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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 3 Ob mit der Rechten oder mit der Linken, nur mit der Guten. (Lit.)

4 Was die Rechte gibt (thut), darf die Linke nicht wissen. - Ramann, Unterr., III, 11.

*5 Das ist auch die Rechte.

Ironisch von einer in übelm Ruf stehenden Person. "Du magst mir wol die Rechte sein." (Keller, 157b.)


Rechten.

1 Dass oft im Rechten unrecht geschieht, ist nicht zu verwundern, dieweil man der Justitia die Augen verbindt. - Opel, 377.

2 Es ist böss rechten, wo gwalt richterin ist. - Franck, I, 156b; Gruter, I, 32; Schottel, 1142a; Pistor., IX, 16; Petri, II, 257; Latendorf II, 13; Simrock, 8234; Sailer, 249; Eiselein, 528; Körte, 4973.

It.: E cattivo il litigare dove il potere e giustizia. (Gaal, 705.)

Lat.: Tunc jus calcatur, violentia si dominatur. (Altdorf, 113; Binder II, 3362.)

Schwed.: När wald gar för lag, är bättre wara herre an slaff. (Grubb, 587.)

3 Im Rechten und im Lieben verliert man nichts, als was man daranwendet.

4 Man rechtet vergeblich wider einen, der de facto procediert. - Opel, 377.

5 Mit Rechten und Kriegen gewinnt niemand viel. - Sailer, 286; Simrock, 8231; Graf, 423, 163; Franck, II, 148b.

Warnung vor Processsucht.

6 Rechten ist fechten. - Simrock, 8228; Körte, 4970.

7 Rechten ist kriegen, von beiden weiss Gott das Ende. - Sailer, 250; Simrock, 8229; Graf, 423, 162.

8 Rechten ist recht, aber vnfreundlich. - Franck, II, 178a; Gruter, III, 76; Petri, II, 513; Eiselein, 521; Sutor, 55; Körte, 4972; Simrock, 8233; Goldschmidt, 81; Graf, 123, 175.

9 Rechten ist recht, aber vnrecht. - Lehmann, II, 554, 10.

10 Rechten kostet Geld. - Petri, II, 513.

11 Rechten macht sorg vnd kosten lang, hat doch ungewissen aussgang. - Froschm., Qiii; Petri, II, 513.

12 Rechten, spielen vnd bawen, Bürg werden vnd trawen, bulen vnd naschen macht gemeinigklich leere taschen. - Henisch, 205, 27; Gaal, 1293; Gerlach, 69; Zeiller, Handbuch, II, 316.

It.: Femmina, e gioco, e mala compagnia, far lite, e indarno star, e far vendetta, seguir la gola, e viver senza meta fan l'uomo impoverir, voglia che sia. (Gaal, 1293.)

13 Rechten, spielen vnd prächtig bawen. Bürge werden, viel vertrawen, über seinen Stand sich zieren, Gäste halten, bankettiren, viel der Hunde vnd viel der Rossen, übrig grosse Hausgenossen, dazu Löffeln, Buhlen, Naschen macht leere Küchel vnd Taschen. - Petri, II, 513; Parömiakon, 2951.

14 Rechten und Borgen macht Kummer und Sorgen. - Simrock, 8235; Körte, 4974; Gaal, 1293; Graf, 424, 177.

Lat.: Comes aeris alieni et litis est miseria. (Plinius.) (Philippi, I, 86.)

15 Rechtest du um ein Huhn, nimm ein Ei und lass den Handel ruhn (fahren).

16 Wer rechten will, muss drei grosse Beutel haben: einen voll Rechts, einen voll Langmuth und einen voll Geld.

Frz.: Il faut trois sacs a un plaideur: un sac de papier, un sac d'argent et un sac de patience. (Masson, 281.)

Poln.: Do prawa wor pieniedzy a dwa pilnosci. (Masson, 281.)

17 Wer rechtet um eine Kuh, geb' lieber eine zu.

"Zu rechten vmb ein kuh, rathe ich nimmermehr, geb lieber eine zu, so hast kein sorgen mehr." (Zinkgref, IV, 592.)

Lat.: Juristae satis accipiunt; at raro satis dant: multa satis dicunt, raro satis faciunt. (Chaos, 434.)


Rechtens.

Allzeit wie Rechtens ist. - Graf, 409, 53.

Der Richter soll bei seinen Entscheidungen keinem andern Einfluss folgen als dem Gesetz.


[Spaltenumbruch]
Rechtfertigkeit.

Rechtfertigkeit zerstört die Ungerechtigkeit. - Graf, 5, 103.

Altfries.: Dio riuchtfirdicheed vorsteert da onriuchtfirdicheed. (Richthofen, 434, 1, 20.)


Rechtlichkeit.

1 Die Rechtlichkeit und der Palmesel kommen jährlich nur einmal ans Licht. - Parömiakon, 84; Simrock, 8240.

2 Rechtlichkeit ist eine Mauer, die das Wasser nicht verzehrt und kein schwer Geschütz zerstört.


Rechtigkeit.

Rechtigkeit1 mot sein. - Schambach, II, 339.

1) D. i. Gerechtigkeit. - Einem jeden soll(te) sein Recht werden.


Rechts.

1 Ob rechts, ob links ist immer gut Ding.

Das Jucken der Rechten deutet dem Litauer das Wiedersehen einer geliebten Person an; das Jucken der Linken ist das Vorzeichen, dass man eine grosse Summe Geldes zählen werde.

Lit.: Ar deszgni, ar kajri wystajgieraj ira.

Poln.: Czy prawa, czy lewa wazystko to dobrze. (Wurzbach I, 277 u. 254.)

2 Rechts es der niechste Weig. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 116.

*3 Er ist rechts und links.

Nicht links, vielmehr gewandt, geschickt.

*4 Er ist rechts und links wie ein polnischer Stiefel. - Eiselein, 366.


Rechtsboden.

* Den Rechtsboden verlassen.

Der Ausdruck Rechtsboden, welcher seit dem Jahre 1847 eine mannichfache und häufige Anwendung gefunden hat, ist auf diejenige Stelle der Thronrede zurückzuführen, in der Friedrich Wilhelm IV. von Preussen den ersten Vereinigten Landtag anruft, ihm zu helfen, "den Boden des Rechts (den wahren Acker der Könige) immer mehr zu befestigen und zu befruchten". Es war der Freiherr von Vincke, welcher in der Landtagssitzung vom 17. Mai diese Stelle hervorhob und sie dadurch in den Volksmund brachte. (Vgl. Büchmann, 6. Aufl., S. 238.)


Rechtschaffen.

Es gilt einer so lange für rechtschaffen, bis das Gegentheil bewiesen ist.

Lat.: Quisque praesumitur bonus donec probetur contrarium. (Binder II, 2843.)


Rechtschaffenheit.

1 Rechtschaffenheit ergiesst sich in kein Meer. - Sprichwörtergarten, 120.

2 Rechtschaffenheit liebt jedermann und lässt sie betteln gahn.

Lat.: Probitas laudatur et alget. (Juvenal.) (Philippi, II, 108.)


Rechtsfreund.

Seinem Rechtsfreund und Beichtvater muss man nichts verbergen. (S. Advocat 11, Arzt 14 und Beichtvater 2.)

Engl.: Hide nothing from thy minister, physician and lawyer. (Bohn II, 102.)


Rechtsgelehrter.

1 Ein braver Rechtsgelehrter hat ein Rathhaus für die ganze Stadt.

2 Man muss manchem Rechtsgelehrten güldene Lichter anzünden, wenn er das Recht finden soll. - Sailer, 250.


Rechtshandel.

1 In einem einzigen Rechtshandel stecken mehr Drangsale als in zehn ägyptischen Plagen. - Sailer, 250.

2 Rechtshändel, Wirthshäuser und viel Arzneien bringen bald ins Spital.

3 Wer ein Rechtshandel vmb ein Hun hat, der nehm davor ein Ey vnd lass den Handel geschlichtet seyn. - Lehmann, 640, 111.


Rechtsprechen.

Wer gern rechtspricht, erwirbt damit manch ungewogenen Mann. - Graf, 423, 170.

"We to allen dingen gerne recht sprikt, de wynt dar med manigen vnwilligen man." (Gengler, 86.)


Rechtsum.

1 Rechtsum, kehrt euch! streckt die Arme nach Frankreich. (Ulm.)

*2 Er macht rechtsum kehrt.


[Spaltenumbruch] 3 Ob mit der Rechten oder mit der Linken, nur mit der Guten. (Lit.)

4 Was die Rechte gibt (thut), darf die Linke nicht wissen.Ramann, Unterr., III, 11.

*5 Das ist auch die Rechte.

Ironisch von einer in übelm Ruf stehenden Person. „Du magst mir wol die Rechte sein.“ (Keller, 157b.)


Rechten.

1 Dass oft im Rechten unrecht geschieht, ist nicht zu verwundern, dieweil man der Justitia die Augen verbindt.Opel, 377.

2 Es ist böss rechten, wo gwalt richterin ist.Franck, I, 156b; Gruter, I, 32; Schottel, 1142a; Pistor., IX, 16; Petri, II, 257; Latendorf II, 13; Simrock, 8234; Sailer, 249; Eiselein, 528; Körte, 4973.

It.: È cattivo il litigare dove il potere è giustizia. (Gaal, 705.)

Lat.: Tunc jus calcatur, violentia si dominatur. (Altdorf, 113; Binder II, 3362.)

Schwed.: När wåld går för lag, är bättre wara herre an slaff. (Grubb, 587.)

3 Im Rechten und im Lieben verliert man nichts, als was man daranwendet.

4 Man rechtet vergeblich wider einen, der de facto procediert.Opel, 377.

5 Mit Rechten und Kriegen gewinnt niemand viel.Sailer, 286; Simrock, 8231; Graf, 423, 163; Franck, II, 148b.

Warnung vor Processsucht.

6 Rechten ist fechten.Simrock, 8228; Körte, 4970.

7 Rechten ist kriegen, von beiden weiss Gott das Ende.Sailer, 250; Simrock, 8229; Graf, 423, 162.

8 Rechten ist recht, aber vnfreundlich.Franck, II, 178a; Gruter, III, 76; Petri, II, 513; Eiselein, 521; Sutor, 55; Körte, 4972; Simrock, 8233; Goldschmidt, 81; Graf, 123, 175.

9 Rechten ist recht, aber vnrecht.Lehmann, II, 554, 10.

10 Rechten kostet Geld.Petri, II, 513.

11 Rechten macht sorg vnd kosten lang, hat doch ungewissen aussgang.Froschm., Qiii; Petri, II, 513.

12 Rechten, spielen vnd bawen, Bürg werden vnd trawen, bulen vnd naschen macht gemeinigklich leere taschen.Henisch, 205, 27; Gaal, 1293; Gerlach, 69; Zeiller, Handbuch, II, 316.

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13 Rechten, spielen vnd prächtig bawen. Bürge werden, viel vertrawen, über seinen Stand sich zieren, Gäste halten, bankettiren, viel der Hunde vnd viel der Rossen, übrig grosse Hausgenossen, dazu Löffeln, Buhlen, Naschen macht leere Küchel vnd Taschen.Petri, II, 513; Parömiakon, 2951.

14 Rechten und Borgen macht Kummer und Sorgen.Simrock, 8235; Körte, 4974; Gaal, 1293; Graf, 424, 177.

Lat.: Comes aeris alieni et litis est miseria. (Plinius.) (Philippi, I, 86.)

15 Rechtest du um ein Huhn, nimm ein Ei und lass den Handel ruhn (fahren).

16 Wer rechten will, muss drei grosse Beutel haben: einen voll Rechts, einen voll Langmuth und einen voll Geld.

Frz.: Il faut trois sacs à un plaideur: un sac de papier, un sac d'argent et un sac de patience. (Masson, 281.)

Poln.: Do prawa wór pieniędzy a dwa pilności. (Masson, 281.)

17 Wer rechtet um eine Kuh, geb' lieber eine zu.

„Zu rechten vmb ein kuh, rathe ich nimmermehr, geb lieber eine zu, so hast kein sorgen mehr.“ (Zinkgref, IV, 592.)

Lat.: Juristae satis accipiunt; at raro satis dant: multa satis dicunt, raro satis faciunt. (Chaos, 434.)


Rechtens.

Allzeit wie Rechtens ist.Graf, 409, 53.

Der Richter soll bei seinen Entscheidungen keinem andern Einfluss folgen als dem Gesetz.


[Spaltenumbruch]
Rechtfertigkeit.

Rechtfertigkeit zerstört die Ungerechtigkeit.Graf, 5, 103.

Altfries.: Dio riuchtfirdicheed vorsteert da onriuchtfirdicheed. (Richthofen, 434, 1, 20.)


Rechtlichkeit.

1 Die Rechtlichkeit und der Palmesel kommen jährlich nur einmal ans Licht.Parömiakon, 84; Simrock, 8240.

2 Rechtlichkeit ist eine Mauer, die das Wasser nicht verzehrt und kein schwer Geschütz zerstört.


Rechtigkeit.

Rechtigkeit1 mot sîn.Schambach, II, 339.

1) D. i. Gerechtigkeit. – Einem jeden soll(te) sein Recht werden.


Rechts.

1 Ob rechts, ob links ist immer gut Ding.

Das Jucken der Rechten deutet dem Litauer das Wiedersehen einer geliebten Person an; das Jucken der Linken ist das Vorzeichen, dass man eine grosse Summe Geldes zählen werde.

Lit.: Ar dešzgni, ar kajri wystajgièraj ira.

Poln.: Czy prawa, czy lewa wazystko to dobrze. (Wurzbach I, 277 u. 254.)

2 Rechts es der niechste Weig. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 116.

*3 Er ist rechts und links.

Nicht links, vielmehr gewandt, geschickt.

*4 Er ist rechts und links wie ein polnischer Stiefel.Eiselein, 366.


Rechtsboden.

* Den Rechtsboden verlassen.

Der Ausdruck Rechtsboden, welcher seit dem Jahre 1847 eine mannichfache und häufige Anwendung gefunden hat, ist auf diejenige Stelle der Thronrede zurückzuführen, in der Friedrich Wilhelm IV. von Preussen den ersten Vereinigten Landtag anruft, ihm zu helfen, „den Boden des Rechts (den wahren Acker der Könige) immer mehr zu befestigen und zu befruchten“. Es war der Freiherr von Vincke, welcher in der Landtagssitzung vom 17. Mai diese Stelle hervorhob und sie dadurch in den Volksmund brachte. (Vgl. Büchmann, 6. Aufl., S. 238.)


Rechtschaffen.

Es gilt einer so lange für rechtschaffen, bis das Gegentheil bewiesen ist.

Lat.: Quisque praesumitur bonus donec probetur contrarium. (Binder II, 2843.)


Rechtschaffenheit.

1 Rechtschaffenheit ergiesst sich in kein Meer.Sprichwörtergarten, 120.

2 Rechtschaffenheit liebt jedermann und lässt sie betteln gahn.

Lat.: Probitas laudatur et alget. (Juvenal.) (Philippi, II, 108.)


Rechtsfreund.

Seinem Rechtsfreund und Beichtvater muss man nichts verbergen. (S. Advocat 11, Arzt 14 und Beichtvater 2.)

Engl.: Hide nothing from thy minister, physician and lawyer. (Bohn II, 102.)


Rechtsgelehrter.

1 Ein braver Rechtsgelehrter hat ein Rathhaus für die ganze Stadt.

2 Man muss manchem Rechtsgelehrten güldene Lichter anzünden, wenn er das Recht finden soll.Sailer, 250.


Rechtshandel.

1 In einem einzigen Rechtshandel stecken mehr Drangsale als in zehn ägyptischen Plagen.Sailer, 250.

2 Rechtshändel, Wirthshäuser und viel Arzneien bringen bald ins Spital.

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Rechtsprechen.

Wer gern rechtspricht, erwirbt damit manch ungewogenen Mann.Graf, 423, 170.

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[[773]/0787] 3 Ob mit der Rechten oder mit der Linken, nur mit der Guten. (Lit.) 4 Was die Rechte gibt (thut), darf die Linke nicht wissen. – Ramann, Unterr., III, 11. *5 Das ist auch die Rechte. Ironisch von einer in übelm Ruf stehenden Person. „Du magst mir wol die Rechte sein.“ (Keller, 157b.) Rechten. 1 Dass oft im Rechten unrecht geschieht, ist nicht zu verwundern, dieweil man der Justitia die Augen verbindt. – Opel, 377. 2 Es ist böss rechten, wo gwalt richterin ist. – Franck, I, 156b; Gruter, I, 32; Schottel, 1142a; Pistor., IX, 16; Petri, II, 257; Latendorf II, 13; Simrock, 8234; Sailer, 249; Eiselein, 528; Körte, 4973. It.: È cattivo il litigare dove il potere è giustizia. (Gaal, 705.) Lat.: Tunc jus calcatur, violentia si dominatur. (Altdorf, 113; Binder II, 3362.) Schwed.: När wåld går för lag, är bättre wara herre an slaff. (Grubb, 587.) 3 Im Rechten und im Lieben verliert man nichts, als was man daranwendet. 4 Man rechtet vergeblich wider einen, der de facto procediert. – Opel, 377. 5 Mit Rechten und Kriegen gewinnt niemand viel. – Sailer, 286; Simrock, 8231; Graf, 423, 163; Franck, II, 148b. Warnung vor Processsucht. 6 Rechten ist fechten. – Simrock, 8228; Körte, 4970. 7 Rechten ist kriegen, von beiden weiss Gott das Ende. – Sailer, 250; Simrock, 8229; Graf, 423, 162. 8 Rechten ist recht, aber vnfreundlich. – Franck, II, 178a; Gruter, III, 76; Petri, II, 513; Eiselein, 521; Sutor, 55; Körte, 4972; Simrock, 8233; Goldschmidt, 81; Graf, 123, 175. 9 Rechten ist recht, aber vnrecht. – Lehmann, II, 554, 10. 10 Rechten kostet Geld. – Petri, II, 513. 11 Rechten macht sorg vnd kosten lang, hat doch ungewissen aussgang. – Froschm., Qiii; Petri, II, 513. 12 Rechten, spielen vnd bawen, Bürg werden vnd trawen, bulen vnd naschen macht gemeinigklich leere taschen. – Henisch, 205, 27; Gaal, 1293; Gerlach, 69; Zeiller, Handbuch, II, 316. It.: Femmina, e gioco, e mala compagnia, far lite, e indarno star, e far vendetta, seguir la gola, e viver senza meta fan l'uomo impoverir, voglia che sia. (Gaal, 1293.) 13 Rechten, spielen vnd prächtig bawen. Bürge werden, viel vertrawen, über seinen Stand sich zieren, Gäste halten, bankettiren, viel der Hunde vnd viel der Rossen, übrig grosse Hausgenossen, dazu Löffeln, Buhlen, Naschen macht leere Küchel vnd Taschen. – Petri, II, 513; Parömiakon, 2951. 14 Rechten und Borgen macht Kummer und Sorgen. – Simrock, 8235; Körte, 4974; Gaal, 1293; Graf, 424, 177. Lat.: Comes aeris alieni et litis est miseria. (Plinius.) (Philippi, I, 86.) 15 Rechtest du um ein Huhn, nimm ein Ei und lass den Handel ruhn (fahren). 16 Wer rechten will, muss drei grosse Beutel haben: einen voll Rechts, einen voll Langmuth und einen voll Geld. Frz.: Il faut trois sacs à un plaideur: un sac de papier, un sac d'argent et un sac de patience. (Masson, 281.) Poln.: Do prawa wór pieniędzy a dwa pilności. (Masson, 281.) 17 Wer rechtet um eine Kuh, geb' lieber eine zu. „Zu rechten vmb ein kuh, rathe ich nimmermehr, geb lieber eine zu, so hast kein sorgen mehr.“ (Zinkgref, IV, 592.) Lat.: Juristae satis accipiunt; at raro satis dant: multa satis dicunt, raro satis faciunt. (Chaos, 434.) Rechtens. Allzeit wie Rechtens ist. – Graf, 409, 53. Der Richter soll bei seinen Entscheidungen keinem andern Einfluss folgen als dem Gesetz. Rechtfertigkeit. Rechtfertigkeit zerstört die Ungerechtigkeit. – Graf, 5, 103. Altfries.: Dio riuchtfirdicheed vorsteert da onriuchtfirdicheed. (Richthofen, 434, 1, 20.) Rechtlichkeit. 1 Die Rechtlichkeit und der Palmesel kommen jährlich nur einmal ans Licht. – Parömiakon, 84; Simrock, 8240. 2 Rechtlichkeit ist eine Mauer, die das Wasser nicht verzehrt und kein schwer Geschütz zerstört. Rechtigkeit. Rechtigkeit1 mot sîn. – Schambach, II, 339. 1) D. i. Gerechtigkeit. – Einem jeden soll(te) sein Recht werden. Rechts. 1 Ob rechts, ob links ist immer gut Ding. Das Jucken der Rechten deutet dem Litauer das Wiedersehen einer geliebten Person an; das Jucken der Linken ist das Vorzeichen, dass man eine grosse Summe Geldes zählen werde. Lit.: Ar dešzgni, ar kajri wystajgièraj ira. Poln.: Czy prawa, czy lewa wazystko to dobrze. (Wurzbach I, 277 u. 254.) 2 Rechts es der niechste Weig. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 116. *3 Er ist rechts und links. Nicht links, vielmehr gewandt, geschickt. *4 Er ist rechts und links wie ein polnischer Stiefel. – Eiselein, 366. Rechtsboden. * Den Rechtsboden verlassen. Der Ausdruck Rechtsboden, welcher seit dem Jahre 1847 eine mannichfache und häufige Anwendung gefunden hat, ist auf diejenige Stelle der Thronrede zurückzuführen, in der Friedrich Wilhelm IV. von Preussen den ersten Vereinigten Landtag anruft, ihm zu helfen, „den Boden des Rechts (den wahren Acker der Könige) immer mehr zu befestigen und zu befruchten“. Es war der Freiherr von Vincke, welcher in der Landtagssitzung vom 17. Mai diese Stelle hervorhob und sie dadurch in den Volksmund brachte. (Vgl. Büchmann, 6. Aufl., S. 238.) Rechtschaffen. Es gilt einer so lange für rechtschaffen, bis das Gegentheil bewiesen ist. Lat.: Quisque praesumitur bonus donec probetur contrarium. (Binder II, 2843.) Rechtschaffenheit. 1 Rechtschaffenheit ergiesst sich in kein Meer. – Sprichwörtergarten, 120. 2 Rechtschaffenheit liebt jedermann und lässt sie betteln gahn. Lat.: Probitas laudatur et alget. (Juvenal.) (Philippi, II, 108.) Rechtsfreund. Seinem Rechtsfreund und Beichtvater muss man nichts verbergen. (S. Advocat 11, Arzt 14 und Beichtvater 2.) Engl.: Hide nothing from thy minister, physician and lawyer. (Bohn II, 102.) Rechtsgelehrter. 1 Ein braver Rechtsgelehrter hat ein Rathhaus für die ganze Stadt. 2 Man muss manchem Rechtsgelehrten güldene Lichter anzünden, wenn er das Recht finden soll. – Sailer, 250. Rechtshandel. 1 In einem einzigen Rechtshandel stecken mehr Drangsale als in zehn ägyptischen Plagen. – Sailer, 250. 2 Rechtshändel, Wirthshäuser und viel Arzneien bringen bald ins Spital. 3 Wer ein Rechtshandel vmb ein Hun hat, der nehm davor ein Ey vnd lass den Handel geschlichtet seyn. – Lehmann, 640, 111. Rechtsprechen. Wer gern rechtspricht, erwirbt damit manch ungewogenen Mann. – Graf, 423, 170. „We to allen dingen gerne recht sprikt, de wynt dar med manigen vnwilligen man.“ (Gengler, 86.) Rechtsum. 1 Rechtsum, kehrt euch! streckt die Arme nach Frankreich. (Ulm.) *2 Er macht rechtsum kehrt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [773]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/787>, abgerufen am 22.11.2024.