Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 4 Es ruft sich nicht wohl, wenn niemand antworten will. - Simrock, 8578. Wo man kein Gehör findet, ist alles Bitten umsonst. 5 It könnt raupen, bat it wellt, ik raupe nitt är, bit et mi gefällt. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 61, 52. 6 Jei (ihr) könnt räupen, wann eer dät jei will, sagt der Kukuk, ich räupe nit eer bis den feifteinten (funfzehnten) April. (Büren.) - Firmenich, I, 361, 7. 7 Man kann lange rufen, ehe das Echo schweigt. 8 Man röppt den Esel nich anners tau Hof, as wenn hei Säck dragen sall. (Mecklenburg.) 9 Man röpt so lange Vastelavend, dat de Vaste (das Fasten) kumpt. 10 Rop ken Halfisch ut, eer du se hest. (Holst.) - Schütze, III, 307. Rufe nicht: Holt Fische, bis du sie hast. 11 Rufe nicht: Fische, du habest sie denn gefangen. - Bücking, 366. 12 Rufe nicht: Hase, er liege denn im Netz. - Bücking, 366. 13 Rufe nicht Juchhe, ehe du über dem Graben bist. - Bücking, 367. 14 Ruffen muss Wort haben. - Petri, II, 555. 15 Wenn man dich ruft, so komm; wenn man dich schickt, so gehe. Frz.: Va enuoye, vien appelle. Lat.: I missus, veni vocatus. (Bovill, II, 199.) 16 Wer ruft: es brennt, hat halb gelöscht. - Sprichwörtergarten, 322. Wer zur rechten Zeit auf eine Gefahr aufmerksam macht, hat Wichtiges zu ihrer Beseitigung gethan. 17 Wie man dir rufft, also antwortt. - Franck, II, 109; Gruter, I, 85; Petri, II, 791; Henisch, 1772, 26; Eiselein, 534; Simrock, 8577. *18 Er rueft den Ueli, bis der Marx chund. (Luzern.) Wenn sich einer erbricht. *19 Er ruft den vieren: heb auf! - Sailer, 308. Er geht auf der Grube, ist dem Tode nahe. *20 Er ruft von einem andern Baume als auf dem er sitzt. - Westermann, Monatsschrift, Nr. 74. *21 Hai raipet as en Tanebriaker1. (Attendorn.) - Firmenich, I, 357, 21. 1) Zahnbrecher, d. i. Marktschreier. *22 Hai räüpet, as wanne im bälwer Walle1 stönne. (Iserlohn.) - Frommann, V, 162, 126. 1) Bälver Wald, der eine Stunde östlich von Iserlohn liegt. *23 Hai räüpet as wanne oppen Brelöh1 stönne. (Iserlohn.) - Frommann, V, 162, 126. 1) Der Breloh ist ein Berg im Kreise Altena. *24 Wenn man ihm rufet: drisch! versteht er gern: zu Tisch! Lat.: Socius quidem haud advenis, sed hospes ad mensam. Ruffharke. Sau lange de Ruffharken (Frösche) vor Maidage raupet, sau lange mötet se na Maidage swigen. (S. Frosch 45-48 und Uetze.) - Schambach, II, 648. Ruffolk. Ein Ruffolk (oder Trüsch) ist ein Dieb. - Germania, XIV, 103. "Die Teutschen habend in gemeinem sprüchwort: Ein Ruffolk oder Trüsch ist ein Dieb, auss vrsach, dass er seer listig andern fischen anfretzig sein soll." (Forer, 172a.) Rüge. 1 Gegen wahre Rüge hat niemand Klage. - Graf, 352, 409. Wenn man von jemand etwas Uebles behauptet, ist, sofern es begründet, keine Verleumdungsklage möglich. 2 Wer die Rüge nicht achtet, der fürchtet auch den Stock nicht. Böhm.: Kdo se domluvy neboji, neboji se ani holi. (Skola, 74.) Rugel. Rugel vnd Regel. - H. Sachs, III, CCCXXVII, 1. Rüggenrand. Wann ick hawwe ennen Rüggenrand, ennen Gestendrank, ennen Bäukenbrand, dann kann ick hingern Owen bliewen. (Waldeck.) - Curtze, 341, 339. Rugreip. Rureip - in dre Dagen deit (thauet) de der of, of weit (weht) der of. - Kern, 1260. Aus dem Reife soll zu schliessen sein, dass bald Wind oder Thauwetter eintreten werde. Ruhe. 1 Alles mit Ruhe, sagte der Schuster, und ass die Grütze mit der Ahle. Dän.: Smuk langsam, sagde han, som öste velling op med en syl. (Prov. dan., 377.) 2 Aus Ruhe kommt Unruhe. - Körte, 5113; Körte2, 6407. It.: La bonaccia burrasca minaccia. (Bohn I, 105.) 3 Da ist Ruh, wo kein Weib kommt zu. 4 Dat giwt dei Rau, säd' de Baur, da let he seinen Beiern sneiden. (Hamburg.) - Hoefer, 124a. Beier = Eber schneiden = castriren. 5 De Ruh un de Raste, dat es de halwe Maste. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 75, 262. 6 Der erkauft sich die Ruhe für die Nacht nicht zu theuer, der wohl versichert Haus und Scheuer. 7 Die beste Ruhe gibt ein stiller Winkel. Abseits, sagen die Schweden, wohnt (lebt) sich's am besten. Schwed.: Afsides i ro, är bäst at bo. (Grubb, 7; Wensell, 5.) 8 Ein bischen (eine Stunde) Ruhe ist besser als ein Böhme Geld. (Schles.) 9 Eine gute Ruhe ist besser als eine gute Mahlzeit. - Henisch, 323, 25; Petri, II, 194. 10 Eine Handvoll mit Ruhe ist besser als beide Fäuste voll mit Unruhe. "Ein Handvoll mit rhu besser ist, denn beide Fäust voll spat vnd früh mit sorg, angst sawer grossen müh." (H. Sachs, III, CCII, 2.) 11 Es ist besser mit Ruhe vnter der Banck (sitzen), dann mit Vnruhe darauff. - Lehmann, II, 129, 152. Schwed.: Bättre lijtet med roo än et otryggt bo. (Grubb, 74.) 12 Gute Ruh ess der Suppen zwu. 13 Ich habe mich zur Ruhe gesetzt, sagte Hans, da war er Bote geworden. - Hoefer, 427. 14 Ich war mich zur Ruh setzen und Gemenbote war'n. (Oberlausitz.) 15 Ick heww mi to'r Ruhe settet, sä Hans, do wör he Brefdräger worden. - Peik, 207, 141. 16 Inwendig mit ruw sein, ists alles. - Franck, I, 54a; Körte, 5115. Lat.: Intus nil strepere, felicitas unica. (Franck, I, 54a.) 17 Mit Ruhe holt man einen Hasen ein. 18 Ruh' erzwingt, was sonst nicht gelingt. "Was kein Sturm der Leidenschaft erstürmen kann, das mag die Ruhe des Weisen, mit dem stillen Machtgebot der Wahrheit erobern." Lat.: Extorquet quies. (Sailer, 37.) 19 Ruh' erhält bei Kräften, macht hurtig zu Geschäften. Lat.: Vires instigat, alitque tempestiva quies, major post otia virtus. (Seybold, 635.) 20 Ruh' un Menuche1 is besser als Paschtet (Pastete) un Kuche. - Tendlau, 816. 1) Das hebräische Menuchah, was ebenfalls Ruhe bezeichnet, ist nur eine verstärkende Wiederholung. Engl.: Quietness is a great treasure. 21 Ruh' un Rast is de halwe Mast. (Münster.) - Firmenich, I, 297, 14; Frommann, VI, 425, 33; hochdeutsch bei Gaal, 1323; Simrock, 8513; Körte, 5116; Lohrengel, I, 575. Dän.: Liden hvile er altid god. (Bohn I, 384.) Frz.: Le repos est doux apres le travail. (Gaal, 1326.) Lat.: Otia corpus alunt, animus quoque pascitur illis, immodicus contra carpit utrumque labor. (Gaal, 1323.) 22 Ruhe, du bist gut, sä' de Düwel, do harr he Sägebarg dragen. (Holst.) - Müllenhof, Sagen; Hoefer, 1020. 23 Ruhe im Saal, Madam will tanzen. (Schöningen.) 24 Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. - Büchmann, 188; Wurzbach II, 52. Der zum Sprichwort gewordene Ausspruch eines preussischen Ministers. Als nämlich die erste Nachricht von der unglücklichen Schlacht bei Jena 1806 nach Berlin kam, liess der Minister Graf Schulenburg-Kehnert Zettel mit den Worten an die Strassenecken schlagen: "Der König hat die Schlacht verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht." Der Roman von W. Alexis: [Spaltenumbruch] 4 Es ruft sich nicht wohl, wenn niemand antworten will. – Simrock, 8578. Wo man kein Gehör findet, ist alles Bitten umsonst. 5 It könnt raupen, bat it wellt, ik raupe nitt är, bit et mi gefällt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 61, 52. 6 Jei (ihr) könnt räupen, wann eer dät jei will, sagt der Kukuk, ich räupe nit eer bis den feifteinten (funfzehnten) April. (Büren.) – Firmenich, I, 361, 7. 7 Man kann lange rufen, ehe das Echo schweigt. 8 Man röppt den Esel nich anners tau Hof, as wenn hei Säck dragen sall. (Mecklenburg.) 9 Man röpt so lange Vastelavend, dat de Vaste (das Fasten) kumpt. 10 Rôp kên Hâlfisch ut, eer du se hest. (Holst.) – Schütze, III, 307. Rufe nicht: Holt Fische, bis du sie hast. 11 Rufe nicht: Fische, du habest sie denn gefangen. – Bücking, 366. 12 Rufe nicht: Hase, er liege denn im Netz. – Bücking, 366. 13 Rufe nicht Juchhe, ehe du über dem Graben bist. – Bücking, 367. 14 Ruffen muss Wort haben. – Petri, II, 555. 15 Wenn man dich ruft, so komm; wenn man dich schickt, so gehe. Frz.: Va enuoyé, vien appellé. Lat.: I missus, veni vocatus. (Bovill, II, 199.) 16 Wer ruft: es brennt, hat halb gelöscht. – Sprichwörtergarten, 322. Wer zur rechten Zeit auf eine Gefahr aufmerksam macht, hat Wichtiges zu ihrer Beseitigung gethan. 17 Wie man dir rufft, also antwortt. – Franck, II, 109; Gruter, I, 85; Petri, II, 791; Henisch, 1772, 26; Eiselein, 534; Simrock, 8577. *18 Er rueft den Ueli, bis der Marx chund. (Luzern.) Wenn sich einer erbricht. *19 Er ruft den vieren: heb auf! – Sailer, 308. Er geht auf der Grube, ist dem Tode nahe. *20 Er ruft von einem andern Baume als auf dem er sitzt. – Westermann, Monatsschrift, Nr. 74. *21 Hai raipet as en Tanebriaker1. (Attendorn.) – Firmenich, I, 357, 21. 1) Zahnbrecher, d. i. Marktschreier. *22 Hai räüpet, as wanne im bälwer Walle1 stönne. (Iserlohn.) – Frommann, V, 162, 126. 1) Bälver Wald, der eine Stunde östlich von Iserlohn liegt. *23 Hai räüpet as wanne oppen Brelöh1 stönne. (Iserlohn.) – Frommann, V, 162, 126. 1) Der Breloh ist ein Berg im Kreise Altena. *24 Wenn man ihm rufet: drisch! versteht er gern: zu Tisch! Lat.: Socius quidem haud advenis, sed hospes ad mensam. Ruffharke. Sau lange de Ruffharken (Frösche) vor Maidage raupet, sau lange mötet se na Maidage swigen. (S. Frosch 45-48 und Uetze.) – Schambach, II, 648. Ruffolk. Ein Ruffolk (oder Trüsch) ist ein Dieb. – Germania, XIV, 103. „Die Teutschen habend in gemeinem sprüchwort: Ein Ruffolk oder Trüsch ist ein Dieb, auss vrsach, dass er seer listig andern fischen anfretzig sein soll.“ (Forer, 172a.) Rüge. 1 Gegen wahre Rüge hat niemand Klage. – Graf, 352, 409. Wenn man von jemand etwas Uebles behauptet, ist, sofern es begründet, keine Verleumdungsklage möglich. 2 Wer die Rüge nicht achtet, der fürchtet auch den Stock nicht. Böhm.: Kdo se domluvy nebojí, nebojí se ani holí. (Skola, 74.) Rugel. Rugel vnd Regel. – H. Sachs, III, CCCXXVII, 1. Rüggenrand. Wann ick hawwe ennen Rüggenrand, ennen Gestendrank, ennen Bäukenbrand, dann kann ick hingern Owen bliewen. (Waldeck.) – Curtze, 341, 339. Rugrîp. Rurîp – in drê Dagen deit (thauet) de der of, of weit (weht) der of. – Kern, 1260. Aus dem Reife soll zu schliessen sein, dass bald Wind oder Thauwetter eintreten werde. Ruhe. 1 Alles mit Ruhe, sagte der Schuster, und ass die Grütze mit der Ahle. Dän.: Smuk langsam, sagde han, som øste velling op med en syl. (Prov. dan., 377.) 2 Aus Ruhe kommt Unruhe. – Körte, 5113; Körte2, 6407. It.: La bonaccia burrasca minaccia. (Bohn I, 105.) 3 Da ist Ruh, wo kein Weib kommt zu. 4 Dat giwt dî Rau, säd' de Bûr, da lêt he sînen Bîern snîden. (Hamburg.) – Hoefer, 124a. Bîer = Eber schneiden = castriren. 5 De Ruh un de Raste, dat es de halwe Maste. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 75, 262. 6 Der erkauft sich die Ruhe für die Nacht nicht zu theuer, der wohl versichert Haus und Scheuer. 7 Die beste Ruhe gibt ein stiller Winkel. Abseits, sagen die Schweden, wohnt (lebt) sich's am besten. Schwed.: Afsides i ro, är bäst at bo. (Grubb, 7; Wensell, 5.) 8 Ein bischen (eine Stunde) Ruhe ist besser als ein Böhme Geld. (Schles.) 9 Eine gute Ruhe ist besser als eine gute Mahlzeit. – Henisch, 323, 25; Petri, II, 194. 10 Eine Handvoll mit Ruhe ist besser als beide Fäuste voll mit Unruhe. „Ein Handvoll mit rhu besser ist, denn beide Fäust voll spat vnd früh mit sorg, angst sawer grossen müh.“ (H. Sachs, III, CCII, 2.) 11 Es ist besser mit Ruhe vnter der Banck (sitzen), dann mit Vnruhe darauff. – Lehmann, II, 129, 152. Schwed.: Bättre lijtet med roo än et otryggt bo. (Grubb, 74.) 12 Gute Ruh ess der Suppen zwu. 13 Ich habe mich zur Ruhe gesetzt, sagte Hans, da war er Bote geworden. – Hoefer, 427. 14 Ich war mich zur Ruh setzen und Gemênbote wâr'n. (Oberlausitz.) 15 Ick heww mi to'r Ruhe settet, sä Hans, do wör he Brêfdräger worden. – Peik, 207, 141. 16 Inwendig mit ruw sein, ists alles. – Franck, I, 54a; Körte, 5115. Lat.: Intus nil strepere, felicitas unica. (Franck, I, 54a.) 17 Mit Ruhe holt man einen Hasen ein. 18 Ruh' erzwingt, was sonst nicht gelingt. „Was kein Sturm der Leidenschaft erstürmen kann, das mag die Ruhe des Weisen, mit dem stillen Machtgebot der Wahrheit erobern.“ Lat.: Extorquet quies. (Sailer, 37.) 19 Ruh' erhält bei Kräften, macht hurtig zu Geschäften. Lat.: Vires instigat, alitque tempestiva quies, major post otia virtus. (Seybold, 635.) 20 Ruh' un Menuche1 is besser als Paschtet (Pastete) un Kuche. – Tendlau, 816. 1) Das hebräische Menuchah, was ebenfalls Ruhe bezeichnet, ist nur eine verstärkende Wiederholung. Engl.: Quietness is a great treasure. 21 Ruh' un Rast is de halwe Mast. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 14; Frommann, VI, 425, 33; hochdeutsch bei Gaal, 1323; Simrock, 8513; Körte, 5116; Lohrengel, I, 575. Dän.: Liden hvile er altid god. (Bohn I, 384.) Frz.: Le repos est doux après le travail. (Gaal, 1326.) Lat.: Otia corpus alunt, animus quoque pascitur illis, immodicus contra carpit utrumque labor. (Gaal, 1323.) 22 Ruhe, du bist gut, sä' de Düwel, do harr he Sägebârg drâgen. (Holst.) – Müllenhof, Sagen; Hoefer, 1020. 23 Ruhe im Saal, Madam will tanzen. (Schöningen.) 24 Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. – Büchmann, 188; Wurzbach II, 52. Der zum Sprichwort gewordene Ausspruch eines preussischen Ministers. Als nämlich die erste Nachricht von der unglücklichen Schlacht bei Jena 1806 nach Berlin kam, liess der Minister Graf Schulenburg-Kehnert Zettel mit den Worten an die Strassenecken schlagen: „Der König hat die Schlacht verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht.“ Der Roman von W. Alexis: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0896" n="[882]"/><cb n="1763"/> 4 Es ruft sich nicht wohl, wenn niemand antworten will.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 8578.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wo man kein Gehör findet, ist alles Bitten umsonst.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 It könnt raupen, bat it wellt, ik raupe nitt är, bit et mi gefällt.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) – <hi rendition="#i">Woeste, 61, 52.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Jei (ihr) könnt räupen, wann eer dät jei will, sagt der Kukuk, ich räupe nit eer bis den feifteinten (funfzehnten) April.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 361, 7.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Man kann lange rufen, ehe das Echo schweigt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Man röppt den Esel nich anners tau Hof, as wenn hei Säck dragen sall.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Man röpt so lange Vastelavend, dat de Vaste (das Fasten) kumpt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Rôp kên Hâlfisch ut, eer du se hest.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) – <hi rendition="#i">Schütze, III, 307.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Rufe nicht: Holt Fische, bis du sie hast.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Rufe nicht: Fische, du habest sie denn gefangen.</hi> – <hi rendition="#i">Bücking, 366.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Rufe nicht: Hase, er liege denn im Netz.</hi> – <hi rendition="#i">Bücking, 366.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Rufe nicht Juchhe, ehe du über dem Graben bist.</hi> – <hi rendition="#i">Bücking, 367.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Ruffen muss Wort haben.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 555.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Wenn man dich ruft, so komm; wenn man dich schickt, so gehe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Va enuoyé, vien appellé.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: I missus, veni vocatus. (<hi rendition="#i">Bovill, II, 199.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wer ruft: es brennt, hat halb gelöscht.</hi> – <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 322.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wer zur rechten Zeit auf eine Gefahr aufmerksam macht, hat Wichtiges zu ihrer Beseitigung gethan.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wie man dir rufft, also antwortt.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 109; Gruter, I, 85; Petri, II, 791; Henisch, 1772, 26; Eiselein, 534; Simrock, 8577.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Er rueft den Ueli, bis der Marx chund.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Wenn sich einer erbricht.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Er ruft den vieren: heb auf!</hi> – <hi rendition="#i">Sailer, 308.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er geht auf der Grube, ist dem Tode nahe.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Er ruft von einem andern Baume als auf dem er sitzt.</hi> – <hi rendition="#i">Westermann, Monatsschrift, Nr. 74.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Hai raipet as en Tanebriaker<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Attendorn.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 357, 21.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Zahnbrecher, d. i. Marktschreier.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Hai räüpet, as wanne im bälwer Walle<hi rendition="#sup">1</hi> stönne.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, V, 162, 126.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Bälver Wald, der eine Stunde östlich von Iserlohn liegt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Hai räüpet as wanne oppen Brelöh<hi rendition="#sup">1</hi> stönne.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, V, 162, 126.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Der Breloh ist ein Berg im Kreise Altena.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Wenn man ihm rufet: drisch! versteht er gern: zu Tisch!</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Socius quidem haud advenis, sed hospes ad mensam.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ruffharke.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Sau lange de Ruffharken (Frösche) vor Maidage raupet, sau lange mötet se na Maidage swigen.</hi> (S. Frosch 45-48 und Uetze.) – <hi rendition="#i">Schambach, II, 648.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ruffolk.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein Ruffolk (oder Trüsch) ist ein Dieb.</hi> – <hi rendition="#i">Germania, XIV, 103.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Die Teutschen habend in gemeinem sprüchwort: Ein Ruffolk oder Trüsch ist ein Dieb, auss vrsach, dass er seer listig andern fischen anfretzig sein soll.“ (<hi rendition="#i">Forer, 172<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rüge.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Gegen wahre Rüge hat niemand Klage.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 352, 409.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn man von jemand etwas Uebles behauptet, ist, sofern es begründet, keine Verleumdungsklage möglich.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer die Rüge nicht achtet, der fürchtet auch den Stock nicht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kdo se domluvy nebojí, nebojí se ani holí. (<hi rendition="#i">Skola, 74.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rugel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Rugel vnd Regel.</hi> – <hi rendition="#i">H. Sachs, III, CCCXXVII, 1.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rüggenrand.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wann ick hawwe ennen Rüggenrand, ennen Gestendrank, ennen Bäukenbrand, dann kann ick hingern Owen bliewen.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) – <hi rendition="#i">Curtze, 341, 339.</hi></p><lb/> </div> <cb n="1764"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rugrîp.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Rurîp – in drê Dagen deit (thauet) de der of, of weit (weht) der of.</hi> – <hi rendition="#i">Kern, 1260.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Aus dem Reife soll zu schliessen sein, dass bald Wind oder Thauwetter eintreten werde.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ruhe.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Alles mit Ruhe, sagte der Schuster, und ass die Grütze mit der Ahle.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Smuk langsam, sagde han, som øste velling op med en syl. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 377.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Aus Ruhe kommt Unruhe.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 5113; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 6407.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La bonaccia burrasca minaccia. (<hi rendition="#i">Bohn I, 105.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Da ist Ruh, wo kein Weib kommt zu.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Dat giwt dî Rau, säd' de Bûr, da lêt he sînen Bîern snîden.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) – <hi rendition="#i">Hoefer, 124<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bîer = Eber schneiden = castriren.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 De Ruh un de Raste, dat es de halwe Maste.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) – <hi rendition="#i">Woeste, 75, 262.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Der erkauft sich die Ruhe für die Nacht nicht zu theuer, der wohl versichert Haus und Scheuer.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Die beste Ruhe gibt ein stiller Winkel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Abseits, sagen die Schweden, wohnt (lebt) sich's am besten.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Afsides i ro, är bäst at bo. (<hi rendition="#i">Grubb, 7; Wensell, 5.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ein bischen (eine Stunde) Ruhe ist besser als ein Böhme Geld.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Eine gute Ruhe ist besser als eine gute Mahlzeit.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 323, 25; Petri, II, 194.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Eine Handvoll mit Ruhe ist besser als beide Fäuste voll mit Unruhe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Ein Handvoll mit rhu besser ist, denn beide Fäust voll spat vnd früh mit sorg, angst sawer grossen müh.“ (<hi rendition="#i">H. Sachs, III, CCII, 2.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Es ist besser mit Ruhe vnter der Banck (sitzen), dann mit Vnruhe darauff.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 129, 152.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Bättre lijtet med roo än et otryggt bo. (<hi rendition="#i">Grubb, 74.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Gute Ruh ess der Suppen zwu.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Ich habe mich zur Ruhe gesetzt, sagte Hans, da war er Bote geworden.</hi> – <hi rendition="#i">Hoefer, 427.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Ich war mich zur Ruh setzen und Gemênbote wâr'n.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Ick heww mi to'r Ruhe settet, sä Hans, do wör he Brêfdräger worden.</hi> – <hi rendition="#i">Peik, 207, 141.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Inwendig mit ruw sein, ists alles.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 54<hi rendition="#sup">a</hi>; Körte, 5115.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Intus nil strepere, felicitas unica. (<hi rendition="#i">Franck, I, 54<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Mit Ruhe holt man einen Hasen ein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Ruh' erzwingt, was sonst nicht gelingt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Was kein Sturm der Leidenschaft erstürmen kann, das mag die Ruhe des Weisen, mit dem stillen Machtgebot der Wahrheit erobern.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Extorquet quies. (<hi rendition="#i">Sailer, 37.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Ruh' erhält bei Kräften, macht hurtig zu Geschäften.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Vires instigat, alitque tempestiva quies, major post otia virtus. (<hi rendition="#i">Seybold, 635.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Ruh' un Menuche<hi rendition="#sup">1</hi> is besser als Paschtet (Pastete) un Kuche.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 816.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Das hebräische Menuchah, was ebenfalls Ruhe bezeichnet, ist nur eine verstärkende Wiederholung.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Quietness is a great treasure.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Ruh' un Rast is de halwe Mast.</hi> (<hi rendition="#i">Münster.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 297, 14; Frommann, VI, 425, 33;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Gaal, 1323; Simrock, 8513; Körte, 5116; Lohrengel, I, 575.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Liden hvile er altid god. (<hi rendition="#i">Bohn I, 384.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le repos est doux après le travail. (<hi rendition="#i">Gaal, 1326.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Otia corpus alunt, animus quoque pascitur illis, immodicus contra carpit utrumque labor. (<hi rendition="#i">Gaal, 1323.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Ruhe, du bist gut, sä' de Düwel, do harr he Sägebârg drâgen.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) – <hi rendition="#i">Müllenhof, Sagen; Hoefer, 1020.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Ruhe im Saal, Madam will tanzen.</hi> (<hi rendition="#i">Schöningen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.</hi> – <hi rendition="#i">Büchmann, 188; Wurzbach II, 52.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der zum Sprichwort gewordene Ausspruch eines preussischen Ministers. Als nämlich die erste Nachricht von der unglücklichen Schlacht bei Jena 1806 nach Berlin kam, liess der Minister Graf Schulenburg-Kehnert Zettel mit den Worten an die Strassenecken schlagen: „Der König hat die Schlacht verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht.“ Der Roman von <hi rendition="#i">W. Alexis: </hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[882]/0896]
4 Es ruft sich nicht wohl, wenn niemand antworten will. – Simrock, 8578.
Wo man kein Gehör findet, ist alles Bitten umsonst.
5 It könnt raupen, bat it wellt, ik raupe nitt är, bit et mi gefällt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 61, 52.
6 Jei (ihr) könnt räupen, wann eer dät jei will, sagt der Kukuk, ich räupe nit eer bis den feifteinten (funfzehnten) April. (Büren.) – Firmenich, I, 361, 7.
7 Man kann lange rufen, ehe das Echo schweigt.
8 Man röppt den Esel nich anners tau Hof, as wenn hei Säck dragen sall. (Mecklenburg.)
9 Man röpt so lange Vastelavend, dat de Vaste (das Fasten) kumpt.
10 Rôp kên Hâlfisch ut, eer du se hest. (Holst.) – Schütze, III, 307.
Rufe nicht: Holt Fische, bis du sie hast.
11 Rufe nicht: Fische, du habest sie denn gefangen. – Bücking, 366.
12 Rufe nicht: Hase, er liege denn im Netz. – Bücking, 366.
13 Rufe nicht Juchhe, ehe du über dem Graben bist. – Bücking, 367.
14 Ruffen muss Wort haben. – Petri, II, 555.
15 Wenn man dich ruft, so komm; wenn man dich schickt, so gehe.
Frz.: Va enuoyé, vien appellé.
Lat.: I missus, veni vocatus. (Bovill, II, 199.)
16 Wer ruft: es brennt, hat halb gelöscht. – Sprichwörtergarten, 322.
Wer zur rechten Zeit auf eine Gefahr aufmerksam macht, hat Wichtiges zu ihrer Beseitigung gethan.
17 Wie man dir rufft, also antwortt. – Franck, II, 109; Gruter, I, 85; Petri, II, 791; Henisch, 1772, 26; Eiselein, 534; Simrock, 8577.
*18 Er rueft den Ueli, bis der Marx chund. (Luzern.)
Wenn sich einer erbricht.
*19 Er ruft den vieren: heb auf! – Sailer, 308.
Er geht auf der Grube, ist dem Tode nahe.
*20 Er ruft von einem andern Baume als auf dem er sitzt. – Westermann, Monatsschrift, Nr. 74.
*21 Hai raipet as en Tanebriaker1. (Attendorn.) – Firmenich, I, 357, 21.
1) Zahnbrecher, d. i. Marktschreier.
*22 Hai räüpet, as wanne im bälwer Walle1 stönne. (Iserlohn.) – Frommann, V, 162, 126.
1) Bälver Wald, der eine Stunde östlich von Iserlohn liegt.
*23 Hai räüpet as wanne oppen Brelöh1 stönne. (Iserlohn.) – Frommann, V, 162, 126.
1) Der Breloh ist ein Berg im Kreise Altena.
*24 Wenn man ihm rufet: drisch! versteht er gern: zu Tisch!
Lat.: Socius quidem haud advenis, sed hospes ad mensam.
Ruffharke.
Sau lange de Ruffharken (Frösche) vor Maidage raupet, sau lange mötet se na Maidage swigen. (S. Frosch 45-48 und Uetze.) – Schambach, II, 648.
Ruffolk.
Ein Ruffolk (oder Trüsch) ist ein Dieb. – Germania, XIV, 103.
„Die Teutschen habend in gemeinem sprüchwort: Ein Ruffolk oder Trüsch ist ein Dieb, auss vrsach, dass er seer listig andern fischen anfretzig sein soll.“ (Forer, 172a.)
Rüge.
1 Gegen wahre Rüge hat niemand Klage. – Graf, 352, 409.
Wenn man von jemand etwas Uebles behauptet, ist, sofern es begründet, keine Verleumdungsklage möglich.
2 Wer die Rüge nicht achtet, der fürchtet auch den Stock nicht.
Böhm.: Kdo se domluvy nebojí, nebojí se ani holí. (Skola, 74.)
Rugel.
Rugel vnd Regel. – H. Sachs, III, CCCXXVII, 1.
Rüggenrand.
Wann ick hawwe ennen Rüggenrand, ennen Gestendrank, ennen Bäukenbrand, dann kann ick hingern Owen bliewen. (Waldeck.) – Curtze, 341, 339.
Rugrîp.
Rurîp – in drê Dagen deit (thauet) de der of, of weit (weht) der of. – Kern, 1260.
Aus dem Reife soll zu schliessen sein, dass bald Wind oder Thauwetter eintreten werde.
Ruhe.
1 Alles mit Ruhe, sagte der Schuster, und ass die Grütze mit der Ahle.
Dän.: Smuk langsam, sagde han, som øste velling op med en syl. (Prov. dan., 377.)
2 Aus Ruhe kommt Unruhe. – Körte, 5113; Körte2, 6407.
It.: La bonaccia burrasca minaccia. (Bohn I, 105.)
3 Da ist Ruh, wo kein Weib kommt zu.
4 Dat giwt dî Rau, säd' de Bûr, da lêt he sînen Bîern snîden. (Hamburg.) – Hoefer, 124a.
Bîer = Eber schneiden = castriren.
5 De Ruh un de Raste, dat es de halwe Maste. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 75, 262.
6 Der erkauft sich die Ruhe für die Nacht nicht zu theuer, der wohl versichert Haus und Scheuer.
7 Die beste Ruhe gibt ein stiller Winkel.
Abseits, sagen die Schweden, wohnt (lebt) sich's am besten.
Schwed.: Afsides i ro, är bäst at bo. (Grubb, 7; Wensell, 5.)
8 Ein bischen (eine Stunde) Ruhe ist besser als ein Böhme Geld. (Schles.)
9 Eine gute Ruhe ist besser als eine gute Mahlzeit. – Henisch, 323, 25; Petri, II, 194.
10 Eine Handvoll mit Ruhe ist besser als beide Fäuste voll mit Unruhe.
„Ein Handvoll mit rhu besser ist, denn beide Fäust voll spat vnd früh mit sorg, angst sawer grossen müh.“ (H. Sachs, III, CCII, 2.)
11 Es ist besser mit Ruhe vnter der Banck (sitzen), dann mit Vnruhe darauff. – Lehmann, II, 129, 152.
Schwed.: Bättre lijtet med roo än et otryggt bo. (Grubb, 74.)
12 Gute Ruh ess der Suppen zwu.
13 Ich habe mich zur Ruhe gesetzt, sagte Hans, da war er Bote geworden. – Hoefer, 427.
14 Ich war mich zur Ruh setzen und Gemênbote wâr'n. (Oberlausitz.)
15 Ick heww mi to'r Ruhe settet, sä Hans, do wör he Brêfdräger worden. – Peik, 207, 141.
16 Inwendig mit ruw sein, ists alles. – Franck, I, 54a; Körte, 5115.
Lat.: Intus nil strepere, felicitas unica. (Franck, I, 54a.)
17 Mit Ruhe holt man einen Hasen ein.
18 Ruh' erzwingt, was sonst nicht gelingt.
„Was kein Sturm der Leidenschaft erstürmen kann, das mag die Ruhe des Weisen, mit dem stillen Machtgebot der Wahrheit erobern.“
Lat.: Extorquet quies. (Sailer, 37.)
19 Ruh' erhält bei Kräften, macht hurtig zu Geschäften.
Lat.: Vires instigat, alitque tempestiva quies, major post otia virtus. (Seybold, 635.)
20 Ruh' un Menuche1 is besser als Paschtet (Pastete) un Kuche. – Tendlau, 816.
1) Das hebräische Menuchah, was ebenfalls Ruhe bezeichnet, ist nur eine verstärkende Wiederholung.
Engl.: Quietness is a great treasure.
21 Ruh' un Rast is de halwe Mast. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 14; Frommann, VI, 425, 33; hochdeutsch bei Gaal, 1323; Simrock, 8513; Körte, 5116; Lohrengel, I, 575.
Dän.: Liden hvile er altid god. (Bohn I, 384.)
Frz.: Le repos est doux après le travail. (Gaal, 1326.)
Lat.: Otia corpus alunt, animus quoque pascitur illis, immodicus contra carpit utrumque labor. (Gaal, 1323.)
22 Ruhe, du bist gut, sä' de Düwel, do harr he Sägebârg drâgen. (Holst.) – Müllenhof, Sagen; Hoefer, 1020.
23 Ruhe im Saal, Madam will tanzen. (Schöningen.)
24 Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. – Büchmann, 188; Wurzbach II, 52.
Der zum Sprichwort gewordene Ausspruch eines preussischen Ministers. Als nämlich die erste Nachricht von der unglücklichen Schlacht bei Jena 1806 nach Berlin kam, liess der Minister Graf Schulenburg-Kehnert Zettel mit den Worten an die Strassenecken schlagen: „Der König hat die Schlacht verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht.“ Der Roman von W. Alexis:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |