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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch]

35 Nichts hat man ohne Mühe, auch fliegt keine Taube dem Müssiggänger ins Maul.

36 Nichts ist bald gegessen. - Mayer, I, 43.

37 Nichts ist gut für die Augen, nur nicht für den Magen (oder: aber bös für Beutel, Maul und Magen). - Petri, II, 498; Lehmann, II, 429, 126 u. 433, 54; Blum, 592; Bücking, 46; Pistor., VIII, 43; Gaal, 1216; Eiselein, 493; Simrock, 7521; Körte, 4541; Blass, 16; Parömiakon, 2337; Birlinger, 40; für Holstein: Eichwald, 1427; für Oldenburg: Goldschmidt, II, 72; für Aachen: Firmenich, I, 493, 108; für Waldeck: Curtze, 328, 172; für die Schweiz: Schweiz, I, 144, 80; für Schaffhausen: Schweiz, II, 168, 54; schlesisch bei Frommann, III, 414, 522.

In Pommern: Dröge Nicht. (Dähnert, 328b.) Nichts ist gut für die Augen, dem Mund will's aber nit taugen. (Chaos, 646.) Der Sinn des Sprichworts beruht auf einem Wortspiel. Das kleinste Stäubchen verursacht den Augen schon Unbequemlichkeit; sie ertragen nichts Fremdes. Der Magen dagegen fordert Speise und Trank; er will aufnehmen, die Augen nicht. - In dem ersten Theil des Sprichworts wird durch Nichts ein Arzneimittel gemeint, nihilum album, deutsch: Weisses Augennichts. Es ist ein Zinkkalk und wird als austrocknendes Mittel angewandt. Da es nun Fälle geben kann, wo solche Mittel erforderlich sind, so kann man von diesem Nichts sagen, dass es gut für die Augen ist. In seiner andern Bedeutung ist's aber desto übler für den Magen. Der Appenzeller: Nünt ist guet för d' Auga. Tobler (30) bemerkt dabei: eigentlich - das Abhalten des Lichtes ist schwachen oder kranken Augen zuträglich; figürlich: man sieht oft nur ärgerliche Dinge, sodass es besser wäre, wenn kein Gegenstand vor den Augen läge.

Altfries.: Fuar dit liif man: Nönt es bääst ön de Ogen. (Hansen, 8.)

Jüdisch-deutsch: Nix is gut für die Aage', aber nit für den Mage'. (Tendlau, 787.)

It.: Niente e buon per gli occhj. (Gaal, 1216.)

Lat.: Nil bene luminibus servit, male convenit ori. (Sutor, 89; Gaal, 1216.)

Schwed.: Intet är godt i ögat, men ondt i magen. (Wensell, 44.)

38 Nichts ist gut zun (in) Augen, vnd böss für den Bauch (in Maul). - Gruter, III, 72; Lehmann, 46, 58; Lohrengel, I, 544.

Einem Augenarzte, der seine Augensalbe ruhmrednerisch herausstrich, erwiderte jemand: "Aus Erfahrung weiss ich, Ihre Augensalbe ist von der Art, dass mann mit nichts heilsamer bestreicht." (Witzfunken, Ib, 44.)

39 Nichts ist nichts und kann nichts werden. - Eiselein, 493.

Lat.: De nihilo nihil in nihilum nil posse reverti. (Eiselein, 493.)

40 Nichts ist so gut, es habe denn sein Aber. - Körte2, 5712.

41 Nichts ist so schlecht, es ist zu etwas gut. - Körte, 4548.

42 Nichts macht arm und nichts macht reich. - Simrock, 7531; Körte, 4547.

43 Nichts ohne Ursache.

44 Nichts tragen, ist sehr leicht tragen. - Petri, II, 498.

45 Nichts umsonst. - Parömiakon, 2938.

Lat.: Nudus nec a centum viris spoliari potest. (Chrysos.) (Eiselein, 493.)

46 Nichts und nichts macht Zahnweh.

47 Nichts ward so gross vnd hochgeboren, dass nit etwan dess Glückes Zoren vnterdruckt vnd schlug zu Thal: je höher Baum, je schwerer Fall. - Gruter, III, 72.

48 Nichts zu sehr! (Altgriech.)

Empfiehlt in allem das rechte Mass.

Frz.: Rien de trop. (Körte, 4554.)

49 Nicks as best (bast) uun a uugen. (Amrum.) - Haupt, VIII, 356, 89.

Auf Sylt: Nöndt es best ör uugen. (Haupt, VIII, 356, 89.)

50 Nuscht on nei öss tweierlei. (Wehlau.)

51 Nütz ha, ist e rüebigs1 Ding. - Tobler, 372.

1) Rueb = Ruhe, rueba = ruhen, rüebig = ruhig. - Nichts haben ist ein ruhiges Ding. Wer besitzt, hat Sorge.

52 Van nix kümmet nix (har). (Waldeck.) - Curtze, 330, 198 u. 365, 622; für Hannover: Schambach, II, 254; Bueren, 1200; Hauskalender, I.

Bei Tunnicius (1082): Van nicht kumt nicht. (Fit nihil ex nihilo turba referente sophorum.)

[Spaltenumbruch] Altfries.: Fan Nönt kumt Nönt. (Hansen, 14.)

Dän.: Intet bliver at intet. (Prov. dan., 326.)

Engl.: Of nothing, nothing comes. (Masson, 263.)

Frz.: Ou il n'y a que prendre, rien ne sert amende. (Cahier, 2.)

Holl.: Van niet en comt niet. (Tunn., 26, 13.)

It.: Col niente si fa niente. (Marin, 4.)

Schwed.: Af intet blir intet. (Marin, 4.)

53 Von nichts redet sich nichts.

I. B. Schuppius (Lehrreiche Schriften, S. 402-413) hat aber sehr viel "von dem Lobe und Würde des Wörtlein Nichts" gesagt. Es fehlt auch nicht an Dichtern, die das Nichts zum Gegenstande ihrer Ergüsse genommen haben; als: Poema Johannis Passeratii In Nihil; ferner: Lambert Ludolf Philopöm. Auch der englische Dichter Cowley, Graf von Rochester, hat diesen Stoff behandelt; und Johnson bemerkt: "Das Nichts müsse nicht allein so angesehen werden, als ob es blos eine verneinende, sondern als ob es eine Art positiver Bedeutung habe; z. B. ich darf keine Diebe fürchten, ich habe Nichts, und Nichts ist ein mächtiger Beschützer. Im ersten Theile dieses Satzes ist es verneinend, im andern positiv als handelndes Wesen genommen." (Vgl. Witzfunken, IIb, 76, wo sich einige lateinische Gedichte auf "Nichts" als Proben finden.)

54 Von nichts zu etwas ist ein grosser Schritt. - Klix, 51.

55 Von nix kömmt nix, säd' de Scheper, dor let he enen streiken. - Hoefer, 897; Schlingmann, 1221.

56 Von nuscht öss nuscht.

Von nichts ist nichts.

57 Wä necks us sich mat, (dä) es necks. (Düren.) - Firmenich, I, 485, 125.

58 Wär et zo nicks bränge sall, dä künnt der Rhing (Rhein) ausdrinke, un dann hätt' hä doch noch Dosch. (Köln.) - Firmenich, I, 476, 218.

59 Was von nichts kommt, wird auch für nichts gehalten.

Frz. Schweiz: Schin que vin de rin on le prin po rin. (Schweiz, 242, 40.)

60 Wei niks is un ment sik niks1, dei is dubbelt niks. (Westf.)

1) Sick wat menen = eine Meinung von sich haben, auch: eingebildet sein.

61 Wen (wer) van necks tu wat kömmt, den (der) kennt sech selwer neit. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 8.

62 Wenn der anners nix ist, denn ist de Krabbe ok'n Fisk. - Hauskalender, IV.

63 Wenn nichts kommt zu etwas, dann kennt etwas sich selber nicht mehr. - Pistor., V, 39; Simrock, 7533; Körte, 4546.

Holl.: Al niet komt tot iet, kent het zich zelven niet. (Bohn I, 299.)

64 Wer mit nichts heirathet, spürt die Folgen bis zum Tode.

65 Wer nichts aus sich macht, ist nichts. - Simrock, 7530; Braun, I, 5101.

66 Wer nichts hat, dem entfelt auch nichts. - Franck, II, 97a; Tappius, 145a.

67 Wer nichts hat, dem gibt man nichts. - Petri, II, 743.

68 Wer nichts hat, dem kann Lips Tullian nichts stehlen.

Frz.: Qui n'a rien ne craint rien. - Saurement va qui n'a rien. (Masson, 264.)

69 Wer nichts hat, der gibt auch nichts. - Petri, II, 743.

70 Wer nichts hat, der verliert nichts. - Braun, I, 5104.

Böhm.: Kdo nic nema, nic neztrati. (Celakovsky, 171.)

Poln.: Kto niema, niestraci. (Celakovsky, 171.)

71 Wer nichts hat, geht sicher. - Körte, 4542.

72 Wer nichts hat, gilt nichts. - Petri, II, 742; Simrock, 7524; Körte, 4542.

73 Wer nichts hat, ist am besten dran.

74 Wer nichts hat, ist vor Räubern sicher.

Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Masson, 564.)

75 Wer nichts hat, kann nichts geben.

Böhm.: Kdo nic nema, nic nemuze dati. (Celakovsky, 176.)

Kroat.: Koi nikaj nema, nikaj nemre dati. (Celakovsky, 176.)

76 Wer nichts im Mörser hat, macht den grössten Spektakel. - Klix, 51.

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35 Nichts hat man ohne Mühe, auch fliegt keine Taube dem Müssiggänger ins Maul.

36 Nichts ist bald gegessen.Mayer, I, 43.

37 Nichts ist gut für die Augen, nur nicht für den Magen (oder: aber bös für Beutel, Maul und Magen).Petri, II, 498; Lehmann, II, 429, 126 u. 433, 54; Blum, 592; Bücking, 46; Pistor., VIII, 43; Gaal, 1216; Eiselein, 493; Simrock, 7521; Körte, 4541; Blass, 16; Parömiakon, 2337; Birlinger, 40; für Holstein: Eichwald, 1427; für Oldenburg: Goldschmidt, II, 72; für Aachen: Firmenich, I, 493, 108; für Waldeck: Curtze, 328, 172; für die Schweiz: Schweiz, I, 144, 80; für Schaffhausen: Schweiz, II, 168, 54; schlesisch bei Frommann, III, 414, 522.

In Pommern: Dröge Nicht. (Dähnert, 328b.) Nichts ist gut für die Augen, dem Mund will's aber nit taugen. (Chaos, 646.) Der Sinn des Sprichworts beruht auf einem Wortspiel. Das kleinste Stäubchen verursacht den Augen schon Unbequemlichkeit; sie ertragen nichts Fremdes. Der Magen dagegen fordert Speise und Trank; er will aufnehmen, die Augen nicht. – In dem ersten Theil des Sprichworts wird durch Nichts ein Arzneimittel gemeint, nihilum album, deutsch: Weisses Augennichts. Es ist ein Zinkkalk und wird als austrocknendes Mittel angewandt. Da es nun Fälle geben kann, wo solche Mittel erforderlich sind, so kann man von diesem Nichts sagen, dass es gut für die Augen ist. In seiner andern Bedeutung ist's aber desto übler für den Magen. Der Appenzeller: Nünt ist guet för d' Auga. Tobler (30) bemerkt dabei: eigentlich – das Abhalten des Lichtes ist schwachen oder kranken Augen zuträglich; figürlich: man sieht oft nur ärgerliche Dinge, sodass es besser wäre, wenn kein Gegenstand vor den Augen läge.

Altfries.: Fuar dit liif man: Nönt es bääst ön de Ogen. (Hansen, 8.)

Jüdisch-deutsch: Nix is gut für die Aage', aber nit für den Mage'. (Tendlau, 787.)

It.: Niente è buon per gli occhj. (Gaal, 1216.)

Lat.: Nil bene luminibus servit, male convenit ori. (Sutor, 89; Gaal, 1216.)

Schwed.: Intet är godt i ögat, men ondt i magen. (Wensell, 44.)

38 Nichts ist gut zun (in) Augen, vnd böss für den Bauch (in Maul).Gruter, III, 72; Lehmann, 46, 58; Lohrengel, I, 544.

Einem Augenarzte, der seine Augensalbe ruhmrednerisch herausstrich, erwiderte jemand: „Aus Erfahrung weiss ich, Ihre Augensalbe ist von der Art, dass mann mit nichts heilsamer bestreicht.“ (Witzfunken, Ib, 44.)

39 Nichts ist nichts und kann nichts werden.Eiselein, 493.

Lat.: De nihilo nihil in nihilum nil posse reverti. (Eiselein, 493.)

40 Nichts ist so gut, es habe denn sein Aber.Körte2, 5712.

41 Nichts ist so schlecht, es ist zu etwas gut.Körte, 4548.

42 Nichts macht arm und nichts macht reich.Simrock, 7531; Körte, 4547.

43 Nichts ohne Ursache.

44 Nichts tragen, ist sehr leicht tragen.Petri, II, 498.

45 Nichts umsonst.Parömiakon, 2938.

Lat.: Nudus nec a centum viris spoliari potest. (Chrysos.) (Eiselein, 493.)

46 Nichts und nichts macht Zahnweh.

47 Nichts ward so gross vnd hochgeboren, dass nit etwan dess Glückes Zoren vnterdruckt vnd schlug zu Thal: je höher Baum, je schwerer Fall.Gruter, III, 72.

48 Nichts zu sehr! (Altgriech.)

Empfiehlt in allem das rechte Mass.

Frz.: Rien de trop. (Körte, 4554.)

49 Nicks as best (bast) uun a uugen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 89.

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50 Nuscht on nei öss tweierlei. (Wehlau.)

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Bei Tunnicius (1082): Van nicht kumt nicht. (Fit nihil ex nihilo turba referente sophorum.)

[Spaltenumbruch] Altfries.: Fan Nönt kumt Nönt. (Hansen, 14.)

Dän.: Intet bliver at intet. (Prov. dan., 326.)

Engl.: Of nothing, nothing comes. (Masson, 263.)

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Holl.: Van niet en comt niet. (Tunn., 26, 13.)

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53 Von nichts redet sich nichts.

I. B. Schuppius (Lehrreiche Schriften, S. 402-413) hat aber sehr viel „von dem Lobe und Würde des Wörtlein Nichts“ gesagt. Es fehlt auch nicht an Dichtern, die das Nichts zum Gegenstande ihrer Ergüsse genommen haben; als: Poëma Johannis Passeratii In Nihil; ferner: Lambert Ludolf Philopöm. Auch der englische Dichter Cowley, Graf von Rochester, hat diesen Stoff behandelt; und Johnson bemerkt: „Das Nichts müsse nicht allein so angesehen werden, als ob es blos eine verneinende, sondern als ob es eine Art positiver Bedeutung habe; z. B. ich darf keine Diebe fürchten, ich habe Nichts, und Nichts ist ein mächtiger Beschützer. Im ersten Theile dieses Satzes ist es verneinend, im andern positiv als handelndes Wesen genommen.“ (Vgl. Witzfunken, IIb, 76, wo sich einige lateinische Gedichte auf „Nichts“ als Proben finden.)

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59 Was von nichts kommt, wird auch für nichts gehalten.

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73 Wer nichts hat, ist am besten dran.

74 Wer nichts hat, ist vor Räubern sicher.

Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Masson, 564.)

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Böhm.: Kdo nic nemá, nic nemůže dáti. (Čelakovský, 176.)

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[[509]/0523] 35 Nichts hat man ohne Mühe, auch fliegt keine Taube dem Müssiggänger ins Maul. 36 Nichts ist bald gegessen. – Mayer, I, 43. 37 Nichts ist gut für die Augen, nur nicht für den Magen (oder: aber bös für Beutel, Maul und Magen). – Petri, II, 498; Lehmann, II, 429, 126 u. 433, 54; Blum, 592; Bücking, 46; Pistor., VIII, 43; Gaal, 1216; Eiselein, 493; Simrock, 7521; Körte, 4541; Blass, 16; Parömiakon, 2337; Birlinger, 40; für Holstein: Eichwald, 1427; für Oldenburg: Goldschmidt, II, 72; für Aachen: Firmenich, I, 493, 108; für Waldeck: Curtze, 328, 172; für die Schweiz: Schweiz, I, 144, 80; für Schaffhausen: Schweiz, II, 168, 54; schlesisch bei Frommann, III, 414, 522. In Pommern: Dröge Nicht. (Dähnert, 328b.) Nichts ist gut für die Augen, dem Mund will's aber nit taugen. (Chaos, 646.) Der Sinn des Sprichworts beruht auf einem Wortspiel. Das kleinste Stäubchen verursacht den Augen schon Unbequemlichkeit; sie ertragen nichts Fremdes. Der Magen dagegen fordert Speise und Trank; er will aufnehmen, die Augen nicht. – In dem ersten Theil des Sprichworts wird durch Nichts ein Arzneimittel gemeint, nihilum album, deutsch: Weisses Augennichts. Es ist ein Zinkkalk und wird als austrocknendes Mittel angewandt. Da es nun Fälle geben kann, wo solche Mittel erforderlich sind, so kann man von diesem Nichts sagen, dass es gut für die Augen ist. In seiner andern Bedeutung ist's aber desto übler für den Magen. Der Appenzeller: Nünt ist guet för d' Auga. Tobler (30) bemerkt dabei: eigentlich – das Abhalten des Lichtes ist schwachen oder kranken Augen zuträglich; figürlich: man sieht oft nur ärgerliche Dinge, sodass es besser wäre, wenn kein Gegenstand vor den Augen läge. Altfries.: Fuar dit liif man: Nönt es bääst ön de Ogen. (Hansen, 8.) Jüdisch-deutsch: Nix is gut für die Aage', aber nit für den Mage'. (Tendlau, 787.) It.: Niente è buon per gli occhj. (Gaal, 1216.) Lat.: Nil bene luminibus servit, male convenit ori. (Sutor, 89; Gaal, 1216.) Schwed.: Intet är godt i ögat, men ondt i magen. (Wensell, 44.) 38 Nichts ist gut zun (in) Augen, vnd böss für den Bauch (in Maul). – Gruter, III, 72; Lehmann, 46, 58; Lohrengel, I, 544. Einem Augenarzte, der seine Augensalbe ruhmrednerisch herausstrich, erwiderte jemand: „Aus Erfahrung weiss ich, Ihre Augensalbe ist von der Art, dass mann mit nichts heilsamer bestreicht.“ (Witzfunken, Ib, 44.) 39 Nichts ist nichts und kann nichts werden. – Eiselein, 493. Lat.: De nihilo nihil in nihilum nil posse reverti. (Eiselein, 493.) 40 Nichts ist so gut, es habe denn sein Aber. – Körte2, 5712. 41 Nichts ist so schlecht, es ist zu etwas gut. – Körte, 4548. 42 Nichts macht arm und nichts macht reich. – Simrock, 7531; Körte, 4547. 43 Nichts ohne Ursache. 44 Nichts tragen, ist sehr leicht tragen. – Petri, II, 498. 45 Nichts umsonst. – Parömiakon, 2938. Lat.: Nudus nec a centum viris spoliari potest. (Chrysos.) (Eiselein, 493.) 46 Nichts und nichts macht Zahnweh. 47 Nichts ward so gross vnd hochgeboren, dass nit etwan dess Glückes Zoren vnterdruckt vnd schlug zu Thal: je höher Baum, je schwerer Fall. – Gruter, III, 72. 48 Nichts zu sehr! (Altgriech.) Empfiehlt in allem das rechte Mass. Frz.: Rien de trop. (Körte, 4554.) 49 Nicks as best (bast) uun a uugen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 89. Auf Sylt: Nöndt es best ör uugen. (Haupt, VIII, 356, 89.) 50 Nuscht on nei öss tweierlei. (Wehlau.) 51 Nütz hâ, ist e rüebigs1 Ding. – Tobler, 372. 1) Rueb = Ruhe, rueba = ruhen, rüebig = ruhig. – Nichts haben ist ein ruhiges Ding. Wer besitzt, hat Sorge. 52 Van nix kümmet nix (har). (Waldeck.) – Curtze, 330, 198 u. 365, 622; für Hannover: Schambach, II, 254; Bueren, 1200; Hauskalender, I. Bei Tunnicius (1082): Van nicht kumt nicht. (Fit nihil ex nihilo turba referente sophorum.) Altfries.: Fan Nönt kumt Nönt. (Hansen, 14.) Dän.: Intet bliver at intet. (Prov. dan., 326.) Engl.: Of nothing, nothing comes. (Masson, 263.) Frz.: Où il n'y a que prendre, rien ne sert amende. (Cahier, 2.) Holl.: Van niet en comt niet. (Tunn., 26, 13.) It.: Col niente si fa niente. (Marin, 4.) Schwed.: Af intet blir intet. (Marin, 4.) 53 Von nichts redet sich nichts. I. B. Schuppius (Lehrreiche Schriften, S. 402-413) hat aber sehr viel „von dem Lobe und Würde des Wörtlein Nichts“ gesagt. Es fehlt auch nicht an Dichtern, die das Nichts zum Gegenstande ihrer Ergüsse genommen haben; als: Poëma Johannis Passeratii In Nihil; ferner: Lambert Ludolf Philopöm. Auch der englische Dichter Cowley, Graf von Rochester, hat diesen Stoff behandelt; und Johnson bemerkt: „Das Nichts müsse nicht allein so angesehen werden, als ob es blos eine verneinende, sondern als ob es eine Art positiver Bedeutung habe; z. B. ich darf keine Diebe fürchten, ich habe Nichts, und Nichts ist ein mächtiger Beschützer. Im ersten Theile dieses Satzes ist es verneinend, im andern positiv als handelndes Wesen genommen.“ (Vgl. Witzfunken, IIb, 76, wo sich einige lateinische Gedichte auf „Nichts“ als Proben finden.) 54 Von nichts zu etwas ist ein grosser Schritt. – Klix, 51. 55 Von nix kömmt nix, säd' de Schêper, dôr lêt he ênen strîken. – Hoefer, 897; Schlingmann, 1221. 56 Von nuscht öss nuscht. Von nichts ist nichts. 57 Wä necks us sich mât, (dä) es necks. (Düren.) – Firmenich, I, 485, 125. 58 Wär et zo nicks bränge sall, dä künnt der Rhing (Rhein) ûsdrinke, un dann hätt' hä doch noch Dôsch. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 218. 59 Was von nichts kommt, wird auch für nichts gehalten. Frz. Schweiz: Schin que vin dé rin on le prin po rin. (Schweiz, 242, 40.) 60 Wei niks is un ment sik niks1, dei is dubbelt niks. (Westf.) 1) Sick wat menen = eine Meinung von sich haben, auch: eingebildet sein. 61 Wen (wer) van necks tu wat kömmt, den (der) kennt sech selwer nît. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 8. 62 Wenn der anners nix ist, denn ist de Krabbe ôk'n Fisk. – Hauskalender, IV. 63 Wenn nichts kommt zu etwas, dann kennt etwas sich selber nicht mehr. – Pistor., V, 39; Simrock, 7533; Körte, 4546. Holl.: Al niet komt tot iet, kent het zich zelven niet. (Bohn I, 299.) 64 Wer mit nichts heirathet, spürt die Folgen bis zum Tode. 65 Wer nichts aus sich macht, ist nichts. – Simrock, 7530; Braun, I, 5101. 66 Wer nichts hat, dem entfelt auch nichts. – Franck, II, 97a; Tappius, 145a. 67 Wer nichts hat, dem gibt man nichts. – Petri, II, 743. 68 Wer nichts hat, dem kann Lips Tullian nichts stehlen. Frz.: Qui n'a rien ne craint rien. – Sûrement va qui n'a rien. (Masson, 264.) 69 Wer nichts hat, der gibt auch nichts. – Petri, II, 743. 70 Wer nichts hat, der verliert nichts. – Braun, I, 5104. Böhm.: Kdo nic nemá, nic neztratí. (Čelakovský, 171.) Poln.: Kto niema, niestraci. (Čelakovský, 171.) 71 Wer nichts hat, geht sicher. – Körte, 4542. 72 Wer nichts hat, gilt nichts. – Petri, II, 742; Simrock, 7524; Körte, 4542. 73 Wer nichts hat, ist am besten dran. 74 Wer nichts hat, ist vor Räubern sicher. Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Masson, 564.) 75 Wer nichts hat, kann nichts geben. Böhm.: Kdo nic nemá, nic nemůže dáti. (Čelakovský, 176.) Kroat.: Koi nikaj nema, nikaj nemre dati. (Čelakovský, 176.) 76 Wer nichts im Mörser hat, macht den grössten Spektakel. – Klix, 51.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [509]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/523>, abgerufen am 25.06.2024.