Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] - Agricola I, 347; Gruter, I, 64; Petri, II, 503; Egenolff, 186b; Latendorf II, 25; Schottel, 1134b; Eiselein, 561; Sailer, 261; Simrock, 9323; Braun, I, 4022; Körte, 546. Holl.: Zwagers zijn nooit beter vrienden dan ver van elk ander. (Harrebomee, II, 514b.) 20 So mancher Schwager, so mancher Knebelspiess. - Simrock, 9327. 21 Viel Schwäger und Brüder machen schmale Güter. - Pistor., X, 77; Simrock, 9323. 22 Viel Schwäger, viel Hundsfött. (Oberösterreich.) 23 Viel Schwäger, viel (Knebel-)Spiess. - Gruter, III, 88; Lehmann, II, 798, 61; Schuppius, Schr., I, 234; Eiselein, 561; Pistor., X, 76; Körte, 5457; Simrock, 9326. Aus alter Zeit, da Mann und Lanze noch fast gleichbedeutend war und zu Scherz und Ernst jeder nur gewappnet sich einfand. Bei Hochzeiten wurden, die Braut zu beschützen, die Spiesse mitgenommen. Wenn die Verwandtschaft nun in grosser Zahl erschien, waren auch viel Spiesse vorhanden. Dasselbe galt im allgemeinen von allen Familienfesten. 24 Von der Schwäger (Verwandten) Streit halte dich weit. It.: Tra carne ed ugna non sia uom che pugna. Lat.: Ne sis amicos inter arbiter duos. 25 Wenn eine vil Schwäger het, so kan er no Götti werde. - Sutermeister, 114. 26 Wer weis, wer des andern swager ist. - Luther's Ms., 1. Mit dem Zusatz: Wenn die Kirch' voll Menschen ist. (Eyering, III, 546.) Die Russen: Es wird einer wol Schwager ohne zu heirathen, aber nicht Eidam. (Altmann VI, 394.) *27 Schwager, fahr' zu. - Eiselein, 561; Braun, I, 4024. Schwager für Kutscher, ist entstellt aus dem althochdeutschen sweigari, armentarius, sweiga, armentum, wovon in Süddeutschland noch Schweig, pascua, und Schweiger üblich sind. (Grimm, Gr., III, 475.) Schwägerei. 1 Schwägerei - Bescheisserei. (Schles.) 2 Schwägerei ist Betrügerei. - Schles. Provinzialbl., 1873, S. 239. In der Gegend des Zobtenbergs in Schlesien. 3 Schwägerei - Scheisserei; aber Gevatterslüd send brave Lüd, de bringt Geld em Papierke. (Jerentowitz.) Schwägerin. 1 Schwägerin und Schwiegermutter sind nicht gut in demselben Orte. 2 Schwägerinnen sind schlecht geschliffene Schwerter. (Ital.) 3 Wo zwei Schwägerinnen dienen, da bleiben die Töpfe ungewaschen. 4 Zwei Schwägerinnen in Einem Haus treiben den Frieden aus. Mhd.: Man spricht: zwo gellen wurden oft guet gesellen, aber zwayer prueder weib beleiben selten ane streit. (Vintler.) (Zingerle, 28 u. 169.) Schwagerschaft. 1 Schwagerschafft thut viel. - Schuppius, Tract. 2 Schwägerschaft und Gevatterschaft hindert am ehelichen Leben, fördert aber nicht zum Erbe. - Eisenhart, 111; Eiselein, 561; Estor, II, 103; Hillebrand, 117, 158; Hertius, 15; Pistor., VI, 78; Simrock, 9324; Graf, 550, 111. Unter Schwägerschaft ist die allzu nahe Verwandtschaft, welche das Schliessen eines Ehebundes hindern kann, zu verstehen. Das Sprichwort will daher sagen, dass die Anverwandtschaft und Schwägerschaft jemand an der Ehe hinderlich sein kann, aber zur Erlangung eines Erbrechts nichts beitrage, weil es heisst: Je näher der Sipp, je näher dem Erbe. Schwäher. As män thüt1 mit'n Schwär2, schluft män mit'n Bär. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Thun bezeichnet hier (Heiraths-) Partie eingehen. 2) Schwäher altdeutsch für Schwiegervater. (Vgl. Weigand, Wb., II, 653.) Sinn: Wer eine sogenannte Convenienzheirath macht, weil etwa der Vater der Braut reich oder angesehen ist, hat wenig Ehefreuden zu hoffen. Schwalbe. 1 An den Schwalben merkt man, dass es Sommer ist. Die Schwalbe gilt sehr allgemein als Verkünderin des Frühlings. Ihre Rückkehr wird in Griechenland [Spaltenumbruch] durch die Jugend gefeiert, die, wie bei uns am Lätare-Sonntag den Tod austreibend, dort am 1. März gabenheischend am Orte umherzieht, indem sie eine künstliche Schwalbe an einem Faden in die Luft fliegen lassen und Schwalbenlieder singen. In Polen lässt die Jugend die ersten Schwalben singen: "Es waren hier Schober die Menge, jetzt sind keine mehr da." In der Grafschaft Mark: Als ik fut trock, as ik fut trock, was Hus und Huof voll, nu ik wi'er kuem, nu ik wi'er kuem, es alles verreiten, versleiten, vertreiten, verspleiten. (Illustr. Zeitung vom 7. Mai 1864, Nr. 1088, S. 307.) Lat.: Aestatem loquitur hirundo. (Seybold, 14.) 2 De ersten Swalften brenget noch kainen Suemer. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 58, 7. 3 Die Schwalbe braucht keinen Schnabel wie der Storch. Böhm.: Lastovcin zobacek kratky, ale sladky. (Celakovsky, 265.) 4 Die Schwalbe lässt ihr Nest da, wenn sie ins warme Land fliegt. 5 Die Schwalbe singt in Preussen: Ass öck wegtoch, ass öck wegtoch, let öck Schein on Schoppe voll; ass öck wedderkäm, ass öck wedderkäm, autgefrete, autgeschete; fret, dat du di wargst. - Rausch, Sagen, 121. Nach Meier's Deutsche Kinderreime (99) singt sie in Schwaben: "Die Weiber gehn hause ge schwitze, ge schwatze; und wenn sie heim kommen, da finden sie kein Fu-r und kein Wasse-r." Im Dessauischen ruft sie dem Freier zu: "Wenn du sie sähst, wie ich sie seh, des Morgens, wenn s' innen Kuhstall gehn!" Oder sie erzählt: "Wollde mich em Kittel flicken, habe kenen Zwir-r-r-n, hebbe nur noch en klen Endichen, das muss ich lang zirren." (Fiedler, Volksreime, 148.) 6 Die Schwalbe und ein Gast bringen Glück ins Haus. 7 Die Schwalben bezahlen ihre Hausmiethe mit Mist. Dän.: Svalen for fire maaneders herberge betalen med fem ugers mög. (Prov. dan., 536.) 8 Die Schwalben fliegen dem Sommer, die Tauben den weissen Dächern und die Freunde dem Glück nach. - Winckler, VI, 11. Wir lassen die Schwalben nach wärmern Gegenden reisen, wo sie von neuern Reisenden in den Steppen des innern Afrika angetroffen worden. Nach dem Volksglauben der Kosacken ziehen die Schwalben nicht in südliche Länder, sie thun vielmehr im Winter für ihre Sommervergehen, wahrscheinlich für ihr vieles Schwatzen, dadurch Busse, dass sie unter dem Wasser gefrieren; und man versichert in der Ukraine, dass im Winter zuweilen mit dem Netz ganze Gewinde gefrorener Schwalben herausgezogen werden, die mit den Füssen aneinander hängen; doch hat noch kein Naturforscher je einen solchen Zug weder gethan, noch gesehen. Erst wenn das Eis schmilzt, thauen nach der Meinung der Kosacken die Schwalben auf und kommen wieder hervor. Nach den Sagen verwandter Volksstämme kann man wol annehmen, dass eine Zungensünde zu Grunde liegt. Nach dem litauischen Volksglauben ist eine Königin, die falsche Gerüchte verbreitet, in eine Schwalbe verwandelt worden. Nach der walachischen Volkssage war die Rauchschwalbe ehemals ein Mädchen, das seine Aeltern verleumdete, sich mit ihnen zankte und in seiner jetzigen Gestalt dazu verurtheilt ist, sein Nest im schwärzenden Schornstein zu bauen. (Vgl. Vogelglaube in der Ukraine in Ausland, 1871, Nr. 9.) 9 Die Schwalben sind grausame Bienenfeinde, man soll sie aber nicht tödten, weil sie sonst die Kühe stechen. - Oek. Weisheit, 116. Der Sammler von Bienensprichwörtern a. a. O. weist dies als eine thörichte Ansicht, als Possen zurück. Wie könnten auch Schwalben stechen! 10 Eine alte Schwalbe weiss ihr Nest. Holl.: Eene oude zwaluw weet haar nest. (Harrebomee, II, 515a.) 11 Eine Schwalbe fliegt gern bei der andern. 12 Eine Schwalbe macht (bringt) keinen Sommer (bringt keinen Frühling). - Petri, II, 225; Eyering, I, 3 u. 140; Froschm., Qii; Henisch, 1266, 88; Lehmann, 166, 1; Hollenberg, I, 36; Bücking, 118; Müller, 10, 6; Pistor., X, 73; Körte, 5458; Körte2, 8820; Steiger, 148; Gaal, 1390; Schulze, 81; Braun, I, 4025; Lohrengel, I, 209; Blass, 12; Schmitz, 195, 177. Bei Tunnicius (774): Eine swalwe en brinkt nicht den mei. (Purpureum nunquam ver sola reportat hirundo.) Der diesem Sprichwort zu Grunde liegende Gedanke, dass es gewagt und unzulässig sei, von einer einzelnen Erscheinung, einer einzelnen Person, Handlung allgemeine Schlüsse zu ziehen, hat bei den verschiedensten [Spaltenumbruch] – Agricola I, 347; Gruter, I, 64; Petri, II, 503; Egenolff, 186b; Latendorf II, 25; Schottel, 1134b; Eiselein, 561; Sailer, 261; Simrock, 9323; Braun, I, 4022; Körte, 546. Holl.: Zwagers zijn nooit beter vrienden dan ver van elk ander. 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Nach den Sagen verwandter Volksstämme kann man wol annehmen, dass eine Zungensünde zu Grunde liegt. Nach dem litauischen Volksglauben ist eine Königin, die falsche Gerüchte verbreitet, in eine Schwalbe verwandelt worden. Nach der walachischen Volkssage war die Rauchschwalbe ehemals ein Mädchen, das seine Aeltern verleumdete, sich mit ihnen zankte und in seiner jetzigen Gestalt dazu verurtheilt ist, sein Nest im schwärzenden Schornstein zu bauen. (Vgl. <hi rendition="#i">Vogelglaube in der Ukraine in Ausland, 1871, Nr. 9.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Die Schwalben sind grausame Bienenfeinde, man soll sie aber nicht tödten, weil sie sonst die Kühe stechen.</hi> – <hi rendition="#i">Oek. Weisheit, 116.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der Sammler von Bienensprichwörtern a. a. O. weist dies als eine thörichte Ansicht, als Possen zurück. 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(Purpureum nunquam ver sola reportat hirundo.) Der diesem Sprichwort zu Grunde liegende Gedanke, dass es gewagt und unzulässig sei, von einer einzelnen Erscheinung, einer einzelnen Person, Handlung allgemeine Schlüsse zu ziehen, hat bei den verschiedensten </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[206]/0212]
– Agricola I, 347; Gruter, I, 64; Petri, II, 503; Egenolff, 186b; Latendorf II, 25; Schottel, 1134b; Eiselein, 561; Sailer, 261; Simrock, 9323; Braun, I, 4022; Körte, 546.
Holl.: Zwagers zijn nooit beter vrienden dan ver van elk ander. (Harrebomée, II, 514b.)
20 So mancher Schwager, so mancher Knebelspiess. – Simrock, 9327.
21 Viel Schwäger und Brüder machen schmale Güter. – Pistor., X, 77; Simrock, 9323.
22 Viel Schwäger, viel Hundsfött. (Oberösterreich.)
23 Viel Schwäger, viel (Knebel-)Spiess. – Gruter, III, 88; Lehmann, II, 798, 61; Schuppius, Schr., I, 234; Eiselein, 561; Pistor., X, 76; Körte, 5457; Simrock, 9326.
Aus alter Zeit, da Mann und Lanze noch fast gleichbedeutend war und zu Scherz und Ernst jeder nur gewappnet sich einfand. Bei Hochzeiten wurden, die Braut zu beschützen, die Spiesse mitgenommen. Wenn die Verwandtschaft nun in grosser Zahl erschien, waren auch viel Spiesse vorhanden. Dasselbe galt im allgemeinen von allen Familienfesten.
24 Von der Schwäger (Verwandten) Streit halte dich weit.
It.: Tra carne ed ugna non sia uom che pugna.
Lat.: Ne sis amicos inter arbiter duos.
25 Wenn eine vil Schwäger het, so kan er no Götti werde. – Sutermeister, 114.
26 Wer weis, wer des andern swager ist. – Luther's Ms., 1.
Mit dem Zusatz: Wenn die Kirch' voll Menschen ist. (Eyering, III, 546.) Die Russen: Es wird einer wol Schwager ohne zu heirathen, aber nicht Eidam. (Altmann VI, 394.)
*27 Schwager, fahr' zu. – Eiselein, 561; Braun, I, 4024.
Schwager für Kutscher, ist entstellt aus dem althochdeutschen sweigari, armentarius, sweiga, armentum, wovon in Süddeutschland noch Schweig, pascua, und Schweiger üblich sind. (Grimm, Gr., III, 475.)
Schwägerei.
1 Schwägerei – Bescheisserei. (Schles.)
2 Schwägerei ist Betrügerei. – Schles. Provinzialbl., 1873, S. 239.
In der Gegend des Zobtenbergs in Schlesien.
3 Schwägerei – Scheisserei; aber Gevatterslüd send brave Lüd, de bringt Geld em Papierke. (Jerentowitz.)
Schwägerin.
1 Schwägerin und Schwiegermutter sind nicht gut in demselben Orte.
2 Schwägerinnen sind schlecht geschliffene Schwerter. (Ital.)
3 Wo zwei Schwägerinnen dienen, da bleiben die Töpfe ungewaschen.
4 Zwei Schwägerinnen in Einem Haus treiben den Frieden aus.
Mhd.: Man spricht: zwo gellen wurden oft guet gesellen, aber zwayer prueder weib beleiben selten âne streit. (Vintler.) (Zingerle, 28 u. 169.)
Schwagerschaft.
1 Schwagerschafft thut viel. – Schuppius, Tract.
2 Schwägerschaft und Gevatterschaft hindert am ehelichen Leben, fördert aber nicht zum Erbe. – Eisenhart, 111; Eiselein, 561; Estor, II, 103; Hillebrand, 117, 158; Hertius, 15; Pistor., VI, 78; Simrock, 9324; Graf, 550, 111.
Unter Schwägerschaft ist die allzu nahe Verwandtschaft, welche das Schliessen eines Ehebundes hindern kann, zu verstehen. Das Sprichwort will daher sagen, dass die Anverwandtschaft und Schwägerschaft jemand an der Ehe hinderlich sein kann, aber zur Erlangung eines Erbrechts nichts beitrage, weil es heisst: Je näher der Sipp, je näher dem Erbe.
Schwäher.
As män thüt1 mit'n Schwär2, schluft män mit'n Bär. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Thun bezeichnet hier (Heiraths-) Partie eingehen.
2) Schwäher altdeutsch für Schwiegervater. (Vgl. Weigand, Wb., II, 653.) Sinn: Wer eine sogenannte Convenienzheirath macht, weil etwa der Vater der Braut reich oder angesehen ist, hat wenig Ehefreuden zu hoffen.
Schwalbe.
1 An den Schwalben merkt man, dass es Sommer ist.
Die Schwalbe gilt sehr allgemein als Verkünderin des Frühlings. Ihre Rückkehr wird in Griechenland
durch die Jugend gefeiert, die, wie bei uns am Lätare-Sonntag den Tod austreibend, dort am 1. März gabenheischend am Orte umherzieht, indem sie eine künstliche Schwalbe an einem Faden in die Luft fliegen lassen und Schwalbenlieder singen. In Polen lässt die Jugend die ersten Schwalben singen: „Es waren hier Schober die Menge, jetzt sind keine mehr da.“ In der Grafschaft Mark: Als ik fut trock, as ik fut trock, was Hus und Huof voll, nu ik wi'er kuem, nu ik wi'er kuem, es alles verrîten, verslîten, vertrîten, versplîten. (Illustr. Zeitung vom 7. Mai 1864, Nr. 1088, S. 307.)
Lat.: Aestatem loquitur hirundo. (Seybold, 14.)
2 De ersten Swalften brenget noch kainen Suemer. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 58, 7.
3 Die Schwalbe braucht keinen Schnabel wie der Storch.
Böhm.: Lastovčin zobáček krátký, ale sladký. (Čelakovsky, 265.)
4 Die Schwalbe lässt ihr Nest da, wenn sie ins warme Land fliegt.
5 Die Schwalbe singt in Preussen: Ass öck wegtôch, ass öck wegtôch, lêt öck Schîn on Schoppe voll; ass öck wedderkäm, ass öck wedderkäm, ûtgefrête, ûtgeschête; frêt, dat du di wargst. – Rausch, Sagen, 121.
Nach Meier's Deutsche Kinderreime (99) singt sie in Schwaben: „Die Weiber gehn hause ge schwitze, ge schwatze; und wenn sie heim kommen, da finden sie kein Fu-r und kein Wasse-r.“ Im Dessauischen ruft sie dem Freier zu: „Wenn du sie sähst, wie ich sie seh, des Morgens, wenn s' innen Kuhstall gehn!“ Oder sie erzählt: „Wollde mich em Kittel flicken, habe kênen Zwir-r-r-n, hebbe nur noch en klên Endichen, das muss ich lang zirren.“ (Fiedler, Volksreime, 148.)
6 Die Schwalbe und ein Gast bringen Glück ins Haus.
7 Die Schwalben bezahlen ihre Hausmiethe mit Mist.
Dän.: Svalen for fire maaneders herberge betalen med fem ugers møg. (Prov. dan., 536.)
8 Die Schwalben fliegen dem Sommer, die Tauben den weissen Dächern und die Freunde dem Glück nach. – Winckler, VI, 11.
Wir lassen die Schwalben nach wärmern Gegenden reisen, wo sie von neuern Reisenden in den Steppen des innern Afrika angetroffen worden. Nach dem Volksglauben der Kosacken ziehen die Schwalben nicht in südliche Länder, sie thun vielmehr im Winter für ihre Sommervergehen, wahrscheinlich für ihr vieles Schwatzen, dadurch Busse, dass sie unter dem Wasser gefrieren; und man versichert in der Ukraine, dass im Winter zuweilen mit dem Netz ganze Gewinde gefrorener Schwalben herausgezogen werden, die mit den Füssen aneinander hängen; doch hat noch kein Naturforscher je einen solchen Zug weder gethan, noch gesehen. Erst wenn das Eis schmilzt, thauen nach der Meinung der Kosacken die Schwalben auf und kommen wieder hervor. Nach den Sagen verwandter Volksstämme kann man wol annehmen, dass eine Zungensünde zu Grunde liegt. Nach dem litauischen Volksglauben ist eine Königin, die falsche Gerüchte verbreitet, in eine Schwalbe verwandelt worden. Nach der walachischen Volkssage war die Rauchschwalbe ehemals ein Mädchen, das seine Aeltern verleumdete, sich mit ihnen zankte und in seiner jetzigen Gestalt dazu verurtheilt ist, sein Nest im schwärzenden Schornstein zu bauen. (Vgl. Vogelglaube in der Ukraine in Ausland, 1871, Nr. 9.)
9 Die Schwalben sind grausame Bienenfeinde, man soll sie aber nicht tödten, weil sie sonst die Kühe stechen. – Oek. Weisheit, 116.
Der Sammler von Bienensprichwörtern a. a. O. weist dies als eine thörichte Ansicht, als Possen zurück. Wie könnten auch Schwalben stechen!
10 Eine alte Schwalbe weiss ihr Nest.
Holl.: Eene oude zwaluw weet haar nest. (Harrebomée, II, 515a.)
11 Eine Schwalbe fliegt gern bei der andern.
12 Eine Schwalbe macht (bringt) keinen Sommer (bringt keinen Frühling). – Petri, II, 225; Eyering, I, 3 u. 140; Froschm., Qii; Henisch, 1266, 88; Lehmann, 166, 1; Hollenberg, I, 36; Bücking, 118; Müller, 10, 6; Pistor., X, 73; Körte, 5458; Körte2, 8820; Steiger, 148; Gaal, 1390; Schulze, 81; Braun, I, 4025; Lohrengel, I, 209; Blass, 12; Schmitz, 195, 177.
Bei Tunnicius (774): Eine swalwe en brinkt nicht den mei. (Purpureum nunquam ver sola reportat hirundo.) Der diesem Sprichwort zu Grunde liegende Gedanke, dass es gewagt und unzulässig sei, von einer einzelnen Erscheinung, einer einzelnen Person, Handlung allgemeine Schlüsse zu ziehen, hat bei den verschiedensten
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