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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Wir wollen zwar nicht baden also. Gang flugs vnd sag auch Urban schnell, dass er uns bringe Petronell. - Oec. rur.

7 Vmb Philipp Jacobi seynd die grössten Wetter. - Oec. rur., I, 59, 1.

8 Vöre (vorn) Flepp en henge (hinten) Jokkeb. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 125.

Das Fest der beiden Apostel Philippus und Jakobus fällt auf denselben Tag; man wendet daher das Sprichwort an, um zu sagen, dass eine Sache, wie man sie betrachtet, dieselbe ist.


Philippika.

* Jemand eine Philippika halten.

Eine Straf- oder Scheltrede wie dergleichen gegen den König Philipp von Macedonien von dem athener Redner Demosthenes gehalten wurde, um die Griechen abzumahnen, sich ihm zu unterwerfen.


Philister.

1 Ich schmiss den Philister die Treppe hinunter, dass er den Hals auf der Stelle brach, und da geht der Kerl noch und verklagt mich, sagte der Student.

2 Nicht alle Philister wohnen zu Askalon.

"Wer kein anderes Gefühl hat als in den Fingerspitzen, die er zur Hantierung gebraucht, und glaubt, die ganze Welt müsse sich um seinen Dreifuss drehen, der ist ein Philister." (Jahn.) - "Gleichviel aus welchem Volk sie stammen, Philisterei bringt sie zusammen." (Schweitzer, Welt und Zeit, 15, 60.) Der Lucifer (Neuyork vom 26. Jan. 1851, Nr. 7) schildert die Philister so: "Vom Esel habt ihr die Verstocktheit, vom Hasen die Furcht, vom Rhinoceros das Fell, vom Schaf die Geduld u. s. w. Nichts ist gross an euch als das Maul und nichts so weit als das Gewissen. Nichts ist beweglich an euch als der Zopf. Euer Charakter ist nicht fester als ein zertretener Filzschuh. Mit der Krämerelle messt ihr das Genie, und auf der Käsewage wiegt ihr den Geist der Menschheit ab. In der Kirche belügt ihr euern Herrgott und ausser der Kirche die ganze Welt." Ein in Deutschland vielgesungenes Lied beginnt: "Wisst ihr, was ein Philister heisst? Ich will sein Bild entschleiern. Geht irgendwo ein finstrer Geist behutsam wie auf Eiern u. s. w." Ein älteres Commersbuch schildert ihn so: "Ein Philister, viel frisst er, wenig ist er; alles fragt er, wenig sagt er, nichts wagt er, stets zagt er." Nach Goethe ist ein Philister ein mit Furcht und Hoffnung ausgestopfter Darm. Nach Schopenhauer ist er "ein Mensch ohne geistige Bedürfnisse, folglich auch ohne geistige Genüsse. Wirkliche Genüsse für ihn sind allein die sinnlichen, Austern und Champagner der Höhepunkt seines Daseins. Alles, was zum leiblichen Wohlsein beiträgt, sich zu verschaffen, ist der Zweck seines Lebens".

*3 Er bleibt noch hinter den Philistern zurück. - Eiselein, 512; Hegewald, 73.

*4 Es ist ein rechter Philister. - Braun, I, 3317.

Studentenwort. Man bezeichnet damit auf Hochschulen gegensätzlich jeden Nichtstudenten, auch wol einen dem frischen Leben abgestorbenen, verknöcherten Gelehrten. Im Jahre 1693 fiel zu Jena in dem vor dem Lobedaer Thor gelegenen Gasthause Zum goldenen Engel eine Schlägerei vor, in der ein Student todt auf dem Platze blieb. Sonntags darauf predigte Pastor Götze heftig wider diese That. Es sei bei diesem Mordhandel zugegangen, wie dort (Richter 16, 9 fg.) geschrieben stehe: "Philister über dir, Simson!" (Museum Götzianum, S. 207.) Bald vernahm man dies Wort in allen Gassen Jenas; und von Stund' an hiessen die Bürger daselbst "Philister". Die Studenten brachten diese Bezeichnung mit auf andere Universitäten. Da der Ausdruck gefiel, so ward er auch anderwärts auf die Nichtstudenten angewandt, sodass er nun allgemein im Brauch ist. (Curiositäten, VII, 187-188; Richard, 393, 2.) Andere meinen, die Bezeichnung rühre von dem der Universität Helmstädt bei ihrer Stiftung im Jahre 1578 verliehenen Privilegium her, den Simson im Siegel zu führen, was die Studenten veranlasst habe, sich sämmtlich für Simsone, die Nichtstudenten dagegen für Philister zu halten und zu behandeln. (Wurzbach II, 296.)

*5 Mit den Philistern untergehen.

*6 Philister über dir. - Simrock, 7924.

*7 Philister und Hunde bellen mehr als sie beissen. - Ralisch, 179.


Philosoph.

1 Alte Philosophen taugen nicht zu jungen Zofen.

2 Es sind nicht alles Philosophen, die lange Bärte tragen. (S. Gelehrter 52, Jäger 44 und Koch 51.)

Frz.: N'est pas toujours sage qui a de la barbe au menton.

It.: Non e dottor ognun chi porta vajo. (Gaal, 1028.)

Ung.: Nem mind Ur, ki oldalba szur. (Gaal, 1028.)

3 Newer Philosophus, ein newe Narrenkapp. - Gruter, III, 72; Lehmann, II, 432, 48.

[Spaltenumbruch] *4 Der Philosoph von Sanssouci.

Wie sich Friedrich der Grosse in der ersten Sammlung seiner Werke selbst nannte und später allgemein genannt wurde. (Büchmann, 6. Aufl., S. 227.)


Philosophie.

1 Die Philosophie leidet durch die Philosophen, wie die Frauen durch ihre Zofen.

Die Chinesen: Welches ist das schönste Zeitalter für die Philosophie gewesen? Das, in denen es noch keine Philosophen gab. (Cibot, 165.)

2 Mit der Philosophie kann man keinen Hund aus dem Ofen locken. - Blum, 401.

3 Mit Philosophie stillt man Zahnweh nie.

In Shakspeare's Viel Lärmen um Nichts (V, 13) sagt Leonato: "Bisjetzt gab's noch keinen Philosophen, der mit Geduld das Zahnweh konnte ertragen." Krates, ein thebener Philosoph, dachte günstiger über sie. Als man ihn fragte, welchen Nutzen ihm die Philosophie verschafft habe, antwortete er: "Sie lehrte mich, bei Bohnen ohne Sorgen leben." (Einfälle, 94.)

4 Philosophie und Theologie verhalten sich wie Mensch und Vieh. (Rheinhessen.)

Dagegen behauptet die Katholische Kirchenzeitung (Baltimore vom 13. Febr. 1851): "Die Philosophie hat nichts errungen, wovor sie sich nicht schämen müsste."

5 Wo die Philosophie aufhöret, da fahet die Medicin an. - Luther's Tischr., 82b.


Physik.

* Da muss die Physik lügen. - Klix, 58.


Physikus.

* Er ist ein Physikus, der den Grünspecht für einen Regenvogel hält.

Bei den Alten galt der Grünspecht als Regenbote.


Physiognomie.

*1 Dein physionomei weisets auss. - Tappius, 24a; Suringar, LXXII, 6.

*2 Die Phisionomey gibts. - Franck, II, 18b.


Piaster.

Für Piaster bekommt man Tugend und Laster.


Picard.

Die Picards haben das Herz auf der Zunge.

Die Bewohner der Picardie gelten als aufrichtig und offenherzig. (La franchise nee picarde a le coeur a la main.) Doch wirft man ihnen Heftigkeit und Trunksucht vor; man sagt sie hätten einen heissen Kopf. (Les Picards ont la tete chaude.) Um sich über ihre Naivetät lustig zu machen, erzählt man folgendes Gespräch: "Picard, dein Haus brennt!" - "Bah, ich habe ja den Schlüssel in der Tasche." ("Picard, ta maison braule!" - "Fache, j'ai l' clef dins m' poke.") (Illustr. Zeitung, 1447.)


Picheln.

* He hett to viel pichelt. (Detmold.) - Firmenich, I, 360, 7.

Zu viel getrunken. (S. Molum.)


Pichen.

Wer gut picht und eng sticht und zeucht gut zu, der macht gute Schuh. - Hönn, Betrugslexikon, S. 361.


Pickedraht (s. Pickfiester).

* Et is Meister Pickedraht1.

1) Spottname für Schuhmacher.


Pickel.

* Mit Pikl und Schaufel. - Schöpf, 504.


Pickelhering.

* Wie ein Pickelhering. - Eiselein, 512.

Eiselein bemerkt: "Die lustige Person im Schauspiel, wie Rüppel (Reupel) und Hanswurst. Das Wort ist zusammengesetzt aus: Bikel, welches auch in Bikelworte (sermo acerbus) vorkommt und von biken, mit dem Schnabel haken, herrührt, und aus: Hering, was scharf oder gesalzen bedeutet. Dasselbe ist der Bikelhering, welchen man in Bükelhering verballhornt hat." Bei Adelung findet sich noch bicken, diese Form ist aber seitdem völlig ausser Brauch gekommen und der althochdeutsche Anlaut aus dem Niederdeutschen mit picken ist wieder zur Geltung gelangt. (Vgl. Weigand, Wb., IIa, 281.)


Picken.

1 Dei mit bicket, dei mot ok mit hicken. (Sauerland.)

2 Wei bicken will, met kläggen1. (Marsberg.) - Firmenich, I, 322, 35.

1) Kratzen, scharren, wie es die Hühner thun.


Pickfiester (s. Eselsfresser).

* Es ist ein Pickfiester.

Nicht blos Ortschaften, Völker u. s. w., auch ganze Berufsarten haben ihre Spitznamen. So heisst der Schuh macher hochdeutsch Meister Knieriem, während ihm der Plattdeutsche mit dem unübersetzbaren Namen

[Spaltenumbruch] Wir wollen zwar nicht baden also. Gang flugs vnd sag auch Urban schnell, dass er uns bringe Petronell.Oec. rur.

7 Vmb Philipp Jacobi seynd die grössten Wetter.Oec. rur., I, 59, 1.

8 Vöre (vorn) Flepp en henge (hinten) Jokkeb. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 125.

Das Fest der beiden Apostel Philippus und Jakobus fällt auf denselben Tag; man wendet daher das Sprichwort an, um zu sagen, dass eine Sache, wie man sie betrachtet, dieselbe ist.


Philippika.

* Jemand eine Philippika halten.

Eine Straf- oder Scheltrede wie dergleichen gegen den König Philipp von Macedonien von dem athener Redner Demosthenes gehalten wurde, um die Griechen abzumahnen, sich ihm zu unterwerfen.


Philister.

1 Ich schmiss den Philister die Treppe hinunter, dass er den Hals auf der Stelle brach, und da geht der Kerl noch und verklagt mich, sagte der Student.

2 Nicht alle Philister wohnen zu Askalon.

„Wer kein anderes Gefühl hat als in den Fingerspitzen, die er zur Hantierung gebraucht, und glaubt, die ganze Welt müsse sich um seinen Dreifuss drehen, der ist ein Philister.“ (Jahn.) – „Gleichviel aus welchem Volk sie stammen, Philisterei bringt sie zusammen.“ (Schweitzer, Welt und Zeit, 15, 60.) Der Lucifer (Neuyork vom 26. Jan. 1851, Nr. 7) schildert die Philister so: „Vom Esel habt ihr die Verstocktheit, vom Hasen die Furcht, vom Rhinoceros das Fell, vom Schaf die Geduld u. s. w. Nichts ist gross an euch als das Maul und nichts so weit als das Gewissen. Nichts ist beweglich an euch als der Zopf. Euer Charakter ist nicht fester als ein zertretener Filzschuh. Mit der Krämerelle messt ihr das Genie, und auf der Käsewage wiegt ihr den Geist der Menschheit ab. In der Kirche belügt ihr euern Herrgott und ausser der Kirche die ganze Welt.“ Ein in Deutschland vielgesungenes Lied beginnt: „Wisst ihr, was ein Philister heisst? Ich will sein Bild entschleiern. Geht irgendwo ein finstrer Geist behutsam wie auf Eiern u. s. w.“ Ein älteres Commersbuch schildert ihn so: „Ein Philister, viel frisst er, wenig ist er; alles fragt er, wenig sagt er, nichts wagt er, stets zagt er.“ Nach Goethe ist ein Philister ein mit Furcht und Hoffnung ausgestopfter Darm. Nach Schopenhauer ist er „ein Mensch ohne geistige Bedürfnisse, folglich auch ohne geistige Genüsse. Wirkliche Genüsse für ihn sind allein die sinnlichen, Austern und Champagner der Höhepunkt seines Daseins. Alles, was zum leiblichen Wohlsein beiträgt, sich zu verschaffen, ist der Zweck seines Lebens“.

*3 Er bleibt noch hinter den Philistern zurück.Eiselein, 512; Hegewald, 73.

*4 Es ist ein rechter Philister.Braun, I, 3317.

Studentenwort. Man bezeichnet damit auf Hochschulen gegensätzlich jeden Nichtstudenten, auch wol einen dem frischen Leben abgestorbenen, verknöcherten Gelehrten. Im Jahre 1693 fiel zu Jena in dem vor dem Lobedaer Thor gelegenen Gasthause Zum goldenen Engel eine Schlägerei vor, in der ein Student todt auf dem Platze blieb. Sonntags darauf predigte Pastor Götze heftig wider diese That. Es sei bei diesem Mordhandel zugegangen, wie dort (Richter 16, 9 fg.) geschrieben stehe: „Philister über dir, Simson!“ (Museum Götzianum, S. 207.) Bald vernahm man dies Wort in allen Gassen Jenas; und von Stund' an hiessen die Bürger daselbst „Philister“. Die Studenten brachten diese Bezeichnung mit auf andere Universitäten. Da der Ausdruck gefiel, so ward er auch anderwärts auf die Nichtstudenten angewandt, sodass er nun allgemein im Brauch ist. (Curiositäten, VII, 187-188; Richard, 393, 2.) Andere meinen, die Bezeichnung rühre von dem der Universität Helmstädt bei ihrer Stiftung im Jahre 1578 verliehenen Privilegium her, den Simson im Siegel zu führen, was die Studenten veranlasst habe, sich sämmtlich für Simsone, die Nichtstudenten dagegen für Philister zu halten und zu behandeln. (Wurzbach II, 296.)

*5 Mit den Philistern untergehen.

*6 Philister über dir.Simrock, 7924.

*7 Philister und Hunde bellen mehr als sie beissen.Ralisch, 179.


Philosoph.

1 Alte Philosophen taugen nicht zu jungen Zofen.

2 Es sind nicht alles Philosophen, die lange Bärte tragen. (S. Gelehrter 52, Jäger 44 und Koch 51.)

Frz.: N'est pas toujours sage qui a de la barbe au menton.

It.: Non è dottor ognun chi porta vajo. (Gaal, 1028.)

Ung.: Nem mind Ur, ki oldalba szúr. (Gaal, 1028.)

3 Newer Philosophus, ein newe Narrenkapp.Gruter, III, 72; Lehmann, II, 432, 48.

[Spaltenumbruch] *4 Der Philosoph von Sanssouci.

Wie sich Friedrich der Grosse in der ersten Sammlung seiner Werke selbst nannte und später allgemein genannt wurde. (Büchmann, 6. Aufl., S. 227.)


Philosophie.

1 Die Philosophie leidet durch die Philosophen, wie die Frauen durch ihre Zofen.

Die Chinesen: Welches ist das schönste Zeitalter für die Philosophie gewesen? Das, in denen es noch keine Philosophen gab. (Cibot, 165.)

2 Mit der Philosophie kann man keinen Hund aus dem Ofen locken.Blum, 401.

3 Mit Philosophie stillt man Zahnweh nie.

In Shakspeare's Viel Lärmen um Nichts (V, 13) sagt Leonato: „Bisjetzt gab's noch keinen Philosophen, der mit Geduld das Zahnweh konnte ertragen.“ Krates, ein thebener Philosoph, dachte günstiger über sie. Als man ihn fragte, welchen Nutzen ihm die Philosophie verschafft habe, antwortete er: „Sie lehrte mich, bei Bohnen ohne Sorgen leben.“ (Einfälle, 94.)

4 Philosophie und Theologie verhalten sich wie Mensch und Vieh. (Rheinhessen.)

Dagegen behauptet die Katholische Kirchenzeitung (Baltimore vom 13. Febr. 1851): „Die Philosophie hat nichts errungen, wovor sie sich nicht schämen müsste.“

5 Wo die Philosophie aufhöret, da fahet die Medicin an.Luther's Tischr., 82b.


Physik.

* Da muss die Physik lügen.Klix, 58.


Physikus.

* Er ist ein Physikus, der den Grünspecht für einen Regenvogel hält.

Bei den Alten galt der Grünspecht als Regenbote.


Physiognomie.

*1 Dein physionomei weisets auss.Tappius, 24a; Suringar, LXXII, 6.

*2 Die Phisionomey gibts.Franck, II, 18b.


Piaster.

Für Piaster bekommt man Tugend und Laster.


Picard.

Die Picards haben das Herz auf der Zunge.

Die Bewohner der Picardie gelten als aufrichtig und offenherzig. (La franchise née picarde a le coeur à la main.) Doch wirft man ihnen Heftigkeit und Trunksucht vor; man sagt sie hätten einen heissen Kopf. (Les Picards ont la tête chaude.) Um sich über ihre Naivetät lustig zu machen, erzählt man folgendes Gespräch: „Picard, dein Haus brennt!“ – „Bah, ich habe ja den Schlüssel in der Tasche.“ („Picard, ta maison brûle!“ – „Fache, j'ai l' clef dins m' poke.“) (Illustr. Zeitung, 1447.)


Picheln.

* He hett to viel pichelt. (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 7.

Zu viel getrunken. (S. Molum.)


Pichen.

Wer gut picht und eng sticht und zeucht gut zu, der macht gute Schuh.Hönn, Betrugslexikon, S. 361.


Pickedraht (s. Pickfiester).

* Et is Meister Pickedraht1.

1) Spottname für Schuhmacher.


Pickel.

* Mit Pikl und Schaufel.Schöpf, 504.


Pickelhering.

* Wie ein Pickelhering.Eiselein, 512.

Eiselein bemerkt: „Die lustige Person im Schauspiel, wie Rüppel (Reupel) und Hanswurst. Das Wort ist zusammengesetzt aus: Bikel, welches auch in Bikelworte (sermo acerbus) vorkommt und von biken, mit dem Schnabel haken, herrührt, und aus: Hering, was scharf oder gesalzen bedeutet. Dasselbe ist der Bikelhering, welchen man in Bükelhering verballhornt hat.“ Bei Adelung findet sich noch bicken, diese Form ist aber seitdem völlig ausser Brauch gekommen und der althochdeutsche Anlaut aus dem Niederdeutschen mit picken ist wieder zur Geltung gelangt. (Vgl. Weigand, Wb., IIa, 281.)


Picken.

1 Dei mit bicket, dei mot ok mit hicken. (Sauerland.)

2 Wei bicken will, met kläggen1. (Marsberg.) – Firmenich, I, 322, 35.

1) Kratzen, scharren, wie es die Hühner thun.


Pickfiester (s. Eselsfresser).

* Es ist ein Pickfiester.

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[[671]/0685] Wir wollen zwar nicht baden also. Gang flugs vnd sag auch Urban schnell, dass er uns bringe Petronell. – Oec. rur. 7 Vmb Philipp Jacobi seynd die grössten Wetter. – Oec. rur., I, 59, 1. 8 Vöre (vorn) Flepp en henge (hinten) Jokkeb. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 125. Das Fest der beiden Apostel Philippus und Jakobus fällt auf denselben Tag; man wendet daher das Sprichwort an, um zu sagen, dass eine Sache, wie man sie betrachtet, dieselbe ist. Philippika. * Jemand eine Philippika halten. Eine Straf- oder Scheltrede wie dergleichen gegen den König Philipp von Macedonien von dem athener Redner Demosthenes gehalten wurde, um die Griechen abzumahnen, sich ihm zu unterwerfen. Philister. 1 Ich schmiss den Philister die Treppe hinunter, dass er den Hals auf der Stelle brach, und da geht der Kerl noch und verklagt mich, sagte der Student. 2 Nicht alle Philister wohnen zu Askalon. „Wer kein anderes Gefühl hat als in den Fingerspitzen, die er zur Hantierung gebraucht, und glaubt, die ganze Welt müsse sich um seinen Dreifuss drehen, der ist ein Philister.“ (Jahn.) – „Gleichviel aus welchem Volk sie stammen, Philisterei bringt sie zusammen.“ (Schweitzer, Welt und Zeit, 15, 60.) Der Lucifer (Neuyork vom 26. Jan. 1851, Nr. 7) schildert die Philister so: „Vom Esel habt ihr die Verstocktheit, vom Hasen die Furcht, vom Rhinoceros das Fell, vom Schaf die Geduld u. s. w. Nichts ist gross an euch als das Maul und nichts so weit als das Gewissen. Nichts ist beweglich an euch als der Zopf. Euer Charakter ist nicht fester als ein zertretener Filzschuh. Mit der Krämerelle messt ihr das Genie, und auf der Käsewage wiegt ihr den Geist der Menschheit ab. In der Kirche belügt ihr euern Herrgott und ausser der Kirche die ganze Welt.“ Ein in Deutschland vielgesungenes Lied beginnt: „Wisst ihr, was ein Philister heisst? Ich will sein Bild entschleiern. Geht irgendwo ein finstrer Geist behutsam wie auf Eiern u. s. w.“ Ein älteres Commersbuch schildert ihn so: „Ein Philister, viel frisst er, wenig ist er; alles fragt er, wenig sagt er, nichts wagt er, stets zagt er.“ Nach Goethe ist ein Philister ein mit Furcht und Hoffnung ausgestopfter Darm. Nach Schopenhauer ist er „ein Mensch ohne geistige Bedürfnisse, folglich auch ohne geistige Genüsse. Wirkliche Genüsse für ihn sind allein die sinnlichen, Austern und Champagner der Höhepunkt seines Daseins. Alles, was zum leiblichen Wohlsein beiträgt, sich zu verschaffen, ist der Zweck seines Lebens“. *3 Er bleibt noch hinter den Philistern zurück. – Eiselein, 512; Hegewald, 73. *4 Es ist ein rechter Philister. – Braun, I, 3317. Studentenwort. Man bezeichnet damit auf Hochschulen gegensätzlich jeden Nichtstudenten, auch wol einen dem frischen Leben abgestorbenen, verknöcherten Gelehrten. Im Jahre 1693 fiel zu Jena in dem vor dem Lobedaer Thor gelegenen Gasthause Zum goldenen Engel eine Schlägerei vor, in der ein Student todt auf dem Platze blieb. Sonntags darauf predigte Pastor Götze heftig wider diese That. Es sei bei diesem Mordhandel zugegangen, wie dort (Richter 16, 9 fg.) geschrieben stehe: „Philister über dir, Simson!“ (Museum Götzianum, S. 207.) Bald vernahm man dies Wort in allen Gassen Jenas; und von Stund' an hiessen die Bürger daselbst „Philister“. Die Studenten brachten diese Bezeichnung mit auf andere Universitäten. Da der Ausdruck gefiel, so ward er auch anderwärts auf die Nichtstudenten angewandt, sodass er nun allgemein im Brauch ist. (Curiositäten, VII, 187-188; Richard, 393, 2.) Andere meinen, die Bezeichnung rühre von dem der Universität Helmstädt bei ihrer Stiftung im Jahre 1578 verliehenen Privilegium her, den Simson im Siegel zu führen, was die Studenten veranlasst habe, sich sämmtlich für Simsone, die Nichtstudenten dagegen für Philister zu halten und zu behandeln. (Wurzbach II, 296.) *5 Mit den Philistern untergehen. *6 Philister über dir. – Simrock, 7924. *7 Philister und Hunde bellen mehr als sie beissen. – Ralisch, 179. Philosoph. 1 Alte Philosophen taugen nicht zu jungen Zofen. 2 Es sind nicht alles Philosophen, die lange Bärte tragen. (S. Gelehrter 52, Jäger 44 und Koch 51.) Frz.: N'est pas toujours sage qui a de la barbe au menton. It.: Non è dottor ognun chi porta vajo. (Gaal, 1028.) Ung.: Nem mind Ur, ki oldalba szúr. (Gaal, 1028.) 3 Newer Philosophus, ein newe Narrenkapp. – Gruter, III, 72; Lehmann, II, 432, 48. *4 Der Philosoph von Sanssouci. Wie sich Friedrich der Grosse in der ersten Sammlung seiner Werke selbst nannte und später allgemein genannt wurde. (Büchmann, 6. Aufl., S. 227.) Philosophie. 1 Die Philosophie leidet durch die Philosophen, wie die Frauen durch ihre Zofen. Die Chinesen: Welches ist das schönste Zeitalter für die Philosophie gewesen? Das, in denen es noch keine Philosophen gab. (Cibot, 165.) 2 Mit der Philosophie kann man keinen Hund aus dem Ofen locken. – Blum, 401. 3 Mit Philosophie stillt man Zahnweh nie. In Shakspeare's Viel Lärmen um Nichts (V, 13) sagt Leonato: „Bisjetzt gab's noch keinen Philosophen, der mit Geduld das Zahnweh konnte ertragen.“ Krates, ein thebener Philosoph, dachte günstiger über sie. Als man ihn fragte, welchen Nutzen ihm die Philosophie verschafft habe, antwortete er: „Sie lehrte mich, bei Bohnen ohne Sorgen leben.“ (Einfälle, 94.) 4 Philosophie und Theologie verhalten sich wie Mensch und Vieh. (Rheinhessen.) Dagegen behauptet die Katholische Kirchenzeitung (Baltimore vom 13. Febr. 1851): „Die Philosophie hat nichts errungen, wovor sie sich nicht schämen müsste.“ 5 Wo die Philosophie aufhöret, da fahet die Medicin an. – Luther's Tischr., 82b. Physik. * Da muss die Physik lügen. – Klix, 58. Physikus. * Er ist ein Physikus, der den Grünspecht für einen Regenvogel hält. Bei den Alten galt der Grünspecht als Regenbote. Physiognomie. *1 Dein physionomei weisets auss. – Tappius, 24a; Suringar, LXXII, 6. *2 Die Phisionomey gibts. – Franck, II, 18b. Piaster. Für Piaster bekommt man Tugend und Laster. Picard. Die Picards haben das Herz auf der Zunge. Die Bewohner der Picardie gelten als aufrichtig und offenherzig. (La franchise née picarde a le coeur à la main.) Doch wirft man ihnen Heftigkeit und Trunksucht vor; man sagt sie hätten einen heissen Kopf. (Les Picards ont la tête chaude.) Um sich über ihre Naivetät lustig zu machen, erzählt man folgendes Gespräch: „Picard, dein Haus brennt!“ – „Bah, ich habe ja den Schlüssel in der Tasche.“ („Picard, ta maison brûle!“ – „Fache, j'ai l' clef dins m' poke.“) (Illustr. Zeitung, 1447.) Picheln. * He hett to viel pichelt. (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 7. Zu viel getrunken. (S. Molum.) Pichen. Wer gut picht und eng sticht und zeucht gut zu, der macht gute Schuh. – Hönn, Betrugslexikon, S. 361. Pickedraht (s. Pickfiester). * Et is Meister Pickedraht1. 1) Spottname für Schuhmacher. Pickel. * Mit Pikl und Schaufel. – Schöpf, 504. Pickelhering. * Wie ein Pickelhering. – Eiselein, 512. Eiselein bemerkt: „Die lustige Person im Schauspiel, wie Rüppel (Reupel) und Hanswurst. Das Wort ist zusammengesetzt aus: Bikel, welches auch in Bikelworte (sermo acerbus) vorkommt und von biken, mit dem Schnabel haken, herrührt, und aus: Hering, was scharf oder gesalzen bedeutet. Dasselbe ist der Bikelhering, welchen man in Bükelhering verballhornt hat.“ Bei Adelung findet sich noch bicken, diese Form ist aber seitdem völlig ausser Brauch gekommen und der althochdeutsche Anlaut aus dem Niederdeutschen mit picken ist wieder zur Geltung gelangt. (Vgl. Weigand, Wb., IIa, 281.) Picken. 1 Dei mit bicket, dei mot ok mit hicken. (Sauerland.) 2 Wei bicken will, met kläggen1. (Marsberg.) – Firmenich, I, 322, 35. 1) Kratzen, scharren, wie es die Hühner thun. Pickfiester (s. Eselsfresser). * Es ist ein Pickfiester. Nicht blos Ortschaften, Völker u. s. w., auch ganze Berufsarten haben ihre Spitznamen. So heisst der Schuh macher hochdeutsch Meister Knieriem, während ihm der Plattdeutsche mit dem unübersetzbaren Namen

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [671]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/685>, abgerufen am 22.11.2024.