Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Spleen. * Er hat den Spleen. Eigentlich im Englischen die Milzsucht, um zu sagen: Er ist übler Laune. Splendid. Heute war i splendid, sagte der Schwabe, i hab meiner Familie a Gansl kauft, aber g'essen hab ich's allein. In dem Sinne des obigen deutschen Sprichworts gebraucht Seneca (De vita beata) das folgende: Papulas alienas observatis, obsiti plurimis ulceribus. (Faselius, 11.) Spliess. So mancher Spliess, so manches Huhn. (S. Eigenrauch und Rauch 70 u. 71.) - Graf, 51, 190. Mhd.: So manig spliss also mannig hoen. (Grimm, Weisth., I, 645.) Splitter. 1 An einem kleinen Splitter kann ein grosser Mann ersticken. Engl.: A mote may choke a man. (Bohn II, 117.) 2 Ein Splitter, der herausgezogen ist, schwiert nicht mehr. - Altmann VI, 392. 3 Ein Splitter ist oft schlimmer (gefährlicher) als eine Kugel. Holl.: De splinters doen meer kwaad dan de kogels. (Harrebomee II, 291a.) 4 Jeder hat sein splitter. (S. Gelehrter 38.) - Lehmann, 506, 4; Simrock, 8761. Die Engländer: Jede Bohne hat ihr Schwarzes. Die Franzosen: Jeder Wein hat seine Hefe. Die Italiener: Jedes Holz hat seine Knoten. Es ist kein Ei, es schwabbt. 5 Man soll nicht Splitter in anderer Augen suchen, wenn man Balken in den eigenen hat. Lat.: Cum tu pravissima tentes alterior censor ne vitiosa notes. - Cum tua pervideas oculis mala lippus in unctis, cur in amicorum vitiis tam cernis acutum? (Horaz.) (Frob., 119; Binder I, 270; II, 661; Seybold, 106; Philippi, I, 104.) - In alio pediculum vides, in te ricinum non vides. (Binder II, 1400.) - Papulas alienas observat, ipse ulceribus obsitus. (Seneca.) (Binder II, 2469.) - Est proprium stultitiae aliorum vitia cernere, oblivisci suorum. (Cicero.) (Frob., 212; Philippi, I, 137.) 6 Man sieht den Splitter im fremden Auge, aber im eigenen den Balken nicht. - Matth. 7, 3-5; Simrock, 710; Wahl, I, 154, 2. Die Russen: Wenn der Nackte den Hemdträger sieht, vermisst er einen Rock an ihm. (Altmann VI, 389.) Böhm.: Mrvu z ciziho oka vyvrhujes, a v svem brevna nevidis. (Celakovsky, 19.) Dän.: Man seer skeven i sin broders og ei bielken i sit eget öge. (Prov. dan., 505.) Engl.: You see the splinter in your brother's eye, but not the beam in your own. Frz.: Auoir deuant ses yeulx les faictz daultruy, et mettre les siens derriere. (Bovill.) - Chacun a sa besace, ou il met ses defauts derriere le dos et ceux d'autrui par devant. - Celui est fou qui avise et prend garde aux faits d'autrui et aux siens ne regarde. (Masson, 326.) - Les morveux veulent toujours moucher les autres. - On voit paille dans l'oeil du prochain et l'on ne voit pas une poutre dans le sien. - Voix une paille dans l'oeil de son prochain et ne pas voir une poutre dans le sien. Holl.: Hij ziet wel anderer lieden stekjes, maar niet zijn' eigen balk. (Harrebomee, II, 303b.) It.: Chi e Argo a vizii altrui; a talpa nelli suoi. (Pazzaglia, 415, 3.) - Non vede i suoi difetti, chi gl' altrui biasma. (Pazzaglia, 34, 3.) - Si vede la paglia nell' occhio altrui e non la trave nel proprio. Lat.: Aliena ante oculos habere facta post tergum sua, oculatus quilibet in vitio alieno caecusin suo. (Bovill, II, 98.) - Aliena vitia in oculis habemus, a tergo nostra. (Seneca.) (Binder II, 117.) - In alio pediculum vides, in te ricinum non vides. (Masson, 320.) - Stipulam in alieno oculo facilius prospicere, quam in suo trabus. Poln.: Cudze wady predzey, nizeli swoie wlasne widziemy. - Na drugich przymowka, na siebie ni slowka. (Masson, 326.) Schwed.: Man ser grandet ei sin broders öga, men inte bjelken i sitt eget. (Marin, 20.) Span.: El que ve la mota en el ojo ageno, vea la viga en el suyo. (Don Quixote.) 7 Mit wenig Splittern lässt sich alt (zäh) Fleisch nicht gar kochen. It.: Con poche legna non por gran carne al fuoco. (Pazzaglia, 46, 4.) 8 Wer den Splitter richten will in eines andern Aug, der sehe zuvor auff den Balcken in seinem eignen Aug. - Petri, II, 692. [Spaltenumbruch] 9 Wo nur ein Splitter darin ist, kann man keinen Balken herausziehen. Span.: Meter aguja y sacar reja. (Bohn I, 232.) *10 Aus jedem Splitter einen Balken machen. Holl.: Van een' splinter een' balk maken. (Harrebomee, II, 291a.) *11 Aus jedem Splitter einen Wiesenbaum machen. - Parömiakon, 624. Von der Vergrösserungssucht des Argwohns und der Eifersucht, besonders im Ehestande. *12 Das ist ein todter Splitter im lebendigen Fleisch. *13 Den Splitter aus des Nächsten Auge ziehen. Lat.: Festucam ex alterius oculo ejicere. (Faselius, 89.) *14 Splitter mit der Laterne suchen. Splitterlein. * Aus einem Splitterlein einen Balken machen. - Luther's Tischr., 147b. Splitterrichter. 1 Man muss kein Splitterrichter sein. - Matth. 7, 5; Hollenberg, II, 72; Schulze, 193; Zehner, 432. 2 Splitterrichter vergessen ihres Balkens und ärgern sich über den Splitter in des Nächsten Auge. - Opel, 396; Lehmann, 792, 17. Holl.: Men ziet den splinter in eens anders oog, maar niet den balk in ons eigen. (Harrebomee, II, 291a.) *3 Es ist ein Splitterrichter. - Büchmann, 158. Der Ausdruck "Splitterrichter" verdankt seine Entstehung der Stelle Matth. 7, 5: "Du Heuchler, zeuch am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach besiehe, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest." Holl.: Het is een splinterkijker. (Harrebomee, II, 291a.) Spöken. * Spök'n1 gahn. - Eichwald, 1810. 1) Spuken (s. d.), uneigentlich lärmen, toben, von der unruhigen See, einem Nachtschwärmer. (Stürenburg, 254b.) Sporengerassel. * Mach' mer so kaan Sporesrassel. - Tendlau, 262. Gegen Lärmmacher aller Art. Spörkl. *1 Dat öss e goder Spörkl önn e Penn. (Königsberg.) Wenn jemand sehr corpulent wird. *2 Er hat Spirkl gegessen. (Ostpreuss.) Er hat einen ausgeschlagenen Mund. *3 Wenn se Spörkl bratet, denn lacht mi de Bart. - Frischbier2, 3573. Sporlein. Er kaufft ein Sporlin vmb ein Ey vnd rents auff einer Saw entzwey. - Petri, II, 241. "Also spricht man von dem, der ein spiel zubricht." Sporn. 1 An den Sporen erkennt man den Hahn. Holl.: Aan kam en sporen kent men den haan. (Harrebomee, II, 291b.) 2 Der Sporn lehrt das Ross traben. - Eiselein, 574; Simrock, 9762. Lat.: Currere cogit equum sub milite calcar acutum. (Eiselein, 574.) 3 Der Sporn wird nöthig jedem Gaul, er mag sein willig oder faul. - Eiselein, 631. 4 Die Sporen gehören auch zur Rüstung. Frz.: Par esperons on se commence a armer. (Leroux, II, 63.) 5 Eigene Sporen vnd fremde Pferde machen kurtze Meilen. - Petri, II, 162; Henisch, 831, 3; Winckler, III, 11. Holl.: Eighen sporen ende ghehuurde peert maken corde milen. (Tunn., 12, 15.) Lat.: Si calcar proprium sit equus tuus ambulo multum. (Loci comm., 177; Sutor, 77; Fallersleben, 342.) 6 Ein guter Sporn macht nur halbe Tagereisen. - Winckler, XVII, 13. 7 Ein Sporn im Kopfe ist so gut als zwei an den Fersen. Wenn der Reiter ein Glas Wein im Kopfe hat, so pflegt das Pferd um so schneller zu gehen. Engl.: A spur in the head is worth two in the heels. (Bohn II, 301.) 8 Eines Sporns bedarf man auch für gute Pferde. Engl.: The good and the bad horse want the spurn. 9 Es hat jeder einen Sporn zu viel. Lat.: Insania non omnibus eadem. (Philippi, I, 203.) 10 Es trägt mancher Sporen und ist kein Reiter. - Altmann V, 80. Die französischen Neger sagen: Die Sporen tragen, sind nicht alle Pferdehändler.
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Spleen. * Er hat den Spleen. Eigentlich im Englischen die Milzsucht, um zu sagen: Er ist übler Laune. Splendid. Heute war i splendid, sagte der Schwabe, i hab meiner Familie a Gansl kauft, aber g'essen hab ich's allein. In dem Sinne des obigen deutschen Sprichworts gebraucht Seneca (De vita beata) das folgende: Papulas alienas observatis, obsiti plurimis ulceribus. (Faselius, 11.) Spliess. So mancher Spliess, so manches Huhn. (S. Eigenrauch und Rauch 70 u. 71.) – Graf, 51, 190. Mhd.: So manig spliss also mannig hoen. (Grimm, Weisth., I, 645.) Splitter. 1 An einem kleinen Splitter kann ein grosser Mann ersticken. Engl.: A mote may choke a man. (Bohn II, 117.) 2 Ein Splitter, der herausgezogen ist, schwiert nicht mehr. – Altmann VI, 392. 3 Ein Splitter ist oft schlimmer (gefährlicher) als eine Kugel. Holl.: De splinters doen meer kwaad dan de kogels. (Harrebomée II, 291a.) 4 Jeder hat sein splitter. (S. Gelehrter 38.) – Lehmann, 506, 4; Simrock, 8761. Die Engländer: Jede Bohne hat ihr Schwarzes. Die Franzosen: Jeder Wein hat seine Hefe. Die Italiener: Jedes Holz hat seine Knoten. Es ist kein Ei, es schwabbt. 5 Man soll nicht Splitter in anderer Augen suchen, wenn man Balken in den eigenen hat. Lat.: Cum tu pravissima tentes alterior censor ne vitiosa notes. – Cum tua pervideas oculis mala lippus in unctis, cur in amicorum vitiis tam cernis acutum? (Horaz.) (Frob., 119; Binder I, 270; II, 661; Seybold, 106; Philippi, I, 104.) – In alio pediculum vides, in te ricinum non vides. (Binder II, 1400.) – Papulas alienas observat, ipse ulceribus obsitus. (Seneca.) (Binder II, 2469.) – Est proprium stultitiae aliorum vitia cernere, oblivisci suorum. (Cicero.) (Frob., 212; Philippi, I, 137.) 6 Man sieht den Splitter im fremden Auge, aber im eigenen den Balken nicht. – Matth. 7, 3-5; Simrock, 710; Wahl, I, 154, 2. Die Russen: Wenn der Nackte den Hemdträger sieht, vermisst er einen Rock an ihm. (Altmann VI, 389.) 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Holl.: Men ziet den splinter in eens anders oog, maar niet den balk in ons eigen. (Harrebomée, II, 291a.) *3 Es ist ein Splitterrichter. – Büchmann, 158. Der Ausdruck „Splitterrichter“ verdankt seine Entstehung der Stelle Matth. 7, 5: „Du Heuchler, zeuch am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach besiehe, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest.“ Holl.: Het is een splinterkijker. (Harrebomée, II, 291a.) Spöken. * Spök'n1 gahn. – Eichwald, 1810. 1) Spuken (s. d.), uneigentlich lärmen, toben, von der unruhigen See, einem Nachtschwärmer. (Stürenburg, 254b.) Sporengerassel. * Mach' mer so kaan Sporesrassel. – Tendlau, 262. Gegen Lärmmacher aller Art. Spörkl. *1 Dat öss e goder Spörkl önn e Penn. (Königsberg.) Wenn jemand sehr corpulent wird. *2 Er hat Spirkl gegessen. (Ostpreuss.) Er hat einen ausgeschlagenen Mund. *3 Wenn se Spörkl bratet, denn lacht mi de Bart. – Frischbier2, 3573. Sporlein. 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Wenn der Reiter ein Glas Wein im Kopfe hat, so pflegt das Pferd um so schneller zu gehen. Engl.: A spur in the head is worth two in the heels. (Bohn II, 301.) 8 Eines Sporns bedarf man auch für gute Pferde. Engl.: The good and the bad horse want the spurn. 9 Es hat jeder einen Sporn zu viel. Lat.: Insania non omnibus eadem. (Philippi, I, 203.) 10 Es trägt mancher Sporen und ist kein Reiter. – Altmann V, 80. Die französischen Neger sagen: Die Sporen tragen, sind nicht alle Pferdehändler.
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Spleen.
* Er hat den Spleen.
Eigentlich im Englischen die Milzsucht, um zu sagen: Er ist übler Laune.
Splendid.
Heute war i splendid, sagte der Schwabe, i hab meiner Familie a Gansl kauft, aber g'essen hab ich's allein.
In dem Sinne des obigen deutschen Sprichworts gebraucht Seneca (De vita beata) das folgende: Papulas alienas observatis, obsiti plurimis ulceribus. (Faselius, 11.)
Spliess.
So mancher Spliess, so manches Huhn. (S. Eigenrauch und Rauch 70 u. 71.) – Graf, 51, 190.
Mhd.: So manig spliss also mannig hoen. (Grimm, Weisth., I, 645.)
Splitter.
1 An einem kleinen Splitter kann ein grosser Mann ersticken.
Engl.: A mote may choke a man. (Bohn II, 117.)
2 Ein Splitter, der herausgezogen ist, schwiert nicht mehr. – Altmann VI, 392.
3 Ein Splitter ist oft schlimmer (gefährlicher) als eine Kugel.
Holl.: De splinters doen meer kwaad dan de kogels. (Harrebomée II, 291a.)
4 Jeder hat sein splitter. (S. Gelehrter 38.) – Lehmann, 506, 4; Simrock, 8761.
Die Engländer: Jede Bohne hat ihr Schwarzes. Die Franzosen: Jeder Wein hat seine Hefe. Die Italiener: Jedes Holz hat seine Knoten. Es ist kein Ei, es schwabbt.
5 Man soll nicht Splitter in anderer Augen suchen, wenn man Balken in den eigenen hat.
Lat.: Cum tu pravissima tentes alterior censor ne vitiosa notes. – Cum tua pervideas oculis mala lippus in unctis, cur in amicorum vitiis tam cernis acutum? (Horaz.) (Frob., 119; Binder I, 270; II, 661; Seybold, 106; Philippi, I, 104.) – In alio pediculum vides, in te ricinum non vides. (Binder II, 1400.) – Papulas alienas observat, ipse ulceribus obsitus. (Seneca.) (Binder II, 2469.) – Est proprium stultitiae aliorum vitia cernere, oblivisci suorum. (Cicero.) (Frob., 212; Philippi, I, 137.)
6 Man sieht den Splitter im fremden Auge, aber im eigenen den Balken nicht. – Matth. 7, 3-5; Simrock, 710; Wahl, I, 154, 2.
Die Russen: Wenn der Nackte den Hemdträger sieht, vermisst er einen Rock an ihm. (Altmann VI, 389.)
Böhm.: Mrvu z cizího oka vyvrhuješ, a v svém břevna nevidíš. (Čelakovsky, 19.)
Dän.: Man seer skeven i sin broders og ei bielken i sit eget øge. (Prov. dan., 505.)
Engl.: You see the splinter in your brother's eye, but not the beam in your own.
Frz.: Auoir deuant ses yeulx les faictz daultruy, et mettre les siens derriere. (Bovill.) – Chacun a sa besace, où il met ses défauts derrière le dos et ceux d'autrui par devant. – Celui est fou qui avise et prend garde aux faits d'autrui et aux siens ne regarde. (Masson, 326.) – Les morveux veulent toujours moucher les autres. – On voit paille dans l'oeil du prochain et l'on ne voit pas une poutre dans le sien. – Voix une paille dans l'oeil de son prochain et ne pas voir une poutre dans le sien.
Holl.: Hij ziet wel anderer lieden stekjes, maar niet zijn' eigen balk. (Harrebomée, II, 303b.)
It.: Chi è Argo a vizii altrui; à talpa nelli suoi. (Pazzaglia, 415, 3.) – Non vede i suoi difetti, chi gl' altrui biasma. (Pazzaglia, 34, 3.) – Si vede la paglia nell' occhio altrui e non la trave nel proprio.
Lat.: Aliena ante oculos habere facta post tergum sua, oculatus quilibet in vitio alieno caecusin suo. (Bovill, II, 98.) – Aliena vitia in oculis habemus, a tergo nostra. (Seneca.) (Binder II, 117.) – In alio pediculum vides, in te ricinum non vides. (Masson, 320.) – Stipulam in alieno oculo facilius prospicere, quam in suo trabus.
Poln.: Cudze wady prędzey, niżeli swoie własne widziemy. – Na drugich przymówka, na siebie ni słowka. (Masson, 326.)
Schwed.: Man ser grandet î sin broders öga, men inte bjelken i sitt eget. (Marin, 20.)
Span.: El que ve la mota en el ojo ageno, vea la viga en el suyo. (Don Quixote.)
7 Mit wenig Splittern lässt sich alt (zäh) Fleisch nicht gar kochen.
It.: Con poche legna non por gran carne al fuoco. (Pazzaglia, 46, 4.)
8 Wer den Splitter richten will in eines andern Aug, der sehe zuvor auff den Balcken in seinem eignen Aug. – Petri, II, 692.
9 Wo nur ein Splitter darin ist, kann man keinen Balken herausziehen.
Span.: Meter aguja y sacar reja. (Bohn I, 232.)
*10 Aus jedem Splitter einen Balken machen.
Holl.: Van een' splinter een' balk maken. (Harrebomée, II, 291a.)
*11 Aus jedem Splitter einen Wiesenbaum machen. – Parömiakon, 624.
Von der Vergrösserungssucht des Argwohns und der Eifersucht, besonders im Ehestande.
*12 Das ist ein todter Splitter im lebendigen Fleisch.
*13 Den Splitter aus des Nächsten Auge ziehen.
Lat.: Festucam ex alterius oculo ejicere. (Faselius, 89.)
*14 Splitter mit der Laterne suchen.
Splitterlein.
* Aus einem Splitterlein einen Balken machen. – Luther's Tischr., 147b.
Splitterrichter.
1 Man muss kein Splitterrichter sein. – Matth. 7, 5; Hollenberg, II, 72; Schulze, 193; Zehner, 432.
2 Splitterrichter vergessen ihres Balkens und ärgern sich über den Splitter in des Nächsten Auge. – Opel, 396; Lehmann, 792, 17.
Holl.: Men ziet den splinter in eens anders oog, maar niet den balk in ons eigen. (Harrebomée, II, 291a.)
*3 Es ist ein Splitterrichter. – Büchmann, 158.
Der Ausdruck „Splitterrichter“ verdankt seine Entstehung der Stelle Matth. 7, 5: „Du Heuchler, zeuch am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach besiehe, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest.“
Holl.: Het is een splinterkijker. (Harrebomée, II, 291a.)
Spöken.
* Spök'n1 gahn. – Eichwald, 1810.
1) Spuken (s. d.), uneigentlich lärmen, toben, von der unruhigen See, einem Nachtschwärmer. (Stürenburg, 254b.)
Sporengerassel.
* Mach' mer so kaan Sporesrassel. – Tendlau, 262.
Gegen Lärmmacher aller Art.
Spörkl.
*1 Dat öss e goder Spörkl önn e Penn. (Königsberg.)
Wenn jemand sehr corpulent wird.
*2 Er hat Spirkl gegessen. (Ostpreuss.)
Er hat einen ausgeschlagenen Mund.
*3 Wenn se Spörkl bratet, denn lacht mi de Bart. – Frischbier2, 3573.
Sporlein.
Er kaufft ein Sporlin vmb ein Ey vnd rents auff einer Saw entzwey. – Petri, II, 241.
„Also spricht man von dem, der ein spiel zubricht.“
Sporn.
1 An den Sporen erkennt man den Hahn.
Holl.: Aan kam en sporen kent men den haan. (Harrebomée, II, 291b.)
2 Der Sporn lehrt das Ross traben. – Eiselein, 574; Simrock, 9762.
Lat.: Currere cogit equum sub milite calcar acutum. (Eiselein, 574.)
3 Der Sporn wird nöthig jedem Gaul, er mag sein willig oder faul. – Eiselein, 631.
4 Die Sporen gehören auch zur Rüstung.
Frz.: Par espérons on se commence à armer. (Leroux, II, 63.)
5 Eigene Sporen vnd fremde Pferde machen kurtze Meilen. – Petri, II, 162; Henisch, 831, 3; Winckler, III, 11.
Holl.: Eighen sporen ende ghehuurde peert maken corde milen. (Tunn., 12, 15.)
Lat.: Si calcar proprium sit equus tuus ambulo multum. (Loci comm., 177; Sutor, 77; Fallersleben, 342.)
6 Ein guter Sporn macht nur halbe Tagereisen. – Winckler, XVII, 13.
7 Ein Sporn im Kopfe ist so gut als zwei an den Fersen.
Wenn der Reiter ein Glas Wein im Kopfe hat, so pflegt das Pferd um so schneller zu gehen.
Engl.: A spur in the head is worth two in the heels. (Bohn II, 301.)
8 Eines Sporns bedarf man auch für gute Pferde.
Engl.: The good and the bad horse want the spurn.
9 Es hat jeder einen Sporn zu viel.
Lat.: Insania non omnibus eadem. (Philippi, I, 203.)
10 Es trägt mancher Sporen und ist kein Reiter. – Altmann V, 80.
Die französischen Neger sagen: Die Sporen tragen, sind nicht alle Pferdehändler.
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