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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 186 Was ein Reicher sagt und thut, das ist alles weis' und gut. - Gaal, 1306.

"Was ein reicher redt vnd thut, das schetzet man für weiss vnd gut; den armen gschicht das widerspil vnd ob er gleich ist weiser vil." Die Russen: Des Reichen Schuss fehlt nicht. (Altmann VI, 509.)

Lat.: Dum diues loquitur, uerbum Salomonis habetur; dum pauper loquitur, tunc barbarus esse uidetur. (Loci comm., 44.)

187 Was man dem Reichen gibt, stiehlt man dem Armen. - Venedey, 126.

188 Was nützt dem Reichen sein Geld, wenn der Teufel den Schlüssel behält.

189 Was nützt es dem Reichen, wenn er sich mit einer goldenen Kugel erschiesst. - Altmann V, 120.

190 Was schad't 'n Reichen a Uhr, a heirt offs Loch. (Böhmisch Friedland.)

Wann dem Reichen auch ein Ohr fehlte, er würde auf dem Loch hören. Um zu sagen, das Geld ersetzt dem Reichen die Sinne.

191 Wenn bey den Reichen die Billigkeit und bey den Armen das Vergnügen were, so würde das betteln bald aufhören. - Wirth, II, 7, 41.

192 Wenn der Reiche das Saatkorn leiht, so nimmt er die Ernte als Zins. - Altmann VI, 446.

193 Wenn der Reiche den Armen längt, und wenn der Weise dem Narren sein Gut abdrängt, und der Volle den Hungrigen nicht will speisen, und wenn die Gelehrten und Schriftweisen den Laien böse Ebenbild vortragen, und wenn der Vater über das Kind wird klagen, und der Herr nicht befried't seinen Bauersmann; so hebt sich der Christen Unglück an.

Das wäre also immer. Das Ganze ist eine grelle Schilderung des Weltlaufs.

194 Wenn der Reiche fallen will, so helffen jhm seine Freunde auff. - Petri, II, 637.

"Wenn der Reiche fallen will, auffhelffen jnn seiner Freunde vil; doch wenn der Arme ist fallen nieder, stossen jn sein freund selber nider." (H. Sachs, III, CXXX, 2.)

195 Wenn der Reiche in einer Höhle wohnt, findet man ihn; den Armen sieht man auf dem Markte nicht.

196 Wenn der Reiche knausert, prellt ihn der Teufel.

Die Russen sagen: Wenn der Reiche schlechtes Tuch kaufen soll (will), dann vertheure es ihm. (Altmann V, 76.)

197 Wenn der Reiche mit Gold bezahlen kommt, so muss der arme ein Schmeisser seyn. - Petri, II, 671.

198 Wenn der Reiche stirbt, so nimpt der feind die seel, die freund das gut vnd die Würmer den leip.

"Es ist eyn gemeyne red, dass man spricht, wenn der reich mensch stürbet, so hat er drey, die jn erben vnd deren keiner gäb seinen teil vmb die andern zwei; denn wenn er verscheidet, so nimpt der feind die seel, die leiplichen fründ das gut vnd die würm den leip." (Geiler, Seelen Paradies, CXXXVIb, 1.)

199 Wenn der Reiche träumt, schläft der Arme.

200 Wenn der Reiche wüsste des Armen Noth, er gäb' ihm wol von seinem Brot (oder: ein Stücklein Brot).

Holl.: Wist de rijke, hoe de arme te moede is, hij zoude hem mededeelen. (Harrebomee, II, 222a.)

201 Wenn die Reichen bauen, haben die Armen zu thun. - Simrock, 8341; Körte, 5025.

202 Wenn die Reichen die Sonne verpachten könnten, würde das Licht theuer sein.

Die Russen: Wenn die Reichen mit der Sonne ihr Brot schmälzen könnten, so würden sie auch noch die Sterne als Salz daraufstreuen. (Altmann V, 121.)

203 Wenn ein reicher betreugt den armen, dess will sich Gott nicht wieder erbarmen. - Henisch, 352, 13; Petri, II, 653.

Lat.: Est nimis impia res, si dives fallit egentes. - Est scelus immensum, si dives fallit egentem. (Sutor, 642.)

204 Wenn ein Reicher krank ist, das wissen alle Leute; wenn ein Armer Pfannkuchen bäckt, das riechen alle Leute.

[Spaltenumbruch] 205 Wenn ein Reicher stirbt, erfährt man es weit. (Wend. Lausitz.)

206 Wenn ein Reicher stirbt und ein Armer ein Schwein schlachtet, so wird ein gross Geschrei. (Wend. Lausitz.)

207 Wenns dem Reychen and Knye thut gon, so schlegts dem Armen biss an Halss. - H. Sachs, IV, XLVIII.

208 Wer einem Reichen gibt, trägt Wasser ins Meer. - Schlechta, 252; Cahier, 2593.

Holl.: Die zijn rijker geeft en zijn wijzer leert, is dikwijls van den weg gekeerd (doet zijne zaken verkeerd). - Die zijn rijker geeft, zijn wijzer leert en zijn sterker slaat, boeleert gaarne. (Harrebomee, II, 221a.)

209 Wer einem Reichern schenkt, als er selbst ist, gibt dem Teufel zu lachen. - Körte, 5022.

Böhm.: Bohatemu dobre cinit', ztrata (mrhactvi). (Celakovsky, 168.)

Holl.: Geef den rijke niet, hij lacht met u. (Harrebomee, II, 221a.)

Poln.: Bogatemu dobrze czynic, strata. (Celakovsky, 168.)

210 Wer mit einem Reichen processirt, der verliert.

Die Russen sagen daher: Kämpfe nicht gegen einen Starken, streite nicht mit einem Reichen. Denn, sagt ein anderes Sprichwort, der Reiche hat schon recht, ehe er sich vertheidigt. (Altmann V, 127.)

211 Wer sich zu Reichen gesellt, der ist ihr Esel oder Narr, hat er kein Geld.

Die Türken warnen: Gehe nicht mit Reichern um, als du bist. (Cahier, 2736.)

212 Wie dem Reichen, so dem Armen rath', so findet die Seel' im Himmel Statt.

213 Wie viel der reiche güter hat, so wird er dannoch nimmer satt.

Lat.: Diues marcescit, quanto plus copia crescit. (Loci comm., 15.)

214 Will man ein reichen thun begraben, so lauffen man, weib vnd die knaben; die weinen all, das gelt thut klingen, der priester muss betten vnd singen.

Lat.: Cum moritur diues, concurrunt undique cives, aes sonat, urbs plorat, uir humatur, presbyter orat. (Loci comm., 44.)

215 Wiltu Reiche und Arme von dir abwenden, so bitte den Reichen umb ein Geschenk und leihe dem Armen Geld, so wird keiner wieder zu dir kommen. - Wirth, II, 1, 2.

216 Wir armen Reichen, sagte jener, sollen immer geben.

217 Wo die Reichen faul Garn spinnen, da werden die Armen zu knüpfen beginnen. - Fischart, Trostb.

*218 Den Reichen das Leder stehlen und den Armen Schuhe davon machen.

*219 Er hängt sich an die Reichen, wie Koth ans Rad. - Körte, 5025.

*220 Er ist wie für den Reichen nach dem Tode gegangen. (Ruth.)

Er lebt zu lange.

*221 Jetzt fahren die Reichen die Armen. - Tendlau, 904.

Wie einmal die magern Kühe die fetten gefressen haben, freilich nur im Traume. Zur Schilderung der verkehrten Welt.


Reiche (die).

Wer eine alte Reiche zur Ehe nimpt, der meinet das Gütchen, nicht das Leutchen. - Petri, II, 698.


Reicheres.

Es ist nichts reichers denn der Bettel, der vermag alles. - Petri, II, 275.

"Ist ein Sprichwort bey den Pfaffen worden; denn mit dem Bettel den sie vom Walfarten auffheben, bawen sie gewaltige Paläst, Tempel, Klöster u. s. w. dass vil König nit vermöchten." (Franck, Weltbuch, CXXXIIIIb.) Erst kürzlich (Sommer 1872) verkleidete sich ein berliner Student, um bei den steigenden Arbeitslöhnen

[Spaltenumbruch] 186 Was ein Reicher sagt und thut, das ist alles weis' und gut.Gaal, 1306.

„Was ein reicher redt vnd thut, das schetzet man für weiss vnd gut; den armen gschicht das widerspil vnd ob er gleich ist weiser vil.“ Die Russen: Des Reichen Schuss fehlt nicht. (Altmann VI, 509.)

Lat.: Dum diues loquitur, uerbum Salomonis habetur; dum pauper loquitur, tunc barbarus esse uidetur. (Loci comm., 44.)

187 Was man dem Reichen gibt, stiehlt man dem Armen.Venedey, 126.

188 Was nützt dem Reichen sein Geld, wenn der Teufel den Schlüssel behält.

189 Was nützt es dem Reichen, wenn er sich mit einer goldenen Kugel erschiesst.Altmann V, 120.

190 Was schad't 'n Reichen a Uhr, a hîrt offs Lôch. (Böhmisch Friedland.)

Wann dem Reichen auch ein Ohr fehlte, er würde auf dem Loch hören. Um zu sagen, das Geld ersetzt dem Reichen die Sinne.

191 Wenn bey den Reichen die Billigkeit und bey den Armen das Vergnügen were, so würde das betteln bald aufhören.Wirth, II, 7, 41.

192 Wenn der Reiche das Saatkorn leiht, so nimmt er die Ernte als Zins.Altmann VI, 446.

193 Wenn der Reiche den Armen längt, und wenn der Weise dem Narren sein Gut abdrängt, und der Volle den Hungrigen nicht will speisen, und wenn die Gelehrten und Schriftweisen den Laien böse Ebenbild vortragen, und wenn der Vater über das Kind wird klagen, und der Herr nicht befried't seinen Bauersmann; so hebt sich der Christen Unglück an.

Das wäre also immer. Das Ganze ist eine grelle Schilderung des Weltlaufs.

194 Wenn der Reiche fallen will, so helffen jhm seine Freunde auff.Petri, II, 637.

„Wenn der Reiche fallen will, auffhelffen jnn seiner Freunde vil; doch wenn der Arme ist fallen nieder, stossen jn sein freund selber nider.“ (H. Sachs, III, CXXX, 2.)

195 Wenn der Reiche in einer Höhle wohnt, findet man ihn; den Armen sieht man auf dem Markte nicht.

196 Wenn der Reiche knausert, prellt ihn der Teufel.

Die Russen sagen: Wenn der Reiche schlechtes Tuch kaufen soll (will), dann vertheure es ihm. (Altmann V, 76.)

197 Wenn der Reiche mit Gold bezahlen kommt, so muss der arme ein Schmeisser seyn.Petri, II, 671.

198 Wenn der Reiche stirbt, so nimpt der feind die seel, die freund das gut vnd die Würmer den leip.

„Es ist eyn gemeyne red, dass man spricht, wenn der reich mensch stürbet, so hat er drey, die jn erben vnd deren keiner gäb seinen teil vmb die andern zwei; denn wenn er verscheidet, so nimpt der feind die seel, die leiplichen fründ das gut vnd die würm den leip.“ (Geiler, Seelen Paradies, CXXXVIb, 1.)

199 Wenn der Reiche träumt, schläft der Arme.

200 Wenn der Reiche wüsste des Armen Noth, er gäb' ihm wol von seinem Brot (oder: ein Stücklein Brot).

Holl.: Wist de rijke, hoe de arme te moede is, hij zoude hem mededeelen. (Harrebomée, II, 222a.)

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Die Russen: Wenn die Reichen mit der Sonne ihr Brot schmälzen könnten, so würden sie auch noch die Sterne als Salz daraufstreuen. (Altmann V, 121.)

203 Wenn ein reicher betreugt den armen, dess will sich Gott nicht wieder erbarmen.Henisch, 352, 13; Petri, II, 653.

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204 Wenn ein Reicher krank ist, das wissen alle Leute; wenn ein Armer Pfannkuchen bäckt, das riechen alle Leute.

[Spaltenumbruch] 205 Wenn ein Reicher stirbt, erfährt man es weit. (Wend. Lausitz.)

206 Wenn ein Reicher stirbt und ein Armer ein Schwein schlachtet, so wird ein gross Geschrei. (Wend. Lausitz.)

207 Wenns dem Reychen and Knye thut gon, so schlegts dem Armen biss an Halss.H. Sachs, IV, XLVIII.

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210 Wer mit einem Reichen processirt, der verliert.

Die Russen sagen daher: Kämpfe nicht gegen einen Starken, streite nicht mit einem Reichen. Denn, sagt ein anderes Sprichwort, der Reiche hat schon recht, ehe er sich vertheidigt. (Altmann V, 127.)

211 Wer sich zu Reichen gesellt, der ist ihr Esel oder Narr, hat er kein Geld.

Die Türken warnen: Gehe nicht mit Reichern um, als du bist. (Cahier, 2736.)

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213 Wie viel der reiche güter hat, so wird er dannoch nimmer satt.

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216 Wir armen Reichen, sagte jener, sollen immer geben.

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*219 Er hängt sich an die Reichen, wie Koth ans Rad.Körte, 5025.

*220 Er ist wie für den Reichen nach dem Tode gegangen. (Ruth.)

Er lebt zu lange.

*221 Jetzt fahren die Reichen die Armen.Tendlau, 904.

Wie einmal die magern Kühe die fetten gefressen haben, freilich nur im Traume. Zur Schilderung der verkehrten Welt.


Reiche (die).

Wer eine alte Reiche zur Ehe nimpt, der meinet das Gütchen, nicht das Leutchen.Petri, II, 698.


Reicheres.

Es ist nichts reichers denn der Bettel, der vermag alles.Petri, II, 275.

„Ist ein Sprichwort bey den Pfaffen worden; denn mit dem Bettel den sie vom Walfarten auffheben, bawen sie gewaltige Paläst, Tempel, Klöster u. s. w. dass vil König nit vermöchten.“ (Franck, Weltbuch, CXXXIIIIb.) Erst kürzlich (Sommer 1872) verkleidete sich ein berliner Student, um bei den steigenden Arbeitslöhnen

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[[811]/0825] 186 Was ein Reicher sagt und thut, das ist alles weis' und gut. – Gaal, 1306. „Was ein reicher redt vnd thut, das schetzet man für weiss vnd gut; den armen gschicht das widerspil vnd ob er gleich ist weiser vil.“ Die Russen: Des Reichen Schuss fehlt nicht. (Altmann VI, 509.) Lat.: Dum diues loquitur, uerbum Salomonis habetur; dum pauper loquitur, tunc barbarus esse uidetur. (Loci comm., 44.) 187 Was man dem Reichen gibt, stiehlt man dem Armen. – Venedey, 126. 188 Was nützt dem Reichen sein Geld, wenn der Teufel den Schlüssel behält. 189 Was nützt es dem Reichen, wenn er sich mit einer goldenen Kugel erschiesst. – Altmann V, 120. 190 Was schad't 'n Reichen a Uhr, a hîrt offs Lôch. (Böhmisch Friedland.) Wann dem Reichen auch ein Ohr fehlte, er würde auf dem Loch hören. Um zu sagen, das Geld ersetzt dem Reichen die Sinne. 191 Wenn bey den Reichen die Billigkeit und bey den Armen das Vergnügen were, so würde das betteln bald aufhören. – Wirth, II, 7, 41. 192 Wenn der Reiche das Saatkorn leiht, so nimmt er die Ernte als Zins. – Altmann VI, 446. 193 Wenn der Reiche den Armen längt, und wenn der Weise dem Narren sein Gut abdrängt, und der Volle den Hungrigen nicht will speisen, und wenn die Gelehrten und Schriftweisen den Laien böse Ebenbild vortragen, und wenn der Vater über das Kind wird klagen, und der Herr nicht befried't seinen Bauersmann; so hebt sich der Christen Unglück an. Das wäre also immer. Das Ganze ist eine grelle Schilderung des Weltlaufs. 194 Wenn der Reiche fallen will, so helffen jhm seine Freunde auff. – Petri, II, 637. „Wenn der Reiche fallen will, auffhelffen jnn seiner Freunde vil; doch wenn der Arme ist fallen nieder, stossen jn sein freund selber nider.“ (H. Sachs, III, CXXX, 2.) 195 Wenn der Reiche in einer Höhle wohnt, findet man ihn; den Armen sieht man auf dem Markte nicht. 196 Wenn der Reiche knausert, prellt ihn der Teufel. Die Russen sagen: Wenn der Reiche schlechtes Tuch kaufen soll (will), dann vertheure es ihm. (Altmann V, 76.) 197 Wenn der Reiche mit Gold bezahlen kommt, so muss der arme ein Schmeisser seyn. – Petri, II, 671. 198 Wenn der Reiche stirbt, so nimpt der feind die seel, die freund das gut vnd die Würmer den leip. „Es ist eyn gemeyne red, dass man spricht, wenn der reich mensch stürbet, so hat er drey, die jn erben vnd deren keiner gäb seinen teil vmb die andern zwei; denn wenn er verscheidet, so nimpt der feind die seel, die leiplichen fründ das gut vnd die würm den leip.“ (Geiler, Seelen Paradies, CXXXVIb, 1.) 199 Wenn der Reiche träumt, schläft der Arme. 200 Wenn der Reiche wüsste des Armen Noth, er gäb' ihm wol von seinem Brot (oder: ein Stücklein Brot). Holl.: Wist de rijke, hoe de arme te moede is, hij zoude hem mededeelen. (Harrebomée, II, 222a.) 201 Wenn die Reichen bauen, haben die Armen zu thun. – Simrock, 8341; Körte, 5025. 202 Wenn die Reichen die Sonne verpachten könnten, würde das Licht theuer sein. Die Russen: Wenn die Reichen mit der Sonne ihr Brot schmälzen könnten, so würden sie auch noch die Sterne als Salz daraufstreuen. (Altmann V, 121.) 203 Wenn ein reicher betreugt den armen, dess will sich Gott nicht wieder erbarmen. – Henisch, 352, 13; Petri, II, 653. Lat.: Est nimis impia res, si dives fallit egentes. – Est scelus immensum, si dives fallit egentem. (Sutor, 642.) 204 Wenn ein Reicher krank ist, das wissen alle Leute; wenn ein Armer Pfannkuchen bäckt, das riechen alle Leute. 205 Wenn ein Reicher stirbt, erfährt man es weit. (Wend. Lausitz.) 206 Wenn ein Reicher stirbt und ein Armer ein Schwein schlachtet, so wird ein gross Geschrei. (Wend. Lausitz.) 207 Wenns dem Reychen and Knye thut gon, so schlegts dem Armen biss an Halss. – H. Sachs, IV, XLVIII. 208 Wer einem Reichen gibt, trägt Wasser ins Meer. – Schlechta, 252; Cahier, 2593. Holl.: Die zijn rijker geeft en zijn wijzer leert, is dikwijls van den weg gekeerd (doet zijne zaken verkeerd). – Die zijn rijker geeft, zijn wijzer leert en zijn sterker slaat, boeleert gaarne. (Harrebomée, II, 221a.) 209 Wer einem Reichern schenkt, als er selbst ist, gibt dem Teufel zu lachen. – Körte, 5022. Böhm.: Bohatému dobře činit', ztráta (mrhactví). (Čelakovsky, 168.) Holl.: Geef den rijke niet, hij lacht met u. (Harrebomée, II, 221a.) Poln.: Bogatemu dobrze czynić, strata. (Čelakovsky, 168.) 210 Wer mit einem Reichen processirt, der verliert. Die Russen sagen daher: Kämpfe nicht gegen einen Starken, streite nicht mit einem Reichen. Denn, sagt ein anderes Sprichwort, der Reiche hat schon recht, ehe er sich vertheidigt. (Altmann V, 127.) 211 Wer sich zu Reichen gesellt, der ist ihr Esel oder Narr, hat er kein Geld. Die Türken warnen: Gehe nicht mit Reichern um, als du bist. (Cahier, 2736.) 212 Wie dem Reichen, so dem Armen rath', so findet die Seel' im Himmel Statt. 213 Wie viel der reiche güter hat, so wird er dannoch nimmer satt. Lat.: Diues marcescit, quanto plus copia crescit. (Loci comm., 15.) 214 Will man ein reichen thun begraben, so lauffen man, weib vnd die knaben; die weinen all, das gelt thut klingen, der priester muss betten vnd singen. Lat.: Cum moritur diues, concurrunt undique cives, aes sonat, urbs plorat, uir humatur, presbyter orat. (Loci comm., 44.) 215 Wiltu Reiche und Arme von dir abwenden, so bitte den Reichen umb ein Geschenk und leihe dem Armen Geld, so wird keiner wieder zu dir kommen. – Wirth, II, 1, 2. 216 Wir armen Reichen, sagte jener, sollen immer geben. 217 Wo die Reichen faul Garn spinnen, da werden die Armen zu knüpfen beginnen. – Fischart, Trostb. *218 Den Reichen das Leder stehlen und den Armen Schuhe davon machen. *219 Er hängt sich an die Reichen, wie Koth ans Rad. – Körte, 5025. *220 Er ist wie für den Reichen nach dem Tode gegangen. (Ruth.) Er lebt zu lange. *221 Jetzt fahren die Reichen die Armen. – Tendlau, 904. Wie einmal die magern Kühe die fetten gefressen haben, freilich nur im Traume. Zur Schilderung der verkehrten Welt. Reiche (die). Wer eine alte Reiche zur Ehe nimpt, der meinet das Gütchen, nicht das Leutchen. – Petri, II, 698. Reicheres. Es ist nichts reichers denn der Bettel, der vermag alles. – Petri, II, 275. „Ist ein Sprichwort bey den Pfaffen worden; denn mit dem Bettel den sie vom Walfarten auffheben, bawen sie gewaltige Paläst, Tempel, Klöster u. s. w. dass vil König nit vermöchten.“ (Franck, Weltbuch, CXXXIIIIb.) Erst kürzlich (Sommer 1872) verkleidete sich ein berliner Student, um bei den steigenden Arbeitslöhnen

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [811]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/825>, abgerufen am 22.11.2024.