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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *173 Der Reichthum Korah's (Korach's Neschires). - 4 Mos. 26; Tendlau, 17.

Die Türken reden von den Reichthümern Indiens, von der Wissenschaft der Franken und der Pracht der Osmanen. (Cahier, 2744.)

Lat.: Pactoli opes. (Philostratus.) (Philippi, II, 79.)

*174 Er hat Lisistrati reichtumb. - Franck, II, 69a.

"Lisistrati reichthumb ist ein Bettelsack. Ein mensch hat hend vnd arm vnd ist etwa wie Codrus, Frus, Lisistratus darzu arm. Brauchs, so du spöttlich (scherzhaft) iemand gar arm scheltenn wilt. Er hat Lisistrati reichthumb, d. i. er hat lang arm vnd ist darzu arm." Franck führt für: Lisistrati divitias habes, noch die verwandten Redensarten an: Du bist wol gearmet. Er ist weit gebrüst vnd lang gearmet. Du hast lang arm, kanst's wol erreychen.


Reid.

Ein Reid ist kein Red. - Geiler.

Schon Stöber hat bemerkt, dass ihm das Sprichwort nicht verständlich sei. Nach Frommann (V, 252, 3) ist reiden = wenden, drehen, flechten und bei Frommann (a. a. O.) ist: "a reid'n machen" eine geschickte Bogenwendung des Wagens, um einer Ecke auszuweichen. Das Sprichwort könnte demnach wol die Bedeutung haben: Eine gewundene, gedrehte, ausweichende Antwort oder Rede ist keine Rede. Stöber hat nicht bemerkt, wo sich das Sprichwort bei Geiler von Kaisersberg findet; und sonst ist es mir nirgends begegnet.


Reierer.

Die Reierer kommen immer hinten nach. - Schöppner, II, 265.


Reif (Adj.).

1 Froh reip, froh rött (faul, verrottet). (Ostfries.) - Bueren, 468; Eichwald, 1090; Weserzeitung, 4057; Frommann, V, 427, 470; Hauskalender, II.

Früh reif, früh faul.

2 Früh reif wird nicht steif. (Eifel.)

3 Je früher reif, je früher faul. - Simrock, 2864; Körte, 3146; Winckler, XVI, 47.

Engl.: Soon old, soon with God. - Soon ripe, soon rotten. (Gaal, 146.)

Lat.: Cito maturum, cito putridum. - Festinata maturitas celerius occidit. - Is cadit ante senem, qui sapit ante diem. - Odi puerulum praecoci sapientia. - Praecocia ingenia raro maturescunt. - Qui sapit ante pilos, non sapit ille diu. (Gaal, 146.) - Quod cito fit, cito perit. (Henisch, 176, 8; Frob., 553; Philippi, II, 141.)

4 Was bald reif wird, wird bald faul. - Simrock, 8379; Körte, 5038.

Böhm.: Co brzy zra, brzy dozra. (Celakovsky, 203.)

Lat.: Non potest in eo esse succus diuturnus, quod nimis celeriter est maturitatem assecutum. (Seybold, 376; Philippi, II, 42.)

5 Was bald reiff, das helt nit steiff. - Franck, II, 14b; Petri, II, 587; Henisch, 176, 8; Sutor, 986; Suringar, CLVII, 7; Eiselein, 526; Gaal, 146; Körte, 5037; Simrock, 8378; Schulfreund, 90, 198.

Schwed.: Omogen frucht ruttnar snart. (Grubb, 614.)

6 Was reif ist, das fault gern.

Holl.: Wat rijp is, wil rotten. (Harrebomee, II, 222a.)

7 Was reiff ist, das felt ab. - Petri, II, 748.

8 Wat mek reipe is, dat blaumet all den anderen. - Schambach, II, 429.

Was mir reif ist, das blüht schon dem andern. - Was mich betroffen hat, kann auch andern begegnen.

9 Zeitig reif, zeitig roth, zeitig weiss, zeitig todt. - Winckler, X, 38.

Holl.: Vroeg rijp, vroeg rot; vroeg wijs, vroeg zot. (Harrebomee, II, 222a.)

*10 Der ist schon längst reif. - Klix, 74.

*11 Er ist reif bis an den Bart. - Eiselein, 526.

*12 Er ist reif für Allenberg. - Frischbier2, 3113.

*13 Er ist reif für Plagwitz. (Schles.)

Um zu sagen, er handelt, als wenn er nicht gescheit wäre. In den genannten Orten sind nämlich Irrenhäuser.

*14 Er ist reif für Rügenwalde.

In dieser Stadt befindet sich eine Anstalt für unheilbare Irre.

*15 Er ist reif für Schwetz. - Frischbier2, 3113.

*16 Reifer als der Tod.

Wer für einen bestimmten Zweck die erforderliche Entwickelung mehr als erreicht hat.


Reif (Subst).

1 Der Reif in einer einzigen Nacht hat oft den Blüten den Tod gebracht.

"Es darff sich niemand rühmen, dass sein Glück stehe auff Blumen, es fält ein Reiflen vber Nacht, das benimbt den Blümlein Ruh, Farb vnd Krafft." (Coler, Einl.)

[Spaltenumbruch] 2 Kein Reif nach Servaz (13. Mai), kein Schnee nach Bonifaz (5. Juni). - Böbel, 25; Orakel, 533.

3 Liegt Reif auf den Bergen, so ist's kalt im Thal.

Dän.: Naar rimfrost er paa bierget, er kalt i dalen. (Prov. dan., 478.)

4 Liegt Reif um Bartholomäi offen, so ist ein warmer Herbst zu hoffen.

5 Mancher lacht über den Reif und beugt sich vorm Hagel.

"Ir vil sich gegen den Hagel neigen, die lachend auf den reiffen zeigen." (Brandt, Nsch., in Kloster, I, 720.)

6 Reif und Regen begegnen sich auf den Stegen. - Simrock, 8377; Körte, 5039; Orakel, 77.

Die Dünste, welche aus dem aufgelösten Reife in die Höhe steigen, fallen als Regen oder Schnee, je nach der Jahreszeit, wieder herab.

7 Reif und Schnee, d' Bauaba n'im See, zeitig Chirsa n'n blüjeda Wei, isch alls einisch i eim Meja gsei. (Bern.) - Zyro, 23.

8 So viel Reif vor Michaeli (29. Sept.), so viel nach Waldburgi (30. April). (Luzern.) - Zittel, Rhein. Landbote, 1848.

In Solothurn: so viel nach Georgi. (Schild, 116, 147.)

9 Wenn Reif an den Bäumen im Advent sich zeigt, wird uns ein fruchtbar Jahr bezeugt. (Masuren.) - Boebel, 65.

10 Wer sich für den Reiffen schewet, vber den felt der Schnee. - Petri, II, 758.

11 Wider reiff vnd schne gehört ein Nebelkappe. - Lehmann, 895, 21.

*12 Den Reif fliehen und in den Schnee fallen. - Parömiakon, 2339; Körte, 5040.

Holl.: Den rijp ontvlieden, en in de sneeuw vervallen. (Harrebomee, II, 222a.)

*13 Er will sich nicht am Reife verbrennen.

*14 He het up den Reipe hot. (Lippe.)

Er hat auf dem Reife gehütet. Der Schäfer treibt bekanntlich nicht eher aus, bis der Reif verdunstet ist, weil sonst Nachtheile für die Heerde daraus entstehen. Wird z. B. von jemand gesagt, der bis in die Morgenstunden gezecht hat und dem es übel bekommen ist.


Reif(en).

1 Auch ein Reifen platzt, wenn man ihn zu scharf antreibt.

Böhm.: I obruc uderi, kdyz nan slapnes. (Celakovsky, 116.)

Poln.: I obrecz uderzy, kiedy kto na nie nastapi. (Celakovsky, 116.)

2 Aus blossen Reifen kann man kein Fass machen. - Winckler, XX, 34.

3 Der faulste (schlechteste) Reifen am Fass platzt (zerspringt) am ersten.

It.: Il peggior cerchio della botte crepa il primo. (Pazzaglia, 36.)

4 Die Reifen machen nicht das Fass.

Die Russen: Der Reifen verspottet das Fass. (Altmann VI, 432.)

5 Ein Reifen macht kein Fass. - Winckler, XVII, 30.

6 Einmal schlägt er auf den Reifen, das andere mal aufs Fass.

Bald redet er über die Sache selbst, bald wieder von etwas anderm.

Engl.: He giveth one knock on the hoop, and another on the barrel. (Bohn II, 12.)

7 Es hilfft kein Reiff noch binden an einem alten Fass; man muss es mit einem newen binden. - Petri, II, 252.

8 Ist es mit dem Reifen gemessen, so kan man's nimmer verwerfen. - Graf, 259, 198.

Von der Vollziehung eines Kaufgeschäfts. Die wirkliche Uebergabe besteht in der Anweisung der Sache durch den Verkäufer und Genehmigung durch den Käufer, welch letzterer stillschweigend dadurch kundgegeben werden kann, dass er sich die Waare zumessen, zuzählen oder zuwiegen lässt. Sobald die Waare über die Wagschale gegangen oder mit Reif oder Elle gemessen ist, so ist das Geschäft unwiderruflich. - In Schleswig: Wan id myt dem repe is gemeten, so mach man id nicht wedder op werpen. (Thorsen, Schleswig. Stadtrecht, 66, 42.)

9 Je fester man den Reifen legt, desto besser hält er das Fass.

10 Man klopfft so lange an den reiffen, das dem fass der boden ausspringt. - Petri, II, 457; Henisch, 444, 66; Sailer, 53; Simrock, 2265a.


[Spaltenumbruch] *173 Der Reichthum Korah's (Korach's Neschires). – 4 Mos. 26; Tendlau, 17.

Die Türken reden von den Reichthümern Indiens, von der Wissenschaft der Franken und der Pracht der Osmanen. (Cahier, 2744.)

Lat.: Pactoli opes. (Philostratus.) (Philippi, II, 79.)

*174 Er hat Lisistrati reichtumb.Franck, II, 69a.

„Lisistrati reichthumb ist ein Bettelsack. Ein mensch hat hend vnd arm vnd ist etwa wie Codrus, Frus, Lisistratus darzu arm. Brauchs, so du spöttlich (scherzhaft) iemand gar arm scheltenn wilt. Er hat Lisistrati reichthumb, d. i. er hat lang arm vnd ist darzu arm.“ Franck führt für: Lisistrati divitias habes, noch die verwandten Redensarten an: Du bist wol gearmet. Er ist weit gebrüst vnd lang gearmet. Du hast lang arm, kanst's wol erreychen.


Reid.

Ein Reid ist kein Red.Geiler.

Schon Stöber hat bemerkt, dass ihm das Sprichwort nicht verständlich sei. Nach Frommann (V, 252, 3) ist reiden = wenden, drehen, flechten und bei Frommann (a. a. O.) ist: „a reid'n machen“ eine geschickte Bogenwendung des Wagens, um einer Ecke auszuweichen. Das Sprichwort könnte demnach wol die Bedeutung haben: Eine gewundene, gedrehte, ausweichende Antwort oder Rede ist keine Rede. Stöber hat nicht bemerkt, wo sich das Sprichwort bei Geiler von Kaisersberg findet; und sonst ist es mir nirgends begegnet.


Reierer.

Die Reierer kommen immer hinten nach.Schöppner, II, 265.


Reif (Adj.).

1 Froh rîp, frôh rött (faul, verrottet). (Ostfries.) – Bueren, 468; Eichwald, 1090; Weserzeitung, 4057; Frommann, V, 427, 470; Hauskalender, II.

Früh reif, früh faul.

2 Früh reif wird nicht steif. (Eifel.)

3 Je früher reif, je früher faul.Simrock, 2864; Körte, 3146; Winckler, XVI, 47.

Engl.: Soon old, soon with God. – Soon ripe, soon rotten. (Gaal, 146.)

Lat.: Cito maturum, cito putridum. – Festinata maturitas celerius occidit. – Is cadit ante senem, qui sapit ante diem. – Odi puerulum praecoci sapientia. – Praecocia ingenia raro maturescunt. – Qui sapit ante pilos, non sapit ille diu. (Gaal, 146.) – Quod cito fit, cito perit. (Henisch, 176, 8; Frob., 553; Philippi, II, 141.)

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6 Was reif ist, das fault gern.

Holl.: Wat rijp is, wil rotten. (Harrebomée, II, 222a.)

7 Was reiff ist, das felt ab.Petri, II, 748.

8 Wat mek rîpe is, dat blaumet all den anderen.Schambach, II, 429.

Was mir reif ist, das blüht schon dem andern. – Was mich betroffen hat, kann auch andern begegnen.

9 Zeitig reif, zeitig roth, zeitig weiss, zeitig todt.Winckler, X, 38.

Holl.: Vroeg rijp, vroeg rot; vroeg wijs, vroeg zot. (Harrebomée, II, 222a.)

*10 Der ist schon längst reif.Klix, 74.

*11 Er ist reif bis an den Bart.Eiselein, 526.

*12 Er ist reif für Allenberg.Frischbier2, 3113.

*13 Er ist reif für Plagwitz. (Schles.)

Um zu sagen, er handelt, als wenn er nicht gescheit wäre. In den genannten Orten sind nämlich Irrenhäuser.

*14 Er ist reif für Rügenwalde.

In dieser Stadt befindet sich eine Anstalt für unheilbare Irre.

*15 Er ist reif für Schwetz.Frischbier2, 3113.

*16 Reifer als der Tod.

Wer für einen bestimmten Zweck die erforderliche Entwickelung mehr als erreicht hat.


Reif (Subst).

1 Der Reif in einer einzigen Nacht hat oft den Blüten den Tod gebracht.

„Es darff sich niemand rühmen, dass sein Glück stehe auff Blumen, es fält ein Reiflen vber Nacht, das benimbt den Blümlein Ruh, Farb vnd Krafft.“ (Coler, Einl.)

[Spaltenumbruch] 2 Kein Reif nach Servaz (13. Mai), kein Schnee nach Bonifaz (5. Juni).Böbel, 25; Orakel, 533.

3 Liegt Reif auf den Bergen, so ist's kalt im Thal.

Dän.: Naar rimfrost er paa bierget, er kalt i dalen. (Prov. dan., 478.)

4 Liegt Reif um Bartholomäi offen, so ist ein warmer Herbst zu hoffen.

5 Mancher lacht über den Reif und beugt sich vorm Hagel.

„Ir vil sich gegen den Hagel neigen, die lachend auf den reiffen zeigen.“ (Brandt, Nsch., in Kloster, I, 720.)

6 Reif und Regen begegnen sich auf den Stegen.Simrock, 8377; Körte, 5039; Orakel, 77.

Die Dünste, welche aus dem aufgelösten Reife in die Höhe steigen, fallen als Regen oder Schnee, je nach der Jahreszeit, wieder herab.

7 Rîf und Schnee, d' Bûaba n'im See, zîtig Chirsa n'n blüjeda Wî, isch alls einisch i eim Meja gsî. (Bern.) – Zyro, 23.

8 So viel Rîf vor Michaeli (29. Sept.), so viel nach Waldburgi (30. April). (Luzern.) – Zittel, Rhein. Landbote, 1848.

In Solothurn: so viel nach Georgi. (Schild, 116, 147.)

9 Wenn Reif an den Bäumen im Advent sich zeigt, wird uns ein fruchtbar Jahr bezeugt. (Masuren.) – Boebel, 65.

10 Wer sich für den Reiffen schewet, vber den felt der Schnee.Petri, II, 758.

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*12 Den Reif fliehen und in den Schnee fallen.Parömiakon, 2339; Körte, 5040.

Holl.: Den rijp ontvlieden, en in de sneeuw vervallen. (Harrebomée, II, 222a.)

*13 Er will sich nicht am Reife verbrennen.

*14 He het up den Rîpe hot. (Lippe.)

Er hat auf dem Reife gehütet. Der Schäfer treibt bekanntlich nicht eher aus, bis der Reif verdunstet ist, weil sonst Nachtheile für die Heerde daraus entstehen. Wird z. B. von jemand gesagt, der bis in die Morgenstunden gezecht hat und dem es übel bekommen ist.


Reif(en).

1 Auch ein Reifen platzt, wenn man ihn zu scharf antreibt.

Böhm.: I obruč udeří, když naň šlápneš. (Čelakovsky, 116.)

Poln.: I obręcz uderzy, kiedy kto na nię nastąpi. (Čelakovsky, 116.)

2 Aus blossen Reifen kann man kein Fass machen.Winckler, XX, 34.

3 Der faulste (schlechteste) Reifen am Fass platzt (zerspringt) am ersten.

It.: Il peggior cerchio della botte crepa il primo. (Pazzaglia, 36.)

4 Die Reifen machen nicht das Fass.

Die Russen: Der Reifen verspottet das Fass. (Altmann VI, 432.)

5 Ein Reifen macht kein Fass.Winckler, XVII, 30.

6 Einmal schlägt er auf den Reifen, das andere mal aufs Fass.

Bald redet er über die Sache selbst, bald wieder von etwas anderm.

Engl.: He giveth one knock on the hoop, and another on the barrel. (Bohn II, 12.)

7 Es hilfft kein Reiff noch binden an einem alten Fass; man muss es mit einem newen binden.Petri, II, 252.

8 Ist es mit dem Reifen gemessen, so kan man's nimmer verwerfen.Graf, 259, 198.

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9 Je fester man den Reifen legt, desto besser hält er das Fass.

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[[816]/0830] *173 Der Reichthum Korah's (Korach's Neschires). – 4 Mos. 26; Tendlau, 17. Die Türken reden von den Reichthümern Indiens, von der Wissenschaft der Franken und der Pracht der Osmanen. (Cahier, 2744.) Lat.: Pactoli opes. (Philostratus.) (Philippi, II, 79.) *174 Er hat Lisistrati reichtumb. – Franck, II, 69a. „Lisistrati reichthumb ist ein Bettelsack. Ein mensch hat hend vnd arm vnd ist etwa wie Codrus, Frus, Lisistratus darzu arm. Brauchs, so du spöttlich (scherzhaft) iemand gar arm scheltenn wilt. Er hat Lisistrati reichthumb, d. i. er hat lang arm vnd ist darzu arm.“ Franck führt für: Lisistrati divitias habes, noch die verwandten Redensarten an: Du bist wol gearmet. Er ist weit gebrüst vnd lang gearmet. Du hast lang arm, kanst's wol erreychen. Reid. Ein Reid ist kein Red. – Geiler. Schon Stöber hat bemerkt, dass ihm das Sprichwort nicht verständlich sei. Nach Frommann (V, 252, 3) ist reiden = wenden, drehen, flechten und bei Frommann (a. a. O.) ist: „a reid'n machen“ eine geschickte Bogenwendung des Wagens, um einer Ecke auszuweichen. Das Sprichwort könnte demnach wol die Bedeutung haben: Eine gewundene, gedrehte, ausweichende Antwort oder Rede ist keine Rede. Stöber hat nicht bemerkt, wo sich das Sprichwort bei Geiler von Kaisersberg findet; und sonst ist es mir nirgends begegnet. Reierer. Die Reierer kommen immer hinten nach. – Schöppner, II, 265. Reif (Adj.). 1 Froh rîp, frôh rött (faul, verrottet). (Ostfries.) – Bueren, 468; Eichwald, 1090; Weserzeitung, 4057; Frommann, V, 427, 470; Hauskalender, II. Früh reif, früh faul. 2 Früh reif wird nicht steif. (Eifel.) 3 Je früher reif, je früher faul. – Simrock, 2864; Körte, 3146; Winckler, XVI, 47. Engl.: Soon old, soon with God. – Soon ripe, soon rotten. (Gaal, 146.) Lat.: Cito maturum, cito putridum. – Festinata maturitas celerius occidit. – Is cadit ante senem, qui sapit ante diem. – Odi puerulum praecoci sapientia. – Praecocia ingenia raro maturescunt. – Qui sapit ante pilos, non sapit ille diu. (Gaal, 146.) – Quod cito fit, cito perit. (Henisch, 176, 8; Frob., 553; Philippi, II, 141.) 4 Was bald reif wird, wird bald faul. – Simrock, 8379; Körte, 5038. Böhm.: Co brzy zrá, brzy dozrá. (Čelakovsky, 203.) Lat.: Non potest in eo esse succus diuturnus, quod nimis celeriter est maturitatem assecutum. (Seybold, 376; Philippi, II, 42.) 5 Was bald reiff, das helt nit steiff. – Franck, II, 14b; Petri, II, 587; Henisch, 176, 8; Sutor, 986; Suringar, CLVII, 7; Eiselein, 526; Gaal, 146; Körte, 5037; Simrock, 8378; Schulfreund, 90, 198. Schwed.: Omogen frucht ruttnar snart. (Grubb, 614.) 6 Was reif ist, das fault gern. Holl.: Wat rijp is, wil rotten. (Harrebomée, II, 222a.) 7 Was reiff ist, das felt ab. – Petri, II, 748. 8 Wat mek rîpe is, dat blaumet all den anderen. – Schambach, II, 429. Was mir reif ist, das blüht schon dem andern. – Was mich betroffen hat, kann auch andern begegnen. 9 Zeitig reif, zeitig roth, zeitig weiss, zeitig todt. – Winckler, X, 38. Holl.: Vroeg rijp, vroeg rot; vroeg wijs, vroeg zot. (Harrebomée, II, 222a.) *10 Der ist schon längst reif. – Klix, 74. *11 Er ist reif bis an den Bart. – Eiselein, 526. *12 Er ist reif für Allenberg. – Frischbier2, 3113. *13 Er ist reif für Plagwitz. (Schles.) Um zu sagen, er handelt, als wenn er nicht gescheit wäre. In den genannten Orten sind nämlich Irrenhäuser. *14 Er ist reif für Rügenwalde. In dieser Stadt befindet sich eine Anstalt für unheilbare Irre. *15 Er ist reif für Schwetz. – Frischbier2, 3113. *16 Reifer als der Tod. Wer für einen bestimmten Zweck die erforderliche Entwickelung mehr als erreicht hat. Reif (Subst). 1 Der Reif in einer einzigen Nacht hat oft den Blüten den Tod gebracht. „Es darff sich niemand rühmen, dass sein Glück stehe auff Blumen, es fält ein Reiflen vber Nacht, das benimbt den Blümlein Ruh, Farb vnd Krafft.“ (Coler, Einl.) 2 Kein Reif nach Servaz (13. Mai), kein Schnee nach Bonifaz (5. Juni). – Böbel, 25; Orakel, 533. 3 Liegt Reif auf den Bergen, so ist's kalt im Thal. Dän.: Naar rimfrost er paa bierget, er kalt i dalen. (Prov. dan., 478.) 4 Liegt Reif um Bartholomäi offen, so ist ein warmer Herbst zu hoffen. 5 Mancher lacht über den Reif und beugt sich vorm Hagel. „Ir vil sich gegen den Hagel neigen, die lachend auf den reiffen zeigen.“ (Brandt, Nsch., in Kloster, I, 720.) 6 Reif und Regen begegnen sich auf den Stegen. – Simrock, 8377; Körte, 5039; Orakel, 77. Die Dünste, welche aus dem aufgelösten Reife in die Höhe steigen, fallen als Regen oder Schnee, je nach der Jahreszeit, wieder herab. 7 Rîf und Schnee, d' Bûaba n'im See, zîtig Chirsa n'n blüjeda Wî, isch alls einisch i eim Meja gsî. (Bern.) – Zyro, 23. 8 So viel Rîf vor Michaeli (29. Sept.), so viel nach Waldburgi (30. April). (Luzern.) – Zittel, Rhein. Landbote, 1848. In Solothurn: so viel nach Georgi. (Schild, 116, 147.) 9 Wenn Reif an den Bäumen im Advent sich zeigt, wird uns ein fruchtbar Jahr bezeugt. (Masuren.) – Boebel, 65. 10 Wer sich für den Reiffen schewet, vber den felt der Schnee. – Petri, II, 758. 11 Wider reiff vnd schne gehört ein Nebelkappe. – Lehmann, 895, 21. *12 Den Reif fliehen und in den Schnee fallen. – Parömiakon, 2339; Körte, 5040. Holl.: Den rijp ontvlieden, en in de sneeuw vervallen. (Harrebomée, II, 222a.) *13 Er will sich nicht am Reife verbrennen. *14 He het up den Rîpe hot. (Lippe.) Er hat auf dem Reife gehütet. Der Schäfer treibt bekanntlich nicht eher aus, bis der Reif verdunstet ist, weil sonst Nachtheile für die Heerde daraus entstehen. Wird z. B. von jemand gesagt, der bis in die Morgenstunden gezecht hat und dem es übel bekommen ist. Reif(en). 1 Auch ein Reifen platzt, wenn man ihn zu scharf antreibt. Böhm.: I obruč udeří, když naň šlápneš. (Čelakovsky, 116.) Poln.: I obręcz uderzy, kiedy kto na nię nastąpi. (Čelakovsky, 116.) 2 Aus blossen Reifen kann man kein Fass machen. – Winckler, XX, 34. 3 Der faulste (schlechteste) Reifen am Fass platzt (zerspringt) am ersten. It.: Il peggior cerchio della botte crepa il primo. (Pazzaglia, 36.) 4 Die Reifen machen nicht das Fass. Die Russen: Der Reifen verspottet das Fass. (Altmann VI, 432.) 5 Ein Reifen macht kein Fass. – Winckler, XVII, 30. 6 Einmal schlägt er auf den Reifen, das andere mal aufs Fass. Bald redet er über die Sache selbst, bald wieder von etwas anderm. Engl.: He giveth one knock on the hoop, and another on the barrel. (Bohn II, 12.) 7 Es hilfft kein Reiff noch binden an einem alten Fass; man muss es mit einem newen binden. – Petri, II, 252. 8 Ist es mit dem Reifen gemessen, so kan man's nimmer verwerfen. – Graf, 259, 198. Von der Vollziehung eines Kaufgeschäfts. Die wirkliche Uebergabe besteht in der Anweisung der Sache durch den Verkäufer und Genehmigung durch den Käufer, welch letzterer stillschweigend dadurch kundgegeben werden kann, dass er sich die Waare zumessen, zuzählen oder zuwiegen lässt. Sobald die Waare über die Wagschale gegangen oder mit Reif oder Elle gemessen ist, so ist das Geschäft unwiderruflich. – In Schleswig: Wan id myt dem repe is gemeten, so mach man id nicht wedder op werpen. (Thorsen, Schleswig. Stadtrecht, 66, 42.) 9 Je fester man den Reifen legt, desto besser hält er das Fass. 10 Man klopfft so lange an den reiffen, das dem fass der boden ausspringt. – Petri, II, 457; Henisch, 444, 66; Sailer, 53; Simrock, 2265a.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [816]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/830>, abgerufen am 22.11.2024.