Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] *35 Es liest sich wie die (Stadt-)Chronik von Jüterbogk. Die wol des Wichtigen und Anziehenden für den Fremden nicht allzu viel bieten kann. *36 Es liest sich wie ein Buch von Logarithmen. *37 Lese lesst hei, wie e Bok, schreiwe schröfft hei wie gestake. (Ostpreuss.) *38 Lesen wie die Nonnen den Psalter. - Theatrum Diabolorum, 474a. *39 Was er nicht lesen kann, das rafft er. Von einem schlechten, stotterigen Leser. Leser. Fürwitzige leser lauffen vber die bücher hin, wie die Saw durch ein rubenacker. - Henisch, 449, 48. Leserlich. * Dat was leserlich. - Dähnert, 274b. Wenn jemand einem andern unzweifelhafte Grobheiten ins Gesicht sagt. Letjen. A Letjen san nach kimmen, am a Gratten un Ers tu kreppen. (Föhr.) Die Kleinen (Geringen) sind nicht gekommen, um den Grossen in den Arsch zu kriechen. Letsch, s. Lätsch. Letschel. * 'S is a rechte Letschel. "Die Krüge kon a sich gutt ausgitschen und sickert se renn aus, aber dar Letschel ist sich ach nur 's beste ufs Maul." (Keller, 170b.) Letten. 1 Wenn der Letten trocken wird, spottet er über die Härte des Granits. (Petersburg.) *2 Im Letten liegen. - Schöpf, 387. So viel wie im Koth stecken. Letter. * Das ist mit goldenen (feurigen) Lettern geschrieben. - Dan. 5, 5. Holl.: Het staat met vurige letteren uitgedrukt. (Harrebomee, II, 17.) Letz (Adj.). *1 Er isch letz im Chopf. (Solothurn.) - Schild, 75, 208; Sutermeister, 75. Er ist (thut, redet wie) halb verrückt. *2 Er ist lätzer as en Belz. - Sutermeister, 93. Letz (lätz) = das Innere herausgekehrt, z. B. die Strümpfe letz machen; es ist mir in lätzen Hals (in die unrechte Kehle) gekommen. (Vgl. Stalder, II, 167.) *3 Es is scho(n) letz, wenn me de Hund zum Jage trage muess. (Ulm.) Letz (Subst.). * Einem die Letz halten. - Zaupser, Idiot., 47. Das Abschiedsmahl geben. Letzi. * Er hät e Lätzi dervo treit. - Sutermeister, 95. Eine Wunde, einen Schaden, ein Uebel das bleibt, nicht zu heben ist. Letzi = bösartige Folge von etwas. Das Wort kommt aber auch in dem Sinne von Abschiedsgeschenk, Abschiedsschmaus als Schutzwehr und Grenzvertheidigung vor. (Vgl. Stalder, II, 169.) Letzkopf. 1 Der ist ein Letzkopf, der das Gleis verfahren hat und sich nicht wieder hineinbringen lassen will. *2 Den Letzkopf aufsetzen. Sich gegen alle Gründe verhärten, hartnäckig auf seiner Absicht, seinem Willen bestehen, verkehrt oder im Widerspruch mit andern handeln. (Vgl. Stalder, II, 168.) Letzter. 1 De leste, de beste. (Hannover.) - Schambach, 282. Dähnert (275a) bemerkt dazu: Ein Trostwort an Kinder, denen die Zeit lang wird, ehe die Reihe an sie kommt. 2 De leste mot den Sack lappen. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 72, 181. 3 Den letzsten kommen die rauden an. - Franck, I, 52a. Die Römer hatten dieselbe Redensart: Der Letzte soll die Krätze bekommen, oder: Der Letzte gilt für krätzig, und hatte dort ihren Ursprung bei den Wettläufen, die von römischen Knaben untereinander angestellt wurden. Die zuletzt ans Ziel Gelangenden wurden verhöhnt, nachdem beim Auslaufen das Extremum occupet scabies als Trumpf gesetzt worden war. (Faselius, 350.) [Spaltenumbruch] 4 Den letzten fressen (beissen) die Hunde. - Petri, II, 78; Lehmann, 174, 354 u. 452, 32; Blum, 403; Simrock, 6358; Körte, 3841; Braun, I, 2282; Reinsberg III, 4; für Holstein: Schütze, III, 30; für Mecklenburg: Schiller, III, 4. Der letzte Gläubiger verliert allein oder doch am meisten bei Subhastationen und Concursprocessen. Ein Beitrag zur Erläuterung dieses Sprichworts findet sich in E. E. Klein's Merkwürdigen Rechtssprüchen der hallischen Juristenfacultät, Berlin 1797, Bd. 2, Nr. 33. - Irgendwo fand ich die Bemerkung: ein altes Sprichwort der berliner Börse. Auf Amrum: A Leedst bat a Hüunj. (Haupt, III, 368, 296.) In Pommern: Den letzten biten die Hunde. (Dähnert, 275a.) Dän.: Den sidste bide hundene. (Prov. dan., 497.) Frz.: Le dernier le loup le mange. (Leroux, I, 117.) Holl.: Den laatsten man bijten de honden. (Harrebomee, II, 54b.) Lat.: Extremum occupet scabies. (Horaz.) (Philippi, I, 146; Eiselein, 422; Froberg, 243; Binder I, 1256; II, 2344; Seybold, 166 u. 399.) 5 Der letscht' hed no nid g'schosse. (Bern.) - Zyro, 88; für Schwaben: Nefflen, 464. Die Sache ist noch nicht zu Ende geführt, noch nicht entschieden, das letzte Mittel noch nicht verbraucht. 6 Der letzt ins Bett, der erst herauss. - Petri, II, 99. 7 Der letzt macht (schleusst) die Thür zu. - Gruter, III, 17; Lehmann, II, 80, 95; Eisenhart, 292; Estor, I, 308; Hillebrand, 130, 187; Gaal, 1090; Reyscher, V, 204; Runde, 607 u. 688; Eiselein, 417; Simrock, 6359; Körte, 3840; Braun, I, 2293; Reinsberg III, 3; Schweiz, I, 144, 63; Nopitsch, 60; C. G. Knorr, Progr. de usu juris Germ.: Der Letzte thut die Thür zu, in successione conjugum (Halle 1741). Von der Erbfolge der Ehegatten. Wo es im Gebrauch ist, hat es die Bedeutung, dass, wenn in den Ehepacten nicht etwas anderes festgesetzt worden ist, der überlebende Ehegatte mit Ausschliessung aller übrigen Verwandten, wenn keine Kinder vorhanden sind, der einzige Erbe des Verstorbenen wird. (S. Leib 68.) Engl.: He that comes last, makes all fast. (Gaal, 1090.) Frz.: Le dernier ferme la porte, ou la laisse ouverte. (Gaal, 1090.) - Les derniers venus ferment les portes. (Moscherosch, 313.) It.: Chi resta di dietro, serri l'uscio. (Gaal, 1090.) 8 Der letzt muss den fuchs schleppen. - Henisch, 1274, 28; Petri, II, 99. 9 Der letzt muss herhalten. - Sutor, 414. Holl.: De laatste zal schijtebroek zijn. (Harrebomee, II, 2.) Lat.: Occupet extremum scabies. (Sutor, 414.) 10 Der letzt siht hinden nach. - Gruter, III, 18; Lehmann, II, 80, 96. 11 Der letzt zahlt alls. (Luzern.) Holl.: Die de laatste is, moet ramp hebben. (Harrebomee, II, 2.) 12 Der letzte bekommt die Streiche. - Sutor, 414. Frz.: Au dernier les os. (Bohn I, 6.) 13 Der letzte esse mit den Gemalten an der Wand. 14 Der letzte hat das Nachsehen. 15 Der letzte hat den Sack gestohlen. - Mayer, I, 40; Simrock, 6360; Braun, I, 2284; Reinsberg III, 4. 16 Der letzte hat noch nicht geschoben (geschossen). - Mayer, I, 218; Eiselein, 422; Simrock, 6362; Braun, I, 2285. Die Sache ist noch nicht zu Ende, die Angelegenheit kann sich noch ändern. Noch kann man auf günstige Umstände hoffen, die der Sache eine ganz andere Wendung geben können. Lat.: Est nulli certum, cui pugna velit dare sertum. (Binder I, 432; II, 986; Gärtner, 73.) 17 Der letzte hat schon geschoben (geschossen). (Baiern.) Die Sache ist zu Ende; oder: es ist aus mit ihm. 18 Der letzte im Sack ist der erste heraus. (Wend. Lausitz.) 19 Der letzte kriegt die Knochen. Lat.: Sero venientibus ossa. (Masson, 217.) 20 Der letzte muss den Sack flicken. - Reinsberg III, 4. 21 Der letzte ritt (sitt) übel. 22 Der letzte sein ist nimmer gut. 23 Der letzte tregt die Buttermilch heim. - Herberger, I, 138. 24 Der letzte wird vom Wolfe gefressen.
[Spaltenumbruch] *35 Es liest sich wie die (Stadt-)Chronik von Jüterbogk. Die wol des Wichtigen und Anziehenden für den Fremden nicht allzu viel bieten kann. *36 Es liest sich wie ein Buch von Logarithmen. *37 Lese lesst hei, wie e Bôk, schrîwe schröfft hei wie gestâke. (Ostpreuss.) *38 Lesen wie die Nonnen den Psalter. – Theatrum Diabolorum, 474a. *39 Was er nicht lesen kann, das rafft er. Von einem schlechten, stotterigen Leser. Leser. Fürwitzige leser lauffen vber die bücher hin, wie die Saw durch ein rubenacker. – Henisch, 449, 48. Leserlich. * Dat was leserlich. – Dähnert, 274b. Wenn jemand einem andern unzweifelhafte Grobheiten ins Gesicht sagt. Letjen. A Letjen san nach kimmen, am a Gratten un Êrs tu kreppen. (Föhr.) Die Kleinen (Geringen) sind nicht gekommen, um den Grossen in den Arsch zu kriechen. Letsch, s. Lätsch. Letschel. * 'S is a rechte Lêtschel. „Die Krüge kon a sich gutt ausgitschen und sickert se renn aus, aber dar Letschel ist sich ach nur 's beste ufs Maul.“ (Keller, 170b.) Letten. 1 Wenn der Letten trocken wird, spottet er über die Härte des Granits. (Petersburg.) *2 Im Letten liegen. – Schöpf, 387. So viel wie im Koth stecken. Letter. * Das ist mit goldenen (feurigen) Lettern geschrieben. – Dan. 5, 5. Holl.: Het staat met vurige letteren uitgedrukt. (Harrebomée, II, 17.) Letz (Adj.). *1 Er isch letz im Chopf. (Solothurn.) – Schild, 75, 208; Sutermeister, 75. Er ist (thut, redet wie) halb verrückt. *2 Er ist lätzer as en Belz. – Sutermeister, 93. Letz (lätz) = das Innere herausgekehrt, z. B. die Strümpfe letz machen; es ist mir in lätzen Hals (in die unrechte Kehle) gekommen. (Vgl. Stalder, II, 167.) *3 Es is scho(n) letz, wenn me de Hund zum Jage trage muess. (Ulm.) Letz (Subst.). * Einem die Letz halten. – Zaupser, Idiot., 47. Das Abschiedsmahl geben. Letzi. * Er hät e Lätzi dervo treit. – Sutermeister, 95. Eine Wunde, einen Schaden, ein Uebel das bleibt, nicht zu heben ist. Letzi = bösartige Folge von etwas. Das Wort kommt aber auch in dem Sinne von Abschiedsgeschenk, Abschiedsschmaus als Schutzwehr und Grenzvertheidigung vor. (Vgl. Stalder, II, 169.) Letzkopf. 1 Der ist ein Letzkopf, der das Gleis verfahren hat und sich nicht wieder hineinbringen lassen will. *2 Den Letzkopf aufsetzen. Sich gegen alle Gründe verhärten, hartnäckig auf seiner Absicht, seinem Willen bestehen, verkehrt oder im Widerspruch mit andern handeln. (Vgl. Stalder, II, 168.) Letzter. 1 De leste, de beste. (Hannover.) – Schambach, 282. Dähnert (275a) bemerkt dazu: Ein Trostwort an Kinder, denen die Zeit lang wird, ehe die Reihe an sie kommt. 2 De leste mot den Sack lappen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 72, 181. 3 Den letzsten kommen die rauden an. – Franck, I, 52a. Die Römer hatten dieselbe Redensart: Der Letzte soll die Krätze bekommen, oder: Der Letzte gilt für krätzig, und hatte dort ihren Ursprung bei den Wettläufen, die von römischen Knaben untereinander angestellt wurden. Die zuletzt ans Ziel Gelangenden wurden verhöhnt, nachdem beim Auslaufen das Extremum occupet scabies als Trumpf gesetzt worden war. (Faselius, 350.) [Spaltenumbruch] 4 Den letzten fressen (beissen) die Hunde. – Petri, II, 78; Lehmann, 174, 354 u. 452, 32; Blum, 403; Simrock, 6358; Körte, 3841; Braun, I, 2282; Reinsberg III, 4; für Holstein: Schütze, III, 30; für Mecklenburg: Schiller, III, 4. Der letzte Gläubiger verliert allein oder doch am meisten bei Subhastationen und Concursprocessen. Ein Beitrag zur Erläuterung dieses Sprichworts findet sich in E. E. Klein's Merkwürdigen Rechtssprüchen der hallischen Juristenfacultät, Berlin 1797, Bd. 2, Nr. 33. – Irgendwo fand ich die Bemerkung: ein altes Sprichwort der berliner Börse. Auf Amrum: A Leedst bat a Hüunj. (Haupt, III, 368, 296.) In Pommern: Den letzten biten die Hunde. (Dähnert, 275a.) Dän.: Den sidste bide hundene. (Prov. dan., 497.) Frz.: Le dernier le loup le mange. (Leroux, I, 117.) Holl.: Den laatsten man bijten de honden. (Harrebomée, II, 54b.) Lat.: Extremum occupet scabies. (Horaz.) (Philippi, I, 146; Eiselein, 422; Froberg, 243; Binder I, 1256; II, 2344; Seybold, 166 u. 399.) 5 Der letscht' hed no nid g'schosse. (Bern.) – Zyro, 88; für Schwaben: Nefflen, 464. Die Sache ist noch nicht zu Ende geführt, noch nicht entschieden, das letzte Mittel noch nicht verbraucht. 6 Der letzt ins Bett, der erst herauss. – Petri, II, 99. 7 Der letzt macht (schleusst) die Thür zu. – Gruter, III, 17; Lehmann, II, 80, 95; Eisenhart, 292; Estor, I, 308; Hillebrand, 130, 187; Gaal, 1090; Reyscher, V, 204; Runde, 607 u. 688; Eiselein, 417; Simrock, 6359; Körte, 3840; Braun, I, 2293; Reinsberg III, 3; Schweiz, I, 144, 63; Nopitsch, 60; C. G. Knorr, Progr. de usu juris Germ.: Der Letzte thut die Thür zu, in successione conjugum (Halle 1741). Von der Erbfolge der Ehegatten. Wo es im Gebrauch ist, hat es die Bedeutung, dass, wenn in den Ehepacten nicht etwas anderes festgesetzt worden ist, der überlebende Ehegatte mit Ausschliessung aller übrigen Verwandten, wenn keine Kinder vorhanden sind, der einzige Erbe des Verstorbenen wird. (S. Leib 68.) Engl.: He that comes last, makes all fast. (Gaal, 1090.) Frz.: Le dernier ferme la porte, ou la laisse ouverte. (Gaal, 1090.) – Les derniers venus ferment les portes. (Moscherosch, 313.) It.: Chi resta di dietro, serri l'uscio. (Gaal, 1090.) 8 Der letzt muss den fuchs schleppen. – Henisch, 1274, 28; Petri, II, 99. 9 Der letzt muss herhalten. – Sutor, 414. Holl.: De laatste zal schijtebroek zijn. (Harrebomée, II, 2.) Lat.: Occupet extremum scabies. (Sutor, 414.) 10 Der letzt siht hinden nach. – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 80, 96. 11 Der letzt zahlt alls. (Luzern.) Holl.: Die de laatste is, moet ramp hebben. (Harrebomée, II, 2.) 12 Der letzte bekommt die Streiche. – Sutor, 414. Frz.: Au dernier les os. (Bohn I, 6.) 13 Der letzte esse mit den Gemalten an der Wand. 14 Der letzte hat das Nachsehen. 15 Der letzte hat den Sack gestohlen. – Mayer, I, 40; Simrock, 6360; Braun, I, 2284; Reinsberg III, 4. 16 Der letzte hat noch nicht geschoben (geschossen). – Mayer, I, 218; Eiselein, 422; Simrock, 6362; Braun, I, 2285. Die Sache ist noch nicht zu Ende, die Angelegenheit kann sich noch ändern. Noch kann man auf günstige Umstände hoffen, die der Sache eine ganz andere Wendung geben können. Lat.: Est nulli certum, cui pugna velit dare sertum. (Binder I, 432; II, 986; Gärtner, 73.) 17 Der letzte hat schon geschoben (geschossen). (Baiern.) Die Sache ist zu Ende; oder: es ist aus mit ihm. 18 Der letzte im Sack ist der erste heraus. (Wend. Lausitz.) 19 Der letzte kriegt die Knochen. Lat.: Sero venientibus ossa. (Masson, 217.) 20 Der letzte muss den Sack flicken. – Reinsberg III, 4. 21 Der letzte ritt (sitt) übel. 22 Der letzte sein ist nimmer gut. 23 Der letzte tregt die Buttermilch heim. – Herberger, I, 138. 24 Der letzte wird vom Wolfe gefressen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0037" n="[23]"/><cb n="45"/> *35 Es liest sich wie die (Stadt-)Chronik von Jüterbogk.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die wol des Wichtigen und Anziehenden für den Fremden nicht allzu viel bieten kann.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Es liest sich wie ein Buch von Logarithmen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*37 Lese lesst hei, wie e Bôk, schrîwe schröfft hei wie gestâke.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 Lesen wie die Nonnen den Psalter.</hi> – <hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 474<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*39 Was er nicht lesen kann, das rafft er.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Von einem schlechten, stotterigen Leser.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Leser.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Fürwitzige leser lauffen vber die bücher hin, wie die Saw durch ein rubenacker.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 449, 48.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Leserlich.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dat was leserlich.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 274<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn jemand einem andern unzweifelhafte Grobheiten ins Gesicht sagt.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Letjen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">A Letjen san nach kimmen, am a Gratten un Êrs tu kreppen.</hi> (<hi rendition="#i">Föhr.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Die Kleinen (Geringen) sind nicht gekommen, um den Grossen in den Arsch zu kriechen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Letsch,</hi> s. Lätsch.</head><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Letschel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* 'S is a rechte Lêtschel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Die Krüge kon a sich gutt ausgitschen und sickert se renn aus, aber dar Letschel ist sich ach nur 's beste ufs Maul.“ (<hi rendition="#i">Keller, 170<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Letten.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wenn der Letten trocken wird, spottet er über die Härte des Granits.</hi> (<hi rendition="#i">Petersburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Im Letten liegen.</hi> – <hi rendition="#i">Schöpf, 387.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">So viel wie im Koth stecken.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Letter.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist mit goldenen (feurigen) Lettern geschrieben.</hi> – <hi rendition="#i">Dan. 5, 5.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het staat met vurige letteren uitgedrukt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 17.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Letz</hi> (Adj.).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er isch letz im Chopf.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) – <hi rendition="#i">Schild, 75, 208; Sutermeister, 75.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er ist (thut, redet wie) halb verrückt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er ist lätzer as en Belz.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 93.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Letz (lätz) = das Innere herausgekehrt, z. B. die Strümpfe letz machen; es ist mir in lätzen Hals (in die unrechte Kehle) gekommen. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 167.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Es is scho(n) letz, wenn me de Hund zum Jage trage muess.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Letz</hi> (Subst.).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Einem die Letz halten.</hi> – <hi rendition="#i">Zaupser, Idiot., 47.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Das Abschiedsmahl geben.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Letzi.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hät e Lätzi dervo treit.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 95.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Eine Wunde, einen Schaden, ein Uebel das bleibt, nicht zu heben ist. Letzi = bösartige Folge von etwas. Das Wort kommt aber auch in dem Sinne von Abschiedsgeschenk, Abschiedsschmaus als Schutzwehr und Grenzvertheidigung vor. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 169.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Letzkopf.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der ist ein Letzkopf, der das Gleis verfahren hat und sich nicht wieder hineinbringen lassen will.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Den Letzkopf aufsetzen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Sich gegen alle Gründe verhärten, hartnäckig auf seiner Absicht, seinem Willen bestehen, verkehrt oder im Widerspruch mit andern handeln. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 168.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Letzter.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 De leste, de beste.</hi> (<hi rendition="#i">Hannover.</hi>) – <hi rendition="#i">Schambach, 282.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Dähnert (275<hi rendition="#sup">a</hi>)</hi> bemerkt dazu: Ein Trostwort an Kinder, denen die Zeit lang wird, ehe die Reihe an sie kommt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 De leste mot den Sack lappen.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) – <hi rendition="#i">Woeste, 72, 181.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Den letzsten kommen die rauden an.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 52<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Römer hatten dieselbe Redensart: Der Letzte soll die Krätze bekommen, oder: Der Letzte gilt für krätzig, und hatte dort ihren Ursprung bei den Wettläufen, die von römischen Knaben untereinander angestellt wurden. Die zuletzt ans Ziel Gelangenden wurden verhöhnt, nachdem beim Auslaufen das Extremum occupet scabies als Trumpf gesetzt worden war. (<hi rendition="#i">Faselius, 350.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="46"/> 4 Den letzten fressen (beissen) die Hunde.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 78; Lehmann, 174, 354 u. 452, 32; Blum, 403; Simrock, 6358; Körte, 3841; Braun, I, 2282; Reinsberg III, 4;</hi> für Holstein: <hi rendition="#i">Schütze, III, 30;</hi> für Mecklenburg: <hi rendition="#i">Schiller, III, 4.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der letzte Gläubiger verliert allein oder doch am meisten bei Subhastationen und Concursprocessen. Ein Beitrag zur Erläuterung dieses Sprichworts findet sich in <hi rendition="#i">E. E. Klein's Merkwürdigen Rechtssprüchen der hallischen Juristenfacultät,</hi> Berlin 1797, Bd. 2, Nr. 33. – Irgendwo fand ich die Bemerkung: ein altes Sprichwort der berliner Börse. Auf Amrum: A Leedst bat a Hüunj. (<hi rendition="#i">Haupt, III, 368, 296.</hi>) In Pommern: Den letzten biten die Hunde. (<hi rendition="#i">Dähnert, 275<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den sidste bide hundene. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 497.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le dernier le loup le mange. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 117.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Den laatsten man bijten de honden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 54<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Extremum occupet scabies. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 146; Eiselein, 422; Froberg, 243; Binder I, 1256; II, 2344; Seybold, 166 u. 399.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Der letscht' hed no nid g'schosse.</hi> (<hi rendition="#i">Bern.</hi>) – <hi rendition="#i">Zyro, 88;</hi> für Schwaben: <hi rendition="#i">Nefflen, 464.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Sache ist noch nicht zu Ende geführt, noch nicht entschieden, das letzte Mittel noch nicht verbraucht.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Der letzt ins Bett, der erst herauss.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 99.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Der letzt macht (schleusst) die Thür zu.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 17; Lehmann, II, 80, 95; Eisenhart, 292; Estor, I, 308; Hillebrand, 130, 187; Gaal, 1090; Reyscher, V, 204; Runde, 607 u. 688; Eiselein, 417; Simrock, 6359; Körte, 3840; Braun, I, 2293; Reinsberg III, 3; Schweiz, I, 144, 63; Nopitsch, 60; C. G. Knorr, Progr. de usu juris Germ.: Der Letzte thut die Thür zu, in successione conjugum (Halle 1741).</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von der Erbfolge der Ehegatten. Wo es im Gebrauch ist, hat es die Bedeutung, dass, wenn in den Ehepacten nicht etwas anderes festgesetzt worden ist, der überlebende Ehegatte mit Ausschliessung aller übrigen Verwandten, wenn keine Kinder vorhanden sind, der einzige Erbe des Verstorbenen wird. (S. Leib 68.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He that comes last, makes all fast. (<hi rendition="#i">Gaal, 1090.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le dernier ferme la porte, ou la laisse ouverte. (<hi rendition="#i">Gaal, 1090.</hi>) – Les derniers venus ferment les portes. (<hi rendition="#i">Moscherosch, 313.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi resta di dietro, serri l'uscio. (<hi rendition="#i">Gaal, 1090.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Der letzt muss den fuchs schleppen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1274, 28; Petri, II, 99.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Der letzt muss herhalten.</hi> – <hi rendition="#i">Sutor, 414.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De laatste zal schijtebroek zijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Occupet extremum scabies. (<hi rendition="#i">Sutor, 414.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Der letzt siht hinden nach.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 18; Lehmann, II, 80, 96.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Der letzt zahlt alls.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die de laatste is, moet ramp hebben. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Der letzte bekommt die Streiche.</hi> – <hi rendition="#i">Sutor, 414.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Au dernier les os. (<hi rendition="#i">Bohn I, 6.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Der letzte esse mit den Gemalten an der Wand.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Der letzte hat das Nachsehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Der letzte hat den Sack gestohlen.</hi> – <hi rendition="#i">Mayer, I, 40; Simrock, 6360; Braun, I, 2284; Reinsberg III, 4.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Der letzte hat noch nicht geschoben (geschossen).</hi> – <hi rendition="#i">Mayer, I, 218; Eiselein, 422; Simrock, 6362; Braun, I, 2285.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Sache ist noch nicht zu Ende, die Angelegenheit kann sich noch ändern. Noch kann man auf günstige Umstände hoffen, die der Sache eine ganz andere Wendung geben können.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Est nulli certum, cui pugna velit dare sertum. (<hi rendition="#i">Binder I, 432; II, 986; Gärtner, 73.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Der letzte hat schon geschoben (geschossen).</hi> (<hi rendition="#i">Baiern.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Die Sache ist zu Ende; oder: es ist aus mit ihm.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Der letzte im Sack ist der erste heraus.</hi> (<hi rendition="#i">Wend. Lausitz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Der letzte kriegt die Knochen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sero venientibus ossa. (<hi rendition="#i">Masson, 217.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Der letzte muss den Sack flicken.</hi> – <hi rendition="#i">Reinsberg III, 4.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Der letzte ritt (sitt) übel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Der letzte sein ist nimmer gut.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Der letzte tregt die Buttermilch heim.</hi> – <hi rendition="#i">Herberger, I, 138.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Der letzte wird vom Wolfe gefressen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[23]/0037]
*35 Es liest sich wie die (Stadt-)Chronik von Jüterbogk.
Die wol des Wichtigen und Anziehenden für den Fremden nicht allzu viel bieten kann.
*36 Es liest sich wie ein Buch von Logarithmen.
*37 Lese lesst hei, wie e Bôk, schrîwe schröfft hei wie gestâke. (Ostpreuss.)
*38 Lesen wie die Nonnen den Psalter. – Theatrum Diabolorum, 474a.
*39 Was er nicht lesen kann, das rafft er.
Von einem schlechten, stotterigen Leser.
Leser.
Fürwitzige leser lauffen vber die bücher hin, wie die Saw durch ein rubenacker. – Henisch, 449, 48.
Leserlich.
* Dat was leserlich. – Dähnert, 274b.
Wenn jemand einem andern unzweifelhafte Grobheiten ins Gesicht sagt.
Letjen.
A Letjen san nach kimmen, am a Gratten un Êrs tu kreppen. (Föhr.)
Die Kleinen (Geringen) sind nicht gekommen, um den Grossen in den Arsch zu kriechen.
Letsch, s. Lätsch.
Letschel.
* 'S is a rechte Lêtschel.
„Die Krüge kon a sich gutt ausgitschen und sickert se renn aus, aber dar Letschel ist sich ach nur 's beste ufs Maul.“ (Keller, 170b.)
Letten.
1 Wenn der Letten trocken wird, spottet er über die Härte des Granits. (Petersburg.)
*2 Im Letten liegen. – Schöpf, 387.
So viel wie im Koth stecken.
Letter.
* Das ist mit goldenen (feurigen) Lettern geschrieben. – Dan. 5, 5.
Holl.: Het staat met vurige letteren uitgedrukt. (Harrebomée, II, 17.)
Letz (Adj.).
*1 Er isch letz im Chopf. (Solothurn.) – Schild, 75, 208; Sutermeister, 75.
Er ist (thut, redet wie) halb verrückt.
*2 Er ist lätzer as en Belz. – Sutermeister, 93.
Letz (lätz) = das Innere herausgekehrt, z. B. die Strümpfe letz machen; es ist mir in lätzen Hals (in die unrechte Kehle) gekommen. (Vgl. Stalder, II, 167.)
*3 Es is scho(n) letz, wenn me de Hund zum Jage trage muess. (Ulm.)
Letz (Subst.).
* Einem die Letz halten. – Zaupser, Idiot., 47.
Das Abschiedsmahl geben.
Letzi.
* Er hät e Lätzi dervo treit. – Sutermeister, 95.
Eine Wunde, einen Schaden, ein Uebel das bleibt, nicht zu heben ist. Letzi = bösartige Folge von etwas. Das Wort kommt aber auch in dem Sinne von Abschiedsgeschenk, Abschiedsschmaus als Schutzwehr und Grenzvertheidigung vor. (Vgl. Stalder, II, 169.)
Letzkopf.
1 Der ist ein Letzkopf, der das Gleis verfahren hat und sich nicht wieder hineinbringen lassen will.
*2 Den Letzkopf aufsetzen.
Sich gegen alle Gründe verhärten, hartnäckig auf seiner Absicht, seinem Willen bestehen, verkehrt oder im Widerspruch mit andern handeln. (Vgl. Stalder, II, 168.)
Letzter.
1 De leste, de beste. (Hannover.) – Schambach, 282.
Dähnert (275a) bemerkt dazu: Ein Trostwort an Kinder, denen die Zeit lang wird, ehe die Reihe an sie kommt.
2 De leste mot den Sack lappen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 72, 181.
3 Den letzsten kommen die rauden an. – Franck, I, 52a.
Die Römer hatten dieselbe Redensart: Der Letzte soll die Krätze bekommen, oder: Der Letzte gilt für krätzig, und hatte dort ihren Ursprung bei den Wettläufen, die von römischen Knaben untereinander angestellt wurden. Die zuletzt ans Ziel Gelangenden wurden verhöhnt, nachdem beim Auslaufen das Extremum occupet scabies als Trumpf gesetzt worden war. (Faselius, 350.)
4 Den letzten fressen (beissen) die Hunde. – Petri, II, 78; Lehmann, 174, 354 u. 452, 32; Blum, 403; Simrock, 6358; Körte, 3841; Braun, I, 2282; Reinsberg III, 4; für Holstein: Schütze, III, 30; für Mecklenburg: Schiller, III, 4.
Der letzte Gläubiger verliert allein oder doch am meisten bei Subhastationen und Concursprocessen. Ein Beitrag zur Erläuterung dieses Sprichworts findet sich in E. E. Klein's Merkwürdigen Rechtssprüchen der hallischen Juristenfacultät, Berlin 1797, Bd. 2, Nr. 33. – Irgendwo fand ich die Bemerkung: ein altes Sprichwort der berliner Börse. Auf Amrum: A Leedst bat a Hüunj. (Haupt, III, 368, 296.) In Pommern: Den letzten biten die Hunde. (Dähnert, 275a.)
Dän.: Den sidste bide hundene. (Prov. dan., 497.)
Frz.: Le dernier le loup le mange. (Leroux, I, 117.)
Holl.: Den laatsten man bijten de honden. (Harrebomée, II, 54b.)
Lat.: Extremum occupet scabies. (Horaz.) (Philippi, I, 146; Eiselein, 422; Froberg, 243; Binder I, 1256; II, 2344; Seybold, 166 u. 399.)
5 Der letscht' hed no nid g'schosse. (Bern.) – Zyro, 88; für Schwaben: Nefflen, 464.
Die Sache ist noch nicht zu Ende geführt, noch nicht entschieden, das letzte Mittel noch nicht verbraucht.
6 Der letzt ins Bett, der erst herauss. – Petri, II, 99.
7 Der letzt macht (schleusst) die Thür zu. – Gruter, III, 17; Lehmann, II, 80, 95; Eisenhart, 292; Estor, I, 308; Hillebrand, 130, 187; Gaal, 1090; Reyscher, V, 204; Runde, 607 u. 688; Eiselein, 417; Simrock, 6359; Körte, 3840; Braun, I, 2293; Reinsberg III, 3; Schweiz, I, 144, 63; Nopitsch, 60; C. G. Knorr, Progr. de usu juris Germ.: Der Letzte thut die Thür zu, in successione conjugum (Halle 1741).
Von der Erbfolge der Ehegatten. Wo es im Gebrauch ist, hat es die Bedeutung, dass, wenn in den Ehepacten nicht etwas anderes festgesetzt worden ist, der überlebende Ehegatte mit Ausschliessung aller übrigen Verwandten, wenn keine Kinder vorhanden sind, der einzige Erbe des Verstorbenen wird. (S. Leib 68.)
Engl.: He that comes last, makes all fast. (Gaal, 1090.)
Frz.: Le dernier ferme la porte, ou la laisse ouverte. (Gaal, 1090.) – Les derniers venus ferment les portes. (Moscherosch, 313.)
It.: Chi resta di dietro, serri l'uscio. (Gaal, 1090.)
8 Der letzt muss den fuchs schleppen. – Henisch, 1274, 28; Petri, II, 99.
9 Der letzt muss herhalten. – Sutor, 414.
Holl.: De laatste zal schijtebroek zijn. (Harrebomée, II, 2.)
Lat.: Occupet extremum scabies. (Sutor, 414.)
10 Der letzt siht hinden nach. – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 80, 96.
11 Der letzt zahlt alls. (Luzern.)
Holl.: Die de laatste is, moet ramp hebben. (Harrebomée, II, 2.)
12 Der letzte bekommt die Streiche. – Sutor, 414.
Frz.: Au dernier les os. (Bohn I, 6.)
13 Der letzte esse mit den Gemalten an der Wand.
14 Der letzte hat das Nachsehen.
15 Der letzte hat den Sack gestohlen. – Mayer, I, 40; Simrock, 6360; Braun, I, 2284; Reinsberg III, 4.
16 Der letzte hat noch nicht geschoben (geschossen). – Mayer, I, 218; Eiselein, 422; Simrock, 6362; Braun, I, 2285.
Die Sache ist noch nicht zu Ende, die Angelegenheit kann sich noch ändern. Noch kann man auf günstige Umstände hoffen, die der Sache eine ganz andere Wendung geben können.
Lat.: Est nulli certum, cui pugna velit dare sertum. (Binder I, 432; II, 986; Gärtner, 73.)
17 Der letzte hat schon geschoben (geschossen). (Baiern.)
Die Sache ist zu Ende; oder: es ist aus mit ihm.
18 Der letzte im Sack ist der erste heraus. (Wend. Lausitz.)
19 Der letzte kriegt die Knochen.
Lat.: Sero venientibus ossa. (Masson, 217.)
20 Der letzte muss den Sack flicken. – Reinsberg III, 4.
21 Der letzte ritt (sitt) übel.
22 Der letzte sein ist nimmer gut.
23 Der letzte tregt die Buttermilch heim. – Herberger, I, 138.
24 Der letzte wird vom Wolfe gefressen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |