Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] *11 Er hat es so nöthig, wie der Lahme die Krücken. Holl.: Het bekomt hem gelijk den kreupele de krukken. (Harrebomee, I, 449b.) *12 Er hat es so nöthig, wie die Katze im Kindbett. *13 Er hat es so nöthig, wie die Pfanne zu Fastnacht. *14 Er ist mir so nöthig wie Zahnschmerzen. Holl.: Ik kan hem missen als kiespijn. (Harrebomee, I, 399b.) *15 Er ist nöthig, wie der Teufel in Czenstochau. Wenn uns jemand sehr ungelegen kommt, oder sehr überflüssig erscheint. *16 Er ist nöthig, wie ein Loch in der Brücke. Nöthigen. 1 Ein wenig nötigen steht ehrlich. - Petri, II, 237. 2 Mog leicht nöth't a Göikerla a Henna. (Franken.) - Frommann, VI, 328, 147. Ein junger Hahn nöthigt (zwingt) leicht eine Henne. Nöthigstes. 1 Das Näudigste eist, hadde de Biuer sagt, as eam en Perd in'n Grawen fallen was, do hadde he eist sin Weif prügelt. (Paderborn.) - Hoefer, 162; für Iserlohn: Woeste, 62, 9; Firmenich, III, 185, 17. Holl.: Het noodigste eerst, zei de boer, toen hem zijne buren haalden, om zijne koe uit de sloot te trekken, en hij stak zijne pijp aan. (Harrebomee, II, 129b.) 2 Das Nödigst' toerst, säd' de Bur, un prügelt sein Fru, un let dat Perd in'n Graben liggen. - Hoefer, 162; Schlingmann, 158. 3 Erst dat Nödigste, se(de) de Kerel, do knüppel' (bakte, prügelde) he sein Weiw dör. (Ostfries.) - Bueren, 434; Eichwald, 996; Hoefer, 600; Frommann, IV, 288, 452; Kern, 218; Goldschmidt, 161; Hauskalender, II; Schlingmann, 818. Nothknopf. *1 Er ist ein Nothknopf. - Eiselein, 495. Lat.: Res ad triarios rediit. (Livius.) (Binder I, 1549; II, 2953; Faselius, 224; Hanzely, 91; Philippi, II, 155; Seybold, 527; Wiegand, 735.) - Sacra ancora solvenda est. (Hanzely, 91.) *2 Er lässt's bis an den Nothknopf kommen. - Eiselein, 495. In der Schweiz: Er lot bis a de Nothknopf. (Sutermeister, 92.) Nothlüge. 1 Eine Nothlüge schadet nicht. - Eisenhart, 337; Eiselein, 484; Simrock, 7595; Körte, 5781; Graf, 374, 496; Braun, I, 3089; Neue Monatschrift, Januar 1802, S. 108. "Eine ehrliche, nachbarliche, heilsame vnd freundliche Nothlüge, welche eine Entschuldigung hat vnd alle Zeit haben sol, vnd nachgelassen werden mag." (Mathesy, 286a.) Lat.: Dolus bonus est, quo malus pellitur. (Eiselein, 496; Binder II, 836.) Schwed.: Liuga för nöd skul, kan föga skada. (Grubb, 465.) 2 Nadlöge sünnigt nich. - Schambach, I, 395. Nothlüge soll keine Sünde sein. Schwed.: Nödlögn kan ofta lijdas. (Grubb, 602.) 3 Nothlüge kennt kein Verbot. Schwed.: Hiälpelögn kastas intet bort. (Grubb, 326.) Nothnagel. *1 Einen zum Nothnagel sparen. - Herberger, I, 769. Nothnagel sein. "Sol ich nu Nothnagel seyn?" (Herberger, I, 795.) *2 Er gibt einen Nothnagel ab. - Meinau, 119; Mayer, II, 76; Braun, I, 2896. Er würde mit der Sache nicht betraut werden, die Einladung dazu nicht erhalten haben, wenn man eine andere Person dafür hätte gewinnen können. Nothpfennig. * Sich einen Nothpfennig zurücklegen. "Dorüber dorf ich dossmal nich klon, ich streiche noch su wos ein, dass ich mer konn an Nuthpfennig zurücke len." (Keller, 160a.) Frz.: Garder une pomme (boire) pour la soif. (Kritzinger, 96.) Schwed.: Nöden är koalswart. (Grubb, 599.) Nothrath. Nothrath - schlimmer Rath. Die Russen: Noth bringt Rath, ob er taugt, siehe danach. (Altmann VI, 423.) Nothrede. * Es sind eitel Nothreden. "Die Papisten können keine Schrifft auffbringen, müssen sich nur mit Angstglossen und Notreden lausicht und bettelisch behelffen." (Luther's Werke, I, 521.) Nothsache. 1 Alle Nothsachen muss man mit Kampf beschlagen. - Graf, 467, 564. Alle Körperverletzungen fielen dem gerichtlichen Zweikampf zur Entscheidung anheim. "Mit der blutigen Wunde (Fleischwunden ausgenommen) oder auch deren Narbe und mit kämpflichen Worten mag ein Mann den andern zum Kampfe empfangen." (Homeyer, I, 68, 3.) Jede Lähmung ist mit Kampf zu beantworten. (Ortloff, IV, 7, 20.) Altfries.: Alle ned kesta skelma mith campe bisla. (Hettema, Wetten, I, 277, 15.) 2 Nothsachen sind stärker als das Recht. - Graf, 389, 541. Altfries.: Natha send mara tha thet riucht. (Wiarda, Vorr.) Nothschilling. * Es ist ein Nodschilling. - Dähnert, 331a. Geld, das man zur Abwendung von Noth aufgehoben hat. Nothschlag. 'N Nodschlag kin Dodschlag. - Goldschmidt, 80; Bueren, 930; Hauskalender, III; Graf, 390, 574; Hillebrand, 193, 276. Sagt, dass eine Tödtung aus Nothwehr nicht als Todschlag zu bestrafen sei. Nothschlange. 1 Die Nothschlange ist das stärkste Geschütz. - Simrock, 7193. 2 Die notschlang ist vber all geschoss. - Franck, I, 65b; Lehmann, II, 71, 57; Sailer, 180. Franck bemerkt hierbei: "Es ist ein hefftig krafft, was die letzst noth schafft. Not all ding schleusst. Not eisen reisst. Not machet donder vnd blitzen. Not felssen spalt. Not schwecht all gwalt. Not dringt engstlich zu schwitzen. Not stifftet mord. Not bringt gut wort. Not brichet halssstarcken willen. Not gibt vil dieb. Not raubt mein lieb." Lat.: Acerrima est virtus, quam excutit ultima necessitas. (Franck, I, 65b.) Nothschuss. *1 Einen Nothschuss thun. (S. Ehrenschuss und Lügen 15.) - Mathesy, 155b. *2 Es sind Notschüsse. Holl.: Dat zijn noodschoten. (Harrebomee, II, 128b.) Nothstall. 1 Wer nicht ist im Nothstall gestanden, der ist niemals wieder heraussgegangen. - Lehmann, 555, 9. "Also gehet Christus aus dem engen Notstall in den weiten Himmel." (Luther's Werke, VII, 128.) 2 Wer nicht selbst im Nothstall gestanden, der hat die Noth nicht verstanden. *3 Er muss im Nothstall schwitzen. - Herberger, I, 835. *4 In Nothstall stossen. - Lehmann, 130, 37. Als Zuchtmittel, wie: den Brotkorb höher hängen. *5 Man sitt hier as inn Nothstall1. 1) Eine Vorrichtung, in der unbändige Pferde zum Stillstehen gezwungen werden. Noththun. 1 Wenn's noththut, kann der Teufel die Schrift für sich citiren. - Simrock, 9204. *2 Es thut so noth wie 's liebe Brot (Steiermark.) Nothwehr. 1 Gegen Nothwehr gibt es keine Nothwehr. - Hillebrand, 192; Graf, 390, 575; Morstadt, Ausf. Commentar zu Feuerbach's Lehrbuch des gem. in Deutschland geltenden peinl. Rechts, S. 63. Da der in Nothwehr sich Befindende zu seinem Handeln befugt ist, so kann ihm gegenüber keine Nothwehr stattfinden, da diese einen unrechtmässigen Angriff voraussetzt. 2 Gegen Nothwehr keine Gegenwehr. - Hillebrand, 192; Berner, Lehrbuch des deutschen Strafrechts, S. 130. 3 Nothwehr bleibt vngestrafft. - Lehmann, 443, 107. Auch ein rabbinisches Sprichwort sagt, dass sogar ein aus Nothwehr begangener Todschlag ungestraft bleibe: Habau le-horgoch, haschkem we-horgoj. (Beruchoth, 58; Sanhedrin, 72.) 4 Nothwehr ist keinem verboten. - Pistor., VIII, 40; Simrock, 7594; Graf, 390, 569. " ... Ei wo lebt denn das friedsame Geschöpf, das seines Lebens sich nicht mit allen Lebenskräften wehrt." (Schiller.) Lat.: Arma in armatos sumere jura sinunt. (Ovid.) (Binder I, 83; II, 236; Philippi, I, 41.)
[Spaltenumbruch] *11 Er hat es so nöthig, wie der Lahme die Krücken. Holl.: Het bekomt hem gelijk den kreupele de krukken. (Harrebomée, I, 449b.) *12 Er hat es so nöthig, wie die Katze im Kindbett. *13 Er hat es so nöthig, wie die Pfanne zu Fastnacht. *14 Er ist mir so nöthig wie Zahnschmerzen. Holl.: Ik kan hem missen als kiespijn. (Harrebomée, I, 399b.) *15 Er ist nöthig, wie der Teufel in Czenstochau. Wenn uns jemand sehr ungelegen kommt, oder sehr überflüssig erscheint. *16 Er ist nöthig, wie ein Loch in der Brücke. Nöthigen. 1 Ein wenig nötigen steht ehrlich. – Petri, II, 237. 2 Môg leicht nöth't a Göikerla a Henna. (Franken.) – Frommann, VI, 328, 147. Ein junger Hahn nöthigt (zwingt) leicht eine Henne. Nöthigstes. 1 Das Näudigste eist, hadde de Biuer sagt, as eam ên Pêrd in'n Grawen fallen was, do hadde he eist sin Wîf prügelt. (Paderborn.) – Hoefer, 162; für Iserlohn: Woeste, 62, 9; Firmenich, III, 185, 17. Holl.: Het noodigste eerst, zei de boer, toen hem zijne buren haalden, om zijne koe uit de sloot te trekken, en hij stak zijne pijp aan. (Harrebomée, II, 129b.) 2 Das Nödigst' toêrst, säd' de Bur, un prügelt sîn Fru, un lêt dat Perd in'n Graben liggen. – Hoefer, 162; Schlingmann, 158. 3 Erst dat Nödigste, se(de) de Kerel, do knüppel' (bakte, prügelde) he sîn Wîw dör. (Ostfries.) – Bueren, 434; Eichwald, 996; Hoefer, 600; Frommann, IV, 288, 452; Kern, 218; Goldschmidt, 161; Hauskalender, II; Schlingmann, 818. Nothknopf. *1 Er ist ein Nothknopf. – Eiselein, 495. Lat.: Res ad triarios rediit. (Livius.) (Binder I, 1549; II, 2953; Faselius, 224; Hanzely, 91; Philippi, II, 155; Seybold, 527; Wiegand, 735.) – Sacra ancora solvenda est. (Hanzely, 91.) *2 Er lässt's bis an den Nothknopf kommen. – Eiselein, 495. In der Schweiz: Er lot bis a de Nothknopf. (Sutermeister, 92.) Nothlüge. 1 Eine Nothlüge schadet nicht. – Eisenhart, 337; Eiselein, 484; Simrock, 7595; Körte, 5781; Graf, 374, 496; Braun, I, 3089; Neue Monatschrift, Januar 1802, S. 108. „Eine ehrliche, nachbarliche, heilsame vnd freundliche Nothlüge, welche eine Entschuldigung hat vnd alle Zeit haben sol, vnd nachgelassen werden mag.“ (Mathesy, 286a.) Lat.: Dolus bonus est, quo malus pellitur. (Eiselein, 496; Binder II, 836.) Schwed.: Liuga för nöd skul, kan föga skada. (Grubb, 465.) 2 Nâdlöge sünnigt nich. – Schambach, I, 395. Nothlüge soll keine Sünde sein. Schwed.: Nödlögn kan ofta lijdas. (Grubb, 602.) 3 Nothlüge kennt kein Verbot. Schwed.: Hiälpelögn kastas intet bort. (Grubb, 326.) Nothnagel. *1 Einen zum Nothnagel sparen. – Herberger, I, 769. Nothnagel sein. „Sol ich nu Nothnagel seyn?“ (Herberger, I, 795.) *2 Er gibt einen Nothnagel ab. – Meinau, 119; Mayer, II, 76; Braun, I, 2896. Er würde mit der Sache nicht betraut werden, die Einladung dazu nicht erhalten haben, wenn man eine andere Person dafür hätte gewinnen können. Nothpfennig. * Sich einen Nothpfennig zurücklegen. „Dorüber dorf ich dossmal nich klon, ich streiche noch su wos ein, dass ich mer konn an Nuthpfennig zurücke lên.“ (Keller, 160a.) Frz.: Garder une pomme (boire) pour la soif. (Kritzinger, 96.) Schwed.: Nöden är koalswart. (Grubb, 599.) Nothrath. Nothrath – schlimmer Rath. Die Russen: Noth bringt Rath, ob er taugt, siehe danach. (Altmann VI, 423.) Nothrede. * Es sind eitel Nothreden. „Die Papisten können keine Schrifft auffbringen, müssen sich nur mit Angstglossen und Notreden lausicht und bettelisch behelffen.“ (Luther's Werke, I, 521.) Nothsache. 1 Alle Nothsachen muss man mit Kampf beschlagen. – Graf, 467, 564. Alle Körperverletzungen fielen dem gerichtlichen Zweikampf zur Entscheidung anheim. „Mit der blutigen Wunde (Fleischwunden ausgenommen) oder auch deren Narbe und mit kämpflichen Worten mag ein Mann den andern zum Kampfe empfangen.“ (Homeyer, I, 68, 3.) Jede Lähmung ist mit Kampf zu beantworten. (Ortloff, IV, 7, 20.) Altfries.: Alle ned kesta skelma mith campe bisla. (Hettema, Wetten, I, 277, 15.) 2 Nothsachen sind stärker als das Recht. – Graf, 389, 541. Altfries.: Natha send mara tha thet riucht. (Wiarda, Vorr.) Nothschilling. * Es ist ein Nôdschilling. – Dähnert, 331a. Geld, das man zur Abwendung von Noth aufgehoben hat. Nothschlag. 'N Nodschlag kin Dodschlag. – Goldschmidt, 80; Bueren, 930; Hauskalender, III; Graf, 390, 574; Hillebrand, 193, 276. Sagt, dass eine Tödtung aus Nothwehr nicht als Todschlag zu bestrafen sei. Nothschlange. 1 Die Nothschlange ist das stärkste Geschütz. – Simrock, 7193. 2 Die notschlang ist vber all geschoss. – Franck, I, 65b; Lehmann, II, 71, 57; Sailer, 180. Franck bemerkt hierbei: „Es ist ein hefftig krafft, was die letzst noth schafft. Not all ding schleusst. Not eisen reisst. Not machet donder vnd blitzen. Not felssen spalt. Not schwecht all gwalt. Not dringt engstlich zu schwitzen. Not stifftet mord. Not bringt gut wort. Not brichet halssstarcken willen. Not gibt vil dieb. Not raubt mein lieb.“ Lat.: Acerrima est virtus, quam excutit ultima necessitas. (Franck, I, 65b.) Nothschuss. *1 Einen Nothschuss thun. (S. Ehrenschuss und Lügen 15.) – Mathesy, 155b. *2 Es sind Notschüsse. Holl.: Dat zijn noodschoten. (Harrebomée, II, 128b.) Nothstall. 1 Wer nicht ist im Nothstall gestanden, der ist niemals wieder heraussgegangen. – Lehmann, 555, 9. „Also gehet Christus aus dem engen Notstall in den weiten Himmel.“ (Luther's Werke, VII, 128.) 2 Wer nicht selbst im Nothstall gestanden, der hat die Noth nicht verstanden. *3 Er muss im Nothstall schwitzen. – Herberger, I, 835. *4 In Nothstall stossen. – Lehmann, 130, 37. Als Zuchtmittel, wie: den Brotkorb höher hängen. *5 Man sitt hier as inn Nothstall1. 1) Eine Vorrichtung, in der unbändige Pferde zum Stillstehen gezwungen werden. Noththun. 1 Wenn's noththut, kann der Teufel die Schrift für sich citiren. – Simrock, 9204. *2 Es thut so noth wie 's liebe Brot (Steiermark.) Nothwehr. 1 Gegen Nothwehr gibt es keine Nothwehr. – Hillebrand, 192; Graf, 390, 575; Morstadt, Ausf. Commentar zu Feuerbach's Lehrbuch des gem. in Deutschland geltenden peinl. Rechts, S. 63. Da der in Nothwehr sich Befindende zu seinem Handeln befugt ist, so kann ihm gegenüber keine Nothwehr stattfinden, da diese einen unrechtmässigen Angriff voraussetzt. 2 Gegen Nothwehr keine Gegenwehr. – Hillebrand, 192; Berner, Lehrbuch des deutschen Strafrechts, S. 130. 3 Nothwehr bleibt vngestrafft. – Lehmann, 443, 107. Auch ein rabbinisches Sprichwort sagt, dass sogar ein aus Nothwehr begangener Todschlag ungestraft bleibe: Habû le-horgoch, haschkem we-horgoj. (Beruchoth, 58; Sanhedrin, 72.) 4 Nothwehr ist keinem verboten. – Pistor., VIII, 40; Simrock, 7594; Graf, 390, 569. „ ... Ei wo lebt denn das friedsame Geschöpf, das seines Lebens sich nicht mit allen Lebenskräften wehrt.“ (Schiller.) Lat.: Arma in armatos sumere jura sinunt. (Ovid.) (Binder I, 83; II, 236; Philippi, I, 41.)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0546" n="[532]"/><cb n="1063"/> *11 Er hat es so nöthig, wie der Lahme die Krücken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het bekomt hem gelijk den kreupele de krukken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 449<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Er hat es so nöthig, wie die Katze im Kindbett.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Er hat es so nöthig, wie die Pfanne zu Fastnacht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Er ist mir so nöthig wie Zahnschmerzen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ik kan hem missen als kiespijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 399<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Er ist nöthig, wie der Teufel in Czenstochau.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wenn uns jemand sehr ungelegen kommt, oder sehr überflüssig erscheint.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Er ist nöthig, wie ein Loch in der Brücke.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nöthigen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein wenig nötigen steht ehrlich.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 237.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Môg leicht nöth't a Göikerla a Henna.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, VI, 328, 147.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein junger Hahn nöthigt (zwingt) leicht eine Henne.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nöthigstes.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Näudigste eist, hadde de Biuer sagt, as eam ên Pêrd in'n Grawen fallen was, do hadde he eist sin Wîf prügelt.</hi> (<hi rendition="#i">Paderborn.</hi>) – <hi rendition="#i">Hoefer, 162;</hi> für Iserlohn: <hi rendition="#i">Woeste, 62, 9; Firmenich, III, 185, 17.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het noodigste eerst, zei de boer, toen hem zijne buren haalden, om zijne koe uit de sloot te trekken, en hij stak zijne pijp aan. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 129<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Das Nödigst' toêrst, säd' de Bur, un prügelt sîn Fru, un lêt dat Perd in'n Graben liggen.</hi> – <hi rendition="#i">Hoefer, 162; Schlingmann, 158.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Erst dat Nödigste, se(de) de Kerel, do knüppel' (bakte, prügelde) he sîn Wîw dör.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) – <hi rendition="#i">Bueren, 434; Eichwald, 996; Hoefer, 600; Frommann, IV, 288, 452; Kern, 218; Goldschmidt, 161; Hauskalender, II; Schlingmann, 818.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothknopf.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er ist ein Nothknopf.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 495.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Res ad triarios rediit. (<hi rendition="#i">Livius.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 1549; II, 2953; Faselius, 224; Hanzely, 91; Philippi, II, 155; Seybold, 527; Wiegand, 735.</hi>) – Sacra ancora solvenda est. (<hi rendition="#i">Hanzely, 91.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er lässt's bis an den Nothknopf kommen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 495.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In der Schweiz: Er lot bis a de Nothknopf. (<hi rendition="#i">Sutermeister, 92.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothlüge.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Eine Nothlüge schadet nicht.</hi> – <hi rendition="#i">Eisenhart, 337; Eiselein, 484; Simrock, 7595; Körte, 5781; Graf, 374, 496; Braun, I, 3089; Neue Monatschrift, Januar 1802, S. 108.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Eine ehrliche, nachbarliche, heilsame vnd freundliche Nothlüge, welche eine Entschuldigung hat vnd alle Zeit haben sol, vnd nachgelassen werden mag.“ (<hi rendition="#i">Mathesy, 286<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dolus bonus est, quo malus pellitur. (<hi rendition="#i">Eiselein, 496; Binder II, 836.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Liuga för nöd skul, kan föga skada. (<hi rendition="#i">Grubb, 465.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Nâdlöge sünnigt nich.</hi> – <hi rendition="#i">Schambach, I, 395.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Nothlüge soll keine Sünde sein.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Nödlögn kan ofta lijdas. (<hi rendition="#i">Grubb, 602.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Nothlüge kennt kein Verbot.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Hiälpelögn kastas intet bort. (<hi rendition="#i">Grubb, 326.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothnagel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Einen zum Nothnagel sparen.</hi> – <hi rendition="#i">Herberger, I, 769.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Nothnagel sein. „Sol ich nu Nothnagel seyn?“ (<hi rendition="#i">Herberger, I, 795.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er gibt einen Nothnagel ab.</hi> – <hi rendition="#i">Meinau, 119; Mayer, II, 76; Braun, I, 2896.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er würde mit der Sache nicht betraut werden, die Einladung dazu nicht erhalten haben, wenn man eine andere Person dafür hätte gewinnen können.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothpfennig.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Sich einen Nothpfennig zurücklegen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Dorüber dorf ich dossmal nich klon, ich streiche noch su wos ein, dass ich mer konn an Nuthpfennig zurücke lên.“ (<hi rendition="#i">Keller, 160<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Garder une pomme (boire) pour la soif. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 96.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Nöden är koalswart. (<hi rendition="#i">Grubb, 599.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothrath.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Nothrath – schlimmer Rath.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen: Noth bringt Rath, ob er taugt, siehe danach. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 423.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothrede.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es sind eitel Nothreden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Die Papisten können keine Schrifft auffbringen, müssen sich nur mit Angstglossen und Notreden lausicht und bettelisch behelffen.“ (<hi rendition="#i">Luther's Werke, I, 521.</hi>)</p><lb/> </div> <cb n="1064"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothsache.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Nothsachen muss man mit Kampf beschlagen.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 467, 564.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Alle Körperverletzungen fielen dem gerichtlichen Zweikampf zur Entscheidung anheim. „Mit der blutigen Wunde (Fleischwunden ausgenommen) oder auch deren Narbe und mit kämpflichen Worten mag ein Mann den andern zum Kampfe empfangen.“ (<hi rendition="#i">Homeyer, I, 68, 3.</hi>) Jede Lähmung ist mit Kampf zu beantworten. (<hi rendition="#i">Ortloff, IV, 7, 20.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Alle ned kesta skelma mith campe bisla. (<hi rendition="#i">Hettema, Wetten, I, 277, 15.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Nothsachen sind stärker als das Recht.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 389, 541.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Natha send mara tha thet riucht. (<hi rendition="#i">Wiarda, Vorr.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothschilling.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein Nôdschilling.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 331<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Geld, das man zur Abwendung von Noth aufgehoben hat.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothschlag.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">'N Nodschlag kin Dodschlag.</hi> – <hi rendition="#i">Goldschmidt, 80; Bueren, 930; Hauskalender, III; Graf, 390, 574; Hillebrand, 193, 276.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sagt, dass eine Tödtung aus Nothwehr nicht als Todschlag zu bestrafen sei.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothschlange.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Nothschlange ist das stärkste Geschütz.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 7193.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die notschlang ist vber all geschoss.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 65<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 71, 57; Sailer, 180.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Franck</hi> bemerkt hierbei: „Es ist ein hefftig krafft, was die letzst noth schafft. Not all ding schleusst. Not eisen reisst. Not machet donder vnd blitzen. Not felssen spalt. Not schwecht all gwalt. Not dringt engstlich zu schwitzen. Not stifftet mord. Not bringt gut wort. Not brichet halssstarcken willen. Not gibt vil dieb. Not raubt mein lieb.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Acerrima est virtus, quam excutit ultima necessitas. (<hi rendition="#i">Franck, I, 65<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothschuss.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Einen Nothschuss thun.</hi> (S. Ehrenschuss und Lügen 15.) – <hi rendition="#i">Mathesy, 155<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Es sind Notschüsse.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat zijn noodschoten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 128<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothstall.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wer nicht ist im Nothstall gestanden, der ist niemals wieder heraussgegangen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 555, 9.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Also gehet Christus aus dem engen Notstall in den weiten Himmel.“ (<hi rendition="#i">Luther's Werke, VII, 128.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer nicht selbst im Nothstall gestanden, der hat die Noth nicht verstanden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er muss im Nothstall schwitzen.</hi> – <hi rendition="#i">Herberger, I, 835.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 In Nothstall stossen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 130, 37.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Als Zuchtmittel, wie: den Brotkorb höher hängen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Man sitt hier as inn Nothstall<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Eine Vorrichtung, in der unbändige Pferde zum Stillstehen gezwungen werden.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Noththun.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wenn's noththut, kann der Teufel die Schrift für sich citiren.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 9204.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es thut so noth wie 's liebe Brot</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nothwehr.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gegen Nothwehr gibt es keine Nothwehr.</hi> – <hi rendition="#i">Hillebrand, 192; Graf, 390, 575; Morstadt, Ausf. Commentar zu Feuerbach's Lehrbuch des gem. in Deutschland geltenden peinl. Rechts, S. 63.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Da der in Nothwehr sich Befindende zu seinem Handeln befugt ist, so kann ihm gegenüber keine Nothwehr stattfinden, da diese einen unrechtmässigen Angriff voraussetzt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Gegen Nothwehr keine Gegenwehr.</hi> – <hi rendition="#i">Hillebrand, 192; Berner, Lehrbuch des deutschen Strafrechts, S. 130.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Nothwehr bleibt vngestrafft.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 443, 107.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Auch ein rabbinisches Sprichwort sagt, dass sogar ein aus Nothwehr begangener Todschlag ungestraft bleibe: Habû le-horgoch, haschkem we-horgoj. (<hi rendition="#i">Beruchoth, 58; Sanhedrin, 72.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Nothwehr ist keinem verboten.</hi> – <hi rendition="#i">Pistor., VIII, 40; Simrock, 7594; Graf, 390, 569.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„ ... Ei wo lebt denn das friedsame Geschöpf, das seines Lebens sich nicht mit allen Lebenskräften wehrt.“ (<hi rendition="#i">Schiller.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arma in armatos sumere jura sinunt. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 83; II, 236; Philippi, I, 41.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[532]/0546]
*11 Er hat es so nöthig, wie der Lahme die Krücken.
Holl.: Het bekomt hem gelijk den kreupele de krukken. (Harrebomée, I, 449b.)
*12 Er hat es so nöthig, wie die Katze im Kindbett.
*13 Er hat es so nöthig, wie die Pfanne zu Fastnacht.
*14 Er ist mir so nöthig wie Zahnschmerzen.
Holl.: Ik kan hem missen als kiespijn. (Harrebomée, I, 399b.)
*15 Er ist nöthig, wie der Teufel in Czenstochau.
Wenn uns jemand sehr ungelegen kommt, oder sehr überflüssig erscheint.
*16 Er ist nöthig, wie ein Loch in der Brücke.
Nöthigen.
1 Ein wenig nötigen steht ehrlich. – Petri, II, 237.
2 Môg leicht nöth't a Göikerla a Henna. (Franken.) – Frommann, VI, 328, 147.
Ein junger Hahn nöthigt (zwingt) leicht eine Henne.
Nöthigstes.
1 Das Näudigste eist, hadde de Biuer sagt, as eam ên Pêrd in'n Grawen fallen was, do hadde he eist sin Wîf prügelt. (Paderborn.) – Hoefer, 162; für Iserlohn: Woeste, 62, 9; Firmenich, III, 185, 17.
Holl.: Het noodigste eerst, zei de boer, toen hem zijne buren haalden, om zijne koe uit de sloot te trekken, en hij stak zijne pijp aan. (Harrebomée, II, 129b.)
2 Das Nödigst' toêrst, säd' de Bur, un prügelt sîn Fru, un lêt dat Perd in'n Graben liggen. – Hoefer, 162; Schlingmann, 158.
3 Erst dat Nödigste, se(de) de Kerel, do knüppel' (bakte, prügelde) he sîn Wîw dör. (Ostfries.) – Bueren, 434; Eichwald, 996; Hoefer, 600; Frommann, IV, 288, 452; Kern, 218; Goldschmidt, 161; Hauskalender, II; Schlingmann, 818.
Nothknopf.
*1 Er ist ein Nothknopf. – Eiselein, 495.
Lat.: Res ad triarios rediit. (Livius.) (Binder I, 1549; II, 2953; Faselius, 224; Hanzely, 91; Philippi, II, 155; Seybold, 527; Wiegand, 735.) – Sacra ancora solvenda est. (Hanzely, 91.)
*2 Er lässt's bis an den Nothknopf kommen. – Eiselein, 495.
In der Schweiz: Er lot bis a de Nothknopf. (Sutermeister, 92.)
Nothlüge.
1 Eine Nothlüge schadet nicht. – Eisenhart, 337; Eiselein, 484; Simrock, 7595; Körte, 5781; Graf, 374, 496; Braun, I, 3089; Neue Monatschrift, Januar 1802, S. 108.
„Eine ehrliche, nachbarliche, heilsame vnd freundliche Nothlüge, welche eine Entschuldigung hat vnd alle Zeit haben sol, vnd nachgelassen werden mag.“ (Mathesy, 286a.)
Lat.: Dolus bonus est, quo malus pellitur. (Eiselein, 496; Binder II, 836.)
Schwed.: Liuga för nöd skul, kan föga skada. (Grubb, 465.)
2 Nâdlöge sünnigt nich. – Schambach, I, 395.
Nothlüge soll keine Sünde sein.
Schwed.: Nödlögn kan ofta lijdas. (Grubb, 602.)
3 Nothlüge kennt kein Verbot.
Schwed.: Hiälpelögn kastas intet bort. (Grubb, 326.)
Nothnagel.
*1 Einen zum Nothnagel sparen. – Herberger, I, 769.
Nothnagel sein. „Sol ich nu Nothnagel seyn?“ (Herberger, I, 795.)
*2 Er gibt einen Nothnagel ab. – Meinau, 119; Mayer, II, 76; Braun, I, 2896.
Er würde mit der Sache nicht betraut werden, die Einladung dazu nicht erhalten haben, wenn man eine andere Person dafür hätte gewinnen können.
Nothpfennig.
* Sich einen Nothpfennig zurücklegen.
„Dorüber dorf ich dossmal nich klon, ich streiche noch su wos ein, dass ich mer konn an Nuthpfennig zurücke lên.“ (Keller, 160a.)
Frz.: Garder une pomme (boire) pour la soif. (Kritzinger, 96.)
Schwed.: Nöden är koalswart. (Grubb, 599.)
Nothrath.
Nothrath – schlimmer Rath.
Die Russen: Noth bringt Rath, ob er taugt, siehe danach. (Altmann VI, 423.)
Nothrede.
* Es sind eitel Nothreden.
„Die Papisten können keine Schrifft auffbringen, müssen sich nur mit Angstglossen und Notreden lausicht und bettelisch behelffen.“ (Luther's Werke, I, 521.)
Nothsache.
1 Alle Nothsachen muss man mit Kampf beschlagen. – Graf, 467, 564.
Alle Körperverletzungen fielen dem gerichtlichen Zweikampf zur Entscheidung anheim. „Mit der blutigen Wunde (Fleischwunden ausgenommen) oder auch deren Narbe und mit kämpflichen Worten mag ein Mann den andern zum Kampfe empfangen.“ (Homeyer, I, 68, 3.) Jede Lähmung ist mit Kampf zu beantworten. (Ortloff, IV, 7, 20.)
Altfries.: Alle ned kesta skelma mith campe bisla. (Hettema, Wetten, I, 277, 15.)
2 Nothsachen sind stärker als das Recht. – Graf, 389, 541.
Altfries.: Natha send mara tha thet riucht. (Wiarda, Vorr.)
Nothschilling.
* Es ist ein Nôdschilling. – Dähnert, 331a.
Geld, das man zur Abwendung von Noth aufgehoben hat.
Nothschlag.
'N Nodschlag kin Dodschlag. – Goldschmidt, 80; Bueren, 930; Hauskalender, III; Graf, 390, 574; Hillebrand, 193, 276.
Sagt, dass eine Tödtung aus Nothwehr nicht als Todschlag zu bestrafen sei.
Nothschlange.
1 Die Nothschlange ist das stärkste Geschütz. – Simrock, 7193.
2 Die notschlang ist vber all geschoss. – Franck, I, 65b; Lehmann, II, 71, 57; Sailer, 180.
Franck bemerkt hierbei: „Es ist ein hefftig krafft, was die letzst noth schafft. Not all ding schleusst. Not eisen reisst. Not machet donder vnd blitzen. Not felssen spalt. Not schwecht all gwalt. Not dringt engstlich zu schwitzen. Not stifftet mord. Not bringt gut wort. Not brichet halssstarcken willen. Not gibt vil dieb. Not raubt mein lieb.“
Lat.: Acerrima est virtus, quam excutit ultima necessitas. (Franck, I, 65b.)
Nothschuss.
*1 Einen Nothschuss thun. (S. Ehrenschuss und Lügen 15.) – Mathesy, 155b.
*2 Es sind Notschüsse.
Holl.: Dat zijn noodschoten. (Harrebomée, II, 128b.)
Nothstall.
1 Wer nicht ist im Nothstall gestanden, der ist niemals wieder heraussgegangen. – Lehmann, 555, 9.
„Also gehet Christus aus dem engen Notstall in den weiten Himmel.“ (Luther's Werke, VII, 128.)
2 Wer nicht selbst im Nothstall gestanden, der hat die Noth nicht verstanden.
*3 Er muss im Nothstall schwitzen. – Herberger, I, 835.
*4 In Nothstall stossen. – Lehmann, 130, 37.
Als Zuchtmittel, wie: den Brotkorb höher hängen.
*5 Man sitt hier as inn Nothstall1.
1) Eine Vorrichtung, in der unbändige Pferde zum Stillstehen gezwungen werden.
Noththun.
1 Wenn's noththut, kann der Teufel die Schrift für sich citiren. – Simrock, 9204.
*2 Es thut so noth wie 's liebe Brot (Steiermark.)
Nothwehr.
1 Gegen Nothwehr gibt es keine Nothwehr. – Hillebrand, 192; Graf, 390, 575; Morstadt, Ausf. Commentar zu Feuerbach's Lehrbuch des gem. in Deutschland geltenden peinl. Rechts, S. 63.
Da der in Nothwehr sich Befindende zu seinem Handeln befugt ist, so kann ihm gegenüber keine Nothwehr stattfinden, da diese einen unrechtmässigen Angriff voraussetzt.
2 Gegen Nothwehr keine Gegenwehr. – Hillebrand, 192; Berner, Lehrbuch des deutschen Strafrechts, S. 130.
3 Nothwehr bleibt vngestrafft. – Lehmann, 443, 107.
Auch ein rabbinisches Sprichwort sagt, dass sogar ein aus Nothwehr begangener Todschlag ungestraft bleibe: Habû le-horgoch, haschkem we-horgoj. (Beruchoth, 58; Sanhedrin, 72.)
4 Nothwehr ist keinem verboten. – Pistor., VIII, 40; Simrock, 7594; Graf, 390, 569.
„ ... Ei wo lebt denn das friedsame Geschöpf, das seines Lebens sich nicht mit allen Lebenskräften wehrt.“ (Schiller.)
Lat.: Arma in armatos sumere jura sinunt. (Ovid.) (Binder I, 83; II, 236; Philippi, I, 41.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |