Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Säuberlich. 1 Süberli hiete, süberli tränke und süberli fahre werde dem Karrer viel Kummer und Sorgen erspare. (Luzern.) 2 Thve seuberlich, so nympt man dich. - Hofmann, 35, 115. Säubern. Man säubert das Getreide mit dem Winde, die Laster mit dem Henker. Saubohne. 1 Luege d' Säubohne übere Hag use, se luegt d'r Hunger drüber ie. (Aargau.) - Schweiz, II, 144, 14. 2 Man isst wol Saubohnen, wenn man keine Zuckererbsen hat. Die Russen: Man isst auch wol die Saubohnen, wenn die türkischen Bohnen fehlen. (Altmann V, 126.) Saubürste. * Er ist kei Sübürste wärth. - Sutermeister, 83. Sauce. 1 Es gibt keine bessere Sauce als Hunger. Frz.: Il n'y a sauce que d'appetit. (Bohn I, 26.) 2 Gute Sauce erhöht den Appetit. Aber sie ersetzt ihn nicht, macht auch aus Sohlenleder keinen guten Braten. Der Tatarenkhan Krim-Girai äusserte zwar bei Tische gegen den französischen Gesandten, "dass das Geheimniss der Civilisation in der Sauce liege, aber er fügt bedeutsam hinzu, dass es besser sei mit dem tatarischen Schwerte, als mit französischer Sauce zu fechten." (Th. Mundt, Krim-Girai, Berlin 1855, S. 163.) "Ein Koch Ludwig's XIV. soll aber behauptet haben, er könne sogar einen ledernen Handschuh in selbsterfundener Sauce so schmackhaft zubereiten, dass alle Gutschmecker nach diesem Gerichte den Mund lecken müssten." (Welt und Zeit, V, 73.) 3 Sauce für mich ist Sauce für dich. 4 Wenn das Sauce ist, sagte der Schiffskapitän zum Kellner, so bin ich bisher in nichts als Sauce gefahren. 5 Wenn die Sauce zu süss ist, dauert sie nicht lange (ist sie bald ausgetunkt). Böhm.: Prilis sladka omacka brzo se vymaci (Celakovsky, 242.) Wend.: Dyz je juska jara slodka, da so rady borzy wutunka. (Celakovsky, 342.) 6 Wer jede Sauce kosten will, wird sich oft das Maul verbrennen. Dän.: Hvo der vil smage alle saad, braender tit sin mund. (Prov. dan., 483.) *7 Das haasst mer: e sauere Sauce um e Backstein mache. - Tendlau, 923. In Bezug auf die vergeblichen Versuche, veraltete und abgestorbene Gebräuche durch Modernisirung wieder auffrischen zu wollen. *8 Das ist keine Sauce für jedes Maul. Holl.: Dat is geene saus voor ieders mond. (Harrebomee, II, 236.) *9 Die Sauce ist angebrannt. *10 Die Sauce ist besser als der Fisch. Holl.: De saus is beter dan de visch. (Harrebomee, II, 236a.) 11 Die Sauce macht die Fische gut. Frz.: La sauce fait manger le poisson. (Cahier, 1602.) *12 Er macht die Sauce jedem nach dem Munde. Holl.: Hij kookt hem de saus naar den mond. (Harrebomee, II, 236a.) *13 Er macht eine lange Sauce drum herum. (Nürtingen.) *14 Es ist immer dieselbe Sauce. In Nordamerika: Dieselbe alte Schüssel mit Hash. Als Caleb Cushing von der Ernennung Seymour's und Blair's zu Präsidentschaftscandidaten hörte, sagte er: "Ich hatte gehofft, die Demokraten würden diesmal eine neue Mahlzeit auftischen, aber sie haben dieselbe alte Schüssel mit >Hash< präsentirt." (Wächter am Erie, Cleveland vom 16. Juli 1868.) Saudreck. 1 Ich schiss eh voll Säwtreck, so fräss sie kein Jude. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 379. *2 Den söllet' mer uf'n Säudrak balz'n (pfropfen). (Franken.) - Frommann, VI, 323, 328. Er ist ein erbärmlicher Wicht. Sauer (Name). Sauer lat sön. (Danzig.) Sauer soll ein streitsüchtiger Schneider gewesen sein. Sauer. 1 Einer lests jm offt sauer wern, der ander thut es alls verzern. - Eyering, II, 53. 2 Einer will Sauer, der andere Süss, der eine Haupt, der andere Füss'. - Eiselein, 541. 3 Es wird keinem nichts, er muss es jhm lassen sawer werden. - Petri, II, 305. 4 Ich ess' nicht gern sauer, ich ess' nicht gern süss, ich mag auch keinen Bauer, denn der hat schwarze Füss'; 'nen Edelmann, den krieg' ich nicht, das weiss ich ganz gewiss; drum nehm' ich mir 'nen Bauersmann und wasch' ihm seine Füss'. (Pommern.) 5 Ich mag sie nicht, sie sind sauer, sprach der Fuchs, der gern Birnen gefressen hätte, der Baum ihm aber zu hoch war. - Schuppius, Tract. 6 Man muss es sich sauer werden lassen, ehe man unter die Haube kommt (oder: eine Frau wird). (Göttingen.) 7 Sauer bleibt sauer. 8 Sauer macht Appetit. - Schlesw.-holst. Jahrb., IV, 120. Aus einer im Jahre 1700 angefangenen Handschrift der Marienbibliothek zu Rendsburg. 9 Sauer macht lustig. - Simrock, 8754; Braun, I, 3739. Nämlich sauere Speisen. "Er ass stets sauere Gurken wobei er die Redensart im Munde führte: Sauer macht lustig." (Grenzboten, Leipzig 1871, Nr. 1, S. 20.) 10 Sauer macht lustig, lustig macht beutelleer, beutelleer macht kopfschwer. 11 Sauer und Süss geben beide guten Biss. Holl.: Zuur en zoet bijten goed. (Harrebomee, II, 513b.) 12 Sauer verdient und bitter verzehrt. Wenn in der Schenke ein Bitterer angeboten wird. 13 Sawr vnd solt macht oldt. - Petri, II, 517. Wer sauere und salzige Speisen vertragen kann, soll lange leben können. 14 Solt ich sauer werden, ehe ich inn den essig Krug komme? - Henisch, 951, 2. Die Seite 951 ist dreimal da. 15 Saur makt lustig, sä Gode to seine Fro, to terslöög he ehr den Essigput up'n Kopp. - Peik, 130. 16 Saur verdent, söt verterd. - Hauskalender, III. 17 Was einem nicht ist sawr worden, das acht er nicht. - Lehmann, 38, 36; Petri, II, 592. 18 Was einem sauer wird, das schmeckt desto süsser. Dän.: Det som var suurt at lide, er södt at hukomme. (Prov. dan., 310.) Lat.: Quae venit ex luto minus est accepta voluptas. (Gaal, 1341.) 19 Was einem sawer vnd schwer ankommen ist, dess gedenckt er mit desto mehr frewden. - Henisch, 1406, 3; Petri, II, 692. 20 Was ist sawr worden, das geht nöth herauss. - Lehmann, 38, 36. 21 Was nicht sauer wird, das wird auch nicht süss. Lat.: Dulcior est fructus per multa pericula ductus. (Gaal, 1341.) 22 Was saur ankompt, das ist lieb (theuer, werth). - Franck, I, 53b u. 61b; Petri, II, 607; Körte, 6457; Schottel, 1126a; Gaal, 1341; Simrock, 8761. 23 Wat nicht saurt, dat säut't ok nich. (Ostpreuss.) 24 Wer immer sauer sieht, auf den gibt man nichts. Lat.: Severitas assidua amittit auctoritatem. (Philippi, II, 181.) 25 Wer nicht Sauer mit Süss vermischen kann, muss nicht nach Frankfurt auf die Messe gahn. 26 Wie sauer ist dieser Zucker! 27 Will er sauer, so will sie süss; will er Mehl, so will sie Gries; schreit er hu, so schreit sie ha; ist er dort, so ist sie da; will er essen, so will sie fasten; will er gehn, so will sie rasten; isst er Suppen, so isst sie Brocken; will er Strümpfe, so will sie Socken; sagt er ja, so sagt sie nein; trinkt er Bier, so trinkt sie Wein; will er dies, so will sie das; singt er Alt, so singt sie Bass; steht er auf, so sitzt sie nieder; schlägt er sie, so kratzt sie [Spaltenumbruch]
Säuberlich. 1 Süberli hiete, süberli tränke und süberli fahre werde dem Karrer viel Kummer und Sorgen erspare. (Luzern.) 2 Thve seuberlich, so nympt man dich. – Hofmann, 35, 115. Säubern. Man säubert das Getreide mit dem Winde, die Laster mit dem Henker. Saubohne. 1 Luege d' Säubohne übere Hag use, se luegt d'r Hunger drüber ie. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 14. 2 Man isst wol Saubohnen, wenn man keine Zuckererbsen hat. Die Russen: Man isst auch wol die Saubohnen, wenn die türkischen Bohnen fehlen. (Altmann V, 126.) Saubürste. * Er ist kei Sübürste wärth. – Sutermeister, 83. Sauce. 1 Es gibt keine bessere Sauce als Hunger. Frz.: Il n'y a sauce que d'appétit. (Bohn I, 26.) 2 Gute Sauce erhöht den Appetit. Aber sie ersetzt ihn nicht, macht auch aus Sohlenleder keinen guten Braten. 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Säuberlich.
1 Süberli hiete, süberli tränke und süberli fahre werde dem Karrer viel Kummer und Sorgen erspare. (Luzern.)
2 Thve seuberlich, so nympt man dich. – Hofmann, 35, 115.
Säubern.
Man säubert das Getreide mit dem Winde, die Laster mit dem Henker.
Saubohne.
1 Luege d' Säubohne übere Hag use, se luegt d'r Hunger drüber ie. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 14.
2 Man isst wol Saubohnen, wenn man keine Zuckererbsen hat.
Die Russen: Man isst auch wol die Saubohnen, wenn die türkischen Bohnen fehlen. (Altmann V, 126.)
Saubürste.
* Er ist kei Sübürste wärth. – Sutermeister, 83.
Sauce.
1 Es gibt keine bessere Sauce als Hunger.
Frz.: Il n'y a sauce que d'appétit. (Bohn I, 26.)
2 Gute Sauce erhöht den Appetit.
Aber sie ersetzt ihn nicht, macht auch aus Sohlenleder keinen guten Braten. Der Tatarenkhan Krim-Girai äusserte zwar bei Tische gegen den französischen Gesandten, „dass das Geheimniss der Civilisation in der Sauce liege, aber er fügt bedeutsam hinzu, dass es besser sei mit dem tatarischen Schwerte, als mit französischer Sauce zu fechten.“ (Th. Mundt, Krim-Girai, Berlin 1855, S. 163.) „Ein Koch Ludwig's XIV. soll aber behauptet haben, er könne sogar einen ledernen Handschuh in selbsterfundener Sauce so schmackhaft zubereiten, dass alle Gutschmecker nach diesem Gerichte den Mund lecken müssten.“ (Welt und Zeit, V, 73.)
3 Sauce für mich ist Sauce für dich.
4 Wenn das Sauce ist, sagte der Schiffskapitän zum Kellner, so bin ich bisher in nichts als Sauce gefahren.
5 Wenn die Sauce zu süss ist, dauert sie nicht lange (ist sie bald ausgetunkt).
Böhm.: Příliš sladká omáčka brzo se vymáčí (Čelakovsky, 242.)
Wend.: Dyž je juška jara słodka, da so rady borzy wutunka. (Čelakovsky, 342.)
6 Wer jede Sauce kosten will, wird sich oft das Maul verbrennen.
Dän.: Hvo der vil smage alle saad, brænder tit sin mund. (Prov. dan., 483.)
*7 Das haasst mer: e sauere Sauce um e Backstein mache. – Tendlau, 923.
In Bezug auf die vergeblichen Versuche, veraltete und abgestorbene Gebräuche durch Modernisirung wieder auffrischen zu wollen.
*8 Das ist keine Sauce für jedes Maul.
Holl.: Dat is geene saus voor ieders mond. (Harrebomée, II, 236.)
*9 Die Sauce ist angebrannt.
*10 Die Sauce ist besser als der Fisch.
Holl.: De saus is beter dan de visch. (Harrebomée, II, 236a.)
11 Die Sauce macht die Fische gut.
Frz.: La sauce fait manger le poisson. (Cahier, 1602.)
*12 Er macht die Sauce jedem nach dem Munde.
Holl.: Hij kookt hem de saus naar den mond. (Harrebomée, II, 236a.)
*13 Er macht eine lange Sauce drum herum. (Nürtingen.)
*14 Es ist immer dieselbe Sauce.
In Nordamerika: Dieselbe alte Schüssel mit Hash. Als Caleb Cushing von der Ernennung Seymour's und Blair's zu Präsidentschaftscandidaten hörte, sagte er: „Ich hatte gehofft, die Demokraten würden diesmal eine neue Mahlzeit auftischen, aber sie haben dieselbe alte Schüssel mit ›Hash‹ präsentirt.“ (Wächter am Erie, Cleveland vom 16. Juli 1868.)
Saudreck.
1 Ich schiss eh voll Säwtreck, so fräss sie kein Jude. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 379.
*2 Den söllet' mer uf'n Säudrak balz'n (pfropfen). (Franken.) – Frommann, VI, 323, 328.
Er ist ein erbärmlicher Wicht.
Sauer (Name).
Sauer lat sön. (Danzig.)
Sauer soll ein streitsüchtiger Schneider gewesen sein.
Sauer.
1 Einer lests jm offt sauer wern, der ander thut es alls verzern. – Eyering, II, 53.
2 Einer will Sauer, der andere Süss, der eine Haupt, der andere Füss'. – Eiselein, 541.
3 Es wird keinem nichts, er muss es jhm lassen sawer werden. – Petri, II, 305.
4 Ich ess' nicht gern sauer, ich ess' nicht gern süss, ich mag auch keinen Bauer, denn der hat schwarze Füss'; 'nen Edelmann, den krieg' ich nicht, das weiss ich ganz gewiss; drum nehm' ich mir 'nen Bauersmann und wasch' ihm seine Füss'. (Pommern.)
5 Ich mag sie nicht, sie sind sauer, sprach der Fuchs, der gern Birnen gefressen hätte, der Baum ihm aber zu hoch war. – Schuppius, Tract.
6 Man muss es sich sauer werden lassen, ehe man unter die Haube kommt (oder: eine Frau wird). (Göttingen.)
7 Sauer bleibt sauer.
8 Sauer macht Appetit. – Schlesw.-holst. Jahrb., IV, 120.
Aus einer im Jahre 1700 angefangenen Handschrift der Marienbibliothek zu Rendsburg.
9 Sauer macht lustig. – Simrock, 8754; Braun, I, 3739.
Nämlich sauere Speisen. „Er ass stets sauere Gurken wobei er die Redensart im Munde führte: Sauer macht lustig.“ (Grenzboten, Leipzig 1871, Nr. 1, S. 20.)
10 Sauer macht lustig, lustig macht beutelleer, beutelleer macht kopfschwer.
11 Sauer und Süss geben beide guten Biss.
Holl.: Zuur en zoet bijten goed. (Harrebomée, II, 513b.)
12 Sauer verdient und bitter verzehrt.
Wenn in der Schenke ein Bitterer angeboten wird.
13 Sawr vnd solt macht oldt. – Petri, II, 517.
Wer sauere und salzige Speisen vertragen kann, soll lange leben können.
14 Solt ich sauer werden, ehe ich inn den essig Krug komme? – Henisch, 951, 2.
Die Seite 951 ist dreimal da.
15 Sûr mâkt lustig, sä Gode to sîne Frô, to terslöög he ehr den Essigput up'n Kopp. – Peik, 130.
16 Sûr verdênt, söt vertêrd. – Hauskalender, III.
17 Was einem nicht ist sawr worden, das acht er nicht. – Lehmann, 38, 36; Petri, II, 592.
18 Was einem sauer wird, das schmeckt desto süsser.
Dän.: Det som var suurt at lide, er sødt at hukomme. (Prov. dan., 310.)
Lat.: Quae venit ex luto minus est accepta voluptas. (Gaal, 1341.)
19 Was einem sawer vnd schwer ankommen ist, dess gedenckt er mit desto mehr frewden. – Henisch, 1406, 3; Petri, II, 692.
20 Was ist sawr worden, das geht nöth herauss. – Lehmann, 38, 36.
21 Was nicht sauer wird, das wird auch nicht süss.
Lat.: Dulcior est fructus per multa pericula ductus. (Gaal, 1341.)
22 Was saur ankompt, das ist lieb (theuer, werth). – Franck, I, 53b u. 61b; Petri, II, 607; Körte, 6457; Schottel, 1126a; Gaal, 1341; Simrock, 8761.
23 Wat nicht sûrt, dat säut't ok nich. (Ostpreuss.)
24 Wer immer sauer sieht, auf den gibt man nichts.
Lat.: Severitas assidua amittit auctoritatem. (Philippi, II, 181.)
25 Wer nicht Sauer mit Süss vermischen kann, muss nicht nach Frankfurt auf die Messe gahn.
26 Wie sauer ist dieser Zucker!
27 Will er sauer, so will sie süss; will er Mehl, so will sie Gries; schreit er hu, so schreit sie ha; ist er dort, so ist sie da; will er essen, so will sie fasten; will er gehn, so will sie rasten; isst er Suppen, so isst sie Brocken; will er Strümpfe, so will sie Socken; sagt er ja, so sagt sie nein; trinkt er Bier, so trinkt sie Wein; will er dies, so will sie das; singt er Alt, so singt sie Bass; steht er auf, so sitzt sie nieder; schlägt er sie, so kratzt sie
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