Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 71 Wer Schlangen tödten will, muss nach dem Kopfe zielen. Dän.: Hvo ormen traeder paa sterten, han vender hannen hovedet igien. (Prov. dan., 442.) 72 Wer Schlangen vertreiben will, muss nicht mit blossen Füssen gehen. Holl.: Men moet het serpent met eens anders handen uit de haag trekken. (Harrebomee, II, 265a.) 73 Wer von einer Schlangen ist gestochen, der förcht jeden Wurmb. - Lehmann, 229, 73. Der fürchtet sich auch vor einem Strick, sagen die Chinesen. (Cahier, 2297.) It.: Chi della serpe e punto, ha paura della lucertola. (Bohn I, 79.) 74 Wo die Schlange ihr Loch macht, da muss sie hineinschlüpfen. - Altmann V, 133. 75 Wo die Schlange mit dem Kopfe durch ist, fährt sie mit dem ganzen Leibe nach. - Luther's Tischr., 226a. Holl.: Waar de slang het hoofd kan inwringen, dar wringt zij het gansche lijf in. (Harrebomee, II, 273a.) 76 Zahme Schlangen haben auch Gift. *77 Da liegt die Schlange im Grase. Holl.: Daar is een otter in't bolwerk. - Daar schuilt eene slang onder het loof. (Harrebomee, II, 155a u. 272b.) Schwed.: Der ligger en snook i gräset. (Grubb, 152.) *78 De kröggt de Slang det Ei weg, dat se nich e mal zischt. (Plibischken.) *79 Der bekommt der Schlange die Eier fort, und wenn sie darauf sitzt. - Frischbier2, 3300. *80 Der Schlange auf dem Schwanze stehen. *81 Die Schlange am Schwanz fassen. In der gefährlichsten Form. Engl.: He holds the serpent by the tail. (Bohn I, 65.) *82 Eine Schlange im Busen erziehen (nähren, wärmen). - Eiselein, 550; Braun, I, 3889. Einen Bösen, Undankbaren erziehen, ihm Gutes thun, oder am vertrautesten Freunde einen gefährlichen Feind haben. Böhm.: Nehrej hada za nadry. (Celakovsky, 50.) Dän.: Som föder ormen i barmen. (Prov. dan., 443.) Frz.: Nourrir un serpent (une vipere) dans son sein. (Kritzinger, 642a.) Lat.: Alere luporum catulos. (Erasm., 473 u. 606; Philippi, I, 17; Seybold, 17; Binder I, 33; II, 112; Faselius, 9; Wiegand, 48.) - Colubrum in sinu fovere. (Philippi, I, 86.) - Hirundines sub eodem tecto ne habeas. (Philippi, I, 77.) *83 Eine Schlange unter Blumen. Frz.: C'est un serpent cache sous les fleurs. (Kritzinger, 646b.) *84 Eine verhungerte Schlange im Busen wärmen. - Eiselein, 550. Lat.: Serpentem in sinu fovere. (Eiselein, I, 550.) *85 Einer Schlange das Gift nehmen. - Henisch, 1619, 64. *86 Einer Schlange Füsse machen (wollen). Ueberflüssigkeit der Beweise in einer Rede, wenn der Gegenstand erschöpft ist. Holl.: Hij zet pooten aan eene slang. (Harrebomee, II, 273a.) *87 Er ist eine wahre Schlange. Holl.: Het is een regte otter. (Harrebomee, II, 155a.) *88 Er ist gewiss einmal von einer Schlange gebissen worden, weil er sich vor jedem Wurme fürchtet. - Sailer, 298. *89 Er will die Schlange mit fremden Händen aus der Höhle ziehen. Holl.: Hij wil de slang uit het hol trekken met eens anders handen. (Harrebomee, II, 272b.) *90 Er zeucht ein Schlang im Busen auff. - Eyering, II, 439. "Ihme selbst eine Schlange im Busen erziehen." (Mathesy, 109b.) Holl.: Hij broedt (koestert, voedt) eene slang in zijnen boezem, die hem het hart zal afsteken. (Harrebomee, II, 272b.) Lat.: Viperam in sinu alit. (Binder II, 3553; Novarin, 387.) - Viperam sub ala nutricat. (Binder II, 3553.) *91 Sie ist von einer Schlange gestochen worden. Um in verhüllender Form Schwangerschaft zu bezeichnen. Engl.: She has been thung by a serpent. (Bohn II, 59.) It.: E stata beccata da una serpe. Schlangenblut. Aus Schlangenblut wächst Schlangenbrut. Schlangengift. Auch Schlangengift kann zu Arznei werden. Dän.: Udaf de giftige slanger kand bereedes en god preservativ. (Prov. dan., 511.) Holl.: Kunnen wij de slang niet uit de wereld weren, laat ons van har venijn remedien maken. (Harrebomee, II, 273a.) Schlangengruss. Auf einen Schlangengruss folgt kein Friedenskuss. Schlangenhaut. * Sie ist eine Schlangenhaut. Holl.: Zij is een slangenvel. (Harrebomee, II, 273a.) Schlangenherz. Ein schlangenhertz sol taubenaugen haben. - Franck, I, 55a; Lehmann, II, 131, 187; Simrock, 9065; Winckler, VI, 75. Schlangenkopf. Besser einen Schlangenkopf als einen Löwenschwanz. Vorsicht ist besser als Gewalt. Schlangenlicht. Zünde ein Schlangenlicht an, und es kommt die Schlange heran. (Lit.) Dieses Sprichwort findet seine Erklärung in dem Schlangendienste, der im heidnischen Litauen herrschte, (s. Zischen). Wenn eine alte Schlange starb, so sammelte man ihr Fett und goss Kerzen daraus. Ein solches, aus Schlangenfett gegossenes Licht, glaubte man, bewahre seinen Besitzer vor allem Uebel; denn sobald ihm ein Unglück drohe, genüge es, das Licht anzuzünden, worauf sofort alle Schlangen Litauens, ihren König an der Spitze, an den bezeichneten Ort zur Hülfe herbeieilten. Ausführliches vgl. Wurzbach I, 196. Ueber den Schlangencultus überhaupt vgl. Grimm, Myth., II, 650. Schlangenzunge. Schlangenzungen haben auch Gift für Heilige. - Sprichwörtergarten, 435. Die besten Menschen sind der Verleumdung am meisten ausgesetzt. Holl.: Slangen tongen is kwaad venijn, nog vindt men tongen, die erger zijn. (Harrebomee, II, 273a.) Schlank. *1 Er is so slank as 'n Sack mit Wuttels (auch: Winterwurtels)1. (Ostfries.) - Bueren, 602; Eichwald, 1632; Frommann, V, 523, 572; Kern, 1007; Hauskalender, III. 1) D. i. Wurzeln. *2 He is so slank as 'n Sack vull Lepels un Slefen. - Kern, 1117. Löffel und Kochlöffel. *3 Schlank wie 'ne Schnürpinne. - Frischbier2, 3331. Schlapp. 1 Was schlapp ist, mach' ich steif, sagte der Wurstmacher. Holl.: Ik maak slappe dingen stijf, zei Trui, en zij maakt beulingen. (Harrebomee, I, 136.) *2 Se is so slapp as 'n Ribbelappen. - Eichwald, 1585. Holl.: Het is zoo slap als een vaatdoek. (Harrebomee, II, 355a.) Schlappe. 1 Es ist besser sich vor einer schlapp fürsehen, als einem eine zufügen. - Lehmann, 916, 38. *2 Eine Schlappe bekommen. *3 Einem eine Schlappe beibringen. - Luther's Tischreden, 392a; Eiselein, 551. *4 Einen ein schlappen setzen. - Pauli, Schimpff, XXXIIIb. *5 Er hat eine tüchtige Schlappe davongetragen. - Körte, 5335a; Braun, I, 3891. *6 Sich selber eine Schlappe versetzen. Lat.: Ipse mihi asciam in crus impegi. (Binder II, 1564.) Schlappel. * Er hat eingetauscht auf ein Schlappl ein Kappl. - Blass, 9. Schlappenmensch. Des Schlappenmensch von Barmesenz, des laft noch iwig die derkisch Grenz. (Pfalz.) Bezieht sich auf den grossartigen Pantoffel- und Schuhhandel, der von der Stadt Pirmasenz nach allen Gegenden getrieben wird. (Vgl. Die Pfalz und Pfälzer in der Bavaria, ferner in der Europa, Leipzig 1867, Nr. 20, S. 612.) [Spaltenumbruch] 71 Wer Schlangen tödten will, muss nach dem Kopfe zielen. Dän.: Hvo ormen træder paa sterten, han vender hannen hovedet igien. (Prov. dan., 442.) 72 Wer Schlangen vertreiben will, muss nicht mit blossen Füssen gehen. Holl.: Men moet het serpent met eens anders handen uit de haag trekken. (Harrebomée, II, 265a.) 73 Wer von einer Schlangen ist gestochen, der förcht jeden Wurmb. – Lehmann, 229, 73. Der fürchtet sich auch vor einem Strick, sagen die Chinesen. (Cahier, 2297.) It.: Chi della serpe è punto, ha paura della lucertola. (Bohn I, 79.) 74 Wo die Schlange ihr Loch macht, da muss sie hineinschlüpfen. – Altmann V, 133. 75 Wo die Schlange mit dem Kopfe durch ist, fährt sie mit dem ganzen Leibe nach. – Luther's Tischr., 226a. Holl.: Waar de slang het hoofd kan inwringen, dar wringt zij het gansche lijf in. (Harrebomée, II, 273a.) 76 Zahme Schlangen haben auch Gift. *77 Da liegt die Schlange im Grase. Holl.: Daar is een otter in't bolwerk. – Daar schuilt eene slang onder het loof. (Harrebomée, II, 155a u. 272b.) Schwed.: Der ligger en snook i gräset. 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71 Wer Schlangen tödten will, muss nach dem Kopfe zielen.
Dän.: Hvo ormen træder paa sterten, han vender hannen hovedet igien. (Prov. dan., 442.)
72 Wer Schlangen vertreiben will, muss nicht mit blossen Füssen gehen.
Holl.: Men moet het serpent met eens anders handen uit de haag trekken. (Harrebomée, II, 265a.)
73 Wer von einer Schlangen ist gestochen, der förcht jeden Wurmb. – Lehmann, 229, 73.
Der fürchtet sich auch vor einem Strick, sagen die Chinesen. (Cahier, 2297.)
It.: Chi della serpe è punto, ha paura della lucertola. (Bohn I, 79.)
74 Wo die Schlange ihr Loch macht, da muss sie hineinschlüpfen. – Altmann V, 133.
75 Wo die Schlange mit dem Kopfe durch ist, fährt sie mit dem ganzen Leibe nach. – Luther's Tischr., 226a.
Holl.: Waar de slang het hoofd kan inwringen, dar wringt zij het gansche lijf in. (Harrebomée, II, 273a.)
76 Zahme Schlangen haben auch Gift.
*77 Da liegt die Schlange im Grase.
Holl.: Daar is een otter in't bolwerk. – Daar schuilt eene slang onder het loof. (Harrebomée, II, 155a u. 272b.)
Schwed.: Der ligger en snook i gräset. (Grubb, 152.)
*78 De kröggt de Slang det Ei weg, dat se nich e mal zischt. (Plibischken.)
*79 Der bekommt der Schlange die Eier fort, und wenn sie darauf sitzt. – Frischbier2, 3300.
*80 Der Schlange auf dem Schwanze stehen.
*81 Die Schlange am Schwanz fassen.
In der gefährlichsten Form.
Engl.: He holds the serpent by the tail. (Bohn I, 65.)
*82 Eine Schlange im Busen erziehen (nähren, wärmen). – Eiselein, 550; Braun, I, 3889.
Einen Bösen, Undankbaren erziehen, ihm Gutes thun, oder am vertrautesten Freunde einen gefährlichen Feind haben.
Böhm.: Nehřej hada za ňadry. (Čelakovsky, 50.)
Dän.: Som føder ormen i barmen. (Prov. dan., 443.)
Frz.: Nourrir un serpent (une vipére) dans son sein. (Kritzinger, 642a.)
Lat.: Alere luporum catulos. (Erasm., 473 u. 606; Philippi, I, 17; Seybold, 17; Binder I, 33; II, 112; Faselius, 9; Wiegand, 48.) – Colubrum in sinu fovere. (Philippi, I, 86.) – Hirundines sub eodem tecto ne habeas. (Philippi, I, 77.)
*83 Eine Schlange unter Blumen.
Frz.: C'est un serpent caché sous les fleurs. (Kritzinger, 646b.)
*84 Eine verhungerte Schlange im Busen wärmen. – Eiselein, 550.
Lat.: Serpentem in sinu fovere. (Eiselein, I, 550.)
*85 Einer Schlange das Gift nehmen. – Henisch, 1619, 64.
*86 Einer Schlange Füsse machen (wollen).
Ueberflüssigkeit der Beweise in einer Rede, wenn der Gegenstand erschöpft ist.
Holl.: Hij zet pooten aan eene slang. (Harrebomée, II, 273a.)
*87 Er ist eine wahre Schlange.
Holl.: Het is een regte otter. (Harrebomée, II, 155a.)
*88 Er ist gewiss einmal von einer Schlange gebissen worden, weil er sich vor jedem Wurme fürchtet. – Sailer, 298.
*89 Er will die Schlange mit fremden Händen aus der Höhle ziehen.
Holl.: Hij wil de slang uit het hol trekken met eens anders handen. (Harrebomée, II, 272b.)
*90 Er zeucht ein Schlang im Busen auff. – Eyering, II, 439.
„Ihme selbst eine Schlange im Busen erziehen.“ (Mathesy, 109b.)
Holl.: Hij broedt (koestert, voedt) eene slang in zijnen boezem, die hem het hart zal afsteken. (Harrebomée, II, 272b.)
Lat.: Viperam in sinu alit. (Binder II, 3553; Novarin, 387.) – Viperam sub ala nutricat. (Binder II, 3553.)
*91 Sie ist von einer Schlange gestochen worden.
Um in verhüllender Form Schwangerschaft zu bezeichnen.
Engl.: She has been thung by a serpent. (Bohn II, 59.)
It.: E stata beccata da una serpe.
Schlangenblut.
Aus Schlangenblut wächst Schlangenbrut.
Schlangengift.
Auch Schlangengift kann zu Arznei werden.
Dän.: Udaf de giftige slanger kand bereedes en god preservativ. (Prov. dan., 511.)
Holl.: Kunnen wij de slang niet uit de wereld weren, laat ons van har venijn remedien maken. (Harrebomée, II, 273a.)
Schlangengruss.
Auf einen Schlangengruss folgt kein Friedenskuss.
Schlangenhaut.
* Sie ist eine Schlangenhaut.
Holl.: Zij is een slangenvel. (Harrebomée, II, 273a.)
Schlangenherz.
Ein schlangenhertz sol taubenaugen haben. – Franck, I, 55a; Lehmann, II, 131, 187; Simrock, 9065; Winckler, VI, 75.
Schlangenkopf.
Besser einen Schlangenkopf als einen Löwenschwanz.
Vorsicht ist besser als Gewalt.
Schlangenlicht.
Zünde ein Schlangenlicht an, und es kommt die Schlange heran. (Lit.)
Dieses Sprichwort findet seine Erklärung in dem Schlangendienste, der im heidnischen Litauen herrschte, (s. Zischen). Wenn eine alte Schlange starb, so sammelte man ihr Fett und goss Kerzen daraus. Ein solches, aus Schlangenfett gegossenes Licht, glaubte man, bewahre seinen Besitzer vor allem Uebel; denn sobald ihm ein Unglück drohe, genüge es, das Licht anzuzünden, worauf sofort alle Schlangen Litauens, ihren König an der Spitze, an den bezeichneten Ort zur Hülfe herbeieilten. Ausführliches vgl. Wurzbach I, 196. Ueber den Schlangencultus überhaupt vgl. Grimm, Myth., II, 650.
Schlangenzunge.
Schlangenzungen haben auch Gift für Heilige. – Sprichwörtergarten, 435.
Die besten Menschen sind der Verleumdung am meisten ausgesetzt.
Holl.: Slangen tongen is kwaad venijn, nog vindt men tongen, die erger zijn. (Harrebomée, II, 273a.)
Schlank.
*1 Er is sô slank as 'n Sack mit Wuttels (auch: Winterwurtels)1. (Ostfries.) – Bueren, 602; Eichwald, 1632; Frommann, V, 523, 572; Kern, 1007; Hauskalender, III.
1) D. i. Wurzeln.
*2 He is so slank as 'n Sack vull Lepels un Slefen. – Kern, 1117.
Löffel und Kochlöffel.
*3 Schlank wie 'ne Schnürpinne. – Frischbier2, 3331.
Schlapp.
1 Was schlapp ist, mach' ich steif, sagte der Wurstmacher.
Holl.: Ik maak slappe dingen stijf, zei Trui, en zij maakt beulingen. (Harrebomée, I, 136.)
*2 Se is so slapp as 'n Ribbelappen. – Eichwald, 1585.
Holl.: Het is zoo slap als een vaatdoek. (Harrebomée, II, 355a.)
Schlappe.
1 Es ist besser sich vor einer schlapp fürsehen, als einem eine zufügen. – Lehmann, 916, 38.
*2 Eine Schlappe bekommen.
*3 Einem eine Schlappe beibringen. – Luther's Tischreden, 392a; Eiselein, 551.
*4 Einen ein schlappen setzen. – Pauli, Schimpff, XXXIIIb.
*5 Er hat eine tüchtige Schlappe davongetragen. – Körte, 5335a; Braun, I, 3891.
*6 Sich selber eine Schlappe versetzen.
Lat.: Ipse mihi asciam in crus impegi. (Binder II, 1564.)
Schlappel.
* Er hat eingetauscht auf ein Schlappl ein Kappl. – Blass, 9.
Schlappenmensch.
Des Schlappenmensch von Barmesenz, des laft noch iwig die derkisch Grenz. (Pfalz.)
Bezieht sich auf den grossartigen Pantoffel- und Schuhhandel, der von der Stadt Pirmasenz nach allen Gegenden getrieben wird. (Vgl. Die Pfalz und Pfälzer in der Bavaria, ferner in der Europa, Leipzig 1867, Nr. 20, S. 612.)
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