Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 4 Der Neidische legt nichts zum Besten aus, sondern zum schlimmsten.

5 Der Neidische schadet niemand mehr als sich selbst. - Parömiakon, 92.

6 Der Neidische stirbt wol, aber nicht der Neid.

7 Der Neidische trocknet aus vor Neid, der Gute weint vor Freud'!

8 Die Neidischen sind wie der Hund eines Gärtners.

9 Ein Neidischer kan nicht leiden, dass die Sonne ins Wasser scheint. - Petri, II, 217.

10 Wer einen Neidischen quälen will, darf nur vergnügt sein.


Neidkragen.

* Er ist ein Neidkragen. - Braun, I, 3010; Mayer, II, 69.

In dem Sinne von Neidhart.


Neige.

1 Auf der Neige ist nicht gut sparen. - Eiselein, 492; Simrock, 7494; Körte, 4524; Braun, I, 3011.

Es ist schwer sparen, wenn etwas zu Ende geht. Im Plattdeutschen: Up de Nege is ne guot spoaren. (Schlingmann, 1071.)

Engl.: Better spare at the brim, than at the bottom. - Too late, to spare when the bottom is bare. (Gaal, 1429.)

Frz.: C'est bien tard d'epargner, quand tout est dissipe. - Il n'est plus tems d'epargner quand on voit le fond. (Kritzinger, 672b; Masson, 316.)

Lat.: Sera in fundo parsimonia. (Seneca.) (Gaal, 1428; Binder I, 1615; II, 3087; Faselius, 232; Hauer, Liij3; Fischer, 209, 60; Schonheim, S, 15; Seybold, 255; Wiegand, 34.)

Poln.: Nie w czas oszczedzamy, gdy dna dobieramy. (Masson, 316.)

Ung.: Keso a' takarekossag, mikor üres a' szekr eny. (Gaal, 1428.)

2 Die Neige gehört den Gottlosen. (S. Rest.)

Weil sie keinen Anspruch auf Belohnung haben.

3 Die Neige ist für den Frommen. - Körte, 4573; Simrock, 7497.

Weil der Geduldige mit allem fürlieb nimmt.

4 Erst de Nege, dann de Wege. (Holst.) - Schütze, III, 140.

Beim Trinken des Restes aus der Flasche.

5 Negel1 mass man aufessen, dass2 es hemlich3 bleibt. (Schles.)

1) Neigel, kleine Neigen.

2) Damit.

3) Heimlich = schön Wetter.

6 Was auf die Neige geht, wird gern sauer. - Eiselein, 492; Simrock, 7495; Körte2, 5683; Braun, I, 3013.

7 Wer auf seiner Neige ist, soll die Stunde zum Vortheil anlegen.

8 Wer die Neige aus der Kanne trinken will, dem fällt der Deckel aufs Maul.

9 Wer die Neige austrinkt, bekommt einen Alten (eine Alte) zur Ehe. (Steiermark.)

10 Wer einem die Neige getrunken, muss vom Frischen anheben. - Graf, 276, 295.

Wer einem andern Schaden zufügt, muss den frühern Zustand herstellen oder den Werthunterschied ersetzen. Man hat das Wort auch buchstäblich genommen, sodass, wer die Neige getrunken, vom Frischen anheben musste, um eine neue Neige, wie die frühere war, herzustellen. Man hat den Spruch sogar lateinisch gefasst: Qui bibit in neigos de frischibus incipit ille. (Simrock, 7499.) In einer Verordnung des Fürsten von Lippe im Jahre 1479 heisst es sogar: "Wir gestatten allen unsern Einwohnern und den Fremden frei zu trinken; und wer einem die Neige austrank, soll aus dem frisch gefüllten Bierkruge zu trinken anfangen." Wer diese Bestimmung übertrat, hatte hundert Schillinge Busse zu zahlen. (Vgl. auch Geschichte des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen von 1309, ferner: Waissel, Chronik alter Preussischer Historien, Königsberg 1599, S. 108.)

*11 A eis of d'r Näge. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 449.

Es geht zu Ende. (S. Kleien.) "Ich seh, 's is bey euch alles goar uf der Nege." (Keller, 171b; Gomolcke, 980.)

*12 Auf die Neige kommen. - Schottel, 1112b.

*13 Et geit mit em up de Nege. (Holst.) - Schütze, III, 140; hochdeutsch bei Körte2, 5683; Braun, I, 3012.

Er hat bald ausgewirthschaftet, mit seinem Handel oder Geschäft, mit seinem Leben geht's zu Ende. (S. Hund 1577, Loch 79, Matthäi 18 und Messer 107.)

Frz.: Cet homme est bas perce. (Lendroy, 1191.) - Il est a l'extremite. (Kritzinger, 297b.) - Il est bas. (Kritzinger, 59a.)

Lat.: Ad restim res rediit. - Trium dierum commeatus. (Philippi, II, 224.)

Poln.: Przepadl jak Szwed pod Poltawa. (Masson, 343.)


[Spaltenumbruch]
Neigung.

1 Aus Neigungen werden Tugenden und Laster.

Dän.: Affecter ere som traer, tit blive store af en liden saed. - Affecterne ere laster, om vi bruge dem ilde; dyder, om vi bruge dem vel. (Prov. dan., 16.)

2 Neigung und Gesetz (Vernunft) sind keine freundlichen Nachbarn.

It.: La propria passione fa guerra alla ragione. (Pazzaglia, 265, 1.)

3 Neigungen sind böse Richter.


Nein.

1 Besser Nein zu rechter Zeit als Ja zur Unzeit.

2 Des einen Nein gilt so viel als des andern Ja. - Pistor., VIII, 44; Simrock, 7500.

It.: Tanto vale il mio no, quanto il tuo si. (Bohn I, 128.)

3 Ein ehrlich Nein ist besser als zwei falsche Ja.

Dän.: Bedre at negte, end love og ei holde. - Bedre er nej end to ja. - Nej bedrager ingen. - Nej er bedre end lögn. (Prov. dan., 428.) - Ti nei er bedre end een lögen. (Bohn I, 401.)

4 Ein Nein zu rechter Zeit erspart viel Widerwärtigkeit.

Dän.: Nej ere gode swar naar de kommer i tide. (Prov. dan., 428.)

5 Es sagt wol keiner Nein, wird ihm geboten guter Wein.

Dän.: Man skal ei sige nej for mad, men for hug. (Prov. dan., 428.)

6 Immer Nein kann niemals Frau und Mutter sein.

Frz.: Dites toujours nenui, vous ne serez jamais mariee. (Bohn I, 16.)

7 Lass dir Nein Nein und Ja - Ja; solch Tugend heisst Constantia. - Hertz, 64.

8 Ne und Jawall seggen de Krummhörners (oder: Krummhöksters) all. - Kern, 56.

Die Krummhörner, Einwohner des Amtes Emden, sagen "Ne" und "Jawall," die Brockmerländer in den Aemtern Aurich und Norden "Nä" und "Jawol," die Oberledinger im Süden Ostfrieslands "Nich" und "Wol", statt "Nein" und "Ja". In ähnlicher Weise unterscheidet man in Frankreich nach der Aussprache des "Ja" (oui oder oc) zwischen Langued'oui und Langued'oc.

9 Nein geht ebenso geschwind aus dem Maul heraus als Ja.

Aber zur rechten Zeit und am rechten Orte Nein zu sagen scheint doch viel schwerer und darum auch selten zu sein. Man redet wol von Jabrüdern aber nicht von Neinbrüdern.

10 Nich und wol, schull und schall (statt sull und soll) seggen de Overledingers all. - Kern, 74.

*11 Er kann nur Nein sagen.

Widersprechen gehört zu seinem Wesen; "er ist der Geist, der stets verneint." Ist's weiss, so spricht er schwarz.

Frz.: Etre toujours sur le que si, que non. (Lendroy, 1265.)

Lat.: Homo semper contradicens. (Faselius, 107; Wiegand, 1039.)

*12 Er verträgt kein Nein.

Keinen Widerspruch; sein Wille soll überall zur Geltung kommen.

Dän.: Han vil ei have nej, hvor han kommer. (Prov. dan., 428.)

*13 Er wagt nicht, Nein zu sagen.

"Herrlicher Muth, der einem Mächtigen gegenüber nicht Nein zu sagen wagt." (Annalen der leidenden Menschheit, 1799, Hft. 6, S. 128.)

*14 He hett Ne to kop.

*15 Nei ist e Milchsuppe und ein Eselskopf drin g'sotte. - Sutermeister, 141.


Neister (s. Näherin).

Leie Neisters neien mit lange Pleisters. - Kern, 352.

Faule Näherinnen nähen gern mit langen Fäden.


Nekume.

* A Nekume (Rache) in de Wanzen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wird auf jemand angewandt, der sich selbst erheblichen Schaden zufügt, blos um an einem Feinde Rache zu üben. Nach der bekannten Anekdote, wonach jemand sein Haus anzündet, um die Wanzen daraus zu vertreiben und dazu das Lied anstimmt: "Wenn das nicht gut für die Wanzen ist, so weiss ich nicht, was besser ist."


Nelke.

1 Je voller die Nelke, desto unregelmässiger springt sie auf.

[Spaltenumbruch] 4 Der Neidische legt nichts zum Besten aus, sondern zum schlimmsten.

5 Der Neidische schadet niemand mehr als sich selbst.Parömiakon, 92.

6 Der Neidische stirbt wol, aber nicht der Neid.

7 Der Neidische trocknet aus vor Neid, der Gute weint vor Freud'!

8 Die Neidischen sind wie der Hund eines Gärtners.

9 Ein Neidischer kan nicht leiden, dass die Sonne ins Wasser scheint.Petri, II, 217.

10 Wer einen Neidischen quälen will, darf nur vergnügt sein.


Neidkragen.

* Er ist ein Neidkragen.Braun, I, 3010; Mayer, II, 69.

In dem Sinne von Neidhart.


Neige.

1 Auf der Neige ist nicht gut sparen.Eiselein, 492; Simrock, 7494; Körte, 4524; Braun, I, 3011.

Es ist schwer sparen, wenn etwas zu Ende geht. Im Plattdeutschen: Up de Nêge is ne guot spoaren. (Schlingmann, 1071.)

Engl.: Better spare at the brim, than at the bottom. – Too late, to spare when the bottom is bare. (Gaal, 1429.)

Frz.: C'est bien tard d'épargner, quand tout est dissipé. – Il n'est plus tems d'épargner quand on voit le fond. (Kritzinger, 672b; Masson, 316.)

Lat.: Sera in fundo parsimonia. (Seneca.) (Gaal, 1428; Binder I, 1615; II, 3087; Faselius, 232; Hauer, Liij3; Fischer, 209, 60; Schonheim, S, 15; Seybold, 255; Wiegand, 34.)

Poln.: Nie w czas oszczędzamy, gdy dna dobieramy. (Masson, 316.)

Ung.: Késő a' takarékosság, mikor üres a' szekr ény. (Gaal, 1428.)

2 Die Neige gehört den Gottlosen. (S. Rest.)

Weil sie keinen Anspruch auf Belohnung haben.

3 Die Neige ist für den Frommen.Körte, 4573; Simrock, 7497.

Weil der Geduldige mit allem fürlieb nimmt.

4 Erst de Nêge, dann de Wêge. (Holst.) – Schütze, III, 140.

Beim Trinken des Restes aus der Flasche.

5 Nêgel1 mass man aufessen, dass2 es hêmlich3 bleibt. (Schles.)

1) Neigel, kleine Neigen.

2) Damit.

3) Heimlich = schön Wetter.

6 Was auf die Neige geht, wird gern sauer.Eiselein, 492; Simrock, 7495; Körte2, 5683; Braun, I, 3013.

7 Wer auf seiner Neige ist, soll die Stunde zum Vortheil anlegen.

8 Wer die Neige aus der Kanne trinken will, dem fällt der Deckel aufs Maul.

9 Wer die Neige austrinkt, bekommt einen Alten (eine Alte) zur Ehe. (Steiermark.)

10 Wer einem die Neige getrunken, muss vom Frischen anheben.Graf, 276, 295.

Wer einem andern Schaden zufügt, muss den frühern Zustand herstellen oder den Werthunterschied ersetzen. Man hat das Wort auch buchstäblich genommen, sodass, wer die Neige getrunken, vom Frischen anheben musste, um eine neue Neige, wie die frühere war, herzustellen. Man hat den Spruch sogar lateinisch gefasst: Qui bibit in neigos de frischibus incipit ille. (Simrock, 7499.) In einer Verordnung des Fürsten von Lippe im Jahre 1479 heisst es sogar: „Wir gestatten allen unsern Einwohnern und den Fremden frei zu trinken; und wer einem die Neige austrank, soll aus dem frisch gefüllten Bierkruge zu trinken anfangen.“ Wer diese Bestimmung übertrat, hatte hundert Schillinge Busse zu zahlen. (Vgl. auch Geschichte des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen von 1309, ferner: Waissel, Chronik alter Preussischer Historien, Königsberg 1599, S. 108.)

*11 A îs of d'r Näge. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 449.

Es geht zu Ende. (S. Kleien.) „Ich seh, 's is bey euch alles goar uf der Nege.“ (Keller, 171b; Gomolcke, 980.)

*12 Auf die Neige kommen.Schottel, 1112b.

*13 Et geit mit em up de Nêge. (Holst.) – Schütze, III, 140; hochdeutsch bei Körte2, 5683; Braun, I, 3012.

Er hat bald ausgewirthschaftet, mit seinem Handel oder Geschäft, mit seinem Leben geht's zu Ende. (S. Hund 1577, Loch 79, Matthäi 18 und Messer 107.)

Frz.: Cet homme est bas percé. (Lendroy, 1191.) – Il est à l'extrémité. (Kritzinger, 297b.) – Il est bas. (Kritzinger, 59a.)

Lat.: Ad restim res rediit. – Trium dierum commeatus. (Philippi, II, 224.)

Poln.: Przepadł jak Szwed pod Połtawa. (Masson, 343.)


[Spaltenumbruch]
Neigung.

1 Aus Neigungen werden Tugenden und Laster.

Dän.: Affecter ere som trær, tit blive store af en liden sæd. – Affecterne ere laster, om vi bruge dem ilde; dyder, om vi bruge dem vel. (Prov. dan., 16.)

2 Neigung und Gesetz (Vernunft) sind keine freundlichen Nachbarn.

It.: La propria passione fà guerra alla ragione. (Pazzaglia, 265, 1.)

3 Neigungen sind böse Richter.


Nein.

1 Besser Nein zu rechter Zeit als Ja zur Unzeit.

2 Des einen Nein gilt so viel als des andern Ja.Pistor., VIII, 44; Simrock, 7500.

It.: Tanto vale il mio nò, quanto il tuo sì. (Bohn I, 128.)

3 Ein ehrlich Nein ist besser als zwei falsche Ja.

Dän.: Bedre at negte, end love og ei holde. – Bedre er nej end to ja. – Nej bedrager ingen. – Nej er bedre end løgn. (Prov. dan., 428.) – Ti nei er bedre end een løgen. (Bohn I, 401.)

4 Ein Nein zu rechter Zeit erspart viel Widerwärtigkeit.

Dän.: Nej ere gode swar naar de kommer i tide. (Prov. dan., 428.)

5 Es sagt wol keiner Nein, wird ihm geboten guter Wein.

Dän.: Man skal ei sige nej for mad, men for hug. (Prov. dan., 428.)

6 Immer Nein kann niemals Frau und Mutter sein.

Frz.: Dites toujours nenui, vous ne serez jamais mariée. (Bohn I, 16.)

7 Lass dir Nein Nein und Ja – Ja; solch Tugend heisst Constantia.Hertz, 64.

8 Ne und Jawall seggen de Krummhörners (oder: Krummhöksters) all.Kern, 56.

Die Krummhörner, Einwohner des Amtes Emden, sagen „Nê“ und „Jawall,“ die Brockmerländer in den Aemtern Aurich und Norden „Nä“ und „Jawol,“ die Oberledinger im Süden Ostfrieslands „Nich“ und „Wol“, statt „Nein“ und „Ja“. In ähnlicher Weise unterscheidet man in Frankreich nach der Aussprache des „Ja“ (oui oder oc) zwischen Langued'oui und Langued'oc.

9 Nein geht ebenso geschwind aus dem Maul heraus als Ja.

Aber zur rechten Zeit und am rechten Orte Nein zu sagen scheint doch viel schwerer und darum auch selten zu sein. Man redet wol von Jabrüdern aber nicht von Neinbrüdern.

10 Nich und wol, schull und schall (statt sull und soll) seggen de Overledingers all.Kern, 74.

*11 Er kann nur Nein sagen.

Widersprechen gehört zu seinem Wesen; „er ist der Geist, der stets verneint.“ Ist's weiss, so spricht er schwarz.

Frz.: Etre toujours sur le que si, que non. (Lendroy, 1265.)

Lat.: Homo semper contradicens. (Faselius, 107; Wiegand, 1039.)

*12 Er verträgt kein Nein.

Keinen Widerspruch; sein Wille soll überall zur Geltung kommen.

Dän.: Han vil ei have nej, hvor han kommer. (Prov. dan., 428.)

*13 Er wagt nicht, Nein zu sagen.

„Herrlicher Muth, der einem Mächtigen gegenüber nicht Nein zu sagen wagt.“ (Annalen der leidenden Menschheit, 1799, Hft. 6, S. 128.)

*14 He hett Nê to kôp.

*15 Nei ist e Milchsuppe und ein Eselskopf drin g'sotte.Sutermeister, 141.


Neister (s. Näherin).

Leie Neisters neien mit lange Pleisters.Kern, 352.

Faule Näherinnen nähen gern mit langen Fäden.


Nekume.

* A Nekume (Rache) in de Wanzen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wird auf jemand angewandt, der sich selbst erheblichen Schaden zufügt, blos um an einem Feinde Rache zu üben. Nach der bekannten Anekdote, wonach jemand sein Haus anzündet, um die Wanzen daraus zu vertreiben und dazu das Lied anstimmt: „Wenn das nicht gut für die Wanzen ist, so weiss ich nicht, was besser ist.“


Nelke.

1 Je voller die Nelke, desto unregelmässiger springt sie auf.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0512" n="[498]"/><cb n="995"/>
4 Der Neidische legt nichts zum Besten aus, sondern zum schlimmsten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Der Neidische schadet niemand mehr als sich selbst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 92.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Der Neidische stirbt wol, aber nicht der Neid.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Der Neidische trocknet aus vor Neid, der Gute weint vor Freud'!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Die Neidischen sind wie der Hund eines Gärtners.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Ein Neidischer kan nicht leiden, dass die Sonne ins Wasser scheint.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 217.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer einen Neidischen quälen will, darf nur vergnügt sein.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neidkragen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Neidkragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 3010; Mayer, II, 69.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne von Neidhart.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neige.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auf der Neige ist nicht gut sparen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 492; Simrock, 7494; Körte, 4524; Braun, I, 3011.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist schwer sparen, wenn etwas zu Ende geht. Im Plattdeutschen: Up de Nêge is ne guot spoaren. (<hi rendition="#i">Schlingmann, 1071.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Better spare at the brim, than at the bottom. &#x2013; Too late, to spare when the bottom is bare. (<hi rendition="#i">Gaal, 1429.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est bien tard d'épargner, quand tout est dissipé. &#x2013; Il n'est plus tems d'épargner quand on voit le fond. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 672<hi rendition="#sup">b</hi>; Masson, 316.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sera in fundo parsimonia. (<hi rendition="#i">Seneca.</hi>) (<hi rendition="#i">Gaal, 1428; Binder I, 1615; II, 3087; Faselius, 232; Hauer, Liij<hi rendition="#sup">3</hi>; Fischer, 209, 60; Schonheim, S, 15; Seybold, 255; Wiegand, 34.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Nie w czas oszcz&#x0119;dzamy, gdy dna dobieramy. (<hi rendition="#i">Masson, 316.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Kés&#x0151; a' takarékosság, mikor üres a' szekr ény. (<hi rendition="#i">Gaal, 1428.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Neige gehört den Gottlosen.</hi> (S.  Rest.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Weil sie keinen Anspruch auf Belohnung haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Neige ist für den Frommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4573; Simrock, 7497.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Weil der Geduldige mit allem fürlieb nimmt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Erst de Nêge, dann de Wêge.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, III, 140.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Beim Trinken des Restes aus der Flasche.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Nêgel<hi rendition="#sup">1</hi> mass man aufessen, dass<hi rendition="#sup">2</hi> es hêmlich<hi rendition="#sup">3</hi> bleibt.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Neigel, kleine Neigen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Damit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">3</hi>) Heimlich = schön Wetter.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Was auf die Neige geht, wird gern sauer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 492; Simrock, 7495; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5683; Braun, I, 3013.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer auf seiner Neige ist, soll die Stunde zum Vortheil anlegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer die Neige aus der Kanne trinken will, dem fällt der Deckel aufs Maul.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wer die Neige austrinkt, bekommt einen Alten (eine Alte) zur Ehe.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wer einem die Neige getrunken, muss vom Frischen anheben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 276, 295.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer einem andern Schaden zufügt, muss den frühern Zustand herstellen oder den Werthunterschied ersetzen. Man hat das Wort auch buchstäblich genommen, sodass, wer die Neige getrunken, vom Frischen anheben musste, um eine neue Neige, wie die frühere war, herzustellen. Man hat den Spruch sogar lateinisch gefasst: Qui bibit in neigos de frischibus incipit ille. (<hi rendition="#i">Simrock, 7499.</hi>) In einer Verordnung des Fürsten von Lippe im Jahre 1479 heisst es sogar: &#x201E;Wir gestatten allen unsern Einwohnern und den Fremden frei zu trinken; und wer einem die Neige austrank, soll aus dem frisch gefüllten Bierkruge zu trinken anfangen.&#x201C; Wer diese Bestimmung übertrat, hatte hundert Schillinge Busse zu zahlen. (Vgl. auch <hi rendition="#i">Geschichte des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen von 1309</hi>, ferner: <hi rendition="#i">Waissel, Chronik alter Preussischer Historien, Königsberg 1599, S. 108.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 A îs of d'r Näge.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr.-Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 449.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es geht zu Ende. (S.  Kleien.) &#x201E;Ich seh, 's is bey euch alles goar uf der Nege.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 171<hi rendition="#sup">b</hi>; Gomolcke, 980.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Auf die Neige kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1112<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Et geit mit em up de Nêge.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, III, 140;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5683; Braun, I, 3012.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat bald ausgewirthschaftet, mit seinem Handel oder Geschäft, mit seinem Leben geht's zu Ende. (S.  Hund 1577,  Loch 79,  Matthäi 18 und  Messer 107.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cet homme est bas percé. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1191.</hi>) &#x2013; Il est à l'extrémité. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 297<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) &#x2013; Il est bas. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 59<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ad restim res rediit. &#x2013; Trium dierum commeatus. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 224.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Przepad&#x0142; jak Szwed pod Po&#x0142;tawa. (<hi rendition="#i">Masson, 343.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="996"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Neigung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus Neigungen werden Tugenden und Laster.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Affecter ere som trær, tit blive store af en liden sæd. &#x2013; Affecterne ere laster, om vi bruge dem ilde; dyder, om vi bruge dem vel. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 16.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Neigung und Gesetz (Vernunft) sind keine freundlichen Nachbarn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La propria passione fà guerra alla ragione. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 265, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Neigungen sind böse Richter.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Besser Nein zu rechter Zeit als Ja zur Unzeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Des einen Nein gilt so viel als des andern Ja.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., VIII, 44; Simrock, 7500.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Tanto vale il mio nò, quanto il tuo sì. (<hi rendition="#i">Bohn I, 128.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein ehrlich Nein ist besser als zwei falsche Ja.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre at negte, end love og ei holde. &#x2013; Bedre er nej end to ja. &#x2013; Nej bedrager ingen. &#x2013; Nej er bedre end løgn. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 428.</hi>) &#x2013; Ti nei er bedre end een løgen. (<hi rendition="#i">Bohn I, 401.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ein Nein zu rechter Zeit erspart viel Widerwärtigkeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Nej ere gode swar naar de kommer i tide. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 428.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Es sagt wol keiner Nein, wird ihm geboten guter Wein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man skal ei sige nej for mad, men for hug. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 428.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Immer Nein kann niemals Frau und Mutter sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Dites toujours nenui, vous ne serez jamais mariée. (<hi rendition="#i">Bohn I, 16.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Lass dir Nein Nein und Ja &#x2013; Ja; solch Tugend heisst Constantia.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hertz, 64.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ne und Jawall seggen de Krummhörners (oder: Krummhöksters) all.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 56.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Krummhörner, Einwohner des Amtes Emden, sagen &#x201E;&#x201C; und &#x201E;Jawall,&#x201C; die Brockmerländer in den Aemtern Aurich und Norden &#x201E;&#x201C; und &#x201E;Jawol,&#x201C; die Oberledinger im Süden Ostfrieslands &#x201E;Nich&#x201C; und &#x201E;Wol&#x201C;, statt &#x201E;Nein&#x201C; und &#x201E;Ja&#x201C;. In ähnlicher Weise unterscheidet man in Frankreich nach der Aussprache des &#x201E;Ja&#x201C; (oui oder oc) zwischen Langued'oui und Langued'oc.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Nein geht ebenso geschwind aus dem Maul heraus als Ja.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber zur rechten Zeit und am rechten Orte Nein zu sagen scheint doch viel schwerer und darum auch selten zu sein. Man redet wol von Jabrüdern aber nicht von Neinbrüdern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Nich und wol, schull und schall (statt sull und soll) seggen de Overledingers all.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 74.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Er kann nur Nein sagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Widersprechen gehört zu seinem Wesen; &#x201E;er ist der Geist, der stets verneint.&#x201C; Ist's weiss, so spricht er schwarz.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Etre toujours sur le que si, que non. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1265.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Homo semper contradicens. (<hi rendition="#i">Faselius, 107; Wiegand, 1039.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Er verträgt kein Nein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Keinen Widerspruch; sein Wille soll überall zur Geltung kommen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Han vil ei have nej, hvor han kommer. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 428.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Er wagt nicht, Nein zu sagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Herrlicher Muth, der einem Mächtigen gegenüber nicht Nein zu sagen wagt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Annalen der leidenden Menschheit, 1799, Hft. 6, S. 128.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 He hett Nê to kôp.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Nei ist e Milchsuppe und ein Eselskopf drin g'sotte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 141.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Neister</hi> (s.  Näherin).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Leie Neisters neien mit lange Pleisters.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 352.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Faule Näherinnen nähen gern mit langen Fäden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nekume.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A Nekume (Rache) in de Wanzen.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird auf jemand angewandt, der sich selbst erheblichen Schaden zufügt, blos um an einem Feinde Rache zu üben. Nach der bekannten Anekdote, wonach jemand sein Haus anzündet, um die Wanzen daraus zu vertreiben und dazu das Lied anstimmt: &#x201E;Wenn das nicht gut für die Wanzen ist, so weiss ich nicht, was besser ist.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nelke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Je voller die Nelke, desto unregelmässiger springt sie auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[498]/0512] 4 Der Neidische legt nichts zum Besten aus, sondern zum schlimmsten. 5 Der Neidische schadet niemand mehr als sich selbst. – Parömiakon, 92. 6 Der Neidische stirbt wol, aber nicht der Neid. 7 Der Neidische trocknet aus vor Neid, der Gute weint vor Freud'! 8 Die Neidischen sind wie der Hund eines Gärtners. 9 Ein Neidischer kan nicht leiden, dass die Sonne ins Wasser scheint. – Petri, II, 217. 10 Wer einen Neidischen quälen will, darf nur vergnügt sein. Neidkragen. * Er ist ein Neidkragen. – Braun, I, 3010; Mayer, II, 69. In dem Sinne von Neidhart. Neige. 1 Auf der Neige ist nicht gut sparen. – Eiselein, 492; Simrock, 7494; Körte, 4524; Braun, I, 3011. Es ist schwer sparen, wenn etwas zu Ende geht. Im Plattdeutschen: Up de Nêge is ne guot spoaren. (Schlingmann, 1071.) Engl.: Better spare at the brim, than at the bottom. – Too late, to spare when the bottom is bare. (Gaal, 1429.) Frz.: C'est bien tard d'épargner, quand tout est dissipé. – Il n'est plus tems d'épargner quand on voit le fond. (Kritzinger, 672b; Masson, 316.) Lat.: Sera in fundo parsimonia. (Seneca.) (Gaal, 1428; Binder I, 1615; II, 3087; Faselius, 232; Hauer, Liij3; Fischer, 209, 60; Schonheim, S, 15; Seybold, 255; Wiegand, 34.) Poln.: Nie w czas oszczędzamy, gdy dna dobieramy. (Masson, 316.) Ung.: Késő a' takarékosság, mikor üres a' szekr ény. (Gaal, 1428.) 2 Die Neige gehört den Gottlosen. (S. Rest.) Weil sie keinen Anspruch auf Belohnung haben. 3 Die Neige ist für den Frommen. – Körte, 4573; Simrock, 7497. Weil der Geduldige mit allem fürlieb nimmt. 4 Erst de Nêge, dann de Wêge. (Holst.) – Schütze, III, 140. Beim Trinken des Restes aus der Flasche. 5 Nêgel1 mass man aufessen, dass2 es hêmlich3 bleibt. (Schles.) 1) Neigel, kleine Neigen. 2) Damit. 3) Heimlich = schön Wetter. 6 Was auf die Neige geht, wird gern sauer. – Eiselein, 492; Simrock, 7495; Körte2, 5683; Braun, I, 3013. 7 Wer auf seiner Neige ist, soll die Stunde zum Vortheil anlegen. 8 Wer die Neige aus der Kanne trinken will, dem fällt der Deckel aufs Maul. 9 Wer die Neige austrinkt, bekommt einen Alten (eine Alte) zur Ehe. (Steiermark.) 10 Wer einem die Neige getrunken, muss vom Frischen anheben. – Graf, 276, 295. Wer einem andern Schaden zufügt, muss den frühern Zustand herstellen oder den Werthunterschied ersetzen. Man hat das Wort auch buchstäblich genommen, sodass, wer die Neige getrunken, vom Frischen anheben musste, um eine neue Neige, wie die frühere war, herzustellen. Man hat den Spruch sogar lateinisch gefasst: Qui bibit in neigos de frischibus incipit ille. (Simrock, 7499.) In einer Verordnung des Fürsten von Lippe im Jahre 1479 heisst es sogar: „Wir gestatten allen unsern Einwohnern und den Fremden frei zu trinken; und wer einem die Neige austrank, soll aus dem frisch gefüllten Bierkruge zu trinken anfangen.“ Wer diese Bestimmung übertrat, hatte hundert Schillinge Busse zu zahlen. (Vgl. auch Geschichte des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen von 1309, ferner: Waissel, Chronik alter Preussischer Historien, Königsberg 1599, S. 108.) *11 A îs of d'r Näge. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 449. Es geht zu Ende. (S. Kleien.) „Ich seh, 's is bey euch alles goar uf der Nege.“ (Keller, 171b; Gomolcke, 980.) *12 Auf die Neige kommen. – Schottel, 1112b. *13 Et geit mit em up de Nêge. (Holst.) – Schütze, III, 140; hochdeutsch bei Körte2, 5683; Braun, I, 3012. Er hat bald ausgewirthschaftet, mit seinem Handel oder Geschäft, mit seinem Leben geht's zu Ende. (S. Hund 1577, Loch 79, Matthäi 18 und Messer 107.) Frz.: Cet homme est bas percé. (Lendroy, 1191.) – Il est à l'extrémité. (Kritzinger, 297b.) – Il est bas. (Kritzinger, 59a.) Lat.: Ad restim res rediit. – Trium dierum commeatus. (Philippi, II, 224.) Poln.: Przepadł jak Szwed pod Połtawa. (Masson, 343.) Neigung. 1 Aus Neigungen werden Tugenden und Laster. Dän.: Affecter ere som trær, tit blive store af en liden sæd. – Affecterne ere laster, om vi bruge dem ilde; dyder, om vi bruge dem vel. (Prov. dan., 16.) 2 Neigung und Gesetz (Vernunft) sind keine freundlichen Nachbarn. It.: La propria passione fà guerra alla ragione. (Pazzaglia, 265, 1.) 3 Neigungen sind böse Richter. Nein. 1 Besser Nein zu rechter Zeit als Ja zur Unzeit. 2 Des einen Nein gilt so viel als des andern Ja. – Pistor., VIII, 44; Simrock, 7500. It.: Tanto vale il mio nò, quanto il tuo sì. (Bohn I, 128.) 3 Ein ehrlich Nein ist besser als zwei falsche Ja. Dän.: Bedre at negte, end love og ei holde. – Bedre er nej end to ja. – Nej bedrager ingen. – Nej er bedre end løgn. (Prov. dan., 428.) – Ti nei er bedre end een løgen. (Bohn I, 401.) 4 Ein Nein zu rechter Zeit erspart viel Widerwärtigkeit. Dän.: Nej ere gode swar naar de kommer i tide. (Prov. dan., 428.) 5 Es sagt wol keiner Nein, wird ihm geboten guter Wein. Dän.: Man skal ei sige nej for mad, men for hug. (Prov. dan., 428.) 6 Immer Nein kann niemals Frau und Mutter sein. Frz.: Dites toujours nenui, vous ne serez jamais mariée. (Bohn I, 16.) 7 Lass dir Nein Nein und Ja – Ja; solch Tugend heisst Constantia. – Hertz, 64. 8 Ne und Jawall seggen de Krummhörners (oder: Krummhöksters) all. – Kern, 56. Die Krummhörner, Einwohner des Amtes Emden, sagen „Nê“ und „Jawall,“ die Brockmerländer in den Aemtern Aurich und Norden „Nä“ und „Jawol,“ die Oberledinger im Süden Ostfrieslands „Nich“ und „Wol“, statt „Nein“ und „Ja“. In ähnlicher Weise unterscheidet man in Frankreich nach der Aussprache des „Ja“ (oui oder oc) zwischen Langued'oui und Langued'oc. 9 Nein geht ebenso geschwind aus dem Maul heraus als Ja. Aber zur rechten Zeit und am rechten Orte Nein zu sagen scheint doch viel schwerer und darum auch selten zu sein. Man redet wol von Jabrüdern aber nicht von Neinbrüdern. 10 Nich und wol, schull und schall (statt sull und soll) seggen de Overledingers all. – Kern, 74. *11 Er kann nur Nein sagen. Widersprechen gehört zu seinem Wesen; „er ist der Geist, der stets verneint.“ Ist's weiss, so spricht er schwarz. Frz.: Etre toujours sur le que si, que non. (Lendroy, 1265.) Lat.: Homo semper contradicens. (Faselius, 107; Wiegand, 1039.) *12 Er verträgt kein Nein. Keinen Widerspruch; sein Wille soll überall zur Geltung kommen. Dän.: Han vil ei have nej, hvor han kommer. (Prov. dan., 428.) *13 Er wagt nicht, Nein zu sagen. „Herrlicher Muth, der einem Mächtigen gegenüber nicht Nein zu sagen wagt.“ (Annalen der leidenden Menschheit, 1799, Hft. 6, S. 128.) *14 He hett Nê to kôp. *15 Nei ist e Milchsuppe und ein Eselskopf drin g'sotte. – Sutermeister, 141. Neister (s. Näherin). Leie Neisters neien mit lange Pleisters. – Kern, 352. Faule Näherinnen nähen gern mit langen Fäden. Nekume. * A Nekume (Rache) in de Wanzen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wird auf jemand angewandt, der sich selbst erheblichen Schaden zufügt, blos um an einem Feinde Rache zu üben. Nach der bekannten Anekdote, wonach jemand sein Haus anzündet, um die Wanzen daraus zu vertreiben und dazu das Lied anstimmt: „Wenn das nicht gut für die Wanzen ist, so weiss ich nicht, was besser ist.“ Nelke. 1 Je voller die Nelke, desto unregelmässiger springt sie auf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/512
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [498]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/512>, abgerufen am 22.11.2024.