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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Holl.: Dat eene netel zal worden, brandt haast. (Harrebomee, II, 122b.)

Krain.: Zgodej zac ne zgati, kar kopriva ima ostati. (Celakovsky, 307.)

Kroat.: Zagot zacme zgati, kaj kopriva ima ostati. (Celakovsky, 307.)

Lat.: Urit mature, quod vult urtica manere. (Binder I, 1801; II, 3426; Egeria, 309; Fischer, 245, 113; Gaal, 1212; Loci comm., 142; Neander, 319; Philippi, II, 234; Chaos, 1060; Schonheim, V, 28; Seybold, 654.)

Slow.: Zgodai zacne zgati, kar ce kopriva ostati.

22 Wen die Nessel nicht brennen soll, der muss sie derb anfassen.

Die Russen: Wer die Nessel fest angreift, der brennt sich nicht. (Altmann VI, 444.)

23 Wenn man die Nessel auch nicht sieht, man fühlt sie wol.

Mhd.: Diu nezzel schiere wirt erkant, swer man sie nimt in bloze hant. (Freidank.)

24 Wer die Nesseln nicht mit der Wurzel fasst, jätet umsonst.

Die Russen: Man muss die Nesseln nicht blos abmähen, sondern ausreuten. (Altmann VI, 503.)

25 Wer die Nesseln über des Nachbars Zaun wirft, dem wachsen sie wieder in den eigenen Garten hinein.

Auch russisch Altmann VI, 491.

26 Wer Nesseln pflanzt, kann keine Lilien finden.

Holl.: Brandnetels kunnen geene lilien voortbrengen. (Harrebomee, II, 122b.)

27 Wer nicht eine Nessel ausreissen kann, muss nicht an einer Eiche rütteln.

Die Russen: Der ist ein Narr, wer nicht ein Wachholdersträuchlein aus der Erde heben kann und sich doch vermisset, eine Tanne aus dem Boden zu ziehen. (Altmann VI, 457.)

28 Wer sich in Nesseln schlafen legt, steht mit Blasen auf.

Die Russen: Wer Nesseln rauft, kann sich leicht brennen. (Altmann VI, 500.)

*29 Auf Nesseln sitzen. - Eiselein, 492; Braun, I, 3016.

Sehr unruhig. "Sie mag nicht ob der Kunkel bleiben; es ist ihr, als sässe sie auf lauter Nesseln und Ameisen." (Geiler.)

*30 Die Nesseln im Hofgarten brennen auch.

Die Russen: Wüchse die Nessel auch im Paradiese, man würde sie doch nicht loben. (Altmann VI, 502.)

*31 Einem eine Nessel in den Garten pflanzen.

*32 Er hat sich an derselben Nessel verbrannt.

Die Russen: Sich zum siebenten mal an derselben Nessel verbrennen. (Altmann VI, 517.)

*33 Etwas in die Nesseln werfen.

*34 Hei hat in de Nitteln kacket. (Sauerland.)

*35 I d' Nessle lege. (Luzern.)

*36 Nesseln bringt er nach Haus und nach Myrten ging er aus.

*37 Sich in die Nesseln verkriechen.

"Für scham in die nesseln verkroch." (Waldis, III, 67, 6.)

Lat.: Mire per urticas monachus exercet amicas. (Eiselein, 492.)

*38 Sie hat auf eine Nessel geschissen. (Rheinhessen.)


Nesselart.

1 Nesselart brennt gern. - Petri, II, 493.

2 Was von Nesselart ist, brennt beizeiten.


Nesselkraut.

Aus Nesselkraut wird kein Lavendel. - Parömiakon, 1890.


Nesselsamen.

Wer Nesselsamen streut, der darf sich nicht wundern, wenn Brennkraut wächst.

Dän.: Naeller avler naelle-fröe. (Prov. dan., 424.)


Nest.

1 Aigen nest helt wie ein mawer fest. - Gruter, I, 3; Petri, II, 161; Henisch, 829, 60; Latendorf II, 9; Simrock, 1913; Sailer, 72.

2 Am Nest sieht man schon, welche Art Vögel drin ist. - Blum, 481; Lange, 592; Eiselein, 621; Simrock, 7503; Körte, 4528; Braun, I, 3017.

Im Plattdeutschen: An't Nest kann Einen söchen, wat för'n Vogel drin woahnt. (Schlingmann, 1071.) Die Wohnung, sowie das ganze Aeussere eines Menschen verräth schon seinen Charakter, sein ganzes Innere. Die Russen: Man merkt es den Nestern wol an, ob Störche oder Spatzen darin wohnen. (Altmann VI, 467.)

Dän.: Man seer paa reden hvad fugl der bygger inden for. (Prov. dan., 469.)

[Spaltenumbruch] Holl.: 'T is goet sien aen den nest, wat voghel daerin woont. (Tunn., 23, 19.)

Lat.: E fimbria de texto judico. (Binder II, 899; Tappius, 85b; Chaos, 398.) - Ex culmo perspicitur spica demissa. (Sutor, 117.) - Nidus testatur, ibi qualis avis dominatur. (Fallersleben, 676; Sutor, 615.)

3 Am nest wird man leichtlich innen, was für ein Vogel war darinnen. - Eyering, I, 89; Petri, II, 14; Chaos, 930.

4 Das Nest bleibt dennoch mein, wenn schon der Kukuk legt darein, sprach jener Bachstelz. - Eiselein, 493.

5 Das Nest einer Maus im Ohr einer Katze war nie und wird nie sein.

6 Das Nest gehört nicht dem, der's gefunden (oder: dem, der's weiss), sondern dem, der's ausnimmt (der Eier oder Vögel nimmt).

Holl.: Die het nestje weet, heeft het niet; maar die het rooft. (Harrebomee, II, 120b.)

7 Das Nest verräth den Vogel.

Ebenso russisch Altmann VI, 474.

8 Der eine sucht das Nest und der andere nimmt die Vögel aus.

Böhm.: Jedni hnizdo shazovali, a druzi ptacky sbirali. (Celakovsky, 220.) - Mnohy shazuje hnizdo, a jini mlade sbiraji. (Celakovsky, 129.)

9 Ehe das Nest fertig ist, wird oft der Vogel gefangen. - Winckler, XII, 26.

10 Eigen Nest ist das best'.

Schwed.: Eget näste halls för det bäste. (Grubb, 177; Wensell, 27.)

11 Ein solch Nest muss solche Vögel haben. - Franck, Zeytbuch.

12 Erst das Nest und dann der Vogel. (S. Pfarre.) - Frischbier2, 2771.

Engl.: Before you marry, be sure of a house wherein to tarry.

Frz.: Avant de te marier aye maison pour habiter. (Masson, 177.)

Poln.: Smialy, co sie z dwoma bije; ale smielszy, co sie zeni, a nic niema. (Masson, 177.)

13 Es ist besser, sich selbst ins Nest zu setzen, als einen andern hineinzulassen.

Frz.: Ce qui est bon a prendre, est bon a rendre. (Kritzinger, 560a.)

14 Es ist zu sehen am Nest, was für ein Vogel drin gewest.

15 Gutes Nest, guter Vogel.

Böhm.: Dobreho hnizda dobre pleme. (Celakovsky, 405.)

Poln.: Dobrego gniazda dobre plemie. (Celakovsky, 405.)

16 Ich sehe an dem neste wol was vogels darin wohnet. - Franck, II, 72a; Tappius, 86a; Lehmann, II, 277, 29; Sailer, 182.

17 Im Neste bitt de Vuegel schärper äs wenn e derümme löppet. (Westf.)

18 In den Nestern vom vorigen Jahr muss man heuer keine Vögel suchen.

Span.: En los nidos de antanno no hai pajaros oganno. (Don Quixote.)

19 In die neuen Nester legen die Hühner gern. - Petri, II, 402.

20 In kleinen Nestern wohnen die besten Singvögel.

21 In neie Nester legget de Hoiner gären. - Schambach, I, 271.

22 Ist das Nest gemacht, so stirbt die Elster.

Ist das Haus gebaut, so trägt man den Herrn zum Thor hinaus.

It.: Nido fatto, gazza morta.

23 Je näher dem Nest, je offter der letzt. - Petri, II, 844.

24 Man behütet das Nest zu spät, wenn der Vogel ausgeflogen ist.

Schwed.: Seent stängia buren, när fogelen är utflugen.

25 Man muss das Nest nicht zu früh verlassen.

Holl.: Men moet zich niet te vroeg uit het nest begeven. (Harrebomee, II, 121a.)

26 Man muss sein eigen Nest nicht beschmuzen.

Holl.: Men moet zijn eigen nest niet bevuilen. (Harrebomee, II, 121a.)

27 Man sihets am Nest, was für ein Vogel drin (ge)wohnt. - Lehmann, 916, 4; Winckler, IX, 91; Eiselein, 621.

[Spaltenumbruch] Holl.: Dat eene netel zal worden, brandt haast. (Harrebomée, II, 122b.)

Krain.: Zgodej zač ne žgati, kar kopriva ima ostati. (Čelakovský, 307.)

Kroat.: Zagot začme žgati, kaj kopriva ima ostati. (Čelakovský, 307.)

Lat.: Urit mature, quod vult urtica manere. (Binder I, 1801; II, 3426; Egeria, 309; Fischer, 245, 113; Gaal, 1212; Loci comm., 142; Neander, 319; Philippi, II, 234; Chaos, 1060; Schonheim, V, 28; Seybold, 654.)

Slow.: Zgodai začne žgati, kar če kopriva ostati.

22 Wen die Nessel nicht brennen soll, der muss sie derb anfassen.

Die Russen: Wer die Nessel fest angreift, der brennt sich nicht. (Altmann VI, 444.)

23 Wenn man die Nessel auch nicht sieht, man fühlt sie wol.

Mhd.: Diu nezzel schiere wirt erkant, swer man sie nimt in blôze hant. (Freidank.)

24 Wer die Nesseln nicht mit der Wurzel fasst, jätet umsonst.

Die Russen: Man muss die Nesseln nicht blos abmähen, sondern ausreuten. (Altmann VI, 503.)

25 Wer die Nesseln über des Nachbars Zaun wirft, dem wachsen sie wieder in den eigenen Garten hinein.

Auch russisch Altmann VI, 491.

26 Wer Nesseln pflanzt, kann keine Lilien finden.

Holl.: Brandnetels kunnen geene lilien voortbrengen. (Harrebomée, II, 122b.)

27 Wer nicht eine Nessel ausreissen kann, muss nicht an einer Eiche rütteln.

Die Russen: Der ist ein Narr, wer nicht ein Wachholdersträuchlein aus der Erde heben kann und sich doch vermisset, eine Tanne aus dem Boden zu ziehen. (Altmann VI, 457.)

28 Wer sich in Nesseln schlafen legt, steht mit Blasen auf.

Die Russen: Wer Nesseln rauft, kann sich leicht brennen. (Altmann VI, 500.)

*29 Auf Nesseln sitzen.Eiselein, 492; Braun, I, 3016.

Sehr unruhig. „Sie mag nicht ob der Kunkel bleiben; es ist ihr, als sässe sie auf lauter Nesseln und Ameisen.“ (Geiler.)

*30 Die Nesseln im Hofgarten brennen auch.

Die Russen: Wüchse die Nessel auch im Paradiese, man würde sie doch nicht loben. (Altmann VI, 502.)

*31 Einem eine Nessel in den Garten pflanzen.

*32 Er hat sich an derselben Nessel verbrannt.

Die Russen: Sich zum siebenten mal an derselben Nessel verbrennen. (Altmann VI, 517.)

*33 Etwas in die Nesseln werfen.

*34 Hei hat in de Nitteln kacket. (Sauerland.)

*35 I d' Nessle lege. (Luzern.)

*36 Nesseln bringt er nach Haus und nach Myrten ging er aus.

*37 Sich in die Nesseln verkriechen.

„Für scham in die nesseln verkroch.“ (Waldis, III, 67, 6.)

Lat.: Mire per urticas monachus exercet amicas. (Eiselein, 492.)

*38 Sie hat auf eine Nessel geschissen. (Rheinhessen.)


Nesselart.

1 Nesselart brennt gern.Petri, II, 493.

2 Was von Nesselart ist, brennt beizeiten.


Nesselkraut.

Aus Nesselkraut wird kein Lavendel.Parömiakon, 1890.


Nesselsamen.

Wer Nesselsamen streut, der darf sich nicht wundern, wenn Brennkraut wächst.

Dän.: Næller avler nælle-frøe. (Prov. dan., 424.)


Nest.

1 Aigen nest helt wie ein mawer fest.Gruter, I, 3; Petri, II, 161; Henisch, 829, 60; Latendorf II, 9; Simrock, 1913; Sailer, 72.

2 Am Nest sieht man schon, welche Art Vögel drin ist.Blum, 481; Lange, 592; Eiselein, 621; Simrock, 7503; Körte, 4528; Braun, I, 3017.

Im Plattdeutschen: An't Nest kann Einen söchen, wat för'n Vogel drin woahnt. (Schlingmann, 1071.) Die Wohnung, sowie das ganze Aeussere eines Menschen verräth schon seinen Charakter, sein ganzes Innere. Die Russen: Man merkt es den Nestern wol an, ob Störche oder Spatzen darin wohnen. (Altmann VI, 467.)

Dän.: Man seer paa reden hvad fugl der bygger inden for. (Prov. dan., 469.)

[Spaltenumbruch] Holl.: 'T is goet sien aen den nest, wat voghel daerin woont. (Tunn., 23, 19.)

Lat.: E fimbria de texto judico. (Binder II, 899; Tappius, 85b; Chaos, 398.) – Ex culmo perspicitur spica demissa. (Sutor, 117.) – Nidus testatur, ibi qualis avis dominatur. (Fallersleben, 676; Sutor, 615.)

3 Am nest wird man leichtlich innen, was für ein Vogel war darinnen.Eyering, I, 89; Petri, II, 14; Chaos, 930.

4 Das Nest bleibt dennoch mein, wenn schon der Kukuk legt darein, sprach jener Bachstelz.Eiselein, 493.

5 Das Nest einer Maus im Ohr einer Katze war nie und wird nie sein.

6 Das Nest gehört nicht dem, der's gefunden (oder: dem, der's weiss), sondern dem, der's ausnimmt (der Eier oder Vögel nimmt).

Holl.: Die het nestje weet, heeft het niet; maar die het rooft. (Harrebomée, II, 120b.)

7 Das Nest verräth den Vogel.

Ebenso russisch Altmann VI, 474.

8 Der eine sucht das Nest und der andere nimmt die Vögel aus.

Böhm.: Jedni hnízdo shazovali, a druzí ptáčky sbírali. (Čelakovský, 220.) – Mnohý shazuje hnízdo, a jiní mladé sbírají. (Čelakovský, 129.)

9 Ehe das Nest fertig ist, wird oft der Vogel gefangen.Winckler, XII, 26.

10 Eigen Nest ist das best'.

Schwed.: Eget näste hålls för det bäste. (Grubb, 177; Wensell, 27.)

11 Ein solch Nest muss solche Vögel haben.Franck, Zeytbuch.

12 Erst das Nest und dann der Vogel. (S. Pfarre.) – Frischbier2, 2771.

Engl.: Before you marry, be sure of a house wherein to tarry.

Frz.: Avant de te marier aye maison pour habiter. (Masson, 177.)

Poln.: Śmiały, co się z dwóma bije; ale śmielszy, co się żeni, a nic niema. (Masson, 177.)

13 Es ist besser, sich selbst ins Nest zu setzen, als einen andern hineinzulassen.

Frz.: Ce qui est bon à prendre, est bon à rendre. (Kritzinger, 560a.)

14 Es ist zu sehen am Nest, was für ein Vogel drin gewest.

15 Gutes Nest, guter Vogel.

Böhm.: Dobrého hnízda dobré plémĕ. (Čelakovský, 405.)

Poln.: Dobrego gniazda dobre plemię. (Čelakovský, 405.)

16 Ich sehe an dem neste wol was vogels darin wohnet.Franck, II, 72a; Tappius, 86a; Lehmann, II, 277, 29; Sailer, 182.

17 Im Neste bitt de Vuegel schärper äs wenn e derümme löppet. (Westf.)

18 In den Nestern vom vorigen Jahr muss man heuer keine Vögel suchen.

Span.: En los nidos de antaño no hai pájaros ogaño. (Don Quixote.)

19 In die neuen Nester legen die Hühner gern.Petri, II, 402.

20 In kleinen Nestern wohnen die besten Singvögel.

21 In nîe Nester legget de Hoiner gären.Schambach, I, 271.

22 Ist das Nest gemacht, so stirbt die Elster.

Ist das Haus gebaut, so trägt man den Herrn zum Thor hinaus.

It.: Nido fatto, gazza morta.

23 Je näher dem Nest, je offter der letzt.Petri, II, 844.

24 Man behütet das Nest zu spät, wenn der Vogel ausgeflogen ist.

Schwed.: Seent stängia buren, när fogelen är utflugen.

25 Man muss das Nest nicht zu früh verlassen.

Holl.: Men moet zich niet te vroeg uit het nest begeven. (Harrebomée, II, 121a.)

26 Man muss sein eigen Nest nicht beschmuzen.

Holl.: Men moet zijn eigen nest niet bevuilen. (Harrebomée, II, 121a.)

27 Man sihets am Nest, was für ein Vogel drin (ge)wohnt.Lehmann, 916, 4; Winckler, IX, 91; Eiselein, 621.

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[[500]/0514] Holl.: Dat eene netel zal worden, brandt haast. (Harrebomée, II, 122b.) Krain.: Zgodej zač ne žgati, kar kopriva ima ostati. (Čelakovský, 307.) Kroat.: Zagot začme žgati, kaj kopriva ima ostati. (Čelakovský, 307.) Lat.: Urit mature, quod vult urtica manere. (Binder I, 1801; II, 3426; Egeria, 309; Fischer, 245, 113; Gaal, 1212; Loci comm., 142; Neander, 319; Philippi, II, 234; Chaos, 1060; Schonheim, V, 28; Seybold, 654.) Slow.: Zgodai začne žgati, kar če kopriva ostati. 22 Wen die Nessel nicht brennen soll, der muss sie derb anfassen. Die Russen: Wer die Nessel fest angreift, der brennt sich nicht. (Altmann VI, 444.) 23 Wenn man die Nessel auch nicht sieht, man fühlt sie wol. Mhd.: Diu nezzel schiere wirt erkant, swer man sie nimt in blôze hant. (Freidank.) 24 Wer die Nesseln nicht mit der Wurzel fasst, jätet umsonst. Die Russen: Man muss die Nesseln nicht blos abmähen, sondern ausreuten. (Altmann VI, 503.) 25 Wer die Nesseln über des Nachbars Zaun wirft, dem wachsen sie wieder in den eigenen Garten hinein. Auch russisch Altmann VI, 491. 26 Wer Nesseln pflanzt, kann keine Lilien finden. Holl.: Brandnetels kunnen geene lilien voortbrengen. (Harrebomée, II, 122b.) 27 Wer nicht eine Nessel ausreissen kann, muss nicht an einer Eiche rütteln. Die Russen: Der ist ein Narr, wer nicht ein Wachholdersträuchlein aus der Erde heben kann und sich doch vermisset, eine Tanne aus dem Boden zu ziehen. (Altmann VI, 457.) 28 Wer sich in Nesseln schlafen legt, steht mit Blasen auf. Die Russen: Wer Nesseln rauft, kann sich leicht brennen. (Altmann VI, 500.) *29 Auf Nesseln sitzen. – Eiselein, 492; Braun, I, 3016. Sehr unruhig. „Sie mag nicht ob der Kunkel bleiben; es ist ihr, als sässe sie auf lauter Nesseln und Ameisen.“ (Geiler.) *30 Die Nesseln im Hofgarten brennen auch. Die Russen: Wüchse die Nessel auch im Paradiese, man würde sie doch nicht loben. (Altmann VI, 502.) *31 Einem eine Nessel in den Garten pflanzen. *32 Er hat sich an derselben Nessel verbrannt. Die Russen: Sich zum siebenten mal an derselben Nessel verbrennen. (Altmann VI, 517.) *33 Etwas in die Nesseln werfen. *34 Hei hat in de Nitteln kacket. (Sauerland.) *35 I d' Nessle lege. (Luzern.) *36 Nesseln bringt er nach Haus und nach Myrten ging er aus. *37 Sich in die Nesseln verkriechen. „Für scham in die nesseln verkroch.“ (Waldis, III, 67, 6.) Lat.: Mire per urticas monachus exercet amicas. (Eiselein, 492.) *38 Sie hat auf eine Nessel geschissen. (Rheinhessen.) Nesselart. 1 Nesselart brennt gern. – Petri, II, 493. 2 Was von Nesselart ist, brennt beizeiten. Nesselkraut. Aus Nesselkraut wird kein Lavendel. – Parömiakon, 1890. Nesselsamen. Wer Nesselsamen streut, der darf sich nicht wundern, wenn Brennkraut wächst. Dän.: Næller avler nælle-frøe. (Prov. dan., 424.) Nest. 1 Aigen nest helt wie ein mawer fest. – Gruter, I, 3; Petri, II, 161; Henisch, 829, 60; Latendorf II, 9; Simrock, 1913; Sailer, 72. 2 Am Nest sieht man schon, welche Art Vögel drin ist. – Blum, 481; Lange, 592; Eiselein, 621; Simrock, 7503; Körte, 4528; Braun, I, 3017. Im Plattdeutschen: An't Nest kann Einen söchen, wat för'n Vogel drin woahnt. (Schlingmann, 1071.) Die Wohnung, sowie das ganze Aeussere eines Menschen verräth schon seinen Charakter, sein ganzes Innere. Die Russen: Man merkt es den Nestern wol an, ob Störche oder Spatzen darin wohnen. (Altmann VI, 467.) Dän.: Man seer paa reden hvad fugl der bygger inden for. (Prov. dan., 469.) Holl.: 'T is goet sien aen den nest, wat voghel daerin woont. (Tunn., 23, 19.) Lat.: E fimbria de texto judico. (Binder II, 899; Tappius, 85b; Chaos, 398.) – Ex culmo perspicitur spica demissa. (Sutor, 117.) – Nidus testatur, ibi qualis avis dominatur. (Fallersleben, 676; Sutor, 615.) 3 Am nest wird man leichtlich innen, was für ein Vogel war darinnen. – Eyering, I, 89; Petri, II, 14; Chaos, 930. 4 Das Nest bleibt dennoch mein, wenn schon der Kukuk legt darein, sprach jener Bachstelz. – Eiselein, 493. 5 Das Nest einer Maus im Ohr einer Katze war nie und wird nie sein. 6 Das Nest gehört nicht dem, der's gefunden (oder: dem, der's weiss), sondern dem, der's ausnimmt (der Eier oder Vögel nimmt). Holl.: Die het nestje weet, heeft het niet; maar die het rooft. (Harrebomée, II, 120b.) 7 Das Nest verräth den Vogel. Ebenso russisch Altmann VI, 474. 8 Der eine sucht das Nest und der andere nimmt die Vögel aus. Böhm.: Jedni hnízdo shazovali, a druzí ptáčky sbírali. (Čelakovský, 220.) – Mnohý shazuje hnízdo, a jiní mladé sbírají. (Čelakovský, 129.) 9 Ehe das Nest fertig ist, wird oft der Vogel gefangen. – Winckler, XII, 26. 10 Eigen Nest ist das best'. Schwed.: Eget näste hålls för det bäste. (Grubb, 177; Wensell, 27.) 11 Ein solch Nest muss solche Vögel haben. – Franck, Zeytbuch. 12 Erst das Nest und dann der Vogel. (S. Pfarre.) – Frischbier2, 2771. Engl.: Before you marry, be sure of a house wherein to tarry. Frz.: Avant de te marier aye maison pour habiter. (Masson, 177.) Poln.: Śmiały, co się z dwóma bije; ale śmielszy, co się żeni, a nic niema. (Masson, 177.) 13 Es ist besser, sich selbst ins Nest zu setzen, als einen andern hineinzulassen. Frz.: Ce qui est bon à prendre, est bon à rendre. (Kritzinger, 560a.) 14 Es ist zu sehen am Nest, was für ein Vogel drin gewest. 15 Gutes Nest, guter Vogel. Böhm.: Dobrého hnízda dobré plémĕ. (Čelakovský, 405.) Poln.: Dobrego gniazda dobre plemię. (Čelakovský, 405.) 16 Ich sehe an dem neste wol was vogels darin wohnet. – Franck, II, 72a; Tappius, 86a; Lehmann, II, 277, 29; Sailer, 182. 17 Im Neste bitt de Vuegel schärper äs wenn e derümme löppet. (Westf.) 18 In den Nestern vom vorigen Jahr muss man heuer keine Vögel suchen. Span.: En los nidos de antaño no hai pájaros ogaño. (Don Quixote.) 19 In die neuen Nester legen die Hühner gern. – Petri, II, 402. 20 In kleinen Nestern wohnen die besten Singvögel. 21 In nîe Nester legget de Hoiner gären. – Schambach, I, 271. 22 Ist das Nest gemacht, so stirbt die Elster. Ist das Haus gebaut, so trägt man den Herrn zum Thor hinaus. It.: Nido fatto, gazza morta. 23 Je näher dem Nest, je offter der letzt. – Petri, II, 844. 24 Man behütet das Nest zu spät, wenn der Vogel ausgeflogen ist. Schwed.: Seent stängia buren, när fogelen är utflugen. 25 Man muss das Nest nicht zu früh verlassen. Holl.: Men moet zich niet te vroeg uit het nest begeven. (Harrebomée, II, 121a.) 26 Man muss sein eigen Nest nicht beschmuzen. Holl.: Men moet zijn eigen nest niet bevuilen. (Harrebomée, II, 121a.) 27 Man sihets am Nest, was für ein Vogel drin (ge)wohnt. – Lehmann, 916, 4; Winckler, IX, 91; Eiselein, 621.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [500]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/514>, abgerufen am 22.11.2024.