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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 45 Kühler Sommer, kalter Herbst. (Strehlen.) - Boebel, 114.

46 Kurzem Sommer geht ein früher Lenz voran.

47 Man kann im Sommer nicht ernten, wo man im Herbst (Frühling) nicht gesäet hat.

Dän.: Der höstes sjelden god frucht om sommeren, hvor det ei har blomstret vel i vaaren. (Prov. dan., 308.)

48 Man muss im Sommer nackt gehen lernen, damit man im Winter den Pelz entbehren kann.

Die Russen: Lerne im Sommer nackt gehen, damit du im Winter des Pelzes entbehren kannst. (Altmann V, 98.)

49 Man muss im Sommer sammeln, wenn man im Winter haben will.

50 Pessa en Souma men Rechen, ben de Pimsen1 stechen, as bi en Benta men Sal (Seil): Hapt's nech Hai fal. (Ungar. Bergland.) - Schröer.

1) In Mähren heisst bimess und bimss'n = Binse (Frommann V, 464), das Wort scheint aber hier wol Bremse oder Fliege u. s. w. zu bedeuten, nach einer andern Lesart. (S. Gabeln.)

51 'T is allteid gen Sömmer un Sönndag. - Kern, 1230.

52 Wär in'n Sommer wil Hasen jagen, dei maut den Winter Hunne futtern. - Schambach, II, 540.

53 Was der Sommer nit thuet, das thut der Winter. (Solothurn.) - Schild, 112, 108.

Auf einen unregelmässigen, stürmischen Sommer folgt ein milder Winter.

54 Was ist ein Sommer ohne Sonne!

Böhm.: Spatne leto, kdyz slunce neni. (Celakovsky, 292.)

55 Wenn der Sommer im Winter kommt, so gibt's ein verdorbenes Jahr.

Span.: Quando en verano es invierno, y en invierno verano, nunca buen anno. (Bohn I, 244.)

56 Wenn der Sommer vorbei, ist's zu spät, Aehren sammeln gehen.

Böhm.: Zmeskav leto, pozde do lesa na maliny. (Celakovsky, 261.)

57 Wenn's im Sommer warm ist, so ist's im Winter kalt. - Simrock, 9577a.

Die Russen: Was dem Sommer an Wärme fehlt, hat der Winter an Kälte. (Altmann VI, 417.)

58 Wenn's i'me heisse Summer a'me Morge-n-i's Thau rägent, so git's am Nohmittag es Donnerwätter. (Solothurn.) - Schild, 118, 159.

59 Wer dess Sommers seine Kleider verschleusst, den frewrt dess Winters. - Petri, II, 694.

Bei Tunnicius (430): De des somers syne kleider vorslit, de vrüst in dem winter. (Alget in octobri vestes qui deterit aestas.)

Dän.: Det som forödes om sommeren, bliver tit savnet om vinteren. (Prov. dan., 182.)

60 Wer dess Sommers thut singen, der mag dess Winters springen. - Petri, II, 694.

61 Wer im Sommer das Holz nicht verbrennt, darf im Winter nicht frieren.

62 Wer im Sommer die Kleider verthut, muss im Winter frieren. - Braun, I, 4118.

Die Russen: Im Sommer den Pelz verschenken. (Altmann VI, 516.)

Engl.: They must hunger in frost, that will not work in heat. (Gaal, 90.)

Lat.: Aestas non semper fuerit: componite nidos.

Poln.: W mlodosci huczno znozyie, a na starosc zimno w piety bedzie. (Masson, 314.)

63 Wer im Sommer fischt und im Winter finkt, glaubt nicht, dass dem sein Fleisch verstinkt.

64 Wer im Sommer gesungen, kann im Winter tanzen.

Böhm.: Kde jsi zpivala v lete, zpivej i v zime.

65 Wer im Sommer net will schneiden, muss im Winter Hunger leiden. (Kurhessen.)

"Wer nit im summre gablen kan, der muss im winter mangel han, den Berendanntz dick sehen an." (Brant; Haupt, Verwandte Sprichwörter des Haramal, III, 407, 50.)

66 Wer im Sommer nicht arbeitet, muss im Winter frieren (Hunger leiden). - Simrock, 9571.

It.: Patira fame nel freddo chi non vuole lavorar nel caldo. (Pazzaglia, 189, 3.)

67 Wer im Sommer nicht erntet, muss im Winter darben. - Lohrengel, I, 818.

Böhm.: Kdo v lete nerobi, ten v zime nedrobi. (Celakovsky, 136.)

Poln.: Kto lecie proznuje, zimie nedze czuje. (Celakovsky, 136.)

[Spaltenumbruch] 68 Wer im Sommer nicht geerntet, wird im Winter nichts zu essen haben.

69 Wer im Sommer nicht wil gehen wie ein Kröpel, der muss im Winter gehen wie ein Pöpel. - Petri, II, 722.

70 Wer im Sommer nit sammlet ein, der muss im Winter ein Bettler sein. - Chaos, 679.

71 Wer im Sommer pflügt, hat halb gedüngt.

Frz.: Labour d'este vaut fumier. (Leroux, I, 49.)

72 Wer im Sommer sammelt, der ist klug; wer aber in der Erndte schlefft, der wird zu Schanden. - Coler, 210; Spr. Sal. 10, 15; Schulze, 51.

73 Wer im Sommer sammelt, hat zu handen, wer in der Ernte schläft, der wird zu schanden.

Mhd.: Die weil der schoene sumer wert sol man gewinnen, des man gert. (Boner.) (Zingerle, 139.)

74 Wer im Sommer schläft ohne Mühe, melkt im Winter Gänse statt der Kühe. - Chaos, 680.

75 Wer im Sommer sein Kleid zerreist, im Winter billig da erfreust. - Zinkgref, IV, 345.

76 Wer im Sommer zu wenig Schatten fand, wird ihn im Winter finden. - Altmann VI, 412.

77 Wer nicht im Sommer gabeln kann, der muss im Winter Mangel han. - Brant, Nsch., 70; in Kloster, I, 604.

78 Wer nicht im Sommer machet Heu, der laufft im Winter mit geschrey, vnd hat zusammengbunden Seil, rufend, das man jm Heu geb feil. - Brant, Nsch., 70, in Kloster, I, 605.

79 Wie dem Sommer der Herbst folgt, so folgt dem Winter der Lenz. - Altmann VI, 395.

80 Wie's im Sommer dürr wird, Sela, sprach die Frau, als sie ihr Mieder schnürte. (Oberlausitz.)

81 Wilt im Sommer die kleider zerreissen, so gehe im winter frieren (oder: nackent). - Gruter, III, 114; Lehmann, II, 881, 294; Sailer, 278; Körte, 5568; Simrock, 9576.

82 Wollen wir den Sommer haben, so müssen wir auch den Donner haben.

83 Wonach man im Sommer fährt, das wird man im Winter wieder wegtragen. (Lit.)

Was man in jener Zeit einsammelt, wird in dieser verbraucht.

84 Zwei Sommer gibt es nicht in Einem Jahre.

85 Zwei Sommer sind mir lieber als ein Winter, sagte der Zigeuner.

*86 Auf den Sommer über acht Tage. (Breslau.)

So viel wie auf den Nimmermehrstag (s. d.).

Holl.: Te zomer als de kalveren op het ijs dansen. (Harrebomee, II, 506a.)

*87 Den Sommer ins Land reiten.

Diese Redensart ist aus dem in die christliche Zeit übergegangenen Reste des Wodanscultus zu erklären, den M. Jähns in den Grenzboten (Leipzig 1871, Nr. 5 u. 6) unter der Ueberschrift: Wodan als Jahresgott behandelt hat. "Wie die zwölf Nächte der Wintersonnenwende (s. Nikolaus 1 u. 4) waren unsern Vorfahren auch die zwölf ersten Tage des Mai heilig und wurden als Beginn des Sommers festlich und feierlich begangen. In dieser Weihezeit fand der altgermanische Landtag statt, der daher auch bis ins Mittelalter Maifeld oder Mailager hiess. Wie bei der Feier der Wintersonnenwende bildete auch bei dem feierlichen Cultus dieser Tage Wodan als Gott des Himmels und des Jahres den geistigen Mittelpunkt. Die Reste solcher Frühlings-Wodanfeste sind uns noch an vielen Orten in mannichfaltigen Kampfspielen, im "Maireiten" und in der Einholung des "Maikönigs" erhalten. Den Germanen war nämlich von jeher die Lenzfeier ein Kampffest, in welchem der Gedanke des alten Götterglaubens dargestellt wurde. Sieg des wiedererwachten guten Sonnengottes und seiner lichten Heergesellen über die finstern Dämonen des Winters. Dieser Kampf wurde bei den Maifesten ebenso dramatisch zur Aufführung gebracht, wie der Umzug des Wuotanheeres zu Weihnacht. Jähns weist a. a. O. noch vorhandene Volkssitten und Gebräuche nach, die sich wie Wettspiele, Maikönig, Blumengraf an den Cultus des Mai-Wodans anlehnen. Jahr für Jahr ritten ehedem in den Städten Niederdeutschlands die bewaffneten Bürger zu Walde, um den "Maigrafen" zur Stadt zu führen. Der sass dann in Laub eingehüllt auf weissem Rosse und die Maien, die ihn geschmückt hatten, wurden in der ganzen Stadt als segenbringende Gabe vertheilt. Diesen schönen Gebrauch, der in Holstein noch jetzt gelten soll, nannte man: Den Sommer ins Land reiten, oder: die Zeit empfahen."

[Spaltenumbruch] 45 Kühler Sommer, kalter Herbst. (Strehlen.) – Boebel, 114.

46 Kurzem Sommer geht ein früher Lenz voran.

47 Man kann im Sommer nicht ernten, wo man im Herbst (Frühling) nicht gesäet hat.

Dän.: Der høstes sjelden god frucht om sommeren, hvor det ei har blomstret vel i vaaren. (Prov. dan., 308.)

48 Man muss im Sommer nackt gehen lernen, damit man im Winter den Pelz entbehren kann.

Die Russen: Lerne im Sommer nackt gehen, damit du im Winter des Pelzes entbehren kannst. (Altmann V, 98.)

49 Man muss im Sommer sammeln, wenn man im Winter haben will.

50 Pessa en Souma mên Rechen, ben de Pimsen1 stêchen, as bi en Bênta men Sâl (Seil): Hapt's nech Hai fâl. (Ungar. Bergland.) – Schröer.

1) In Mähren heisst bimess und bimss'n = Binse (Frommann V, 464), das Wort scheint aber hier wol Bremse oder Fliege u. s. w. zu bedeuten, nach einer andern Lesart. (S. Gabeln.)

51 'T is alltîd gên Sömmer un Sönndag.Kern, 1230.

52 Wär in'n Sommer wil Hâsen jâgen, dei maut den Winter Hunne futtern.Schambach, II, 540.

53 Was der Sommer nit thuet, das thut der Winter. (Solothurn.) – Schild, 112, 108.

Auf einen unregelmässigen, stürmischen Sommer folgt ein milder Winter.

54 Was ist ein Sommer ohne Sonne!

Böhm.: Špatné léto, když slunce není. (Čelakovsky, 292.)

55 Wenn der Sommer im Winter kommt, so gibt's ein verdorbenes Jahr.

Span.: Quando en verano es invierno, y en invierno verano, nunca buen año. (Bohn I, 244.)

56 Wenn der Sommer vorbei, ist's zu spät, Aehren sammeln gehen.

Böhm.: Zmeškav léto, pozdĕ do lesa na maliny. (Čelakovsky, 261.)

57 Wenn's im Sommer warm ist, so ist's im Winter kalt.Simrock, 9577a.

Die Russen: Was dem Sommer an Wärme fehlt, hat der Winter an Kälte. (Altmann VI, 417.)

58 Wenn's i'me heisse Summer a'me Morge-n-i's Thau rägent, so git's am Nohmittag es Donnerwätter. (Solothurn.) – Schild, 118, 159.

59 Wer dess Sommers seine Kleider verschleusst, den frewrt dess Winters.Petri, II, 694.

Bei Tunnicius (430): De des somers syne kleider vorslit, de vrüst in dem winter. (Alget in octobri vestes qui deterit aestas.)

Dän.: Det som forødes om sommeren, bliver tit savnet om vinteren. (Prov. dan., 182.)

60 Wer dess Sommers thut singen, der mag dess Winters springen.Petri, II, 694.

61 Wer im Sommer das Holz nicht verbrennt, darf im Winter nicht frieren.

62 Wer im Sommer die Kleider verthut, muss im Winter frieren.Braun, I, 4118.

Die Russen: Im Sommer den Pelz verschenken. (Altmann VI, 516.)

Engl.: They must hunger in frost, that will not work in heat. (Gaal, 90.)

Lat.: Aestas non semper fuerit: componite nidos.

Poln.: W młodości huczno znożyie, a na starość zimno w pięty będzie. (Masson, 314.)

63 Wer im Sommer fischt und im Winter finkt, glaubt nicht, dass dem sein Fleisch verstinkt.

64 Wer im Sommer gesungen, kann im Winter tanzen.

Böhm.: Kde jsi zpívala v létĕ, zpívej i v zimé.

65 Wer im Sommer net will schneiden, muss im Winter Hunger leiden. (Kurhessen.)

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66 Wer im Sommer nicht arbeitet, muss im Winter frieren (Hunger leiden).Simrock, 9571.

It.: Patirà fame nel freddo chi non vuole lavorar nel caldo. (Pazzaglia, 189, 3.)

67 Wer im Sommer nicht erntet, muss im Winter darben.Lohrengel, I, 818.

Böhm.: Kdo v létĕ nerobí, ten v zimĕ nedrobí. (Čelakovsky, 136.)

Poln.: Kto lecie prożnuje, zimie nędzę czuje. (Čelakovsky, 136.)

[Spaltenumbruch] 68 Wer im Sommer nicht geerntet, wird im Winter nichts zu essen haben.

69 Wer im Sommer nicht wil gehen wie ein Kröpel, der muss im Winter gehen wie ein Pöpel.Petri, II, 722.

70 Wer im Sommer nit sammlet ein, der muss im Winter ein Bettler sein.Chaos, 679.

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Frz.: Labour d'esté vaut fumier. (Leroux, I, 49.)

72 Wer im Sommer sammelt, der ist klug; wer aber in der Erndte schlefft, der wird zu Schanden.Coler, 210; Spr. Sal. 10, 15; Schulze, 51.

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74 Wer im Sommer schläft ohne Mühe, melkt im Winter Gänse statt der Kühe.Chaos, 680.

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76 Wer im Sommer zu wenig Schatten fand, wird ihn im Winter finden.Altmann VI, 412.

77 Wer nicht im Sommer gabeln kann, der muss im Winter Mangel han.Brant, Nsch., 70; in Kloster, I, 604.

78 Wer nicht im Sommer machet Heu, der laufft im Winter mit geschrey, vnd hat zusammengbunden Seil, rufend, das man jm Heu geb feil.Brant, Nsch., 70, in Kloster, I, 605.

79 Wie dem Sommer der Herbst folgt, so folgt dem Winter der Lenz.Altmann VI, 395.

80 Wie's im Sommer dürr wird, Sela, sprach die Frau, als sie ihr Mieder schnürte. (Oberlausitz.)

81 Wilt im Sommer die kleider zerreissen, so gehe im winter frieren (oder: nackent).Gruter, III, 114; Lehmann, II, 881, 294; Sailer, 278; Körte, 5568; Simrock, 9576.

82 Wollen wir den Sommer haben, so müssen wir auch den Donner haben.

83 Wonach man im Sommer fährt, das wird man im Winter wieder wegtragen. (Lit.)

Was man in jener Zeit einsammelt, wird in dieser verbraucht.

84 Zwei Sommer gibt es nicht in Einem Jahre.

85 Zwei Sommer sind mir lieber als ein Winter, sagte der Zigeuner.

*86 Auf den Sommer über acht Tage. (Breslau.)

So viel wie auf den Nimmermehrstag (s. d.).

Holl.: Te zomer als de kalveren op het ijs dansen. (Harrebomée, II, 506a.)

*87 Den Sommer ins Land reiten.

Diese Redensart ist aus dem in die christliche Zeit übergegangenen Reste des Wodanscultus zu erklären, den M. Jähns in den Grenzboten (Leipzig 1871, Nr. 5 u. 6) unter der Ueberschrift: Wodan als Jahresgott behandelt hat. „Wie die zwölf Nächte der Wintersonnenwende (s. Nikolaus 1 u. 4) waren unsern Vorfahren auch die zwölf ersten Tage des Mai heilig und wurden als Beginn des Sommers festlich und feierlich begangen. In dieser Weihezeit fand der altgermanische Landtag statt, der daher auch bis ins Mittelalter Maifeld oder Mailager hiess. Wie bei der Feier der Wintersonnenwende bildete auch bei dem feierlichen Cultus dieser Tage Wodan als Gott des Himmels und des Jahres den geistigen Mittelpunkt. Die Reste solcher Frühlings-Wodanfeste sind uns noch an vielen Orten in mannichfaltigen Kampfspielen, im “Maireiten„ und in der Einholung des “Maikönigs„ erhalten. Den Germanen war nämlich von jeher die Lenzfeier ein Kampffest, in welchem der Gedanke des alten Götterglaubens dargestellt wurde. Sieg des wiedererwachten guten Sonnengottes und seiner lichten Heergesellen über die finstern Dämonen des Winters. Dieser Kampf wurde bei den Maifesten ebenso dramatisch zur Aufführung gebracht, wie der Umzug des Wuotanheeres zu Weihnacht. Jähns weist a. a. O. noch vorhandene Volkssitten und Gebräuche nach, die sich wie Wettspiele, Maikönig, Blumengraf an den Cultus des Mai-Wodans anlehnen. Jahr für Jahr ritten ehedem in den Städten Niederdeutschlands die bewaffneten Bürger zu Walde, um den “Maigrafen„ zur Stadt zu führen. Der sass dann in Laub eingehüllt auf weissem Rosse und die Maien, die ihn geschmückt hatten, wurden in der ganzen Stadt als segenbringende Gabe vertheilt. Diesen schönen Gebrauch, der in Holstein noch jetzt gelten soll, nannte man: Den Sommer ins Land reiten, oder: die Zît empfahen.“

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[[304]/0310] 45 Kühler Sommer, kalter Herbst. (Strehlen.) – Boebel, 114. 46 Kurzem Sommer geht ein früher Lenz voran. 47 Man kann im Sommer nicht ernten, wo man im Herbst (Frühling) nicht gesäet hat. Dän.: Der høstes sjelden god frucht om sommeren, hvor det ei har blomstret vel i vaaren. (Prov. dan., 308.) 48 Man muss im Sommer nackt gehen lernen, damit man im Winter den Pelz entbehren kann. Die Russen: Lerne im Sommer nackt gehen, damit du im Winter des Pelzes entbehren kannst. (Altmann V, 98.) 49 Man muss im Sommer sammeln, wenn man im Winter haben will. 50 Pessa en Souma mên Rechen, ben de Pimsen1 stêchen, as bi en Bênta men Sâl (Seil): Hapt's nech Hai fâl. (Ungar. Bergland.) – Schröer. 1) In Mähren heisst bimess und bimss'n = Binse (Frommann V, 464), das Wort scheint aber hier wol Bremse oder Fliege u. s. w. zu bedeuten, nach einer andern Lesart. (S. Gabeln.) 51 'T is alltîd gên Sömmer un Sönndag. – Kern, 1230. 52 Wär in'n Sommer wil Hâsen jâgen, dei maut den Winter Hunne futtern. – Schambach, II, 540. 53 Was der Sommer nit thuet, das thut der Winter. (Solothurn.) – Schild, 112, 108. Auf einen unregelmässigen, stürmischen Sommer folgt ein milder Winter. 54 Was ist ein Sommer ohne Sonne! Böhm.: Špatné léto, když slunce není. (Čelakovsky, 292.) 55 Wenn der Sommer im Winter kommt, so gibt's ein verdorbenes Jahr. Span.: Quando en verano es invierno, y en invierno verano, nunca buen año. (Bohn I, 244.) 56 Wenn der Sommer vorbei, ist's zu spät, Aehren sammeln gehen. Böhm.: Zmeškav léto, pozdĕ do lesa na maliny. (Čelakovsky, 261.) 57 Wenn's im Sommer warm ist, so ist's im Winter kalt. – Simrock, 9577a. Die Russen: Was dem Sommer an Wärme fehlt, hat der Winter an Kälte. (Altmann VI, 417.) 58 Wenn's i'me heisse Summer a'me Morge-n-i's Thau rägent, so git's am Nohmittag es Donnerwätter. (Solothurn.) – Schild, 118, 159. 59 Wer dess Sommers seine Kleider verschleusst, den frewrt dess Winters. – Petri, II, 694. Bei Tunnicius (430): De des somers syne kleider vorslit, de vrüst in dem winter. (Alget in octobri vestes qui deterit aestas.) Dän.: Det som forødes om sommeren, bliver tit savnet om vinteren. (Prov. dan., 182.) 60 Wer dess Sommers thut singen, der mag dess Winters springen. – Petri, II, 694. 61 Wer im Sommer das Holz nicht verbrennt, darf im Winter nicht frieren. 62 Wer im Sommer die Kleider verthut, muss im Winter frieren. – Braun, I, 4118. Die Russen: Im Sommer den Pelz verschenken. (Altmann VI, 516.) Engl.: They must hunger in frost, that will not work in heat. (Gaal, 90.) Lat.: Aestas non semper fuerit: componite nidos. Poln.: W młodości huczno znożyie, a na starość zimno w pięty będzie. (Masson, 314.) 63 Wer im Sommer fischt und im Winter finkt, glaubt nicht, dass dem sein Fleisch verstinkt. 64 Wer im Sommer gesungen, kann im Winter tanzen. Böhm.: Kde jsi zpívala v létĕ, zpívej i v zimé. 65 Wer im Sommer net will schneiden, muss im Winter Hunger leiden. (Kurhessen.) „Wer nit im summre gablen kan, der muss im winter mangel han, den Berendanntz dick sehen an.“ (Brant; Haupt, Verwandte Sprichwörter des Haramal, III, 407, 50.) 66 Wer im Sommer nicht arbeitet, muss im Winter frieren (Hunger leiden). – Simrock, 9571. It.: Patirà fame nel freddo chi non vuole lavorar nel caldo. (Pazzaglia, 189, 3.) 67 Wer im Sommer nicht erntet, muss im Winter darben. – Lohrengel, I, 818. Böhm.: Kdo v létĕ nerobí, ten v zimĕ nedrobí. (Čelakovsky, 136.) Poln.: Kto lecie prożnuje, zimie nędzę czuje. (Čelakovsky, 136.) 68 Wer im Sommer nicht geerntet, wird im Winter nichts zu essen haben. 69 Wer im Sommer nicht wil gehen wie ein Kröpel, der muss im Winter gehen wie ein Pöpel. – Petri, II, 722. 70 Wer im Sommer nit sammlet ein, der muss im Winter ein Bettler sein. – Chaos, 679. 71 Wer im Sommer pflügt, hat halb gedüngt. Frz.: Labour d'esté vaut fumier. (Leroux, I, 49.) 72 Wer im Sommer sammelt, der ist klug; wer aber in der Erndte schlefft, der wird zu Schanden. – Coler, 210; Spr. Sal. 10, 15; Schulze, 51. 73 Wer im Sommer sammelt, hat zu handen, wer in der Ernte schläft, der wird zu schanden. Mhd.: Die wîl der schoene sumer wert sol man gewinnen, des man gert. (Boner.) (Zingerle, 139.) 74 Wer im Sommer schläft ohne Mühe, melkt im Winter Gänse statt der Kühe. – Chaos, 680. 75 Wer im Sommer sein Kleid zerreist, im Winter billig da erfreust. – Zinkgref, IV, 345. 76 Wer im Sommer zu wenig Schatten fand, wird ihn im Winter finden. – Altmann VI, 412. 77 Wer nicht im Sommer gabeln kann, der muss im Winter Mangel han. – Brant, Nsch., 70; in Kloster, I, 604. 78 Wer nicht im Sommer machet Heu, der laufft im Winter mit geschrey, vnd hat zusammengbunden Seil, rufend, das man jm Heu geb feil. – Brant, Nsch., 70, in Kloster, I, 605. 79 Wie dem Sommer der Herbst folgt, so folgt dem Winter der Lenz. – Altmann VI, 395. 80 Wie's im Sommer dürr wird, Sela, sprach die Frau, als sie ihr Mieder schnürte. (Oberlausitz.) 81 Wilt im Sommer die kleider zerreissen, so gehe im winter frieren (oder: nackent). – Gruter, III, 114; Lehmann, II, 881, 294; Sailer, 278; Körte, 5568; Simrock, 9576. 82 Wollen wir den Sommer haben, so müssen wir auch den Donner haben. 83 Wonach man im Sommer fährt, das wird man im Winter wieder wegtragen. (Lit.) Was man in jener Zeit einsammelt, wird in dieser verbraucht. 84 Zwei Sommer gibt es nicht in Einem Jahre. 85 Zwei Sommer sind mir lieber als ein Winter, sagte der Zigeuner. *86 Auf den Sommer über acht Tage. (Breslau.) So viel wie auf den Nimmermehrstag (s. d.). Holl.: Te zomer als de kalveren op het ijs dansen. (Harrebomée, II, 506a.) *87 Den Sommer ins Land reiten. Diese Redensart ist aus dem in die christliche Zeit übergegangenen Reste des Wodanscultus zu erklären, den M. Jähns in den Grenzboten (Leipzig 1871, Nr. 5 u. 6) unter der Ueberschrift: Wodan als Jahresgott behandelt hat. „Wie die zwölf Nächte der Wintersonnenwende (s. Nikolaus 1 u. 4) waren unsern Vorfahren auch die zwölf ersten Tage des Mai heilig und wurden als Beginn des Sommers festlich und feierlich begangen. In dieser Weihezeit fand der altgermanische Landtag statt, der daher auch bis ins Mittelalter Maifeld oder Mailager hiess. Wie bei der Feier der Wintersonnenwende bildete auch bei dem feierlichen Cultus dieser Tage Wodan als Gott des Himmels und des Jahres den geistigen Mittelpunkt. Die Reste solcher Frühlings-Wodanfeste sind uns noch an vielen Orten in mannichfaltigen Kampfspielen, im “Maireiten„ und in der Einholung des “Maikönigs„ erhalten. Den Germanen war nämlich von jeher die Lenzfeier ein Kampffest, in welchem der Gedanke des alten Götterglaubens dargestellt wurde. Sieg des wiedererwachten guten Sonnengottes und seiner lichten Heergesellen über die finstern Dämonen des Winters. Dieser Kampf wurde bei den Maifesten ebenso dramatisch zur Aufführung gebracht, wie der Umzug des Wuotanheeres zu Weihnacht. Jähns weist a. a. O. noch vorhandene Volkssitten und Gebräuche nach, die sich wie Wettspiele, Maikönig, Blumengraf an den Cultus des Mai-Wodans anlehnen. Jahr für Jahr ritten ehedem in den Städten Niederdeutschlands die bewaffneten Bürger zu Walde, um den “Maigrafen„ zur Stadt zu führen. Der sass dann in Laub eingehüllt auf weissem Rosse und die Maien, die ihn geschmückt hatten, wurden in der ganzen Stadt als segenbringende Gabe vertheilt. Diesen schönen Gebrauch, der in Holstein noch jetzt gelten soll, nannte man: Den Sommer ins Land reiten, oder: die Zît empfahen.“

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [304]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/310>, abgerufen am 24.11.2024.