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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *34 Er will (mag) einen am Seile herablassen.

Lat.: Crepitum ventris. (Eiselein, 566.)

*35 Es am Seil haben. - Eiselein, 566.

*36 Hei het sek dat Säl ümme de Hören smiten laten. - Brem. Sonntagsblatt, 1855, 4.

Von einem Manne, der sich verlobt hat, wobei also das Einfangen und Bändigen eines wilden Stiers als Bild vorschwebt.

*37 Heut muess i auf's Soil. (Ulm.)

*38 Immer dasselbe Seil spinnen. - Gubitz, Gesellschafter, 1826, S. 143.

Dieselbe alte Sache treiben.

*39 Sie hat ihm das Seil an die Hörner gebracht. - Mathesy, 359b.

*40 Sie ziehen nicht an Einem Seil. - Lehmann, 813, 8.

Um Uneinigkeit auszudrücken, sagt man auch: Sie tragen nicht an einer Stange, sie ziehen nicht gleich, sie stimmen zusammen wie der Hahnen- und Hennengesang, wie der Hunde Bellen; sie stehen und halten zusammen, wie Zähne im gesottenen Kalbskopf, sie sind einig wie die Zacken in einer Mistgabel. Jeder will auf einen besondern Berg.

*41 Sie ziehen wol an Einem Seil, aber jeder an einem andern Ende.

Dän.: De drage vel paa en linne, men hver om sin ende. (Prov. dan., 118.)

Holl.: Zij trekken al een zeel. (Harrebomee, II, 495a.)


Seilchen.

*1 Enem dat Selken äwer de Oren ten. - Dähnert, 419b.

Einen durch List und Schmeichelei zu etwas bringen. (S. Seil 24 u. 25.)

*2 He hät sich dat Selken oever de AUren smiten laten. - Latendorf, 228.


Seiler.

1 Danach der Seiler, danach die Reperbahn. - Altmann V, 130.

2 Dem Seiler geräth's am besten, wenn's brav hinter sich geht. - Simrock, 9469; Körte, 5526; Braun, I, 4072.

3 Der Seiler zieht seine Sache in die Länge und wird doch zu rechter Zeit fertig.

4 Man muss, wie der Seiler, vor sich sehen, und hinter sich gehen. - Eiselein, 566; Körte, 5525.

5 Mit dem Seiler vorwärts drehen und dabei brav hinter sich sehen, das heisst sein Geschäft verstehen.

*6 Des Seilers Braut heirathen.

Gehängt werden. (S. Seiler 9 und Seilerstochter.)

*7 Er ist ein Seiler, der seinen Strick sich selber spinnt.

"Ein Schinder, sagt man, sei Olint? Nur Lästermäuler behaupten dies; er ist ein Seiler, der seinen Strick sich selber spinnt." (Witzfunken, Va, 64.)

*8 Er spielt den Seiler.

*9 Er wird mit des Seilers Halstuch beschenkt werden. - Judas der Erzschelm, II; Parömiakon, 674.

Man wird ihn hängen.


Seilergang.

* Beständig den Seilergang gehen. - Gubitz, Gesellschafter, 1826, S. 415.


Seilerstochter.

* Er wird eine Seilerstochter heirathen. - Parömiakon, 2543.

Wobei die Hochzeit am Galgen gefeiert wird. (S. Feldbischof, Henker 32, Hochzeit 65, Hochzeitstanz, Holzbirne 1, Leiter 18, Salat 25, Sauerbrunnen und Stricksburg.) Von zwei Dieben wurde einer zum Galgen, der andere zum Auspeitschen verurtheilt. Als jener unter dem Galgen stand, fragte dieser, was soll ich deiner Mutter sagen? "Sage ihr, ich habe mich mit einer Seilerstochter verheirathet, und du habest auf meiner Hochzeit getanzt." (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2b, Nr. 50, S. 173; Witzfunken, VIIa, 69.) " ... So wollte der Magistrat gern ein Exempel statuiren und Gripschgrapsch wurde verurtheilt, mit des Seilers Tochter copulirt zu werden, die hiess Jungfer Strick." (Allgem. Modezeitung, 1872, Nr. 10, S. 150.)

Engl.: You ride on a horse that was fouled of an acorn (the gallows). (Bohn II, 166.)

Holl.: Door een hennepen venster kijken. (Harrebomee, II, 368.) - Hij heeft van den Haarlemschen dokter de benedictie op det chavot ontvangen. (Harrebomee, II, 244a.) - Hij is aan Lijntjes dochter getrouwd. (Harrebomee, I, 139a.) - Hij is door een hennepen venster ten hemel gevaren. (Harrebomee, II, 368b.)


[Spaltenumbruch]
Seiltänzer.

* Er will den Seiltänzer springen lehren.

Lat.: Delphinum natare doces. (Erasm., 271.)


Sein (Verb.).

1 Biss, das du wilt (gesehen) sein. - Franck, I, 60a; Gruter, I, 18.

Lat.: Quod videri vis esto. (Franck, I, 60a.)

2 Biss, dass du hörest oder gern sein wolltest. - Petri, II, 45.

3 Da wird sein, sagt der Apotheker.

Wenn man etwas Gesuchtes findet oder jemand etwas Verlangtes verabreicht.

4 Das hätte sölle bi üs sii, het de Morthaler geseit, wo 's im Wildispuech brennt hät und 's wenig Wasser ghä händ. - Sutermeister, 45.

5 Das zu sein sei stets bedacht, wozu fremdes Lob dich macht.

Der durch irdische Güter oder Aemter Hochgestellte ist dann erst glücklich, wenn er sich bemüht zu sein, was seine Schmeichler von ihm rühmen.

6 Dat ward doch noch waur (wo, irgendwo) sein, säd' de Jung, achter is ok noch 'n Loch.

7 De so sünt, de sünt all so. (Holst.) - Schütze, IV, 153.

Es gibt viele seinesgleichen.

8 Die einmal so sein, die sein nie anders.

9 Do wart sönn, segt de Aptheker, on schött1 ön e Tude. (Natangen.) - Frischbier, 24.

1) Doppelsinnig: schüttet und scheisst.

2) Düte.

10 Erst, was sie ist, dann was sie hat.

Bei Eingehung einer Ehe soll man mehr auf den Charakter als auf das Vermögen sehen.

Engl.: Not what is she, what hath she. (Bohn II, 48.)

Lat.: Protinus ad censum de moribus ultima fiet quaestio. (Juvenal.)

11 Es ist alles, wie der ist, der es hat. - Petri, II, 253.

12 Es ist mir um dich, wie dir um mich. - Simrock, 7011.

13 Es kann sein und kann auch nicht sein.

14 Es muess so sei, Schätzeli, gib de Wille drei. - Sutermeister, 30.

Viele schweizer Sprichwörter haben das Eigenthümliche, dass sie, wie dieses, zweigliederig sind, indem sie auf eine gewöhnliche Phrase einen scherzhaften Nachsatz folgen lassen. Wie: O heie - wer's Maie, so werid d' Chrisi reif und d' Heubirn teig, dass Gott erbarm, sibe Suppe und kein warm u. s. w. (S. Spuk.)

15 Es muss sein, schick dich drein. - Lehmann, 242, 50; Hertz, 68.

16 Gewesen sein, sein, werden sein, seynd drei verwelckte Blumen. - Chaos, 1015.

17 Hier ist gut sein, hier wollen wir Hütten bauen.

Worte aus Jesu Verklärungsgeschichte entlehnt, um auszudrücken, dass es uns an einem Orte gefällt.

Holl.: Hic tutior, zei de ooijevaar, en hij zat op de kerk. (Harrebomee, I, 394a.)

18 Ich bin, der ich bin, kurz ist mein Sinn, frisch ist mein Muth, ob klein ist mein Gut. - Töppen, 93, 122.

Dieser Spruch, einem in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angelegten Stammbuch entnommen, das sich in der Gymnasialbibliothek R. oct. 8 befindet.

19 Jeder soll sein, wofür er gehalten sein will.

Frz.: Sois vraiment ce que tu veux qu'on te croie. (Bohn I, 57.)

20 Kann ich nicht sein, was ich will, so will ich nicht sein, was ich kann.

Dies Wort wird einem der mächtigsten Edelleute, Enguerrand VI., Herr von Coucy, zugeschrieben, der sich vom König den Herzogtitel erbat, den ihm dieser zwar verweigerte, ihm aber den eines Grafen anbot. Diesen wies aber Enguerrand mit den sprichwörtlich gewordenen Worten zurück: Comte je ne veule, duc je ne puis, je demeureray Seigneur de Coucy. Diese Antwort erscheint auch in folgenden Lesarten: Je ne suis roy ne prince aussy, je suis le seigneur de Coucy. Und: Prince je ne daigne roi je ne puy, je suis le sire de Coucy. Vgl. Wurzbach (III, 85), wo auf Fugger's Spiegel der Ehren des Hauses Oesterreich (Nürnberg 1868, S. 300) und M. Francisque, Essai sur la vie et les Chansons du chatelain de Coucy (1830), verwiesen wird.

21 Kann sein, auk neit, sag Jan Rütter, do lefden he noch. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 321; Hoefer, 883; Schlingmann, 1206.

Es kann sein, auch nicht, sagte Jan Ritter, als er noch lebte.

22 Kann sein, sä' Bunsendal, da lev he noch. - Diermissen, 326.


[Spaltenumbruch] *34 Er will (mag) einen am Seile herablassen.

Lat.: Crepitum ventris. (Eiselein, 566.)

*35 Es am Seil haben.Eiselein, 566.

*36 Hei het sek dat Säl ümme de Hören smiten laten.Brem. Sonntagsblatt, 1855, 4.

Von einem Manne, der sich verlobt hat, wobei also das Einfangen und Bändigen eines wilden Stiers als Bild vorschwebt.

*37 Heut muess i auf's Soil. (Ulm.)

*38 Immer dasselbe Seil spinnen.Gubitz, Gesellschafter, 1826, S. 143.

Dieselbe alte Sache treiben.

*39 Sie hat ihm das Seil an die Hörner gebracht.Mathesy, 359b.

*40 Sie ziehen nicht an Einem Seil.Lehmann, 813, 8.

Um Uneinigkeit auszudrücken, sagt man auch: Sie tragen nicht an einer Stange, sie ziehen nicht gleich, sie stimmen zusammen wie der Hahnen- und Hennengesang, wie der Hunde Bellen; sie stehen und halten zusammen, wie Zähne im gesottenen Kalbskopf, sie sind einig wie die Zacken in einer Mistgabel. Jeder will auf einen besondern Berg.

*41 Sie ziehen wol an Einem Seil, aber jeder an einem andern Ende.

Dän.: De drage vel paa en linne, men hver om sin ende. (Prov. dan., 118.)

Holl.: Zij trekken al een zeel. (Harrebomée, II, 495a.)


Seilchen.

*1 Enem dat Sêlken äwer de Oren tên.Dähnert, 419b.

Einen durch List und Schmeichelei zu etwas bringen. (S. Seil 24 u. 25.)

*2 He hät sich dat Sêlken oever de Ûren smiten laten.Latendorf, 228.


Seiler.

1 Danach der Seiler, danach die Reperbahn.Altmann V, 130.

2 Dem Seiler geräth's am besten, wenn's brav hinter sich geht.Simrock, 9469; Körte, 5526; Braun, I, 4072.

3 Der Seiler zieht seine Sache in die Länge und wird doch zu rechter Zeit fertig.

4 Man muss, wie der Seiler, vor sich sehen, und hinter sich gehen.Eiselein, 566; Körte, 5525.

5 Mit dem Seiler vorwärts drehen und dabei brav hinter sich sehen, das heisst sein Geschäft verstehen.

*6 Des Seilers Braut heirathen.

Gehängt werden. (S. Seiler 9 und Seilerstochter.)

*7 Er ist ein Seiler, der seinen Strick sich selber spinnt.

„Ein Schinder, sagt man, sei Olint? Nur Lästermäuler behaupten dies; er ist ein Seiler, der seinen Strick sich selber spinnt.“ (Witzfunken, Va, 64.)

*8 Er spielt den Seiler.

*9 Er wird mit des Seilers Halstuch beschenkt werden.Judas der Erzschelm, II; Parömiakon, 674.

Man wird ihn hängen.


Seilergang.

* Beständig den Seilergang gehen.Gubitz, Gesellschafter, 1826, S. 415.


Seilerstochter.

* Er wird eine Seilerstochter heirathen.Parömiakon, 2543.

Wobei die Hochzeit am Galgen gefeiert wird. (S. Feldbischof, Henker 32, Hochzeit 65, Hochzeitstanz, Holzbirne 1, Leiter 18, Salat 25, Sauerbrunnen und Stricksburg.) Von zwei Dieben wurde einer zum Galgen, der andere zum Auspeitschen verurtheilt. Als jener unter dem Galgen stand, fragte dieser, was soll ich deiner Mutter sagen? „Sage ihr, ich habe mich mit einer Seilerstochter verheirathet, und du habest auf meiner Hochzeit getanzt.“ (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2b, Nr. 50, S. 173; Witzfunken, VIIa, 69.) „ ... So wollte der Magistrat gern ein Exempel statuiren und Gripschgrapsch wurde verurtheilt, mit des Seilers Tochter copulirt zu werden, die hiess Jungfer Strick.“ (Allgem. Modezeitung, 1872, Nr. 10, S. 150.)

Engl.: You ride on a horse that was fouled of an acorn (the gallows). (Bohn II, 166.)

Holl.: Door een hennepen venster kijken. (Harrebomée, II, 368.) – Hij heeft van den Haarlemschen dokter de benedictie op det chavot ontvangen. (Harrebomée, II, 244a.) – Hij is aan Lijntjes dochter getrouwd. (Harrebomée, I, 139a.) – Hij is door een hennepen venster ten hemel gevaren. (Harrebomée, II, 368b.)


[Spaltenumbruch]
Seiltänzer.

* Er will den Seiltänzer springen lehren.

Lat.: Delphinum natare doces. (Erasm., 271.)


Sein (Verb.).

1 Biss, das du wilt (gesehen) sein.Franck, I, 60a; Gruter, I, 18.

Lat.: Quod videri vis esto. (Franck, I, 60a.)

2 Biss, dass du hörest oder gern sein wolltest.Petri, II, 45.

3 Da wird sein, sagt der Apotheker.

Wenn man etwas Gesuchtes findet oder jemand etwas Verlangtes verabreicht.

4 Das hätte sölle bi üs sii, het de Morthaler geseit, wo 's im Wildispuech brennt hät und 's wenig Wasser ghä händ.Sutermeister, 45.

5 Das zu sein sei stets bedacht, wozu fremdes Lob dich macht.

Der durch irdische Güter oder Aemter Hochgestellte ist dann erst glücklich, wenn er sich bemüht zu sein, was seine Schmeichler von ihm rühmen.

6 Dat ward doch noch wûr (wo, irgendwo) sîn, säd' de Jung, achter is ôk noch 'n Loch.

7 De so sünt, de sünt all so. (Holst.) – Schütze, IV, 153.

Es gibt viele seinesgleichen.

8 Die einmal so sein, die sein nie anders.

9 Do wart sönn, segt de Aptheker, on schött1 ön e Tude. (Natangen.) – Frischbier, 24.

1) Doppelsinnig: schüttet und scheisst.

2) Düte.

10 Erst, was sie ist, dann was sie hat.

Bei Eingehung einer Ehe soll man mehr auf den Charakter als auf das Vermögen sehen.

Engl.: Not what is she, what hath she. (Bohn II, 48.)

Lat.: Protinus ad censum de moribus ultima fiet quaestio. (Juvenal.)

11 Es ist alles, wie der ist, der es hat.Petri, II, 253.

12 Es ist mir um dich, wie dir um mich.Simrock, 7011.

13 Es kann sein und kann auch nicht sein.

14 Es muess so sî, Schätzeli, gib de Wille drî.Sutermeister, 30.

Viele schweizer Sprichwörter haben das Eigenthümliche, dass sie, wie dieses, zweigliederig sind, indem sie auf eine gewöhnliche Phrase einen scherzhaften Nachsatz folgen lassen. Wie: O heie – wer's Maie, so werid d' Chrisi rîf und d' Heubirn teig, dass Gott erbarm, sibe Suppe und kein warm u. s. w. (S. Spuk.)

15 Es muss sein, schick dich drein.Lehmann, 242, 50; Hertz, 68.

16 Gewesen sein, sein, werden sein, seynd drei verwelckte Blumen.Chaos, 1015.

17 Hier ist gut sein, hier wollen wir Hütten bauen.

Worte aus Jesu Verklärungsgeschichte entlehnt, um auszudrücken, dass es uns an einem Orte gefällt.

Holl.: Hic tutior, zei de ooijevaar, en hij zat op de kerk. (Harrebomée, I, 394a.)

18 Ich bin, der ich bin, kurz ist mein Sinn, frisch ist mein Muth, ob klein ist mein Gut.Töppen, 93, 122.

Dieser Spruch, einem in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angelegten Stammbuch entnommen, das sich in der Gymnasialbibliothek R. oct. 8 befindet.

19 Jeder soll sein, wofür er gehalten sein will.

Frz.: Sois vraiment ce que tu veux qu'on te croie. (Bohn I, 57.)

20 Kann ich nicht sein, was ich will, so will ich nicht sein, was ich kann.

Dies Wort wird einem der mächtigsten Edelleute, Enguerrand VI., Herr von Coucy, zugeschrieben, der sich vom König den Herzogtitel erbat, den ihm dieser zwar verweigerte, ihm aber den eines Grafen anbot. Diesen wies aber Enguerrand mit den sprichwörtlich gewordenen Worten zurück: Comte je ne veule, duc je ne puis, je demeureray Seigneur de Coucy. Diese Antwort erscheint auch in folgenden Lesarten: Je ne suis roy ne prince aussy, je suis le seigneur de Coucy. Und: Prince je ne daigne roi je ne puy, je suis le sire de Coucy. Vgl. Wurzbach (III, 85), wo auf Fugger's Spiegel der Ehren des Hauses Oesterreich (Nürnberg 1868, S. 300) und M. Francisque, Essai sur la vie et les Chansons du chatelain de Coucy (1830), verwiesen wird.

21 Kann sîn, auk nît, sag Jan Rütter, dô lefden he noch. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 321; Hoefer, 883; Schlingmann, 1206.

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[[260]/0266] *34 Er will (mag) einen am Seile herablassen. Lat.: Crepitum ventris. (Eiselein, 566.) *35 Es am Seil haben. – Eiselein, 566. *36 Hei het sek dat Säl ümme de Hören smiten laten. – Brem. Sonntagsblatt, 1855, 4. Von einem Manne, der sich verlobt hat, wobei also das Einfangen und Bändigen eines wilden Stiers als Bild vorschwebt. *37 Heut muess i auf's Soil. (Ulm.) *38 Immer dasselbe Seil spinnen. – Gubitz, Gesellschafter, 1826, S. 143. Dieselbe alte Sache treiben. *39 Sie hat ihm das Seil an die Hörner gebracht. – Mathesy, 359b. *40 Sie ziehen nicht an Einem Seil. – Lehmann, 813, 8. Um Uneinigkeit auszudrücken, sagt man auch: Sie tragen nicht an einer Stange, sie ziehen nicht gleich, sie stimmen zusammen wie der Hahnen- und Hennengesang, wie der Hunde Bellen; sie stehen und halten zusammen, wie Zähne im gesottenen Kalbskopf, sie sind einig wie die Zacken in einer Mistgabel. Jeder will auf einen besondern Berg. *41 Sie ziehen wol an Einem Seil, aber jeder an einem andern Ende. Dän.: De drage vel paa en linne, men hver om sin ende. (Prov. dan., 118.) Holl.: Zij trekken al een zeel. (Harrebomée, II, 495a.) Seilchen. *1 Enem dat Sêlken äwer de Oren tên. – Dähnert, 419b. Einen durch List und Schmeichelei zu etwas bringen. (S. Seil 24 u. 25.) *2 He hät sich dat Sêlken oever de Ûren smiten laten. – Latendorf, 228. Seiler. 1 Danach der Seiler, danach die Reperbahn. – Altmann V, 130. 2 Dem Seiler geräth's am besten, wenn's brav hinter sich geht. – Simrock, 9469; Körte, 5526; Braun, I, 4072. 3 Der Seiler zieht seine Sache in die Länge und wird doch zu rechter Zeit fertig. 4 Man muss, wie der Seiler, vor sich sehen, und hinter sich gehen. – Eiselein, 566; Körte, 5525. 5 Mit dem Seiler vorwärts drehen und dabei brav hinter sich sehen, das heisst sein Geschäft verstehen. *6 Des Seilers Braut heirathen. Gehängt werden. (S. Seiler 9 und Seilerstochter.) *7 Er ist ein Seiler, der seinen Strick sich selber spinnt. „Ein Schinder, sagt man, sei Olint? Nur Lästermäuler behaupten dies; er ist ein Seiler, der seinen Strick sich selber spinnt.“ (Witzfunken, Va, 64.) *8 Er spielt den Seiler. *9 Er wird mit des Seilers Halstuch beschenkt werden. – Judas der Erzschelm, II; Parömiakon, 674. Man wird ihn hängen. Seilergang. * Beständig den Seilergang gehen. – Gubitz, Gesellschafter, 1826, S. 415. Seilerstochter. * Er wird eine Seilerstochter heirathen. – Parömiakon, 2543. Wobei die Hochzeit am Galgen gefeiert wird. (S. Feldbischof, Henker 32, Hochzeit 65, Hochzeitstanz, Holzbirne 1, Leiter 18, Salat 25, Sauerbrunnen und Stricksburg.) Von zwei Dieben wurde einer zum Galgen, der andere zum Auspeitschen verurtheilt. Als jener unter dem Galgen stand, fragte dieser, was soll ich deiner Mutter sagen? „Sage ihr, ich habe mich mit einer Seilerstochter verheirathet, und du habest auf meiner Hochzeit getanzt.“ (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2b, Nr. 50, S. 173; Witzfunken, VIIa, 69.) „ ... So wollte der Magistrat gern ein Exempel statuiren und Gripschgrapsch wurde verurtheilt, mit des Seilers Tochter copulirt zu werden, die hiess Jungfer Strick.“ (Allgem. Modezeitung, 1872, Nr. 10, S. 150.) Engl.: You ride on a horse that was fouled of an acorn (the gallows). (Bohn II, 166.) Holl.: Door een hennepen venster kijken. (Harrebomée, II, 368.) – Hij heeft van den Haarlemschen dokter de benedictie op det chavot ontvangen. (Harrebomée, II, 244a.) – Hij is aan Lijntjes dochter getrouwd. (Harrebomée, I, 139a.) – Hij is door een hennepen venster ten hemel gevaren. (Harrebomée, II, 368b.) Seiltänzer. * Er will den Seiltänzer springen lehren. Lat.: Delphinum natare doces. (Erasm., 271.) Sein (Verb.). 1 Biss, das du wilt (gesehen) sein. – Franck, I, 60a; Gruter, I, 18. Lat.: Quod videri vis esto. (Franck, I, 60a.) 2 Biss, dass du hörest oder gern sein wolltest. – Petri, II, 45. 3 Da wird sein, sagt der Apotheker. Wenn man etwas Gesuchtes findet oder jemand etwas Verlangtes verabreicht. 4 Das hätte sölle bi üs sii, het de Morthaler geseit, wo 's im Wildispuech brennt hät und 's wenig Wasser ghä händ. – Sutermeister, 45. 5 Das zu sein sei stets bedacht, wozu fremdes Lob dich macht. Der durch irdische Güter oder Aemter Hochgestellte ist dann erst glücklich, wenn er sich bemüht zu sein, was seine Schmeichler von ihm rühmen. 6 Dat ward doch noch wûr (wo, irgendwo) sîn, säd' de Jung, achter is ôk noch 'n Loch. 7 De so sünt, de sünt all so. (Holst.) – Schütze, IV, 153. Es gibt viele seinesgleichen. 8 Die einmal so sein, die sein nie anders. 9 Do wart sönn, segt de Aptheker, on schött1 ön e Tude. (Natangen.) – Frischbier, 24. 1) Doppelsinnig: schüttet und scheisst. 2) Düte. 10 Erst, was sie ist, dann was sie hat. Bei Eingehung einer Ehe soll man mehr auf den Charakter als auf das Vermögen sehen. Engl.: Not what is she, what hath she. (Bohn II, 48.) Lat.: Protinus ad censum de moribus ultima fiet quaestio. (Juvenal.) 11 Es ist alles, wie der ist, der es hat. – Petri, II, 253. 12 Es ist mir um dich, wie dir um mich. – Simrock, 7011. 13 Es kann sein und kann auch nicht sein. 14 Es muess so sî, Schätzeli, gib de Wille drî. – Sutermeister, 30. Viele schweizer Sprichwörter haben das Eigenthümliche, dass sie, wie dieses, zweigliederig sind, indem sie auf eine gewöhnliche Phrase einen scherzhaften Nachsatz folgen lassen. Wie: O heie – wer's Maie, so werid d' Chrisi rîf und d' Heubirn teig, dass Gott erbarm, sibe Suppe und kein warm u. s. w. (S. Spuk.) 15 Es muss sein, schick dich drein. – Lehmann, 242, 50; Hertz, 68. 16 Gewesen sein, sein, werden sein, seynd drei verwelckte Blumen. – Chaos, 1015. 17 Hier ist gut sein, hier wollen wir Hütten bauen. Worte aus Jesu Verklärungsgeschichte entlehnt, um auszudrücken, dass es uns an einem Orte gefällt. Holl.: Hic tutior, zei de ooijevaar, en hij zat op de kerk. (Harrebomée, I, 394a.) 18 Ich bin, der ich bin, kurz ist mein Sinn, frisch ist mein Muth, ob klein ist mein Gut. – Töppen, 93, 122. Dieser Spruch, einem in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angelegten Stammbuch entnommen, das sich in der Gymnasialbibliothek R. oct. 8 befindet. 19 Jeder soll sein, wofür er gehalten sein will. Frz.: Sois vraiment ce que tu veux qu'on te croie. (Bohn I, 57.) 20 Kann ich nicht sein, was ich will, so will ich nicht sein, was ich kann. Dies Wort wird einem der mächtigsten Edelleute, Enguerrand VI., Herr von Coucy, zugeschrieben, der sich vom König den Herzogtitel erbat, den ihm dieser zwar verweigerte, ihm aber den eines Grafen anbot. Diesen wies aber Enguerrand mit den sprichwörtlich gewordenen Worten zurück: Comte je ne veule, duc je ne puis, je demeureray Seigneur de Coucy. Diese Antwort erscheint auch in folgenden Lesarten: Je ne suis roy ne prince aussy, je suis le seigneur de Coucy. Und: Prince je ne daigne roi je ne puy, je suis le sire de Coucy. Vgl. Wurzbach (III, 85), wo auf Fugger's Spiegel der Ehren des Hauses Oesterreich (Nürnberg 1868, S. 300) und M. Francisque, Essai sur la vie et les Chansons du chatelain de Coucy (1830), verwiesen wird. 21 Kann sîn, auk nît, sag Jan Rütter, dô lefden he noch. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 321; Hoefer, 883; Schlingmann, 1206. Es kann sein, auch nicht, sagte Jan Ritter, als er noch lebte. 22 Kann sîn, sä' Bunsendâl, da lev he noch. – Diermissen, 326.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [260]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/266>, abgerufen am 22.11.2024.