Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Mosje.

Ik Muschü, un du Muschü, wer putzt uns denn de Scho? (Holst.) - Schütze, III, 122.

Wenn jeder Herr sein will, wer soll die Dienste verrichten.

Span.: Yo duenna y vos doncella, ?quien barrera la casa? - Yo duro, y vos duro, ?quien llevara lo maduro? (Bohn I, 262.)


Moskau.

1 Moskau ist an einem Dreierlicht verbrannt.

Wahrscheinlich in Bezug auf den grossen Brand von 1493. Wie Rom in deutschen, so spielt Moskau in russischen Sprichwörtern eine Rolle, und zwar selbstverständlich eine bedeutendere als Petersburg. So sagt man: Nicht jede Stadt ist Moskau, die einen Kreml hat. - Könnte es auch ein zweites Moskau geben, es gibt doch nur Einen Kreml. - Gehe nach Moskau und man wird dich auch nach Petersburg schicken. (Altmann V, 96 u. 115.) - Die Moskauer schauen nach den Sperlingsbergen und die Sperlingsberger nach Moskau. (Altmann V, 104.) - Moskau kann das Wasser nicht anders trinken, als wie es die Quelle von Mytisci gibt. (Das wegen seiner Quellen und seines Aquäducts berühmte Dorf Gross-Mytisci, worauf sich das Sprichwort bezieht, liegt am nordwestlichen Saume des grossen Waldes von Sokolniki, der Heerstrasse von Moskau nach dem Kloster Trojca, sodass es von den Strömen der Wallfahrer berührt wird.) (Altmann V, 107.) - Jede Stadt, die einen Kreml hat, hält sich für Moskau. - Auch in Moskau gibt es arme Leute. - Man läutet in Moskau stark (Mittag), aber man isst sehr dünn. - Moskau steht auf einem Sumpf; man drischt kein Korn darin; man isst aber mehr all in einem Dorfe. Um die Grösse der Stadt zu schildern, sagt man: (Das Städtchen) Jaroslaw ist nur ein kleiner Winkel von Moskau. - Neige deine Stirn vor Tula und blicke nach Moskau. - Was man in Moskau verliert, muss man in Petersburg gewinnen. - Es sind nicht alle Wallfahrer, die von Moskau kommen. (Reinsberg VI, 70.)

*2 In Moskau sein und nach dem Kreml fragen. - Reinsberg IV, 74.


Moslim.

1 Die schlechtesten Moslim sind die von Mekka und die schlechtesten Christen die von Jerusalem. - Reinsberg VI, 101.

2 Mit den Moslim haust die Pest.

Ein türkisches, aber in Deutschland bekanntes Sprichwort, welches den Glauben des Volks ausspricht, dass Mohammedanismus und Pest nothwendig verbunden sei, welcher fanatische Glaube dem Minister der Pforte unübersteigliche Hindernisse bei der Einrichtung von Quarantänen entgegensetzt, weil das Volk glaubt, seiner Bestimmung doch nicht entgehen zu können. Nur wenn Todesstrafe darauf gesetzt ist, schreitet es zur Verbrennung der Kleider und Sachen.


Most.

1 Auss Most wird Wein. - Lehmann, 176, 25 u. 409, 22.

2 Heunischen1 Most darf man nicht gar viel saufen, man muss sonst mit Schanden den Berg entlaufen. - Nass. Schulbl., XIV, 5.

Hunnischen, eine in den Jahren 906 und 923 von den Sorben und Wenden eingeführte Traubensorte.

3 Ist der Most süss, so hofft man guten Wein. - Lehmann, 409, 22.

Wer guten Most haben will, sagen die Venetier, lese im August. Die Toscaner dagegen rathen: Wenn du Most haben willst, so behacke im August die Weinstöcke. Und die Portugiesen sind der Ansicht: Der Most ist nicht gut, so im August gewonnen ist. (Reinsberg VIII, 162.)

4 Junger Most zersprengt die alten Schläuche.

5 Man fasst nicht Most in alte Schläuche. - Matth. 9, 17; Schulze, 202; Zaupser, 450.

6 Most muss verbrausen vnd stossen. - Lehmann, 409, 24.

7 Most, Wein vnd Hurerei machen toll. - Petri, II, 483.

8 Wer den Most hat ausgetrunken, muss dann in die Hosen tunken.

Von Buhlern.

9 Wer sich Most befleisst zu trinken, dem werden die Hefen übel stinken.

10 Wo es Most gibt, sieht man am Kranze.

Holl.: Waar men den nieuwen most veilt, daar steekt men den krans uit. (Harrebomee, II, 105a.)

*11 Der Most hat noch nicht verbraust. - Lehmann, 409, 24.

*12 Ein guter (frischer) Most on lawr. (S. Lauer.) - Waldis, IV, 93, 70.

[Spaltenumbruch]


Möst.

Mest, Terten, Schiere (s. d.), Priere sinnen Deibel seine Nester alle viere. - Reinsberg V, 106.

Möst, Priorau und Schierau sind drei preussische Dörfer im Kreise Bitterfeld, Regierungsbezirk Merseburg, Törten ist ein anhaltisches, ins Amt Dessau gehörendes Dorf. - Andere Völker haben ähnliche Neck- und Spottsprüche. Von Fusina, Couca und Lova, drei kleinen Ortschaften zwischen Padua und den Lagunen, sagt man: wehe wer sich dort befindet; und von Cresole, das in einer sehr unfruchtbaren Gegend liegt, heisst es: In Cresole gibt's weder Brot noch Krümchen. Drei andere venetianische Ortschaften sind ebenso verrufen: Tiene, Malv und Schiv sind verflucht von Gott. (Reinsberg VI, 25.)

Engl.: Gimmingham, Trimmingham, Knopton and Trunch, North Repps and South Repps are all of a bunch. (Bohn II, 216.)

Holl.: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaars en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (Harrebomee, I, 312b.)


Mostrich.

1 Mustert (Senf) na de Malteid. - Bueren, 860; Hauskalender, II.

2 Wie Moster no de Eten kommen. (Meurs.) - Firmenich, I, 402, 152.

Holl.: Het is mosterd na de maaltijd. (Harrebomee, II, 105b.)

*3 Wat hest du to Mustert maken? - Bueren, 1263; Hauskalender, IV.


Motion.

Eine gute Motion kann nicht schaden.

"Dos ho ich mir wul behalten, ane gutte Motion kon och nich schaden; desswegen gieng ich noch manchmol ufs durff und do machte ich mein Landsloiten a Corniligen." (Keller, 142b.)


Motiv.

Auss schönen scheinbaren motiven folgen offt schädliche conclusiones. - Lehmann, 597, 68.


Motte.

1 Die Motte frisst am Gewand, der Wurm am Holze, der Gram am Herzen des Menschen. - Sailer, 32.

2 Die Motten kommen in das schönste Kleid.

3 Lieber die Motten in den Kleidern als die Ehre in Schuldscheinen. - Körte, 4306; Simrock, 7113; Graf, 241; Braun, I, 2773.

4 Man hat doch vor den Motten nichts mehr sicher, sagte Dobschall, als sie in eine Perrüke gekommen, die zehn Jahre in einem Winkel gelegen.

Dobschall war ein um das Jahr 1820 in Hirschberg (Schlesien) lebender alter und wegen seiner Eigenthümlichkeiten in Erinnerung gebliebener Candidat der Theologie, der im dortigen Kreise in Ermangelung eines Predigers die Kirchgemeinde nach der humoristischen Seite erbaute. Noch sind eine Menge ergötzlicher Anekdoten in Bezug auf ihn im Volksmunde. (Vgl. Schles. Provinzialbl., Breslau 1868, S. 257, 406 u. 508; 1869, S. 175.)

Holl.: Waar kan de mot niet al inkomen, zei Joris Janse, en hij vond eene modieuse pruik, die in negen en negentig jaren niet gedragen was. (Harrebomee, II, 105b.)

5 Motten fressen die Kleider, Sorgen das Herz. - Masson, 312.

Dän.: Möll aeder gamle klaeder, rust jern og sorg hiertet. (Prov. dan., 519.)

6 Motten, Maus, Maunchen un Maden, wo de no sin, do dun sei auch Schaden. (Köln.) - Weyden, I, 2.

*7 Da möchte man die Motten kriegen. - Klix, 46.

*8 Dem will ich die Motten ausklopfen. - Klix, 40.

*9 Die Motten sind ihm in den Pelz gekommen.

*10 Du sollst die Motten kriegen. - Braun, I, 2774; Frischbier2, 2665.

Bald ernst- bald scherzhafte Drohrede, besonders bei Ungehörigkeiten der Kinder gebraucht.

*11 Er hat die Motten im Beutel.

Kann nicht bezahlen; beim Abrechnen langt es nicht.

*12 Warte, ich werde dir die Motten vertreiben.

Die Motten vertreibt man durch Ausklopfen der Kleider; also der Sinn: du sollst Hiebe bekommen.


Mötteli.

Wenn man des Mötteli's Gut hätte, man könnte darum kommen. - Kirchhofer, 116.

"Mötteli war der Beiname der Familie von Roggenstein, aus der Jakob, ein in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebender Kaufmann, dar wegen seines Reichthums, wie die Fugger in Augsburg und die Rothschild in unsern Tagen, zum Sprichwort wurde."


[Spaltenumbruch]
Mosje.

Ik Muschü, un du Muschü, wer putzt uns denn de Scho? (Holst.) – Schütze, III, 122.

Wenn jeder Herr sein will, wer soll die Dienste verrichten.

Span.: Yo dueña y vos doncella, ¿quién barrerá la casa? – Yo duro, y vos duro, ¿quién llevará lo maduro? (Bohn I, 262.)


Moskau.

1 Moskau ist an einem Dreierlicht verbrannt.

Wahrscheinlich in Bezug auf den grossen Brand von 1493. Wie Rom in deutschen, so spielt Moskau in russischen Sprichwörtern eine Rolle, und zwar selbstverständlich eine bedeutendere als Petersburg. So sagt man: Nicht jede Stadt ist Moskau, die einen Kreml hat. – Könnte es auch ein zweites Moskau geben, es gibt doch nur Einen Kreml. – Gehe nach Moskau und man wird dich auch nach Petersburg schicken. (Altmann V, 96 u. 115.) – Die Moskauer schauen nach den Sperlingsbergen und die Sperlingsberger nach Moskau. (Altmann V, 104.) – Moskau kann das Wasser nicht anders trinken, als wie es die Quelle von Mytisci gibt. (Das wegen seiner Quellen und seines Aquäducts berühmte Dorf Gross-Mytisci, worauf sich das Sprichwort bezieht, liegt am nordwestlichen Saume des grossen Waldes von Sokolniki, der Heerstrasse von Moskau nach dem Kloster Trojca, sodass es von den Strömen der Wallfahrer berührt wird.) (Altmann V, 107.) – Jede Stadt, die einen Kreml hat, hält sich für Moskau. – Auch in Moskau gibt es arme Leute. – Man läutet in Moskau stark (Mittag), aber man isst sehr dünn. – Moskau steht auf einem Sumpf; man drischt kein Korn darin; man isst aber mehr all in einem Dorfe. Um die Grösse der Stadt zu schildern, sagt man: (Das Städtchen) Jaroslaw ist nur ein kleiner Winkel von Moskau. – Neige deine Stirn vor Tula und blicke nach Moskau. – Was man in Moskau verliert, muss man in Petersburg gewinnen. – Es sind nicht alle Wallfahrer, die von Moskau kommen. (Reinsberg VI, 70.)

*2 In Moskau sein und nach dem Kreml fragen.Reinsberg IV, 74.


Moslim.

1 Die schlechtesten Moslim sind die von Mekka und die schlechtesten Christen die von Jerusalem.Reinsberg VI, 101.

2 Mit den Moslim haust die Pest.

Ein türkisches, aber in Deutschland bekanntes Sprichwort, welches den Glauben des Volks ausspricht, dass Mohammedanismus und Pest nothwendig verbunden sei, welcher fanatische Glaube dem Minister der Pforte unübersteigliche Hindernisse bei der Einrichtung von Quarantänen entgegensetzt, weil das Volk glaubt, seiner Bestimmung doch nicht entgehen zu können. Nur wenn Todesstrafe darauf gesetzt ist, schreitet es zur Verbrennung der Kleider und Sachen.


Most.

1 Auss Most wird Wein.Lehmann, 176, 25 u. 409, 22.

2 Heunischen1 Most darf man nicht gar viel saufen, man muss sonst mit Schanden den Berg entlaufen.Nass. Schulbl., XIV, 5.

Hunnischen, eine in den Jahren 906 und 923 von den Sorben und Wenden eingeführte Traubensorte.

3 Ist der Most süss, so hofft man guten Wein.Lehmann, 409, 22.

Wer guten Most haben will, sagen die Venetier, lese im August. Die Toscaner dagegen rathen: Wenn du Most haben willst, so behacke im August die Weinstöcke. Und die Portugiesen sind der Ansicht: Der Most ist nicht gut, so im August gewonnen ist. (Reinsberg VIII, 162.)

4 Junger Most zersprengt die alten Schläuche.

5 Man fasst nicht Most in alte Schläuche.Matth. 9, 17; Schulze, 202; Zaupser, 450.

6 Most muss verbrausen vnd stossen.Lehmann, 409, 24.

7 Most, Wein vnd Hurerei machen toll.Petri, II, 483.

8 Wer den Most hat ausgetrunken, muss dann in die Hosen tunken.

Von Buhlern.

9 Wer sich Most befleisst zu trinken, dem werden die Hefen übel stinken.

10 Wo es Most gibt, sieht man am Kranze.

Holl.: Waar men den nieuwen most veilt, daar steekt men den krans uit. (Harrebomée, II, 105a.)

*11 Der Most hat noch nicht verbraust.Lehmann, 409, 24.

*12 Ein guter (frischer) Most on lawr. (S. Lauer.)Waldis, IV, 93, 70.

[Spaltenumbruch]


Möst.

Mest, Terten, Schiere (s. d.), Priere sinnen Deibel seine Nester alle viere.Reinsberg V, 106.

Möst, Priorau und Schierau sind drei preussische Dörfer im Kreise Bitterfeld, Regierungsbezirk Merseburg, Törten ist ein anhaltisches, ins Amt Dessau gehörendes Dorf. – Andere Völker haben ähnliche Neck- und Spottsprüche. Von Fusina, Couca und Lova, drei kleinen Ortschaften zwischen Padua und den Lagunen, sagt man: wehe wer sich dort befindet; und von Cresole, das in einer sehr unfruchtbaren Gegend liegt, heisst es: In Cresole gibt's weder Brot noch Krümchen. Drei andere venetianische Ortschaften sind ebenso verrufen: Tiene, Malv und Schiv sind verflucht von Gott. (Reinsberg VI, 25.)

Engl.: Gimmingham, Trimmingham, Knopton and Trunch, North Repps and South Repps are all of a bunch. (Bohn II, 216.)

Holl.: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaars en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (Harrebomée, I, 312b.)


Mostrich.

1 Mustert (Senf) na de Mâltîd.Bueren, 860; Hauskalender, II.

2 Wie Moster no de Eten kommen. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 152.

Holl.: Het is mosterd na de maaltijd. (Harrebomée, II, 105b.)

*3 Wat hest du to Mustert maken?Bueren, 1263; Hauskalender, IV.


Motion.

Eine gute Motion kann nicht schaden.

„Dos ho ich mir wul behalten, ane gutte Motion kon och nich schaden; desswegen gieng ich noch manchmol ufs durff und do machte ich mein Landsloiten a Corniligen.“ (Keller, 142b.)


Motiv.

Auss schönen scheinbaren motiven folgen offt schädliche conclusiones.Lehmann, 597, 68.


Motte.

1 Die Motte frisst am Gewand, der Wurm am Holze, der Gram am Herzen des Menschen.Sailer, 32.

2 Die Motten kommen in das schönste Kleid.

3 Lieber die Motten in den Kleidern als die Ehre in Schuldscheinen.Körte, 4306; Simrock, 7113; Graf, 241; Braun, I, 2773.

4 Man hat doch vor den Motten nichts mehr sicher, sagte Dobschall, als sie in eine Perrüke gekommen, die zehn Jahre in einem Winkel gelegen.

Dobschall war ein um das Jahr 1820 in Hirschberg (Schlesien) lebender alter und wegen seiner Eigenthümlichkeiten in Erinnerung gebliebener Candidat der Theologie, der im dortigen Kreise in Ermangelung eines Predigers die Kirchgemeinde nach der humoristischen Seite erbaute. Noch sind eine Menge ergötzlicher Anekdoten in Bezug auf ihn im Volksmunde. (Vgl. Schles. Provinzialbl., Breslau 1868, S. 257, 406 u. 508; 1869, S. 175.)

Holl.: Waar kan de mot niet al inkomen, zei Joris Janse, en hij vond eene modieuse pruik, die in negen en negentig jaren niet gedragen was. (Harrebomée, II, 105b.)

5 Motten fressen die Kleider, Sorgen das Herz.Masson, 312.

Dän.: Møll æder gamle klæder, rust jern og sorg hiertet. (Prov. dan., 519.)

6 Motten, Mûs, Mûnchen un Mâden, wo de no sin, do dun sei auch Schaden. (Köln.) – Weyden, I, 2.

*7 Da möchte man die Motten kriegen.Klix, 46.

*8 Dem will ich die Motten ausklopfen.Klix, 40.

*9 Die Motten sind ihm in den Pelz gekommen.

*10 Du sollst die Motten kriegen.Braun, I, 2774; Frischbier2, 2665.

Bald ernst- bald scherzhafte Drohrede, besonders bei Ungehörigkeiten der Kinder gebraucht.

*11 Er hat die Motten im Beutel.

Kann nicht bezahlen; beim Abrechnen langt es nicht.

*12 Warte, ich werde dir die Motten vertreiben.

Die Motten vertreibt man durch Ausklopfen der Kleider; also der Sinn: du sollst Hiebe bekommen.


Mötteli.

Wenn man des Mötteli's Gut hätte, man könnte darum kommen.Kirchhofer, 116.

„Mötteli war der Beiname der Familie von Roggenstein, aus der Jakob, ein in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebender Kaufmann, dar wegen seines Reichthums, wie die Fugger in Augsburg und die Rothschild in unsern Tagen, zum Sprichwort wurde.“


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0383" n="[369]"/>
          <cb n="737"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mosje.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ik Muschü, un du Muschü, wer putzt uns denn de Scho?</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, III, 122.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jeder Herr sein will, wer soll die Dienste verrichten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Yo dueña y vos doncella, ¿quién barrerá la casa? &#x2013; Yo duro, y vos duro, ¿quién llevará lo maduro? (<hi rendition="#i">Bohn I, 262.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Moskau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Moskau ist an einem Dreierlicht verbrannt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wahrscheinlich in Bezug auf den grossen Brand von 1493. Wie Rom in deutschen, so spielt Moskau in russischen Sprichwörtern eine Rolle, und zwar selbstverständlich eine bedeutendere als Petersburg. So sagt man: Nicht jede Stadt ist Moskau, die einen Kreml hat. &#x2013; Könnte es auch ein zweites Moskau geben, es gibt doch nur Einen Kreml. &#x2013; Gehe nach Moskau und man wird dich auch nach Petersburg schicken. (<hi rendition="#i">Altmann V, 96 u. 115.</hi>) &#x2013; Die Moskauer schauen nach den Sperlingsbergen und die Sperlingsberger nach Moskau. (<hi rendition="#i">Altmann V, 104.</hi>) &#x2013; Moskau kann das Wasser nicht anders trinken, als wie es die Quelle von Mytisci gibt. (Das wegen seiner Quellen und seines Aquäducts berühmte Dorf Gross-Mytisci, worauf sich das Sprichwort bezieht, liegt am nordwestlichen Saume des grossen Waldes von Sokolniki, der Heerstrasse von Moskau nach dem Kloster Trojca, sodass es von den Strömen der Wallfahrer berührt wird.) (<hi rendition="#i">Altmann V, 107.</hi>) &#x2013; Jede Stadt, die einen Kreml hat, hält sich für Moskau. &#x2013; Auch in Moskau gibt es arme Leute. &#x2013; Man läutet in Moskau stark (Mittag), aber man isst sehr dünn. &#x2013; Moskau steht auf einem Sumpf; man drischt kein Korn darin; man isst aber mehr all in einem Dorfe. Um die Grösse der Stadt zu schildern, sagt man: (Das Städtchen) Jaroslaw ist nur ein kleiner Winkel von Moskau. &#x2013; Neige deine Stirn vor Tula und blicke nach Moskau. &#x2013; Was man in Moskau verliert, muss man in Petersburg gewinnen. &#x2013; Es sind nicht alle Wallfahrer, die von Moskau kommen. (<hi rendition="#i">Reinsberg VI, 70.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 In Moskau sein und nach dem Kreml fragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg IV, 74.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Moslim.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die schlechtesten Moslim sind die von Mekka und die schlechtesten Christen die von Jerusalem.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg VI, 101.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Mit den Moslim haust die Pest.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein türkisches, aber in Deutschland bekanntes Sprichwort, welches den Glauben des Volks ausspricht, dass Mohammedanismus und Pest nothwendig verbunden sei, welcher fanatische Glaube dem Minister der Pforte unübersteigliche Hindernisse bei der Einrichtung von Quarantänen entgegensetzt, weil das Volk glaubt, seiner Bestimmung doch nicht entgehen zu können. Nur wenn Todesstrafe darauf gesetzt ist, schreitet es zur Verbrennung der Kleider und Sachen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Most.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auss Most wird Wein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 176, 25 u. 409, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Heunischen<hi rendition="#sup">1</hi> Most darf man nicht gar viel saufen, man muss sonst mit Schanden den Berg entlaufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nass. Schulbl., XIV, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hunnischen, eine in den Jahren 906 und 923 von den Sorben und Wenden eingeführte Traubensorte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ist der Most süss, so hofft man guten Wein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 409, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer guten Most haben will, sagen die Venetier, lese im August. Die Toscaner dagegen rathen: Wenn du Most haben willst, so behacke im August die Weinstöcke. Und die Portugiesen sind der Ansicht: Der Most ist nicht gut, so im August gewonnen ist. (<hi rendition="#i">Reinsberg VIII, 162.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Junger Most zersprengt die alten Schläuche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Man fasst nicht Most in alte Schläuche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Matth. 9, 17; Schulze, 202; Zaupser, 450.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Most muss verbrausen vnd stossen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 409, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Most, Wein vnd Hurerei machen toll.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 483.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer den Most hat ausgetrunken, muss dann in die Hosen tunken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Buhlern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wer sich Most befleisst zu trinken, dem werden die Hefen übel stinken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wo es Most gibt, sieht man am Kranze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Waar men den nieuwen most veilt, daar steekt men den krans uit. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 105<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Der Most hat noch nicht verbraust.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 409, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Ein guter (frischer) Most on lawr. (S.  Lauer.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Waldis, IV, 93, 70.</hi></p><lb/>
          <p>
            <cb n="738"/>
          </p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Möst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Mest, Terten,  Schiere (s. d.), Priere sinnen Deibel seine Nester alle viere.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg V, 106.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Möst, Priorau und Schierau sind drei preussische Dörfer im Kreise Bitterfeld, Regierungsbezirk Merseburg, Törten ist ein anhaltisches, ins Amt Dessau gehörendes Dorf. &#x2013; Andere Völker haben ähnliche Neck- und Spottsprüche. Von Fusina, Couca und Lova, drei kleinen Ortschaften zwischen Padua und den Lagunen, sagt man: wehe wer sich dort befindet; und von Cresole, das in einer sehr unfruchtbaren Gegend liegt, heisst es: In Cresole gibt's weder Brot noch Krümchen. Drei andere venetianische Ortschaften sind ebenso verrufen: Tiene, Malv und Schiv sind verflucht von Gott. (<hi rendition="#i">Reinsberg VI, 25.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Gimmingham, Trimmingham, Knopton and Trunch, North Repps and South Repps are all of a bunch. (<hi rendition="#i">Bohn II, 216.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaars en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 312<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mostrich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Mustert (Senf) na de Mâltîd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 860; Hauskalender, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wie Moster no de Eten kommen.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 402, 152.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is mosterd na de maaltijd. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 105<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Wat hest du to Mustert maken?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 1263; Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Motion.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Eine gute Motion kann nicht schaden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Dos ho ich mir wul behalten, ane gutte Motion kon och nich schaden; desswegen gieng ich noch manchmol ufs durff und do machte ich mein Landsloiten a Corniligen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 142<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Motiv.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Auss schönen scheinbaren motiven folgen offt schädliche conclusiones.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 597, 68.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Motte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Motte frisst am Gewand, der Wurm am Holze, der Gram am Herzen des Menschen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Motten kommen in das schönste Kleid.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Lieber die Motten in den Kleidern als die Ehre in Schuldscheinen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4306; Simrock, 7113; Graf, 241; Braun, I, 2773.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Man hat doch vor den Motten nichts mehr sicher, sagte Dobschall, als sie in eine Perrüke gekommen, die zehn Jahre in einem Winkel gelegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dobschall war ein um das Jahr 1820 in Hirschberg (Schlesien) lebender alter und wegen seiner Eigenthümlichkeiten in Erinnerung gebliebener Candidat der Theologie, der im dortigen Kreise in Ermangelung eines Predigers die Kirchgemeinde nach der humoristischen Seite erbaute. Noch sind eine Menge ergötzlicher Anekdoten in Bezug auf ihn im Volksmunde. (Vgl. <hi rendition="#i">Schles. Provinzialbl., Breslau 1868, S. 257, 406 u. 508; 1869, S. 175.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Waar kan de mot niet al inkomen, zei Joris Janse, en hij vond eene modieuse pruik, die in negen en negentig jaren niet gedragen was. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 105<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Motten fressen die Kleider, Sorgen das Herz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Masson, 312.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Møll æder gamle klæder, rust jern og sorg hiertet. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 519.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Motten, Mûs, Mûnchen un Mâden, wo de no sin, do dun sei auch Schaden.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Weyden, I, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Da möchte man die Motten kriegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 46.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Dem will ich die Motten ausklopfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Die Motten sind ihm in den Pelz gekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Du sollst die Motten kriegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 2774; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2665.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bald ernst- bald scherzhafte Drohrede, besonders bei Ungehörigkeiten der Kinder gebraucht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Er hat die Motten im Beutel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Kann nicht bezahlen; beim Abrechnen langt es nicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Warte, ich werde dir die Motten vertreiben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Motten vertreibt man durch Ausklopfen der Kleider; also der Sinn: du sollst Hiebe bekommen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mötteli.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn man des Mötteli's Gut hätte, man könnte darum kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 116.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Mötteli war der Beiname der Familie von Roggenstein, aus der Jakob, ein in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebender Kaufmann, dar wegen seines Reichthums, wie die Fugger in Augsburg und die Rothschild in unsern Tagen, zum Sprichwort wurde.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[369]/0383] Mosje. Ik Muschü, un du Muschü, wer putzt uns denn de Scho? (Holst.) – Schütze, III, 122. Wenn jeder Herr sein will, wer soll die Dienste verrichten. Span.: Yo dueña y vos doncella, ¿quién barrerá la casa? – Yo duro, y vos duro, ¿quién llevará lo maduro? (Bohn I, 262.) Moskau. 1 Moskau ist an einem Dreierlicht verbrannt. Wahrscheinlich in Bezug auf den grossen Brand von 1493. Wie Rom in deutschen, so spielt Moskau in russischen Sprichwörtern eine Rolle, und zwar selbstverständlich eine bedeutendere als Petersburg. So sagt man: Nicht jede Stadt ist Moskau, die einen Kreml hat. – Könnte es auch ein zweites Moskau geben, es gibt doch nur Einen Kreml. – Gehe nach Moskau und man wird dich auch nach Petersburg schicken. (Altmann V, 96 u. 115.) – Die Moskauer schauen nach den Sperlingsbergen und die Sperlingsberger nach Moskau. (Altmann V, 104.) – Moskau kann das Wasser nicht anders trinken, als wie es die Quelle von Mytisci gibt. (Das wegen seiner Quellen und seines Aquäducts berühmte Dorf Gross-Mytisci, worauf sich das Sprichwort bezieht, liegt am nordwestlichen Saume des grossen Waldes von Sokolniki, der Heerstrasse von Moskau nach dem Kloster Trojca, sodass es von den Strömen der Wallfahrer berührt wird.) (Altmann V, 107.) – Jede Stadt, die einen Kreml hat, hält sich für Moskau. – Auch in Moskau gibt es arme Leute. – Man läutet in Moskau stark (Mittag), aber man isst sehr dünn. – Moskau steht auf einem Sumpf; man drischt kein Korn darin; man isst aber mehr all in einem Dorfe. Um die Grösse der Stadt zu schildern, sagt man: (Das Städtchen) Jaroslaw ist nur ein kleiner Winkel von Moskau. – Neige deine Stirn vor Tula und blicke nach Moskau. – Was man in Moskau verliert, muss man in Petersburg gewinnen. – Es sind nicht alle Wallfahrer, die von Moskau kommen. (Reinsberg VI, 70.) *2 In Moskau sein und nach dem Kreml fragen. – Reinsberg IV, 74. Moslim. 1 Die schlechtesten Moslim sind die von Mekka und die schlechtesten Christen die von Jerusalem. – Reinsberg VI, 101. 2 Mit den Moslim haust die Pest. Ein türkisches, aber in Deutschland bekanntes Sprichwort, welches den Glauben des Volks ausspricht, dass Mohammedanismus und Pest nothwendig verbunden sei, welcher fanatische Glaube dem Minister der Pforte unübersteigliche Hindernisse bei der Einrichtung von Quarantänen entgegensetzt, weil das Volk glaubt, seiner Bestimmung doch nicht entgehen zu können. Nur wenn Todesstrafe darauf gesetzt ist, schreitet es zur Verbrennung der Kleider und Sachen. Most. 1 Auss Most wird Wein. – Lehmann, 176, 25 u. 409, 22. 2 Heunischen1 Most darf man nicht gar viel saufen, man muss sonst mit Schanden den Berg entlaufen. – Nass. Schulbl., XIV, 5. Hunnischen, eine in den Jahren 906 und 923 von den Sorben und Wenden eingeführte Traubensorte. 3 Ist der Most süss, so hofft man guten Wein. – Lehmann, 409, 22. Wer guten Most haben will, sagen die Venetier, lese im August. Die Toscaner dagegen rathen: Wenn du Most haben willst, so behacke im August die Weinstöcke. Und die Portugiesen sind der Ansicht: Der Most ist nicht gut, so im August gewonnen ist. (Reinsberg VIII, 162.) 4 Junger Most zersprengt die alten Schläuche. 5 Man fasst nicht Most in alte Schläuche. – Matth. 9, 17; Schulze, 202; Zaupser, 450. 6 Most muss verbrausen vnd stossen. – Lehmann, 409, 24. 7 Most, Wein vnd Hurerei machen toll. – Petri, II, 483. 8 Wer den Most hat ausgetrunken, muss dann in die Hosen tunken. Von Buhlern. 9 Wer sich Most befleisst zu trinken, dem werden die Hefen übel stinken. 10 Wo es Most gibt, sieht man am Kranze. Holl.: Waar men den nieuwen most veilt, daar steekt men den krans uit. (Harrebomée, II, 105a.) *11 Der Most hat noch nicht verbraust. – Lehmann, 409, 24. *12 Ein guter (frischer) Most on lawr. (S. Lauer.) – Waldis, IV, 93, 70. Möst. Mest, Terten, Schiere (s. d.), Priere sinnen Deibel seine Nester alle viere. – Reinsberg V, 106. Möst, Priorau und Schierau sind drei preussische Dörfer im Kreise Bitterfeld, Regierungsbezirk Merseburg, Törten ist ein anhaltisches, ins Amt Dessau gehörendes Dorf. – Andere Völker haben ähnliche Neck- und Spottsprüche. Von Fusina, Couca und Lova, drei kleinen Ortschaften zwischen Padua und den Lagunen, sagt man: wehe wer sich dort befindet; und von Cresole, das in einer sehr unfruchtbaren Gegend liegt, heisst es: In Cresole gibt's weder Brot noch Krümchen. Drei andere venetianische Ortschaften sind ebenso verrufen: Tiene, Malv und Schiv sind verflucht von Gott. (Reinsberg VI, 25.) Engl.: Gimmingham, Trimmingham, Knopton and Trunch, North Repps and South Repps are all of a bunch. (Bohn II, 216.) Holl.: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaars en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (Harrebomée, I, 312b.) Mostrich. 1 Mustert (Senf) na de Mâltîd. – Bueren, 860; Hauskalender, II. 2 Wie Moster no de Eten kommen. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 152. Holl.: Het is mosterd na de maaltijd. (Harrebomée, II, 105b.) *3 Wat hest du to Mustert maken? – Bueren, 1263; Hauskalender, IV. Motion. Eine gute Motion kann nicht schaden. „Dos ho ich mir wul behalten, ane gutte Motion kon och nich schaden; desswegen gieng ich noch manchmol ufs durff und do machte ich mein Landsloiten a Corniligen.“ (Keller, 142b.) Motiv. Auss schönen scheinbaren motiven folgen offt schädliche conclusiones. – Lehmann, 597, 68. Motte. 1 Die Motte frisst am Gewand, der Wurm am Holze, der Gram am Herzen des Menschen. – Sailer, 32. 2 Die Motten kommen in das schönste Kleid. 3 Lieber die Motten in den Kleidern als die Ehre in Schuldscheinen. – Körte, 4306; Simrock, 7113; Graf, 241; Braun, I, 2773. 4 Man hat doch vor den Motten nichts mehr sicher, sagte Dobschall, als sie in eine Perrüke gekommen, die zehn Jahre in einem Winkel gelegen. Dobschall war ein um das Jahr 1820 in Hirschberg (Schlesien) lebender alter und wegen seiner Eigenthümlichkeiten in Erinnerung gebliebener Candidat der Theologie, der im dortigen Kreise in Ermangelung eines Predigers die Kirchgemeinde nach der humoristischen Seite erbaute. Noch sind eine Menge ergötzlicher Anekdoten in Bezug auf ihn im Volksmunde. (Vgl. Schles. Provinzialbl., Breslau 1868, S. 257, 406 u. 508; 1869, S. 175.) Holl.: Waar kan de mot niet al inkomen, zei Joris Janse, en hij vond eene modieuse pruik, die in negen en negentig jaren niet gedragen was. (Harrebomée, II, 105b.) 5 Motten fressen die Kleider, Sorgen das Herz. – Masson, 312. Dän.: Møll æder gamle klæder, rust jern og sorg hiertet. (Prov. dan., 519.) 6 Motten, Mûs, Mûnchen un Mâden, wo de no sin, do dun sei auch Schaden. (Köln.) – Weyden, I, 2. *7 Da möchte man die Motten kriegen. – Klix, 46. *8 Dem will ich die Motten ausklopfen. – Klix, 40. *9 Die Motten sind ihm in den Pelz gekommen. *10 Du sollst die Motten kriegen. – Braun, I, 2774; Frischbier2, 2665. Bald ernst- bald scherzhafte Drohrede, besonders bei Ungehörigkeiten der Kinder gebraucht. *11 Er hat die Motten im Beutel. Kann nicht bezahlen; beim Abrechnen langt es nicht. *12 Warte, ich werde dir die Motten vertreiben. Die Motten vertreibt man durch Ausklopfen der Kleider; also der Sinn: du sollst Hiebe bekommen. Mötteli. Wenn man des Mötteli's Gut hätte, man könnte darum kommen. – Kirchhofer, 116. „Mötteli war der Beiname der Familie von Roggenstein, aus der Jakob, ein in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebender Kaufmann, dar wegen seines Reichthums, wie die Fugger in Augsburg und die Rothschild in unsern Tagen, zum Sprichwort wurde.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/383
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [369]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/383>, abgerufen am 28.11.2024.