Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 46 Man soll den Sohn um des Vaters Schuld nicht schlagen. - Graf, 300, 126. Die Kinder sollen die Vergehen der Aeltern, nicht büssen. (S. Stehlen.) "Mann soll den Sun umb des vatters Schuld nicht slahen." (Freyberg, IV, 212.) Lat.: Delictum patris filio non nocere debet. (Seybold, 117.) 47 Meine Söhne sind im Herbste meines Lebens geboren; glücklich der, dessen Söhne im Frühling seines Lebens geboren sind. (Arab.) 48 Min Soen is nix Dumm's, säd' de oll Frau, as he jung wier, härr he flessen Pisseldök. - Hoefer, 299; Schlingmann, 469. Pisseldök sind die Tücher, welche man kleinen Kindern der Reinlichkeit wegen unterbreitet; flessen = flächsene, nicht wie gewöhnlich aus Werchgarn gewebte. 49 Selten der Sohn dem Vatter gleicht, der meisttheil von der art entweicht, vnd zumal dern man wenig find, die besser als jhre Eltern sind. - Lehmann, 170, 35. 50 Sieben Sühn bringen a Stühl in Gan-Eden (Paradies), sieben Töchter a Stühl in Geh- Hennen (Hölle). (Jüd.-deutsch. Warschau.) 51 Sohn bist du, Vater wirst du sein; was du gibst, das nimmst du ein. 52 Sohn, da hast du meinen Speer, reite darauf hin und her. Wol Parodie des Stolberg'schen Liedes; Hoffmann von Fallersleben, Volksthümliche Lieder, Nr. 815. 53 Söhn' und Töchter können wol aus Einer Schüssel essen, man soll sie aber nicht mit Einer Elle messen. Sie wollen in ihrer Erziehung verschieden behandelt sein. Die Holländer drücken diese Forderung durch das Sprichwort aus: Geef aan uw' zoon veel in den darm, maar geef hem weinig aan den arm; uw dochter aan den arrem veel, maar spaar't die liever uit de keel. (Harrebomee, II, 509a.) 54 Sohn und Tochter sind gleich nach Erbe zu nehmen. (S. Kind 149 und Schwert 67.) - Graf, 189, 45. In Goslar: Söne unde Döchtere sint like na erve to nemende. (Bluntschli, Deutsches Privatrecht, München 1853-54, II, 397.) 55 Söhne erziehen ist so leicht wie Eisen verdauen. 56 Söhne und Töchter gehörten nach der Mutter. - Graf, 58, 221. Spricht den nicht überall in Deutschland geltenden Rechtsgrundsatz aus, dass der Geburtsstand der Kinder, ob frei oder eigen, nach dem der Mutter bestimmt wird. (S. Kind 57, 65 u. 66, Mutter 55 und Recht 148.) Mhd.: Sune vnnd Tochter gehorn nach der muter. (Thüngen, 12, 7.) 57 Sohnes Weib hasst Mannes Mutter. - Körte, 5561. 58 Son, werstu grot; Mutter, werstu todt. - Petri, II, 537. 59 Später Sohn, frühe Waise. - Winckler, V, 89. Die Neugriechen: Ein später Sohn reift nicht mit seinem Vater. (Sanders, 78.) 60 Verheirathe deinen Sohn, wenn du willst, deine Tochter, wenn du kannst. - Sailer, 264. Frz.: Marie ton fils quand tu voudras, ta fille quand tu pourras. (Bohn I, 38.) It.: Casa il figlio quando vuoi, e la figlia quando puoi. (Bohn I, 77.) Span.: Casa el hijo quando quieres, y la hija quando pudieres. (Bohn I, 208.) 61 Was Sohn vnd Vater thun ernehren, thut vnser liebe Fraw verzehren. - Petri, III, 12. 62 Wehe dem Sohne, dessen Vater nach dem Paradiese geht! (Arab.) Nämlich infolge des Betragens seines Sohnes. 63 Wenn der Sohn um ein Ei bittet, so gibt jhm der Vater keinen Stein dafür. - Petri, I, 95. 64 Wenn der Sohn von (kindlicher) Liebe voll ist, so ist des Vaters Herz ruhig. (Morgenland.) 65 Wenn du deinen Sohn mit Füssen treten willst, so ziehe zuvor die Schuhe aus. - Sailer, 174; Simrock, 9556. Mittel gegen Zorn, Aufschub der Handlung. 66 Wenn sich der Sohn einen Dorn in den Fuss tritt, thut dem Vater die Seele wehe. 67 Wer nur Einen Sohn hat, denkt seiner oft. Holl.: Die maar eenen zoon heeft, gedenkt zich zijner dikwijls. (Harrebomee, II, 509a.) It.: Chi ha un sol figlio, spesso si le ricorda. [Spaltenumbruch] 68 Wer nur Einen Sohn hat, der macht ihn zum Narren, und wer nur ein Schwein hat, der macht es fett. - Winckler, XIV, 81. Engl.: He who has but one hog, makes him fat; and he who hath but one son, makes him a fool. (Bohn II, 15.) Holl.: Die maar eenen zoon heeft, maakt hem zot; die maar een varken heeft, maakt het vet. (Harrebomee, II, 509a.) It.: Chi ha un sol figlio, lo fa matto. 69 Wer seinem Sohne den Strick gibt, muss nicht klagen, wenn ihm die Hände gebunden werden. (S. Kind 1039.) Aehnlich russisch Altmann VI, 437. 70 Wer seinem Sohne ein Handwerk lernen lässt und ihm einen guten Namen vermacht, der hat ihn gut versorgt. Der Gewerbfleiss der Väter, sagen die Türken, soll der Kinder Erbe sein. Und in der Herzegowina heisst es: Der Kinder bestes Erbe sind Tugenden und ein Gewerbe. Auch die Araber empfehlen obenan eine gute Erziehung: Wer seinen Sohn ausbildet, so lange derselbe klein ist, wird Freude an ihm haben, wenn er gross ist. Ein gut gezogener Sohn wird das Herz des Vaters mit Freude erfüllen. Die Spanier sagen: Beim Sohne sieh darauf, dass er ein Handwerk lerne; bei der Tochter, dass sie gut sei; beiden kannst du keine grössere Wohlthat erweisen. Span.: A tu hijo, buen nombre y oficio. (Bohn I, 203.) 71 Wer seinen Sohn kein Handwerk lehrt, der lehrt ihn stehlen. - Chaos, 713. Wie wahr sind die Lehren der Rabbinen an das arbeitsscheue Schachervolk! Jehuda: "Ein jeder, der seinen Sohn kein Handwerk lernen lässt, ist gleich, als wenn er ihm die Räuberei lehrte." Und Gamolial: "Die Gelehrsamkeit steht schön, wenn man noch eine Verrichtung dabei kann; alle Gelehrsamkeit, wobei kein Handwerk ist, wird zuletzt unnütz und zieht Sünde nach sich." Der Stifter des Christenthums war Zimmermann, Sokrates Bildhauer, Franklin Buchdrucker. Der Kaiser von China pflügt, Peter der Grosse von Russland konnte mehr als Ein Handwerk. (Vgl. L. Jahn, Volksthum, S. 226.) Dän.: Hvo intet godt laerer sin sön, laerer ham at stjaele. (Prov. dan., 523.) Lat.: Filius ut patri similis, sic filia matri. - Saepe patres mores imitatur filius infans; qualis erat mater, filia talis erit. 72 Wer seinen Sohn lieb hat, der züchtigt ihn. - Hollenberg, I, 18. Lat.: Peccantem puerum quisquis non corrigit, odit. (Binder II, 2510.) 73 Wer seinen Sohn nicht straft, der zieht sich einen Feind. It.: Nodrisce contro se un nemico, chi al figlio perdona quando falla. (Pazzaglia, 282, 4.) 74 Wie der Sohn nach dem Vater, so gereth die Tochter nach der Mutter. - Petri, II, 788. *75 Da ist der verlorene Sohn. Entweder in Bezug auf eine abhanden gekommene und wiedergefundene Sache oder vorherrschend auf eine vermisste oder auf sittliche Abwege gerathene Person. *76 Das ist ein lieber Sohn, an dem ich einen Wolf gefangen habe. Der Form nach Travestie des Bibelworts: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. *77 Ein lieber Sohn aus Massow (s. d.). Ironisch für: Ein schlimmer Gesell, Halunke, oft aber auch in nicht böse gemeintem Scherz für Strick, Schelm. Massow, ein Städtchen, zwei Meilen von Stargard, deren wohlerhaltene Mauer den alten Fritz zu der Bemerkung veranlasst haben soll: "Der Schelm ist auch den Mantel nicht werth." *78 Es ist ein theurer Sohn. In Ulm für einen Umgeldschreiber. *79 Es ist etwen der sun als der vatter. - Hauer, Liij. *80 Sich seinen Sohn zu Kopf wachsen lassen. "Ich blute als Mensch, als Bürger und als Christ. Unser heiligster Vater hat sich seine Kinder übern Kopf wachsen lassen." Ganganelli an einen Freund in Bezug auf die Jesuiten. (Vgl. Leben Clemens XIV., Berlin 1775, III, 27.) *81 Um des Sohnes willen liebte er die Schnur. Sohnche. * Das Sohnche1 kriegt die Frau. - Frischbier2, 3528. 1) Das Köpfchen, Käppchen am Brot. Söhnchen. 1 Als das Söhnchen herangewachsen war, hat es den Vater erwürgt. (Lit.)
[Spaltenumbruch] 46 Man soll den Sohn um des Vaters Schuld nicht schlagen. – Graf, 300, 126. Die Kinder sollen die Vergehen der Aeltern, nicht büssen. (S. Stehlen.) „Mann soll den Sun umb des vatters Schuld nicht slahen.“ (Freyberg, IV, 212.) Lat.: Delictum patris filio non nocere debet. (Seybold, 117.) 47 Meine Söhne sind im Herbste meines Lebens geboren; glücklich der, dessen Söhne im Frühling seines Lebens geboren sind. (Arab.) 48 Min Soen is nix Dumm's, säd' de oll Frû, as he jung wier, härr he flessen Pisseldök. – Hoefer, 299; Schlingmann, 469. Pisseldök sind die Tücher, welche man kleinen Kindern der Reinlichkeit wegen unterbreitet; flessen = flächsene, nicht wie gewöhnlich aus Werchgarn gewebte. 49 Selten der Sohn dem Vatter gleicht, der meisttheil von der art entweicht, vnd zumal dern man wenig find, die besser als jhre Eltern sind. – Lehmann, 170, 35. 50 Sieben Sühn bringen a Stühl in Gan-Eden (Paradies), sieben Töchter a Stühl in Geh- Hennen (Hölle). (Jüd.-deutsch. Warschau.) 51 Sohn bist du, Vater wirst du sein; was du gibst, das nimmst du ein. 52 Sohn, da hast du meinen Speer, reite darauf hin und her. Wol Parodie des Stolberg'schen Liedes; Hoffmann von Fallersleben, Volksthümliche Lieder, Nr. 815. 53 Söhn' und Töchter können wol aus Einer Schüssel essen, man soll sie aber nicht mit Einer Elle messen. Sie wollen in ihrer Erziehung verschieden behandelt sein. Die Holländer drücken diese Forderung durch das Sprichwort aus: Geef aan uw' zoon veel in den darm, maar geef hem weinig aan den arm; uw dochter aan den arrem veel, maar spaar't die liever uit de keel. (Harrebomée, II, 509a.) 54 Sohn und Tochter sind gleich nach Erbe zu nehmen. (S. Kind 149 und Schwert 67.) – Graf, 189, 45. In Goslar: Söne unde Döchtere sint like na erve to nemende. (Bluntschli, Deutsches Privatrecht, München 1853-54, II, 397.) 55 Söhne erziehen ist so leicht wie Eisen verdauen. 56 Söhne und Töchter gehörten nach der Mutter. – Graf, 58, 221. 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(Harrebomée, II, 509a.) It.: Chi ha un sol figlio, lo fa matto. 69 Wer seinem Sohne den Strick gibt, muss nicht klagen, wenn ihm die Hände gebunden werden. (S. Kind 1039.) Aehnlich russisch Altmann VI, 437. 70 Wer seinem Sohne ein Handwerk lernen lässt und ihm einen guten Namen vermacht, der hat ihn gut versorgt. Der Gewerbfleiss der Väter, sagen die Türken, soll der Kinder Erbe sein. Und in der Herzegowina heisst es: Der Kinder bestes Erbe sind Tugenden und ein Gewerbe. Auch die Araber empfehlen obenan eine gute Erziehung: Wer seinen Sohn ausbildet, so lange derselbe klein ist, wird Freude an ihm haben, wenn er gross ist. Ein gut gezogener Sohn wird das Herz des Vaters mit Freude erfüllen. Die Spanier sagen: Beim Sohne sieh darauf, dass er ein Handwerk lerne; bei der Tochter, dass sie gut sei; beiden kannst du keine grössere Wohlthat erweisen. Span.: A tu hijo, buen nombre y oficio. (Bohn I, 203.) 71 Wer seinen Sohn kein Handwerk lehrt, der lehrt ihn stehlen. – Chaos, 713. 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46 Man soll den Sohn um des Vaters Schuld nicht schlagen. – Graf, 300, 126.
Die Kinder sollen die Vergehen der Aeltern, nicht büssen. (S. Stehlen.) „Mann soll den Sun umb des vatters Schuld nicht slahen.“ (Freyberg, IV, 212.)
Lat.: Delictum patris filio non nocere debet. (Seybold, 117.)
47 Meine Söhne sind im Herbste meines Lebens geboren; glücklich der, dessen Söhne im Frühling seines Lebens geboren sind. (Arab.)
48 Min Soen is nix Dumm's, säd' de oll Frû, as he jung wier, härr he flessen Pisseldök. – Hoefer, 299; Schlingmann, 469.
Pisseldök sind die Tücher, welche man kleinen Kindern der Reinlichkeit wegen unterbreitet; flessen = flächsene, nicht wie gewöhnlich aus Werchgarn gewebte.
49 Selten der Sohn dem Vatter gleicht, der meisttheil von der art entweicht, vnd zumal dern man wenig find, die besser als jhre Eltern sind. – Lehmann, 170, 35.
50 Sieben Sühn bringen a Stühl in Gan-Eden (Paradies), sieben Töchter a Stühl in Geh- Hennen (Hölle). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
51 Sohn bist du, Vater wirst du sein; was du gibst, das nimmst du ein.
52 Sohn, da hast du meinen Speer, reite darauf hin und her. Wol Parodie des Stolberg'schen Liedes; Hoffmann von Fallersleben, Volksthümliche Lieder, Nr. 815.
53 Söhn' und Töchter können wol aus Einer Schüssel essen, man soll sie aber nicht mit Einer Elle messen.
Sie wollen in ihrer Erziehung verschieden behandelt sein. Die Holländer drücken diese Forderung durch das Sprichwort aus: Geef aan uw' zoon veel in den darm, maar geef hem weinig aan den arm; uw dochter aan den arrem veel, maar spaar't die liever uit de keel. (Harrebomée, II, 509a.)
54 Sohn und Tochter sind gleich nach Erbe zu nehmen. (S. Kind 149 und Schwert 67.) – Graf, 189, 45.
In Goslar: Söne unde Döchtere sint like na erve to nemende. (Bluntschli, Deutsches Privatrecht, München 1853-54, II, 397.)
55 Söhne erziehen ist so leicht wie Eisen verdauen.
56 Söhne und Töchter gehörten nach der Mutter. – Graf, 58, 221.
Spricht den nicht überall in Deutschland geltenden Rechtsgrundsatz aus, dass der Geburtsstand der Kinder, ob frei oder eigen, nach dem der Mutter bestimmt wird. (S. Kind 57, 65 u. 66, Mutter 55 und Recht 148.)
Mhd.: Sune vnnd Tochter gehorn nach der muter. (Thüngen, 12, 7.)
57 Sohnes Weib hasst Mannes Mutter. – Körte, 5561.
58 Son, werstu grot; Mutter, werstu todt. – Petri, II, 537.
59 Später Sohn, frühe Waise. – Winckler, V, 89.
Die Neugriechen: Ein später Sohn reift nicht mit seinem Vater. (Sanders, 78.)
60 Verheirathe deinen Sohn, wenn du willst, deine Tochter, wenn du kannst. – Sailer, 264.
Frz.: Marie ton fils quand tu voudras, ta fille quand tu pourras. (Bohn I, 38.)
It.: Casa il figlio quando vuoi, e la figlia quando puoi. (Bohn I, 77.)
Span.: Casa el hijo quando quieres, y la hija quando pudieres. (Bohn I, 208.)
61 Was Sohn vnd Vater thun ernehren, thut vnser liebe Fraw verzehren. – Petri, III, 12.
62 Wehe dem Sohne, dessen Vater nach dem Paradiese geht! (Arab.)
Nämlich infolge des Betragens seines Sohnes.
63 Wenn der Sohn um ein Ei bittet, so gibt jhm der Vater keinen Stein dafür. – Petri, I, 95.
64 Wenn der Sohn von (kindlicher) Liebe voll ist, so ist des Vaters Herz ruhig. (Morgenland.)
65 Wenn du deinen Sohn mit Füssen treten willst, so ziehe zuvor die Schuhe aus. – Sailer, 174; Simrock, 9556.
Mittel gegen Zorn, Aufschub der Handlung.
66 Wenn sich der Sohn einen Dorn in den Fuss tritt, thut dem Vater die Seele wehe.
67 Wer nur Einen Sohn hat, denkt seiner oft.
Holl.: Die maar éénen zoon heeft, gedenkt zich zijner dikwijls. (Harrebomée, II, 509a.)
It.: Chi ha un sol figlio, spesso si le ricorda.
68 Wer nur Einen Sohn hat, der macht ihn zum Narren, und wer nur ein Schwein hat, der macht es fett. – Winckler, XIV, 81.
Engl.: He who has but one hog, makes him fat; and he who hath but one son, makes him a fool. (Bohn II, 15.)
Holl.: Die maar éénen zoon heeft, maakt hem zot; die maar één varken heeft, maakt het vet. (Harrebomée, II, 509a.)
It.: Chi ha un sol figlio, lo fa matto.
69 Wer seinem Sohne den Strick gibt, muss nicht klagen, wenn ihm die Hände gebunden werden. (S. Kind 1039.)
Aehnlich russisch Altmann VI, 437.
70 Wer seinem Sohne ein Handwerk lernen lässt und ihm einen guten Namen vermacht, der hat ihn gut versorgt.
Der Gewerbfleiss der Väter, sagen die Türken, soll der Kinder Erbe sein. Und in der Herzegowina heisst es: Der Kinder bestes Erbe sind Tugenden und ein Gewerbe. Auch die Araber empfehlen obenan eine gute Erziehung: Wer seinen Sohn ausbildet, so lange derselbe klein ist, wird Freude an ihm haben, wenn er gross ist. Ein gut gezogener Sohn wird das Herz des Vaters mit Freude erfüllen. Die Spanier sagen: Beim Sohne sieh darauf, dass er ein Handwerk lerne; bei der Tochter, dass sie gut sei; beiden kannst du keine grössere Wohlthat erweisen.
Span.: A tu hijo, buen nombre y oficio. (Bohn I, 203.)
71 Wer seinen Sohn kein Handwerk lehrt, der lehrt ihn stehlen. – Chaos, 713.
Wie wahr sind die Lehren der Rabbinen an das arbeitsscheue Schachervolk! Jehuda: „Ein jeder, der seinen Sohn kein Handwerk lernen lässt, ist gleich, als wenn er ihm die Räuberei lehrte.“ Und Gamolial: „Die Gelehrsamkeit steht schön, wenn man noch eine Verrichtung dabei kann; alle Gelehrsamkeit, wobei kein Handwerk ist, wird zuletzt unnütz und zieht Sünde nach sich.“ Der Stifter des Christenthums war Zimmermann, Sokrates Bildhauer, Franklin Buchdrucker. Der Kaiser von China pflügt, Peter der Grosse von Russland konnte mehr als Ein Handwerk. (Vgl. L. Jahn, Volksthum, S. 226.)
Dän.: Hvo intet godt lærer sin søn, lærer ham at stjæle. (Prov. dan., 523.)
Lat.: Filius ut patri similis, sic filia matri. – Saepe patres mores imitatur filius infans; qualis erat mater, filia talis erit.
72 Wer seinen Sohn lieb hat, der züchtigt ihn. – Hollenberg, I, 18.
Lat.: Peccantem puerum quisquis non corrigit, odit. (Binder II, 2510.)
73 Wer seinen Sohn nicht straft, der zieht sich einen Feind.
It.: Nodrisce contro se un nemico, chi al figlio perdona quando falla. (Pazzaglia, 282, 4.)
74 Wie der Sohn nach dem Vater, so gereth die Tochter nach der Mutter. – Petri, II, 788.
*75 Da ist der verlorene Sohn.
Entweder in Bezug auf eine abhanden gekommene und wiedergefundene Sache oder vorherrschend auf eine vermisste oder auf sittliche Abwege gerathene Person.
*76 Das ist ein lieber Sohn, an dem ich einen Wolf gefangen habe.
Der Form nach Travestie des Bibelworts: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
*77 Ein lieber Sohn aus Massow (s. d.).
Ironisch für: Ein schlimmer Gesell, Halunke, oft aber auch in nicht böse gemeintem Scherz für Strick, Schelm. Massow, ein Städtchen, zwei Meilen von Stargard, deren wohlerhaltene Mauer den alten Fritz zu der Bemerkung veranlasst haben soll: „Der Schelm ist auch den Mantel nicht werth.“
*78 Es ist ein theurer Sohn.
In Ulm für einen Umgeldschreiber.
*79 Es ist etwen der sun als der vatter. – Hauer, Liij.
*80 Sich seinen Sohn zu Kopf wachsen lassen.
„Ich blute als Mensch, als Bürger und als Christ. Unser heiligster Vater hat sich seine Kinder übern Kopf wachsen lassen.“ Ganganelli an einen Freund in Bezug auf die Jesuiten. (Vgl. Leben Clemens XIV., Berlin 1775, III, 27.)
*81 Um des Sohnes willen liebte er die Schnur.
Sohnche.
* Das Sohnche1 kriegt die Frau. – Frischbier2, 3528.
1) Das Köpfchen, Käppchen am Brot.
Söhnchen.
1 Als das Söhnchen herangewachsen war, hat es den Vater erwürgt. (Lit.)
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