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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Rothkopf.

1 Rothköpfe - Hitzköpfe.

Lat.: Sub rubea pelle non est aliquis sine felle. (Binder II, 3226; Neander, 313.)

Frz.: Roux, tous bons ou tout mechants. (Cahier, 1580.)

2 Rothkopp, schlak Eier innen Top. Wie viel denn? Ein halb Schock. (Anhalt.)

3 Ruthkup zünd a Lunten an. - Robinson, 441; Gomolcke, 870; hochdeutsch bei Simrock, 8561.


Rothlach.

* Bei Rothlach schneit's. (Oberlausitz.)

Rothlach ist ein kleines, unweit Bunzlau, in der Richtung nach Lauban gelegenes Dorf. Die Redensart ist dem Munde eines Kartenspielers entnommen. Wahrscheinlich wollte er damit das Abhandengekommensein der rosenfarbenen Laune andeuten. An Stelle derselben tritt beim Spieler oft, wenn er verliert, frostiges, kaltes Wetter, mit Schnee.


Rothschild.

* Er will Rothschild einen Sechser schenken.

Lat.: Alii nos poma dare. - Croesi pecuniae teruncium addere. (Faselius, 10 u. 53.)


Rothschwänzchen.

Rothschwänzchen und Blaumeise sind des Menschen beständige Warner.

Die Kenner der Vogelsprache versichern nämlich, jenes rufe ihm zu: "Hüt' dich, hüt dich!", indess die Meise ebenso andauernd ertönen lasse: "Sieh dich vor, sieh dich vor!" (Masius, Naturstudien, 1858, 174.)


Rothwelsch.

* Je, led doch der Ruthwelsche be der? - Gomolcke, 475.

Das Wort "rothwelsch" muss früher in Schlesien in verschiedenen Redensarten sprichwörtlich vorgekommen sein, die jetzt völlig aus dem Volksmunde verschwunden zu sein scheinen. Weder die obige noch die folgende (Gomolcke, 478): "Je Norr, kan ich denn a Rothwelsch?", habe ich je vernommen, und ihr Sinn ist mir unbekannt.

Holl.: Hij spreekt Rottweilsch. (Harrebomee, II, 231b.)


Rött.

Dat öss e Rött, seggt de Schmöd, on titt de Kobbel den Wurm ut em Nasch, dat se schött. (Kreuzberg.)

Wortspiel mit Rött = Rist und Ritt.


Rotte.

1 Es ist eine schlimme Rotte, wo der Teufel der beste ist.

Holl.: Het is een slecht rot daar de droes de beste is. (Harrebomee, II, 231b.)

2 Fürnemlich hat die volle rott zwelff gschlecht voll schanden vnd spott: der erst will grosser weissheit pflegen, die er doch wol liess vnderwegen; der ander wie ein wilder bär, hawt vmb sich, das er nicht thet lär. Ein wüster frass ist auch der drit, frisst gleser, kertzen, anders mit. Das truncken ellend weint der vierdt, das jhn doch nüchter wenig jrt. Der fünfft aber in dieser zal wil bulschaft pflegen vberal. Der sechst verheist auff einen tag mehr, denn er immer leisten mag. Der sibend machet haar auff haar ein gantzes land verwirt er gar. Als was er hat, verkaufft der acht. Der neundt sagt sich vnd ander an, das er morn will verschwigen han. Der zehend muss geschlaffen haben, sonst will sein zung auff steltzen traben. Der eilfft singt, schreit vnd hat viel mut, gleich wie ein volle sackpfeiff thut. Was er hat gessen, fleisch vnd fisch, das legt der zwelfft dem wirt zu tisch. Nun mag ein yeder rhaten frey, welcher der allerklugest sey. - Loci comm., 54.

Lat.: Ebrius atque satur his modis ecce uagatur: Hic canit, hic plorat, hic est blasphemus, hic orat, hic est pacificus, hic est nullius amicus, hic saltat laetus, hic est sermone facetus, hic loqui nescit, hic caespitat, ille pigrescit, hic est clamosus, hic est uerbis uiciosus, disputat hic, ille currit per compita uillae, nunc seruit Veneri, somno uult ipse teneri, nunc uomit, nunc uorat: sic Bacchi turba laborat. - Bis sex, credatis, species sunt ebrietatis; est uilis primus, sapiens est alter optimus, ternus grande uorat, quartus sua crimina plorat, quintus luxuriat, sextus per omnia iurat, septimus attendit, octanus singula uendit, nonus nil celat, quod habet sub corde reuelat, senia denus amat, undenus turpia clamat, et cum sit plenus, uomitum facit duodenus. (Loci comm., 53.)

[Spaltenumbruch] 3 Rotten und Sekten sind die rechten Lehrer, Schleifsteine und Polirer.

*4 Rotte Korah. - 4 Mos. 16, 5.

"Zur Bezeichnung eines verblendeten Haufens wüster Polterer und Schreier." (Büchmann, 6. Aufl., S. 176.)


Rottenbube.

* Es sind Rottenbuben.

"Die Rottenbuben (de Carolstadio u. s. w.) hätten nicht gewusst in einiges Stück anzupreisen, wenn sie nicht unser Brot gegessen hätten." (Luther's Werke, V, 117.)


Rottenburg.

Zu Rottenburg an der Tauber ist das Backwerk und Mühlwerk sauber. - Ch. G. Jöcher's Neue europäische Staats- und Reisegeographie (Leipzig o. J.), V, 1210.


Rottengeisterei.

* Es ist eitel Rottengeisterei.

Fanatisches Sektenwesen. "So mancherley Trennung und Rottengeisterei kommet, so mancherley Werklehrer sind." (Luther, Kirchenpostille, II, 304a.)


Rotterdam.

* He geit na Rötterdam. - Stürenburg, 203a.

Er geht dem Grabe zu.


Rottmeister.

* Zeleis (zuletzt) könt et auch an der Rottmester. (Aachen.) - Firmenich, I, 494, 169.


Rotz.

1 Wider Rotz und Spath ist kein Rath. - Graf, 260, 218; Estor, III, 665, 1109.

Empfiehlt Vorsicht beim Einkauf von Thieren, besonders Pferden, und handelt von der Nachwährschaft, die geleistet werden muss, für Mängel, die schon zur Zeit des Kaufs an der Sache gehaftet haben. Gewisse Fehler lassen sich aber ohne besondere Fachkenntnis bei gewöhnlicher Aufmerksamkeit nicht leicht erkennen, weil die sprechenden Merkmale erst dann auftreten, wenn das Uebel, wie Rotz und Spat an Pferden, bedeutend um sich gegriffen hat.

*2 Den Rotz auf den Aermel schmieren.

Holl.: Hij smeert hem het snot op de mouw. (Harrebomee, II, 280a.)

Lat.: Vilis et ingrata volucris foedans sua strata. (Sutor, 897.)

*3 Der hat auch den Rotz länger weggeworfen als er ihn einschiebt. (Rott-Thal.)

Von einem "neugebackenen Herrn", der mit der eingenommenen Stellung als Herr sich erst an den Gebrauch eines Taschentuchs gewöhnt hat.

*4 Ein jeder will seinen Rotz an jhn schmieren. - Lehmann, 773, 23.

Von Jemand, der verachtet oder gemishandelt wird.

*5 Rotz auf dem Brote schmeckt ihm wie Honig. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 236.

*6 Rotz und Wasser schreien. (Henneberg.)

So weinen, dass es aus Augen und Nase strömt. In Schwaben: Rotz und Wasser heula. (Michel, 275.)

*7 Sie frisst Rotz und Grind. (Schles.)


Rotzen.

Rotzen und Weinen, Zanken und Greinen, Hoffart und Verführung ist der Weiber Hantierung. - Parömiakon, 2404.


Rotzig.

1 Weil wir alle rotzig vnd schlammig sind, sollen wir die Nase demütig machen. - Petri, II, 851.

2 Wer sich rotzig fühlt, der schnäuze sich.

Frz.: Qui se sent morveux se mouche. (Leroux, II, 310.)


Rotzlaffe.

* Was will der Rotzlaffe. - Kritzinger, 467b.


Rotzling.

* Einen Rotzling auf jemand werfen.

Holl.: Een snottebel op iemand werpen. (Kramer, Holl. deutsches Wb.)


Rotzlöffel.

*1 A iess a rechter Rutzlöffel. - Robinson, 287; Gomolcke, 1139.

Luther (Ein junger Rotzleffel, Altenburg, Vl, 306) sagte von Cochläus: "Ich pflege des Rotzlöffels Bücher keines zu lesen." (Sarcerius, Hirtenbuch, 44.) "Wer hat dir Rotzlöffel dieses auf die Nase gehenkt?" (Köhler, 52, 5.) "Wilt du, ungewaschener Rotzlöffel, deine Nase auch in den Dreck stecken?" "Hürst du's, junger Rotzlöffel?" "Wer hiss dich deine Nase in unsern Dräk stecken?" (Gryphius, Dornrose; Palm, 58.) "Einen Liebhaber und Jungfernknecht hiess man ehemals nur Löffel, wenn er aber zu jung war, einen Rotzlöffel" (Frisch, I, 620.) ( S. Löffel 117, Löffelei 2 u. Löffeln 1.)

Frz.: C'est un jeune levron. - Si on lui tordoit le nes, il en sortiroit du lait. (Kritzinger, 417a u. 683b.)

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Rothkopf.

1 Rothköpfe – Hitzköpfe.

Lat.: Sub rubea pelle non est aliquis sine felle. (Binder II, 3226; Neander, 313.)

Frz.: Roux, tous bons ou tout méchants. (Cahier, 1580.)

2 Rothkopp, schlak Eier innen Top. Wie viel denn? Ein halb Schock. (Anhalt.)

3 Ruthkup zünd a Lunten an.Robinson, 441; Gomolcke, 870; hochdeutsch bei Simrock, 8561.


Rothlach.

* Bei Rothlach schneit's. (Oberlausitz.)

Rothlach ist ein kleines, unweit Bunzlau, in der Richtung nach Lauban gelegenes Dorf. Die Redensart ist dem Munde eines Kartenspielers entnommen. Wahrscheinlich wollte er damit das Abhandengekommensein der rosenfarbenen Laune andeuten. An Stelle derselben tritt beim Spieler oft, wenn er verliert, frostiges, kaltes Wetter, mit Schnee.


Rothschild.

* Er will Rothschild einen Sechser schenken.

Lat.: Alii nos poma dare. – Croesi pecuniae teruncium addere. (Faselius, 10 u. 53.)


Rothschwänzchen.

Rothschwänzchen und Blaumeise sind des Menschen beständige Warner.

Die Kenner der Vogelsprache versichern nämlich, jenes rufe ihm zu: „Hüt' dich, hüt dich!“, indess die Meise ebenso andauernd ertönen lasse: „Sieh dich vor, sieh dich vor!“ (Masius, Naturstudien, 1858, 174.)


Rothwelsch.

* Je, led doch der Ruthwelsche bê dêr?Gomolcke, 475.

Das Wort „rothwelsch“ muss früher in Schlesien in verschiedenen Redensarten sprichwörtlich vorgekommen sein, die jetzt völlig aus dem Volksmunde verschwunden zu sein scheinen. Weder die obige noch die folgende (Gomolcke, 478): „Je Norr, kan ich denn a Rothwelsch?“, habe ich je vernommen, und ihr Sinn ist mir unbekannt.

Holl.: Hij spreekt Rottweilsch. (Harrebomée, II, 231b.)


Rött.

Dat öss e Rött, seggt de Schmöd, on titt de Kobbel den Wurm ut em Nasch, dat se schött. (Kreuzberg.)

Wortspiel mit Rött = Rist und Ritt.


Rotte.

1 Es ist eine schlimme Rotte, wo der Teufel der beste ist.

Holl.: Het is een slecht rot daar de droes de beste is. (Harrebomée, II, 231b.)

2 Fürnemlich hat die volle rott zwelff gschlecht voll schanden vnd spott: der erst will grosser weissheit pflegen, die er doch wol liess vnderwegen; der ander wie ein wilder bär, hawt vmb sich, das er nicht thet lär. Ein wüster frass ist auch der drit, frisst gleser, kertzen, anders mit. Das truncken ellend weint der vierdt, das jhn doch nüchter wenig jrt. Der fünfft aber in dieser zal wil bulschaft pflegen vberal. Der sechst verheist auff einen tag mehr, denn er immer leisten mag. Der sibend machet haar auff haar ein gantzes land verwirt er gar. Als was er hat, verkaufft der acht. Der neundt sagt sich vnd ander an, das er morn will verschwigen han. Der zehend muss geschlaffen haben, sonst will sein zung auff steltzen traben. Der eilfft singt, schreit vnd hat viel mut, gleich wie ein volle sackpfeiff thut. Was er hat gessen, fleisch vnd fisch, das legt der zwelfft dem wirt zu tisch. Nun mag ein yeder rhaten frey, welcher der allerklugest sey.Loci comm., 54.

Lat.: Ebrius atque satur his modis ecce uagatur: Hic canit, hic plorat, hic est blasphemus, hic orat, hic est pacificus, hic est nullius amicus, hic saltat laetus, hic est sermone facetus, hic loqui nescit, hic caespitat, ille pigrescit, hic est clamosus, hic est uerbis uiciosus, disputat hic, ille currit per compita uillae, nunc seruit Veneri, somno uult ipse teneri, nunc uomit, nunc uorat: sic Bacchi turba laborat. – Bis sex, credatis, species sunt ebrietatis; est uilis primus, sapiens est alter optimus, ternus grande uorat, quartus sua crimina plorat, quintus luxuriat, sextus per omnia iurat, septimus attendit, octanus singula uendit, nonus nil celat, quod habet sub corde reuelat, senia denus amat, undenus turpia clamat, et cum sit plenus, uomitum facit duodenus. (Loci comm., 53.)

[Spaltenumbruch] 3 Rotten und Sekten sind die rechten Lehrer, Schleifsteine und Polirer.

*4 Rotte Korah. – 4 Mos. 16, 5.

„Zur Bezeichnung eines verblendeten Haufens wüster Polterer und Schreier.“ (Büchmann, 6. Aufl., S. 176.)


Rottenbube.

* Es sind Rottenbuben.

„Die Rottenbuben (de Carolstadio u. s. w.) hätten nicht gewusst in einiges Stück anzupreisen, wenn sie nicht unser Brot gegessen hätten.“ (Luther's Werke, V, 117.)


Rottenburg.

Zu Rottenburg an der Tauber ist das Backwerk und Mühlwerk sauber.Ch. G. Jöcher's Neue europäische Staats- und Reisegeographie (Leipzig o. J.), V, 1210.


Rottengeisterei.

* Es ist eitel Rottengeisterei.

Fanatisches Sektenwesen. „So mancherley Trennung und Rottengeisterei kommet, so mancherley Werklehrer sind.“ (Luther, Kirchenpostille, II, 304a.)


Rotterdam.

* He geit na Rötterdam.Stürenburg, 203a.

Er geht dem Grabe zu.


Rottmeister.

* Zeleis (zuletzt) könt et auch an der Rottmêster. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 169.


Rotz.

1 Wider Rotz und Spath ist kein Rath.Graf, 260, 218; Estor, III, 665, 1109.

Empfiehlt Vorsicht beim Einkauf von Thieren, besonders Pferden, und handelt von der Nachwährschaft, die geleistet werden muss, für Mängel, die schon zur Zeit des Kaufs an der Sache gehaftet haben. Gewisse Fehler lassen sich aber ohne besondere Fachkenntnis bei gewöhnlicher Aufmerksamkeit nicht leicht erkennen, weil die sprechenden Merkmale erst dann auftreten, wenn das Uebel, wie Rotz und Spat an Pferden, bedeutend um sich gegriffen hat.

*2 Den Rotz auf den Aermel schmieren.

Holl.: Hij smeert hem het snot op de mouw. (Harrebomée, II, 280a.)

Lat.: Vilis et ingrata volucris foedans sua strata. (Sutor, 897.)

*3 Der hat auch den Rotz länger weggeworfen als er ihn einschiebt. (Rott-Thal.)

Von einem „neugebackenen Herrn“, der mit der eingenommenen Stellung als Herr sich erst an den Gebrauch eines Taschentuchs gewöhnt hat.

*4 Ein jeder will seinen Rotz an jhn schmieren.Lehmann, 773, 23.

Von Jemand, der verachtet oder gemishandelt wird.

*5 Rotz auf dem Brote schmeckt ihm wie Honig.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 236.

*6 Rotz und Wasser schreien. (Henneberg.)

So weinen, dass es aus Augen und Nase strömt. In Schwaben: Rotz und Wasser heula. (Michel, 275.)

*7 Sie frisst Rotz und Grind. (Schles.)


Rotzen.

Rotzen und Weinen, Zanken und Greinen, Hoffart und Verführung ist der Weiber Hantierung.Parömiakon, 2404.


Rotzig.

1 Weil wir alle rotzig vnd schlammig sind, sollen wir die Nase demütig machen.Petri, II, 851.

2 Wer sich rotzig fühlt, der schnäuze sich.

Frz.: Qui se sent morveux se mouche. (Leroux, II, 310.)


Rotzlaffe.

* Was will der Rotzlaffe.Kritzinger, 467b.


Rotzling.

* Einen Rotzling auf jemand werfen.

Holl.: Een snottebel op iemand werpen. (Kramer, Holl. deutsches Wb.)


Rotzlöffel.

*1 A iess a rechter Rutzlöffel.Robinson, 287; Gomolcke, 1139.

Luther (Ein junger Rotzleffel, Altenburg, Vl, 306) sagte von Cochläus: „Ich pflege des Rotzlöffels Bücher keines zu lesen.“ (Sarcerius, Hirtenbuch, 44.) „Wer hat dir Rotzlöffel dieses auf die Nase gehenkt?“ (Köhler, 52, 5.) „Wilt du, ungewaschener Rotzlöffel, deine Nase auch in den Dreck stecken?“ „Hürst du's, junger Rotzlöffel?“ „Wer hiss dich deine Nase in unsern Dräk stecken?“ (Gryphius, Dornrose; Palm, 58.) „Einen Liebhaber und Jungfernknecht hiess man ehemals nur Löffel, wenn er aber zu jung war, einen Rotzlöffel“ (Frisch, I, 620.) ( S. Löffel 117, Löffelei 2 u. Löffeln 1.)

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[[873]/0887] Rothkopf. 1 Rothköpfe – Hitzköpfe. Lat.: Sub rubea pelle non est aliquis sine felle. (Binder II, 3226; Neander, 313.) Frz.: Roux, tous bons ou tout méchants. (Cahier, 1580.) 2 Rothkopp, schlak Eier innen Top. Wie viel denn? Ein halb Schock. (Anhalt.) 3 Ruthkup zünd a Lunten an. – Robinson, 441; Gomolcke, 870; hochdeutsch bei Simrock, 8561. Rothlach. * Bei Rothlach schneit's. (Oberlausitz.) Rothlach ist ein kleines, unweit Bunzlau, in der Richtung nach Lauban gelegenes Dorf. Die Redensart ist dem Munde eines Kartenspielers entnommen. Wahrscheinlich wollte er damit das Abhandengekommensein der rosenfarbenen Laune andeuten. An Stelle derselben tritt beim Spieler oft, wenn er verliert, frostiges, kaltes Wetter, mit Schnee. Rothschild. * Er will Rothschild einen Sechser schenken. Lat.: Alii nos poma dare. – Croesi pecuniae teruncium addere. (Faselius, 10 u. 53.) Rothschwänzchen. Rothschwänzchen und Blaumeise sind des Menschen beständige Warner. Die Kenner der Vogelsprache versichern nämlich, jenes rufe ihm zu: „Hüt' dich, hüt dich!“, indess die Meise ebenso andauernd ertönen lasse: „Sieh dich vor, sieh dich vor!“ (Masius, Naturstudien, 1858, 174.) Rothwelsch. * Je, led doch der Ruthwelsche bê dêr? – Gomolcke, 475. Das Wort „rothwelsch“ muss früher in Schlesien in verschiedenen Redensarten sprichwörtlich vorgekommen sein, die jetzt völlig aus dem Volksmunde verschwunden zu sein scheinen. Weder die obige noch die folgende (Gomolcke, 478): „Je Norr, kan ich denn a Rothwelsch?“, habe ich je vernommen, und ihr Sinn ist mir unbekannt. Holl.: Hij spreekt Rottweilsch. (Harrebomée, II, 231b.) Rött. Dat öss e Rött, seggt de Schmöd, on titt de Kobbel den Wurm ut em Nasch, dat se schött. (Kreuzberg.) Wortspiel mit Rött = Rist und Ritt. Rotte. 1 Es ist eine schlimme Rotte, wo der Teufel der beste ist. Holl.: Het is een slecht rot daar de droes de beste is. (Harrebomée, II, 231b.) 2 Fürnemlich hat die volle rott zwelff gschlecht voll schanden vnd spott: der erst will grosser weissheit pflegen, die er doch wol liess vnderwegen; der ander wie ein wilder bär, hawt vmb sich, das er nicht thet lär. Ein wüster frass ist auch der drit, frisst gleser, kertzen, anders mit. Das truncken ellend weint der vierdt, das jhn doch nüchter wenig jrt. Der fünfft aber in dieser zal wil bulschaft pflegen vberal. Der sechst verheist auff einen tag mehr, denn er immer leisten mag. Der sibend machet haar auff haar ein gantzes land verwirt er gar. Als was er hat, verkaufft der acht. Der neundt sagt sich vnd ander an, das er morn will verschwigen han. Der zehend muss geschlaffen haben, sonst will sein zung auff steltzen traben. Der eilfft singt, schreit vnd hat viel mut, gleich wie ein volle sackpfeiff thut. Was er hat gessen, fleisch vnd fisch, das legt der zwelfft dem wirt zu tisch. Nun mag ein yeder rhaten frey, welcher der allerklugest sey. – Loci comm., 54. Lat.: Ebrius atque satur his modis ecce uagatur: Hic canit, hic plorat, hic est blasphemus, hic orat, hic est pacificus, hic est nullius amicus, hic saltat laetus, hic est sermone facetus, hic loqui nescit, hic caespitat, ille pigrescit, hic est clamosus, hic est uerbis uiciosus, disputat hic, ille currit per compita uillae, nunc seruit Veneri, somno uult ipse teneri, nunc uomit, nunc uorat: sic Bacchi turba laborat. – Bis sex, credatis, species sunt ebrietatis; est uilis primus, sapiens est alter optimus, ternus grande uorat, quartus sua crimina plorat, quintus luxuriat, sextus per omnia iurat, septimus attendit, octanus singula uendit, nonus nil celat, quod habet sub corde reuelat, senia denus amat, undenus turpia clamat, et cum sit plenus, uomitum facit duodenus. (Loci comm., 53.) 3 Rotten und Sekten sind die rechten Lehrer, Schleifsteine und Polirer. *4 Rotte Korah. – 4 Mos. 16, 5. „Zur Bezeichnung eines verblendeten Haufens wüster Polterer und Schreier.“ (Büchmann, 6. Aufl., S. 176.) Rottenbube. * Es sind Rottenbuben. „Die Rottenbuben (de Carolstadio u. s. w.) hätten nicht gewusst in einiges Stück anzupreisen, wenn sie nicht unser Brot gegessen hätten.“ (Luther's Werke, V, 117.) Rottenburg. Zu Rottenburg an der Tauber ist das Backwerk und Mühlwerk sauber. – Ch. G. Jöcher's Neue europäische Staats- und Reisegeographie (Leipzig o. J.), V, 1210. Rottengeisterei. * Es ist eitel Rottengeisterei. Fanatisches Sektenwesen. „So mancherley Trennung und Rottengeisterei kommet, so mancherley Werklehrer sind.“ (Luther, Kirchenpostille, II, 304a.) Rotterdam. * He geit na Rötterdam. – Stürenburg, 203a. Er geht dem Grabe zu. Rottmeister. * Zeleis (zuletzt) könt et auch an der Rottmêster. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 169. Rotz. 1 Wider Rotz und Spath ist kein Rath. – Graf, 260, 218; Estor, III, 665, 1109. Empfiehlt Vorsicht beim Einkauf von Thieren, besonders Pferden, und handelt von der Nachwährschaft, die geleistet werden muss, für Mängel, die schon zur Zeit des Kaufs an der Sache gehaftet haben. Gewisse Fehler lassen sich aber ohne besondere Fachkenntnis bei gewöhnlicher Aufmerksamkeit nicht leicht erkennen, weil die sprechenden Merkmale erst dann auftreten, wenn das Uebel, wie Rotz und Spat an Pferden, bedeutend um sich gegriffen hat. *2 Den Rotz auf den Aermel schmieren. Holl.: Hij smeert hem het snot op de mouw. (Harrebomée, II, 280a.) Lat.: Vilis et ingrata volucris foedans sua strata. (Sutor, 897.) *3 Der hat auch den Rotz länger weggeworfen als er ihn einschiebt. (Rott-Thal.) Von einem „neugebackenen Herrn“, der mit der eingenommenen Stellung als Herr sich erst an den Gebrauch eines Taschentuchs gewöhnt hat. *4 Ein jeder will seinen Rotz an jhn schmieren. – Lehmann, 773, 23. Von Jemand, der verachtet oder gemishandelt wird. *5 Rotz auf dem Brote schmeckt ihm wie Honig. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 236. *6 Rotz und Wasser schreien. (Henneberg.) So weinen, dass es aus Augen und Nase strömt. In Schwaben: Rotz und Wasser heula. (Michel, 275.) *7 Sie frisst Rotz und Grind. (Schles.) Rotzen. Rotzen und Weinen, Zanken und Greinen, Hoffart und Verführung ist der Weiber Hantierung. – Parömiakon, 2404. Rotzig. 1 Weil wir alle rotzig vnd schlammig sind, sollen wir die Nase demütig machen. – Petri, II, 851. 2 Wer sich rotzig fühlt, der schnäuze sich. Frz.: Qui se sent morveux se mouche. (Leroux, II, 310.) Rotzlaffe. * Was will der Rotzlaffe. – Kritzinger, 467b. Rotzling. * Einen Rotzling auf jemand werfen. Holl.: Een snottebel op iemand werpen. (Kramer, Holl. deutsches Wb.) Rotzlöffel. *1 A iess a rechter Rutzlöffel. – Robinson, 287; Gomolcke, 1139. Luther (Ein junger Rotzleffel, Altenburg, Vl, 306) sagte von Cochläus: „Ich pflege des Rotzlöffels Bücher keines zu lesen.“ (Sarcerius, Hirtenbuch, 44.) „Wer hat dir Rotzlöffel dieses auf die Nase gehenkt?“ (Köhler, 52, 5.) „Wilt du, ungewaschener Rotzlöffel, deine Nase auch in den Dreck stecken?“ „Hürst du's, junger Rotzlöffel?“ „Wer hiss dich deine Nase in unsern Dräk stecken?“ (Gryphius, Dornrose; Palm, 58.) „Einen Liebhaber und Jungfernknecht hiess man ehemals nur Löffel, wenn er aber zu jung war, einen Rotzlöffel“ (Frisch, I, 620.) ( S. Löffel 117, Löffelei 2 u. Löffeln 1.) Frz.: C'est un jeune levron. – Si on lui tordoit le nés, il en sortiroit du lait. (Kritzinger, 417a u. 683b.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [873]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/887>, abgerufen am 22.11.2024.