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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] unausgesetzt bezweifelt wird, weil es noch nie gelungen ist, das Vorhandensein derselben durch glaubwürdige Zeugnisse darzuthun, hat zu der obigen Redensart Veranlassung gegeben, welche man immer dann anwendet, wenn eine Nachricht von irgendeinem zweifelhaften Vorgange wiederholentlich in den Zeitungen auftaucht. "Es heisst, Deutschland, England und Oesterreich wollten ein Zusammengehen verabreden, um die Pläne Russlands im Orient zu durchkreuzen; aber ich glaube, dass mit dieser Seeschlange Humbug (s. d.) getrieben wird." (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 207.) Zuweilen tritt die Nachricht von der wirklichen Anwesenheit der Seeschlange mit grosser Bestimmtheit auf. So berichtete das in der Hafenstadt Hamilton auf Bermuda erscheinende Wochenblatt The Bermudian vom 25. Jan. 1860, dass dort ein unbekanntes fisch- und schlangenartiges Thier gefangen worden sei, das von der Schnauzen- bis Schwanzspitze 161/2 Fuss gemessen habe. Ein beschreibender, ziemlich ausführlicher Bericht steht in dem genannten Blatte und findet sich unter der Ueberschrift: Endlich haben wir die Seeschlange doch in der Gartenlaube. Sie scheint es aber doch wieder nicht gewesen zu sein, denn 1867 wollten sie die Passagiere und Mannschaft des Dampfers Florida auf dem Ontariosee in einer Länge von 50-60 Fuss hinter dem Schiffe herschwimmend und den Kopf bis zum Promenadendeck erhebend, gesehen haben. (Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1867, Nr. 193.) Nach einem Bericht des Seefahrers Frederick Smith wäre die Seeschlangenfrage dadurch zur Ruhe gebracht, dass er durch Aussetzen eines Bootes eine in den chinesischen Gewässern bemerkte Seeschlange hat festnehmen und auf das Schiff Peking winden lassen. "Der Körper", heisst es in dem Bericht, "war so mit Seeparasiten aller Art bedeckt, dass es einige Zeit und genauerer Prüfung bedurfte, ehe wir entdeckten, dass dies vermeintliche schreckliche Thier nichts mehr noch weniger sei als eine ungeheuere, etwa 100 Fuss lange und 4 Fuss im Durchmesser haltende Alge, deren Wurzel in der Entfernung als Kopf erschienen war, während die durch die Wellen verursachte Bewegung den Anschein von Leben verliehen hatte. In wenigen Tagen entwickelte diese Riesenalge durch das ganze Schiff einen so penetranten Geruch, dass wir genöthigt wurden, sie wieder ins Meer zu werfen. Ein anderes Schiff, der Dädalus, hatte die Alge an derselben Stelle gesehen und berichtete über sie, als er nach London zurückkam, als eine Seeschlange." (Vgl. darüber die ausführliche Darstellung in Das neue Blatt, Leipzig 1873, Nr. 17, S. 271.)


Seeres.

De wat Seres1 hett, de fölt (fühlt) derna, de wat Lewes hett, de loppt derna. - Goldschmidt, 158.

1) Eine schmerzhafte Stelle.


Seeschwalbe.

Wenn die Seeschwalben auf Sandbänke bauen, kann man auf einen trockenen Sommer trauen.


Seewasser.

1 Das Seewasser muss freilich scharf (gesalzen) sein, wenn so viel Heringe darin schwimmen.

Holl.: Dat het zeewater zoo zout is, komt van al de pekelharings, die er in zwemmen, zei de oude vrouw. (Harrebomee, II, 493b.)

*2 Er hat Seewasser getrunken. - Fabricius, 33.

Von einem, der immer durstiger von etwas wird; Bild eines Menschen, dessen Begierden durch deren Erfüllung nur noch mehr gereizt werden.

*3 Er kann es mit Seewasser nicht abwaschen.

*4 Es ist ihm schon viel Seewasser über den Kopf gegangen.

Er hat schon manchen Sturm und manche ungestüme See ausgestanden, schon viel Gefahren überwunden.


Seewein.

*1 Einem Seewein vorsetzen.

*2 Seewein trinken.

Es wird darunter Wein vom Bodensee verstanden, der den Gegensatz zu dem köstlichen Lacrymae Christi oder Zähren-Christi-Wein bildet und darum auch Thränen Petri genannt wird. Der Volkswitz bringt den Seewein in drei Klassen, wovon der erste und beste Sauerampher heisst, etwas besser als Essig schmeckt und wie es Auerbacher versichert, den Mund kaum bis zu den Ohren verzieht. Die zweite Sorte ist Dreimännerwein, schon rässer und saurer als Essig und heisst so, weil es dabei noth wäre, dass zwei Männer denjenigen, der ihn trinkt, festhielten und ein dritter ihm die Brühe eingösse. Die dritte Gattung ist der Rachenputzer; er hat die gute Eigenschaft, dass er den Schleim und alles abführt; thut aber noth, dass einer, der mit diesem Weine im Leibe schlafen geht, in der Nacht sich wecken lasse, damit er sich umkehren möge, dass ihm der Rachenputzer kein Loch in den Magen fresse. (Eiselein, 407.)


Seff.

Seff, mach's Kreuz, 's Water locht. (Böhmen.)

Zur Charakteristik der Furcht vor gewöhnlichen Naturerscheinungen und Anwendung abergläubischer Schutzmittel, wie das Kreuzschlagen gegen das Blitzen (Gewitter) ist.


[Spaltenumbruch]
Segel.

1 Bei aufgespannten Segeln ist gut rudern.

2 Die Segel dürfen nicht zu gross sein für das Schiff.

Der Aufwand darf das Einkommen nicht übersteigen.

Engl.: Make not your sail too large for your ship. (Mair, 55.)

3 Ein kleines Segel genügt dem kleinen Schiff.

Holl.: Het kleine zeil geeft rust en heil. (Harrebomee, II, 497a.)

4 In die grössten Segel fällt der meiste Wind.

5 Man muss das Segel nicht zu hoch spannen.

Holl.: Als men zijn zeil te hooge stelt, is't ligtlijk dat de wind het velt. - Die zijne zeilen te breed uitzet, loopt gevaar van om te slaan. - Men moet het zeil niet te hoog halen (trekken). (Harrebomee, II, 497.)

6 Man muss die Segel nach dem Winde richten.

Frz.: Il faut tendre voile selon le vent. (Bohn I, 22; Kritzinger, 722b.) - Selon le vent la voile. - Tout d'ung vent et tout d'ung eau en contraire partie tourne les roues. (Leroux, I, 86.)

Holl.: Men moet de zeilen naar den goeden wind stellen. - Men moet het zeil naar den wind zetten, zei de man, en hij zette zijne fok op den neus. (Harrebomee, II, 497b.)

It.: Bisogna voltar la vela secondo il vento. (Pazzaglia, 397, 7.)

7 Mit Segel und Ross kämpfen (angreifen).

Mit äusserster Anstrengung, nach allen Seiten und mit allen Waffen.

8 Ohne Segel kommt das Schiff nicht weit.

9 Vnter dem (stehenden) Segel ist gut rudern. - Lehmann, II, 792, 111; Petri, II, 663; Körte, 5517; Simrock, 9448.

Eine Arbeit geht leicht, wenn wacker geholfen wird.

Holl.: Onder dat seil is goet roeijen. - Onder een staand zeil is het goed roeijen. (Harrebomee, II, 498a; Bohn I, 336.)

Lat.: Remigo sub velo, bene dante nothum mihi celo. (Fallersleben, 563.)

10 Wenn das Segel reisst, dann hat es ein Loch.

11 Wer unter Segel gegangen ist, muss an Bord bleiben.

Holl.: Als men onder zeil gegaan is moet men aan boord blijven. (Harrebomee, II, 497a.)

12 Wer unter Segel gehen will, muss auf den Wind achten.

13 Wohin Segel nicht führen, dahin führen Ruder.

*14 Alle Segel aufspannen. - Eiselein, 565; Braun, I, 4067.

Holl.: Alle zeilen bijzetten. - Blank zeil maken (spulen). (Harrebomee, II, 496.)

*15 Alle Seils bisett'n. - Eichwald, 1710.

Alle Kräfte und Mittel aufbieten.

*16 Die Segel ausspannen.

Sich aus dem Staube, auf- und davonmachen.

Frz.: Bander les voiles.

*17 Die Segel den Winden überlassen.

Eine Sache, sein Schicksal dem Zufall anheimstellen. (S. Gott 2590.)

Lat.: Vela ventis permittere. (Faselius, 61.)

*18 Die Segel einziehen. - Eiselein, 565; Braun, I, 4066; Frischbier2, 3462.

Sich demüthigen oder Vorsicht gebrauchen. Von den Schiffern entlehnt, die, wenn der Wind zu heftig weht, die Segel einziehen, um sicherer zu fahren.

Holl.: Hij zal het zeil moeten reven en de vaart minderen. (Harrebomee, II, 497.)

*19 Die Segel fliegen lassen. - Henisch, 1148, 60.

*20 Die Segel nach dem Winde richten. - Parömiakon, 1589.

Man muss sich in allen Fällen zu helfen, unter allen Umständen seine Zwecke zu erreichen wissen.

Frz.: Naviguer selon le vent. - Selon le vent la voile.

*21 Die Segel (vor einem) streichen. - Eiselein, 565; Lohrengel, II, 145.

Nachgeben, weichen, sich vor einem demüthigen.

Frz.: Caler la voile. (Lendroy, 1558.) - Il a boisse pavillon. - Mettre pavillon bas devant quelqu'un. (Kritzinger, 518.)

Holl.: Hij heeft het zeiltje gestreken. (Harrebomee, II, 497a.)

Lat.: Contrahere vela.

*22 Die Segel wenden.

Seine Ansicht ändern.

*23 Er führt grosse (kleine) Segel.

Macht viel, wenig.

Holl.: Hij voert groot (klein) zeil. - Zijn schip voert te groote zeilen. (Harrebomee, II, 497b u. 498a.)

*24 Er führt (zu) viel Segel auf dem kleinen Schiff.

Holl.: Hij voert veel zeil op een klein schip. (Harrebomee, II, 497b.)

[Spaltenumbruch] unausgesetzt bezweifelt wird, weil es noch nie gelungen ist, das Vorhandensein derselben durch glaubwürdige Zeugnisse darzuthun, hat zu der obigen Redensart Veranlassung gegeben, welche man immer dann anwendet, wenn eine Nachricht von irgendeinem zweifelhaften Vorgange wiederholentlich in den Zeitungen auftaucht. „Es heisst, Deutschland, England und Oesterreich wollten ein Zusammengehen verabreden, um die Pläne Russlands im Orient zu durchkreuzen; aber ich glaube, dass mit dieser Seeschlange Humbug (s. d.) getrieben wird.“ (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 207.) Zuweilen tritt die Nachricht von der wirklichen Anwesenheit der Seeschlange mit grosser Bestimmtheit auf. So berichtete das in der Hafenstadt Hamilton auf Bermuda erscheinende Wochenblatt The Bermudian vom 25. Jan. 1860, dass dort ein unbekanntes fisch- und schlangenartiges Thier gefangen worden sei, das von der Schnauzen- bis Schwanzspitze 161/2 Fuss gemessen habe. Ein beschreibender, ziemlich ausführlicher Bericht steht in dem genannten Blatte und findet sich unter der Ueberschrift: Endlich haben wir die Seeschlange doch in der Gartenlaube. Sie scheint es aber doch wieder nicht gewesen zu sein, denn 1867 wollten sie die Passagiere und Mannschaft des Dampfers Florida auf dem Ontariosee in einer Länge von 50-60 Fuss hinter dem Schiffe herschwimmend und den Kopf bis zum Promenadendeck erhebend, gesehen haben. (Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1867, Nr. 193.) Nach einem Bericht des Seefahrers Frederick Smith wäre die Seeschlangenfrage dadurch zur Ruhe gebracht, dass er durch Aussetzen eines Bootes eine in den chinesischen Gewässern bemerkte Seeschlange hat festnehmen und auf das Schiff Peking winden lassen. „Der Körper“, heisst es in dem Bericht, „war so mit Seeparasiten aller Art bedeckt, dass es einige Zeit und genauerer Prüfung bedurfte, ehe wir entdeckten, dass dies vermeintliche schreckliche Thier nichts mehr noch weniger sei als eine ungeheuere, etwa 100 Fuss lange und 4 Fuss im Durchmesser haltende Alge, deren Wurzel in der Entfernung als Kopf erschienen war, während die durch die Wellen verursachte Bewegung den Anschein von Leben verliehen hatte. In wenigen Tagen entwickelte diese Riesenalge durch das ganze Schiff einen so penetranten Geruch, dass wir genöthigt wurden, sie wieder ins Meer zu werfen. Ein anderes Schiff, der Dädalus, hatte die Alge an derselben Stelle gesehen und berichtete über sie, als er nach London zurückkam, als eine Seeschlange.“ (Vgl. darüber die ausführliche Darstellung in Das neue Blatt, Leipzig 1873, Nr. 17, S. 271.)


Seeres.

De wat Sêres1 hett, de fölt (fühlt) derna, de wat Lêwes hett, de loppt derna.Goldschmidt, 158.

1) Eine schmerzhafte Stelle.


Seeschwalbe.

Wenn die Seeschwalben auf Sandbänke bauen, kann man auf einen trockenen Sommer trauen.


Seewasser.

1 Das Seewasser muss freilich scharf (gesalzen) sein, wenn so viel Heringe darin schwimmen.

Holl.: Dat het zeewater zoo zout is, komt van al de pekelharings, die er in zwemmen, zei de oude vrouw. (Harrebomée, II, 493b.)

*2 Er hat Seewasser getrunken.Fabricius, 33.

Von einem, der immer durstiger von etwas wird; Bild eines Menschen, dessen Begierden durch deren Erfüllung nur noch mehr gereizt werden.

*3 Er kann es mit Seewasser nicht abwaschen.

*4 Es ist ihm schon viel Seewasser über den Kopf gegangen.

Er hat schon manchen Sturm und manche ungestüme See ausgestanden, schon viel Gefahren überwunden.


Seewein.

*1 Einem Seewein vorsetzen.

*2 Seewein trinken.

Es wird darunter Wein vom Bodensee verstanden, der den Gegensatz zu dem köstlichen Lacrymae Christi oder Zähren-Christi-Wein bildet und darum auch Thränen Petri genannt wird. Der Volkswitz bringt den Seewein in drei Klassen, wovon der erste und beste Sauerampher heisst, etwas besser als Essig schmeckt und wie es Auerbacher versichert, den Mund kaum bis zu den Ohren verzieht. Die zweite Sorte ist Dreimännerwein, schon rässer und saurer als Essig und heisst so, weil es dabei noth wäre, dass zwei Männer denjenigen, der ihn trinkt, festhielten und ein dritter ihm die Brühe eingösse. Die dritte Gattung ist der Rachenputzer; er hat die gute Eigenschaft, dass er den Schleim und alles abführt; thut aber noth, dass einer, der mit diesem Weine im Leibe schlafen geht, in der Nacht sich wecken lasse, damit er sich umkehren möge, dass ihm der Rachenputzer kein Loch in den Magen fresse. (Eiselein, 407.)


Seff.

Seff, mach's Kreuz, 's Water locht. (Böhmen.)

Zur Charakteristik der Furcht vor gewöhnlichen Naturerscheinungen und Anwendung abergläubischer Schutzmittel, wie das Kreuzschlagen gegen das Blitzen (Gewitter) ist.


[Spaltenumbruch]
Segel.

1 Bei aufgespannten Segeln ist gut rudern.

2 Die Segel dürfen nicht zu gross sein für das Schiff.

Der Aufwand darf das Einkommen nicht übersteigen.

Engl.: Make not your sail too large for your ship. (Mair, 55.)

3 Ein kleines Segel genügt dem kleinen Schiff.

Holl.: Het kleine zeil geeft rust en heil. (Harrebomée, II, 497a.)

4 In die grössten Segel fällt der meiste Wind.

5 Man muss das Segel nicht zu hoch spannen.

Holl.: Als men zijn zeil te hooge stelt, is't ligtlijk dat de wind het velt. – Die zijne zeilen te breed uitzet, loopt gevaar van om te slaan. – Men moet het zeil niet te hoog halen (trekken). (Harrebomée, II, 497.)

6 Man muss die Segel nach dem Winde richten.

Frz.: Il faut tendre voile selon le vent. (Bohn I, 22; Kritzinger, 722b.) – Selon le vent la voile. – Tout d'ung vent et tout d'ung eau en contraire partie tourne les roues. (Leroux, I, 86.)

Holl.: Men moet de zeilen naar den goeden wind stellen. – Men moet het zeil naar den wind zetten, zei de man, en hij zette zijne fok op den neus. (Harrebomée, II, 497b.)

It.: Bisogna voltar la vela secondo il vento. (Pazzaglia, 397, 7.)

7 Mit Segel und Ross kämpfen (angreifen).

Mit äusserster Anstrengung, nach allen Seiten und mit allen Waffen.

8 Ohne Segel kommt das Schiff nicht weit.

9 Vnter dem (stehenden) Segel ist gut rudern.Lehmann, II, 792, 111; Petri, II, 663; Körte, 5517; Simrock, 9448.

Eine Arbeit geht leicht, wenn wacker geholfen wird.

Holl.: Onder dat seil is goet roeijen. – Onder een staand zeil is het goed roeijen. (Harrebomée, II, 498a; Bohn I, 336.)

Lat.: Remigo sub velo, bene dante nothum mihi celo. (Fallersleben, 563.)

10 Wenn das Segel reisst, dann hat es ein Loch.

11 Wer unter Segel gegangen ist, muss an Bord bleiben.

Holl.: Als men onder zeil gegaan is moet men aan boord blijven. (Harrebomée, II, 497a.)

12 Wer unter Segel gehen will, muss auf den Wind achten.

13 Wohin Segel nicht führen, dahin führen Ruder.

*14 Alle Segel aufspannen.Eiselein, 565; Braun, I, 4067.

Holl.: Alle zeilen bijzetten. – Blank zeil maken (spulen). (Harrebomée, II, 496.)

*15 Alle Seils bisett'n.Eichwald, 1710.

Alle Kräfte und Mittel aufbieten.

*16 Die Segel ausspannen.

Sich aus dem Staube, auf- und davonmachen.

Frz.: Bander les voiles.

*17 Die Segel den Winden überlassen.

Eine Sache, sein Schicksal dem Zufall anheimstellen. (S. Gott 2590.)

Lat.: Vela ventis permittere. (Faselius, 61.)

*18 Die Segel einziehen.Eiselein, 565; Braun, I, 4066; Frischbier2, 3462.

Sich demüthigen oder Vorsicht gebrauchen. Von den Schiffern entlehnt, die, wenn der Wind zu heftig weht, die Segel einziehen, um sicherer zu fahren.

Holl.: Hij zal het zeil moeten reven en de vaart minderen. (Harrebomée, II, 497.)

*19 Die Segel fliegen lassen.Henisch, 1148, 60.

*20 Die Segel nach dem Winde richten.Parömiakon, 1589.

Man muss sich in allen Fällen zu helfen, unter allen Umständen seine Zwecke zu erreichen wissen.

Frz.: Naviguer selon le vent. – Selon le vent la voile.

*21 Die Segel (vor einem) streichen.Eiselein, 565; Lohrengel, II, 145.

Nachgeben, weichen, sich vor einem demüthigen.

Frz.: Caler la voile. (Lendroy, 1558.) – Il a boissé pavillon. – Mettre pavillon bas devant quelqu'un. (Kritzinger, 518.)

Holl.: Hij heeft het zeiltje gestreken. (Harrebomée, II, 497a.)

Lat.: Contrahere vela.

*22 Die Segel wenden.

Seine Ansicht ändern.

*23 Er führt grosse (kleine) Segel.

Macht viel, wenig.

Holl.: Hij voert groot (klein) zeil. – Zijn schip voert te groote zeilen. (Harrebomée, II, 497b u. 498a.)

*24 Er führt (zu) viel Segel auf dem kleinen Schiff.

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[[249]/0255] unausgesetzt bezweifelt wird, weil es noch nie gelungen ist, das Vorhandensein derselben durch glaubwürdige Zeugnisse darzuthun, hat zu der obigen Redensart Veranlassung gegeben, welche man immer dann anwendet, wenn eine Nachricht von irgendeinem zweifelhaften Vorgange wiederholentlich in den Zeitungen auftaucht. „Es heisst, Deutschland, England und Oesterreich wollten ein Zusammengehen verabreden, um die Pläne Russlands im Orient zu durchkreuzen; aber ich glaube, dass mit dieser Seeschlange Humbug (s. d.) getrieben wird.“ (Schles. Zeitung, 1871, Nr. 207.) Zuweilen tritt die Nachricht von der wirklichen Anwesenheit der Seeschlange mit grosser Bestimmtheit auf. So berichtete das in der Hafenstadt Hamilton auf Bermuda erscheinende Wochenblatt The Bermudian vom 25. Jan. 1860, dass dort ein unbekanntes fisch- und schlangenartiges Thier gefangen worden sei, das von der Schnauzen- bis Schwanzspitze 161/2 Fuss gemessen habe. Ein beschreibender, ziemlich ausführlicher Bericht steht in dem genannten Blatte und findet sich unter der Ueberschrift: Endlich haben wir die Seeschlange doch in der Gartenlaube. Sie scheint es aber doch wieder nicht gewesen zu sein, denn 1867 wollten sie die Passagiere und Mannschaft des Dampfers Florida auf dem Ontariosee in einer Länge von 50-60 Fuss hinter dem Schiffe herschwimmend und den Kopf bis zum Promenadendeck erhebend, gesehen haben. (Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1867, Nr. 193.) Nach einem Bericht des Seefahrers Frederick Smith wäre die Seeschlangenfrage dadurch zur Ruhe gebracht, dass er durch Aussetzen eines Bootes eine in den chinesischen Gewässern bemerkte Seeschlange hat festnehmen und auf das Schiff Peking winden lassen. „Der Körper“, heisst es in dem Bericht, „war so mit Seeparasiten aller Art bedeckt, dass es einige Zeit und genauerer Prüfung bedurfte, ehe wir entdeckten, dass dies vermeintliche schreckliche Thier nichts mehr noch weniger sei als eine ungeheuere, etwa 100 Fuss lange und 4 Fuss im Durchmesser haltende Alge, deren Wurzel in der Entfernung als Kopf erschienen war, während die durch die Wellen verursachte Bewegung den Anschein von Leben verliehen hatte. In wenigen Tagen entwickelte diese Riesenalge durch das ganze Schiff einen so penetranten Geruch, dass wir genöthigt wurden, sie wieder ins Meer zu werfen. Ein anderes Schiff, der Dädalus, hatte die Alge an derselben Stelle gesehen und berichtete über sie, als er nach London zurückkam, als eine Seeschlange.“ (Vgl. darüber die ausführliche Darstellung in Das neue Blatt, Leipzig 1873, Nr. 17, S. 271.) Seeres. De wat Sêres1 hett, de fölt (fühlt) derna, de wat Lêwes hett, de loppt derna. – Goldschmidt, 158. 1) Eine schmerzhafte Stelle. Seeschwalbe. Wenn die Seeschwalben auf Sandbänke bauen, kann man auf einen trockenen Sommer trauen. Seewasser. 1 Das Seewasser muss freilich scharf (gesalzen) sein, wenn so viel Heringe darin schwimmen. Holl.: Dat het zeewater zoo zout is, komt van al de pekelharings, die er in zwemmen, zei de oude vrouw. (Harrebomée, II, 493b.) *2 Er hat Seewasser getrunken. – Fabricius, 33. Von einem, der immer durstiger von etwas wird; Bild eines Menschen, dessen Begierden durch deren Erfüllung nur noch mehr gereizt werden. *3 Er kann es mit Seewasser nicht abwaschen. *4 Es ist ihm schon viel Seewasser über den Kopf gegangen. Er hat schon manchen Sturm und manche ungestüme See ausgestanden, schon viel Gefahren überwunden. Seewein. *1 Einem Seewein vorsetzen. *2 Seewein trinken. Es wird darunter Wein vom Bodensee verstanden, der den Gegensatz zu dem köstlichen Lacrymae Christi oder Zähren-Christi-Wein bildet und darum auch Thränen Petri genannt wird. Der Volkswitz bringt den Seewein in drei Klassen, wovon der erste und beste Sauerampher heisst, etwas besser als Essig schmeckt und wie es Auerbacher versichert, den Mund kaum bis zu den Ohren verzieht. Die zweite Sorte ist Dreimännerwein, schon rässer und saurer als Essig und heisst so, weil es dabei noth wäre, dass zwei Männer denjenigen, der ihn trinkt, festhielten und ein dritter ihm die Brühe eingösse. Die dritte Gattung ist der Rachenputzer; er hat die gute Eigenschaft, dass er den Schleim und alles abführt; thut aber noth, dass einer, der mit diesem Weine im Leibe schlafen geht, in der Nacht sich wecken lasse, damit er sich umkehren möge, dass ihm der Rachenputzer kein Loch in den Magen fresse. (Eiselein, 407.) Seff. Seff, mach's Kreuz, 's Water locht. (Böhmen.) Zur Charakteristik der Furcht vor gewöhnlichen Naturerscheinungen und Anwendung abergläubischer Schutzmittel, wie das Kreuzschlagen gegen das Blitzen (Gewitter) ist. Segel. 1 Bei aufgespannten Segeln ist gut rudern. 2 Die Segel dürfen nicht zu gross sein für das Schiff. Der Aufwand darf das Einkommen nicht übersteigen. Engl.: Make not your sail too large for your ship. (Mair, 55.) 3 Ein kleines Segel genügt dem kleinen Schiff. Holl.: Het kleine zeil geeft rust en heil. (Harrebomée, II, 497a.) 4 In die grössten Segel fällt der meiste Wind. 5 Man muss das Segel nicht zu hoch spannen. Holl.: Als men zijn zeil te hooge stelt, is't ligtlijk dat de wind het velt. – Die zijne zeilen te breed uitzet, loopt gevaar van om te slaan. – Men moet het zeil niet te hoog halen (trekken). (Harrebomée, II, 497.) 6 Man muss die Segel nach dem Winde richten. Frz.: Il faut tendre voile selon le vent. (Bohn I, 22; Kritzinger, 722b.) – Selon le vent la voile. – Tout d'ung vent et tout d'ung eau en contraire partie tourne les roues. (Leroux, I, 86.) Holl.: Men moet de zeilen naar den goeden wind stellen. – Men moet het zeil naar den wind zetten, zei de man, en hij zette zijne fok op den neus. (Harrebomée, II, 497b.) It.: Bisogna voltar la vela secondo il vento. (Pazzaglia, 397, 7.) 7 Mit Segel und Ross kämpfen (angreifen). Mit äusserster Anstrengung, nach allen Seiten und mit allen Waffen. 8 Ohne Segel kommt das Schiff nicht weit. 9 Vnter dem (stehenden) Segel ist gut rudern. – Lehmann, II, 792, 111; Petri, II, 663; Körte, 5517; Simrock, 9448. Eine Arbeit geht leicht, wenn wacker geholfen wird. Holl.: Onder dat seil is goet roeijen. – Onder een staand zeil is het goed roeijen. (Harrebomée, II, 498a; Bohn I, 336.) Lat.: Remigo sub velo, bene dante nothum mihi celo. (Fallersleben, 563.) 10 Wenn das Segel reisst, dann hat es ein Loch. 11 Wer unter Segel gegangen ist, muss an Bord bleiben. Holl.: Als men onder zeil gegaan is moet men aan boord blijven. (Harrebomée, II, 497a.) 12 Wer unter Segel gehen will, muss auf den Wind achten. 13 Wohin Segel nicht führen, dahin führen Ruder. *14 Alle Segel aufspannen. – Eiselein, 565; Braun, I, 4067. Holl.: Alle zeilen bijzetten. – Blank zeil maken (spulen). (Harrebomée, II, 496.) *15 Alle Seils bisett'n. – Eichwald, 1710. Alle Kräfte und Mittel aufbieten. *16 Die Segel ausspannen. Sich aus dem Staube, auf- und davonmachen. Frz.: Bander les voiles. *17 Die Segel den Winden überlassen. Eine Sache, sein Schicksal dem Zufall anheimstellen. (S. Gott 2590.) Lat.: Vela ventis permittere. (Faselius, 61.) *18 Die Segel einziehen. – Eiselein, 565; Braun, I, 4066; Frischbier2, 3462. Sich demüthigen oder Vorsicht gebrauchen. Von den Schiffern entlehnt, die, wenn der Wind zu heftig weht, die Segel einziehen, um sicherer zu fahren. Holl.: Hij zal het zeil moeten reven en de vaart minderen. (Harrebomée, II, 497.) *19 Die Segel fliegen lassen. – Henisch, 1148, 60. *20 Die Segel nach dem Winde richten. – Parömiakon, 1589. Man muss sich in allen Fällen zu helfen, unter allen Umständen seine Zwecke zu erreichen wissen. Frz.: Naviguer selon le vent. – Selon le vent la voile. *21 Die Segel (vor einem) streichen. – Eiselein, 565; Lohrengel, II, 145. Nachgeben, weichen, sich vor einem demüthigen. Frz.: Caler la voile. (Lendroy, 1558.) – Il a boissé pavillon. – Mettre pavillon bas devant quelqu'un. (Kritzinger, 518.) Holl.: Hij heeft het zeiltje gestreken. (Harrebomée, II, 497a.) Lat.: Contrahere vela. *22 Die Segel wenden. Seine Ansicht ändern. *23 Er führt grosse (kleine) Segel. Macht viel, wenig. Holl.: Hij voert groot (klein) zeil. – Zijn schip voert te groote zeilen. (Harrebomée, II, 497b u. 498a.) *24 Er führt (zu) viel Segel auf dem kleinen Schiff. Holl.: Hij voert veel zeil op een klein schip. (Harrebomée, II, 497b.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [249]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/255>, abgerufen am 22.11.2024.