Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Schindaas. * Die haben mit Schindaas auf Rabenaas getauscht. Beider Sache war nichts werth. Schindanger. Um den Schindanger liegen Knochen. Schindel. 1 Eine ungenagelte Schindel verjagt der Wind. - Schlechta, 195. 2 'S is kene Schindel uf'm Dache, deide seine wär. (Schles.) - Frommann, III, 416, 610. *3 Das sind keine Schindeln auf mein Dach. Das passt nicht für mich. *4 Es sind Schindeln auf dem Dach. (Baiern.) - Klein, II, 114; Birlinger, 712. Sagt man, wenn man in Gesellschaft mehrerer Personen etwas erzählen oder sagen will und eine dabei ist, welche es nicht hören darf und soll, oder wenn man sich behorcht, belauscht glaubt. Die Redensart wird besonders angewandt, wenn aus Rücksicht auf anwesende Kinder etwas nicht gesagt werden soll. Die Böhmen sagen in diesem Fall bestimmter: Die Zunge hinter die Zähne, es sind Barfüssige hier. Ich kann nicht weiter sprechen, weil gewisse Personen zugegen sind. Böhm.: Jazyk za zuby! jsou tu bosi! (Celakovsky, 407.) Holl.: Er zijn pannen op het dak. ( Harrebomee, II, 170a.) *5 Er bleibt eine dürre Schindel. Wenn er auch noch so gut lebt. Schinden. 1 Die haben gut schinden, die es nicht empfinden. - Chaos, 80; Winckler, VII, 80. It.: A chi non duole, ben scortica. 2 Schind, schab vnd lass dirs werden sawr, wiltu nicht bleiben stets ein bawr. - Petri, III, 11. 3 Schinden ist ein altes Handwerk. Vor alters war es unehrlich, in neuerer Zeit gehört es ebenfalls zu den ehrlichen Gewerben. Nach einem italienischen Sprichwort wäre es sogar ein sehr gebräuchliches Handwerk. It.: Lo scorticare e il mestier piu vile, ma ancor il piu commun, et usitato. (Pazzaglia, 341, 5.) 4 Schinden ohne Messer, braten ohne Feuer, zwagen ohne Laugen und statt der Brillen durch die Finger sehen sind vier neue Fünde, die nichts taugen. - Chaos, 989. 5 Schinden und Schaben wird mit begraben, wie mit den Raben. - Parömiakon, 2143. Der Geizhals nimmt nichts für seine Mühen mit. 6 Schinnen un Schaben is beter as Hacken un Gnawen (Nagen). (Hannover.) - Schambach, I, 174. Es ist besser sich aufs ärgste abzumühen und zu sparen, als zu betteln und Hunger zu leiden. In Ostpreussen: Schinge on Schawe göfft doch mehr wie Haue on Grawe. (Frischbier2, 3299.) 7 Wenn man einen schinden will, findet man der Haue bald einen Stiel. 8 Wer das Schinden nicht gelernt, der schneidet in die Haut. Böhm.: Ras po rasu nerad dre. (Celakovsky, 220.) *9 Einen schinden vnd schaben bis auff den grat. - Mathesy, 243a. Die Russen: Wer geschunden ist, der wird auch noch geschabt werden. (Altmann VI, 494.) *10 Einen schinden, wenn er nichts mehr kann empfinden. - Fischart. *11 Er schindet eine Laus um des Balges willen. Frz.: C'est coigne-fetu. - Il ecorcherait un pou pour en avoir la peau. *12 Er schindets biss vff den grad. - Tappius, 203a. Lat.: Radit usque ad cutem. (Erasm., 814; Tappius, 203a.) *13 Schinden, ehe man gemetzget hat. *14 Sie schinden und schaben, damit sich die Erben laben. Lat.: Dives divitias non congregat absque dolore. (Chaos, 188.) Schinder. 1 Der Schinder bekommt das beste (schlimmste) Theil. - Schuppius, Tract. 2 Der Schinder ist nicht schlimmer als der, so hält. It.: Tanto vale quel che tiene, quanto quel che scortica. 3 Der Schinder trauert nicht, wenn die Schafe sterben (crepiren). Span.: Van a misa los zapateros, ruegan a Dios que mueran carneros. (Bohn I, 261.) 4 Ein Schinder schabt dem andern nicht gern nach. Wenn ein ungeschickter Arbeiter etwas verdorben hat, ist es für einen andern widerwärtig, dies zu bessern. [Spaltenumbruch] 5 Eines alten Schinders Thür findet man ohn ein Rossschwantz. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 311. 6 Hat der Schinder das Pferd, so mag er auch den Zaum nehmen. - Schmitz, 187, 67; Schulfreund, 87, 90. 7 Schinda, Schinda, Häutlazöoha1, gibts Häutl um neun Kreuza. (Oberösterreich.) 1) Häutleinabzieher. 8 Schinners un Löers sind Süster un Bröers. (Sauerland.) 9 Schinder und Schaber sind ihre eigenen Begraber. 10 Schinder und Schaber sind Vettern. Wenn zwei aus gleichem Interesse zusammenhalten. 11 Wer dem Schinder ein Bein am Aass helt, der schewet sich nit, das messer selbst in die Hand zu nehmen vnd nachzuschneiden. - Lehmann, 252, 50. 12 Wer nicht Schinder heissen will, der muss keiner werden. Im März 1865 kam ein Pressprocess gegen die Altonaer Nachrichten zur Verhandlung, weil sie den Fron- und Abdeckerknecht Altonas "Schinder" genannt hatten. Es wurde dem Kläger indess klar gemacht, dass dies alte deutsche Wort seinen Stand ganz richtig bezeichne und keine Beleidigung für ihn enthalte. Der Richter schloss die Abweisung des Klägers mit dem obigen Sprichwort. *13 Auf, der Schinder will die Haut haben! (Meiningen.) Scherzhafter Weckruf. *14 Den hat der Schinder geholt. - Frischbier2, 3301. Er ist zu Grunde gegangen. *15 Den holt der Schinder nicht. - Frischbier2, 3300. Er hat sich so gut eingewirthschaftet, dass er nicht zu Grunde geht. *16 Den kann der Schinder nicht brauchen. *17 Der Schinder hat Handschuhe an. Von Tyrannen in humanen Formen, welche bedrücken und aussaugen unter dem Schein des Rechts, in gesetzlicher Hülle. "Dort knebelt und schindet man hübsch human und religiös dabei, dort ziehen die Schinder Handschuhe an und fromm ist die Polizei." (Neuyorker deutsche Zeitung vom 9. Sept. 1851.) *18 Er hat dem Schinder die Keule abgekauft. - Klix, 80. Aus zweiter oder dritter Hand, d. h. theuer kaufen. (S. Katze 695 und Schäfer 43.) Im Harz: Dem Schinder de Keil abkäfen. (Lohrengel, II, 151.) *19 Er muss mit dem Schinder trinken. Noch aus der Zeit, in der gewisse Berufsklassen der bürgerlichen Ehrenrechte entbehrten. So erzählt Weyden (Köln vor funfzig Jahren): "Gewisse Klassen, Schinder und die "Packane" oder Gerichtsdiener mussten ihr Bier auf der Hausflur trinken und zwar aus einer Kanne ohne Deckel, aus der ein Stück geschlagen war." *20 Gang zum Schinder an der Done (Donau). (Ulm.) *21 Halb Schinder und halb Racker. (Schles.) Zur Bezeichnung des Unentschiedenen. Jemand fragte bei einer Wahlbewegung: "Welcher Partei oder welchem Wahlverein gehört A. an?" und erhielt das obige Sprichwort zur Antwort. *22 Schinder, Racker (s. d.), Abdecker, Henkerknecht. - Hennig, 206. *23 Zum Schinder! oder: Der Schinder! - Frommann, IV, 463, 5. Verhüllender Ausruf für Teufel (s. d.) und Henker. Schinderei. 1 Schinderei und Finanz, Wucher und Alefanz. *2 'S is jetzt eitel Schinderei. - Berndt, 29. Schinderhans. * Es ist ein wahrer (zweiter) Schinderhans. Ein für die öffentliche Sicherheit gefährlicher Mensch. Schinderhans, mit seinem eigentlichen Namen Johann Bückler, war der Anführer einer Räuberbande, die an den Ufern des Rheins lange ihr Wesen trieb. Er zeigte schon frühzeitig grosse Neigung zum Stehlen, trat später in die Dienste eines Scharfrichters, entlief diesem, gesellte sich zu Fink dem Rothbart, den Anführer einer Diebsbande, verband sich später mit dem schwarzen Peter, stiftete dann eine eigene Bande, ward endlich 1803 gefangen und zu Mainz hingerichtet. In Polen sagt man jüdisch- deutsch: Dus is a Karmeliuk, auch ein gefürchteter Räuberhäuptling, der eigentlich Karmaniuk hiess und zu Anfang der dreissiger Jahre die Wege in Podolien unsicher machte. Im Volksmunde leben Anekdoten über ihn, die an Rinaldo Rinaldini erinnern. (Vgl. Encyklopedia porszechna.) Holl.: Dat is de troep van Schinder Hannes. - Het gelijkt de bende van Cartouche wel. (Harrebomee, II, 249a.) [Spaltenumbruch]
Schindaas. * Die haben mit Schindaas auf Rabenaas getauscht. Beider Sache war nichts werth. Schindanger. Um den Schindanger liegen Knochen. Schindel. 1 Eine ungenagelte Schindel verjagt der Wind. – Schlechta, 195. 2 'S is kêne Schindel uf'm Dache, dîde seine wär. (Schles.) – Frommann, III, 416, 610. *3 Das sind keine Schindeln auf mein Dach. Das passt nicht für mich. *4 Es sind Schindeln auf dem Dach. (Baiern.) – Klein, II, 114; Birlinger, 712. Sagt man, wenn man in Gesellschaft mehrerer Personen etwas erzählen oder sagen will und eine dabei ist, welche es nicht hören darf und soll, oder wenn man sich behorcht, belauscht glaubt. Die Redensart wird besonders angewandt, wenn aus Rücksicht auf anwesende Kinder etwas nicht gesagt werden soll. Die Böhmen sagen in diesem Fall bestimmter: Die Zunge hinter die Zähne, es sind Barfüssige hier. Ich kann nicht weiter sprechen, weil gewisse Personen zugegen sind. Böhm.: Jazyk za zuby! jsou tu bosi! (Čelakovský, 407.) 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Schinderhans, mit seinem eigentlichen Namen Johann Bückler, war der Anführer einer Räuberbande, die an den Ufern des Rheins lange ihr Wesen trieb. Er zeigte schon frühzeitig grosse Neigung zum Stehlen, trat später in die Dienste eines Scharfrichters, entlief diesem, gesellte sich zu Fink dem Rothbart, den Anführer einer Diebsbande, verband sich später mit dem schwarzen Peter, stiftete dann eine eigene Bande, ward endlich 1803 gefangen und zu Mainz hingerichtet. In Polen sagt man jüdisch- deutsch: Dus is a Karmeliuk, auch ein gefürchteter Räuberhäuptling, der eigentlich Karmaniuk hiess und zu Anfang der dreissiger Jahre die Wege in Podolien unsicher machte. Im Volksmunde leben Anekdoten über ihn, die an Rinaldo Rinaldini erinnern. (Vgl. Encyklopedia porszechna.) Holl.: Dat is de troep van Schinder Hannes. – Het gelijkt de bende van Cartouche wel. 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Schindaas.
* Die haben mit Schindaas auf Rabenaas getauscht.
Beider Sache war nichts werth.
Schindanger.
Um den Schindanger liegen Knochen.
Schindel.
1 Eine ungenagelte Schindel verjagt der Wind. – Schlechta, 195.
2 'S is kêne Schindel uf'm Dache, dîde seine wär. (Schles.) – Frommann, III, 416, 610.
*3 Das sind keine Schindeln auf mein Dach.
Das passt nicht für mich.
*4 Es sind Schindeln auf dem Dach. (Baiern.) – Klein, II, 114; Birlinger, 712.
Sagt man, wenn man in Gesellschaft mehrerer Personen etwas erzählen oder sagen will und eine dabei ist, welche es nicht hören darf und soll, oder wenn man sich behorcht, belauscht glaubt. Die Redensart wird besonders angewandt, wenn aus Rücksicht auf anwesende Kinder etwas nicht gesagt werden soll. Die Böhmen sagen in diesem Fall bestimmter: Die Zunge hinter die Zähne, es sind Barfüssige hier. Ich kann nicht weiter sprechen, weil gewisse Personen zugegen sind.
Böhm.: Jazyk za zuby! jsou tu bosi! (Čelakovský, 407.)
Holl.: Er zijn pannen op het dak. ( Harrebomée, II, 170a.)
*5 Er bleibt eine dürre Schindel.
Wenn er auch noch so gut lebt.
Schinden.
1 Die haben gut schinden, die es nicht empfinden. – Chaos, 80; Winckler, VII, 80.
It.: A chi non duole, ben scortica.
2 Schind, schab vnd lass dirs werden sawr, wiltu nicht bleiben stets ein bawr. – Petri, III, 11.
3 Schinden ist ein altes Handwerk.
Vor alters war es unehrlich, in neuerer Zeit gehört es ebenfalls zu den ehrlichen Gewerben. Nach einem italienischen Sprichwort wäre es sogar ein sehr gebräuchliches Handwerk.
It.: Lo scorticare è il mestier più vile, ma ancor il più commun, et usitato. (Pazzaglia, 341, 5.)
4 Schinden ohne Messer, braten ohne Feuer, zwagen ohne Laugen und statt der Brillen durch die Finger sehen sind vier neue Fünde, die nichts taugen. – Chaos, 989.
5 Schinden und Schaben wird mit begraben, wie mit den Raben. – Parömiakon, 2143.
Der Geizhals nimmt nichts für seine Mühen mit.
6 Schinnen un Schaben is beter as Hacken un Gnâwen (Nagen). (Hannover.) – Schambach, I, 174.
Es ist besser sich aufs ärgste abzumühen und zu sparen, als zu betteln und Hunger zu leiden. In Ostpreussen: Schinge on Schawe göfft doch mehr wie Haue on Grawe. (Frischbier2, 3299.)
7 Wenn man einen schinden will, findet man der Haue bald einen Stiel.
8 Wer das Schinden nicht gelernt, der schneidet in die Haut.
Böhm.: Ras po rasu nerad dře. (Čelakovský, 220.)
*9 Einen schinden vnd schaben bis auff den grat. – Mathesy, 243a.
Die Russen: Wer geschunden ist, der wird auch noch geschabt werden. (Altmann VI, 494.)
*10 Einen schinden, wenn er nichts mehr kann empfinden. – Fischart.
*11 Er schindet eine Laus um des Balges willen.
Frz.: C'est coigne-fetu. – Il écorcherait un pou pour en avoir la peau.
*12 Er schindets biss vff den grad. – Tappius, 203a.
Lat.: Radit usque ad cutem. (Erasm., 814; Tappius, 203a.)
*13 Schinden, ehe man gemetzget hat.
*14 Sie schinden und schaben, damit sich die Erben laben.
Lat.: Dives divitias non congregat absque dolore. (Chaos, 188.)
Schinder.
1 Der Schinder bekommt das beste (schlimmste) Theil. – Schuppius, Tract.
2 Der Schinder ist nicht schlimmer als der, so hält.
It.: Tanto vale quel che tiene, quanto quel che scortica.
3 Der Schinder trauert nicht, wenn die Schafe sterben (crepiren).
Span.: Van a misa los zapateros, ruegan a Dios que mueran carneros. (Bohn I, 261.)
4 Ein Schinder schabt dem andern nicht gern nach.
Wenn ein ungeschickter Arbeiter etwas verdorben hat, ist es für einen andern widerwärtig, dies zu bessern.
5 Eines alten Schinders Thür findet man ohn ein Rossschwantz. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 311.
6 Hat der Schinder das Pferd, so mag er auch den Zaum nehmen. – Schmitz, 187, 67; Schulfreund, 87, 90.
7 Schinda, Schinda, Häutlazöoha1, gibts Häutl um neun Kreuza. (Oberösterreich.)
1) Häutleinabzieher.
8 Schinners un Löers sind Süster un Bröers. (Sauerland.)
9 Schinder und Schaber sind ihre eigenen Begraber.
10 Schinder und Schaber sind Vettern.
Wenn zwei aus gleichem Interesse zusammenhalten.
11 Wer dem Schinder ein Bein am Aass helt, der schewet sich nit, das messer selbst in die Hand zu nehmen vnd nachzuschneiden. – Lehmann, 252, 50.
12 Wer nicht Schinder heissen will, der muss keiner werden.
Im März 1865 kam ein Pressprocess gegen die Altonaer Nachrichten zur Verhandlung, weil sie den Fron- und Abdeckerknecht Altonas „Schinder“ genannt hatten. Es wurde dem Kläger indess klar gemacht, dass dies alte deutsche Wort seinen Stand ganz richtig bezeichne und keine Beleidigung für ihn enthalte. Der Richter schloss die Abweisung des Klägers mit dem obigen Sprichwort.
*13 Auf, der Schinder will die Haut haben! (Meiningen.)
Scherzhafter Weckruf.
*14 Den hat der Schinder geholt. – Frischbier2, 3301.
Er ist zu Grunde gegangen.
*15 Den holt der Schinder nicht. – Frischbier2, 3300.
Er hat sich so gut eingewirthschaftet, dass er nicht zu Grunde geht.
*16 Den kann der Schinder nicht brauchen.
*17 Der Schinder hat Handschuhe an.
Von Tyrannen in humanen Formen, welche bedrücken und aussaugen unter dem Schein des Rechts, in gesetzlicher Hülle. „Dort knebelt und schindet man hübsch human und religiös dabei, dort ziehen die Schinder Handschuhe an und fromm ist die Polizei.“ (Neuyorker deutsche Zeitung vom 9. Sept. 1851.)
*18 Er hat dem Schinder die Keule abgekauft. – Klix, 80.
Aus zweiter oder dritter Hand, d. h. theuer kaufen. (S. Katze 695 und Schäfer 43.) Im Harz: Dem Schinder de Keil abkäfen. (Lohrengel, II, 151.)
*19 Er muss mit dem Schinder trinken.
Noch aus der Zeit, in der gewisse Berufsklassen der bürgerlichen Ehrenrechte entbehrten. So erzählt Weyden (Köln vor funfzig Jahren): „Gewisse Klassen, Schinder und die “Packane„ oder Gerichtsdiener mussten ihr Bier auf der Hausflur trinken und zwar aus einer Kanne ohne Deckel, aus der ein Stück geschlagen war.“
*20 Gang zum Schinder an der Done (Donau). (Ulm.)
*21 Halb Schinder und halb Racker. (Schles.)
Zur Bezeichnung des Unentschiedenen. Jemand fragte bei einer Wahlbewegung: „Welcher Partei oder welchem Wahlverein gehört A. an?“ und erhielt das obige Sprichwort zur Antwort.
*22 Schinder, Racker (s. d.), Abdecker, Henkerknecht. – Hennig, 206.
*23 Zum Schinder! oder: Der Schinder! – Frommann, IV, 463, 5.
Verhüllender Ausruf für Teufel (s. d.) und Henker.
Schinderei.
1 Schinderei und Finanz, Wucher und Alefanz.
*2 'S is jetzt eitel Schinderei. – Berndt, 29.
Schinderhans.
* Es ist ein wahrer (zweiter) Schinderhans.
Ein für die öffentliche Sicherheit gefährlicher Mensch. Schinderhans, mit seinem eigentlichen Namen Johann Bückler, war der Anführer einer Räuberbande, die an den Ufern des Rheins lange ihr Wesen trieb. Er zeigte schon frühzeitig grosse Neigung zum Stehlen, trat später in die Dienste eines Scharfrichters, entlief diesem, gesellte sich zu Fink dem Rothbart, den Anführer einer Diebsbande, verband sich später mit dem schwarzen Peter, stiftete dann eine eigene Bande, ward endlich 1803 gefangen und zu Mainz hingerichtet. In Polen sagt man jüdisch- deutsch: Dus is a Karmeliuk, auch ein gefürchteter Räuberhäuptling, der eigentlich Karmaniuk hiess und zu Anfang der dreissiger Jahre die Wege in Podolien unsicher machte. Im Volksmunde leben Anekdoten über ihn, die an Rinaldo Rinaldini erinnern. (Vgl. Encyklopedia porszechna.)
Holl.: Dat is de troep van Schinder Hannes. – Het gelijkt de bende van Cartouche wel. (Harrebomée, II, 249a.)
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