Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 62 Et hätt gein Nuth, dat en jung Krohl er Uhl jett brengt. (Köln.) - Weyden, II, 14.

63 Fremde Noth gibt den Aerzten Brot.

Dän.: Andres nöd giver laegen bröd.

64 Fremde Noth ist des Esels Tod.

Span.: Cuidados agenos matan al asno. (Don Quixote.)

65 Für Noth hilfft kein schewen. - Petri, II, 321.

66 Gemeinsame Noth macht aus Freunden Feinde.

Dän.: Faelles nöd giör venner af uvenner. (Prov. dan., 330.)

67 Gewaffnete Noth muss man mit Waffen vertreiben. - Graf, 390, 562; Klingen, 196b.

Gewalt mit Gewalt. (S. Gewalt 42, 44 u. 47; Mann 77 u. 765.)

68 Gleiche Noth macht aus Feinden Freunde.

Schwed.: Nöd giör twungen wänskap. (Grubb, 603.)

69 Grosse Noth lehrt kleine tragen.

Dän.: Af det större nöd laerer det mindre at drage. (Prov. dan., 430.)

70 Grosse Noth treibt manchen fort. - Seybold, 142.

71 Grosse Noth und Pein lehrt um Hülfe schrein.

Holl.: Het was zulk een nood niet, anders zouden ze wel: help, help! geroepen hebben. (Harrebomee, II, 129a.)

72 Grosse Nöthen, grosse Hülfen. - Günnel, Schleswig-Holstein (Zwickau 1865), S. 22.

73 Huast te Neit, se fleit, bäs se weder eiew're geit. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 1103.

74 Ich wollt gern hör'n wo grössre Noth, als wo der Beck selbst wieget das Brod, der Metzger mit im Rath will sein, der Burgemeister schenket Wein, der Wucherer sitzt obenan, der Arm allhie die Haar muss lan.

Angeblich aus einer Handschrift von 1549. (Vgl. Plauderstübchen, 1863, Nr. 10.)

75 In der not leeret man die waren freund erkennen. - Tappius, 103b; Lehmann, II, 279, 51.

Dän.: I nöd pröves troe og dyd. (Prov. dan., 430.)

Lat.: In discrimine apparet qui vir sit. (Binder I, 728; II, 1221; Philippi, I, 193; Seybold, 237; Sutor, 467.)

76 In der not spürt (erkennt) man den freund. - Franck, I, 116b u. 142a; Herberger, II, 74; Broma, 7.

"In der not allezeit behend die guten freund man bald erkent." (Loci comm., 5.) Bei Tunnicius (596): In der not sal men de vrunde merken. (Rebus in adversis vere cognoris amicum.)

Mhd.: Niemen weiz wa er friunde hat, wann soz an leip und ere gat. (Freidank.) (Zingerle, 39.)

Böhm.: V nouzi a potrebe pritele poznati. (Celakovsky, 231.)

Frz.: Au besoin l'on connaeit l'ami. (Bohn I, 6.)

Holl.: In der noot besoect men vrienden. (Tunn., 15, 1.)

It.: Conoscon gl' infelici quali siano i veri amici. - Nell' avversita si conoscono gl' amici. (Pazzaglia, 8 u. 24.)

Lat.: Dum tribulor gravius, tunc nosco quis sit amicus. (Fallersleben, 430; Loci comm., 5.) - Pondus amicitiae tristia sola probant. (Mone, Rein. Vulpes, Stuttgart 1832, I, 800.)

Schwed.: Nöden giör bästa wäneprof. - Nöden pröfwar wänskap. (Grubb, 397, 601 u. 878.)

77 In der Noth denkt man nicht an Handmanschetten.

Böhm.: V nouzi poznavame, co zbytecnyck potreb mame.(Celakovsky, 177.)

Poln.: W nedzy lacno poznawamy, jak wiele zbytnych rzeczy miewamy. (Celakovsky, 177.)

78 In der Noth erkennt man den Werth vom Brot.

79 In der Noth erkennt man, der ein Mann ist. - Sutor, 467.

Lat.: Vir in discrimine apparet. (Binder I, 1856; II, 3559; Manutius, 961; Sutor, 467; Seybold, 636.)

80 In der Noth frisst der Teufel Bürgermeister. - Schles. Provinzialbl., 1866, 429.

Bis auf Dorfschulzen scheint sich sein Appetit nicht zu steigern.

81 In der Noth frisst der Teufel Fliegen und fängt sie wol auch noch selber.

1) Und der Pariser - Ratten, fügte die Allgemeine Familienzeitung 1870 bei. - Im Kreise Militsch in Schlesien: Ei der Nauth frisst der Teufel Fliegen und fäungt se au no salber.

Böhm.: Dobra psu moucha, chlapovi repa. (Celakovsky, 189.)

82 In der Noth frisst ein armer Teufel auf Pump. - Dresdener Nachrichten, 1869.

83 In der Noth gehen funfzig (hundert) Freunde auf ein Loth.

Böhm.: V nouzi pratel snadno padesat na lot se vejde. (Celakovsky, 234.)

Kroat.: Priatelov vu sili petdeset lehko stane na lot. (Celakovsky, 234.)

[Spaltenumbruch] Lat.: Tempore felici multi mumerantur amici, si fortuna perit, nullus amicus erit. (Binder II, 3305; Schreger, 56.)

84 In der Noth greift man in Dreck, fehlt es an Speck, sagte Peter Möffert als er im Gerinne lag.

Holl.: In den nood grijpt men zoowel naar een' stront als naar een' puthaak, zei Dries, en hij lag in het water. (Harrebomee, II, 129a.)

85 In der Noth isst man Afterkuchen und nimmt sogar mit weizenem fürlieb. (Neumarkt in Schlesien.)

86 In der Noth isst man Pastetenrinde für Brot. - Simrock, 7590.

Jüdisch-deutsch in Warschau: "Var Noth esst män weiss Brot", wie man in solchem Falle an Wochentagen die Sonntagskleider anlegt.

87 In der Noth isst man Pumpernickel für Brot.

Holl.: In nood is alle ding brood. ( Harrebomee, II, 129.)

It.: A tempo di carestia pan veccioso.

88 In der Noth ist ein Nachbar besser als ein Bruder in der Ferne.

Holl.: In den nood is een getrouw gebuur beter dan een broeder, die verre is. (Harrebomee, II, 129a.)

89 In der Noth ist guter Rath theuer.

90 In der Noth klopft der Mann bei den Freunden an.

Holl.: In den nood bezoekt men de vrienden. (Harrebomee, II, 129a.)

91 In der Noth lernt man den Mann kennen. - Broma, I, 7.

Holl.: De nood doet ook versaagde knechten met groote kracht en ijver vechten. - De nood toont den man. (Harrebomee, II, 128b.)

92 In der Noth macht man aus einem Strohhalm einen Zahnstocher.

93 In der noth muss man das schamhütlein abziehen. - Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 47; Körte, 4601; Braun, I, 3082.

Manches thun und ertragen, was man unter andern Umständen nicht gethan und ertragen haben würde.

Böhm.: Ostydlost jest take zivnost. - V nouzi stud na stranu. (Celakovsky, 121.)

Dän.: Nöd saetter blusel til side. (Prov. dan., 430.)

Holl.: Nood moet de schamschoenen aan eene zijde zetten. (Harrebomee II, 129b.)

It.: Dove non bisogna non si deve haver vergogna. (Pazzaglia, 460, 7.)

Lat.: In vota miseros ultimus cogit pudor. - Non habitant una pudor et fames. (Quinct.) - Rebus semper pudor absit in arctis. (Val.) (Philippi, I, 209; II, 38 u. 151; Seybold, 523.) - Verecundia inutilis viro egenti. (Binder I, 1833; II, 3510; Erasm., 799; Tappius, 39a; Fischer, 231, 33; Hauer, 11; Philippi, II, 245; Seybold, 625.)

Schwed.: Nöd giör näsewijs. (Grubb, 600.)

94 In der noth nimbt man ein Dieb vom Galgen; wenn man sein nicht mehr bedarf, henckt man jhn wieder dran. - Lehmann, 557, 52; Lehmann, II, 409, 28; Schulze, 100; Tendlau, 797.

95 In der Noth nimmt man Gnade für Recht.

Holl.: In den nood is genade beter dan regt. (Harrebomee, II, 129a.)

96 In der Noth schmeckt jedes Brot.

Schwed.: Nöd wällier intet bröd. (Grubb, 603.)

97 In der Noth seind alle güter gemein. - Lehmann, 555, 22; Luther, 39; Eisenhart, 184; Hillebrand, 191, 272; Eiselein, 496; Pistor., V, 12; Simrock, 7579; Graf, 389, 551.

Der Zustand der Noth, will das Sprichwort lehren, stellt die Gemeinschaft der Güter wieder her; und derjenige begehe keinen Diebstahl, welcher z. B. um den Hunger zu stillen, der das Leben bedroht, die Lebensmittel anderer angreife. Das Sprichwort findet z. B. seine Anwendung in einer allgemeinen Hungersnoth, wenn die Obrigkeit nicht mehr im Stande ist, den Nothleidenden zu helfen.

Holl.: In den nood zijn alle goederen gemeen. (Harrebomee, II, 129a.)

Lat.: Necessitas magnum humanae imbecillitatis patrocinium, omnem legem frangit. (Eiselein, 496.) - Profanat quasvis res sacras necessitas.

98 In der Noth sind die Freunde todt.

Mhd.: Wenne ez gat an rechte not, so sint die vriund alle tot. (Boner.) (Zingerle, 39.)

99 In der Noth tanzt man mit Huren.

100 In der Noth werden milde Gaben klein (rar).

Böhm.: Draha almuzna v cas nouze. (Celakovsky, 44.)

[Spaltenumbruch] 62 Et hätt gein Nuth, dat en jung Krohl er Uhl jett brengt. (Köln.) – Weyden, II, 14.

63 Fremde Noth gibt den Aerzten Brot.

Dän.: Andres nød giver lægen brød.

64 Fremde Noth ist des Esels Tod.

Span.: Cuidados agenos matan al asno. (Don Quixote.)

65 Für Noth hilfft kein schewen.Petri, II, 321.

66 Gemeinsame Noth macht aus Freunden Feinde.

Dän.: Fælles nød giør venner af uvenner. (Prov. dan., 330.)

67 Gewaffnete Noth muss man mit Waffen vertreiben.Graf, 390, 562; Klingen, 196b.

Gewalt mit Gewalt. (S. Gewalt 42, 44 u. 47; Mann 77 u. 765.)

68 Gleiche Noth macht aus Feinden Freunde.

Schwed.: Nöd giör twungen wänskap. (Grubb, 603.)

69 Grosse Noth lehrt kleine tragen.

Dän.: Af det større nød lærer det mindre at drage. (Prov. dan., 430.)

70 Grosse Noth treibt manchen fort.Seybold, 142.

71 Grosse Noth und Pein lehrt um Hülfe schrein.

Holl.: Het was zulk een nood niet, anders zouden ze wel: help, help! geroepen hebben. (Harrebomée, II, 129a.)

72 Grosse Nöthen, grosse Hülfen.Günnel, Schleswig-Holstein (Zwickau 1865), S. 22.

73 Huast te Nît, se flît, bäs se weder îew're gît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1103.

74 Ich wollt gern hör'n wo grössre Noth, als wo der Beck selbst wieget das Brod, der Metzger mit im Rath will sein, der Burgemeister schenket Wein, der Wucherer sitzt obenan, der Arm allhie die Haar muss lan.

Angeblich aus einer Handschrift von 1549. (Vgl. Plauderstübchen, 1863, Nr. 10.)

75 In der not leeret man die waren freund erkennen.Tappius, 103b; Lehmann, II, 279, 51.

Dän.: I nød prøves troe og dyd. (Prov. dan., 430.)

Lat.: In discrimine apparet qui vir sit. (Binder I, 728; II, 1221; Philippi, I, 193; Seybold, 237; Sutor, 467.)

76 In der not spürt (erkennt) man den freund.Franck, I, 116b u. 142a; Herberger, II, 74; Broma, 7.

„In der not allezeit behend die guten freund man bald erkent.“ (Loci comm., 5.) Bei Tunnicius (596): In der nôt sal men de vrunde merken. (Rebus in adversis vere cognoris amicum.)

Mhd.: Niemen weiz wâ er friunde hât, wann soz an lîp und êre gât. (Freidank.) (Zingerle, 39.)

Böhm.: V nouzi a potřebĕ přítele poznati. (Čelakovský, 231.)

Frz.: Au besoin l'on connaît l'ami. (Bohn I, 6.)

Holl.: In der noot besoect men vrienden. (Tunn., 15, 1.)

It.: Conoscon gl' infelici quali siano i veri amici. – Nell' avversità si conoscono gl' amici. (Pazzaglia, 8 u. 24.)

Lat.: Dum tribulor gravius, tunc nosco quis sit amicus. (Fallersleben, 430; Loci comm., 5.) – Pondus amicitiae tristia sola probant. (Mone, Rein. Vulpes, Stuttgart 1832, I, 800.)

Schwed.: Nöden giör bästa wäneprof. – Nöden pröfwar wänskap. (Grubb, 397, 601 u. 878.)

77 In der Noth denkt man nicht an Handmanschetten.

Böhm.: V nouzi poznáváme, co zbytečnýck potřeb máme.(Čelakovský, 177.)

Poln.: W nędzy łacno poznawamy, jak wiele zbytnych rzeczy miewamy. (Čelakovský, 177.)

78 In der Noth erkennt man den Werth vom Brot.

79 In der Noth erkennt man, der ein Mann ist.Sutor, 467.

Lat.: Vir in discrimine apparet. (Binder I, 1856; II, 3559; Manutius, 961; Sutor, 467; Seybold, 636.)

80 In der Noth frisst der Teufel Bürgermeister.Schles. Provinzialbl., 1866, 429.

Bis auf Dorfschulzen scheint sich sein Appetit nicht zu steigern.

81 In der Noth frisst der Teufel Fliegen und fängt sie wol auch noch selber.

1) Und der Pariser – Ratten, fügte die Allgemeine Familienzeitung 1870 bei. – Im Kreise Militsch in Schlesien: Ei der Nauth frisst der Teufel Fliegen und fäungt se au no salber.

Böhm.: Dobrá psu moucha, chlapovi řepa. (Čelakovský, 189.)

82 In der Noth frisst ein armer Teufel auf Pump.Dresdener Nachrichten, 1869.

83 In der Noth gehen funfzig (hundert) Freunde auf ein Loth.

Böhm.: V nouzi přátel snadno padesát na lot se vejde. (Čelakovský, 234.)

Kroat.: Priatelov vu sili petdeset lehko stane na lot. (Čelakovský, 234.)

[Spaltenumbruch] Lat.: Tempore felici multi mumerantur amici, si fortuna perit, nullus amicus erit. (Binder II, 3305; Schreger, 56.)

84 In der Noth greift man in Dreck, fehlt es an Speck, sagte Peter Möffert als er im Gerinne lag.

Holl.: In den nood grijpt men zoowel naar een' stront als naar een' puthaak, zei Dries, en hij lag in het water. (Harrebomée, II, 129a.)

85 In der Noth isst man Afterkuchen und nimmt sogar mit weizenem fürlieb. (Neumarkt in Schlesien.)

86 In der Noth isst man Pastetenrinde für Brot.Simrock, 7590.

Jüdisch-deutsch in Warschau: „Var Noth esst män weiss Brot“, wie man in solchem Falle an Wochentagen die Sonntagskleider anlegt.

87 In der Noth isst man Pumpernickel für Brot.

Holl.: In nood is alle ding brood. ( Harrebomée, II, 129.)

It.: A tempo di carestia pan veccioso.

88 In der Noth ist ein Nachbar besser als ein Bruder in der Ferne.

Holl.: In den nood is een getrouw gebuur beter dan een broeder, die verre is. (Harrebomée, II, 129a.)

89 In der Noth ist guter Rath theuer.

90 In der Noth klopft der Mann bei den Freunden an.

Holl.: In den nood bezoekt men de vrienden. (Harrebomée, II, 129a.)

91 In der Noth lernt man den Mann kennen.Broma, I, 7.

Holl.: De nood doet ook versaagde knechten met groote kracht en ijver vechten. – De nood toont den man. (Harrebomée, II, 128b.)

92 In der Noth macht man aus einem Strohhalm einen Zahnstocher.

93 In der noth muss man das schamhütlein abziehen.Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 47; Körte, 4601; Braun, I, 3082.

Manches thun und ertragen, was man unter andern Umständen nicht gethan und ertragen haben würde.

Böhm.: Ostydlost jest také živnost. – V nouzi stud na stranu. (Čelakovský, 121.)

Dän.: Nød sætter blusel til side. (Prov. dan., 430.)

Holl.: Nood moet de schamschoenen aan eene zijde zetten. (Harrebomée II, 129b.)

It.: Dove non bisogna non si deve haver vergogna. (Pazzaglia, 460, 7.)

Lat.: In vota miseros ultimus cogit pudor. – Non habitant una pudor et fames. (Quinct.) – Rebus semper pudor absit in arctis. (Val.) (Philippi, I, 209; II, 38 u. 151; Seybold, 523.) – Verecundia inutilis viro egenti. (Binder I, 1833; II, 3510; Erasm., 799; Tappius, 39a; Fischer, 231, 33; Hauer, 11; Philippi, II, 245; Seybold, 625.)

Schwed.: Nöd giör näsewijs. (Grubb, 600.)

94 In der noth nimbt man ein Dieb vom Galgen; wenn man sein nicht mehr bedarf, henckt man jhn wieder dran.Lehmann, 557, 52; Lehmann, II, 409, 28; Schulze, 100; Tendlau, 797.

95 In der Noth nimmt man Gnade für Recht.

Holl.: In den nood is genade beter dan regt. (Harrebomée, II, 129a.)

96 In der Noth schmeckt jedes Brot.

Schwed.: Nöd wällier intet bröd. (Grubb, 603.)

97 In der Noth seind alle güter gemein.Lehmann, 555, 22; Luther, 39; Eisenhart, 184; Hillebrand, 191, 272; Eiselein, 496; Pistor., V, 12; Simrock, 7579; Graf, 389, 551.

Der Zustand der Noth, will das Sprichwort lehren, stellt die Gemeinschaft der Güter wieder her; und derjenige begehe keinen Diebstahl, welcher z. B. um den Hunger zu stillen, der das Leben bedroht, die Lebensmittel anderer angreife. Das Sprichwort findet z. B. seine Anwendung in einer allgemeinen Hungersnoth, wenn die Obrigkeit nicht mehr im Stande ist, den Nothleidenden zu helfen.

Holl.: In den nood zijn alle goederen gemeen. (Harrebomée, II, 129a.)

Lat.: Necessitas magnum humanae imbecillitatis patrocinium, omnem legem frangit. (Eiselein, 496.) – Profanat quasvis res sacras necessitas.

98 In der Noth sind die Freunde todt.

Mhd.: Wenne ez gât an rechte nôt, so sint die vriund alle tôt. (Boner.) (Zingerle, 39.)

99 In der Noth tanzt man mit Huren.

100 In der Noth werden milde Gaben klein (rar).

Böhm.: Drahá almužna v čas nouze. (Čelakovský, 44.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0538" n="[524]"/><cb n="1047"/>
62 Et hätt gein Nuth, dat en jung Krohl er Uhl jett brengt.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Weyden, II, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">63 Fremde Noth gibt den Aerzten Brot.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Andres nød giver lægen brød.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">64 Fremde Noth ist des Esels Tod.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Cuidados agenos matan al asno. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">65 Für Noth hilfft kein schewen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 321.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">66 Gemeinsame Noth macht aus Freunden Feinde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Fælles nød giør venner af uvenner. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 330.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">67 Gewaffnete Noth muss man mit Waffen vertreiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 390, 562; Klingen, 196<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gewalt mit Gewalt. (S. Gewalt  42,  44 u.  47; Mann  77 u.  765.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">68 Gleiche Noth macht aus Feinden Freunde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Nöd giör twungen wänskap. (<hi rendition="#i">Grubb, 603.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">69 Grosse Noth lehrt kleine tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Af det større nød lærer det mindre at drage. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 430.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">70 Grosse Noth treibt manchen fort.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Seybold, 142.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">71 Grosse Noth und Pein lehrt um Hülfe schrein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het was zulk een nood niet, anders zouden ze wel: help, help! geroepen hebben. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 129<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">72 Grosse Nöthen, grosse Hülfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Günnel, Schleswig-Holstein (Zwickau 1865), S. 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">73 Huast te Nît, se flît, bäs se weder îew're gît.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 1103.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">74 Ich wollt gern hör'n wo grössre Noth, als wo der Beck selbst wieget das Brod, der Metzger mit im Rath will sein, der Burgemeister schenket Wein, der Wucherer sitzt obenan, der Arm allhie die Haar muss lan.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Angeblich aus einer Handschrift von 1549. (Vgl. <hi rendition="#i">Plauderstübchen, 1863, Nr. 10.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">75 In der not leeret man die waren freund erkennen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 103<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 279, 51.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: I nød prøves troe og dyd. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 430.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In discrimine apparet qui vir sit. (<hi rendition="#i">Binder I, 728; II, 1221; Philippi, I, 193; Seybold, 237; Sutor, 467.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">76 In der not spürt (erkennt) man den freund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 116<hi rendition="#sup">b</hi> u. 142<hi rendition="#sup">a</hi>; Herberger, II, 74; Broma, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;In der not allezeit behend die guten freund man bald erkent.&#x201C; (<hi rendition="#i">Loci comm., 5.</hi>) Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (596)</hi>: In der nôt sal men de vrunde merken. (Rebus in adversis vere cognoris amicum.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Niemen weiz wâ er friunde hât, wann soz an lîp und êre gât. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 39.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: V nouzi a pot&#x0159;eb&#x0115; p&#x0159;ítele poznati. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 231.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Au besoin l'on connaît l'ami. (<hi rendition="#i">Bohn I, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: In der noot besoect men vrienden. (<hi rendition="#i">Tunn., 15, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Conoscon gl' infelici quali siano i veri amici. &#x2013; Nell' avversità si conoscono gl' amici. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 8 u. 24.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dum tribulor gravius, tunc nosco quis sit amicus. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 430; Loci comm., 5.</hi>) &#x2013; Pondus amicitiae tristia sola probant. (<hi rendition="#i">Mone, Rein. Vulpes, Stuttgart 1832, I, 800.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Nöden giör bästa wäneprof. &#x2013; Nöden pröfwar wänskap. (<hi rendition="#i">Grubb, 397, 601 u. 878.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">77 In der Noth denkt man nicht an Handmanschetten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: V nouzi poznáváme, co zbyte&#x010D;nýck pot&#x0159;eb máme.(<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 177.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: W n&#x0119;dzy &#x0142;acno poznawamy, jak wiele zbytnych rzeczy miewamy. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 177.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">78 In der Noth erkennt man den Werth vom Brot.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">79 In der Noth erkennt man, der ein Mann ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 467.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Vir in discrimine apparet. (<hi rendition="#i">Binder I, 1856; II, 3559; Manutius, 961; Sutor, 467; Seybold, 636.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">80 In der Noth frisst der Teufel Bürgermeister.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schles. Provinzialbl., 1866, 429.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bis auf Dorfschulzen scheint sich sein Appetit nicht zu steigern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">81 In der Noth frisst der Teufel Fliegen und fängt sie wol auch noch selber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Und der Pariser &#x2013; Ratten, fügte die <hi rendition="#i">Allgemeine Familienzeitung 1870</hi> bei. &#x2013; Im Kreise Militsch in Schlesien: Ei der Nauth frisst der Teufel Fliegen und fäungt se au no salber.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Dobrá psu moucha, chlapovi &#x0159;epa. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 189.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">82 In der Noth frisst ein armer Teufel auf Pump.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dresdener Nachrichten, 1869.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">83 In der Noth gehen funfzig (hundert) Freunde auf ein Loth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: V nouzi p&#x0159;átel snadno padesát na lot se vejde. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 234.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Priatelov vu sili petdeset lehko stane na lot. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 234.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i"><cb n="1048"/>
Lat.</hi>: Tempore felici multi mumerantur amici, si fortuna perit, nullus amicus erit. (<hi rendition="#i">Binder II, 3305; Schreger, 56.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">84 In der Noth greift man in Dreck, fehlt es an Speck, sagte Peter Möffert als er im Gerinne lag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: In den nood grijpt men zoowel naar een' stront als naar een' puthaak, zei Dries, en hij lag in het water. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 129<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">85 In der Noth isst man Afterkuchen und nimmt sogar mit weizenem fürlieb.</hi> (<hi rendition="#i">Neumarkt in Schlesien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">86 In der Noth isst man Pastetenrinde für Brot.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7590.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Jüdisch-deutsch in Warschau: &#x201E;Var Noth esst män weiss Brot&#x201C;, wie man in solchem Falle an Wochentagen die Sonntagskleider anlegt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">87 In der Noth isst man Pumpernickel für Brot.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: In nood is alle ding brood. ( <hi rendition="#i">Harrebomée, II, 129.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A tempo di carestia pan veccioso.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">88 In der Noth ist ein Nachbar besser als ein Bruder in der Ferne.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: In den nood is een getrouw gebuur beter dan een broeder, die verre is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 129<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">89 In der Noth ist guter Rath theuer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">90 In der Noth klopft der Mann bei den Freunden an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: In den nood bezoekt men de vrienden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 129<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">91 In der Noth lernt man den Mann kennen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Broma, I, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De nood doet ook versaagde knechten met groote kracht en ijver vechten. &#x2013; De nood toont den man. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 128<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">92 In der Noth macht man aus einem Strohhalm einen Zahnstocher.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">93 In der noth muss man das schamhütlein abziehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 47; Körte, 4601; Braun, I, 3082.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Manches thun und ertragen, was man unter andern Umständen nicht gethan und ertragen haben würde.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Ostydlost jest také &#x017E;ivnost. &#x2013; V nouzi stud na stranu. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 121.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Nød sætter blusel til side. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 430.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Nood moet de schamschoenen aan eene zijde zetten. (<hi rendition="#i">Harrebomée II, 129<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Dove non bisogna non si deve haver vergogna. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 460, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In vota miseros ultimus cogit pudor. &#x2013; Non habitant una pudor et fames. (<hi rendition="#i">Quinct.</hi>) &#x2013; Rebus semper pudor absit in arctis. (<hi rendition="#i">Val.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 209; II, 38 u. 151; Seybold, 523.</hi>) &#x2013; Verecundia inutilis viro egenti. (<hi rendition="#i">Binder I, 1833; II, 3510; Erasm., 799; Tappius, 39<hi rendition="#sup">a</hi>; Fischer, 231, 33; Hauer, 11; Philippi, II, 245; Seybold, 625.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Nöd giör näsewijs. (<hi rendition="#i">Grubb, 600.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">94 In der noth nimbt man ein Dieb vom Galgen; wenn man sein nicht mehr bedarf, henckt man jhn wieder dran.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 557, 52; Lehmann, II, 409, 28; Schulze, 100; Tendlau, 797.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">95 In der Noth nimmt man Gnade für Recht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: In den nood is genade beter dan regt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 129<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">96 In der Noth schmeckt jedes Brot.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Nöd wällier intet bröd. (<hi rendition="#i">Grubb, 603.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">97 In der Noth seind alle güter gemein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 555, 22; Luther, 39; Eisenhart, 184; Hillebrand, 191, 272; Eiselein, 496; Pistor., V, 12; Simrock, 7579; Graf, 389, 551.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Zustand der Noth, will das Sprichwort lehren, stellt die Gemeinschaft der Güter wieder her; und derjenige begehe keinen Diebstahl, welcher z. B. um den Hunger zu stillen, der das Leben bedroht, die Lebensmittel anderer angreife. Das Sprichwort findet z. B. seine Anwendung in einer allgemeinen Hungersnoth, wenn die Obrigkeit nicht mehr im Stande ist, den Nothleidenden zu helfen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: In den nood zijn alle goederen gemeen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 129<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Necessitas magnum humanae imbecillitatis patrocinium, omnem legem frangit. (<hi rendition="#i">Eiselein, 496.</hi>) &#x2013; Profanat quasvis res sacras necessitas.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">98 In der Noth sind die Freunde todt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Wenne ez gât an rechte nôt, so sint die vriund alle tôt. (<hi rendition="#i">Boner.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 39.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">99 In der Noth tanzt man mit Huren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">100 In der Noth werden milde Gaben klein (rar).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Drahá almu&#x017E;na v &#x010D;as nouze. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 44.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[524]/0538] 62 Et hätt gein Nuth, dat en jung Krohl er Uhl jett brengt. (Köln.) – Weyden, II, 14. 63 Fremde Noth gibt den Aerzten Brot. Dän.: Andres nød giver lægen brød. 64 Fremde Noth ist des Esels Tod. Span.: Cuidados agenos matan al asno. (Don Quixote.) 65 Für Noth hilfft kein schewen. – Petri, II, 321. 66 Gemeinsame Noth macht aus Freunden Feinde. Dän.: Fælles nød giør venner af uvenner. (Prov. dan., 330.) 67 Gewaffnete Noth muss man mit Waffen vertreiben. – Graf, 390, 562; Klingen, 196b. Gewalt mit Gewalt. (S. Gewalt 42, 44 u. 47; Mann 77 u. 765.) 68 Gleiche Noth macht aus Feinden Freunde. Schwed.: Nöd giör twungen wänskap. (Grubb, 603.) 69 Grosse Noth lehrt kleine tragen. Dän.: Af det større nød lærer det mindre at drage. (Prov. dan., 430.) 70 Grosse Noth treibt manchen fort. – Seybold, 142. 71 Grosse Noth und Pein lehrt um Hülfe schrein. Holl.: Het was zulk een nood niet, anders zouden ze wel: help, help! geroepen hebben. (Harrebomée, II, 129a.) 72 Grosse Nöthen, grosse Hülfen. – Günnel, Schleswig-Holstein (Zwickau 1865), S. 22. 73 Huast te Nît, se flît, bäs se weder îew're gît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1103. 74 Ich wollt gern hör'n wo grössre Noth, als wo der Beck selbst wieget das Brod, der Metzger mit im Rath will sein, der Burgemeister schenket Wein, der Wucherer sitzt obenan, der Arm allhie die Haar muss lan. Angeblich aus einer Handschrift von 1549. (Vgl. Plauderstübchen, 1863, Nr. 10.) 75 In der not leeret man die waren freund erkennen. – Tappius, 103b; Lehmann, II, 279, 51. Dän.: I nød prøves troe og dyd. (Prov. dan., 430.) Lat.: In discrimine apparet qui vir sit. (Binder I, 728; II, 1221; Philippi, I, 193; Seybold, 237; Sutor, 467.) 76 In der not spürt (erkennt) man den freund. – Franck, I, 116b u. 142a; Herberger, II, 74; Broma, 7. „In der not allezeit behend die guten freund man bald erkent.“ (Loci comm., 5.) Bei Tunnicius (596): In der nôt sal men de vrunde merken. (Rebus in adversis vere cognoris amicum.) Mhd.: Niemen weiz wâ er friunde hât, wann soz an lîp und êre gât. (Freidank.) (Zingerle, 39.) Böhm.: V nouzi a potřebĕ přítele poznati. (Čelakovský, 231.) Frz.: Au besoin l'on connaît l'ami. (Bohn I, 6.) Holl.: In der noot besoect men vrienden. (Tunn., 15, 1.) It.: Conoscon gl' infelici quali siano i veri amici. – Nell' avversità si conoscono gl' amici. (Pazzaglia, 8 u. 24.) Lat.: Dum tribulor gravius, tunc nosco quis sit amicus. (Fallersleben, 430; Loci comm., 5.) – Pondus amicitiae tristia sola probant. (Mone, Rein. Vulpes, Stuttgart 1832, I, 800.) Schwed.: Nöden giör bästa wäneprof. – Nöden pröfwar wänskap. (Grubb, 397, 601 u. 878.) 77 In der Noth denkt man nicht an Handmanschetten. Böhm.: V nouzi poznáváme, co zbytečnýck potřeb máme.(Čelakovský, 177.) Poln.: W nędzy łacno poznawamy, jak wiele zbytnych rzeczy miewamy. (Čelakovský, 177.) 78 In der Noth erkennt man den Werth vom Brot. 79 In der Noth erkennt man, der ein Mann ist. – Sutor, 467. Lat.: Vir in discrimine apparet. (Binder I, 1856; II, 3559; Manutius, 961; Sutor, 467; Seybold, 636.) 80 In der Noth frisst der Teufel Bürgermeister. – Schles. Provinzialbl., 1866, 429. Bis auf Dorfschulzen scheint sich sein Appetit nicht zu steigern. 81 In der Noth frisst der Teufel Fliegen und fängt sie wol auch noch selber. 1) Und der Pariser – Ratten, fügte die Allgemeine Familienzeitung 1870 bei. – Im Kreise Militsch in Schlesien: Ei der Nauth frisst der Teufel Fliegen und fäungt se au no salber. Böhm.: Dobrá psu moucha, chlapovi řepa. (Čelakovský, 189.) 82 In der Noth frisst ein armer Teufel auf Pump. – Dresdener Nachrichten, 1869. 83 In der Noth gehen funfzig (hundert) Freunde auf ein Loth. Böhm.: V nouzi přátel snadno padesát na lot se vejde. (Čelakovský, 234.) Kroat.: Priatelov vu sili petdeset lehko stane na lot. (Čelakovský, 234.) Lat.: Tempore felici multi mumerantur amici, si fortuna perit, nullus amicus erit. (Binder II, 3305; Schreger, 56.) 84 In der Noth greift man in Dreck, fehlt es an Speck, sagte Peter Möffert als er im Gerinne lag. Holl.: In den nood grijpt men zoowel naar een' stront als naar een' puthaak, zei Dries, en hij lag in het water. (Harrebomée, II, 129a.) 85 In der Noth isst man Afterkuchen und nimmt sogar mit weizenem fürlieb. (Neumarkt in Schlesien.) 86 In der Noth isst man Pastetenrinde für Brot. – Simrock, 7590. Jüdisch-deutsch in Warschau: „Var Noth esst män weiss Brot“, wie man in solchem Falle an Wochentagen die Sonntagskleider anlegt. 87 In der Noth isst man Pumpernickel für Brot. Holl.: In nood is alle ding brood. ( Harrebomée, II, 129.) It.: A tempo di carestia pan veccioso. 88 In der Noth ist ein Nachbar besser als ein Bruder in der Ferne. Holl.: In den nood is een getrouw gebuur beter dan een broeder, die verre is. (Harrebomée, II, 129a.) 89 In der Noth ist guter Rath theuer. 90 In der Noth klopft der Mann bei den Freunden an. Holl.: In den nood bezoekt men de vrienden. (Harrebomée, II, 129a.) 91 In der Noth lernt man den Mann kennen. – Broma, I, 7. Holl.: De nood doet ook versaagde knechten met groote kracht en ijver vechten. – De nood toont den man. (Harrebomée, II, 128b.) 92 In der Noth macht man aus einem Strohhalm einen Zahnstocher. 93 In der noth muss man das schamhütlein abziehen. – Gruter, III, 55; Lehmann, II, 284, 47; Körte, 4601; Braun, I, 3082. Manches thun und ertragen, was man unter andern Umständen nicht gethan und ertragen haben würde. Böhm.: Ostydlost jest také živnost. – V nouzi stud na stranu. (Čelakovský, 121.) Dän.: Nød sætter blusel til side. (Prov. dan., 430.) Holl.: Nood moet de schamschoenen aan eene zijde zetten. (Harrebomée II, 129b.) It.: Dove non bisogna non si deve haver vergogna. (Pazzaglia, 460, 7.) Lat.: In vota miseros ultimus cogit pudor. – Non habitant una pudor et fames. (Quinct.) – Rebus semper pudor absit in arctis. (Val.) (Philippi, I, 209; II, 38 u. 151; Seybold, 523.) – Verecundia inutilis viro egenti. (Binder I, 1833; II, 3510; Erasm., 799; Tappius, 39a; Fischer, 231, 33; Hauer, 11; Philippi, II, 245; Seybold, 625.) Schwed.: Nöd giör näsewijs. (Grubb, 600.) 94 In der noth nimbt man ein Dieb vom Galgen; wenn man sein nicht mehr bedarf, henckt man jhn wieder dran. – Lehmann, 557, 52; Lehmann, II, 409, 28; Schulze, 100; Tendlau, 797. 95 In der Noth nimmt man Gnade für Recht. Holl.: In den nood is genade beter dan regt. (Harrebomée, II, 129a.) 96 In der Noth schmeckt jedes Brot. Schwed.: Nöd wällier intet bröd. (Grubb, 603.) 97 In der Noth seind alle güter gemein. – Lehmann, 555, 22; Luther, 39; Eisenhart, 184; Hillebrand, 191, 272; Eiselein, 496; Pistor., V, 12; Simrock, 7579; Graf, 389, 551. Der Zustand der Noth, will das Sprichwort lehren, stellt die Gemeinschaft der Güter wieder her; und derjenige begehe keinen Diebstahl, welcher z. B. um den Hunger zu stillen, der das Leben bedroht, die Lebensmittel anderer angreife. Das Sprichwort findet z. B. seine Anwendung in einer allgemeinen Hungersnoth, wenn die Obrigkeit nicht mehr im Stande ist, den Nothleidenden zu helfen. Holl.: In den nood zijn alle goederen gemeen. (Harrebomée, II, 129a.) Lat.: Necessitas magnum humanae imbecillitatis patrocinium, omnem legem frangit. (Eiselein, 496.) – Profanat quasvis res sacras necessitas. 98 In der Noth sind die Freunde todt. Mhd.: Wenne ez gât an rechte nôt, so sint die vriund alle tôt. (Boner.) (Zingerle, 39.) 99 In der Noth tanzt man mit Huren. 100 In der Noth werden milde Gaben klein (rar). Böhm.: Drahá almužna v čas nouze. (Čelakovský, 44.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/538
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [524]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/538>, abgerufen am 25.06.2024.