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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] worden, welches, wie erzehlet wird, im Papstthum schuldig gewesen seyn, dem heil. Antonio ein Schwein zu halten vnd zu ernehren, welches denen Tempelherren zuständig gewesen, mit dem Bedeuten, dass, wer in demselben Dorffe in seinem Hause absolute Herr wäre, dem sollte dieses Schwein zu eigen werden. Als nun auf eine Zeit ein Bauer solcher absoluten Herrschaft sich rühmete, wurde zwar demselben das Schwein zu holen vergönnt, weil aber dasselbe im Heimholen sich sperret vnd jhm die Strümpffe besudelte vnd er sorgete, es würde seine Frau mit jhm desshalb nicht zufrieden seyn, musste er diessmahl das Schwein fahren lassen vnd sich zur absoluten Herrschaft in seinem Hause besser legitimiren." Ferner: "Es hat auf eine Zeit ein Prädicant am Ostertage sich auf die Canzel gestellet; vnd als vor der Predigt hat sollen gesungen werden: Christ ist erstanden: so hat er seine Zuhörer also angeredet: >Wer unter euch Herr im Hause ist, der fange das Lied an.< - Als nun keins anheben wollte, sprach er: >Was, seyd ihr Männer? Hat denn keiner das Regiment in seinem Hause?< Und spricht darauf zu den Weibern: >So fahe euer eine, so die Herrschaft im Hause hat, zu singen an.< Also bald heben die Weiber alle mit lautem Schall an das Osterlied zu singen, und wollte keine die letzte seyn." In ältern Gesetzen finden sich mancherlei Bestimmungen gegen das Pantoffelregiment (s. Lasterstein). So setzen die Statuten der Stadt Blankenburg (Schwarzburg) von 1594 fest, dass ein Mann, der sich von seiner Frau hat schlagen lassen, mit Gefängniss u. s. w. gestraft und ihm hierüber das Dach auf seinem Hause abgehoben werde. (Bresl. Erzähler, 1802, S. 236.)

*2 Er ist unter dem Pantoffelholz. - Eiselein, 503; Wurzbach II, 271.

Steht unter der Herrschaft seiner Frau, weil das Pantoffelholz oben schwimmt.


Panzen.

Mit leddigem Panzen1 (Magen) is quad danzen. - Eichwald, 1473.

1) Pansen, Bansen. Der erste Magen der wiederkäuenden Thiere, in der gemeinen Sprechart auch für Bauch. - In Hannover: Mit leren Panzen ist nicht gaud danzen. (Schambach, II, 298.) In Soest: Miet liagan Pansen jes nit gued danzen. (Firmenich, I, 348.) Wenn Arbeit von statten gehen und ein Vergnügen Genuss gewähren soll, muss erst der Magen befriedigt sein. (S. Darm 9.)


Panzer.

1 Ein Meilwegs darvon ist ein Pantzer gut. - Lehmann, II, 124, 79.

2 Es hilfft keyn bantzer für den galgen. (S. Koller.) - Franck, I, 84b; II, 85a u. 165a; Gruter, I, 31; Eyering, II, 497; Egenolff, 90b u. 222b; Chaos, 541; Henisch, 1337, 27; Simrock, 7708; Eiselein, 203; Körte, 4675; Braun, I, 3178.

Lat.: Non liberat podagra calceus. (Binder I, 1180; II, 2186; Lang, 248; Seybold, 373.)

3 Panzer, Frauen und Bücher muss man erst versuchen. - Eiselein, 503; Körte, 4674; Simrock, 7709.

*4 Den Pantzer auff den Rücken binden. - Aventin, CCCLXXIXb.

*5 Einem das Panzer fegen.

"Will ihm das Panzer fegen, ihn durch die Rolle lassen laufen, flugs zausen, die Wankelworte und geschraubten Reden abthun, wo nicht schön und kraus, doch alber und fest." Nach Eiselein (503) Luther gegen Erasmus. "Einen pantzer fegen, stutzen vnd butzen." (Dietrich, 224.)


Papa.

1 De alle Pappe1 lewet nog. (Waldeck.) - Curtze, 352, 470.

1) Vater, Gott.

*2 Er wird der zweite Papa. - Eiselein, 503.

*3 Papa hat geheirathet.

Sind beim Kegelspiel nur zwei Kegel gefallen und hat dabei der Kegelkönig einen andern Kegel umgeworfen, so ruft der Kegeljunge: "Papa hat geheirathet." - Es soll dies Kegelsprichwort seinen Ursprung aus jener Zeit haben, als Friedrich Wilhelm III. die Gräfin Harrach, nachmalige Fürstin von Liegnitz, heirathete. Die allgemeine Stimmung nahm den Schritt mehr übeldeutend als zustimmend auf. Obiges Wort erfand der berliner Witz und bezog es auf die Vermählung des Königs. (Seld, Sechzig Jahre.)


Papagai.

1 Ein alter Papagai achtet die Ruthe nicht.

2 Ein junger Papagai lernt sprechen.

Holl.: Een jonge papegaai kan leeren praten. (Harrebomee, II, 171b.)

3 Ein Papagai schwatzt, auch wenn man ihn zu einem Adler setzt.

4 Gelehrte Papagaien schwatzen am meisten.

5 Man muss der Papagaien art lernen vnd nur reden, was man eim fürsagt. - Lehmann, 77, 31.

[Spaltenumbruch] 6 Wen ein Papagai schimpft, der verliert an seiner Ehre nichts.

7 Wenn man den Papagai loben will, so hat er auch eine schöne Stimme.

Die Russen: Wer am Papagai die Federn tadelt, der wird wol seine Stimme loben. - Sich einen Papagai des Gesanges wegen kaufen. (Altmann VI, 489 u. 515.)

8 Wie es der Papagai hört, so lernet ers, gut vnd böss. - Petri, II, 789.

*9 Er hat den Papagai abgeschossen.

Hat das Spiel gewonnen. Man schoss hier und da nach einem Papagai auf einer Stange.

*10 Er ist wie ein Papagai, er schwatzt nach, was er hört.

Holl.: Hij gelijkt een' papegaai, al wat hij hoort, praat hij na. (Harrebomee, II, 171b.)


Paperlapap.

Paperlapap, sagte der Nachtwächter, als man ihm meldete, der Bürgermeister sei in den Stadtgraben gefallen und ertrunken, der Bürgermeister trinkt kein Wasser.


Paperle.

Paperle, paperle, lauss og dene Mutter reden. - Gomolcke, 855; Robinson, 655.


Papier.

1 Al Papier as düüljag. (Amrum.) - Haupt, VIII, 363, 202.

Das Papier ist geduldig.

2 Besser Papier zerrissen eider Parmet (Pergament). (Jüd.-deutsch.) - Blass, 7.

Warnung vor übereiltem Heirathen. Die Verlobungsverträge werden auf Papier, während ein Scheidebrief auf Pergament geschrieben wird. Der letztere wird nach erfolgter Scheidung zerschnitten. Das Sprichwort räth nun, lieber die Verlobungsacte durch Zerreissen aufzuheben, als später gezwungen zu sein, einen Scheidebrief auszustellen.

3 Das Papier duldet alles und erröthet über nichts.

4 Das Papier ist geduldig. - Simrock, 7712; Klix, 58; Frischbier2, 2863.

Für: Sei du nur stille, ich beachte deine Rede nicht.

Frz.: Le papyer est doulx, il endure tout.

It.: La carta non si fa rossa.

Lat.: Epistola non erubescit. (Cicero.) (Binder II, 956; Fischer, 79, 11; Masson, 272.) - Litterae non erubescunt. (Cicero.) (Philippi, I, 272.) - Mitis papyrus omnia suffert. (Bovill, II, 141.)

5 Das Papier lässt auf sich malen und drucken, was man will. - Eiselein, 503; Simrock, 7712a.

In Henneberg: Dass Papier es geduldig, me' ko d'rauf geschreib, bäs me will. (Frommann, II, 410, 90.) In Gladbach: Et Papier es jedoldig. (Firmenich, III, 516, 48.) In Luzern: 'S Papier ist geduldig, es nimmt alles an.

Frz.: En la peau de brebis ce que tu veux ecris. (Masson, 272.)

Holl.: Het papier is geduldig. (Harrebomee, II, 171b.)

6 Das Papier muss alles leiden.

Frz.: Le papier souffre tout, et ne rougit de rien. (Cahier, 1241; Masson, 272.)

7 Das Papier spricht, wenn die Menschen schweigen.

Frz.: Papier parle quand gens se taisent. (Cahier, 1242.)

8 Das Papier wird nicht roth. - Körte2, 5865.

It.: La carta non diventa rossa. (Bohn I, 105.)

9 Det Paper is gedüllig. - Schambach, II, 103.

Deshalb, weil etwas geschrieben oder gedruckt erscheint, ist es noch nicht wahr.

Frz.: Le papier endure (souffre) tout. (Bohn I, 33; Leroux, II, 249; Kritzinger, 504a.)

10 Ein Buch Papier macht viel Freunde.

Empfiehlt fleissigen Briefwechsel. Es macht nicht nur Freunde, es erhält sie auch.

11 Man geht so lange mit Papier um, bis man zu Papier wird.

Lat.: Minerva nervos minuit. (Seybold, 307.)

12 Man muss kein Papier unterschreiben, das man nicht gelesen hat.

Span.: Ni firmes carta que no leas, ni bebas agua que no veas. (Bohn I, 234.)

13 Mit Papier vnnd Dinten zahlt man viel. - Lehmann, 914, 6; Petri, II, 479.

Bei Henisch (364, 29) mit dem Zusatz: "wenn man einnahm vnd aussgab fleissig anschreibt."

14 Nur ein Blatt Papier scheidet uns von der Hölle.

15 Papier erröthet nicht.

Dän.: Brevet blues ikke, man skriver dristigere sin tarv en taler den. (Prov. dan., 89.)


[Spaltenumbruch] worden, welches, wie erzehlet wird, im Papstthum schuldig gewesen seyn, dem heil. Antonio ein Schwein zu halten vnd zu ernehren, welches denen Tempelherren zuständig gewesen, mit dem Bedeuten, dass, wer in demselben Dorffe in seinem Hause absolute Herr wäre, dem sollte dieses Schwein zu eigen werden. Als nun auf eine Zeit ein Bauer solcher absoluten Herrschaft sich rühmete, wurde zwar demselben das Schwein zu holen vergönnt, weil aber dasselbe im Heimholen sich sperret vnd jhm die Strümpffe besudelte vnd er sorgete, es würde seine Frau mit jhm desshalb nicht zufrieden seyn, musste er diessmahl das Schwein fahren lassen vnd sich zur absoluten Herrschaft in seinem Hause besser legitimiren.“ Ferner: „Es hat auf eine Zeit ein Prädicant am Ostertage sich auf die Canzel gestellet; vnd als vor der Predigt hat sollen gesungen werden: Christ ist erstanden: so hat er seine Zuhörer also angeredet: ›Wer unter euch Herr im Hause ist, der fange das Lied an.‹ – Als nun keins anheben wollte, sprach er: ›Was, seyd ihr Männer? Hat denn keiner das Regiment in seinem Hause?‹ Und spricht darauf zu den Weibern: ›So fahe euer eine, so die Herrschaft im Hause hat, zu singen an.‹ Also bald heben die Weiber alle mit lautem Schall an das Osterlied zu singen, und wollte keine die letzte seyn.“ In ältern Gesetzen finden sich mancherlei Bestimmungen gegen das Pantoffelregiment (s. Lasterstein). So setzen die Statuten der Stadt Blankenburg (Schwarzburg) von 1594 fest, dass ein Mann, der sich von seiner Frau hat schlagen lassen, mit Gefängniss u. s. w. gestraft und ihm hierüber das Dach auf seinem Hause abgehoben werde. (Bresl. Erzähler, 1802, S. 236.)

*2 Er ist unter dem Pantoffelholz.Eiselein, 503; Wurzbach II, 271.

Steht unter der Herrschaft seiner Frau, weil das Pantoffelholz oben schwimmt.


Panzen.

Mit leddigem Panzen1 (Magen) is quad danzen.Eichwald, 1473.

1) Pansen, Bansen. Der erste Magen der wiederkäuenden Thiere, in der gemeinen Sprechart auch für Bauch. – In Hannover: Mit lêren Panzen ist nicht gaud danzen. (Schambach, II, 298.) In Soest: Miet liagan Pansen jes nit gued danzen. (Firmenich, I, 348.) Wenn Arbeit von statten gehen und ein Vergnügen Genuss gewähren soll, muss erst der Magen befriedigt sein. (S. Darm 9.)


Panzer.

1 Ein Meilwegs darvon ist ein Pantzer gut.Lehmann, II, 124, 79.

2 Es hilfft keyn bantzer für den galgen. (S. Koller.) – Franck, I, 84b; II, 85a u. 165a; Gruter, I, 31; Eyering, II, 497; Egenolff, 90b u. 222b; Chaos, 541; Henisch, 1337, 27; Simrock, 7708; Eiselein, 203; Körte, 4675; Braun, I, 3178.

Lat.: Non liberat podagra calceus. (Binder I, 1180; II, 2186; Lang, 248; Seybold, 373.)

3 Panzer, Frauen und Bücher muss man erst versuchen.Eiselein, 503; Körte, 4674; Simrock, 7709.

*4 Den Pantzer auff den Rücken binden.Aventin, CCCLXXIXb.

*5 Einem das Panzer fegen.

„Will ihm das Panzer fegen, ihn durch die Rolle lassen laufen, flugs zausen, die Wankelworte und geschraubten Reden abthun, wo nicht schön und kraus, doch alber und fest.“ Nach Eiselein (503) Luther gegen Erasmus. „Einen pantzer fegen, stutzen vnd butzen.“ (Dietrich, 224.)


Papa.

1 De alle Pappe1 lêwet nog. (Waldeck.) – Curtze, 352, 470.

1) Vater, Gott.

*2 Er wird der zweite Papa.Eiselein, 503.

*3 Papa hat geheirathet.

Sind beim Kegelspiel nur zwei Kegel gefallen und hat dabei der Kegelkönig einen andern Kegel umgeworfen, so ruft der Kegeljunge: „Papa hat geheirathet.“ – Es soll dies Kegelsprichwort seinen Ursprung aus jener Zeit haben, als Friedrich Wilhelm III. die Gräfin Harrach, nachmalige Fürstin von Liegnitz, heirathete. Die allgemeine Stimmung nahm den Schritt mehr übeldeutend als zustimmend auf. Obiges Wort erfand der berliner Witz und bezog es auf die Vermählung des Königs. (Seld, Sechzig Jahre.)


Papagai.

1 Ein alter Papagai achtet die Ruthe nicht.

2 Ein junger Papagai lernt sprechen.

Holl.: Een jonge papegaai kan leeren praten. (Harrebomée, II, 171b.)

3 Ein Papagai schwatzt, auch wenn man ihn zu einem Adler setzt.

4 Gelehrte Papagaien schwatzen am meisten.

5 Man muss der Papagaien art lernen vnd nur reden, was man eim fürsagt.Lehmann, 77, 31.

[Spaltenumbruch] 6 Wen ein Papagai schimpft, der verliert an seiner Ehre nichts.

7 Wenn man den Papagai loben will, so hat er auch eine schöne Stimme.

Die Russen: Wer am Papagai die Federn tadelt, der wird wol seine Stimme loben. – Sich einen Papagai des Gesanges wegen kaufen. (Altmann VI, 489 u. 515.)

8 Wie es der Papagai hört, so lernet ers, gut vnd böss.Petri, II, 789.

*9 Er hat den Papagai abgeschossen.

Hat das Spiel gewonnen. Man schoss hier und da nach einem Papagai auf einer Stange.

*10 Er ist wie ein Papagai, er schwatzt nach, was er hört.

Holl.: Hij gelijkt een' papegaai, al wat hij hoort, praat hij na. (Harrebomée, II, 171b.)


Paperlapap.

Paperlapap, sagte der Nachtwächter, als man ihm meldete, der Bürgermeister sei in den Stadtgraben gefallen und ertrunken, der Bürgermeister trinkt kein Wasser.


Paperle.

Paperle, paperle, lûss og dene Mutter reden.Gomolcke, 855; Robinson, 655.


Papier.

1 Al Pâpier as düüljag. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 202.

Das Papier ist geduldig.

2 Besser Papier zerrissen eider Parmet (Pergament). (Jüd.-deutsch.) – Blass, 7.

Warnung vor übereiltem Heirathen. Die Verlobungsverträge werden auf Papier, während ein Scheidebrief auf Pergament geschrieben wird. Der letztere wird nach erfolgter Scheidung zerschnitten. Das Sprichwort räth nun, lieber die Verlobungsacte durch Zerreissen aufzuheben, als später gezwungen zu sein, einen Scheidebrief auszustellen.

3 Das Papier duldet alles und erröthet über nichts.

4 Das Papier ist geduldig.Simrock, 7712; Klix, 58; Frischbier2, 2863.

Für: Sei du nur stille, ich beachte deine Rede nicht.

Frz.: Le papyer est doulx, il endure tout.

It.: La carta non si fa rossa.

Lat.: Epistola non erubescit. (Cicero.) (Binder II, 956; Fischer, 79, 11; Masson, 272.) – Litterae non erubescunt. (Cicero.) (Philippi, I, 272.) – Mitis papyrus omnia suffert. (Bovill, II, 141.)

5 Das Papier lässt auf sich malen und drucken, was man will.Eiselein, 503; Simrock, 7712a.

In Henneberg: Dass Papier es geduldig, me' kô d'rauf geschreib, bäs me will. (Frommann, II, 410, 90.) In Gladbach: Et Papier es jedôldig. (Firmenich, III, 516, 48.) In Luzern: 'S Papier ist geduldig, es nimmt alles an.

Frz.: En la peau de brebis ce que tu veux écris. (Masson, 272.)

Holl.: Het papier is geduldig. (Harrebomée, II, 171b.)

6 Das Papier muss alles leiden.

Frz.: Le papier souffre tout, et ne rougit de rien. (Cahier, 1241; Masson, 272.)

7 Das Papier spricht, wenn die Menschen schweigen.

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9 Det Papêr is gedüllig.Schambach, II, 103.

Deshalb, weil etwas geschrieben oder gedruckt erscheint, ist es noch nicht wahr.

Frz.: Le papier endure (souffre) tout. (Bohn I, 33; Leroux, II, 249; Kritzinger, 504a.)

10 Ein Buch Papier macht viel Freunde.

Empfiehlt fleissigen Briefwechsel. Es macht nicht nur Freunde, es erhält sie auch.

11 Man geht so lange mit Papier um, bis man zu Papier wird.

Lat.: Minerva nervos minuit. (Seybold, 307.)

12 Man muss kein Papier unterschreiben, das man nicht gelesen hat.

Span.: Ni firmes carta que no leas, ni bebas agua que no veas. (Bohn I, 234.)

13 Mit Papier vnnd Dinten zahlt man viel.Lehmann, 914, 6; Petri, II, 479.

Bei Henisch (364, 29) mit dem Zusatz: „wenn man einnahm vnd aussgab fleissig anschreibt.“

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[[587]/0601] worden, welches, wie erzehlet wird, im Papstthum schuldig gewesen seyn, dem heil. Antonio ein Schwein zu halten vnd zu ernehren, welches denen Tempelherren zuständig gewesen, mit dem Bedeuten, dass, wer in demselben Dorffe in seinem Hause absolute Herr wäre, dem sollte dieses Schwein zu eigen werden. Als nun auf eine Zeit ein Bauer solcher absoluten Herrschaft sich rühmete, wurde zwar demselben das Schwein zu holen vergönnt, weil aber dasselbe im Heimholen sich sperret vnd jhm die Strümpffe besudelte vnd er sorgete, es würde seine Frau mit jhm desshalb nicht zufrieden seyn, musste er diessmahl das Schwein fahren lassen vnd sich zur absoluten Herrschaft in seinem Hause besser legitimiren.“ Ferner: „Es hat auf eine Zeit ein Prädicant am Ostertage sich auf die Canzel gestellet; vnd als vor der Predigt hat sollen gesungen werden: Christ ist erstanden: so hat er seine Zuhörer also angeredet: ›Wer unter euch Herr im Hause ist, der fange das Lied an.‹ – Als nun keins anheben wollte, sprach er: ›Was, seyd ihr Männer? 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Der erste Magen der wiederkäuenden Thiere, in der gemeinen Sprechart auch für Bauch. – In Hannover: Mit lêren Panzen ist nicht gaud danzen. (Schambach, II, 298.) In Soest: Miet liagan Pansen jes nit gued danzen. (Firmenich, I, 348.) Wenn Arbeit von statten gehen und ein Vergnügen Genuss gewähren soll, muss erst der Magen befriedigt sein. (S. Darm 9.) Panzer. 1 Ein Meilwegs darvon ist ein Pantzer gut. – Lehmann, II, 124, 79. 2 Es hilfft keyn bantzer für den galgen. (S. Koller.) – Franck, I, 84b; II, 85a u. 165a; Gruter, I, 31; Eyering, II, 497; Egenolff, 90b u. 222b; Chaos, 541; Henisch, 1337, 27; Simrock, 7708; Eiselein, 203; Körte, 4675; Braun, I, 3178. Lat.: Non liberat podagra calceus. (Binder I, 1180; II, 2186; Lang, 248; Seybold, 373.) 3 Panzer, Frauen und Bücher muss man erst versuchen. – Eiselein, 503; Körte, 4674; Simrock, 7709. *4 Den Pantzer auff den Rücken binden. – Aventin, CCCLXXIXb. *5 Einem das Panzer fegen. „Will ihm das Panzer fegen, ihn durch die Rolle lassen laufen, flugs zausen, die Wankelworte und geschraubten Reden abthun, wo nicht schön und kraus, doch alber und fest.“ Nach Eiselein (503) Luther gegen Erasmus. „Einen pantzer fegen, stutzen vnd butzen.“ (Dietrich, 224.) Papa. 1 De alle Pappe1 lêwet nog. (Waldeck.) – Curtze, 352, 470. 1) Vater, Gott. *2 Er wird der zweite Papa. – Eiselein, 503. *3 Papa hat geheirathet. Sind beim Kegelspiel nur zwei Kegel gefallen und hat dabei der Kegelkönig einen andern Kegel umgeworfen, so ruft der Kegeljunge: „Papa hat geheirathet.“ – Es soll dies Kegelsprichwort seinen Ursprung aus jener Zeit haben, als Friedrich Wilhelm III. die Gräfin Harrach, nachmalige Fürstin von Liegnitz, heirathete. Die allgemeine Stimmung nahm den Schritt mehr übeldeutend als zustimmend auf. Obiges Wort erfand der berliner Witz und bezog es auf die Vermählung des Königs. (Seld, Sechzig Jahre.) Papagai. 1 Ein alter Papagai achtet die Ruthe nicht. 2 Ein junger Papagai lernt sprechen. Holl.: Een jonge papegaai kan leeren praten. (Harrebomée, II, 171b.) 3 Ein Papagai schwatzt, auch wenn man ihn zu einem Adler setzt. 4 Gelehrte Papagaien schwatzen am meisten. 5 Man muss der Papagaien art lernen vnd nur reden, was man eim fürsagt. – Lehmann, 77, 31. 6 Wen ein Papagai schimpft, der verliert an seiner Ehre nichts. 7 Wenn man den Papagai loben will, so hat er auch eine schöne Stimme. Die Russen: Wer am Papagai die Federn tadelt, der wird wol seine Stimme loben. – Sich einen Papagai des Gesanges wegen kaufen. (Altmann VI, 489 u. 515.) 8 Wie es der Papagai hört, so lernet ers, gut vnd böss. – Petri, II, 789. *9 Er hat den Papagai abgeschossen. Hat das Spiel gewonnen. Man schoss hier und da nach einem Papagai auf einer Stange. *10 Er ist wie ein Papagai, er schwatzt nach, was er hört. Holl.: Hij gelijkt een' papegaai, al wat hij hoort, praat hij na. (Harrebomée, II, 171b.) Paperlapap. Paperlapap, sagte der Nachtwächter, als man ihm meldete, der Bürgermeister sei in den Stadtgraben gefallen und ertrunken, der Bürgermeister trinkt kein Wasser. Paperle. Paperle, paperle, lûss og dene Mutter reden. – Gomolcke, 855; Robinson, 655. Papier. 1 Al Pâpier as düüljag. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 202. Das Papier ist geduldig. 2 Besser Papier zerrissen eider Parmet (Pergament). (Jüd.-deutsch.) – Blass, 7. Warnung vor übereiltem Heirathen. Die Verlobungsverträge werden auf Papier, während ein Scheidebrief auf Pergament geschrieben wird. Der letztere wird nach erfolgter Scheidung zerschnitten. Das Sprichwort räth nun, lieber die Verlobungsacte durch Zerreissen aufzuheben, als später gezwungen zu sein, einen Scheidebrief auszustellen. 3 Das Papier duldet alles und erröthet über nichts. 4 Das Papier ist geduldig. – Simrock, 7712; Klix, 58; Frischbier2, 2863. Für: Sei du nur stille, ich beachte deine Rede nicht. Frz.: Le papyer est doulx, il endure tout. It.: La carta non si fa rossa. Lat.: Epistola non erubescit. (Cicero.) (Binder II, 956; Fischer, 79, 11; Masson, 272.) – Litterae non erubescunt. (Cicero.) (Philippi, I, 272.) – Mitis papyrus omnia suffert. (Bovill, II, 141.) 5 Das Papier lässt auf sich malen und drucken, was man will. – Eiselein, 503; Simrock, 7712a. In Henneberg: Dass Papier es geduldig, me' kô d'rauf geschreib, bäs me will. (Frommann, II, 410, 90.) In Gladbach: Et Papier es jedôldig. (Firmenich, III, 516, 48.) In Luzern: 'S Papier ist geduldig, es nimmt alles an. Frz.: En la peau de brebis ce que tu veux écris. (Masson, 272.) Holl.: Het papier is geduldig. (Harrebomée, II, 171b.) 6 Das Papier muss alles leiden. Frz.: Le papier souffre tout, et ne rougit de rien. (Cahier, 1241; Masson, 272.) 7 Das Papier spricht, wenn die Menschen schweigen. Frz.: Papier parle quand gens se taisent. (Cahier, 1242.) 8 Das Papier wird nicht roth. – Körte2, 5865. It.: La carta non diventa rossa. (Bohn I, 105.) 9 Det Papêr is gedüllig. – Schambach, II, 103. Deshalb, weil etwas geschrieben oder gedruckt erscheint, ist es noch nicht wahr. Frz.: Le papier endure (souffre) tout. (Bohn I, 33; Leroux, II, 249; Kritzinger, 504a.) 10 Ein Buch Papier macht viel Freunde. Empfiehlt fleissigen Briefwechsel. Es macht nicht nur Freunde, es erhält sie auch. 11 Man geht so lange mit Papier um, bis man zu Papier wird. Lat.: Minerva nervos minuit. (Seybold, 307.) 12 Man muss kein Papier unterschreiben, das man nicht gelesen hat. Span.: Ni firmes carta que no leas, ni bebas agua que no veas. (Bohn I, 234.) 13 Mit Papier vnnd Dinten zahlt man viel. – Lehmann, 914, 6; Petri, II, 479. Bei Henisch (364, 29) mit dem Zusatz: „wenn man einnahm vnd aussgab fleissig anschreibt.“ 14 Nur ein Blatt Papier scheidet uns von der Hölle. 15 Papier erröthet nicht. Dän.: Brevet blues ikke, man skriver dristigere sin tarv en taler den. (Prov. dan., 89.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [587]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/601>, abgerufen am 22.11.2024.