee, II, 80b.)

613 Kein Mensch sich selig rühmen soll, er schliesse denn sein Leben wohl. - Gerlach, 109.

614 Kein Mensch wird recht aufgemuntert, es sei denn durch Verfolgung. - Opel, 375.

615 Kein Mensk versäupe seine Blagen, me kann nit wieten, wat darut wären kann. (Sauerland.)

[Spaltenumbruch] 616 Kleine Menschen gehen unter in einer grossen Zeit, grosse Männer in einer kleinen. - Welt und Zeit, V, 210, 77.

617 Kleine Menschen, kleine Werke.

Halbe Menschen, halbe Massregeln.

Holl.: Kleine menschen, kleine wenschen. (Harrebomee, II, 81a.)

618 Könnt' ein Mensch sich selber sehn, er würde selber sich verschmähn. - Bacmeister, 12.

619 Könnten die Menschen fliegen wie sie lügen, dann könnte man sagen: wir dürfen weder Schiff noch Wagen.

Holl.: Konden de menschen vliegen, gelijk zij kunnen liegen, men zoude niet vragen naar schuit of wagen. (Harrebomee, II, 81b.)

620 Kummt de Minsk to 't Weten, is he half verschleten1. - Stürenburg, 219a.

1) Abgenutzt, verbraucht, verschlissen.

621 Lebte ein mensch gleich viel hundert jar, so wurd er doch am end gewar, dass dieses leben gleicht dem wind, der hinfehrt vnd verbirgt sich gschwind.

Lat.: Quid prodest homini, si uiuat secula centum? Cum moritur, uitam transisse putat quasi ventum. (Loci comm., 84.)

622 Lieber Mensch, lass es nur gehn, soll es sein, muss es geschehn. - Gerlach, 101.

623 Ma muess jedem Mensche(n) in seim Werth lasse(n). (Ulm.)

624 Man kann den Menschen nur (wol) ins Auge (Gesicht), nicht ins Herz sehen.

625 Man kann den Minschen nich mehr Verstand affödern1, asse2 hat. (Göttingen.) - Schambach, II, 81.

1) Abfordern.

2) Als er; aus: as he, auch arre. - Niemand kann über die Grenzen seiner Befähigung hinaus denken und urtheilen.

626 Man kann einen Menschen wol belügen, aber nimmer Gott betrügen.

Mhd.: Man mac wol liute triegen, got ist iemer unbetrogen. (Spervogel.) (Zingerle, 151.)

627 Man kann einen Menschen wol zwingen, die Augen zu schliessen, aber nicht zum Schlafen.

Dän.: Man kan nöde en mand til at blunde, men ikke til at sove. (Bohn I, 388.)

628 Man kann in keinen Menschen hineinkriechen. - Frischbier2, 2616.

629 Man kann 'n Minsk nich stäken1 as 'n Fatt Botter. - Bueren, 863; Stürenburg, 259b; Kern, 916; Hauskalender, III.

1) Stechen, hier in dem Sinne von prüfen, wie man ein Fass Butter prüft, indem man hineinsticht; oder auch: nicht anbohren und inwendig untersuchen wie ein Fass Butter.

630 Man kann sick up ken Minsch mehr verlaten, säd' de Mann, do hadde he in de Büxen schäten. (Flensburg.) - Hoefer, 748.

631 Man kennt einen Menschen erst, wenn man einen Scheffel Salz mit ihm gegessen hat.

Frz.: Pour bien connaeitre un homme, il faut avoir mange un muid de sel avec lui. (Kritzinger, 642a.)

It.: A lungo andare si conosce l'huomo. (Pazzaglia, 172, 10.)

632 Man ladet einen Menschen zu Gast und schickt ein Schwein zu Haus. - Eiselein, 208; Körte, 1764.

633 Man misst die Menschen nicht nach der Elle.

Dän.: Man maaler ikke folk i alen-tal. (Prov. dan., 172.)

Frz.: Los hommes ne se mesurent pas a l'aune. (Cahier, 1081; Lendroy, 72.) - On ne mesure pas les hommes a la toise. (Lendroy, 1427.)

634 Man muss den Menschen nicht messen nach der Tiefe seines Beutels, sondern nach der Elle seines Verstandes. - Winckler, VIII, 17.

635 Man muss die Menschen als Münzen betrachten, deren Curs, nicht deren Werth (Kern) wir achten. (Ruth.)

636 Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind.

Frz.: Il faut estimer ce que l'homme faict, non pas ce qu'il peut faire. (Leroux, I, 167.)

637 Man muss die Menschen nehmen wie sie sind, sagte der Gensdarm, und sperrte Schuldige und Unschuldige ein.

[Spaltenumbruch] 592 Jeder Mensch liebt seinen Nächsten, sagte Harpax, und leckte der Katze den Milchbart.

Holl.: Een mensch heeft altijd liefde voor zijn naasten, zei Govert, en hij likte der kat de kruimelen van den baart. (Harrebomée, II, 80a.)

593 Jeder Mensch muss ein Paar Narrenstrümpfe zerreissen.

Davon sind sogar die nicht ausgenommen, die barfuss gehen. Mancher Mensch hat das Unglück, dass seine Narrenschuhe ein Paar unzerreissbare Sohlen haben.

594 Jeder Mensch muss seine Bürde tragen.

Die Türken behaupten: Wenn es einen Menschen ohne Kummer (Sorge) gäbe, so wäre es kein Mensch. (Cahier, 2558.)

Dän.: Er du et menneske, liid det som er menneskeligt. (Prov. dan., 387.)

595 Jeder Mensch muss sieben Jahr narren, und wenn er eins versäumt, muss er von neuem anfangen.

Lat.: Nullum pondus magis inclinat ad lapsum, quam consuetudo mali. (Sutor, 552.)

596 Jeder Mensch nach seiner That, hat in jener Welt seine Statt.

597 Jeder Mensch soll haben: Zehrpfenning, Nehrpfenning, Ehrpfenning und Wehrpfenning.Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 20.

598 Jeder Mensch wird mit dem Recht geboren.

„Jedes Individuum bringt das Urrecht, ein Mensch im vollem Sinne des Worts sein zu dürfen, dies naturhistorische Recht, mit auf die Welt.“ (Klencke, An den König von Preussen, Leipzig 1849, S. 27.)

599 Jidder Mensch hät senge Sen un jide Wuesch hät ihre Pen. (Bedburg.)

600 Ke Mengsch es ze alt zo lieren. (Bedburg.)

601 Kein bosshafft mensch ist wol daran bey Gott vnd keiner kompt dauon.

Lat.: Nunquam coelesti domino placuere scelesti. (Loci comm., 91.)

602 Kein Mensch, der nicht sündige.1 Kön. 8, 46; Schulze, 18; Zaupser, 247.

603 Kein Mensch ist ohne Aber.Braun, I, 2677.

Jeder hat seine Fehler! Wie die Walachen sagen: Kein Mensch ist eine Kirchenthür. (Reinsberg II, 75.)

Lat.: Unicuique dedit vitium natura creato. (Properz.) (Binder I, 1796; II, 3412; Kruse, 1148; Seybold, 650; Philippi, II, 233.)

604 Kein Mensch ist ohne Lüge.

D. h. ganz wahrhaftig. Im deutsch-französischen Kriege von 1870 haben aber die Franzosen von dieser menschlichen Eigenschaft einen etwas gar zu ausgedehnten Gebrauch gemacht.

Frz.: Tout homme est menteur.

605 Kein Mensch ist seiner Zunge Meister.Petri, II, 417.

606 Kein Mensch kann das Glück zwingen.Petri, II, 417.

607 Kein Mensch kann des andern entrahten.Eyering, III, 142; Schottel, 1120a.

Mnd.: Ik hebbe dat dicke lesen, nen mynsche kan ontekamen wesen. (Mone, Schauspiele des Mittelalters, Bd. 2.)

Dän.: Det ene menneske kand ei undvære det andet. (Prov. dan., 135.)

608 Kein Mensch lebet one laster.Büttner, J, 4b.

609 Kein Mensch lebt ohne Kreuz.

610 Kein Mensch leidet so viel Uebles, als Gott der Herr leiden muss.

611 Kein Mensch muss müssen.Simrock, 7186; Körte, 4323; Körte2, 5306; Büchmann, 50.

Jeder aber soll wollen, nämlich das Rechte. Das Sprichwort hat seine Quelle in Lessing's Nathan der Weise, wo Nathan (Aufzug 1, Scene 3) sagt: „Kein Mensch muss müssen, und ein Derwisch müsste?“ Fast möchte man annehmen, Lessing habe es dem Volksmunde entnommen, denn er wendet es später (Aufzug 3, Scene 10) noch einmal an. „Daja: Der Vater soll schon müssen. Tempelherr: Müssen, Daja? Noch ist er unter Räuber nicht gefallen. Er muss nicht müssen.“

612 Kein Mensch ohne Fehler.

Holl.: Elk heeft een lak. – Geen mensch zonder lak. (Harrebomée, II, 80b.)

613 Kein Mensch sich selig rühmen soll, er schliesse denn sein Leben wohl.Gerlach, 109.

614 Kein Mensch wird recht aufgemuntert, es sei denn durch Verfolgung.Opel, 375.

615 Kein Mensk versäupe seine Blagen, me kann nit wiéten, wat darut wären kann. (Sauerland.)

[Spaltenumbruch] 616 Kleine Menschen gehen unter in einer grossen Zeit, grosse Männer in einer kleinen.Welt und Zeit, V, 210, 77.

617 Kleine Menschen, kleine Werke.

Halbe Menschen, halbe Massregeln.

Holl.: Kleine menschen, kleine wenschen. (Harrebomée, II, 81a.)

618 Könnt' ein Mensch sich selber sehn, er würde selber sich verschmähn.Bacmeister, 12.

619 Könnten die Menschen fliegen wie sie lügen, dann könnte man sagen: wir dürfen weder Schiff noch Wagen.

Holl.: Konden de menschen vliegen, gelijk zij kunnen liegen, men zoude niet vragen naar schuit of wagen. (Harrebomée, II, 81b.)

620 Kummt de Minsk to 't Weten, is he half verschleten1.Stürenburg, 219a.

1) Abgenutzt, verbraucht, verschlissen.

621 Lebte ein mensch gleich viel hundert jar, so wurd er doch am end gewar, dass dieses leben gleicht dem wind, der hinfehrt vnd verbirgt sich gschwind.

Lat.: Quid prodest homini, si uiuat secula centum? Cum moritur, uitam transisse putat quasi ventum. (Loci comm., 84.)

622 Lieber Mensch, lass es nur gehn, soll es sein, muss es geschehn.Gerlach, 101.

623 Ma muess jedem Mensche(n) in seim Werth lasse(n). (Ulm.)

624 Man kann den Menschen nur (wol) ins Auge (Gesicht), nicht ins Herz sehen.

625 Man kann den Minschen nich mehr Verstand affödern1, asse2 hat. (Göttingen.) – Schambach, II, 81.

1) Abfordern.

2) Als er; aus: as he, auch arre. – Niemand kann über die Grenzen seiner Befähigung hinaus denken und urtheilen.

626 Man kann einen Menschen wol belügen, aber nimmer Gott betrügen.

Mhd.: Man mac wol liute triegen, got ist iemer unbetrogen. (Spervogel.) (Zingerle, 151.)

627 Man kann einen Menschen wol zwingen, die Augen zu schliessen, aber nicht zum Schlafen.

Dän.: Man kan nøde en mand til at blunde, men ikke til at sove. (Bohn I, 388.)

628 Man kann in keinen Menschen hineinkriechen.Frischbier2, 2616.

629 Man kann 'n Minsk nich stäken1 as 'n Fatt Botter.Bueren, 863; Stürenburg, 259b; Kern, 916; Hauskalender, III.

1) Stechen, hier in dem Sinne von prüfen, wie man ein Fass Butter prüft, indem man hineinsticht; oder auch: nicht anbohren und inwendig untersuchen wie ein Fass Butter.

630 Man kann sick up kên Minsch mehr verlâten, säd' de Mann, do hadde he in de Büxen schäten. (Flensburg.) – Hoefer, 748.

631 Man kennt einen Menschen erst, wenn man einen Scheffel Salz mit ihm gegessen hat.

Frz.: Pour bien connaître un homme, il faut avoir mangé un muid de sel avec lui. (Kritzinger, 642a.)

It.: A lungo andare si conosce l'huomo. (Pazzaglia, 172, 10.)

632 Man ladet einen Menschen zu Gast und schickt ein Schwein zu Haus.Eiselein, 208; Körte, 1764.

633 Man misst die Menschen nicht nach der Elle.

Dän.: Man maaler ikke folk i alen-tal. (Prov. dan., 172.)

Frz.: Los hommes ne se mesurent pas à l'aune. (Cahier, 1081; Lendroy, 72.) – On ne mesure pas les hommes à la toise. (Lendroy, 1427.)

634 Man muss den Menschen nicht messen nach der Tiefe seines Beutels, sondern nach der Elle seines Verstandes.Winckler, VIII, 17.

635 Man muss die Menschen als Münzen betrachten, deren Curs, nicht deren Werth (Kern) wir achten. (Ruth.)

636 Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind.

Frz.: Il faut estimer ce que l'homme faict, non pas ce qu'il peut faire. (Leroux, I, 167.)

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[[309]/0323] 592 Jeder Mensch liebt seinen Nächsten, sagte Harpax, und leckte der Katze den Milchbart. Holl.: Een mensch heeft altijd liefde voor zijn naasten, zei Govert, en hij likte der kat de kruimelen van den baart. (Harrebomée, II, 80a.) 593 Jeder Mensch muss ein Paar Narrenstrümpfe zerreissen. Davon sind sogar die nicht ausgenommen, die barfuss gehen. Mancher Mensch hat das Unglück, dass seine Narrenschuhe ein Paar unzerreissbare Sohlen haben. 594 Jeder Mensch muss seine Bürde tragen. Die Türken behaupten: Wenn es einen Menschen ohne Kummer (Sorge) gäbe, so wäre es kein Mensch. (Cahier, 2558.) Dän.: Er du et menneske, liid det som er menneskeligt. (Prov. dan., 387.) 595 Jeder Mensch muss sieben Jahr narren, und wenn er eins versäumt, muss er von neuem anfangen. Lat.: Nullum pondus magis inclinat ad lapsum, quam consuetudo mali. (Sutor, 552.) 596 Jeder Mensch nach seiner That, hat in jener Welt seine Statt. 597 Jeder Mensch soll haben: Zehrpfenning, Nehrpfenning, Ehrpfenning und Wehrpfenning. – Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 20. 598 Jeder Mensch wird mit dem Recht geboren. „Jedes Individuum bringt das Urrecht, ein Mensch im vollem Sinne des Worts sein zu dürfen, dies naturhistorische Recht, mit auf die Welt.“ (Klencke, An den König von Preussen, Leipzig 1849, S. 27.) 599 Jidder Mensch hät senge Sen un jide Wuesch hät ihre Pen. (Bedburg.) 600 Ke Mengsch es ze alt zo lieren. (Bedburg.) 601 Kein bosshafft mensch ist wol daran bey Gott vnd keiner kompt dauon. Lat.: Nunquam coelesti domino placuere scelesti. (Loci comm., 91.) 602 Kein Mensch, der nicht sündige. – 1 Kön. 8, 46; Schulze, 18; Zaupser, 247. 603 Kein Mensch ist ohne Aber. – Braun, I, 2677. Jeder hat seine Fehler! Wie die Walachen sagen: Kein Mensch ist eine Kirchenthür. (Reinsberg II, 75.) Lat.: Unicuique dedit vitium natura creato. (Properz.) (Binder I, 1796; II, 3412; Kruse, 1148; Seybold, 650; Philippi, II, 233.) 604 Kein Mensch ist ohne Lüge. D. h. ganz wahrhaftig. Im deutsch-französischen Kriege von 1870 haben aber die Franzosen von dieser menschlichen Eigenschaft einen etwas gar zu ausgedehnten Gebrauch gemacht. Frz.: Tout homme est menteur. 605 Kein Mensch ist seiner Zunge Meister. – Petri, II, 417. 606 Kein Mensch kann das Glück zwingen. – Petri, II, 417. 607 Kein Mensch kann des andern entrahten. – Eyering, III, 142; Schottel, 1120a. Mnd.: Ik hebbe dat dicke lesen, nen mynsche kan ontekamen wesen. (Mone, Schauspiele des Mittelalters, Bd. 2.) Dän.: Det ene menneske kand ei undvære det andet. (Prov. dan., 135.) 608 Kein Mensch lebet one laster. – Büttner, J, 4b. 609 Kein Mensch lebt ohne Kreuz. 610 Kein Mensch leidet so viel Uebles, als Gott der Herr leiden muss. 611 Kein Mensch muss müssen. – Simrock, 7186; Körte, 4323; Körte2, 5306; Büchmann, 50. Jeder aber soll wollen, nämlich das Rechte. Das Sprichwort hat seine Quelle in Lessing's Nathan der Weise, wo Nathan (Aufzug 1, Scene 3) sagt: „Kein Mensch muss müssen, und ein Derwisch müsste?“ Fast möchte man annehmen, Lessing habe es dem Volksmunde entnommen, denn er wendet es später (Aufzug 3, Scene 10) noch einmal an. „Daja: Der Vater soll schon müssen. Tempelherr: Müssen, Daja? Noch ist er unter Räuber nicht gefallen. Er muss nicht müssen.“ 612 Kein Mensch ohne Fehler. Holl.: Elk heeft een lak. – Geen mensch zonder lak. (Harrebomée, II, 80b.) 613 Kein Mensch sich selig rühmen soll, er schliesse denn sein Leben wohl. – Gerlach, 109. 614 Kein Mensch wird recht aufgemuntert, es sei denn durch Verfolgung. – Opel, 375. 615 Kein Mensk versäupe seine Blagen, me kann nit wiéten, wat darut wären kann. (Sauerland.) 616 Kleine Menschen gehen unter in einer grossen Zeit, grosse Männer in einer kleinen. – Welt und Zeit, V, 210, 77. 617 Kleine Menschen, kleine Werke. Halbe Menschen, halbe Massregeln. Holl.: Kleine menschen, kleine wenschen. (Harrebomée, II, 81a.) 618 Könnt' ein Mensch sich selber sehn, er würde selber sich verschmähn. – Bacmeister, 12. 619 Könnten die Menschen fliegen wie sie lügen, dann könnte man sagen: wir dürfen weder Schiff noch Wagen. Holl.: Konden de menschen vliegen, gelijk zij kunnen liegen, men zoude niet vragen naar schuit of wagen. (Harrebomée, II, 81b.) 620 Kummt de Minsk to 't Weten, is he half verschleten1. – Stürenburg, 219a. 1) Abgenutzt, verbraucht, verschlissen. 621 Lebte ein mensch gleich viel hundert jar, so wurd er doch am end gewar, dass dieses leben gleicht dem wind, der hinfehrt vnd verbirgt sich gschwind. Lat.: Quid prodest homini, si uiuat secula centum? Cum moritur, uitam transisse putat quasi ventum. (Loci comm., 84.) 622 Lieber Mensch, lass es nur gehn, soll es sein, muss es geschehn. – Gerlach, 101. 623 Ma muess jedem Mensche(n) in seim Werth lasse(n). (Ulm.) 624 Man kann den Menschen nur (wol) ins Auge (Gesicht), nicht ins Herz sehen. 625 Man kann den Minschen nich mehr Verstand affödern1, asse2 hat. (Göttingen.) – Schambach, II, 81. 1) Abfordern. 2) Als er; aus: as he, auch arre. – Niemand kann über die Grenzen seiner Befähigung hinaus denken und urtheilen. 626 Man kann einen Menschen wol belügen, aber nimmer Gott betrügen. Mhd.: Man mac wol liute triegen, got ist iemer unbetrogen. (Spervogel.) (Zingerle, 151.) 627 Man kann einen Menschen wol zwingen, die Augen zu schliessen, aber nicht zum Schlafen. Dän.: Man kan nøde en mand til at blunde, men ikke til at sove. (Bohn I, 388.) 628 Man kann in keinen Menschen hineinkriechen. – Frischbier2, 2616. 629 Man kann 'n Minsk nich stäken1 as 'n Fatt Botter. – Bueren, 863; Stürenburg, 259b; Kern, 916; Hauskalender, III. 1) Stechen, hier in dem Sinne von prüfen, wie man ein Fass Butter prüft, indem man hineinsticht; oder auch: nicht anbohren und inwendig untersuchen wie ein Fass Butter. 630 Man kann sick up kên Minsch mehr verlâten, säd' de Mann, do hadde he in de Büxen schäten. (Flensburg.) – Hoefer, 748. 631 Man kennt einen Menschen erst, wenn man einen Scheffel Salz mit ihm gegessen hat. Frz.: Pour bien connaître un homme, il faut avoir mangé un muid de sel avec lui. (Kritzinger, 642a.) It.: A lungo andare si conosce l'huomo. (Pazzaglia, 172, 10.) 632 Man ladet einen Menschen zu Gast und schickt ein Schwein zu Haus. – Eiselein, 208; Körte, 1764. 633 Man misst die Menschen nicht nach der Elle. Dän.: Man maaler ikke folk i alen-tal. (Prov. dan., 172.) Frz.: Los hommes ne se mesurent pas à l'aune. (Cahier, 1081; Lendroy, 72.) – On ne mesure pas les hommes à la toise. (Lendroy, 1427.) 634 Man muss den Menschen nicht messen nach der Tiefe seines Beutels, sondern nach der Elle seines Verstandes. – Winckler, VIII, 17. 635 Man muss die Menschen als Münzen betrachten, deren Curs, nicht deren Werth (Kern) wir achten. (Ruth.) 636 Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind. Frz.: Il faut estimer ce que l'homme faict, non pas ce qu'il peut faire. (Leroux, I, 167.) 637 Man muss die Menschen nehmen wie sie sind, sagte der Gensdarm, und sperrte Schuldige und Unschuldige ein.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [309]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/323>, abgerufen am 26.06.2024.