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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] geschossen haben. Wie ist also die oberharzer Lesart zu erklären? (S. Preussisches 2.)

Holl.: Zoo schieten de Franschen. - Zoo schieten de Pruissen niet. (Harrebomee, I, 196; II, 204a.)

15 Was Preussen gewonnen, ist Deutschland gewonnen; was Oesterreich gewonnen, ist Deutschland verloren.

16 Wenn der Preusse redet, hat der Gudde zu schweigen. (Lit.) - Frischbier2, 3009.

Gudde = polnischer oder russischer Bauer, Holzflösser. (Schleicher, 175.)

*17 Du hältst mich wol für einen Preussen. (Holst.)

Die Redensart ist 1865 in Holstein entstanden und wird gebraucht, wenn ein Käufer sich vom Verkäufer übertheuert glaubt. Der Neuen Preuss. Zeitung wird in einer der ersten Nummern (1866) aus Holstein geschrieben: "Dass die Preussen hier doppelte und dreifache Preise bezahlen müssen, ist Thatsache; und es fällt kaum noch auf, wenn man einen holsteiner Käufer, sobald ihm ein hoher Preis abgefordert wird, zu dem Verkäufer sagen hört: Sie halten mich wol für einen Preussen?" (Vgl. auch Kladderadatsch, Berlin 1866, Nr. 1, S. 3; Schles. Morgenblatt, Breslau 1866, Nr. 2.)

*18 Es ist ein Preuss', der seinen Herrn verrieth. - Frischbier2, 3007.

Nach dem Erleuterten Preussen (I, 151) "ein uraltes Sprichwort." Wenn man einen untreuen, falschen Menschen hat bezeichnen wollen, so pflegte man zu sagen: Es ist ein Preuss', der seinen Herrn verrieth. Ueber den Ursprung der Redensart heisst es a. a. O.: Es soll derselben die Beschuldigung der Anverwandten des abgesetzten Hochmeisters Heinrich Reuss von Plauen zu Grunde liegen, welche in einem "offenen Schmäh-Brieff unter ihren Siegeln" den Orden der Untreue anklagten und erklärten, er habe an seinem "Herrn, dem von Plauen, wie meineidige Bösewichter und Unterthanen gehandelt". Sie luden den Orden auf das Concil zu Kostnitz 1415, um dort "Rede und Antwort zu geben". Nach andern soll die Redensart entstanden sein, als die Schuhmacher von Rastenburg während des dreizehnjährigen Kriegs (1454-66) den dortigen Comthur Wolfg. Sauer "unter das Eyss gestecket haben", weil er in Belagerung der Stadt nicht fest gehalten, sondern dieselbe den Feinden verrathen und übergeben wollen, worüber das Nähere im Erl. Preussen (III, 661) und bei Henneberger (391 fg.) nachzulesen ist. Noch andere beziehen die Redensart auf die Uebergabe des Preussenlandes an den König Kasimir von Polen durch das Land und die Städte im Jahre 1454. Im allgemeinen erklärt Rappolt (Erl. Preussen, V, 252), dass schon in alten Sprichwörtern die "preussische Redlichkeit so viel heisse, als bei den Römern Graeca fides". Den Grund dazu findet er in den zahlreichen "Colonien, wodurch Preussen ist angebaut worden". Das Erl. Preussen kommt in seinen Untersuchungen über dies Sprichwort schliesslich zu dem Resultat, dass "wenn jemals einige Untreue und Falschheit im Lande Preussen sollte vorgegangen sein, solche doch gewiss nicht sowol denen Nationalpreussen, als vielmehr den Ausländern, die anhero kommen wären, zur Last gereichen müsste".

*19 Mit de Preussen is es nichts. - Schottmüller.

Diese Redensart ist neuern Ursprungs. Die Soldaten heissen bei den Rheinländern "Preussen"; die Redensart ist in den Kasernen durch die zu entlassenden Reserven aufgekommen und drückt die Abneigung gegen den Soldatenstand im allgemeinen aus.


Preussen.

1 Das Land zu Preussen ward für etzliche Peltz verkaufft. - Henneberger, 73.

Im Jahre 1454 hatten die Gesandten des Städtebundes einen ungünstigen Vertrag mit dem polnischen König geschlossen und waren danach von ihm mit "Marderen Schauben begabt" worden, daraus ein Sprichwort kam: "Das Land zu Preussen ward für etzliche Peltz verkaufft." Was den Namen "Preussen" betrifft, so enthält nach einer Notiz der Deutschen Allgem. Zeitung (Leipzig 1863, Nr. 110, S. 1108) der Nürnberger Correspondent zur Beantwortung der Frage: Woher stammt der Name Preussen? Folgendes: "Das älteste historische Document, in welchem derselbe vorkommt, ist das aus dem 9. Jahrhundert stammende Fragment aus einem geographischen Glossar in der münchener Bibliothek, welcher die Ueberschrift führt: Nomina diversorum provinciarum et urbium. Hier lautet der Name für das Preussenvolk: Pruzzen, in spätern Documenten: Pruzi, Pruzzi, Pruci; für das Land Preussen dagegen: Prutia, Prucia, Proca (gesprochen Prutze) heisst im heutigen Polnischen eine Schleuder, ein Wurfinstrument; procic (gesprochen prutschitsch) werfen, schleudern. Die Preussen, Prutzi, Pruci, werden daher von ihren Nachbarn die Werfen, Schleudern genannt worden sein; und so ist allmählich Volks- und Landesname daraus geworden. Dass das slawische Proca mit dem deutschen Protze (in Protzkasten, auch abprotzen) verwandt sei, lässt sich um so eher annehmen, als für das letztere Wort bisjetzt eine deutsche Herleitung nicht hat gefunden werden können."

[Spaltenumbruch] 2 Preussen ist eine wollene Jacke.

Eins der vielen geflügelten Worte des Fürsten Bismarck. In der Antwort, die er einer Deputation aus den 1866 in den preussischen Staat einverleibten Landestheilen Hannover u. s. w. gab, heisst es: Preussen sei gleich einer wollenen Jacke, in der man sich anfänglich auch ganz unbehaglich befinde, sobald man sich aber an sie gewöhnt habe, sei sie sehr angenehm und werde bald als grosse Wohlthat empfunden. Bismarck hat hier aber nur eine Stelle aus E. M. Arndt's Schriften sehr passend angewandt, welche lautet: "Es ist angenehm, preussisch zu sein, aber nicht angenehm, preussisch zu werden. Das Preussenthum ist wie eine neue wollene Jacke. Im Anfang juckt sie unausstehlich, später findet man, dass sie recht warm und nützlich ist und besonders bei schlechtem Wetter einen unentbehrlichen Schutz verleiht."

3 Wenn man nach Preussen gekommen, so ist man geborgen. - Frischbier2, 3010.

"Das Andenken der Gutthätigkeit und Gastfreiheit der Preussen in den ehemaligen guten Zeiten ist annoch bei vielen Ausländern in beständigem Segen, sodass es zum Sprichwort bei ihnen geworden: Wenn ein Fremder nur erst nach Preussen gekommen, so ist er geborgen." (Erl. Preussen, IV, 387.)

*4 Etwas für den König von Preussen thun.

Diese Redensart steht bereits unter Arbeiten 68, kommt aber auch in der vorstehenden Form vor. Nachdem am 2. März 1871 der Friede mit Frankreich geschlossen war, brach im März in Paris ein Aufstand aus, wodurch der schlesische Dichter von Holtei zu einer dichterischen Behandlung der Redensart: Pour le Roi de Prusse in der Schles. Zeitung (1871, Nr. 139, Feuilleton) veranlasst wurde, dessen erste und Schlussstrophe also lauten: "In Frankreich ist ein Sprichwort beliebt, dessen sich auch Autoren befleissen, wenn einer sich unfruchtbare Mühe gibt: >Er thut's für den König von Preus sen< ....Das bleibt nun einmal ihr (den Franzosen) Plaisir; sie wechseln Hiebe und Schüsse. Weshalb? In Wahrheit heisst es hier: Ils travaillent pour le Roi de Prusse."


Preussisch.

*1 Das ist zum Preussischwerden.

In Sachsen nach 1815, um zu sagen: Es ist zum Verzweifeln.

*2 Der ist preussisch.

In Sachsen, um zu sagen, er ist betrunken, weil in Sachsen nach den Befreiungskriegen lange Zeit der Hass gegen Preussen so gross war, dass man einen, der preussisch geworden wäre, für verrückt oder trunken gehalten haben würde.

*3 Er ist prüssisch und ufbegehrisch. - Gotthelf, Bauernspiegel, 93.

*4 Er wird preussisch.

Im nördlichen Böhmen, um zu sagen: falsch, zornig. Wie mir aus Kamnitz mitgetheilt wird ist die Redensart schon sehr alt, ist aber im Kriege von 1866 häufig als Wortspiel angewandt worden. "Jetzt werden wir preussisch." >Nein, das sind wir schon.< Diese Redensart ist übrigens von viel allgemeinerm Gebrauch, denn auch die Holländer haben sie. Sie sagen: Het is er Pruissisch. Harrebomee (II, 204a) bemerkt zu dieser und der andern Redensart "So schiessen die Preussen nicht": "Die beiden Redensarten beziehen sich auf die Ausdauer und Heftigkeit, womit die Preussen den Krieg führen." Preussischwerden würde demnach etwa so viel heissen als warm, zornig werden.

*5 Ganz preussisch laufen. - Gotthelf, Erzählungen, III, 263.

*6 Sie ist heut preu'sch. - Klix, 58.

D. h. leicht erreg- und verletzbar. Jemand preussisch machen heisst soviel als ihn aufbringen, zum Zorn reizen. Die Redensart kommt in ganz Deutschböhmen vor.

*7 Sie sind nicht preussisch zusammen. (Köthen.)

Nicht freund miteinander.

*8 Ume nit so prüssisch. - Gotthelf, Käserei, 322.

D. i. nicht so hitzig.


Preussisches.

1 Wenn man ins Preussische kommt, dann ist's vorbei.

Klagewort bummelnder, liederlicher Handwerksburschen.

*2 So geht's im Preussischen auch her. - Lohrengel, II, 465.

Wie, darüber findet sich bei Lohrengel wieder ebenso wenig eine Erklärung wie irgendeine Andeutung. Der Werth örtlicher und provinzieller Sprichwörtersammlungen besteht aber gerade darin, dunkle Sprichwörter, wenn es auf andere Weise nicht möglich ist, wenigstens durch Beispiele der Anwendung zu erläutern.


Pricken.

*1 Doa will'n wi (wollen wir) doch 'n Pricken vörschloan. (Mecklenburg.) - Frommann, II, 221.

Sinn: einen Riegel vorschieben.

[Spaltenumbruch] geschossen haben. Wie ist also die oberharzer Lesart zu erklären? (S. Preussisches 2.)

Holl.: Zoo schieten de Franschen. – Zoo schieten de Pruissen niet. (Harrebomée, I, 196; II, 204a.)

15 Was Preussen gewonnen, ist Deutschland gewonnen; was Oesterreich gewonnen, ist Deutschland verloren.

16 Wenn der Preusse redet, hat der Gudde zu schweigen. (Lit.) – Frischbier2, 3009.

Gudde = polnischer oder russischer Bauer, Holzflösser. (Schleicher, 175.)

*17 Du hältst mich wol für einen Preussen. (Holst.)

Die Redensart ist 1865 in Holstein entstanden und wird gebraucht, wenn ein Käufer sich vom Verkäufer übertheuert glaubt. Der Neuen Preuss. Zeitung wird in einer der ersten Nummern (1866) aus Holstein geschrieben: „Dass die Preussen hier doppelte und dreifache Preise bezahlen müssen, ist Thatsache; und es fällt kaum noch auf, wenn man einen holsteiner Käufer, sobald ihm ein hoher Preis abgefordert wird, zu dem Verkäufer sagen hört: Sie halten mich wol für einen Preussen?“ (Vgl. auch Kladderadatsch, Berlin 1866, Nr. 1, S. 3; Schles. Morgenblatt, Breslau 1866, Nr. 2.)

*18 Es ist ein Preuss', der seinen Herrn verrieth.Frischbier2, 3007.

Nach dem Erleuterten Preussen (I, 151) „ein uraltes Sprichwort.“ Wenn man einen untreuen, falschen Menschen hat bezeichnen wollen, so pflegte man zu sagen: Es ist ein Preuss', der seinen Herrn verrieth. Ueber den Ursprung der Redensart heisst es a. a. O.: Es soll derselben die Beschuldigung der Anverwandten des abgesetzten Hochmeisters Heinrich Reuss von Plauen zu Grunde liegen, welche in einem „offenen Schmäh-Brieff unter ihren Siegeln“ den Orden der Untreue anklagten und erklärten, er habe an seinem „Herrn, dem von Plauen, wie meineidige Bösewichter und Unterthanen gehandelt“. Sie luden den Orden auf das Concil zu Kostnitz 1415, um dort „Rede und Antwort zu geben“. Nach andern soll die Redensart entstanden sein, als die Schuhmacher von Rastenburg während des dreizehnjährigen Kriegs (1454-66) den dortigen Comthur Wolfg. Sauer „unter das Eyss gestecket haben“, weil er in Belagerung der Stadt nicht fest gehalten, sondern dieselbe den Feinden verrathen und übergeben wollen, worüber das Nähere im Erl. Preussen (III, 661) und bei Henneberger (391 fg.) nachzulesen ist. Noch andere beziehen die Redensart auf die Uebergabe des Preussenlandes an den König Kasimir von Polen durch das Land und die Städte im Jahre 1454. Im allgemeinen erklärt Rappolt (Erl. Preussen, V, 252), dass schon in alten Sprichwörtern die „preussische Redlichkeit so viel heisse, als bei den Römern Graeca fides“. Den Grund dazu findet er in den zahlreichen „Colonien, wodurch Preussen ist angebaut worden“. Das Erl. Preussen kommt in seinen Untersuchungen über dies Sprichwort schliesslich zu dem Resultat, dass „wenn jemals einige Untreue und Falschheit im Lande Preussen sollte vorgegangen sein, solche doch gewiss nicht sowol denen Nationalpreussen, als vielmehr den Ausländern, die anhero kommen wären, zur Last gereichen müsste“.

*19 Mit de Preussen is es nichts.Schottmüller.

Diese Redensart ist neuern Ursprungs. Die Soldaten heissen bei den Rheinländern „Preussen“; die Redensart ist in den Kasernen durch die zu entlassenden Reserven aufgekommen und drückt die Abneigung gegen den Soldatenstand im allgemeinen aus.


Preussen.

1 Das Land zu Preussen ward für etzliche Peltz verkaufft.Henneberger, 73.

Im Jahre 1454 hatten die Gesandten des Städtebundes einen ungünstigen Vertrag mit dem polnischen König geschlossen und waren danach von ihm mit „Marderen Schauben begabt“ worden, daraus ein Sprichwort kam: „Das Land zu Preussen ward für etzliche Peltz verkaufft.“ Was den Namen „Preussen“ betrifft, so enthält nach einer Notiz der Deutschen Allgem. Zeitung (Leipzig 1863, Nr. 110, S. 1108) der Nürnberger Correspondent zur Beantwortung der Frage: Woher stammt der Name Preussen? Folgendes: „Das älteste historische Document, in welchem derselbe vorkommt, ist das aus dem 9. Jahrhundert stammende Fragment aus einem geographischen Glossar in der münchener Bibliothek, welcher die Ueberschrift führt: Nomina diversorum provinciarum et urbium. Hier lautet der Name für das Preussenvolk: Pruzzen, in spätern Documenten: Pruzi, Pruzzi, Pruci; für das Land Preussen dagegen: Prutia, Prucia, Próca (gesprochen Prutze) heisst im heutigen Polnischen eine Schleuder, ein Wurfinstrument; prócic (gesprochen prutschitsch) werfen, schleudern. Die Preussen, Prutzi, Pruci, werden daher von ihren Nachbarn die Werfen, Schleudern genannt worden sein; und so ist allmählich Volks- und Landesname daraus geworden. Dass das slawische Próca mit dem deutschen Protze (in Protzkasten, auch abprotzen) verwandt sei, lässt sich um so eher annehmen, als für das letztere Wort bisjetzt eine deutsche Herleitung nicht hat gefunden werden können.“

[Spaltenumbruch] 2 Preussen ist eine wollene Jacke.

Eins der vielen geflügelten Worte des Fürsten Bismarck. In der Antwort, die er einer Deputation aus den 1866 in den preussischen Staat einverleibten Landestheilen Hannover u. s. w. gab, heisst es: Preussen sei gleich einer wollenen Jacke, in der man sich anfänglich auch ganz unbehaglich befinde, sobald man sich aber an sie gewöhnt habe, sei sie sehr angenehm und werde bald als grosse Wohlthat empfunden. Bismarck hat hier aber nur eine Stelle aus E. M. Arndt's Schriften sehr passend angewandt, welche lautet: „Es ist angenehm, preussisch zu sein, aber nicht angenehm, preussisch zu werden. Das Preussenthum ist wie eine neue wollene Jacke. Im Anfang juckt sie unausstehlich, später findet man, dass sie recht warm und nützlich ist und besonders bei schlechtem Wetter einen unentbehrlichen Schutz verleiht.“

3 Wenn man nach Preussen gekommen, so ist man geborgen.Frischbier2, 3010.

„Das Andenken der Gutthätigkeit und Gastfreiheit der Preussen in den ehemaligen guten Zeiten ist annoch bei vielen Ausländern in beständigem Segen, sodass es zum Sprichwort bei ihnen geworden: Wenn ein Fremder nur erst nach Preussen gekommen, so ist er geborgen.“ (Erl. Preussen, IV, 387.)

*4 Etwas für den König von Preussen thun.

Diese Redensart steht bereits unter Arbeiten 68, kommt aber auch in der vorstehenden Form vor. Nachdem am 2. März 1871 der Friede mit Frankreich geschlossen war, brach im März in Paris ein Aufstand aus, wodurch der schlesische Dichter von Holtei zu einer dichterischen Behandlung der Redensart: Pour le Roi de Prusse in der Schles. Zeitung (1871, Nr. 139, Feuilleton) veranlasst wurde, dessen erste und Schlussstrophe also lauten: „In Frankreich ist ein Sprichwort beliebt, dessen sich auch Autoren befleissen, wenn einer sich unfruchtbare Mühe gibt: ›Er thut's für den König von Preus sen‹ ....Das bleibt nun einmal ihr (den Franzosen) Plaisir; sie wechseln Hiebe und Schüsse. Weshalb? In Wahrheit heisst es hier: Ils travaillent pour le Roi de Prusse.“


Preussisch.

*1 Das ist zum Preussischwerden.

In Sachsen nach 1815, um zu sagen: Es ist zum Verzweifeln.

*2 Der ist preussisch.

In Sachsen, um zu sagen, er ist betrunken, weil in Sachsen nach den Befreiungskriegen lange Zeit der Hass gegen Preussen so gross war, dass man einen, der preussisch geworden wäre, für verrückt oder trunken gehalten haben würde.

*3 Er ist prüssisch und ufbegehrisch.Gotthelf, Bauernspiegel, 93.

*4 Er wird preussisch.

Im nördlichen Böhmen, um zu sagen: falsch, zornig. Wie mir aus Kamnitz mitgetheilt wird ist die Redensart schon sehr alt, ist aber im Kriege von 1866 häufig als Wortspiel angewandt worden. „Jetzt werden wir preussisch.“ ›Nein, das sind wir schon.‹ Diese Redensart ist übrigens von viel allgemeinerm Gebrauch, denn auch die Holländer haben sie. Sie sagen: Het is er Pruissisch. Harrebomée (II, 204a) bemerkt zu dieser und der andern Redensart „So schiessen die Preussen nicht“: „Die beiden Redensarten beziehen sich auf die Ausdauer und Heftigkeit, womit die Preussen den Krieg führen.“ Preussischwerden würde demnach etwa so viel heissen als warm, zornig werden.

*5 Ganz preussisch laufen.Gotthelf, Erzählungen, III, 263.

*6 Sie ist heut preu'sch.Klix, 58.

D. h. leicht erreg- und verletzbar. Jemand preussisch machen heisst soviel als ihn aufbringen, zum Zorn reizen. Die Redensart kommt in ganz Deutschböhmen vor.

*7 Sie sind nicht preussisch zusammen. (Köthen.)

Nicht freund miteinander.

*8 Ume nit so prüssisch.Gotthelf, Käserei, 322.

D. i. nicht so hitzig.


Preussisches.

1 Wenn man ins Preussische kommt, dann ist's vorbei.

Klagewort bummelnder, liederlicher Handwerksburschen.

*2 So geht's im Preussischen auch her.Lohrengel, II, 465.

Wie, darüber findet sich bei Lohrengel wieder ebenso wenig eine Erklärung wie irgendeine Andeutung. Der Werth örtlicher und provinzieller Sprichwörtersammlungen besteht aber gerade darin, dunkle Sprichwörter, wenn es auf andere Weise nicht möglich ist, wenigstens durch Beispiele der Anwendung zu erläutern.


Pricken.

*1 Doa will'n wi (wollen wir) doch 'n Pricken vörschloan. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 221.

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[[699]/0713] geschossen haben. Wie ist also die oberharzer Lesart zu erklären? (S. Preussisches 2.) Holl.: Zoo schieten de Franschen. – Zoo schieten de Pruissen niet. (Harrebomée, I, 196; II, 204a.) 15 Was Preussen gewonnen, ist Deutschland gewonnen; was Oesterreich gewonnen, ist Deutschland verloren. 16 Wenn der Preusse redet, hat der Gudde zu schweigen. (Lit.) – Frischbier2, 3009. Gudde = polnischer oder russischer Bauer, Holzflösser. (Schleicher, 175.) *17 Du hältst mich wol für einen Preussen. (Holst.) Die Redensart ist 1865 in Holstein entstanden und wird gebraucht, wenn ein Käufer sich vom Verkäufer übertheuert glaubt. Der Neuen Preuss. Zeitung wird in einer der ersten Nummern (1866) aus Holstein geschrieben: „Dass die Preussen hier doppelte und dreifache Preise bezahlen müssen, ist Thatsache; und es fällt kaum noch auf, wenn man einen holsteiner Käufer, sobald ihm ein hoher Preis abgefordert wird, zu dem Verkäufer sagen hört: Sie halten mich wol für einen Preussen?“ (Vgl. auch Kladderadatsch, Berlin 1866, Nr. 1, S. 3; Schles. Morgenblatt, Breslau 1866, Nr. 2.) *18 Es ist ein Preuss', der seinen Herrn verrieth. – Frischbier2, 3007. Nach dem Erleuterten Preussen (I, 151) „ein uraltes Sprichwort.“ Wenn man einen untreuen, falschen Menschen hat bezeichnen wollen, so pflegte man zu sagen: Es ist ein Preuss', der seinen Herrn verrieth. Ueber den Ursprung der Redensart heisst es a. a. O.: Es soll derselben die Beschuldigung der Anverwandten des abgesetzten Hochmeisters Heinrich Reuss von Plauen zu Grunde liegen, welche in einem „offenen Schmäh-Brieff unter ihren Siegeln“ den Orden der Untreue anklagten und erklärten, er habe an seinem „Herrn, dem von Plauen, wie meineidige Bösewichter und Unterthanen gehandelt“. Sie luden den Orden auf das Concil zu Kostnitz 1415, um dort „Rede und Antwort zu geben“. Nach andern soll die Redensart entstanden sein, als die Schuhmacher von Rastenburg während des dreizehnjährigen Kriegs (1454-66) den dortigen Comthur Wolfg. Sauer „unter das Eyss gestecket haben“, weil er in Belagerung der Stadt nicht fest gehalten, sondern dieselbe den Feinden verrathen und übergeben wollen, worüber das Nähere im Erl. Preussen (III, 661) und bei Henneberger (391 fg.) nachzulesen ist. Noch andere beziehen die Redensart auf die Uebergabe des Preussenlandes an den König Kasimir von Polen durch das Land und die Städte im Jahre 1454. Im allgemeinen erklärt Rappolt (Erl. Preussen, V, 252), dass schon in alten Sprichwörtern die „preussische Redlichkeit so viel heisse, als bei den Römern Graeca fides“. Den Grund dazu findet er in den zahlreichen „Colonien, wodurch Preussen ist angebaut worden“. Das Erl. Preussen kommt in seinen Untersuchungen über dies Sprichwort schliesslich zu dem Resultat, dass „wenn jemals einige Untreue und Falschheit im Lande Preussen sollte vorgegangen sein, solche doch gewiss nicht sowol denen Nationalpreussen, als vielmehr den Ausländern, die anhero kommen wären, zur Last gereichen müsste“. *19 Mit de Preussen is es nichts. – Schottmüller. Diese Redensart ist neuern Ursprungs. Die Soldaten heissen bei den Rheinländern „Preussen“; die Redensart ist in den Kasernen durch die zu entlassenden Reserven aufgekommen und drückt die Abneigung gegen den Soldatenstand im allgemeinen aus. Preussen. 1 Das Land zu Preussen ward für etzliche Peltz verkaufft. – Henneberger, 73. Im Jahre 1454 hatten die Gesandten des Städtebundes einen ungünstigen Vertrag mit dem polnischen König geschlossen und waren danach von ihm mit „Marderen Schauben begabt“ worden, daraus ein Sprichwort kam: „Das Land zu Preussen ward für etzliche Peltz verkaufft.“ Was den Namen „Preussen“ betrifft, so enthält nach einer Notiz der Deutschen Allgem. Zeitung (Leipzig 1863, Nr. 110, S. 1108) der Nürnberger Correspondent zur Beantwortung der Frage: Woher stammt der Name Preussen? Folgendes: „Das älteste historische Document, in welchem derselbe vorkommt, ist das aus dem 9. Jahrhundert stammende Fragment aus einem geographischen Glossar in der münchener Bibliothek, welcher die Ueberschrift führt: Nomina diversorum provinciarum et urbium. Hier lautet der Name für das Preussenvolk: Pruzzen, in spätern Documenten: Pruzi, Pruzzi, Pruci; für das Land Preussen dagegen: Prutia, Prucia, Próca (gesprochen Prutze) heisst im heutigen Polnischen eine Schleuder, ein Wurfinstrument; prócic (gesprochen prutschitsch) werfen, schleudern. Die Preussen, Prutzi, Pruci, werden daher von ihren Nachbarn die Werfen, Schleudern genannt worden sein; und so ist allmählich Volks- und Landesname daraus geworden. Dass das slawische Próca mit dem deutschen Protze (in Protzkasten, auch abprotzen) verwandt sei, lässt sich um so eher annehmen, als für das letztere Wort bisjetzt eine deutsche Herleitung nicht hat gefunden werden können.“ 2 Preussen ist eine wollene Jacke. Eins der vielen geflügelten Worte des Fürsten Bismarck. In der Antwort, die er einer Deputation aus den 1866 in den preussischen Staat einverleibten Landestheilen Hannover u. s. w. gab, heisst es: Preussen sei gleich einer wollenen Jacke, in der man sich anfänglich auch ganz unbehaglich befinde, sobald man sich aber an sie gewöhnt habe, sei sie sehr angenehm und werde bald als grosse Wohlthat empfunden. Bismarck hat hier aber nur eine Stelle aus E. M. Arndt's Schriften sehr passend angewandt, welche lautet: „Es ist angenehm, preussisch zu sein, aber nicht angenehm, preussisch zu werden. Das Preussenthum ist wie eine neue wollene Jacke. Im Anfang juckt sie unausstehlich, später findet man, dass sie recht warm und nützlich ist und besonders bei schlechtem Wetter einen unentbehrlichen Schutz verleiht.“ 3 Wenn man nach Preussen gekommen, so ist man geborgen. – Frischbier2, 3010. „Das Andenken der Gutthätigkeit und Gastfreiheit der Preussen in den ehemaligen guten Zeiten ist annoch bei vielen Ausländern in beständigem Segen, sodass es zum Sprichwort bei ihnen geworden: Wenn ein Fremder nur erst nach Preussen gekommen, so ist er geborgen.“ (Erl. Preussen, IV, 387.) *4 Etwas für den König von Preussen thun. Diese Redensart steht bereits unter Arbeiten 68, kommt aber auch in der vorstehenden Form vor. Nachdem am 2. März 1871 der Friede mit Frankreich geschlossen war, brach im März in Paris ein Aufstand aus, wodurch der schlesische Dichter von Holtei zu einer dichterischen Behandlung der Redensart: Pour le Roi de Prusse in der Schles. Zeitung (1871, Nr. 139, Feuilleton) veranlasst wurde, dessen erste und Schlussstrophe also lauten: „In Frankreich ist ein Sprichwort beliebt, dessen sich auch Autoren befleissen, wenn einer sich unfruchtbare Mühe gibt: ›Er thut's für den König von Preus sen‹ ....Das bleibt nun einmal ihr (den Franzosen) Plaisir; sie wechseln Hiebe und Schüsse. Weshalb? In Wahrheit heisst es hier: Ils travaillent pour le Roi de Prusse.“ Preussisch. *1 Das ist zum Preussischwerden. In Sachsen nach 1815, um zu sagen: Es ist zum Verzweifeln. *2 Der ist preussisch. In Sachsen, um zu sagen, er ist betrunken, weil in Sachsen nach den Befreiungskriegen lange Zeit der Hass gegen Preussen so gross war, dass man einen, der preussisch geworden wäre, für verrückt oder trunken gehalten haben würde. *3 Er ist prüssisch und ufbegehrisch. – Gotthelf, Bauernspiegel, 93. *4 Er wird preussisch. Im nördlichen Böhmen, um zu sagen: falsch, zornig. Wie mir aus Kamnitz mitgetheilt wird ist die Redensart schon sehr alt, ist aber im Kriege von 1866 häufig als Wortspiel angewandt worden. „Jetzt werden wir preussisch.“ ›Nein, das sind wir schon.‹ Diese Redensart ist übrigens von viel allgemeinerm Gebrauch, denn auch die Holländer haben sie. Sie sagen: Het is er Pruissisch. Harrebomée (II, 204a) bemerkt zu dieser und der andern Redensart „So schiessen die Preussen nicht“: „Die beiden Redensarten beziehen sich auf die Ausdauer und Heftigkeit, womit die Preussen den Krieg führen.“ Preussischwerden würde demnach etwa so viel heissen als warm, zornig werden. *5 Ganz preussisch laufen. – Gotthelf, Erzählungen, III, 263. *6 Sie ist heut preu'sch. – Klix, 58. D. h. leicht erreg- und verletzbar. Jemand preussisch machen heisst soviel als ihn aufbringen, zum Zorn reizen. Die Redensart kommt in ganz Deutschböhmen vor. *7 Sie sind nicht preussisch zusammen. (Köthen.) Nicht freund miteinander. *8 Ume nit so prüssisch. – Gotthelf, Käserei, 322. D. i. nicht so hitzig. Preussisches. 1 Wenn man ins Preussische kommt, dann ist's vorbei. Klagewort bummelnder, liederlicher Handwerksburschen. *2 So geht's im Preussischen auch her. – Lohrengel, II, 465. Wie, darüber findet sich bei Lohrengel wieder ebenso wenig eine Erklärung wie irgendeine Andeutung. Der Werth örtlicher und provinzieller Sprichwörtersammlungen besteht aber gerade darin, dunkle Sprichwörter, wenn es auf andere Weise nicht möglich ist, wenigstens durch Beispiele der Anwendung zu erläutern. Pricken. *1 Doa will'n wi (wollen wir) doch 'n Pricken vörschloan. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 221. Sinn: einen Riegel vorschieben.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [699]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/713>, abgerufen am 22.11.2024.