Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 4 Der Satan ist ein Meister im Plaudern, wenn er nicht wohl antworten kann.

5 Der Satan ist Wirth in der Welt, den findt man immer daheim. - Henisch, 634, 43; Petri, II, 185.

6 Der Satan kan sich zum engel des liechts verstellen. - Henisch, 895, 68.

7 Der Suten hol dem Kater. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Scherzhaftes Wortspiel mit Mekatrey (= Ankläger) und Katarrh.

8 Ein Satan aus und sieben ein, so soll's der Hölle Weise sein.

9 Es hat nicht jeder Satan Hörner.

10 Es ist leichter, wider den Satan streiten als wider ein schön Weib. - Eiselein, 551; Simrock, 11294; Braun, I, 4948.

11 Es wird niemand auf einmal ein Satan.

Lat.: Nemo repente fuit turpissimus. (Juvenal.) (Binder II, 2054.)

12 Je freundlicher Satan bittet, desto ernster muss man ihm abschlagen.

13 Satanas weiche, ich habe Wein und Oblaten geholt, sagte der Küster von Hohen-Grabow.

Erklärt sich aus einer Volkssage im Lüneburgischen. Der Küster von Hohen-Grabow war Sonnabends in die nächste Stadt gegangen, um für die Abendmahlsfeier des folgenden Tags Wein und Oblaten zu holen. Er hatte sich bei der Weinprobe etwas aufgehalten, und seine Anschauungen waren gehobene. Der Heimweg führte über einen Steg, der nicht umgangen werden konnte. Es war schon spät, als er sich demselben näherte, und sein Schrecken war nicht gering, als er bei dem zweifelhaften Sternschimmer am jenseitigen Gehölz eine Gestalt auf- und niederschwanken sah, welche der nüchterne Blick für ein Pferd erkannt haben würde, die aber seiner gehobenen Stimmung als der Teufel erschien, der seiner frommen Seele auflauere. Wegen der morgenden Abendmahlsfeier musste er zurück, das Wasser war zum Durchwaten zu tief, einen andern Uebergang gab es nicht. Das Gespenst wich nicht. Seine Lage war schrecklich; da ermannte er sich zu dem obigen Ausruf und überschritt die Brücke unter steter Wiederholung der Worte: "Alle guten Geister loben Gott"; und das Gespenst entwich vor ihm in der Gestalt eines Pferdes. (Vgl. Fr. Schultheis, Volkssagen, in Hackländer's Hausblättern, Stuttgart 1865, Hft. 6, S. 451.)

14 Wenn der Satan arme Sünder braten will, so muss ein altes Weib Holz und Späne tragen.

Holl.: Als de satan het op kwellen toelegt, dan moet Sibylle hem de pekpan vullen. (Harrebomee, II, 236a.)

15 Wenn man den Satan ruft, kommt er.

16 Wer an den Satan glaubet nicht, ist noch ein eheloser Wicht.

"Mein Herr Baron that unsern Satan leugnen, vermählte sich und hat nun seinen eignen." (Witzfunken, VIIb, 176.)

17 Wer den Satan will im Garten (Schlange im Paradiese) schauen, der kleid' in Himmelblau die Frauen.

Sagt man in Venedig. Nächst Grün (s. d.) wird Blau für die Farbe in Italien gehalten, welche die Schönheit der Frauen besonders erhöht.

18 Wo Satan nicht selbst hinkann, schickt er seine Apostel (Diener).

*19 Da hat der Satan sein Spiel.

*20 Du Satan!

Wie der Name des Teufels mit seinen verhüllenden Bezeichnungen, so wird auch der Name Satan zu Schelt- und andern Redeformen angewandt. In der Verkehrssprache, welche Cholevius aus I. T. Hermes' Roman: Sophiens Reise von Memel nach Sachsen ausgezogen und im Osterprogramm des kneiphöfischen Stadtgymnasiums (1873) veröffentlicht hat, finden sich auch Redeformeln mit Satan unter steten Verweisungen auf das Werk, dem sie entlehnt sind. (Vgl. Quellenverzeichniss.) Es heisst dort: "Satan ist der Verführer, das böse Princip; daher die Redensart: Sich den Satan blenden lassen (1, 474; 4, 53). Ich suchte den Satan (der Spielwuth 3, 57). Ein Satan von Pferd (5, 144). Der Satan hat sein Spiel gehabt (6, 120). Eine Seele in Satans Rachen liefern (6, 239). Böse Handlungen werden wol satanisch (3, 606; 5, 489 u. 517; 6, 267 u. 360) genannt; aber niemand sagt: Hol dich der Satan!" (Vgl. das genannte Programm, S. 10.)

*21 Mer maant, der Soten hätt' sein Spiel. - Tendlau, 611.

Wenn etwas nicht gelingen will, etwas Verlorenes, Verlegtes nicht wiedergefunden werden kann, so meint man, der Satan treibe sein Spiel. The dews (deuce) must be in the dice.

[Spaltenumbruch] *22 Satan auf dem Weltmarkt.

Der vermummte Satan hatte auf dem Weltmarkte die sieben Todsünden feil, aber niemand mochte sie kaufen, denn sie lagen auf glühenden Kohlen, als angehende Höllenbrände. Dies sah ein altes Weib, und rieth dem Satan, seine Feilschaft ebenfalls zu vermummen, wie sich, dann würde er sie leicht verkaufen. Sie half ihm den Stolz mit dem Reputationsschmuck verkappen, den Geiz mit der Sparsamkeit, den Zorn mit Amtsgebühr verstellen, die Unzucht mit Freundlichkeit bemänteln, den Neid auszieren mit der Ehrbegier, den Frass und das Saufen mit der Fröhlichkeit beschönen und die Unversöhnlichkeit ausrüsten mit zuverlässiger Gegenwehr. Sogleich fanden sich Käufer, welche gegen Darwägung ihrer Seelen diese vermummten Laster zu ihrem Verderben erhandelten. Daher auch das Sprichwort: Wo der Teufel (s. d.) nicht hin will u. s. w. (Gräter's Iduna und Hermode.)

*23 Sich den Satan blenden lassen.

*24 Wenn Satan wird in den Himmel kommen.

Wird das geschehen, d. h. nie. (S. Nimmerstag.)


Saterdag (s. Samstag und Sonnabend).

1 Soaterdag es guet Wiär, dat de arme Mann sin Hiemt drögen kann. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 59, 27.

2 Soaterdag es nitt so klein, adder de Sunne lätt sik saihn. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 184, 5; Woeste, 59, 26.

3 Soaterdag in der Vesper un Sunndag in der Miss es 'et Wiäkenweär gewiss. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 59, 28.

4 Soaterdag nat fan Wiärken, Sunndag nat ut der Kiärken bedüt 'ne riägenske Wiäke1. (Soest.) - Firmenich, I, 349, 44.

1) Bedeutet eine regnerische Woche.

5 'T is Saterdag, de Düfel deit Haus söken. - Bueren, 1084; Kern, 1450; Hauskalender, I.


Saterländer.

* Et is e Soaterländer.

Im nördlichen Westfalen versteht man darunter einen unholden, verwegenen Menschen. Die Heimat der Saterländer ist ein schmaler, nur drei Dörfer und einige Bauerschaften mit kaum 3000 Einwohnern umfassender Landstrich an der Südwestgrenze des Grossherzogthums Oldenburg. Dieser Landstrich ist dergestalt von undurchdringlichen Mooren umgeben, dass man bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts, eine einzige Wasserstrasse ausgenommen, nur im harten Winter hingelangen konnte, wenn das Moor zum Ueberschreiten fest gefroren war. Auch jetzt noch führen nur nothdürftig aufgeworfene spärliche Sandwege von aussen zu den Hauptorten dieser Insel mitten im Festlande. Man kann sich daher eine Vorstellung von der Abgeschiedenheit dieses Völkchens machen, das bei den nächsten Nachbarn zu einem halben Fabelvolke geworden war. (Vgl. Friesisches Archiv. herausgegeben von H. G. Ehrentraut, Oldenburg 1854, Bd. 2; Frommann, II, 52.)


Satt.

1 Alle Tag gleich satt, macht zuletzt eine wüste Hofstatt. (Hessen.) - Joc., II, 132.

2 Bist du satt, so spei dich natt. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 300.

3 Der wird spät satt, der sich von einem andern füttern lässt.

4 Es stellt sich mancher satt, der grossen Hunger hat.

Mancher dankt, dem etwas zu geniessen angeboten wird, sei es aus Bescheidenheit, Zierlichkeit oder andern Gründen. Ein hebräisches Sprichwort empfiehlt dies sogar, indem es sagt: Stelle dich, als seiest du satt, und nicht, als seiest du hungrig. (Wahl, I, 86, XII.)

5 Man wird von allem satt, aber eins schmeckt besser als das andere.

Frz.: Tout fait ventre pourvu qu'il entre. (Cahier, 1775.)

6 Satt sein schützt nicht vorm Tode.

It.: Tanto muore l'affamato quanto quello ch' ha mangiato. (Pazzaglia, 233, 22.)

7 Wan en anger1 satt es, da gläuft men, alle Selige2 sönd satt. (Aachen.) - Firmenich, I, 494, 128.

1) Wenn man.

2) D. h. Armen.

8 Wann me rund herum sat is, kann me für Allemanns Döre nach Pankauken etten. (Waldeck.) - Curtze, 329, 188.

9 Wenn du auch satt bist, verachte das Brot nicht.

Verlass eine sichere Stellung nicht, die dich genährt hat.

Böhm.: Syt chleba neodchod', a tepl jsa rucha.

10 Wenn man auch nicht satt ist, man bindet auch oft einen Sack zu, der nicht voll ist. (Soest.)

[Spaltenumbruch] 4 Der Satan ist ein Meister im Plaudern, wenn er nicht wohl antworten kann.

5 Der Satan ist Wirth in der Welt, den findt man immer daheim.Henisch, 634, 43; Petri, II, 185.

6 Der Satan kan sich zum engel des liechts verstellen.Henisch, 895, 68.

7 Der Suten hol dem Kater. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Scherzhaftes Wortspiel mit Mekatrey (= Ankläger) und Katarrh.

8 Ein Satan aus und sieben ein, so soll's der Hölle Weise sein.

9 Es hat nicht jeder Satan Hörner.

10 Es ist leichter, wider den Satan streiten als wider ein schön Weib.Eiselein, 551; Simrock, 11294; Braun, I, 4948.

11 Es wird niemand auf einmal ein Satan.

Lat.: Nemo repente fuit turpissimus. (Juvenal.) (Binder II, 2054.)

12 Je freundlicher Satan bittet, desto ernster muss man ihm abschlagen.

13 Satanas weiche, ich habe Wein und Oblaten geholt, sagte der Küster von Hohen-Grabow.

Erklärt sich aus einer Volkssage im Lüneburgischen. Der Küster von Hohen-Grabow war Sonnabends in die nächste Stadt gegangen, um für die Abendmahlsfeier des folgenden Tags Wein und Oblaten zu holen. Er hatte sich bei der Weinprobe etwas aufgehalten, und seine Anschauungen waren gehobene. Der Heimweg führte über einen Steg, der nicht umgangen werden konnte. Es war schon spät, als er sich demselben näherte, und sein Schrecken war nicht gering, als er bei dem zweifelhaften Sternschimmer am jenseitigen Gehölz eine Gestalt auf- und niederschwanken sah, welche der nüchterne Blick für ein Pferd erkannt haben würde, die aber seiner gehobenen Stimmung als der Teufel erschien, der seiner frommen Seele auflauere. Wegen der morgenden Abendmahlsfeier musste er zurück, das Wasser war zum Durchwaten zu tief, einen andern Uebergang gab es nicht. Das Gespenst wich nicht. Seine Lage war schrecklich; da ermannte er sich zu dem obigen Ausruf und überschritt die Brücke unter steter Wiederholung der Worte: „Alle guten Geister loben Gott“; und das Gespenst entwich vor ihm in der Gestalt eines Pferdes. (Vgl. Fr. Schultheis, Volkssagen, in Hackländer's Hausblättern, Stuttgart 1865, Hft. 6, S. 451.)

14 Wenn der Satan arme Sünder braten will, so muss ein altes Weib Holz und Späne tragen.

Holl.: Als de satan het op kwellen toelegt, dan moet Sibylle hem de pekpan vullen. (Harrebomée, II, 236a.)

15 Wenn man den Satan ruft, kommt er.

16 Wer an den Satan glaubet nicht, ist noch ein eheloser Wicht.

„Mein Herr Baron that unsern Satan leugnen, vermählte sich und hat nun seinen eignen.“ (Witzfunken, VIIb, 176.)

17 Wer den Satan will im Garten (Schlange im Paradiese) schauen, der kleid' in Himmelblau die Frauen.

Sagt man in Venedig. Nächst Grün (s. d.) wird Blau für die Farbe in Italien gehalten, welche die Schönheit der Frauen besonders erhöht.

18 Wo Satan nicht selbst hinkann, schickt er seine Apostel (Diener).

*19 Da hat der Satan sein Spiel.

*20 Du Satan!

Wie der Name des Teufels mit seinen verhüllenden Bezeichnungen, so wird auch der Name Satan zu Schelt- und andern Redeformen angewandt. In der Verkehrssprache, welche Cholevius aus I. T. Hermes' Roman: Sophiens Reise von Memel nach Sachsen ausgezogen und im Osterprogramm des kneiphöfischen Stadtgymnasiums (1873) veröffentlicht hat, finden sich auch Redeformeln mit Satan unter steten Verweisungen auf das Werk, dem sie entlehnt sind. (Vgl. Quellenverzeichniss.) Es heisst dort: „Satan ist der Verführer, das böse Princip; daher die Redensart: Sich den Satan blenden lassen (1, 474; 4, 53). Ich suchte den Satan (der Spielwuth 3, 57). Ein Satan von Pferd (5, 144). Der Satan hat sein Spiel gehabt (6, 120). Eine Seele in Satans Rachen liefern (6, 239). Böse Handlungen werden wol satanisch (3, 606; 5, 489 u. 517; 6, 267 u. 360) genannt; aber niemand sagt: Hol dich der Satan!“ (Vgl. das genannte Programm, S. 10.)

*21 Mer maant, der Soten hätt' sein Spiel.Tendlau, 611.

Wenn etwas nicht gelingen will, etwas Verlorenes, Verlegtes nicht wiedergefunden werden kann, so meint man, der Satan treibe sein Spiel. The dews (deuce) must be in the dice.

[Spaltenumbruch] *22 Satan auf dem Weltmarkt.

Der vermummte Satan hatte auf dem Weltmarkte die sieben Todsünden feil, aber niemand mochte sie kaufen, denn sie lagen auf glühenden Kohlen, als angehende Höllenbrände. Dies sah ein altes Weib, und rieth dem Satan, seine Feilschaft ebenfalls zu vermummen, wie sich, dann würde er sie leicht verkaufen. Sie half ihm den Stolz mit dem Reputationsschmuck verkappen, den Geiz mit der Sparsamkeit, den Zorn mit Amtsgebühr verstellen, die Unzucht mit Freundlichkeit bemänteln, den Neid auszieren mit der Ehrbegier, den Frass und das Saufen mit der Fröhlichkeit beschönen und die Unversöhnlichkeit ausrüsten mit zuverlässiger Gegenwehr. Sogleich fanden sich Käufer, welche gegen Darwägung ihrer Seelen diese vermummten Laster zu ihrem Verderben erhandelten. Daher auch das Sprichwort: Wo der Teufel (s. d.) nicht hin will u. s. w. (Gräter's Iduna und Hermode.)

*23 Sich den Satan blenden lassen.

*24 Wenn Satan wird in den Himmel kommen.

Wird das geschehen, d. h. nie. (S. Nimmerstag.)


Saterdag (s. Samstag und Sonnabend).

1 Soaterdag es guet Wiär, dat de arme Mann sin Hiemt drögen kann. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 59, 27.

2 Soaterdag es nitt so klein, adder de Sunne lätt sik saihn. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 184, 5; Woeste, 59, 26.

3 Soaterdag in der Vesper un Sunndag in der Miss es 'et Wiäkenweär gewiss. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 59, 28.

4 Soaterdag nat fan Wiärken, Sunndag nat ut der Kiärken bedüt 'ne riägenske Wiäke1. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 44.

1) Bedeutet eine regnerische Woche.

5 'T is Saterdag, de Düfel deit Hûs söken.Bueren, 1084; Kern, 1450; Hauskalender, I.


Saterländer.

* Et is e Soaterländer.

Im nördlichen Westfalen versteht man darunter einen unholden, verwegenen Menschen. Die Heimat der Saterländer ist ein schmaler, nur drei Dörfer und einige Bauerschaften mit kaum 3000 Einwohnern umfassender Landstrich an der Südwestgrenze des Grossherzogthums Oldenburg. Dieser Landstrich ist dergestalt von undurchdringlichen Mooren umgeben, dass man bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts, eine einzige Wasserstrasse ausgenommen, nur im harten Winter hingelangen konnte, wenn das Moor zum Ueberschreiten fest gefroren war. Auch jetzt noch führen nur nothdürftig aufgeworfene spärliche Sandwege von aussen zu den Hauptorten dieser Insel mitten im Festlande. Man kann sich daher eine Vorstellung von der Abgeschiedenheit dieses Völkchens machen, das bei den nächsten Nachbarn zu einem halben Fabelvolke geworden war. (Vgl. Friesisches Archiv. herausgegeben von H. G. Ehrentraut, Oldenburg 1854, Bd. 2; Frommann, II, 52.)


Satt.

1 Alle Tag gleich satt, macht zuletzt eine wüste Hofstatt. (Hessen.) – Joc., II, 132.

2 Bist du satt, so spei dich natt.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 300.

3 Der wird spät satt, der sich von einem andern füttern lässt.

4 Es stellt sich mancher satt, der grossen Hunger hat.

Mancher dankt, dem etwas zu geniessen angeboten wird, sei es aus Bescheidenheit, Zierlichkeit oder andern Gründen. Ein hebräisches Sprichwort empfiehlt dies sogar, indem es sagt: Stelle dich, als seiest du satt, und nicht, als seiest du hungrig. (Wahl, I, 86, XII.)

5 Man wird von allem satt, aber eins schmeckt besser als das andere.

Frz.: Tout fait ventre pourvu qu'il entre. (Cahier, 1775.)

6 Satt sein schützt nicht vorm Tode.

It.: Tanto muore l'affamato quanto quello ch' hà mangiato. (Pazzaglia, 233, 22.)

7 Wan en anger1 satt es, da gläuft men, alle Selige2 sönd satt. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 128.

1) Wenn man.

2) D. h. Armen.

8 Wann me rund herum sât is, kann me für Allemanns Döre nach Pankauken etten. (Waldeck.) – Curtze, 329, 188.

9 Wenn du auch satt bist, verachte das Brot nicht.

Verlass eine sichere Stellung nicht, die dich genährt hat.

Böhm.: Syt chleba neodchod', a tepl jsa rúcha.

10 Wenn man auch nicht satt ist, man bindet auch oft einen Sack zu, der nicht voll ist. (Soest.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0948" n="[934]"/><cb n="1867"/>
4 Der Satan ist ein Meister im Plaudern, wenn er nicht wohl antworten kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Der Satan ist Wirth in der Welt, den findt man immer daheim.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 634, 43; Petri, II, 185.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Der Satan kan sich zum engel des liechts verstellen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 895, 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Der Suten hol dem Kater.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhaftes Wortspiel mit Mekatrey (= Ankläger) und Katarrh.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Ein Satan aus und sieben ein, so soll's der Hölle Weise sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Es hat nicht jeder Satan Hörner.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Es ist leichter, wider den Satan streiten als wider ein schön Weib.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 551; Simrock, 11294; Braun, I, 4948.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Es wird niemand auf einmal ein Satan.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nemo repente fuit turpissimus. (<hi rendition="#i">Juvenal.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 2054.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Je freundlicher Satan bittet, desto ernster muss man ihm abschlagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Satanas weiche, ich habe Wein und Oblaten geholt, sagte der Küster von Hohen-Grabow.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Erklärt sich aus einer Volkssage im Lüneburgischen. Der Küster von Hohen-Grabow war Sonnabends in die nächste Stadt gegangen, um für die Abendmahlsfeier des folgenden Tags Wein und Oblaten zu holen. Er hatte sich bei der Weinprobe etwas aufgehalten, und seine Anschauungen waren gehobene. Der Heimweg führte über einen Steg, der nicht umgangen werden konnte. Es war schon spät, als er sich demselben näherte, und sein Schrecken war nicht gering, als er bei dem zweifelhaften Sternschimmer am jenseitigen Gehölz eine Gestalt auf- und niederschwanken sah, welche der nüchterne Blick für ein Pferd erkannt haben würde, die aber seiner gehobenen Stimmung als der Teufel erschien, der seiner frommen Seele auflauere. Wegen der morgenden Abendmahlsfeier musste er zurück, das Wasser war zum Durchwaten zu tief, einen andern Uebergang gab es nicht. Das Gespenst wich nicht. Seine Lage war schrecklich; da ermannte er sich zu dem obigen Ausruf und überschritt die Brücke unter steter Wiederholung der Worte: &#x201E;Alle guten Geister loben Gott&#x201C;; und das Gespenst entwich vor ihm in der Gestalt eines Pferdes. (Vgl. <hi rendition="#i">Fr. Schultheis, Volkssagen, in Hackländer's Hausblättern, Stuttgart 1865, Hft. 6, S. 451.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Wenn der Satan arme Sünder braten will, so muss ein altes Weib Holz und Späne tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als de satan het op kwellen toelegt, dan moet Sibylle hem de pekpan vullen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 236<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Wenn man den Satan ruft, kommt er.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Wer an den Satan glaubet nicht, ist noch ein eheloser Wicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Mein Herr Baron that unsern Satan leugnen, vermählte sich und hat nun seinen eignen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Witzfunken, VII<hi rendition="#sup">b</hi>, 176.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Wer den Satan will im Garten (Schlange im Paradiese) schauen, der kleid' in Himmelblau die Frauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sagt man in Venedig. Nächst  Grün (s. d.) wird Blau für die Farbe in Italien gehalten, welche die Schönheit der Frauen besonders erhöht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wo Satan nicht selbst hinkann, schickt er seine Apostel (Diener).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Da hat der Satan sein Spiel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Du Satan!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie der Name des Teufels mit seinen verhüllenden Bezeichnungen, so wird auch der Name Satan zu Schelt- und andern Redeformen angewandt. In der <hi rendition="#i">Verkehrssprache,</hi> welche <hi rendition="#i">Cholevius</hi> aus <hi rendition="#i">I. T. Hermes'</hi> Roman: <hi rendition="#i">Sophiens Reise von Memel nach Sachsen</hi> ausgezogen und im <hi rendition="#i">Osterprogramm des kneiphöfischen Stadtgymnasiums (1873)</hi> veröffentlicht hat, finden sich auch Redeformeln mit Satan unter steten Verweisungen auf das Werk, dem sie entlehnt sind. (Vgl. <hi rendition="#i">Quellenverzeichniss.</hi>) Es heisst dort: &#x201E;Satan ist der Verführer, das böse Princip; daher die Redensart: Sich den Satan blenden lassen (1, 474; 4, 53). Ich suchte den Satan <hi rendition="#i">(der Spielwuth 3, 57)</hi>. Ein Satan von Pferd <hi rendition="#i">(5, 144)</hi>. Der Satan hat sein Spiel gehabt <hi rendition="#i">(6, 120)</hi>. Eine Seele in Satans Rachen liefern <hi rendition="#i">(6, 239)</hi>. Böse Handlungen werden wol satanisch <hi rendition="#i">(3, 606; 5, 489 u. 517; 6, 267 u. 360)</hi> genannt; aber niemand sagt: Hol dich der Satan!&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">das genannte Programm, S. 10.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Mer maant, der Soten hätt' sein Spiel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 611.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn etwas nicht gelingen will, etwas Verlorenes, Verlegtes nicht wiedergefunden werden kann, so meint man, der Satan treibe sein Spiel. The dews (deuce) must be in the dice.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1868"/>
*22 Satan auf dem Weltmarkt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der vermummte Satan hatte auf dem Weltmarkte die sieben Todsünden feil, aber niemand mochte sie kaufen, denn sie lagen auf glühenden Kohlen, als angehende Höllenbrände. Dies sah ein altes Weib, und rieth dem Satan, seine Feilschaft ebenfalls zu vermummen, wie sich, dann würde er sie leicht verkaufen. Sie half ihm den Stolz mit dem Reputationsschmuck verkappen, den Geiz mit der Sparsamkeit, den Zorn mit Amtsgebühr verstellen, die Unzucht mit Freundlichkeit bemänteln, den Neid auszieren mit der Ehrbegier, den Frass und das Saufen mit der Fröhlichkeit beschönen und die Unversöhnlichkeit ausrüsten mit zuverlässiger Gegenwehr. Sogleich fanden sich Käufer, welche gegen Darwägung ihrer Seelen diese vermummten Laster zu ihrem Verderben erhandelten. Daher auch das Sprichwort: Wo der  Teufel (s. d.) nicht hin will u. s. w. (<hi rendition="#i">Gräter's Iduna und Hermode.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*23 Sich den Satan blenden lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Wenn Satan wird in den Himmel kommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird das geschehen, d. h. nie. (S.  Nimmerstag.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Saterdag</hi> (s.  Samstag und  Sonnabend).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Soaterdag es guet Wiär, dat de arme Mann sin Hiemt drögen kann.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 59, 27.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Soaterdag es nitt so klein, adder de Sunne lätt sik saihn.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 184, 5; Woeste, 59, 26.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Soaterdag in der Vesper un Sunndag in der Miss es 'et Wiäkenweär gewiss.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 59, 28.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Soaterdag nat fan Wiärken, Sunndag nat ut der Kiärken bedüt 'ne riägenske Wiäke<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Soest.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 349, 44.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Bedeutet eine regnerische Woche.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 'T is Saterdag, de Düfel deit Hûs söken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 1084; Kern, 1450; Hauskalender, I.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Saterländer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Et is e Soaterländer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Im nördlichen Westfalen versteht man darunter einen unholden, verwegenen Menschen. Die Heimat der Saterländer ist ein schmaler, nur drei Dörfer und einige Bauerschaften mit kaum 3000 Einwohnern umfassender Landstrich an der Südwestgrenze des Grossherzogthums Oldenburg. Dieser Landstrich ist dergestalt von undurchdringlichen Mooren umgeben, dass man bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts, eine einzige Wasserstrasse ausgenommen, nur im harten Winter hingelangen konnte, wenn das Moor zum Ueberschreiten fest gefroren war. Auch jetzt noch führen nur nothdürftig aufgeworfene spärliche Sandwege von aussen zu den Hauptorten dieser Insel mitten im Festlande. Man kann sich daher eine Vorstellung von der Abgeschiedenheit dieses Völkchens machen, das bei den nächsten Nachbarn zu einem halben Fabelvolke geworden war. (Vgl. <hi rendition="#i">Friesisches Archiv. herausgegeben von H. G. Ehrentraut, Oldenburg 1854, Bd. 2; Frommann, II, 52.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Satt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Tag gleich satt, macht zuletzt eine wüste Hofstatt.</hi> (<hi rendition="#i">Hessen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Joc., II, 132.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Bist du satt, so spei dich natt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 300.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der wird spät satt, der sich von einem andern füttern lässt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Es stellt sich mancher satt, der grossen Hunger hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Mancher dankt, dem etwas zu geniessen angeboten wird, sei es aus Bescheidenheit, Zierlichkeit oder andern Gründen. Ein hebräisches Sprichwort empfiehlt dies sogar, indem es sagt: Stelle dich, als seiest du satt, und nicht, als seiest du hungrig. (<hi rendition="#i">Wahl, I, 86, XII.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Man wird von allem satt, aber eins schmeckt besser als das andere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tout fait ventre pourvu qu'il entre. (<hi rendition="#i">Cahier, 1775.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Satt sein schützt nicht vorm Tode.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Tanto muore l'affamato quanto quello ch' hà mangiato. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 233, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wan en anger<hi rendition="#sup">1</hi> satt es, da gläuft men, alle Selige<hi rendition="#sup">2</hi> sönd satt.</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 494, 128.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Wenn man.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) D. h. Armen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wann me rund herum sât is, kann me für Allemanns Döre nach Pankauken etten.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Curtze, 329, 188.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wenn du auch satt bist, verachte das Brot nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Verlass eine sichere Stellung nicht, die dich genährt hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Syt chleba neodchod', a tepl jsa rúcha.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wenn man auch nicht satt ist, man bindet auch oft einen Sack zu, der nicht voll ist.</hi> (<hi rendition="#i">Soest.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[934]/0948] 4 Der Satan ist ein Meister im Plaudern, wenn er nicht wohl antworten kann. 5 Der Satan ist Wirth in der Welt, den findt man immer daheim. – Henisch, 634, 43; Petri, II, 185. 6 Der Satan kan sich zum engel des liechts verstellen. – Henisch, 895, 68. 7 Der Suten hol dem Kater. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Scherzhaftes Wortspiel mit Mekatrey (= Ankläger) und Katarrh. 8 Ein Satan aus und sieben ein, so soll's der Hölle Weise sein. 9 Es hat nicht jeder Satan Hörner. 10 Es ist leichter, wider den Satan streiten als wider ein schön Weib. – Eiselein, 551; Simrock, 11294; Braun, I, 4948. 11 Es wird niemand auf einmal ein Satan. Lat.: Nemo repente fuit turpissimus. (Juvenal.) (Binder II, 2054.) 12 Je freundlicher Satan bittet, desto ernster muss man ihm abschlagen. 13 Satanas weiche, ich habe Wein und Oblaten geholt, sagte der Küster von Hohen-Grabow. Erklärt sich aus einer Volkssage im Lüneburgischen. Der Küster von Hohen-Grabow war Sonnabends in die nächste Stadt gegangen, um für die Abendmahlsfeier des folgenden Tags Wein und Oblaten zu holen. Er hatte sich bei der Weinprobe etwas aufgehalten, und seine Anschauungen waren gehobene. Der Heimweg führte über einen Steg, der nicht umgangen werden konnte. Es war schon spät, als er sich demselben näherte, und sein Schrecken war nicht gering, als er bei dem zweifelhaften Sternschimmer am jenseitigen Gehölz eine Gestalt auf- und niederschwanken sah, welche der nüchterne Blick für ein Pferd erkannt haben würde, die aber seiner gehobenen Stimmung als der Teufel erschien, der seiner frommen Seele auflauere. Wegen der morgenden Abendmahlsfeier musste er zurück, das Wasser war zum Durchwaten zu tief, einen andern Uebergang gab es nicht. Das Gespenst wich nicht. Seine Lage war schrecklich; da ermannte er sich zu dem obigen Ausruf und überschritt die Brücke unter steter Wiederholung der Worte: „Alle guten Geister loben Gott“; und das Gespenst entwich vor ihm in der Gestalt eines Pferdes. (Vgl. Fr. Schultheis, Volkssagen, in Hackländer's Hausblättern, Stuttgart 1865, Hft. 6, S. 451.) 14 Wenn der Satan arme Sünder braten will, so muss ein altes Weib Holz und Späne tragen. Holl.: Als de satan het op kwellen toelegt, dan moet Sibylle hem de pekpan vullen. (Harrebomée, II, 236a.) 15 Wenn man den Satan ruft, kommt er. 16 Wer an den Satan glaubet nicht, ist noch ein eheloser Wicht. „Mein Herr Baron that unsern Satan leugnen, vermählte sich und hat nun seinen eignen.“ (Witzfunken, VIIb, 176.) 17 Wer den Satan will im Garten (Schlange im Paradiese) schauen, der kleid' in Himmelblau die Frauen. Sagt man in Venedig. Nächst Grün (s. d.) wird Blau für die Farbe in Italien gehalten, welche die Schönheit der Frauen besonders erhöht. 18 Wo Satan nicht selbst hinkann, schickt er seine Apostel (Diener). *19 Da hat der Satan sein Spiel. *20 Du Satan! Wie der Name des Teufels mit seinen verhüllenden Bezeichnungen, so wird auch der Name Satan zu Schelt- und andern Redeformen angewandt. In der Verkehrssprache, welche Cholevius aus I. T. Hermes' Roman: Sophiens Reise von Memel nach Sachsen ausgezogen und im Osterprogramm des kneiphöfischen Stadtgymnasiums (1873) veröffentlicht hat, finden sich auch Redeformeln mit Satan unter steten Verweisungen auf das Werk, dem sie entlehnt sind. (Vgl. Quellenverzeichniss.) Es heisst dort: „Satan ist der Verführer, das böse Princip; daher die Redensart: Sich den Satan blenden lassen (1, 474; 4, 53). Ich suchte den Satan (der Spielwuth 3, 57). Ein Satan von Pferd (5, 144). Der Satan hat sein Spiel gehabt (6, 120). Eine Seele in Satans Rachen liefern (6, 239). Böse Handlungen werden wol satanisch (3, 606; 5, 489 u. 517; 6, 267 u. 360) genannt; aber niemand sagt: Hol dich der Satan!“ (Vgl. das genannte Programm, S. 10.) *21 Mer maant, der Soten hätt' sein Spiel. – Tendlau, 611. Wenn etwas nicht gelingen will, etwas Verlorenes, Verlegtes nicht wiedergefunden werden kann, so meint man, der Satan treibe sein Spiel. The dews (deuce) must be in the dice. *22 Satan auf dem Weltmarkt. Der vermummte Satan hatte auf dem Weltmarkte die sieben Todsünden feil, aber niemand mochte sie kaufen, denn sie lagen auf glühenden Kohlen, als angehende Höllenbrände. Dies sah ein altes Weib, und rieth dem Satan, seine Feilschaft ebenfalls zu vermummen, wie sich, dann würde er sie leicht verkaufen. Sie half ihm den Stolz mit dem Reputationsschmuck verkappen, den Geiz mit der Sparsamkeit, den Zorn mit Amtsgebühr verstellen, die Unzucht mit Freundlichkeit bemänteln, den Neid auszieren mit der Ehrbegier, den Frass und das Saufen mit der Fröhlichkeit beschönen und die Unversöhnlichkeit ausrüsten mit zuverlässiger Gegenwehr. Sogleich fanden sich Käufer, welche gegen Darwägung ihrer Seelen diese vermummten Laster zu ihrem Verderben erhandelten. Daher auch das Sprichwort: Wo der Teufel (s. d.) nicht hin will u. s. w. (Gräter's Iduna und Hermode.) *23 Sich den Satan blenden lassen. *24 Wenn Satan wird in den Himmel kommen. Wird das geschehen, d. h. nie. (S. Nimmerstag.) Saterdag (s. Samstag und Sonnabend). 1 Soaterdag es guet Wiär, dat de arme Mann sin Hiemt drögen kann. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 59, 27. 2 Soaterdag es nitt so klein, adder de Sunne lätt sik saihn. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 184, 5; Woeste, 59, 26. 3 Soaterdag in der Vesper un Sunndag in der Miss es 'et Wiäkenweär gewiss. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 59, 28. 4 Soaterdag nat fan Wiärken, Sunndag nat ut der Kiärken bedüt 'ne riägenske Wiäke1. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 44. 1) Bedeutet eine regnerische Woche. 5 'T is Saterdag, de Düfel deit Hûs söken. – Bueren, 1084; Kern, 1450; Hauskalender, I. Saterländer. * Et is e Soaterländer. Im nördlichen Westfalen versteht man darunter einen unholden, verwegenen Menschen. Die Heimat der Saterländer ist ein schmaler, nur drei Dörfer und einige Bauerschaften mit kaum 3000 Einwohnern umfassender Landstrich an der Südwestgrenze des Grossherzogthums Oldenburg. Dieser Landstrich ist dergestalt von undurchdringlichen Mooren umgeben, dass man bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts, eine einzige Wasserstrasse ausgenommen, nur im harten Winter hingelangen konnte, wenn das Moor zum Ueberschreiten fest gefroren war. Auch jetzt noch führen nur nothdürftig aufgeworfene spärliche Sandwege von aussen zu den Hauptorten dieser Insel mitten im Festlande. Man kann sich daher eine Vorstellung von der Abgeschiedenheit dieses Völkchens machen, das bei den nächsten Nachbarn zu einem halben Fabelvolke geworden war. (Vgl. Friesisches Archiv. herausgegeben von H. G. Ehrentraut, Oldenburg 1854, Bd. 2; Frommann, II, 52.) Satt. 1 Alle Tag gleich satt, macht zuletzt eine wüste Hofstatt. (Hessen.) – Joc., II, 132. 2 Bist du satt, so spei dich natt. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 300. 3 Der wird spät satt, der sich von einem andern füttern lässt. 4 Es stellt sich mancher satt, der grossen Hunger hat. Mancher dankt, dem etwas zu geniessen angeboten wird, sei es aus Bescheidenheit, Zierlichkeit oder andern Gründen. Ein hebräisches Sprichwort empfiehlt dies sogar, indem es sagt: Stelle dich, als seiest du satt, und nicht, als seiest du hungrig. (Wahl, I, 86, XII.) 5 Man wird von allem satt, aber eins schmeckt besser als das andere. Frz.: Tout fait ventre pourvu qu'il entre. (Cahier, 1775.) 6 Satt sein schützt nicht vorm Tode. It.: Tanto muore l'affamato quanto quello ch' hà mangiato. (Pazzaglia, 233, 22.) 7 Wan en anger1 satt es, da gläuft men, alle Selige2 sönd satt. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 128. 1) Wenn man. 2) D. h. Armen. 8 Wann me rund herum sât is, kann me für Allemanns Döre nach Pankauken etten. (Waldeck.) – Curtze, 329, 188. 9 Wenn du auch satt bist, verachte das Brot nicht. Verlass eine sichere Stellung nicht, die dich genährt hat. Böhm.: Syt chleba neodchod', a tepl jsa rúcha. 10 Wenn man auch nicht satt ist, man bindet auch oft einen Sack zu, der nicht voll ist. (Soest.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/948
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [934]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/948>, abgerufen am 27.11.2024.