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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] hatte, wollte die neuen Figuren, welche der Bildschnitzer Tobel aufgestellt hatte, noch vor dem Pfingstfeste entfernen. Er schlich sich nachts in die Kirche, bestieg, um sie mittels einer Stange erlangen zu können, den Roraffen und brach mit ihm zusammen. So wurde derselbe aus dem Münster entfernt. (Vgl. Allgem. Familienzeitung, Stuttgart 1872, Nr. 45, S. 354, in dem Artikel Die Meistersinger von Strasburg, von Ernst Basque.)

*2 Dem Roraffen an den Bart greifen. - Eiselein, 530.

*3 Den Roraffen gesehen haben.

"Von jemand, der sich mit grosser Weisheit brüstet. Manch Narr helt sich gar hoch darumb, das er auss Welschen landen kumb vnd sey zu Schulen worden weiss ... vnd den Roraffen gesehen het." (Brandt, Nsch., 92, in Kloster, I, 712.)

*4 Den Roraffen zugiehnen (zusehen). - Eiselein, 530.

Zunächst von einem Kirchenbesuch aus Gewohnheit oder um Geschäfte abzuthun, sich zu unterhalten, seine Neugier zu befriedigen u. s. w. "Viel stehn in Kirchen vnd im Chor, die schwetzen u. s.w .... Das ist andechtig gbett vnd gut, da man solch Ding aussrichten thut, vnd werden Pfründen wol verdient, so man den Roraffen zu gient." (Brandt, Nsch., 91, in Kloster, I, 709.)


Rosack.

* Einem Rosack geben. (Preuss. Friedland.)

D. i. Prügel, Strafe.


Rosamunde.

Brenkt Rosemunde (3. April) Sturm un Wind, is Sibille (29. April) us (uns) gelind. (Münster.) - Frommann, VI, 298, 37; Frommann, VI, 426, 38; hochdeutsch bei Boebel, 19.


Röschen.

*1 Röseken planten. (Holst.) - Schütze, III, 307.

Rothe Wangen bekommen.

*2 Se hett Röseken plantet. - Schütze, 307.

Dem Mädchen steigt die Röthe ins Gesicht.


Röschlauben (s. Rolfinken).

* Einen röschlauben.

Während der ersten französischen Staatsumwälzung trat die Neigung hervor, Zeitwörter (Verben) aus Eigennamen zu bilden, was dann auch in Deutschland geschah, so sagte man in scherzhafter Schreibart: klopstocken für Erhabenheit besitzen, schillern für liebenswürdig sein, schellingen für sich unverständlich ausdrücken, röschlauben für grob sein, wernern für lange Weile machen, Kotzebübereien für Mittelgut, Schlegeleien für Anmassung u. s. w.; und man schrieb: "N. bläht sich so sehr, dass er sich zu schillern oder zu klopstocken einbildet, da doch alle seine Schriften Kotzebübereien sind, und er meistens erstaunlich wernert. Dabei schellingt er so gewaltig, dass es unausstehlich wird und beim geringsten Tadel röschlaubt er gegen die Kritik und merkelt jeden, der es zu sagen wagt, mit der ärgsten Schlegelei." (Witzfunken, I, 172.) Röschlaub war Professor der Medicin an der Universität Bamberg.


Rose.

1 Auch die zertretene Rose duftet.

2 Auch Rosen werden welk.

3 Aus den wenigsten Rosen wird Oel gepresst.

Das echte orientalische Rosenöl (Attar, Uttur, fälschlich auch Otto genannt), wie es in Indien und Persien erzeugt wird, spielt unter den Wohlgerüchen und Toilettenbedürfnissen dieselbe Rolle wie der Diamant unter den Edelsteinen. Es ist der Inbegriff alles Feinen, Auserlesenen, Kostbaren und Kostspieligen. Ein billigeres Ersatzmittel bildet das erfrischende, im Orient allgemein verbreitete, dem Hindu und Perser fast zu den unentbehrlichsten Lebensbedürfnissen gehörende Rosenwasser. In der Nähe von Ghazeepore in Bengalen sieht man eine Bodenfläche von 150 Ackern in kleine Felder abgetheilt, die sämmtlich mit Rosen bepflanzt sind. Jeder dieser kleinen Gärten enthält gegen 1000 Rosensträucher und ist gegen drei Pfund Sterling jährlich verpachtet. Das Product von 1000 Rosenstöcken ergibt erst ein Tolah = 180 Gran Rosenöl. Das in Kaschmir bereitete Attar gilt für das vorzüglichste des ganzen Orients. Die Rosen von Kaschmir sollen, wie die Reisenden versichern, einen Duft haben, wie sonst auf keinem Punkte der Erde.

4 Aus einer duftenden Rose wird kein stinkend Bilsenkraut.

Holl.: De roos kan niet in stinkend bilsenkruid veranderen. (Harrebomee, II, 230a.)

5 Der Rose geht nichts ab, wenn sie auch unter Dornen steht. - Winckler, XII, 29.

6 Die letzte Rose, welche abfällt, macht den Rosenstrauch zum Strauche.

7 Die reinste Rose, die in Dornen fällt, ritzt ihr Blatt.

"Ganz unversehrt bringt kein Mädchen seine hohe Gemüthseinhaft [Spaltenumbruch] zurück aus der Gemeinschaft mit dem Gemeinen. Je zarter der Stoff des weiblichen Wesens ist, desto eher nimmt er Flecken an bei der Berührung eines bösen." (Saphir im Horizont.)

8 Die Rose blüht (bleibt Rose), auch wenn sie unter Dornen steht.

"Auch eine Myrte zwischen Gestrüpp wird Myrte genannt." (Jüd. Volksblatt, Leipzig 1864, S. 132.)

Böhm.: Isou-li ruze, pokvetou. (Celakovsky, 264.)

It.: Il mirto e sempre mirto, benche sia tra l'ortiche. (Bohn I, 102.)

9 Die Rose ist Königin.

Die Rose, von den Alten die Zierde der Blumen und Pflanzen genannt, ist so schön und ihr Geruch so angenehm, dass sie zu einem allgemeinen Sinnbilde gewählt worden ist. Mit ihr schmückt die Frömmigkeit ihre Tempel, aus ihr flicht die Liebe und Freude ihre Kränze; mit ihr schmückt sich die Jugend; die Keuschheit empfängt sie als Preis, der Schmerz entblättert sie auf den Gräbern. Durch ihre schwellende Fülle ist sie ein Bild der blühenden Jugend, und ihr schnelles Verblühen, ihre kurze Dauer macht sie zum Symbol der Vergänglichkeit menschlichen Lebens und irdischen Glücks. Auf der einen Seite das Bild der Liebe, der Tugend, der jungfräulichen Sittsamkeit ist sie auch das Bild der schnöden Weltlust, der die Reue folgt. Umgeben von Dornen ist sie das Bild der Tugend und der Verfolgung, das Bild des Richters, der Gerechtigkeit mit Billigkeit, Strenge mit Milde paart, das Bild der Satire, die sticht und ergetzt. - Ueber die Rose in ihren mythologischen, religiösen, bürgerlichen, sinnbildlichen, abergläubischen, literarischen, geschichtlichen u. s. w. Beziehungen vgl. Genis, Botanik der Geschichte, II, 3-25. Ueber die Geschichte des Rose (vgl. Romanzeitung, 1868, 24, 943; Was man sich von der Rose erzählt in der Schles. Zeitung vom 29. Sept. 1867, Nr. 453.)

It.: La rosa e de fiori la regina. (Pazzaglia, 328, 2.)

10 Die Rose ist nie so stolz als auf die erste Knospe.

Die Russen: Die ersten Rohrbüsche, welche das Riet trägt, hält es für Palmen. (Altmann.)

11 Die rose kan nicht jederman brechen. - Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 171.

12 Die Rose riecht, die Dorne sticht; wer bald bezahlt, vergisst es nicht.

Steht in einem niederlausitzer Gasthause als Einladung bald zu bezahlen, damit keine Irrungen entstehen.

13 Die Rose weiss nicht, dass sie duftet.

14 Die Rose weiss nicht, in welchen Händen sie ist. - Winckler, IV, 77.

15 Die Rosen, so man lang in Händen trägt und daran riechet, die bleibt nit. - Kühne, Faustbuch (Zerbst 1868).

16 Die Rosen verblühen, aber die Dornen bleiben.

Die Russen: Rosen halten sich kaum bis zum Herbst, Disteln dauern bis in den Winter. (Altmann, VI, 495.)

Holl.: De rozen vallen af, maar de doornen blijven over. (Harrebomee, II, 230a; Bohn I, 307.)

It.: Le rose cascano, e le spine rimangono. (Bohn, I, 108.)

17 Die schönste Rose duftet nicht für sich.

Die Chinesen: Die Blume Sae ist nicht für das Thal, wo sie wächst, so schön und wohlriechend, ebenso müsst ihr auch nicht für euch allein weise sein. (Hlawatsch, 12.)

18 Die schönste Rose verliert ihren Duft.

It.: Ogni fiore al fin perde l'odore. (Gaal, 1319.)

19 Die schönste Rose wird endlich zur Hagebutte.

Hinfälligkeit aller irdischen äussern Schönheit. Die Russen: Wenn die Rose Früchte trägt, sind's Hagebutten. (Altmann, 108.)

Frz.: Il n'y point de si belle rose qui ne devienne gratte-cul. (Gaal, 1319; Lendroy, 69; Körte, 5899.)

20 Die schönste Rose wird welk.

21 Die schönsten Rosen welken zuerst.

Engl.: The fairest rose at last is withered. (Bohn II, 129.)

22 Die welkste Rose bat die schärfsten Stacheln.

23 Drei Rosen blühn auf Einem Stiel: fahr' nicht zuerst, iss nicht zu viel.

Eine Schüsselinschrift. Unter dem Fahren ist hier das in die Schüssel Langen zu verstehen. Es ist bei den Landleuten gewöhnlich, dass sie die Suppe nicht von Tellern, sondern aus der Schüssel essen. Es ist aber Sitte, die Höherstehenden und Aeltern immer zuerst in die Schüssel langen zu lassen und ihnen mit dem Löffel bescheiden nachzufahren. (Braun, Bibliothek, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 56.)

24 Ein Rose allhie begraben leit, von schön berümpt sehr weit vnd breit; jetzt ist es nur ein madensack, den niemand sehn noch riechen mag. - Loci comm., 127.

[Spaltenumbruch] hatte, wollte die neuen Figuren, welche der Bildschnitzer Tobel aufgestellt hatte, noch vor dem Pfingstfeste entfernen. Er schlich sich nachts in die Kirche, bestieg, um sie mittels einer Stange erlangen zu können, den Roraffen und brach mit ihm zusammen. So wurde derselbe aus dem Münster entfernt. (Vgl. Allgem. Familienzeitung, Stuttgart 1872, Nr. 45, S. 354, in dem Artikel Die Meistersinger von Strasburg, von Ernst Basqué.)

*2 Dem Roraffen an den Bart greifen.Eiselein, 530.

*3 Den Roraffen gesehen haben.

„Von jemand, der sich mit grosser Weisheit brüstet. Manch Narr helt sich gar hoch darumb, das er auss Welschen landen kumb vnd sey zu Schulen worden weiss ... vnd den Roraffen gesehen het.“ (Brandt, Nsch., 92, in Kloster, I, 712.)

*4 Den Roraffen zugiehnen (zusehen).Eiselein, 530.

Zunächst von einem Kirchenbesuch aus Gewohnheit oder um Geschäfte abzuthun, sich zu unterhalten, seine Neugier zu befriedigen u. s. w. „Viel stehn in Kirchen vnd im Chor, die schwetzen u. s.w .... Das ist andechtig gbett vnd gut, da man solch Ding aussrichten thut, vnd werden Pfründen wol verdient, so man den Roraffen zu gient.“ (Brandt, Nsch., 91, in Kloster, I, 709.)


Rosack.

* Einem Rosack geben. (Preuss. Friedland.)

D. i. Prügel, Strafe.


Rosamunde.

Brenkt Rosemunde (3. April) Sturm un Wind, is Sibille (29. April) us (uns) gelind. (Münster.) – Frommann, VI, 298, 37; Frommann, VI, 426, 38; hochdeutsch bei Boebel, 19.


Röschen.

*1 Röseken planten. (Holst.) – Schütze, III, 307.

Rothe Wangen bekommen.

*2 Se hett Röseken plantet.Schütze, 307.

Dem Mädchen steigt die Röthe ins Gesicht.


Röschlauben (s. Rolfinken).

* Einen röschlauben.

Während der ersten französischen Staatsumwälzung trat die Neigung hervor, Zeitwörter (Verben) aus Eigennamen zu bilden, was dann auch in Deutschland geschah, so sagte man in scherzhafter Schreibart: klopstocken für Erhabenheit besitzen, schillern für liebenswürdig sein, schellingen für sich unverständlich ausdrücken, röschlauben für grob sein, wernern für lange Weile machen, Kotzebübereien für Mittelgut, Schlegeleien für Anmassung u. s. w.; und man schrieb: „N. bläht sich so sehr, dass er sich zu schillern oder zu klopstocken einbildet, da doch alle seine Schriften Kotzebübereien sind, und er meistens erstaunlich wernert. Dabei schellingt er so gewaltig, dass es unausstehlich wird und beim geringsten Tadel röschlaubt er gegen die Kritik und merkelt jeden, der es zu sagen wagt, mit der ärgsten Schlegelei.“ (Witzfunken, I, 172.) Röschlaub war Professor der Medicin an der Universität Bamberg.


Rose.

1 Auch die zertretene Rose duftet.

2 Auch Rosen werden welk.

3 Aus den wenigsten Rosen wird Oel gepresst.

Das echte orientalische Rosenöl (Attar, Uttur, fälschlich auch Otto genannt), wie es in Indien und Persien erzeugt wird, spielt unter den Wohlgerüchen und Toilettenbedürfnissen dieselbe Rolle wie der Diamant unter den Edelsteinen. Es ist der Inbegriff alles Feinen, Auserlesenen, Kostbaren und Kostspieligen. Ein billigeres Ersatzmittel bildet das erfrischende, im Orient allgemein verbreitete, dem Hindu und Perser fast zu den unentbehrlichsten Lebensbedürfnissen gehörende Rosenwasser. In der Nähe von Ghazeepore in Bengalen sieht man eine Bodenfläche von 150 Ackern in kleine Felder abgetheilt, die sämmtlich mit Rosen bepflanzt sind. Jeder dieser kleinen Gärten enthält gegen 1000 Rosensträucher und ist gegen drei Pfund Sterling jährlich verpachtet. Das Product von 1000 Rosenstöcken ergibt erst ein Tolah = 180 Gran Rosenöl. Das in Kaschmir bereitete Attar gilt für das vorzüglichste des ganzen Orients. Die Rosen von Kaschmir sollen, wie die Reisenden versichern, einen Duft haben, wie sonst auf keinem Punkte der Erde.

4 Aus einer duftenden Rose wird kein stinkend Bilsenkraut.

Holl.: De roos kan niet in stinkend bilsenkruid veranderen. (Harrebomée, II, 230a.)

5 Der Rose geht nichts ab, wenn sie auch unter Dornen steht.Winckler, XII, 29.

6 Die letzte Rose, welche abfällt, macht den Rosenstrauch zum Strauche.

7 Die reinste Rose, die in Dornen fällt, ritzt ihr Blatt.

„Ganz unversehrt bringt kein Mädchen seine hohe Gemüthseinhaft [Spaltenumbruch] zurück aus der Gemeinschaft mit dem Gemeinen. Je zarter der Stoff des weiblichen Wesens ist, desto eher nimmt er Flecken an bei der Berührung eines bösen.“ (Saphir im Horizont.)

8 Die Rose blüht (bleibt Rose), auch wenn sie unter Dornen steht.

„Auch eine Myrte zwischen Gestrüpp wird Myrte genannt.“ (Jüd. Volksblatt, Leipzig 1864, S. 132.)

Böhm.: Isou-li růže, pokvĕtou. (Čelakovský, 264.)

It.: Il mirto è sempre mirto, benchè sia tra l'ortiche. (Bohn I, 102.)

9 Die Rose ist Königin.

Die Rose, von den Alten die Zierde der Blumen und Pflanzen genannt, ist so schön und ihr Geruch so angenehm, dass sie zu einem allgemeinen Sinnbilde gewählt worden ist. Mit ihr schmückt die Frömmigkeit ihre Tempel, aus ihr flicht die Liebe und Freude ihre Kränze; mit ihr schmückt sich die Jugend; die Keuschheit empfängt sie als Preis, der Schmerz entblättert sie auf den Gräbern. Durch ihre schwellende Fülle ist sie ein Bild der blühenden Jugend, und ihr schnelles Verblühen, ihre kurze Dauer macht sie zum Symbol der Vergänglichkeit menschlichen Lebens und irdischen Glücks. Auf der einen Seite das Bild der Liebe, der Tugend, der jungfräulichen Sittsamkeit ist sie auch das Bild der schnöden Weltlust, der die Reue folgt. Umgeben von Dornen ist sie das Bild der Tugend und der Verfolgung, das Bild des Richters, der Gerechtigkeit mit Billigkeit, Strenge mit Milde paart, das Bild der Satire, die sticht und ergetzt. – Ueber die Rose in ihren mythologischen, religiösen, bürgerlichen, sinnbildlichen, abergläubischen, literarischen, geschichtlichen u. s. w. Beziehungen vgl. Genis, Botanik der Geschichte, II, 3-25. Ueber die Geschichte des Rose (vgl. Romanzeitung, 1868, 24, 943; Was man sich von der Rose erzählt in der Schles. Zeitung vom 29. Sept. 1867, Nr. 453.)

It.: La rosa è de fiori la regina. (Pazzaglia, 328, 2.)

10 Die Rose ist nie so stolz als auf die erste Knospe.

Die Russen: Die ersten Rohrbüsche, welche das Riet trägt, hält es für Palmen. (Altmann.)

11 Die rose kan nicht jederman brechen.Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 171.

12 Die Rose riecht, die Dorne sticht; wer bald bezahlt, vergisst es nicht.

Steht in einem niederlausitzer Gasthause als Einladung bald zu bezahlen, damit keine Irrungen entstehen.

13 Die Rose weiss nicht, dass sie duftet.

14 Die Rose weiss nicht, in welchen Händen sie ist.Winckler, IV, 77.

15 Die Rosen, so man lang in Händen trägt und daran riechet, die bleibt nit.Kühne, Faustbuch (Zerbst 1868).

16 Die Rosen verblühen, aber die Dornen bleiben.

Die Russen: Rosen halten sich kaum bis zum Herbst, Disteln dauern bis in den Winter. (Altmann, VI, 495.)

Holl.: De rozen vallen af, maar de doornen blijven over. (Harrebomée, II, 230a; Bohn I, 307.)

It.: Le rose cascano, e le spine rimangono. (Bohn, I, 108.)

17 Die schönste Rose duftet nicht für sich.

Die Chinesen: Die Blume Sae ist nicht für das Thal, wo sie wächst, so schön und wohlriechend, ebenso müsst ihr auch nicht für euch allein weise sein. (Hlawatsch, 12.)

18 Die schönste Rose verliert ihren Duft.

It.: Ogni fiore al fin perde l'odore. (Gaal, 1319.)

19 Die schönste Rose wird endlich zur Hagebutte.

Hinfälligkeit aller irdischen äussern Schönheit. Die Russen: Wenn die Rose Früchte trägt, sind's Hagebutten. (Altmann, 108.)

Frz.: Il n'y point de si belle rose qui ne devienne gratte-cul. (Gaal, 1319; Lendroy, 69; Körte, 5899.)

20 Die schönste Rose wird welk.

21 Die schönsten Rosen welken zuerst.

Engl.: The fairest rose at last is withered. (Bohn II, 129.)

22 Die welkste Rose bat die schärfsten Stacheln.

23 Drei Rosen blühn auf Einem Stiel: fahr' nicht zuerst, iss nicht zu viel.

Eine Schüsselinschrift. Unter dem Fahren ist hier das in die Schüssel Langen zu verstehen. Es ist bei den Landleuten gewöhnlich, dass sie die Suppe nicht von Tellern, sondern aus der Schüssel essen. Es ist aber Sitte, die Höherstehenden und Aeltern immer zuerst in die Schüssel langen zu lassen und ihnen mit dem Löffel bescheiden nachzufahren. (Braun, Bibliothek, Bd. 3, Hft. 1, Nr. 56.)

24 Ein Rose allhie begraben leit, von schön berümpt sehr weit vnd breit; jetzt ist es nur ein madensack, den niemand sehn noch riechen mag.Loci comm., 127.

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[[862]/0876] hatte, wollte die neuen Figuren, welche der Bildschnitzer Tobel aufgestellt hatte, noch vor dem Pfingstfeste entfernen. Er schlich sich nachts in die Kirche, bestieg, um sie mittels einer Stange erlangen zu können, den Roraffen und brach mit ihm zusammen. So wurde derselbe aus dem Münster entfernt. (Vgl. Allgem. Familienzeitung, Stuttgart 1872, Nr. 45, S. 354, in dem Artikel Die Meistersinger von Strasburg, von Ernst Basqué.) *2 Dem Roraffen an den Bart greifen. – Eiselein, 530. *3 Den Roraffen gesehen haben. „Von jemand, der sich mit grosser Weisheit brüstet. Manch Narr helt sich gar hoch darumb, das er auss Welschen landen kumb vnd sey zu Schulen worden weiss ... vnd den Roraffen gesehen het.“ (Brandt, Nsch., 92, in Kloster, I, 712.) *4 Den Roraffen zugiehnen (zusehen). – Eiselein, 530. Zunächst von einem Kirchenbesuch aus Gewohnheit oder um Geschäfte abzuthun, sich zu unterhalten, seine Neugier zu befriedigen u. s. w. „Viel stehn in Kirchen vnd im Chor, die schwetzen u. s.w .... Das ist andechtig gbett vnd gut, da man solch Ding aussrichten thut, vnd werden Pfründen wol verdient, so man den Roraffen zu gient.“ (Brandt, Nsch., 91, in Kloster, I, 709.) Rosack. * Einem Rosack geben. (Preuss. Friedland.) D. i. Prügel, Strafe. Rosamunde. Brenkt Rosemunde (3. April) Sturm un Wind, is Sibille (29. April) us (uns) gelind. (Münster.) – Frommann, VI, 298, 37; Frommann, VI, 426, 38; hochdeutsch bei Boebel, 19. Röschen. *1 Röseken planten. (Holst.) – Schütze, III, 307. Rothe Wangen bekommen. *2 Se hett Röseken plantet. – Schütze, 307. Dem Mädchen steigt die Röthe ins Gesicht. Röschlauben (s. Rolfinken). * Einen röschlauben. Während der ersten französischen Staatsumwälzung trat die Neigung hervor, Zeitwörter (Verben) aus Eigennamen zu bilden, was dann auch in Deutschland geschah, so sagte man in scherzhafter Schreibart: klopstocken für Erhabenheit besitzen, schillern für liebenswürdig sein, schellingen für sich unverständlich ausdrücken, röschlauben für grob sein, wernern für lange Weile machen, Kotzebübereien für Mittelgut, Schlegeleien für Anmassung u. s. w.; und man schrieb: „N. bläht sich so sehr, dass er sich zu schillern oder zu klopstocken einbildet, da doch alle seine Schriften Kotzebübereien sind, und er meistens erstaunlich wernert. Dabei schellingt er so gewaltig, dass es unausstehlich wird und beim geringsten Tadel röschlaubt er gegen die Kritik und merkelt jeden, der es zu sagen wagt, mit der ärgsten Schlegelei.“ (Witzfunken, I, 172.) Röschlaub war Professor der Medicin an der Universität Bamberg. Rose. 1 Auch die zertretene Rose duftet. 2 Auch Rosen werden welk. 3 Aus den wenigsten Rosen wird Oel gepresst. Das echte orientalische Rosenöl (Attar, Uttur, fälschlich auch Otto genannt), wie es in Indien und Persien erzeugt wird, spielt unter den Wohlgerüchen und Toilettenbedürfnissen dieselbe Rolle wie der Diamant unter den Edelsteinen. Es ist der Inbegriff alles Feinen, Auserlesenen, Kostbaren und Kostspieligen. Ein billigeres Ersatzmittel bildet das erfrischende, im Orient allgemein verbreitete, dem Hindu und Perser fast zu den unentbehrlichsten Lebensbedürfnissen gehörende Rosenwasser. In der Nähe von Ghazeepore in Bengalen sieht man eine Bodenfläche von 150 Ackern in kleine Felder abgetheilt, die sämmtlich mit Rosen bepflanzt sind. Jeder dieser kleinen Gärten enthält gegen 1000 Rosensträucher und ist gegen drei Pfund Sterling jährlich verpachtet. Das Product von 1000 Rosenstöcken ergibt erst ein Tolah = 180 Gran Rosenöl. Das in Kaschmir bereitete Attar gilt für das vorzüglichste des ganzen Orients. Die Rosen von Kaschmir sollen, wie die Reisenden versichern, einen Duft haben, wie sonst auf keinem Punkte der Erde. 4 Aus einer duftenden Rose wird kein stinkend Bilsenkraut. Holl.: De roos kan niet in stinkend bilsenkruid veranderen. (Harrebomée, II, 230a.) 5 Der Rose geht nichts ab, wenn sie auch unter Dornen steht. – Winckler, XII, 29. 6 Die letzte Rose, welche abfällt, macht den Rosenstrauch zum Strauche. 7 Die reinste Rose, die in Dornen fällt, ritzt ihr Blatt. „Ganz unversehrt bringt kein Mädchen seine hohe Gemüthseinhaft zurück aus der Gemeinschaft mit dem Gemeinen. Je zarter der Stoff des weiblichen Wesens ist, desto eher nimmt er Flecken an bei der Berührung eines bösen.“ (Saphir im Horizont.) 8 Die Rose blüht (bleibt Rose), auch wenn sie unter Dornen steht. „Auch eine Myrte zwischen Gestrüpp wird Myrte genannt.“ (Jüd. Volksblatt, Leipzig 1864, S. 132.) Böhm.: Isou-li růže, pokvĕtou. (Čelakovský, 264.) It.: Il mirto è sempre mirto, benchè sia tra l'ortiche. (Bohn I, 102.) 9 Die Rose ist Königin. Die Rose, von den Alten die Zierde der Blumen und Pflanzen genannt, ist so schön und ihr Geruch so angenehm, dass sie zu einem allgemeinen Sinnbilde gewählt worden ist. Mit ihr schmückt die Frömmigkeit ihre Tempel, aus ihr flicht die Liebe und Freude ihre Kränze; mit ihr schmückt sich die Jugend; die Keuschheit empfängt sie als Preis, der Schmerz entblättert sie auf den Gräbern. Durch ihre schwellende Fülle ist sie ein Bild der blühenden Jugend, und ihr schnelles Verblühen, ihre kurze Dauer macht sie zum Symbol der Vergänglichkeit menschlichen Lebens und irdischen Glücks. Auf der einen Seite das Bild der Liebe, der Tugend, der jungfräulichen Sittsamkeit ist sie auch das Bild der schnöden Weltlust, der die Reue folgt. Umgeben von Dornen ist sie das Bild der Tugend und der Verfolgung, das Bild des Richters, der Gerechtigkeit mit Billigkeit, Strenge mit Milde paart, das Bild der Satire, die sticht und ergetzt. – Ueber die Rose in ihren mythologischen, religiösen, bürgerlichen, sinnbildlichen, abergläubischen, literarischen, geschichtlichen u. s. w. Beziehungen vgl. Genis, Botanik der Geschichte, II, 3-25. Ueber die Geschichte des Rose (vgl. Romanzeitung, 1868, 24, 943; Was man sich von der Rose erzählt in der Schles. Zeitung vom 29. Sept. 1867, Nr. 453.) It.: La rosa è de fiori la regina. (Pazzaglia, 328, 2.) 10 Die Rose ist nie so stolz als auf die erste Knospe. Die Russen: Die ersten Rohrbüsche, welche das Riet trägt, hält es für Palmen. (Altmann.) 11 Die rose kan nicht jederman brechen. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 171. 12 Die Rose riecht, die Dorne sticht; wer bald bezahlt, vergisst es nicht. Steht in einem niederlausitzer Gasthause als Einladung bald zu bezahlen, damit keine Irrungen entstehen. 13 Die Rose weiss nicht, dass sie duftet. 14 Die Rose weiss nicht, in welchen Händen sie ist. – Winckler, IV, 77. 15 Die Rosen, so man lang in Händen trägt und daran riechet, die bleibt nit. – Kühne, Faustbuch (Zerbst 1868). 16 Die Rosen verblühen, aber die Dornen bleiben. Die Russen: Rosen halten sich kaum bis zum Herbst, Disteln dauern bis in den Winter. (Altmann, VI, 495.) Holl.: De rozen vallen af, maar de doornen blijven over. (Harrebomée, II, 230a; Bohn I, 307.) It.: Le rose cascano, e le spine rimangono. (Bohn, I, 108.) 17 Die schönste Rose duftet nicht für sich. Die Chinesen: Die Blume Sae ist nicht für das Thal, wo sie wächst, so schön und wohlriechend, ebenso müsst ihr auch nicht für euch allein weise sein. (Hlawatsch, 12.) 18 Die schönste Rose verliert ihren Duft. It.: Ogni fiore al fin perde l'odore. (Gaal, 1319.) 19 Die schönste Rose wird endlich zur Hagebutte. Hinfälligkeit aller irdischen äussern Schönheit. Die Russen: Wenn die Rose Früchte trägt, sind's Hagebutten. (Altmann, 108.) Frz.: Il n'y point de si belle rose qui ne devienne gratte-cul. (Gaal, 1319; Lendroy, 69; Körte, 5899.) 20 Die schönste Rose wird welk. 21 Die schönsten Rosen welken zuerst. Engl.: The fairest rose at last is withered. (Bohn II, 129.) 22 Die welkste Rose bat die schärfsten Stacheln. 23 Drei Rosen blühn auf Einem Stiel: fahr' nicht zuerst, iss nicht zu viel. Eine Schüsselinschrift. Unter dem Fahren ist hier das in die Schüssel Langen zu verstehen. Es ist bei den Landleuten gewöhnlich, dass sie die Suppe nicht von Tellern, sondern aus der Schüssel essen. Es ist aber Sitte, die Höherstehenden und Aeltern immer zuerst in die Schüssel langen zu lassen und ihnen mit dem Löffel bescheiden nachzufahren. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [862]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/876>, abgerufen am 22.11.2024.