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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *50 Er riecht wie alte Botenstrümpfe.

Frz.: Il sent le pie de messager. (Kritzinger, 453b.)

*51 Er riecht wie Knoblauch. - Eiselein, 385.

Ist ein Jude.

*52 Er riecht, wo die Katze im Heu liegt. (Riedlingen.)

*53 Es reucht wie 'n alter Ofen. (Bietigheim.)

*54 Es riecht nach David Strauss.

Der Abgeordnete Windhorst (Meppen) in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 17. Jan. 1873, um dadurch eine Ansicht, einen Standpunkt u. s. w. als kirchlich ungläubig zu bezeichnen.

*55 Es riecht nach einer Lüge.

*56 Es riecht nach faulen Fischen.

*57 Es riecht nach Handwerksgesellenluft.

Um den Brotneid zu bezeichnen.

*58 Es riecht nach zweimal sieben. - Eiselein, 567; Simrock, 9518.

"Immer rochen seine Hosen nach Violen und nach Rosen, nach zweimal sieben aber nie." (H. Sachs.)

*59 Es riecht wie Balsam.

Köstlich, herrlich.

*60 Es riecht wie ein Dachs (Bock).

*61 Es riecht wie in einer Dreckapotheke.

Dän.: Der lugter som paa et Apothek, hvor de have skarn at saelge. (Prov. dan., 32.)

*62 Hä rüch noa der Schöpp1. (Köln.) - Firmenich, I, 473, 87.

1) D. h. nach der Schaufel des Todtengräbers. - Sein Gesundheitszustand spricht für nahen Tod. (S. Leben 286.)

*63 He rükt den Dreck ehr dat he scheten is. (Pommern.)

*64 He rükt den Dreck im Düstern. - Schütze, III, 312.

Ironisch von überklugen Leuten.

*65 He rukt na Müskes (Moschus) as de Drummel (Teufel) na Muskat. - Bueren, 691; Frommann, VI, 281, 668; Kern, 1435.

*66 He wet wol wat he rögt, wenn he de Näs in Drek stikt. (Holst.) - Schütze, III, 300.

Wenn er mitten drinsteckt, dann weiss er, woran er ist.

*67 Hest nich ens wat rükt? (Pommern.)

Hast du nicht einmal was gerochen? Um zu sagen: Daraus wird nichts, du bist auf dem Holzwege. Das möchtest du wol gern wissen? In allen drei Anwendungen häufig, auch da, wo sonst das Participium, von rüken (riechen) durch roaken gebildet wird.

*68 Hier riekt et na ol Fett. (Ostpreuss.)

*69 Ich glebe, a hot's geruchen, doss a groade harkimt (Schles.) - Frommann, III, 246, 165.

*70 Ich kann's nicht riechen. - Klix, 74.

Ueber den Geruchssinn und dessen Schärfe. (Vgl. Frank Leslie's Illustr. Zeitung, Neuyork vom 23. Nov. 1863, Nr. 247.)

*71 Ich riech; ihr riecht. - Tendlau, 1047.

Um eine Anklage, Beschuldigung scherzhaft von sich ab- und dem andern zuzuweisen. Ein Polack sagte zu einem andern tadelnd: "Ihr riecht nit gut!" "Was", erwiderte dieser, dem Wort "riechen" seine neutrale Bedeutung absprechend: "Ich riech? Ihr riecht; ich stinke."

*72 Ich rieche Menschenfleisch.

*73 Ich rieche, was du bratest.

Dän.: Jeg luckter vel hvad du steger. (Prov. dan., 397.)

*74 Ich röch' wie ein' Vigul (Viole). (Eifel.)

Vorausgeschickt: wenn ich das hätte, gäbe, wäre u. s. w., so würde ich so angenehm duften, so lieb sein wie ein Veilchen.

*75 Man kann es nicht riechen wie Schweinebraten. (Breslau.)

*76 Man riecht es nicht wie eine Teufelspastete. (Breslau.)

*77 (Er) reucht den Braten. - Luther's Ms., S. 7; Frischbier2, 3135.

In Pommern: He rückt den Braden. (Dähnert, 389a.) Er merkt, was im Anzuge ist, worum es sich handelt.

*78 (Er) reucht meuse. - Luther's Ms., S. 8.

*79 Reuchst du das, dann hast du den Schnupfen nicht.

In Pommern: Rückstu dat, so hestu'n Snuppen nig. (Dähnert, 388b.) Wer das mit vieler Klugheit Geheimgehaltene merkt.

Lat.: Si tibi id subolet, pituita non laboras. (Seybold, 570.)

[Spaltenumbruch] *80 Riche ok a senn (in seinen) Busen. (Schles.) - Frommann, III, 247, 223.

Oder bei Gomolcke (868): Roich och a den Busen. Riech in deinen Busen.

*81 Riech' nur, wie's stinkt. (Schles.)

Wenn man jemand scherzhaft zur Wahrnehmung von etwas Unangenehmem auffordert.

*82 Riechen, was einer im Schilde führt.

Seine Absichten von weitem merken oder errathen.

Frz.: Voir venir quelqu'un de loin. (Lendroy, 453.)

*83 Reik doch ön dine Bossen wie et stinkt. - Frischbier2, 3138.

*84 'S roicht besser as a Fuxdreck. - Robinson, 989; Gomolcke, 1009.

*85 'S roicht 'r aus'm Holse, se hoht a Kupp zu nohnde bem Orsche. (Oberlausitz.)

Von einer sehr kleinen Person.

*86 'S roicht wei a inner kotolschen Kerche. (Schles.) - Frommann, III, 412, 473.

*87 Sie riecht nach Stallbalsam.

Ist von niederer Herkunft.

*88 Weder riechen noch stinken.

Poln.: Nie pachnie, nie smierdzi. (Lompa, 23.)

*89 Wer dz nit reucht, der hat dyn schnuppen oder strauchen. - Wicelii Vertedigsrede.

*90 Wo du dat rükst, so hest du kenen Snöve. - Richey, 277; Schütze, IV, 152.

Merkst du das, so bist du nicht dumm.

Schwed.: Luchtar han det sa har han ingen snufwa. (Grubb, 468.)


Riecher.

1 Der erste Riecher, der erste Striecher (Streicher).

*2 Einen guten Riecher haben. - Frischbier2, 3140.

In Pommern: He hett enen goden Rücker. (Dähnert, 389a.) Zu etwas Angenehmem, z. B. einem leckern Bissen, einem guten Trunk rechtzeitig kommen.


Riechfläschchen.

* Er ist ein lebendiges Riechfläschchen. - Philippi, I, 38.


Rieden.

Wo drei darin rieden1, hat jeder das Recht zu weiden. (S. Drei 66.) - Graf, 68, 43.

1) Davon neuhochdeutsch Ried = eine ven Buschwerk u. dgl. gereinigte angerodete Bodenfläche. (Vgl. Weigand, Wb., 3. Aufl., unter Reute.)

Mhd.: Wan drey darin rieden, so hat yedermann reht da zu weiden. (Grimm, Weisth., I, 461.)


Riedesel.

Die Riedesel, Gebsattel, Aufsess und Palm haben ihren Adel aus Christi Zeiten. - Eiselein, 529.


Riedgras.

Das Riedgras lässt sich wol mähen, aber nicht dreschen. - Altmann V, 125.


Riege.

* He hett dat in de Riege, as Amke dat Mölenspill. - Bueren, 587; Eichwald, 36; Kern, 95; Frommann, V, 429, 526; Hauskalender, III.

Wenn einer nach vielen mislungenen Versuchen endlich etwas zu Stande gebracht hat. Riege = Reihe, Zeile, Ordnung. (Stürenburg, 200a.)


Riegel.

1 Besser ein hölzerner Riegel als eine offene Thür.

Dän.: Bedre en trae-laas end aaben dor. (Prov. dan., 53.)

2 Besser ein kleiner Riegel als gar keiner.

Dän.: Bedre er liden nagle for huus end slet ingen. (Bohn I, 350.)

3 Besser ein Riegel zu viel als einer zu wenig.

4 Man muss den Riegel abstossen den dz Doll nicht auffziehen (?). - Lehmann, 790, 19.

5 Schieb den Riegel vor, so einer stets die Wahrheit geigt. - Simrock, 11141.

*6 Da ist ein Riegel vor. - Eiselein, 529.

*7 Do sind ken Riegle net ze schesse. (Bedburg.)

*8 Ein Riegel vor das sechste Gebot. - Allerneustes Schles. Allerlei, 1797, S. 899.

Von einem hässlichen, abstossenden Frauenzimmer.

*9 Einem den Riegel schiessen.

"Ich lasse die Schlosser gute Leute sein, aber die sind nichts nutz, die einen in allem Guten den Riegel schiessen." (Parömiakon, 1706.)

*10 Er hat einen Riegel vorgeschoben. - Klix, 74; Parömiakon, 1566.

In Schwaben: Deam muass me an Riegel vorschiabe.

Jüdisch-deutsch: Ich wer' dir e Riegelche' vorschiebe. (Tendlau, 217.)

[Spaltenumbruch] *50 Er riecht wie alte Botenstrümpfe.

Frz.: Il sent le pié de messager. (Kritzinger, 453b.)

*51 Er riecht wie Knoblauch.Eiselein, 385.

Ist ein Jude.

*52 Er riecht, wo die Katze im Heu liegt. (Riedlingen.)

*53 Es reucht wie 'n alter Ofen. (Bietigheim.)

*54 Es riecht nach David Strauss.

Der Abgeordnete Windhorst (Meppen) in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 17. Jan. 1873, um dadurch eine Ansicht, einen Standpunkt u. s. w. als kirchlich ungläubig zu bezeichnen.

*55 Es riecht nach einer Lüge.

*56 Es riecht nach faulen Fischen.

*57 Es riecht nach Handwerksgesellenluft.

Um den Brotneid zu bezeichnen.

*58 Es riecht nach zweimal sieben.Eiselein, 567; Simrock, 9518.

„Immer rochen seine Hosen nach Violen und nach Rosen, nach zweimal sieben aber nie.“ (H. Sachs.)

*59 Es riecht wie Balsam.

Köstlich, herrlich.

*60 Es riecht wie ein Dachs (Bock).

*61 Es riecht wie in einer Dreckapotheke.

Dän.: Der lugter som paa et Apothek, hvor de have skarn at sælge. (Prov. dan., 32.)

*62 Hä rüch noa der Schöpp1. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 87.

1) D. h. nach der Schaufel des Todtengräbers. – Sein Gesundheitszustand spricht für nahen Tod. (S. Leben 286.)

*63 He rükt den Dreck ehr dat he schêten is. (Pommern.)

*64 He rükt den Dreck im Düstern.Schütze, III, 312.

Ironisch von überklugen Leuten.

*65 He rukt na Müskes (Moschus) as de Drummel (Teufel) na Muskat.Bueren, 691; Frommann, VI, 281, 668; Kern, 1435.

*66 He wêt wol wat he rögt, wenn he de Näs in Drek stikt. (Holst.) – Schütze, III, 300.

Wenn er mitten drinsteckt, dann weiss er, woran er ist.

*67 Hest nich êns wat rükt? (Pommern.)

Hast du nicht einmal was gerochen? Um zu sagen: Daraus wird nichts, du bist auf dem Holzwege. Das möchtest du wol gern wissen? In allen drei Anwendungen häufig, auch da, wo sonst das Participium, von rüken (riechen) durch roaken gebildet wird.

*68 Hier riekt et na ôl Fett. (Ostpreuss.)

*69 Ich glêbe, a hôt's geruchen, doss a groade hârkimt (Schles.) – Frommann, III, 246, 165.

*70 Ich kann's nicht riechen.Klix, 74.

Ueber den Geruchssinn und dessen Schärfe. (Vgl. Frank Leslie's Illustr. Zeitung, Neuyork vom 23. Nov. 1863, Nr. 247.)

*71 Ich riech; ihr riecht.Tendlau, 1047.

Um eine Anklage, Beschuldigung scherzhaft von sich ab- und dem andern zuzuweisen. Ein Polack sagte zu einem andern tadelnd: „Ihr riecht nit gut!“ „Was“, erwiderte dieser, dem Wort „riechen“ seine neutrale Bedeutung absprechend: „Ich riech? Ihr riecht; ich stinke.“

*72 Ich rieche Menschenfleisch.

*73 Ich rieche, was du bratest.

Dän.: Jeg luckter vel hvad du steger. (Prov. dan., 397.)

*74 Ich röch' wie ein' Vigul (Viole). (Eifel.)

Vorausgeschickt: wenn ich das hätte, gäbe, wäre u. s. w., so würde ich so angenehm duften, so lieb sein wie ein Veilchen.

*75 Man kann es nicht riechen wie Schweinebraten. (Breslau.)

*76 Man riecht es nicht wie eine Teufelspastete. (Breslau.)

*77 (Er) reucht den Braten.Luther's Ms., S. 7; Frischbier2, 3135.

In Pommern: He rückt den Braden. (Dähnert, 389a.) Er merkt, was im Anzuge ist, worum es sich handelt.

*78 (Er) reucht meuse.Luther's Ms., S. 8.

*79 Reuchst du das, dann hast du den Schnupfen nicht.

In Pommern: Rückstu dat, so hestu'n Snuppen nig. (Dähnert, 388b.) Wer das mit vieler Klugheit Geheimgehaltene merkt.

Lat.: Si tibi id subolet, pituita non laboras. (Seybold, 570.)

[Spaltenumbruch] *80 Riche ok a senn (in seinen) Busen. (Schles.) – Frommann, III, 247, 223.

Oder bei Gomolcke (868): Roich och a den Busen. Riech in deinen Busen.

*81 Riech' nur, wie's stinkt. (Schles.)

Wenn man jemand scherzhaft zur Wahrnehmung von etwas Unangenehmem auffordert.

*82 Riechen, was einer im Schilde führt.

Seine Absichten von weitem merken oder errathen.

Frz.: Voir venir quelqu'un de loin. (Lendroy, 453.)

*83 Rîk doch ön dine Bossen wie et stinkt.Frischbier2, 3138.

*84 'S roicht besser as a Fuxdreck.Robinson, 989; Gomolcke, 1009.

*85 'S roicht 'r aus'm Holse, se hoht a Kupp zu nohnde bem Orsche. (Oberlausitz.)

Von einer sehr kleinen Person.

*86 'S roicht wî a inner kotôlschen Kerche. (Schles.) – Frommann, III, 412, 473.

*87 Sie riecht nach Stallbalsam.

Ist von niederer Herkunft.

*88 Weder riechen noch stinken.

Poln.: Nie pachnie, nie śmierdzi. (Lompa, 23.)

*89 Wer dz nit reucht, der hat dyn schnuppen oder strauchen.Wicelii Vertedigsrede.

*90 Wo du dat rükst, so hest du kênen Snöve.Richey, 277; Schütze, IV, 152.

Merkst du das, so bist du nicht dumm.

Schwed.: Luchtar han det så har han ingen snufwa. (Grubb, 468.)


Riecher.

1 Der erste Riecher, der erste Striecher (Streicher).

*2 Einen guten Riecher haben.Frischbier2, 3140.

In Pommern: He hett enen goden Rücker. (Dähnert, 389a.) Zu etwas Angenehmem, z. B. einem leckern Bissen, einem guten Trunk rechtzeitig kommen.


Riechfläschchen.

* Er ist ein lebendiges Riechfläschchen.Philippi, I, 38.


Rieden.

Wo drei darin rieden1, hat jeder das Recht zu weiden. (S. Drei 66.) – Graf, 68, 43.

1) Davon neuhochdeutsch Ried = eine ven Buschwerk u. dgl. gereinigte angerodete Bodenfläche. (Vgl. Weigand, Wb., 3. Aufl., unter Reute.)

Mhd.: Wan drey darin rieden, so hat yedermann reht da zu weiden. (Grimm, Weisth., I, 461.)


Riedesel.

Die Riedesel, Gebsattel, Aufsess und Palm haben ihren Adel aus Christi Zeiten.Eiselein, 529.


Riedgras.

Das Riedgras lässt sich wol mähen, aber nicht dreschen.Altmann V, 125.


Riege.

* He hett dat in de Riege, as Amke dat Mölenspill.Bueren, 587; Eichwald, 36; Kern, 95; Frommann, V, 429, 526; Hauskalender, III.

Wenn einer nach vielen mislungenen Versuchen endlich etwas zu Stande gebracht hat. Riege = Reihe, Zeile, Ordnung. (Stürenburg, 200a.)


Riegel.

1 Besser ein hölzerner Riegel als eine offene Thür.

Dän.: Bedre en træ-laas end aaben dor. (Prov. dan., 53.)

2 Besser ein kleiner Riegel als gar keiner.

Dän.: Bedre er liden nagle for huus end slet ingen. (Bohn I, 350.)

3 Besser ein Riegel zu viel als einer zu wenig.

4 Man muss den Riegel abstossen den dz Doll nicht auffziehen (?).Lehmann, 790, 19.

5 Schieb den Riegel vor, so einer stets die Wahrheit geigt.Simrock, 11141.

*6 Da ist ein Riegel vor.Eiselein, 529.

*7 Do sind ken Riegle net ze schesse. (Bedburg.)

*8 Ein Riegel vor das sechste Gebot.Allerneustes Schles. Allerlei, 1797, S. 899.

Von einem hässlichen, abstossenden Frauenzimmer.

*9 Einem den Riegel schiessen.

„Ich lasse die Schlosser gute Leute sein, aber die sind nichts nutz, die einen in allem Guten den Riegel schiessen.“ (Parömiakon, 1706.)

*10 Er hat einen Riegel vorgeschoben.Klix, 74; Parömiakon, 1566.

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[[841]/0855] *50 Er riecht wie alte Botenstrümpfe. Frz.: Il sent le pié de messager. (Kritzinger, 453b.) *51 Er riecht wie Knoblauch. – Eiselein, 385. Ist ein Jude. *52 Er riecht, wo die Katze im Heu liegt. (Riedlingen.) *53 Es reucht wie 'n alter Ofen. (Bietigheim.) *54 Es riecht nach David Strauss. Der Abgeordnete Windhorst (Meppen) in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 17. Jan. 1873, um dadurch eine Ansicht, einen Standpunkt u. s. w. als kirchlich ungläubig zu bezeichnen. *55 Es riecht nach einer Lüge. *56 Es riecht nach faulen Fischen. *57 Es riecht nach Handwerksgesellenluft. Um den Brotneid zu bezeichnen. *58 Es riecht nach zweimal sieben. – Eiselein, 567; Simrock, 9518. „Immer rochen seine Hosen nach Violen und nach Rosen, nach zweimal sieben aber nie.“ (H. Sachs.) *59 Es riecht wie Balsam. Köstlich, herrlich. *60 Es riecht wie ein Dachs (Bock). *61 Es riecht wie in einer Dreckapotheke. Dän.: Der lugter som paa et Apothek, hvor de have skarn at sælge. (Prov. dan., 32.) *62 Hä rüch noa der Schöpp1. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 87. 1) D. h. nach der Schaufel des Todtengräbers. – Sein Gesundheitszustand spricht für nahen Tod. (S. Leben 286.) *63 He rükt den Dreck ehr dat he schêten is. (Pommern.) *64 He rükt den Dreck im Düstern. – Schütze, III, 312. Ironisch von überklugen Leuten. *65 He rukt na Müskes (Moschus) as de Drummel (Teufel) na Muskat. – Bueren, 691; Frommann, VI, 281, 668; Kern, 1435. *66 He wêt wol wat he rögt, wenn he de Näs in Drek stikt. (Holst.) – Schütze, III, 300. Wenn er mitten drinsteckt, dann weiss er, woran er ist. *67 Hest nich êns wat rükt? (Pommern.) Hast du nicht einmal was gerochen? Um zu sagen: Daraus wird nichts, du bist auf dem Holzwege. Das möchtest du wol gern wissen? In allen drei Anwendungen häufig, auch da, wo sonst das Participium, von rüken (riechen) durch roaken gebildet wird. *68 Hier riekt et na ôl Fett. (Ostpreuss.) *69 Ich glêbe, a hôt's geruchen, doss a groade hârkimt (Schles.) – Frommann, III, 246, 165. *70 Ich kann's nicht riechen. – Klix, 74. Ueber den Geruchssinn und dessen Schärfe. (Vgl. Frank Leslie's Illustr. Zeitung, Neuyork vom 23. Nov. 1863, Nr. 247.) *71 Ich riech; ihr riecht. – Tendlau, 1047. Um eine Anklage, Beschuldigung scherzhaft von sich ab- und dem andern zuzuweisen. Ein Polack sagte zu einem andern tadelnd: „Ihr riecht nit gut!“ „Was“, erwiderte dieser, dem Wort „riechen“ seine neutrale Bedeutung absprechend: „Ich riech? Ihr riecht; ich stinke.“ *72 Ich rieche Menschenfleisch. *73 Ich rieche, was du bratest. Dän.: Jeg luckter vel hvad du steger. (Prov. dan., 397.) *74 Ich röch' wie ein' Vigul (Viole). (Eifel.) Vorausgeschickt: wenn ich das hätte, gäbe, wäre u. s. w., so würde ich so angenehm duften, so lieb sein wie ein Veilchen. *75 Man kann es nicht riechen wie Schweinebraten. (Breslau.) *76 Man riecht es nicht wie eine Teufelspastete. (Breslau.) *77 (Er) reucht den Braten. – Luther's Ms., S. 7; Frischbier2, 3135. In Pommern: He rückt den Braden. (Dähnert, 389a.) Er merkt, was im Anzuge ist, worum es sich handelt. *78 (Er) reucht meuse. – Luther's Ms., S. 8. *79 Reuchst du das, dann hast du den Schnupfen nicht. In Pommern: Rückstu dat, so hestu'n Snuppen nig. (Dähnert, 388b.) Wer das mit vieler Klugheit Geheimgehaltene merkt. Lat.: Si tibi id subolet, pituita non laboras. (Seybold, 570.) *80 Riche ok a senn (in seinen) Busen. (Schles.) – Frommann, III, 247, 223. Oder bei Gomolcke (868): Roich och a den Busen. Riech in deinen Busen. *81 Riech' nur, wie's stinkt. (Schles.) Wenn man jemand scherzhaft zur Wahrnehmung von etwas Unangenehmem auffordert. *82 Riechen, was einer im Schilde führt. Seine Absichten von weitem merken oder errathen. Frz.: Voir venir quelqu'un de loin. (Lendroy, 453.) *83 Rîk doch ön dine Bossen wie et stinkt. – Frischbier2, 3138. *84 'S roicht besser as a Fuxdreck. – Robinson, 989; Gomolcke, 1009. *85 'S roicht 'r aus'm Holse, se hoht a Kupp zu nohnde bem Orsche. (Oberlausitz.) Von einer sehr kleinen Person. *86 'S roicht wî a inner kotôlschen Kerche. (Schles.) – Frommann, III, 412, 473. *87 Sie riecht nach Stallbalsam. Ist von niederer Herkunft. *88 Weder riechen noch stinken. Poln.: Nie pachnie, nie śmierdzi. (Lompa, 23.) *89 Wer dz nit reucht, der hat dyn schnuppen oder strauchen. – Wicelii Vertedigsrede. *90 Wo du dat rükst, so hest du kênen Snöve. – Richey, 277; Schütze, IV, 152. Merkst du das, so bist du nicht dumm. Schwed.: Luchtar han det så har han ingen snufwa. (Grubb, 468.) Riecher. 1 Der erste Riecher, der erste Striecher (Streicher). *2 Einen guten Riecher haben. – Frischbier2, 3140. In Pommern: He hett enen goden Rücker. (Dähnert, 389a.) Zu etwas Angenehmem, z. B. einem leckern Bissen, einem guten Trunk rechtzeitig kommen. Riechfläschchen. * Er ist ein lebendiges Riechfläschchen. – Philippi, I, 38. Rieden. Wo drei darin rieden1, hat jeder das Recht zu weiden. (S. Drei 66.) – Graf, 68, 43. 1) Davon neuhochdeutsch Ried = eine ven Buschwerk u. dgl. gereinigte angerodete Bodenfläche. (Vgl. Weigand, Wb., 3. Aufl., unter Reute.) Mhd.: Wan drey darin rieden, so hat yedermann reht da zu weiden. (Grimm, Weisth., I, 461.) Riedesel. Die Riedesel, Gebsattel, Aufsess und Palm haben ihren Adel aus Christi Zeiten. – Eiselein, 529. Riedgras. Das Riedgras lässt sich wol mähen, aber nicht dreschen. – Altmann V, 125. Riege. * He hett dat in de Riege, as Amke dat Mölenspill. – Bueren, 587; Eichwald, 36; Kern, 95; Frommann, V, 429, 526; Hauskalender, III. Wenn einer nach vielen mislungenen Versuchen endlich etwas zu Stande gebracht hat. Riege = Reihe, Zeile, Ordnung. (Stürenburg, 200a.) Riegel. 1 Besser ein hölzerner Riegel als eine offene Thür. Dän.: Bedre en træ-laas end aaben dor. (Prov. dan., 53.) 2 Besser ein kleiner Riegel als gar keiner. Dän.: Bedre er liden nagle for huus end slet ingen. (Bohn I, 350.) 3 Besser ein Riegel zu viel als einer zu wenig. 4 Man muss den Riegel abstossen den dz Doll nicht auffziehen (?). – Lehmann, 790, 19. 5 Schieb den Riegel vor, so einer stets die Wahrheit geigt. – Simrock, 11141. *6 Da ist ein Riegel vor. – Eiselein, 529. *7 Do sind ken Riegle net ze schesse. (Bedburg.) *8 Ein Riegel vor das sechste Gebot. – Allerneustes Schles. Allerlei, 1797, S. 899. Von einem hässlichen, abstossenden Frauenzimmer. *9 Einem den Riegel schiessen. „Ich lasse die Schlosser gute Leute sein, aber die sind nichts nutz, die einen in allem Guten den Riegel schiessen.“ (Parömiakon, 1706.) *10 Er hat einen Riegel vorgeschoben. – Klix, 74; Parömiakon, 1566. In Schwaben: Deam muass me an Riegel vorschiabe. Jüdisch-deutsch: Ich wer' dir e Riegelche' vorschiebe. (Tendlau, 217.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [841]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/855>, abgerufen am 22.11.2024.