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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 142 Mütter lieben Töchter, aber Söhne noch viel mehr. - Simrock, 7232.

In Hindostan heisst es: Eine blinde Mutter sieht ihr eigenes Antlitz in dem des Sohnes. (Reinsberg I, 191.)

143 Mütter müssen der Söhn Schulmeister sein, bis sie in die Schule gehen, aber der Töchter, so lang sie beyeinander leben. - Zinkgref, III, 344.

144 Mutter, rath' einmal, wie der Buchstab i heisst. (Kamnitz.)

145 Mutter, schütt mir die Betten, er hat mich angelacht. (Breslau.)

Zur Charakterisirung heirathslustiger Töchter.

146 Mutter, seggt de Omar, öck rek et Bedd von End to End, öck si hied Nacht gewasse; do leg he verquer öm Bedd. (Stallupönen.) - Frischbier2, 2689.

147 Mütter sind Mütter, Stiefmütter - Stiefmütter.

148 Mütter stärken oft der Kinder Bosheit.

Lat.: Matres omnes filiis in peccato adjutrices, auxilio in paterna injuria solent esse. (Terenz.) (Philippi, I, 243.)

149 Mutter, thu' mi ei, es wölle mi all', sagte das Mädchen, als sie auch einmal ein Bursch zum Tanz aufforderte. (Mittelfranken.) - Hoefer, 680.

150 Mutter, was gibt's heut' zu essen? - Hutzel und Flickschnür. (Meiningen.)

151 Nachdem wir alle von ainer Mutter geboren sein, woher kumbt dann frey vnd knecht sein. - Agricola II, 384.

152 Ohne Mutter sind Kinder und Bienen gleich verloren. (Russ.)

153 Schlägt mich die Mutter, so schlag' ich die Puppe (Docke).

154 Sitters Moder giwwt lichters Dochter. - Goldschmidt, 119.

155 So, Muo'r, söä de Jong, 'zund häm ick 't Leiw vull Kartuffeln, nu wüll'n wi uos es foaten. - Schlingmann, 742.

156 Swipperste (flinkste) Moders gäft (geben) fulerste Dochters. (Rastede.) - Firmenich, III, 29, 143.

157 Thöricht Mutter, närrisch Kind.

Holl.: Mal moertje, mal kindje. (Harrebomee, II, 92a.)

158 Unzüchtige Mütter, geile Töchter. - Altmann VI, 443.

159 Vier gute Mütter gebären vier böse Töchter: Sicherheit gebiert Gefahr; Vertraulichkeit - Geringschätzung, Verachtung; Glück - Eitelkeit, Aufgeblasenheit; Wahrheit - Verfolgung. - Sailer, 92.

Im Chaos (715) in der Fassung: Wahrheit den Neid, Glückseligkeit den Hochmuth, die Sicherheit Gefahr, grosse Gemeinschaft Verachtung.

Dän.: From föder tit onde börn. - Fire gode modre föde tit fire onde dottre: sanden - had, lykke - hovmodighed, sikkerhed - fare, og gemeenskab - foragt. (Prov. dan., 200.)

160 Von der Mutter lernt man reden und unter den Leuten schweigen.

Böhm.: Otec, matka vyucili mluveni, a svet mlceni. (Celakovsky, 78.)

161 Vornehme Mütter haben schwere Wehen. - Altmann VI, 422.

162 Wäre die Mutter nicht selber hinter dem Ofen gewesen, sie würde die Tochter nicht dort suchen.

Die Engländer: Das alte Weib hätte nie im Ofen nach ihrer Tochter gesehen, wäre es nicht selbst darin gewesen. (Reinsberg III, 50.)

163 Was der Mutter ans Herz geht, das geht dem Vater nur an die Knie. - Latendorf II, 31; Petri, II, 588; Simrock, 7323.

Der Gedanke, dass über Mutterliebe keine andere Liebe gehe und dass sie durch keine andere ersetzt werden könne, ist durch Sprichwörter vieler Völker in den verschiedensten Formen ausgesprochen: Mutter, Mutter, sagt der Venetier, wer sie hat, ruft sie, wer sie nicht hat, wünscht sie. Wer sagt: mehr als eine Mutter, täuscht sich. Während die Deutschen sagen: Mütter sind Mütter, Stiefmütter sind Stiefmütter, heisst es in Toscana: Mütter sind Mütter, Stiefmütter sind Hundemütter. Und die Spanier sagen: [Spaltenumbruch] Es gibt keine solche Mutter, wie die, welche das Kind getragen hat. In Hindostan heisst es: Einer Mutter Liebe ist die beste von allen. Eine Mutter, welche Korn zerreibt, ist besser als ein Vater im Range von 8000 Pferden am Hofe des Grossmoguls. (Reinsberg I, 187.)

164 Was die Mütter geberen, dass sollen sie selbst ernehren. - Lehmann, 168, 3; Eiselein, 481; Simrock, 7222.

Die Spanier versichern sogar: Eine Frau, die ihr Kind ernährt, spinnt gute Leinwand. (Reinsberg VI, 40.)

Dän.: Hvad moderen föder, bör hun self at opföde. (Prov. dan., 190.)

165 Was die Mutter geboren hat, muss sterben.

Böhm.: Jednou mati rodila, jednou umriti treba. (Celakovsky, 311.)

166 Was Mutter, was Vater; was Kieze, was Kater!

Um auszudrücken, dass ein Kind die Vorstellungen der Aeltern völlig unbeachtet lasse, ja nicht mehr darauf gebe, als auf die Aeusserung der Katze. Verwandt damit ist eine jüdisch- deutsche Redensart in Warschau: Mame, Tate, Bube, Seide, küscht in Tuches üns beide. Sie wird meist von Liebenden gebraucht, welche gegen den Willen ihrer Aeltern und Angehörigen eine eheliche Verbindung eingehen wollen und alle Vorstellungen dagegen mehr als derb zurückweisen: Mutter, Vater, Grossmutter, Grossvater küsst uns beide im Hintern.

167 Wenn de Moder ni nä seggen kan, denn lärt de Kinner ok ni ja seggen. (Jever.) - Frommann, III, 39, 46.

168 Wenn der Mutter Hemde der Tochter gerecht wird, so nimmt sie (gewöhnlich) auch der Mutter Gang an. - Winckler, VI, 21.

Holl.: Als moeders hemd de dochter past, wil ze er ook eene broek over. - Als moeders hemd de dochter past, ziet men, dat ze gemeenlijk denzelfden gang heeft. (Harrebomee, II, 90b.)

169 Wenn die Mutter Gottes im Regen übers Gebirge geht, muss sie im Regen wieder zurück. (Schles.) - Boebel, 34.

170 Wenn die Mutter Gottes nicht wäre, ich würde mich heut' noch hängen lassen, sagte der Kapuziner. - Klosterspiegel, 65, 7.

171 Wenn die Mutter nicht zu Haus, sieht die Tochter zum Fenster hinaus.

Die Türken sagen: Wenn die Mutter nicht da ist, macht die Tochter den Tisch nicht zurecht.

172 Wenn die Mutter nicht züchtig vnd schamhafft ist, so wird es die Tochter nicht sein wollen. - Lehmann, 169, 25.

173 Wenn die Mutter stirbt, löst sich die Familie auf. (Hind.)

174 Wenn die Mutter todt ist, hört der Gruss auf.

Von jemand, dessen Freundschaft nicht länger dauert, als er seinen Vortheil findet. In Italien: Ist die Mutter todt, ist der Vater blind. Und die Russen sagen: Ohne Mutter sind die Kinder gleich den Bienen verloren. (Reinsberg I, 190.)

175 Wenn eine Mutter weint, so sind die Thränen echt.

Die Aegypter sagen: Die Mutter, welche ihr Kind verloren hat, ist nicht gleich dem Weibe, das für Geld weint. (Burckhardt, 617; Reinsberg VI, 26.)

176 Wenn eine Mutter zwei Kinder hat, so ist eine Sau dabei. - Simrock, 8751.

177 Wenn in ere Mueter 's erst Kind stirbt, so soll si d' Stube grösser mache lo. - Sutermeister, 116.

Man nimmt an, dass desto mehr nachkommen.

178 Wenn in ere Mueter 's erst Kind stirbt, so soll si d' Tischdrucke grösser mache lo. - Sutermeister, 116.

179 Wenn in ere Mueter 's erst Kind stirbt, so soll si no grosse Suppeschüssle z'weg mache. - Sutermeister, 116.

180 Wenn man spricht: vnser Mutter ist ein Braut, das gehet hin; wenn man aber sagt: vnser Grossmutter ist ein Braut, das laut vbel. - Henisch, 487, 42.

181 Wer dein muetter ein hur, der vatter ein dieb, noch hettstu gelt, so werest lieb. - Franck, I, 81a; Petri, II, 697; Henisch, 1476, 6; Gruter, I, 79; Egenolff, 339a; Theatrum Diabolorum, 539b; Latendorf II, 28; Schweiz, II, 243, 5.

[Spaltenumbruch] 142 Mütter lieben Töchter, aber Söhne noch viel mehr.Simrock, 7232.

In Hindostan heisst es: Eine blinde Mutter sieht ihr eigenes Antlitz in dem des Sohnes. (Reinsberg I, 191.)

143 Mütter müssen der Söhn Schulmeister sein, bis sie in die Schule gehen, aber der Töchter, so lang sie beyeinander leben.Zinkgref, III, 344.

144 Mutter, rath' einmal, wie der Buchstab i heisst. (Kamnitz.)

145 Mutter, schütt mir die Betten, er hat mich angelacht. (Breslau.)

Zur Charakterisirung heirathslustiger Töchter.

146 Mutter, seggt de Omar, öck rêk et Bedd von End to End, öck si hied Nacht gewasse; do lêg he verquer öm Bedd. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2689.

147 Mütter sind Mütter, Stiefmütter – Stiefmütter.

148 Mütter stärken oft der Kinder Bosheit.

Lat.: Matres omnes filiis in peccato adjutrices, auxilio in paterna injuria solent esse. (Terenz.) (Philippi, I, 243.)

149 Mutter, thu' mi ei, es wölle mi all', sagte das Mädchen, als sie auch einmal ein Bursch zum Tanz aufforderte. (Mittelfranken.) – Hoefer, 680.

150 Mutter, was gibt's heut' zu essen? – Hutzel und Flickschnür. (Meiningen.)

151 Nachdem wir alle von ainer Mutter geboren sein, woher kumbt dann frey vnd knecht sein.Agricola II, 384.

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153 Schlägt mich die Mutter, so schlag' ich die Puppe (Docke).

154 Sittêrs Moder giwwt lichters Dochter.Goldschmidt, 119.

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Holl.: Mal moêrtje, mal kindje. (Harrebomée, II, 92a.)

158 Unzüchtige Mütter, geile Töchter.Altmann VI, 443.

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Im Chaos (715) in der Fassung: Wahrheit den Neid, Glückseligkeit den Hochmuth, die Sicherheit Gefahr, grosse Gemeinschaft Verachtung.

Dän.: From føder tit onde børn. – Fire gode modre føde tit fire onde dottre: sanden – had, lykke – hovmodighed, sikkerhed – fare, og gemeenskab – foragt. (Prov. dan., 200.)

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161 Vornehme Mütter haben schwere Wehen.Altmann VI, 422.

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Die Engländer: Das alte Weib hätte nie im Ofen nach ihrer Tochter gesehen, wäre es nicht selbst darin gewesen. (Reinsberg III, 50.)

163 Was der Mutter ans Herz geht, das geht dem Vater nur an die Knie.Latendorf II, 31; Petri, II, 588; Simrock, 7323.

Der Gedanke, dass über Mutterliebe keine andere Liebe gehe und dass sie durch keine andere ersetzt werden könne, ist durch Sprichwörter vieler Völker in den verschiedensten Formen ausgesprochen: Mutter, Mutter, sagt der Venetier, wer sie hat, ruft sie, wer sie nicht hat, wünscht sie. Wer sagt: mehr als eine Mutter, täuscht sich. Während die Deutschen sagen: Mütter sind Mütter, Stiefmütter sind Stiefmütter, heisst es in Toscana: Mütter sind Mütter, Stiefmütter sind Hundemütter. Und die Spanier sagen: [Spaltenumbruch] Es gibt keine solche Mutter, wie die, welche das Kind getragen hat. In Hindostan heisst es: Einer Mutter Liebe ist die beste von allen. Eine Mutter, welche Korn zerreibt, ist besser als ein Vater im Range von 8000 Pferden am Hofe des Grossmoguls. (Reinsberg I, 187.)

164 Was die Mütter geberen, dass sollen sie selbst ernehren.Lehmann, 168, 3; Eiselein, 481; Simrock, 7222.

Die Spanier versichern sogar: Eine Frau, die ihr Kind ernährt, spinnt gute Leinwand. (Reinsberg VI, 40.)

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165 Was die Mutter geboren hat, muss sterben.

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167 Wenn de Môder ni nä seggen kan, denn lärt de Kinner ôk ni jâ seggen. (Jever.) – Frommann, III, 39, 46.

168 Wenn der Mutter Hemde der Tochter gerecht wird, so nimmt sie (gewöhnlich) auch der Mutter Gang an.Winckler, VI, 21.

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169 Wenn die Mutter Gottes im Regen übers Gebirge geht, muss sie im Regen wieder zurück. (Schles.) – Boebel, 34.

170 Wenn die Mutter Gottes nicht wäre, ich würde mich heut' noch hängen lassen, sagte der Kapuziner.Klosterspiegel, 65, 7.

171 Wenn die Mutter nicht zu Haus, sieht die Tochter zum Fenster hinaus.

Die Türken sagen: Wenn die Mutter nicht da ist, macht die Tochter den Tisch nicht zurecht.

172 Wenn die Mutter nicht züchtig vnd schamhafft ist, so wird es die Tochter nicht sein wollen.Lehmann, 169, 25.

173 Wenn die Mutter stirbt, löst sich die Familie auf. (Hind.)

174 Wenn die Mutter todt ist, hört der Gruss auf.

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175 Wenn eine Mutter weint, so sind die Thränen echt.

Die Aegypter sagen: Die Mutter, welche ihr Kind verloren hat, ist nicht gleich dem Weibe, das für Geld weint. (Burckhardt, 617; Reinsberg VI, 26.)

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Man nimmt an, dass desto mehr nachkommen.

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179 Wenn in ere Mueter 's erst Kind stirbt, so soll si no grosse Suppeschüssle z'weg mache.Sutermeister, 116.

180 Wenn man spricht: vnser Mutter ist ein Braut, das gehet hin; wenn man aber sagt: vnser Grossmutter ist ein Braut, das laut vbel.Henisch, 487, 42.

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[[406]/0420] 142 Mütter lieben Töchter, aber Söhne noch viel mehr. – Simrock, 7232. In Hindostan heisst es: Eine blinde Mutter sieht ihr eigenes Antlitz in dem des Sohnes. (Reinsberg I, 191.) 143 Mütter müssen der Söhn Schulmeister sein, bis sie in die Schule gehen, aber der Töchter, so lang sie beyeinander leben. – Zinkgref, III, 344. 144 Mutter, rath' einmal, wie der Buchstab i heisst. (Kamnitz.) 145 Mutter, schütt mir die Betten, er hat mich angelacht. (Breslau.) Zur Charakterisirung heirathslustiger Töchter. 146 Mutter, seggt de Omar, öck rêk et Bedd von End to End, öck si hied Nacht gewasse; do lêg he verquer öm Bedd. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2689. 147 Mütter sind Mütter, Stiefmütter – Stiefmütter. 148 Mütter stärken oft der Kinder Bosheit. Lat.: Matres omnes filiis in peccato adjutrices, auxilio in paterna injuria solent esse. (Terenz.) (Philippi, I, 243.) 149 Mutter, thu' mi ei, es wölle mi all', sagte das Mädchen, als sie auch einmal ein Bursch zum Tanz aufforderte. (Mittelfranken.) – Hoefer, 680. 150 Mutter, was gibt's heut' zu essen? – Hutzel und Flickschnür. (Meiningen.) 151 Nachdem wir alle von ainer Mutter geboren sein, woher kumbt dann frey vnd knecht sein. – Agricola II, 384. 152 Ohne Mutter sind Kinder und Bienen gleich verloren. (Russ.) 153 Schlägt mich die Mutter, so schlag' ich die Puppe (Docke). 154 Sittêrs Moder giwwt lichters Dochter. – Goldschmidt, 119. 155 So, Muo'r, söä de Jong, 'zund häm ick 't Lîw vull Kartuffeln, nu wüll'n wi uos ês foaten. – Schlingmann, 742. 156 Swipperste (flinkste) Moders gäft (geben) fulerste Dochters. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 143. 157 Thöricht Mutter, närrisch Kind. Holl.: Mal moêrtje, mal kindje. (Harrebomée, II, 92a.) 158 Unzüchtige Mütter, geile Töchter. – Altmann VI, 443. 159 Vier gute Mütter gebären vier böse Töchter: Sicherheit gebiert Gefahr; Vertraulichkeit – Geringschätzung, Verachtung; Glück – Eitelkeit, Aufgeblasenheit; Wahrheit – Verfolgung. – Sailer, 92. Im Chaos (715) in der Fassung: Wahrheit den Neid, Glückseligkeit den Hochmuth, die Sicherheit Gefahr, grosse Gemeinschaft Verachtung. Dän.: From føder tit onde børn. – Fire gode modre føde tit fire onde dottre: sanden – had, lykke – hovmodighed, sikkerhed – fare, og gemeenskab – foragt. (Prov. dan., 200.) 160 Von der Mutter lernt man reden und unter den Leuten schweigen. Böhm.: Otec, matka vyučili mluvení, a svĕt mlčení. (Čelakovský, 78.) 161 Vornehme Mütter haben schwere Wehen. – Altmann VI, 422. 162 Wäre die Mutter nicht selber hinter dem Ofen gewesen, sie würde die Tochter nicht dort suchen. Die Engländer: Das alte Weib hätte nie im Ofen nach ihrer Tochter gesehen, wäre es nicht selbst darin gewesen. (Reinsberg III, 50.) 163 Was der Mutter ans Herz geht, das geht dem Vater nur an die Knie. – Latendorf II, 31; Petri, II, 588; Simrock, 7323. Der Gedanke, dass über Mutterliebe keine andere Liebe gehe und dass sie durch keine andere ersetzt werden könne, ist durch Sprichwörter vieler Völker in den verschiedensten Formen ausgesprochen: Mutter, Mutter, sagt der Venetier, wer sie hat, ruft sie, wer sie nicht hat, wünscht sie. Wer sagt: mehr als eine Mutter, täuscht sich. Während die Deutschen sagen: Mütter sind Mütter, Stiefmütter sind Stiefmütter, heisst es in Toscana: Mütter sind Mütter, Stiefmütter sind Hundemütter. Und die Spanier sagen: Es gibt keine solche Mutter, wie die, welche das Kind getragen hat. In Hindostan heisst es: Einer Mutter Liebe ist die beste von allen. Eine Mutter, welche Korn zerreibt, ist besser als ein Vater im Range von 8000 Pferden am Hofe des Grossmoguls. (Reinsberg I, 187.) 164 Was die Mütter geberen, dass sollen sie selbst ernehren. – Lehmann, 168, 3; Eiselein, 481; Simrock, 7222. Die Spanier versichern sogar: Eine Frau, die ihr Kind ernährt, spinnt gute Leinwand. (Reinsberg VI, 40.) Dän.: Hvad moderen føder, bør hun self at opføde. (Prov. dan., 190.) 165 Was die Mutter geboren hat, muss sterben. Böhm.: Jednou máti rodila, jednou umříti třeba. (Čelakovský, 311.) 166 Was Mutter, was Vater; was Kieze, was Kater! Um auszudrücken, dass ein Kind die Vorstellungen der Aeltern völlig unbeachtet lasse, ja nicht mehr darauf gebe, als auf die Aeusserung der Katze. Verwandt damit ist eine jüdisch- deutsche Redensart in Warschau: Mame, Tate, Bube, Seide, küscht in Tuches üns beide. Sie wird meist von Liebenden gebraucht, welche gegen den Willen ihrer Aeltern und Angehörigen eine eheliche Verbindung eingehen wollen und alle Vorstellungen dagegen mehr als derb zurückweisen: Mutter, Vater, Grossmutter, Grossvater küsst uns beide im Hintern. 167 Wenn de Môder ni nä seggen kan, denn lärt de Kinner ôk ni jâ seggen. (Jever.) – Frommann, III, 39, 46. 168 Wenn der Mutter Hemde der Tochter gerecht wird, so nimmt sie (gewöhnlich) auch der Mutter Gang an. – Winckler, VI, 21. Holl.: Als moeders hemd de dochter past, wil ze er ook eene broek over. – Als moeders hemd de dochter past, ziet men, dat ze gemeenlijk denzelfden gang heeft. (Harrebomée, II, 90b.) 169 Wenn die Mutter Gottes im Regen übers Gebirge geht, muss sie im Regen wieder zurück. (Schles.) – Boebel, 34. 170 Wenn die Mutter Gottes nicht wäre, ich würde mich heut' noch hängen lassen, sagte der Kapuziner. – Klosterspiegel, 65, 7. 171 Wenn die Mutter nicht zu Haus, sieht die Tochter zum Fenster hinaus. Die Türken sagen: Wenn die Mutter nicht da ist, macht die Tochter den Tisch nicht zurecht. 172 Wenn die Mutter nicht züchtig vnd schamhafft ist, so wird es die Tochter nicht sein wollen. – Lehmann, 169, 25. 173 Wenn die Mutter stirbt, löst sich die Familie auf. (Hind.) 174 Wenn die Mutter todt ist, hört der Gruss auf. Von jemand, dessen Freundschaft nicht länger dauert, als er seinen Vortheil findet. In Italien: Ist die Mutter todt, ist der Vater blind. Und die Russen sagen: Ohne Mutter sind die Kinder gleich den Bienen verloren. (Reinsberg I, 190.) 175 Wenn eine Mutter weint, so sind die Thränen echt. Die Aegypter sagen: Die Mutter, welche ihr Kind verloren hat, ist nicht gleich dem Weibe, das für Geld weint. (Burckhardt, 617; Reinsberg VI, 26.) 176 Wenn eine Mutter zwei Kinder hat, so ist eine Sau dabei. – Simrock, 8751. 177 Wenn in ere Mueter 's erst Kind stirbt, so soll si d' Stube grösser mache lo. – Sutermeister, 116. Man nimmt an, dass desto mehr nachkommen. 178 Wenn in ere Mueter 's erst Kind stirbt, so soll si d' Tischdrucke grösser mache lo. – Sutermeister, 116. 179 Wenn in ere Mueter 's erst Kind stirbt, so soll si no grosse Suppeschüssle z'weg mache. – Sutermeister, 116. 180 Wenn man spricht: vnser Mutter ist ein Braut, das gehet hin; wenn man aber sagt: vnser Grossmutter ist ein Braut, das laut vbel. – Henisch, 487, 42. 181 Wer dein muetter ein hur, der vatter ein dieb, noch hettstu gelt, so werest lieb. – Franck, I, 81a; Petri, II, 697; Henisch, 1476, 6; Gruter, I, 79; Egenolff, 339a; Theatrum Diabolorum, 539b; Latendorf II, 28; Schweiz, II, 243, 5.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [406]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/420>, abgerufen am 22.11.2024.