Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 20 Man muss keine Schlösser in die Luft bauen. - Hollenberg, I, 83; II, 42. Wenn man aber sonst keinen Grundbesitz hat? 21 Man müsste viel Schlösser haben, wenn man allen (bösen) Menschen den Mund zuschliessen wollte. - Gaal, 1144; Simrock, 9091b; Müller, 51, 6. Ung.: Nem lehet minden embernek a' szajat bedugni. (Gaal, 1144.) 22 Mancher baut Schlösser in die Luft, der keine Hütte auf dem Lande bauen könnte. - Simrock, 9092; Körte, 5351. Im Plattdeutschen: Mäncher but Schlösser in der Luft, di ken Scheithaus up'n Lann' bu'n künn. (Schlingmann, 1236.) 23 Nicht jedes Schloss ist eine Königsburg. Aehnlich die Russen Altmann V, 87. 24 Schloss, Brücken, Kirchen, Berg und Brunnen, der König, Weiber, Wolle gespunnen, haben England das Lob der Schönheit gewunnen. - Deutsche Romanzeitung, III, 47, 867; Hesekiel, 51. 25 Schloss und Hütte ziert nichts als gute Sitte. 26 Schloss und Schlüssel macht man nicht für treue Finger. - Eiselein, 552; Simrock, 9091. 27 Schlösser, wu jeder Schlüssel nei passt, brett a jeder uf. (Oberlausitz.) Jeder bringt dergleichen Schlösser auf. 28 Was nützt ein grosses Schloss, wenn der Hunger darin wohnt. (Wend. Lausitz.) 29 Was nützt mir das Schloss, wenn ich den Schlüssel nicht habe. - Altmann VI, 415. 30 Was soll ein Schloss dem armen Mann, der in einem Hüttlein wohnen kann. - Chaos, 380; Zinkgref, IV, 355. 31 Wenn das Schloss erbrochen ist, so springt die Thür selbst auff. - Lehmann, 431, 8. "Wenn durch fullerey die gesundheit zerstört ist, so brechen krankheiten mit hauffen aus." Frz.: Chateau pris, ville rendue. (Cahier, 316.) 32 Wenn die Schlösser stürzen, gibt's viel Staub. Aehnlich russisch Altmann V, 103. 33 Wenn man im prager Schloss die grosse Glocke läutet, so hört es der Bauer eine Stunde. - Parömiakon, 198. Die Macht des Beispiels von oben. 34 Wo sind drei Schlösser auf einem Berg? Und wo ein Dorf im Graben? Und wo die Brücke höher als der Thurm? Bezieht sich auf Meissen, wo das Schloss ein dreifaches ist, wo sich im Stadtgraben ein kleines Dorf hinzieht und die Schloss-(nicht die grosse Elb-)brücke höher als der Thurm der Stadtkirche liegt. 35 Zu jedem Schloss gibt's einen Schlüssel. *36 Ein Schloss ans Maul legen. - Schuppius, Schriften, I, 795; Eiselein, 552. *37 Ein Schloss auf einen bauen. - Grimmelshausen, Vogelnest, II. Wie man jetzt sagt: Häuser. Grosses Vertrauen auf ihn setzen. *38 Ein Schloss aufs Eis bauen. Holl.: Kasteelen op het ijs bouwen. (Harrebomee, I, 384b.) *39 Ein schloss in die lufft bawen. - Franck, I, 147b; Eyering, II, 172; Egenolff, 377b; Schottel, 1121a. *40 Er hat ein Schloss vor dem Munde. Frz.: Il a la langue liee. *41 Er hat kein Schloss vor seinem Munde. Holl.: Hij heeft geen slot in den mond. (Harrebomee, II, 276a.) *42 Er will Schlösser in die Luft bauen und hat auf Erden kein Haus. In Bedburg: Hä baut Schlösser en de Luet. *43 Es ist ein Schloss an einem zerstörten Hause. Wer sich unnöthige Sorge um Dinge macht, die der Erhaltung nicht werth sind. *44 Etwas unter sieben Schlössern haben. *45 Für men1 liegt og ke Schloss. - Robinson, 743; Gomolcke, 396. 1) Meinem Munde. *46 Hinter Schloss und Riegel. D. b. gefangen. Ueber die Gefängnisse des Mittelalters vgl. Steger in der Europa, Leipzig 1871, Nr. 16, S. 497; G. L. Kriegk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, Frankfurt a. M. 1868. [Spaltenumbruch] *47 Man darf keine Schlösser auf ihn bauen. *48 Man dörfft keins schloss, wann iederman wer wie er. - Franck, II, 20b. Ohne erklärenden Zusatz wird wol jeder diese Redensart dahin verstehen, dass man damit einen ehrlichen Menschen bezeichnen wolle; wenn man aber die Gesellschaft betrachtet, in der sie sich bei Franck a. a. O. findet, so musste sie damals in entgegengesetzter Bedeutung angewandt worden sein. Sie steht dort neben folgenden drei Redensarten: Er lugt, das niemand nicht hinein trag. Es trüg einer bei tag herauss, was er bedörfft. Wann er thür zuthut, so ist's hauss vbel verwart; mit denen sie den Sinn der lateinisch-griechischen: Lydus ostium claudit, verdeutschen soll. Diese aber wird wol nur von diebischen Leuten verstanden, weil die Lydier in dem Rufe standen, nie von einem Orte wegzugehen, ohne etwas mitzunehmen, wenn auch Erasmus (214) die Redensart: Ein Lydier verschliesst die Thür, lieber auf solche angewandt wissen will, welche sich ihrer Ausschweifungen wegen verbergen. *49 Man hat ihm ein silbern (gülden) Schloss vors Maul gelegt. - Sailer, 299. *50 Man muss ihm ein Schloss vor den Mund legen. Holl.: Men zou hem een slot op den mond gooijen. (Harrebomee II, 276a.) *51 Schloss und Schlüssel. Von den durch C. Schulz in Herrig's Archiv (I, 85-89) gesammelten anreimenden Redensarten (s. Sammt 11) füge ich hier als Fortsetzung folgende bei: Sand und See, Sang und Spiel, mit mir ist Spiel und Sang vorbei. Schach mit Schande büssen. Schaden und Scham. Ane schad und ane scham. Schade und Schande. Schad, Sünd und Schand. Schande, Schwachheit und Schad. Schade und Schelunge (Zwietracht). Schade und Schimpf. Schaden und schimperture (Schimpf). Schade und Schmerz. Schade und Schuld. Die schulde zu den schaden han. Schade und Spott. Spot und schaden leiden. Schade und sünde. Sünde und schade. Schaf und schinder. Das ist schaf wie schinder (bleibt sich gleich), ob schinden oder geschunden werden. Schäfer und Schinder, schall und schellen, schall und scherz, in schimpf und in schallen, schall und schirm. Schall und schirm schenken (= beim Jagen geben), Weidmannsformel in einem Weidspruch. Schall und Schrei, mit schreien und schalle (Weidspruch). Stimme und schall, schiff und schalten (= Ruderstange) sal man bereiten. Scham und schande, scham und sünde, scharmützel und schumpfentiure, scharmützel, sturm und schumpenteure, scharwerk und scharwache (thun müssen), schande und schimpf, schande und schmach, schmachheit und schande, schande und spott. Schmach und schäntlich wort, schande und sunde, schatzung und schuld, ein schelm und ein schülle (= furchtsamer Mensch, Feigling), scherz und schimpf, spot und scherz, schiff und schirr (= Ackergebäude und Ackergeräthe), schiff oder schiuhaut (holländisch schuyte), schiffern und spitzen (= splittern), schild und schirm, schild und schwert, schild und sper, schild und spiess, schildknecht und schütze, auz schilfe und auz schoube (= Stroh), schimpf und spott, schinder und schnacken (so nannte das schweizer Landvolk die unter dem Dauphin Louis XI. gegen Basel ziehenden Armagnaken, Grimm, III, 786), schinken und schullern (eine ganze Speckseite; schlechtgewählte Tafelgerichte; ein Grobian, der Arme und Beine auf Tisch und Bänke hinstreckt). Schippen und spaten, schirm und schur, schirm und schutz, schützer, schirmer und märker, schlag und stich, schlag und stock, schlag und stoss, mit slegen und strichen, schlimm und schlemm, schloss und schlüssel, schloss und schrein, schloss und stadt, schmach und schmerz, schmach und spott, in sommer und in sne, snippensnapp (mit dem Holzschu machen, Narrenschiff), mit schrammen und mit schroten, schuler und ouch schotten (= Schüller und Mönche), schrank und schritt (Weidmannsausdruck für das verschränkte und ausgespreizte Abstehen der rechten und linken Fährte für den Schritt des Hirsches), schuld und sunde, schuss und stich, schwaere und sorge, schwaere und spott, schwank und stich, swarte und swil, sweiz und swin, swert und segen, schwert und speer, schwert und spiess, schwert und stange, stole und swert (= Priesterstola und Ritter), seele und seligkeit, seele und sinne, seil und segel, sig und sigenunft (tautologisch = sieg), sinn und sitte, weder sinn noch stimme. Für alle diese Redensarten sind von C. Schulz a. a. O. nicht nur mit ausserordentlicher Sorgfalt reiche Quellen, sondern auch viele Belegstellen angegeben. Die Fortführung der hier abgebrochenen Zusammenstellung wird einer folgenden Redensart beigefügt werden. *52 Schloss vor den Mund! Aufforderung zur Verschwiegenheit. Frz.: Bouche close, bouche cousue. *53 Schlösser in die Luft bauen. - Körte, 5350; Eiselein, 552; Sutor, 421. Unausführbare Dinge hoffen und ausführen wollen. Dän.: At bygge slotte i luften. (Prov. dan. 397.) Frz.: Batir des chateaux en Espagne. (Kritzinger, 60b.) Holl.: Kasteelen in de lucht bouwen. (Bohn I, 330; Harrebomee, I, 384a.)
[Spaltenumbruch] 20 Man muss keine Schlösser in die Luft bauen. – Hollenberg, I, 83; II, 42. Wenn man aber sonst keinen Grundbesitz hat? 21 Man müsste viel Schlösser haben, wenn man allen (bösen) Menschen den Mund zuschliessen wollte. – Gaal, 1144; Simrock, 9091b; Müller, 51, 6. Ung.: Nem lehet minden embernek a' száját bedugni. (Gaal, 1144.) 22 Mancher baut Schlösser in die Luft, der keine Hütte auf dem Lande bauen könnte. – Simrock, 9092; Körte, 5351. Im Plattdeutschen: Mäncher but Schlösser in der Luft, di kên Schîthûs up'n Lann' bu'n künn. (Schlingmann, 1236.) 23 Nicht jedes Schloss ist eine Königsburg. 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(Harrebomée, I, 384b.) *39 Ein schloss in die lufft bawen. – Franck, I, 147b; Eyering, II, 172; Egenolff, 377b; Schottel, 1121a. *40 Er hat ein Schloss vor dem Munde. Frz.: Il a la langue liée. *41 Er hat kein Schloss vor seinem Munde. Holl.: Hij heeft geen slot in den mond. (Harrebomée, II, 276a.) *42 Er will Schlösser in die Luft bauen und hat auf Erden kein Haus. In Bedburg: Hä baut Schlösser en de Luet. *43 Es ist ein Schloss an einem zerstörten Hause. Wer sich unnöthige Sorge um Dinge macht, die der Erhaltung nicht werth sind. *44 Etwas unter sieben Schlössern haben. *45 Für men1 liegt og kê Schloss. – Robinson, 743; Gomolcke, 396. 1) Meinem Munde. *46 Hinter Schloss und Riegel. D. b. gefangen. Ueber die Gefängnisse des Mittelalters vgl. Steger in der Europa, Leipzig 1871, Nr. 16, S. 497; G. L. Kriegk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, Frankfurt a. M. 1868. [Spaltenumbruch] *47 Man darf keine Schlösser auf ihn bauen. *48 Man dörfft keins schloss, wann iederman wer wie er. – Franck, II, 20b. Ohne erklärenden Zusatz wird wol jeder diese Redensart dahin verstehen, dass man damit einen ehrlichen Menschen bezeichnen wolle; wenn man aber die Gesellschaft betrachtet, in der sie sich bei Franck a. a. O. findet, so musste sie damals in entgegengesetzter Bedeutung angewandt worden sein. Sie steht dort neben folgenden drei Redensarten: Er lugt, das niemand nicht hinein trag. Es trüg einer bei tag herauss, was er bedörfft. Wann er thür zuthut, so ist's hauss vbel verwart; mit denen sie den Sinn der lateinisch-griechischen: Lydus ostium claudit, verdeutschen soll. 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Für alle diese Redensarten sind von C. Schulz a. a. O. nicht nur mit ausserordentlicher Sorgfalt reiche Quellen, sondern auch viele Belegstellen angegeben. Die Fortführung der hier abgebrochenen Zusammenstellung wird einer folgenden Redensart beigefügt werden. *52 Schloss vor den Mund! Aufforderung zur Verschwiegenheit. Frz.: Bouche close, bouche cousue. *53 Schlösser in die Luft bauen. – Körte, 5350; Eiselein, 552; Sutor, 421. Unausführbare Dinge hoffen und ausführen wollen. Dän.: At bygge slotte i luften. (Prov. dan. 397.) Frz.: Bâtir des chateaux en Espagne. (Kritzinger, 60b.) Holl.: Kasteelen in de lucht bouwen. (Bohn I, 330; Harrebomée, I, 384a.)
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Schmach und schäntlich wort, schande und sunde, schatzung und schuld, ein schelm und ein schülle (= furchtsamer Mensch, Feigling), scherz und schimpf, spot und scherz, schiff und schirr (= Ackergebäude und Ackergeräthe), schiff oder schiuhût (holländisch schuyte), schiffern und spitzen (= splittern), schild und schirm, schild und schwert, schild und spêr, schild und spiess, schildknecht und schütze, ûz schilfe und ûz schoube (= Stroh), schimpf und spott, schinder und schnacken (so nannte das schweizer Landvolk die unter dem Dauphin Louis XI. gegen Basel ziehenden Armagnaken, <hi rendition="#i">Grimm, III, 786</hi>), schinken und schullern (eine ganze Speckseite; schlechtgewählte Tafelgerichte; ein Grobian, der Arme und Beine auf Tisch und Bänke hinstreckt). Schippen und spaten, schirm und schur, schirm und schutz, schützer, schirmer und märker, schlag und stich, schlag und stock, schlag und stoss, mit slegen und strichen, schlimm und schlemm, schloss und schlüssel, schloss und schrein, schloss und stadt, schmach und schmerz, schmach und spott, in sommer und in snê, snippensnapp (mit dem Holzschu machen, <hi rendition="#i">Narrenschiff</hi>), mit schrammen und mit schroten, schuler und ouch schotten (= Schüller und Mönche), schrank und schritt (Weidmannsausdruck für das verschränkte und ausgespreizte Abstehen der rechten und linken Fährte für den Schritt des Hirsches), schuld und sunde, schuss und stich, schwaere und sorge, schwaere und spott, schwank und stich, swarte und swil, sweiz und swin, swert und segen, schwert und speer, schwert und spiess, schwert und stange, stole und swert (= Priesterstola und Ritter), seele und seligkeit, seele und sinne, seil und segel, sig und sigenunft (tautologisch = sieg), sinn und sitte, weder sinn noch stimme. Für alle diese Redensarten sind von <hi rendition="#i">C. Schulz</hi> a. a. O. nicht nur mit ausserordentlicher Sorgfalt reiche Quellen, sondern auch viele Belegstellen angegeben. Die Fortführung der hier abgebrochenen Zusammenstellung wird einer folgenden Redensart beigefügt werden.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*52 Schloss vor den Mund!</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Aufforderung zur Verschwiegenheit.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Bouche close, bouche cousue.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*53 Schlösser in die Luft bauen.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 5350; Eiselein, 552; Sutor, 421.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Unausführbare Dinge hoffen und ausführen wollen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: At bygge slotte i luften. (<hi rendition="#i">Prov. dan. 397.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Bâtir des chateaux en Espagne. 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20 Man muss keine Schlösser in die Luft bauen. – Hollenberg, I, 83; II, 42.
Wenn man aber sonst keinen Grundbesitz hat?
21 Man müsste viel Schlösser haben, wenn man allen (bösen) Menschen den Mund zuschliessen wollte. – Gaal, 1144; Simrock, 9091b; Müller, 51, 6.
Ung.: Nem lehet minden embernek a' száját bedugni. (Gaal, 1144.)
22 Mancher baut Schlösser in die Luft, der keine Hütte auf dem Lande bauen könnte. – Simrock, 9092; Körte, 5351.
Im Plattdeutschen: Mäncher but Schlösser in der Luft, di kên Schîthûs up'n Lann' bu'n künn. (Schlingmann, 1236.)
23 Nicht jedes Schloss ist eine Königsburg.
Aehnlich die Russen Altmann V, 87.
24 Schloss, Brücken, Kirchen, Berg und Brunnen, der König, Weiber, Wolle gespunnen, haben England das Lob der Schönheit gewunnen. – Deutsche Romanzeitung, III, 47, 867; Hesekiel, 51.
25 Schloss und Hütte ziert nichts als gute Sitte.
26 Schloss und Schlüssel macht man nicht für treue Finger. – Eiselein, 552; Simrock, 9091.
27 Schlösser, wu jeder Schlüssel nei passt, brett a jeder uf. (Oberlausitz.)
Jeder bringt dergleichen Schlösser auf.
28 Was nützt ein grosses Schloss, wenn der Hunger darin wohnt. (Wend. Lausitz.)
29 Was nützt mir das Schloss, wenn ich den Schlüssel nicht habe. – Altmann VI, 415.
30 Was soll ein Schloss dem armen Mann, der in einem Hüttlein wohnen kann. – Chaos, 380; Zinkgref, IV, 355.
31 Wenn das Schloss erbrochen ist, so springt die Thür selbst auff. – Lehmann, 431, 8.
„Wenn durch fullerey die gesundheit zerstört ist, so brechen krankheiten mit hauffen aus.“
Frz.: Château pris, ville rendue. (Cahier, 316.)
32 Wenn die Schlösser stürzen, gibt's viel Staub.
Aehnlich russisch Altmann V, 103.
33 Wenn man im prager Schloss die grosse Glocke läutet, so hört es der Bauer eine Stunde. – Parömiakon, 198.
Die Macht des Beispiels von oben.
34 Wo sind drei Schlösser auf einem Berg? Und wo ein Dorf im Graben? Und wo die Brücke höher als der Thurm?
Bezieht sich auf Meissen, wo das Schloss ein dreifaches ist, wo sich im Stadtgraben ein kleines Dorf hinzieht und die Schloss-(nicht die grosse Elb-)brücke höher als der Thurm der Stadtkirche liegt.
35 Zu jedem Schloss gibt's einen Schlüssel.
*36 Ein Schloss ans Maul legen. – Schuppius, Schriften, I, 795; Eiselein, 552.
*37 Ein Schloss auf einen bauen. – Grimmelshausen, Vogelnest, II.
Wie man jetzt sagt: Häuser. Grosses Vertrauen auf ihn setzen.
*38 Ein Schloss aufs Eis bauen.
Holl.: Kasteelen op het ijs bouwen. (Harrebomée, I, 384b.)
*39 Ein schloss in die lufft bawen. – Franck, I, 147b; Eyering, II, 172; Egenolff, 377b; Schottel, 1121a.
*40 Er hat ein Schloss vor dem Munde.
Frz.: Il a la langue liée.
*41 Er hat kein Schloss vor seinem Munde.
Holl.: Hij heeft geen slot in den mond. (Harrebomée, II, 276a.)
*42 Er will Schlösser in die Luft bauen und hat auf Erden kein Haus.
In Bedburg: Hä baut Schlösser en de Luet.
*43 Es ist ein Schloss an einem zerstörten Hause.
Wer sich unnöthige Sorge um Dinge macht, die der Erhaltung nicht werth sind.
*44 Etwas unter sieben Schlössern haben.
*45 Für men1 liegt og kê Schloss. – Robinson, 743; Gomolcke, 396.
1) Meinem Munde.
*46 Hinter Schloss und Riegel.
D. b. gefangen. Ueber die Gefängnisse des Mittelalters vgl. Steger in der Europa, Leipzig 1871, Nr. 16, S. 497; G. L. Kriegk, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter, Frankfurt a. M. 1868.
*47 Man darf keine Schlösser auf ihn bauen.
*48 Man dörfft keins schloss, wann iederman wer wie er. – Franck, II, 20b.
Ohne erklärenden Zusatz wird wol jeder diese Redensart dahin verstehen, dass man damit einen ehrlichen Menschen bezeichnen wolle; wenn man aber die Gesellschaft betrachtet, in der sie sich bei Franck a. a. O. findet, so musste sie damals in entgegengesetzter Bedeutung angewandt worden sein. Sie steht dort neben folgenden drei Redensarten: Er lugt, das niemand nicht hinein trag. Es trüg einer bei tag herauss, was er bedörfft. Wann er thür zuthut, so ist's hauss vbel verwart; mit denen sie den Sinn der lateinisch-griechischen: Lydus ostium claudit, verdeutschen soll. Diese aber wird wol nur von diebischen Leuten verstanden, weil die Lydier in dem Rufe standen, nie von einem Orte wegzugehen, ohne etwas mitzunehmen, wenn auch Erasmus (214) die Redensart: Ein Lydier verschliesst die Thür, lieber auf solche angewandt wissen will, welche sich ihrer Ausschweifungen wegen verbergen.
*49 Man hat ihm ein silbern (gülden) Schloss vors Maul gelegt. – Sailer, 299.
*50 Man muss ihm ein Schloss vor den Mund legen.
Holl.: Men zou hem een slot op den mond gooijen. (Harrebomée II, 276a.)
*51 Schloss und Schlüssel.
Von den durch C. Schulz in Herrig's Archiv (I, 85-89) gesammelten anreimenden Redensarten (s. Sammt 11) füge ich hier als Fortsetzung folgende bei: Sand und See, Sang und Spiel, mit mir ist Spiel und Sang vorbei. Schach mit Schande büssen. Schaden und Scham. Âne schad und âne scham. Schade und Schande. Schad, Sünd und Schand. Schande, Schwachheit und Schad. Schade und Schelunge (Zwietracht). Schade und Schimpf. Schaden und schimperture (Schimpf). Schade und Schmerz. Schade und Schuld. Die schulde zu den schaden hân. Schade und Spott. Spot und schaden leiden. Schade und sünde. Sünde und schade. Schaf und schinder. Das ist schaf wie schinder (bleibt sich gleich), ob schinden oder geschunden werden. Schäfer und Schinder, schall und schellen, schall und scherz, in schimpf und in schallen, schall und schirm. Schall und schirm schenken (= beim Jagen geben), Weidmannsformel in einem Weidspruch. Schall und Schrei, mit schreien und schalle (Weidspruch). Stimme und schall, schiff und schalten (= Ruderstange) sal man bereiten. Scham und schande, scham und sünde, scharmützel und schumpfentiure, scharmützel, sturm und schumpenteure, scharwerk und scharwache (thun müssen), schande und schimpf, schande und schmach, schmachheit und schande, schande und spott. Schmach und schäntlich wort, schande und sunde, schatzung und schuld, ein schelm und ein schülle (= furchtsamer Mensch, Feigling), scherz und schimpf, spot und scherz, schiff und schirr (= Ackergebäude und Ackergeräthe), schiff oder schiuhût (holländisch schuyte), schiffern und spitzen (= splittern), schild und schirm, schild und schwert, schild und spêr, schild und spiess, schildknecht und schütze, ûz schilfe und ûz schoube (= Stroh), schimpf und spott, schinder und schnacken (so nannte das schweizer Landvolk die unter dem Dauphin Louis XI. gegen Basel ziehenden Armagnaken, Grimm, III, 786), schinken und schullern (eine ganze Speckseite; schlechtgewählte Tafelgerichte; ein Grobian, der Arme und Beine auf Tisch und Bänke hinstreckt). Schippen und spaten, schirm und schur, schirm und schutz, schützer, schirmer und märker, schlag und stich, schlag und stock, schlag und stoss, mit slegen und strichen, schlimm und schlemm, schloss und schlüssel, schloss und schrein, schloss und stadt, schmach und schmerz, schmach und spott, in sommer und in snê, snippensnapp (mit dem Holzschu machen, Narrenschiff), mit schrammen und mit schroten, schuler und ouch schotten (= Schüller und Mönche), schrank und schritt (Weidmannsausdruck für das verschränkte und ausgespreizte Abstehen der rechten und linken Fährte für den Schritt des Hirsches), schuld und sunde, schuss und stich, schwaere und sorge, schwaere und spott, schwank und stich, swarte und swil, sweiz und swin, swert und segen, schwert und speer, schwert und spiess, schwert und stange, stole und swert (= Priesterstola und Ritter), seele und seligkeit, seele und sinne, seil und segel, sig und sigenunft (tautologisch = sieg), sinn und sitte, weder sinn noch stimme. Für alle diese Redensarten sind von C. Schulz a. a. O. nicht nur mit ausserordentlicher Sorgfalt reiche Quellen, sondern auch viele Belegstellen angegeben. Die Fortführung der hier abgebrochenen Zusammenstellung wird einer folgenden Redensart beigefügt werden.
*52 Schloss vor den Mund!
Aufforderung zur Verschwiegenheit.
Frz.: Bouche close, bouche cousue.
*53 Schlösser in die Luft bauen. – Körte, 5350; Eiselein, 552; Sutor, 421.
Unausführbare Dinge hoffen und ausführen wollen.
Dän.: At bygge slotte i luften. (Prov. dan. 397.)
Frz.: Bâtir des chateaux en Espagne. (Kritzinger, 60b.)
Holl.: Kasteelen in de lucht bouwen. (Bohn I, 330; Harrebomée, I, 384a.)
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