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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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166 Der Narr geht grad' aus wie der Mühlesel.

" ... Den Narren dreht das Leben sich in Kreisen, ein Paradiesespfad, ein grader, ist's dem Weisen." (Julius Altmann, Wüstenharfe, Leipzig 1836.)

167 Der Narr geht mit einem Angelstock in den Wald, um Marder zu fangen. (Jakut.)

168 Der Narr gibt das (fette) Huhn hin, um einen (magern) Sperling zu gewinnen.

Die Russen: Der Narr verschenkt die Wolga, um die Tmatka zu bekommen. (Altmann V.)

169 Der Narr glaubt nicht, bis er fühlt.

Böhm.: Blazen neboji se krize, ale kyje. (Celakovsky, 209.)

Frz.: Foau ne croit, tant qu'il ne recoit. (Kritzinger, 327a.)

170 Der Narr hält jeden Kiesel für einen Diamanten.

Auch russisch Altmann V, 98.

171 Der Narr hält sich für weise, aber der Weise weiss, dass er ein Narr ist.

172 Der Narr hat das Herz auf der Zunge, der Weise die Zunge im Herzen.

Die Russen: Das Herz des Narren hat seinen Thron auf der Zunge. - Das Herz des Narren ist elastisch wie Gummi, es springt mit einem Satz auf die Zunge. - Immer hat der Narr die Thür des Mundes offen und die Pforte der Ohren verschlossen. (Altmann VI, 455, 457 u. 479.)

Dän.: En daare haver hiertet paa tungen, men en viis mand tungen i hiertet. (Prov. dan., 99.)

It.: Un pazzo non sa bene guardar un secreto. - Un pazzo parla col cuore in su la lingua.

173 Der Narr hat die Sau bei den Ohren. - Brandt, Nsch., 72.

Um die Sauglocke zu läuten. "Herr Glimpfius ist leider todt, der Narr di Souw bein ohren hot, schütt sie, das jhr die Seuwglock kling vnd sie dem Moringer jm sing." (Kloster, I, 612.)

174 Der Narr hat seine Antwort auf der Zungenspitze. - Burckhardt, 179.

Er antwortet unbedachtsam, was ihm in den Sinn kommt.

175 Der Narr hat 's Glück (jüdisch: Massel). - Tendlau, 607.

176 Der Narr hat Vortheile in allen Landen. - Simrock, 7340; Körte, 4442; Braun, I, 2919.

Lat.: Asinus in paleas incidit. - Mopso Nisa datur. (Masson, 256.)

177 Der Narr hofft wol, aber der Tag bringt's nicht.

Die Russen: Dem Narren gelten zwei Hoffnungen für eine Erfüllung. (Altmann VI, 452.)

Frz.: Quoique fol tarde, jour ne tarde. (Bohn I, 54.)

178 Der Narr ist darum ein Narr, dass er rede, was ihm einfällt. - Eiselein, 487.

179 Der Narr ist nicht zu faul, hat einer Kirschen gepflückt, er steckt sie ins Maul.

"Hat einer reife Frucht gepflückt, gleich will der Narr sie mit ihm essen; vermeint, er habe sie längst erblickt und abzupflücken nur vergessen." (Schücking, Welt und Zeit, III, 435.)

180 Der Narr ist stets voran, wird wo was Dummes than.

Frz.: Un fou fait toujours commencement. (Bohn I, 62.)

181 Der Narr ist zufrieden mit sich, der Weise mit der Welt. - Altmann VI, 451.

182 Der Narr knüpft oft einen Knoten, den ein paar Kluge kaum lösen können.

Die Russen meinen: Den Knoten, den der Narr knüpft, löset der Weise. (Altmann VI, 508.)

Böhm.: Co hloupy zavaze, moudry nebrzo rozvaze. (Celakovsky, 213.)

183 Der Narr lässt die Worte zu einem Ohre eingehen, zum andern wieder aus.

Dän.: Daare lader ord gange indad et öre, og ud af det andet. (Prov. dan., 99.)

184 Der Narr läuft mit der Latte (s. d. 6).

Lat.: Sinciput illi non est sanum.

185 Der Narr liegt ihm auf'm Punim (Gesicht).

In Warschau, um zu sagen, man sieht es ihm am Gesicht an, dass er ein dummer Mensch ist.

186 Der Narr redet, wenn der Kluge denkt.

Die Finnen sagen: Der Narr spricht lange, der Kluge denkt lange. (Bertram, 54.)

187 Der Narr sagt alsobald, was ihm in den Mund kommt.

Frz.: De fou juge courte sentence. (Kritzinger, 327a.)

188 Der Narr schläft nicht, so lange man wacht.

Dän.: Gekken sover ikke mens du vaager. (Prov. dan., 221.)

189 Der Narr schlägt (stösst) Beulen, der Weise muss sie heilen.

[Spaltenumbruch] 190 Der Narr schneidet sich mit seinem eigenen Messer.

Frz.: Le fou se coupe de son couteau. (Bohn I, 32.)

Holl.: De zot snijdt zich met zijn eigen mes, en maakt zich dronken van zijn eigen flesch. (Harrebomee, II, 510b.)

191 Der Narr schürzt den Knoten, der Weise muss ihn lösen. - Altmann VI, 399.

192 Der Narr sieht Messing für Gold an.

Die Russen: Der Narr nennt jeden grünen Stein, den er im Ural findet, Malachit. (Altmann VI, 471.)

193 Der Narr taucht bis auf den Grund des Nilsumpfs unter, um Perlen zu holen, aber er bringt nichts als Kothklumpen herauf. (Aegypt.)

194 Der narr thut nichts vngeschlagen. - Pauli, Schimpf, VIa.

195 Der Narr thut zuletzt, womit der Kluge anfängt.

Port.: O que faz o doudo a derra deirafaz' o sesudo a primeira. (Bohn I, 290.)

196 Der Narr und der Geck mischen sich in allen Dreck.

Engl.: Fools will be meddling. (Gaal, 841.)

197 Der Narr und sein Geld sind leicht geschieden. - Winckler, IX, 58.

Er gibt es für unnütze Dinge aus.

It.: Il danaro non e sicuro nelle mani d'un pazzo.

198 Der Narr versteht eine Sache, wenn sie geschehen ist.

199 Der Narr will den Doctor lehren. - Eiselein, 488.

Derselbe Gedanke ist in der deutschen Sprache vielfach sprichwörtlich ausgedrückt. In andern Sprachen ist mehr oder weniger Aehnliches der Fall. Die beiden deutschen Redensarten: Das Ei will klüger als die Henne sein, und: Der Narr will den Doctor lehren, finden sich bei Binder angewandt, um den Sinn der folgenden lateinischen auszudrücken: Ante barbam doces senes (II, 186). - Asinus portat mysteria (262). - Bubo canit lusciniae (381). - Digitus docet podicem cacare (782). - Imberbis senes docet (1383). - Majori minor cedat in arte sua (1754). - Sus minervam (3258). - Vespa cicadae obstrepit (3519). - Die Russen: Der Narr liebt es zumeist, die Weisheit zu lehren. - Wenn der Narr den Fischer sieht, will er ihn lehren die Netze kennen. (Altmann VI, 438 u. 448.)

Lat.: Pica cum luscinia certat. (Binder I, 1362; II, 2571; Buchler, 158; Erasm., 271; Faselius, 202; Hanzely, 131; Philippi, II, 95; Seybold, 441; Wiegand, 872.)

200 Der Narr will, was der Weise thut, und der Weise thut, was der Narr will.

Holl.: De dwaas heeft met den wijze slechts dit gering verschil: deez' wil, hetgeen hij doet; die doet, hetgeen hij wil. (Harrebomee, I, 168a.)

201 Der Narr wird mit eigenem, der Kluge aus fremdem Schaden klug.

Frz.: Le fou apprend a ses depens. (Kritzinger, 327a.)

It.: Impara a vivere lo sciocco a sue spese, il savio a quelle d'altri. (Pazzaglia, 414, 8.)

202 Der narr wirt nit, dann mit streychen weiss. - Franck, II, 89a.

203 Der Narr wünscht sich Regen, aber er bedauert, dass er nass ist.

In Habesch: Der Narr sitzt gern auf dem Kamele, aber er tadelt den Buckel desselben. (Altmann II.)

204 Der Narr zählt seine Pfennige auf dem Markte, der Kluge seine Thaler in der Kammer.

Dän.: Naar daaren udpraler sin velstand, forberger den viise sin nödtörft. (Prov. dan., 100.)

205 Der Narr zankt mit seinem Nachbar, weil ihm dessen Nase nicht gefällt.

Die Finnen: Der Tolle schilt den Gutherzigen und zankt mit dem Stillen. (Bertram, 55.)

206 Der Narr zielt wol, aber er trifft selten.

Die Russen: Wohin der Narr zielt, dahin versagen die Pfeile. (Altmann VI, 438.)

207 Der Narren Blaumal lehrt die Weisen Vorsicht.

Lat.: Casus dementis correctio fit sapientis. (Binder II, 453; Gartner, 74.)

208 Der Narren Freundschaft ist süss, sie gibt ein gutes Abschieds(Trennungs-)gemüs.

209 Der Narren frewd ist spott vnd schand. - Henisch, 1216, 50; Petri, II, 102.

210 Der Narren Geselle ist auf dem Wege zur Hölle.

Luther: "Wer der Narren Geselle ist, wird Unglück haben." (Schulze, 61.)

211 Der narren glück, jhr höchst vnglück. - Gruter, I, 16; Petri, II, 102; Henisch, 1661, 14; Simrock, 7403; Körte, 4452.

Frz.: Un fol quiert son malheur. (Masson, 257.)

[Spaltenumbruch]

166 Der Narr geht grad' aus wie der Mühlesel.

„ ... Den Narren dreht das Leben sich in Kreisen, ein Paradiesespfad, ein grader, ist's dem Weisen.“ (Julius Altmann, Wüstenharfe, Leipzig 1836.)

167 Der Narr geht mit einem Angelstock in den Wald, um Marder zu fangen. (Jakut.)

168 Der Narr gibt das (fette) Huhn hin, um einen (magern) Sperling zu gewinnen.

Die Russen: Der Narr verschenkt die Wolga, um die Tmatka zu bekommen. (Altmann V.)

169 Der Narr glaubt nicht, bis er fühlt.

Böhm.: Blázen nebojí se kříze, ale kyje. (Čelakovský, 209.)

Frz.: Foû ne croit, tant qu'il ne reçoit. (Kritzinger, 327a.)

170 Der Narr hält jeden Kiesel für einen Diamanten.

Auch russisch Altmann V, 98.

171 Der Narr hält sich für weise, aber der Weise weiss, dass er ein Narr ist.

172 Der Narr hat das Herz auf der Zunge, der Weise die Zunge im Herzen.

Die Russen: Das Herz des Narren hat seinen Thron auf der Zunge. – Das Herz des Narren ist elastisch wie Gummi, es springt mit einem Satz auf die Zunge. – Immer hat der Narr die Thür des Mundes offen und die Pforte der Ohren verschlossen. (Altmann VI, 455, 457 u. 479.)

Dän.: En daare haver hiertet paa tungen, men en viis mand tungen i hiertet. (Prov. dan., 99.)

It.: Un pazzo non sa bene guardar un secreto. – Un pazzo parla col cuore in su la lingua.

173 Der Narr hat die Sau bei den Ohren.Brandt, Nsch., 72.

Um die Sauglocke zu läuten. „Herr Glimpfius ist leider todt, der Narr di Souw bein ohren hot, schütt sie, das jhr die Seuwglock kling vnd sie dem Moringer jm sing.“ (Kloster, I, 612.)

174 Der Narr hat seine Antwort auf der Zungenspitze.Burckhardt, 179.

Er antwortet unbedachtsam, was ihm in den Sinn kommt.

175 Der Narr hat 's Glück (jüdisch: Massel).Tendlau, 607.

176 Der Narr hat Vortheile in allen Landen.Simrock, 7340; Körte, 4442; Braun, I, 2919.

Lat.: Asinus in paleas incidit. – Mopso Nisa datur. (Masson, 256.)

177 Der Narr hofft wol, aber der Tag bringt's nicht.

Die Russen: Dem Narren gelten zwei Hoffnungen für eine Erfüllung. (Altmann VI, 452.)

Frz.: Quoique fol tarde, jour ne tarde. (Bohn I, 54.)

178 Der Narr ist darum ein Narr, dass er rede, was ihm einfällt.Eiselein, 487.

179 Der Narr ist nicht zu faul, hat einer Kirschen gepflückt, er steckt sie ins Maul.

„Hat einer reife Frucht gepflückt, gleich will der Narr sie mit ihm essen; vermeint, er habe sie längst erblickt und abzupflücken nur vergessen.“ (Schücking, Welt und Zeit, III, 435.)

180 Der Narr ist stets voran, wird wo was Dummes than.

Frz.: Un fou fait toujours commencement. (Bohn I, 62.)

181 Der Narr ist zufrieden mit sich, der Weise mit der Welt.Altmann VI, 451.

182 Der Narr knüpft oft einen Knoten, den ein paar Kluge kaum lösen können.

Die Russen meinen: Den Knoten, den der Narr knüpft, löset der Weise. (Altmann VI, 508.)

Böhm.: Co hloupý zaváže, moudrý nebrzo rozváže. (Čelakovský, 213.)

183 Der Narr lässt die Worte zu einem Ohre eingehen, zum andern wieder aus.

Dän.: Daare lader ord gange indad et øre, og ud af det andet. (Prov. dan., 99.)

184 Der Narr läuft mit der Latte (s. d. 6).

Lat.: Sinciput illi non est sanum.

185 Der Narr liegt ihm auf'm Punim (Gesicht).

In Warschau, um zu sagen, man sieht es ihm am Gesicht an, dass er ein dummer Mensch ist.

186 Der Narr redet, wenn der Kluge denkt.

Die Finnen sagen: Der Narr spricht lange, der Kluge denkt lange. (Bertram, 54.)

187 Der Narr sagt alsobald, was ihm in den Mund kommt.

Frz.: De fou juge courte sentence. (Kritzinger, 327a.)

188 Der Narr schläft nicht, so lange man wacht.

Dän.: Gekken sover ikke mens du vaager. (Prov. dan., 221.)

189 Der Narr schlägt (stösst) Beulen, der Weise muss sie heilen.

[Spaltenumbruch] 190 Der Narr schneidet sich mit seinem eigenen Messer.

Frz.: Le fou se coupe de son couteau. (Bohn I, 32.)

Holl.: De zot snijdt zich met zijn eigen mes, en maakt zich dronken van zijn eigen flesch. (Harrebomée, II, 510b.)

191 Der Narr schürzt den Knoten, der Weise muss ihn lösen.Altmann VI, 399.

192 Der Narr sieht Messing für Gold an.

Die Russen: Der Narr nennt jeden grünen Stein, den er im Ural findet, Malachit. (Altmann VI, 471.)

193 Der Narr taucht bis auf den Grund des Nilsumpfs unter, um Perlen zu holen, aber er bringt nichts als Kothklumpen herauf. (Aegypt.)

194 Der narr thut nichts vngeschlagen.Pauli, Schimpf, VIa.

195 Der Narr thut zuletzt, womit der Kluge anfängt.

Port.: O que faz o doudo á derra deirafaz' o sesudo á primeira. (Bohn I, 290.)

196 Der Narr und der Geck mischen sich in allen Dreck.

Engl.: Fools will be meddling. (Gaal, 841.)

197 Der Narr und sein Geld sind leicht geschieden.Winckler, IX, 58.

Er gibt es für unnütze Dinge aus.

It.: Il danaro non è sicuro nelle mani d'un pazzo.

198 Der Narr versteht eine Sache, wenn sie geschehen ist.

199 Der Narr will den Doctor lehren.Eiselein, 488.

Derselbe Gedanke ist in der deutschen Sprache vielfach sprichwörtlich ausgedrückt. In andern Sprachen ist mehr oder weniger Aehnliches der Fall. Die beiden deutschen Redensarten: Das Ei will klüger als die Henne sein, und: Der Narr will den Doctor lehren, finden sich bei Binder angewandt, um den Sinn der folgenden lateinischen auszudrücken: Ante barbam doces senes (II, 186). – Asinus portat mysteria (262). – Bubo canit lusciniae (381). – Digitus docet podicem cacare (782). – Imberbis senes docet (1383). – Majori minor cedat in arte sua (1754). – Sus minervam (3258). – Vespa cicadae obstrepit (3519). – Die Russen: Der Narr liebt es zumeist, die Weisheit zu lehren. – Wenn der Narr den Fischer sieht, will er ihn lehren die Netze kennen. (Altmann VI, 438 u. 448.)

Lat.: Pica cum luscinia certat. (Binder I, 1362; II, 2571; Buchler, 158; Erasm., 271; Faselius, 202; Hanzely, 131; Philippi, II, 95; Seybold, 441; Wiegand, 872.)

200 Der Narr will, was der Weise thut, und der Weise thut, was der Narr will.

Holl.: De dwaas heeft met den wijze slechts dit gering verschil: deez' wil, hetgeen hij doet; die doet, hetgeen hij wil. (Harrebomée, I, 168a.)

201 Der Narr wird mit eigenem, der Kluge aus fremdem Schaden klug.

Frz.: Le fou apprend à ses dépens. (Kritzinger, 327a.)

It.: Impara a vivere lo sciocco a sue spese, il savio a quelle d'altri. (Pazzaglia, 414, 8.)

202 Der narr wirt nit, dann mit streychen weiss.Franck, II, 89a.

203 Der Narr wünscht sich Regen, aber er bedauert, dass er nass ist.

In Habesch: Der Narr sitzt gern auf dem Kamele, aber er tadelt den Buckel desselben. (Altmann II.)

204 Der Narr zählt seine Pfennige auf dem Markte, der Kluge seine Thaler in der Kammer.

Dän.: Naar daaren udpraler sin velstand, forberger den viise sin nødtørft. (Prov. dan., 100.)

205 Der Narr zankt mit seinem Nachbar, weil ihm dessen Nase nicht gefällt.

Die Finnen: Der Tolle schilt den Gutherzigen und zankt mit dem Stillen. (Bertram, 55.)

206 Der Narr zielt wol, aber er trifft selten.

Die Russen: Wohin der Narr zielt, dahin versagen die Pfeile. (Altmann VI, 438.)

207 Der Narren Blaumal lehrt die Weisen Vorsicht.

Lat.: Casus dementis correctio fit sapientis. (Binder II, 453; Gartner, 74.)

208 Der Narren Freundschaft ist süss, sie gibt ein gutes Abschieds(Trennungs-)gemüs.

209 Der Narren frewd ist spott vnd schand.Henisch, 1216, 50; Petri, II, 102.

210 Der Narren Geselle ist auf dem Wege zur Hölle.

Luther: „Wer der Narren Geselle ist, wird Unglück haben.“ (Schulze, 61.)

211 Der narren glück, jhr höchst vnglück.Gruter, I, 16; Petri, II, 102; Henisch, 1661, 14; Simrock, 7403; Körte, 4452.

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[[443]/0457] 166 Der Narr geht grad' aus wie der Mühlesel. „ ... Den Narren dreht das Leben sich in Kreisen, ein Paradiesespfad, ein grader, ist's dem Weisen.“ (Julius Altmann, Wüstenharfe, Leipzig 1836.) 167 Der Narr geht mit einem Angelstock in den Wald, um Marder zu fangen. (Jakut.) 168 Der Narr gibt das (fette) Huhn hin, um einen (magern) Sperling zu gewinnen. Die Russen: Der Narr verschenkt die Wolga, um die Tmatka zu bekommen. (Altmann V.) 169 Der Narr glaubt nicht, bis er fühlt. Böhm.: Blázen nebojí se kříze, ale kyje. (Čelakovský, 209.) Frz.: Foû ne croit, tant qu'il ne reçoit. (Kritzinger, 327a.) 170 Der Narr hält jeden Kiesel für einen Diamanten. Auch russisch Altmann V, 98. 171 Der Narr hält sich für weise, aber der Weise weiss, dass er ein Narr ist. 172 Der Narr hat das Herz auf der Zunge, der Weise die Zunge im Herzen. Die Russen: Das Herz des Narren hat seinen Thron auf der Zunge. – Das Herz des Narren ist elastisch wie Gummi, es springt mit einem Satz auf die Zunge. – Immer hat der Narr die Thür des Mundes offen und die Pforte der Ohren verschlossen. (Altmann VI, 455, 457 u. 479.) Dän.: En daare haver hiertet paa tungen, men en viis mand tungen i hiertet. (Prov. dan., 99.) It.: Un pazzo non sa bene guardar un secreto. – Un pazzo parla col cuore in su la lingua. 173 Der Narr hat die Sau bei den Ohren. – Brandt, Nsch., 72. Um die Sauglocke zu läuten. „Herr Glimpfius ist leider todt, der Narr di Souw bein ohren hot, schütt sie, das jhr die Seuwglock kling vnd sie dem Moringer jm sing.“ (Kloster, I, 612.) 174 Der Narr hat seine Antwort auf der Zungenspitze. – Burckhardt, 179. Er antwortet unbedachtsam, was ihm in den Sinn kommt. 175 Der Narr hat 's Glück (jüdisch: Massel). – Tendlau, 607. 176 Der Narr hat Vortheile in allen Landen. – Simrock, 7340; Körte, 4442; Braun, I, 2919. Lat.: Asinus in paleas incidit. – Mopso Nisa datur. (Masson, 256.) 177 Der Narr hofft wol, aber der Tag bringt's nicht. Die Russen: Dem Narren gelten zwei Hoffnungen für eine Erfüllung. (Altmann VI, 452.) Frz.: Quoique fol tarde, jour ne tarde. (Bohn I, 54.) 178 Der Narr ist darum ein Narr, dass er rede, was ihm einfällt. – Eiselein, 487. 179 Der Narr ist nicht zu faul, hat einer Kirschen gepflückt, er steckt sie ins Maul. „Hat einer reife Frucht gepflückt, gleich will der Narr sie mit ihm essen; vermeint, er habe sie längst erblickt und abzupflücken nur vergessen.“ (Schücking, Welt und Zeit, III, 435.) 180 Der Narr ist stets voran, wird wo was Dummes than. Frz.: Un fou fait toujours commencement. (Bohn I, 62.) 181 Der Narr ist zufrieden mit sich, der Weise mit der Welt. – Altmann VI, 451. 182 Der Narr knüpft oft einen Knoten, den ein paar Kluge kaum lösen können. Die Russen meinen: Den Knoten, den der Narr knüpft, löset der Weise. (Altmann VI, 508.) 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Holl.: De zot snijdt zich met zijn eigen mes, en maakt zich dronken van zijn eigen flesch. (Harrebomée, II, 510b.) 191 Der Narr schürzt den Knoten, der Weise muss ihn lösen. – Altmann VI, 399. 192 Der Narr sieht Messing für Gold an. Die Russen: Der Narr nennt jeden grünen Stein, den er im Ural findet, Malachit. (Altmann VI, 471.) 193 Der Narr taucht bis auf den Grund des Nilsumpfs unter, um Perlen zu holen, aber er bringt nichts als Kothklumpen herauf. (Aegypt.) 194 Der narr thut nichts vngeschlagen. – Pauli, Schimpf, VIa. 195 Der Narr thut zuletzt, womit der Kluge anfängt. Port.: O que faz o doudo á derra deirafaz' o sesudo á primeira. (Bohn I, 290.) 196 Der Narr und der Geck mischen sich in allen Dreck. Engl.: Fools will be meddling. (Gaal, 841.) 197 Der Narr und sein Geld sind leicht geschieden. – Winckler, IX, 58. Er gibt es für unnütze Dinge aus. It.: Il danaro non è sicuro nelle mani d'un pazzo. 198 Der Narr versteht eine Sache, wenn sie geschehen ist. 199 Der Narr will den Doctor lehren. – Eiselein, 488. Derselbe Gedanke ist in der deutschen Sprache vielfach sprichwörtlich ausgedrückt. In andern Sprachen ist mehr oder weniger Aehnliches der Fall. Die beiden deutschen Redensarten: Das Ei will klüger als die Henne sein, und: Der Narr will den Doctor lehren, finden sich bei Binder angewandt, um den Sinn der folgenden lateinischen auszudrücken: Ante barbam doces senes (II, 186). – Asinus portat mysteria (262). – Bubo canit lusciniae (381). – Digitus docet podicem cacare (782). – Imberbis senes docet (1383). – Majori minor cedat in arte sua (1754). – Sus minervam (3258). – Vespa cicadae obstrepit (3519). – Die Russen: Der Narr liebt es zumeist, die Weisheit zu lehren. – Wenn der Narr den Fischer sieht, will er ihn lehren die Netze kennen. (Altmann VI, 438 u. 448.) Lat.: Pica cum luscinia certat. 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(Prov. dan., 100.) 205 Der Narr zankt mit seinem Nachbar, weil ihm dessen Nase nicht gefällt. Die Finnen: Der Tolle schilt den Gutherzigen und zankt mit dem Stillen. (Bertram, 55.) 206 Der Narr zielt wol, aber er trifft selten. Die Russen: Wohin der Narr zielt, dahin versagen die Pfeile. (Altmann VI, 438.) 207 Der Narren Blaumal lehrt die Weisen Vorsicht. Lat.: Casus dementis correctio fit sapientis. (Binder II, 453; Gartner, 74.) 208 Der Narren Freundschaft ist süss, sie gibt ein gutes Abschieds(Trennungs-)gemüs. 209 Der Narren frewd ist spott vnd schand. – Henisch, 1216, 50; Petri, II, 102. 210 Der Narren Geselle ist auf dem Wege zur Hölle. Luther: „Wer der Narren Geselle ist, wird Unglück haben.“ (Schulze, 61.) 211 Der narren glück, jhr höchst vnglück. – Gruter, I, 16; Petri, II, 102; Henisch, 1661, 14; Simrock, 7403; Körte, 4452. Frz.: Un fol quiert son malheur. (Masson, 257.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [443]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/457>, abgerufen am 26.06.2024.