Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] nur den ungebildeten rohen Haufen begreifen. Von diesem Gesichtspunkte aus sind diese Sprichwörter aufzufassen. Mag also auch der einzelne dem Pöbel aus dem Wege gehen, so doch nicht das Volk selbst, welches die Aufgabe hat, den Pöbel durch seine Regierung und seine Bildungsanstalten allmählich zu bewältigen. 2 Dem böfel kan niemand recht thun. - Franck, II, 171a; Gruter, I, 12; Petri, II, 75; Henisch, 445, 15. 3 Dem böfel weich, thus jm aber nit gleich. - Franck, I, 60a; Henisch, 445, 16; Lehmann, 876, 15; Körte, 4820. 4 Dem böfel weicht auch der teuffel. - Franck, II, 100b; Eyering, I, 369; Petri, II, 76; Sutor, 45; Lehmann, II, 59, 56; Simrock, 7953; Körte, 4822; Braun, I, 3335. 5 Dem Pöbel muss man weichen, will man ihm nicht gleichen. - Simrock, 7951. Lat.: Cedendum multitudini. (Eiselein, 514.) 6 Dem Pöbel und den weisen Leuten gefallen, ist unmöglich. "Der Beifall des Pöbels schändet seine Lieblinge, aber der Beifall der Edeln ist die schönste Bürgerkrone." 7 Der böfel ist der teuffel. - Franck, I, 85a; Henisch, 445, 17. 8 Der Pöbel ist ein Thier mit viel Füssen ohne Haupt. Dän.: Almuen er et dyr med mange hoveder. (Prov. dan., 26.) It.: Non e bestia piau pazza che quella del popolo. (Pazzaglia, 296, 2.) 9 Der Pöbel ist wie Sand, darauf nichts zu bauen, er wird vom Winde zerstreut. Lat.: Nihil est incertius vulgo. (Philippi, II, 22.) - Vulgus imperitum et mutabile. (Seybold, 663.) 10 Der Pöbel ist wie Wasser, leichte Dinge trägt's, schwere sinken unter. 11 Der Pöbel kann's nicht ertragen, so er vom Regiment ausgeschlossen ist. 12 Der Pöbel macht die Herren weise. - Simrock, 7950; Körte, 4819; Graf, 18, 216; Braun, I, 3333. 13 Der Pöfel misset die freundschafft am nutz wie tuch an einer elen. - Henisch, 818, 64; Petri, II, 104. Lat.: Vulgus amicitias utilitate probat. (Seybold, 663.) 14 Der Pöfel sucht neuerung. - Lehmann, 586, 2. D. h. stets den Umsturz des Bestehenden, weil er nichts zu verlieren hat, wol aber bei jeder Unordnung gewinnen kann. 15 Der Pöfel will mit gewalt regiert sein. - Henisch, 1592, 28; Petri, II, 104. Ein tamulisches Sprichwort deutet aber an, dass damit auch noch nicht viel gewonnen sei. Es heisst: Man kann die Pöbelseele klopfen, es fliessen keine Honigtropfen. 16 Der Pöfel will stets die Hand mit im teig haben, wenn man im Regiment Brodt backen will, dass es jhnen schmäcklich sey. - Lehmann, 588, 20. 17 Des böfels lob helt nit die prob. - Franck, I, 133a; Lehmann, II, 69, 10; Simrock, 6545; Mayer, II, 710; Körte, 3928; Braun, I, 2373. 18 Des Pöbels Verdruss mit Kinderklappern man stillen muss. 19 Des Pöfels vntrew macht die Herren weiss. - Petri, II, 120. 20 Dess Pöfels böse (schlechte) Sitten machen gute Gesetze. - Petri, II, 120; Lehmann, II, 69, 9; Körte, 4818; Braun, I, 3332. 21 Es ist nicht lobs wert, das der böfel hoch ehrt. - Henisch, 445, 18. 22 Es ist nit gar nicht, was der böfel spricht. - Franck, II, 52a; Gruter, I, 36; Petri, II, 274. 23 Je bösser Pöffel, je besser Obrigkeit. - Petri, II, 390. Je böser der Pöbel, desto schärfer die Obrigkeit. (Graf, 524, 302.) 24 Kommt einer dem Pöfel in die Zähn, so wird er vernagt vnd zerbissen. - Lehmann, 301, 21. 25 Man darff dem Pöffel nicht viel pfeiffen, er tollet sonst gern. - Petri, II, 444. [Spaltenumbruch] 26 Pöbel sitzt gern mit am Bret. Vielleicht ist damit die Neigung des Volks zur Selbstregierung gemeint. 27 Volg nit dem gemainen pöfel. - Hauer, Ki. Lat.: Per publicam viam ne ambules. (Henisch, 445, 14.) 28 Was der Pöbel spricht, ist nicht ganz und gar erdicht't. - Körte, 4817; Masson, 361. 29 Wenn man den Pöbel erschreckt, so thut er Gutes. In Aegypten sagt man: Wer den Pöbel regieren will, muss sich ihm widersetzen. (Burckhardt, 333.) Man geht dort von der Ansicht aus, der Pöbel lasse sich nur so regieren, dass man seinen Neigungen schnurstracks entgegenhandle. 30 Wer dem Pöbel dient, hat einen schlimmen Herrn. - Petri, II, 690; Simrock, 7952; Körte, 4821; Venedey, 167; Masson, 282; Braun, I, 3334. "Der hat ein bösen herrn erkorn, wer dient dem püfel vnerfarn." Alle Empfindungen des Pöbels vereinigen sich in seinem Beutel oder in seinem Magen. Der Pöbel, wie ihn Tacitus in Rom schildert, ist auf dem Miste geboren, aus Koth zusammengesetzt; und man findet ihn heute noch bestehend aus denselben Elementen in allen grossen Städten. Lat.: Prauo seruit hero, qui uulgo seruit iniquo. (Loci comm., 183.) 31 Wer dem Pöffel gefallen will, der muss sich jhme gleich halten. - Lehmann, 327, 40. 32 Wer dient dem Pöbel et similibus horum, der hat vndanck in fine laborum. - Lehmann, 587, 10. 33 Wer sich an den Pöbel hängt, der hängt ärger als an einem Baum. 34 Wer sich an den Pöbel hängt, ist übel logirt. - Simrock, 7948. 35 Wer vom Pöbel abhängt, muss entweder Hammer oder Amboss sein. Lat.: Fallitur, aut fallit, qui vulgi pendet ab ore. (Binder II, 1085; Buchler, 405.) Pochen. 1 Der am meisten gepocht, kroch am ersten zu Loch. - Froschm., XXVIIIb. 2 Der soll nicht pochen, der selber viel am Rocken hat. Dän.: Puk ei saa meget, du har zelv grönt malt paa loftet. (Prov. dan., 460.) 3 Einer bocht, der andre gibt nichts drauf. - Gruter, III, 30; Lehmann, 151, 81. "Es ist doch in der Welt ein seltzamer Gebrauch, dass wann der eine pocht, der ander es nicht acht; man solt den bey der Nasen ziehen, der's hat erdacht. " (Alamod. Politic., II, 176.) "Es geht hie nach dem gemeinen sprichwort: einer pucht, der ander gibt nichts drauf." (Schade, I, 255, 15.) 4 Ich will des bochens wol ein end leben. - Franck, I, 53a. Um zu sagen, dass etwas nicht lange bestehen werde. Uebermuth nimmt bald ein Ende. 5 Wer am meisten pocht, der kreucht gemeiniglich am ersten zu Loch. - Petri, II, 481. 6 Wer darauff pocht, dass er ein gut sach hat, der verliert offt sein schanz. - Lehmann, 628, 25. *7 Hi poghet üüs an Woglüüs an felt weg üüs an Fleeg. (Amrum.) - Haupt, VIII, 366, 255. Er pocht wie eine Wandlaus und fällt weg wie eine Fliege. *8 Hi poghet üüs en duaden Stint. (Nordmarschen.) - Haupt, VIII, 375, 11. Er pocht wie ein todter Stint. Pocher. 1 Grosse pocher schlagen nicht. - Petri, II, 361; Suringar, XXXIV, 2. Holl.: Een pogcher was nooit goed soldaat. (Harrebomee, II, 191a.) 2 Hüte dich vor dem Pocher, dir schadet nie der Socher. (S. Schäbiger.) - Eiselein, 513; Wurzbach II, 279; Simrock, 7955. In der Pfalz band ein Hirtenknabe, Namens Pocher, seinen Kameraden an einen niedergezogenen Baum, den er nachher emporschnellen liess, was den Tod des Unglücklichen zur Folge hatte. Pocher erwiderte auf die Frage, warum er die That verübt habe, nichts als, der Bube sei schäbig gewesen und ein schäbig Thier verderbe die ganze Heerde. Socher ward einer, der siech ist, stets kränkelt, genannt. Man wollte einem solchen durch den obigen Spruch sagen: Lasst nicht den Pocher über dich kommen, er schadet mehr als all dein Siechthum. (S. Socher.)
[Spaltenumbruch] nur den ungebildeten rohen Haufen begreifen. Von diesem Gesichtspunkte aus sind diese Sprichwörter aufzufassen. Mag also auch der einzelne dem Pöbel aus dem Wege gehen, so doch nicht das Volk selbst, welches die Aufgabe hat, den Pöbel durch seine Regierung und seine Bildungsanstalten allmählich zu bewältigen. 2 Dem böfel kan niemand recht thun. – Franck, II, 171a; Gruter, I, 12; Petri, II, 75; Henisch, 445, 15. 3 Dem böfel weich, thus jm aber nit gleich. – Franck, I, 60a; Henisch, 445, 16; Lehmann, 876, 15; Körte, 4820. 4 Dem böfel weicht auch der teuffel. – Franck, II, 100b; Eyering, I, 369; Petri, II, 76; Sutor, 45; Lehmann, II, 59, 56; Simrock, 7953; Körte, 4822; Braun, I, 3335. 5 Dem Pöbel muss man weichen, will man ihm nicht gleichen. – Simrock, 7951. Lat.: Cedendum multitudini. (Eiselein, 514.) 6 Dem Pöbel und den weisen Leuten gefallen, ist unmöglich. „Der Beifall des Pöbels schändet seine Lieblinge, aber der Beifall der Edeln ist die schönste Bürgerkrone.“ 7 Der böfel ist der teuffel. – Franck, I, 85a; Henisch, 445, 17. 8 Der Pöbel ist ein Thier mit viel Füssen ohne Haupt. Dän.: Almuen er et dyr med mange hoveder. (Prov. dan., 26.) It.: Non è bestia piû pazza che quella del popolo. (Pazzaglia, 296, 2.) 9 Der Pöbel ist wie Sand, darauf nichts zu bauen, er wird vom Winde zerstreut. Lat.: Nihil est incertius vulgo. (Philippi, II, 22.) – Vulgus imperitum et mutabile. (Seybold, 663.) 10 Der Pöbel ist wie Wasser, leichte Dinge trägt's, schwere sinken unter. 11 Der Pöbel kann's nicht ertragen, so er vom Regiment ausgeschlossen ist. 12 Der Pöbel macht die Herren weise. – Simrock, 7950; Körte, 4819; Graf, 18, 216; Braun, I, 3333. 13 Der Pöfel misset die freundschafft am nutz wie tuch an einer elen. – Henisch, 818, 64; Petri, II, 104. Lat.: Vulgus amicitias utilitate probat. (Seybold, 663.) 14 Der Pöfel sucht neuerung. – Lehmann, 586, 2. D. h. stets den Umsturz des Bestehenden, weil er nichts zu verlieren hat, wol aber bei jeder Unordnung gewinnen kann. 15 Der Pöfel will mit gewalt regiert sein. – Henisch, 1592, 28; Petri, II, 104. Ein tamulisches Sprichwort deutet aber an, dass damit auch noch nicht viel gewonnen sei. 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(Graf, 524, 302.) 24 Kommt einer dem Pöfel in die Zähn, so wird er vernagt vnd zerbissen. – Lehmann, 301, 21. 25 Man darff dem Pöffel nicht viel pfeiffen, er tollet sonst gern. – Petri, II, 444. [Spaltenumbruch] 26 Pöbel sitzt gern mit am Bret. Vielleicht ist damit die Neigung des Volks zur Selbstregierung gemeint. 27 Volg nit dem gemainen pöfel. – Hauer, Ki. Lat.: Per publicam viam ne ambules. (Henisch, 445, 14.) 28 Was der Pöbel spricht, ist nicht ganz und gar erdicht't. – Körte, 4817; Masson, 361. 29 Wenn man den Pöbel erschreckt, so thut er Gutes. In Aegypten sagt man: Wer den Pöbel regieren will, muss sich ihm widersetzen. (Burckhardt, 333.) 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Politic., II, 176.) „Es geht hie nach dem gemeinen sprichwort: einer pucht, der ander gibt nichts drauf.“ (Schade, I, 255, 15.) 4 Ich will des bochens wol ein end leben. – Franck, I, 53a. Um zu sagen, dass etwas nicht lange bestehen werde. Uebermuth nimmt bald ein Ende. 5 Wer am meisten pocht, der kreucht gemeiniglich am ersten zu Loch. – Petri, II, 481. 6 Wer darauff pocht, dass er ein gut sach hat, der verliert offt sein schanz. – Lehmann, 628, 25. *7 Hi poghet üüs an Woglüüs an fêlt weg üüs an Fleeg. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 255. Er pocht wie eine Wandlaus und fällt weg wie eine Fliege. *8 Hi poghet üüs en duaden Stint. (Nordmarschen.) – Haupt, VIII, 375, 11. Er pocht wie ein todter Stint. Pocher. 1 Grosse pocher schlagen nicht. – Petri, II, 361; Suringar, XXXIV, 2. Holl.: Een pogcher was nooit goed soldaat. (Harrebomée, II, 191a.) 2 Hüte dich vor dem Pocher, dir schadet nie der Socher. (S. Schäbiger.) – Eiselein, 513; Wurzbach II, 279; Simrock, 7955. 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nur den ungebildeten rohen Haufen begreifen. Von diesem Gesichtspunkte aus sind diese Sprichwörter aufzufassen. Mag also auch der einzelne dem Pöbel aus dem Wege gehen, so doch nicht das Volk selbst, welches die Aufgabe hat, den Pöbel durch seine Regierung und seine Bildungsanstalten allmählich zu bewältigen.
2 Dem böfel kan niemand recht thun. – Franck, II, 171a; Gruter, I, 12; Petri, II, 75; Henisch, 445, 15.
3 Dem böfel weich, thus jm aber nit gleich. – Franck, I, 60a; Henisch, 445, 16; Lehmann, 876, 15; Körte, 4820.
4 Dem böfel weicht auch der teuffel. – Franck, II, 100b; Eyering, I, 369; Petri, II, 76; Sutor, 45; Lehmann, II, 59, 56; Simrock, 7953; Körte, 4822; Braun, I, 3335.
5 Dem Pöbel muss man weichen, will man ihm nicht gleichen. – Simrock, 7951.
Lat.: Cedendum multitudini. (Eiselein, 514.)
6 Dem Pöbel und den weisen Leuten gefallen, ist unmöglich.
„Der Beifall des Pöbels schändet seine Lieblinge, aber der Beifall der Edeln ist die schönste Bürgerkrone.“
7 Der böfel ist der teuffel. – Franck, I, 85a; Henisch, 445, 17.
8 Der Pöbel ist ein Thier mit viel Füssen ohne Haupt.
Dän.: Almuen er et dyr med mange hoveder. (Prov. dan., 26.)
It.: Non è bestia piû pazza che quella del popolo. (Pazzaglia, 296, 2.)
9 Der Pöbel ist wie Sand, darauf nichts zu bauen, er wird vom Winde zerstreut.
Lat.: Nihil est incertius vulgo. (Philippi, II, 22.) – Vulgus imperitum et mutabile. (Seybold, 663.)
10 Der Pöbel ist wie Wasser, leichte Dinge trägt's, schwere sinken unter.
11 Der Pöbel kann's nicht ertragen, so er vom Regiment ausgeschlossen ist.
12 Der Pöbel macht die Herren weise. – Simrock, 7950; Körte, 4819; Graf, 18, 216; Braun, I, 3333.
13 Der Pöfel misset die freundschafft am nutz wie tuch an einer elen. – Henisch, 818, 64; Petri, II, 104.
Lat.: Vulgus amicitias utilitate probat. (Seybold, 663.)
14 Der Pöfel sucht neuerung. – Lehmann, 586, 2.
D. h. stets den Umsturz des Bestehenden, weil er nichts zu verlieren hat, wol aber bei jeder Unordnung gewinnen kann.
15 Der Pöfel will mit gewalt regiert sein. – Henisch, 1592, 28; Petri, II, 104.
Ein tamulisches Sprichwort deutet aber an, dass damit auch noch nicht viel gewonnen sei. Es heisst: Man kann die Pöbelseele klopfen, es fliessen keine Honigtropfen.
16 Der Pöfel will stets die Hand mit im teig haben, wenn man im Regiment Brodt backen will, dass es jhnen schmäcklich sey. – Lehmann, 588, 20.
17 Des böfels lob helt nit die prob. – Franck, I, 133a; Lehmann, II, 69, 10; Simrock, 6545; Mayer, II, 710; Körte, 3928; Braun, I, 2373.
18 Des Pöbels Verdruss mit Kinderklappern man stillen muss.
19 Des Pöfels vntrew macht die Herren weiss. – Petri, II, 120.
20 Dess Pöfels böse (schlechte) Sitten machen gute Gesetze. – Petri, II, 120; Lehmann, II, 69, 9; Körte, 4818; Braun, I, 3332.
21 Es ist nicht lobs wert, das der böfel hoch ehrt. – Henisch, 445, 18.
22 Es ist nit gar nicht, was der böfel spricht. – Franck, II, 52a; Gruter, I, 36; Petri, II, 274.
23 Je bösser Pöffel, je besser Obrigkeit. – Petri, II, 390.
Je böser der Pöbel, desto schärfer die Obrigkeit. (Graf, 524, 302.)
24 Kommt einer dem Pöfel in die Zähn, so wird er vernagt vnd zerbissen. – Lehmann, 301, 21.
25 Man darff dem Pöffel nicht viel pfeiffen, er tollet sonst gern. – Petri, II, 444.
26 Pöbel sitzt gern mit am Bret.
Vielleicht ist damit die Neigung des Volks zur Selbstregierung gemeint.
27 Volg nit dem gemainen pöfel. – Hauer, Ki.
Lat.: Per publicam viam ne ambules. (Henisch, 445, 14.)
28 Was der Pöbel spricht, ist nicht ganz und gar erdicht't. – Körte, 4817; Masson, 361.
29 Wenn man den Pöbel erschreckt, so thut er Gutes.
In Aegypten sagt man: Wer den Pöbel regieren will, muss sich ihm widersetzen. (Burckhardt, 333.) Man geht dort von der Ansicht aus, der Pöbel lasse sich nur so regieren, dass man seinen Neigungen schnurstracks entgegenhandle.
30 Wer dem Pöbel dient, hat einen schlimmen Herrn. – Petri, II, 690; Simrock, 7952; Körte, 4821; Venedey, 167; Masson, 282; Braun, I, 3334.
„Der hat ein bösen herrn erkorn, wer dient dem püfel vnerfarn.“ Alle Empfindungen des Pöbels vereinigen sich in seinem Beutel oder in seinem Magen. Der Pöbel, wie ihn Tacitus in Rom schildert, ist auf dem Miste geboren, aus Koth zusammengesetzt; und man findet ihn heute noch bestehend aus denselben Elementen in allen grossen Städten.
Lat.: Prauo seruit hero, qui uulgo seruit iniquo. (Loci comm., 183.)
31 Wer dem Pöffel gefallen will, der muss sich jhme gleich halten. – Lehmann, 327, 40.
32 Wer dient dem Pöbel et similibus horum, der hat vndanck in fine laborum. – Lehmann, 587, 10.
33 Wer sich an den Pöbel hängt, der hängt ärger als an einem Baum.
34 Wer sich an den Pöbel hängt, ist übel logirt. – Simrock, 7948.
35 Wer vom Pöbel abhängt, muss entweder Hammer oder Amboss sein.
Lat.: Fallitur, aut fallit, qui vulgi pendet ab ore. (Binder II, 1085; Buchler, 405.)
Pochen.
1 Der am meisten gepocht, kroch am ersten zu Loch. – Froschm., XXVIIIb.
2 Der soll nicht pochen, der selber viel am Rocken hat.
Dän.: Puk ei saa meget, du har zelv grönt malt paa loftet. (Prov. dan., 460.)
3 Einer bocht, der andre gibt nichts drauf. – Gruter, III, 30; Lehmann, 151, 81.
„Es ist doch in der Welt ein seltzamer Gebrauch, dass wann der eine pocht, der ander es nicht acht; man solt den bey der Nasen ziehen, der's hat erdacht. “ (Alamod. Politic., II, 176.) „Es geht hie nach dem gemeinen sprichwort: einer pucht, der ander gibt nichts drauf.“ (Schade, I, 255, 15.)
4 Ich will des bochens wol ein end leben. – Franck, I, 53a.
Um zu sagen, dass etwas nicht lange bestehen werde. Uebermuth nimmt bald ein Ende.
5 Wer am meisten pocht, der kreucht gemeiniglich am ersten zu Loch. – Petri, II, 481.
6 Wer darauff pocht, dass er ein gut sach hat, der verliert offt sein schanz. – Lehmann, 628, 25.
*7 Hi poghet üüs an Woglüüs an fêlt weg üüs an Fleeg. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 255.
Er pocht wie eine Wandlaus und fällt weg wie eine Fliege.
*8 Hi poghet üüs en duaden Stint. (Nordmarschen.) – Haupt, VIII, 375, 11.
Er pocht wie ein todter Stint.
Pocher.
1 Grosse pocher schlagen nicht. – Petri, II, 361; Suringar, XXXIV, 2.
Holl.: Een pogcher was nooit goed soldaat. (Harrebomée, II, 191a.)
2 Hüte dich vor dem Pocher, dir schadet nie der Socher. (S. Schäbiger.) – Eiselein, 513; Wurzbach II, 279; Simrock, 7955.
In der Pfalz band ein Hirtenknabe, Namens Pocher, seinen Kameraden an einen niedergezogenen Baum, den er nachher emporschnellen liess, was den Tod des Unglücklichen zur Folge hatte. Pocher erwiderte auf die Frage, warum er die That verübt habe, nichts als, der Bube sei schäbig gewesen und ein schäbig Thier verderbe die ganze Heerde. Socher ward einer, der siech ist, stets kränkelt, genannt. Man wollte einem solchen durch den obigen Spruch sagen: Lasst nicht den Pocher über dich kommen, er schadet mehr als all dein Siechthum. (S. Socher.)
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