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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 3 Aet es bässer ställe als anzege. (Düren.) - Firmenich, I, 484, 113.

4 Bei uns stiehlt alles, sagte der Russe.

Ein Sprichwort, das auch der niedrigste russische Unterthan täglich im Munde führt. Es schildert den Zustand des russischen Beamtenthums und findet seine Erläuterung und Bestätigung in einem Aufsatze der Allgem. Zeitung, Leipzig 1843, Nr. 1, S. 4 u. 5.

5 Besser stehlen als müssiggehen, sagt der Gauner (Teufel).

6 Besser stehlen, denn anzeigen. - Eiselein, 577; Simrock, 9841.

7 Bistu geboren zum Stehlen, so bistu geboren zum Hengen. - Schottel, 118b.

8 Das Stehlen ist schon erlaubt, aber man muss sich nicht kriegen lassen.

9 Das Stehlen kostet oft mehr als es einbringt. - Eiselein, 220.

Beruht vielleicht auf dem Privileg, das der König Evenus III. von Schottland den Dieben gab, dass sie ungehindert ihr Handwerk treiben möchten. (Beiche, 29, 228.)

10 De annern stiäld nog mär as ik, sach de Daif, as hä 'n Piärd stuoalen hadde. (Hemer in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 260, 19.

11 Der eine stiehlt den Schinken und den andern schlägt man mit der Schwarte.

Frz.: Les bons patissen, souvent pour les mechants (les mauvais).

12 Der eine stiehlt gross, der andere klein; der Fuchs nimmt ein Huhn, der Hund ein Bein.

13 Det Stälen is keine Shanne, awer 't Weergewen (oder: Weerbringen). - Schambach, II, 104.

Spott auf die falsche Scham, welche Bedenken trägt, begangenes Unrecht einzugestehen und gut zu machen, das zu begehen man kein Bedenken trug. (Körte, 5155.)

14 Diar iansis stelt, as altidj an Theif. (Amrum.) - Haupt, VIII, 367, 2797.

15 Du sollst nicht stehlen, predigte der Mönch, da gackte eine Gans, die er unter der Kutte hatte.

Engl.: The friar preached against stealing, when he had a pudding in his sleeve. (Bohn II, 96.)

Holl.: De monnik preekte, dat men niet stolen mogt, en hij zelf had de gans in zijne schapperade. (Harrebomee, II, 101a; Bohn I, 306.)

It.: Il frate predicava, che non si dovesse robbare, e lui haveva l' occha nel scapulario. (Bohn II, 96.)

16 Es hat mancher gestohlen und er gilt für einen ehrlichen Mann.

Mhd.: Ez wirt vil dings verstolen, daz nummer kompt zu liecht. (Altschwert.) (Zingerle, 142.)

17 Es ist besser stehlen, denn zeugen. (S. Zeihen.) Eisenhart, 609; Pistor., VII, 83; Eiselein, 577; Simrock, 12011; Graf, 374, 491.

Erklärt sich aus der Beschaffenheit des ehemaligen peinlichen Processes, wobei der Ankläger, wenn er den Beweis gegen den Angeklagten nicht führen konnte, mit derselben Strafe belegt wurde, die der Angeklagte erhalten haben würde, wenn er des beschuldigten Verbrechens überführt worden wäre. Aber auch abgesehen davon ist der Zeuge in einer peinlichen Stellung; denn es bedarf der grössten Gewissenhaftigkeit, weil jede auch noch so geringe Unachtsamkeit von den schlimmsten Folgen begleitet sein kann.

18 Es ist bös stehlen, wo nichts ist.

19 Es ist böss stelen, da der wirt (selbst) ein dieb ist. - Franck, I, 87b; II, 63a; Gruter, I, 32; Petri, II, 257; Henisch, 694, 41; Latendorf II, 13; Simrock, 9846; Körte, 6878; Mayer, II, 18; Braun, I, 4262; Suringar, XL, 4, 8, 11, 13, 16 u. 21.

Bei Markolf (147) heisst es dagegen: "Es ist gut stehlen, wo der Wirth selbst ein Dieb ist." In Westfalen: Dar ys quaet stelen, dar de wert soluen eyn deiff is. (Suringar, VL, 5.)

Dän.: Det er ondt at stiele, hvor bonden, er self tyff. (Prov. dan., 531.)

Holl.: Het is kwaad stelen, daar de waard zelf een dief is. (Harrebomee, II, 430a.) - Tis quaet stelen, daar die weert een dief is. (Tunn., 22, 2.)

Lat.: Fur male furatur, ubi fur domui dominatur. (Binder II, 1220; Fallersleben, 663; Gartner, 75.) - Furtivus potus, plenus dulcedine totus. (Sutor, 373.) - Hospes ubi fur est, durum est subducere quicquam. - Nam quae quisque facit, fieri sibi furta veretur. (Henisch, 694, 42.)

[Spaltenumbruch] 20 Es ist eins, wenn der eine stiehlt und der andere den Sack aufhält.

21 Es ist gerade, als wenn ich nicht stehlen sollte, sagte der Junge, als er an mehrern Orten nacheinander ergriffen und gezüchtigt wurde.

22 Es ist nicht gut stehlen, wenn man nicht weiss, wohin.

Böhm.: Dobre krasti, kdyz jest kam klasti. (Celakovsky, 145.)

23 Es ist nid guet stäle, wenn de Wirth sälber en Schölm ist. - Sutermeister, 131.

24 Es stiehlt mancher eher ein Pferd, als ein anderer über den Zaun sieht.

Engl.: One man may better steal a horse, than another look over the hedge.

25 Es stiehlt mancher einen Ochsen und gibt die Kaldaunen den Armen.

Dän.: Mangen stiel oxen og giver kalunet til de fattige. (Prov. dan., 531.)

26 Es stiehlt sich am besten, wenn man nicht weit langen darf.

Frz.: Bon fait voler bas a cause des branches. (Bohn I, 8.)

27 Es stielt kein Handwerk mehr als Löffelmacher und Kessler. - Haupt, III, 32, 41.

Wortspiel, mit Bezug darauf, dass beide Stiele machen, jene an Löffel, diese an Pfannen.

28 Es thut nicht, mit stehlen reich werden. - Petri, II, 301.

29 Gefallet dir das Stehlen, so lass dir auch gefallen das Hangen.

30 Hastu was gestolen, das bring mir, wirst du drumb gehenckt, das hat dir. - Petri, III, 6.

31 Jeder fleist sich stelens, wo nit heimlich, doch das mans greiffen kan. - Lehmann, 120, 14.

32 Jeder stiehlt auf seinen Hals. - Graf, 299, 108.

Der Mann, welcher eines Vergehens sich schuldig machte, konnte dadurch das Recht seiner Erben auf sein (liegend) Gut (Eigen) nicht vermitteln; wenn ein Dieb stahl, so konnte er wol seinen Hals und all sein Gut, d. h. seine Fahrhabe, aber nicht sein Eigen, d. i. seiner Freunde oder Erben Gut, verstehlen. (S. Schlagen 19.)

Altfries.: Allera mon nick stelt opa sinnene eynene hals. (Richthofen, 123, 12.)

33 Jedermann stiehlt und raubt, borgt und ficht auf seinen eigenen Hals und seine eigene Habe. - Graf, 299, 113.

Altfries.: Alta monna ek stele and raue, borge and fiocht opa sinne eynene hals and opa sinne eyne hava. (Richthofen, 542, 50.)

34 Lieber stehlen mit den Guten als beten mit den Bösen.

35 Man stilt auch etwa einer atzeln (Elster) ein ey. - Franck, II, 166b; Simrock, 2038.

36 Mancher stiehlt einen Ochsen und lässt aus der Haut den Armen Schuhe machen.

Dän.: Mangen stiel oxen og giver huden og syer sko deraf til de fattige.

37 Mancher stilt ein Ochsen vnd gibt die füss vmb Gotts willen. - Lehmann, 120, 17.

Darum sagen die Neugriechen: Wenn sie stehlen, stiehl nicht mit; und wenn's dann herauskommt, fürchte nichts. (Sanders, 77.)

38 Mit gestohlen, mit gehängt. - Pistor., I, 85; Crusius, I, 966b.

39 Niemand kann stehlen auf eines andern Leib und fechten auf eines andern Gut. - Graf, 299, 111.

Altfries.: Nemma mey stela op oers lyf ner finchta op oers goet. (Richthofen, 502, 25.)

40 Stäl, wa du kanst, man lat 'n jede dat Sinige. (Süderdithmarschen.)

Stiehl, wo du kannst, aber lass jedem das Seinige.

41 Stält mein Brauer, sau henget de Deif. - Schambach, II, 363.

42 Stealst föör ham, do könst uk föör ham hing. (Nordfries.) - Johansen, 71.

43 Stehl wat, denn hast du wat, man lat elk da Sine. - Hauskalender, II.

Die Franzosen erlauben nur das Stehlen einer Advocatenbörse: Il ne faut rien derober que la bourse d'un avocat. (Bohn II, 89; Leroux, II, 66.)


[Spaltenumbruch] 3 Aet es bässer ställe als anzêge. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 113.

4 Bei uns stiehlt alles, sagte der Russe.

Ein Sprichwort, das auch der niedrigste russische Unterthan täglich im Munde führt. Es schildert den Zustand des russischen Beamtenthums und findet seine Erläuterung und Bestätigung in einem Aufsatze der Allgem. Zeitung, Leipzig 1843, Nr. 1, S. 4 u. 5.

5 Besser stehlen als müssiggehen, sagt der Gauner (Teufel).

6 Besser stehlen, denn anzeigen.Eiselein, 577; Simrock, 9841.

7 Bistu geboren zum Stehlen, so bistu geboren zum Hengen.Schottel, 118b.

8 Das Stehlen ist schon erlaubt, aber man muss sich nicht kriegen lassen.

9 Das Stehlen kostet oft mehr als es einbringt.Eiselein, 220.

Beruht vielleicht auf dem Privileg, das der König Evenus III. von Schottland den Dieben gab, dass sie ungehindert ihr Handwerk treiben möchten. (Beiche, 29, 228.)

10 De annern stiäld nog mär as ik, sach de Daif, as hä 'n Piärd stuoalen hadde. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 260, 19.

11 Der eine stiehlt den Schinken und den andern schlägt man mit der Schwarte.

Frz.: Les bons pâtissen, souvent pour les méchants (les mauvais).

12 Der eine stiehlt gross, der andere klein; der Fuchs nimmt ein Huhn, der Hund ein Bein.

13 Det Stälen is keine Shanne, awer 't Wêergêwen (oder: Wêerbringen).Schambach, II, 104.

Spott auf die falsche Scham, welche Bedenken trägt, begangenes Unrecht einzugestehen und gut zu machen, das zu begehen man kein Bedenken trug. (Körte, 5155.)

14 Diar iansis stêlt, as altidj an Thîf. (Amrum.) – Haupt, VIII, 367, 2797.

15 Du sollst nicht stehlen, predigte der Mönch, da gackte eine Gans, die er unter der Kutte hatte.

Engl.: The friar preached against stealing, when he had a pudding in his sleeve. (Bohn II, 96.)

Holl.: De monnik preekte, dat men niet stolen mogt, en hij zelf had de gans in zijne schapperade. (Harrebomée, II, 101a; Bohn I, 306.)

It.: Il frate predicava, che non si dovesse robbare, e lui haveva l' occha nel scapulario. (Bohn II, 96.)

16 Es hat mancher gestohlen und er gilt für einen ehrlichen Mann.

Mhd.: Ez wirt vil dings verstolen, daz nummer kompt zu liecht. (Altschwert.) (Zingerle, 142.)

17 Es ist besser stehlen, denn zeugen. (S. Zeihen.) Eisenhart, 609; Pistor., VII, 83; Eiselein, 577; Simrock, 12011; Graf, 374, 491.

Erklärt sich aus der Beschaffenheit des ehemaligen peinlichen Processes, wobei der Ankläger, wenn er den Beweis gegen den Angeklagten nicht führen konnte, mit derselben Strafe belegt wurde, die der Angeklagte erhalten haben würde, wenn er des beschuldigten Verbrechens überführt worden wäre. Aber auch abgesehen davon ist der Zeuge in einer peinlichen Stellung; denn es bedarf der grössten Gewissenhaftigkeit, weil jede auch noch so geringe Unachtsamkeit von den schlimmsten Folgen begleitet sein kann.

18 Es ist bös stehlen, wo nichts ist.

19 Es ist böss stelen, da der wirt (selbst) ein dieb ist.Franck, I, 87b; II, 63a; Gruter, I, 32; Petri, II, 257; Henisch, 694, 41; Latendorf II, 13; Simrock, 9846; Körte, 6878; Mayer, II, 18; Braun, I, 4262; Suringar, XL, 4, 8, 11, 13, 16 u. 21.

Bei Markolf (147) heisst es dagegen: „Es ist gut stehlen, wo der Wirth selbst ein Dieb ist.“ In Westfalen: Dar ys quaet stelen, dar de wert soluen eyn deiff is. (Suringar, VL, 5.)

Dän.: Det er ondt at stiele, hvor bonden, er self tyff. (Prov. dan., 531.)

Holl.: Het is kwaad stelen, daar de waard zelf een dief is. (Harrebomée, II, 430a.) – Tis quaet stelen, daar die weert een dief is. (Tunn., 22, 2.)

Lat.: Fur male furatur, ubi fur domui dominatur. (Binder II, 1220; Fallersleben, 663; Gartner, 75.) – Furtivus potus, plenus dulcedine totus. (Sutor, 373.) – Hospes ubi fur est, durum est subducere quicquam. – Nam quae quisque facit, fieri sibi furta veretur. (Henisch, 694, 42.)

[Spaltenumbruch] 20 Es ist eins, wenn der eine stiehlt und der andere den Sack aufhält.

21 Es ist gerade, als wenn ich nicht stehlen sollte, sagte der Junge, als er an mehrern Orten nacheinander ergriffen und gezüchtigt wurde.

22 Es ist nicht gut stehlen, wenn man nicht weiss, wohin.

Böhm.: Dobře krásti, když jest kam klásti. (Čelakovsky, 145.)

23 Es ist nid guet stäle, wenn de Wirth sälber en Schölm ist.Sutermeister, 131.

24 Es stiehlt mancher eher ein Pferd, als ein anderer über den Zaun sieht.

Engl.: One man may better steal a horse, than another look over the hedge.

25 Es stiehlt mancher einen Ochsen und gibt die Kaldaunen den Armen.

Dän.: Mangen stiel oxen og giver kalunet til de fattige. (Prov. dan., 531.)

26 Es stiehlt sich am besten, wenn man nicht weit langen darf.

Frz.: Bon fait voler bas à cause des branches. (Bohn I, 8.)

27 Es stielt kein Handwerk mehr als Löffelmacher und Kessler.Haupt, III, 32, 41.

Wortspiel, mit Bezug darauf, dass beide Stiele machen, jene an Löffel, diese an Pfannen.

28 Es thut nicht, mit stehlen reich werden.Petri, II, 301.

29 Gefallet dir das Stehlen, so lass dir auch gefallen das Hangen.

30 Hastu was gestolen, das bring mir, wirst du drumb gehenckt, das hat dir.Petri, III, 6.

31 Jeder fleist sich stelens, wo nit heimlich, doch das mans greiffen kan.Lehmann, 120, 14.

32 Jeder stiehlt auf seinen Hals.Graf, 299, 108.

Der Mann, welcher eines Vergehens sich schuldig machte, konnte dadurch das Recht seiner Erben auf sein (liegend) Gut (Eigen) nicht vermitteln; wenn ein Dieb stahl, so konnte er wol seinen Hals und all sein Gut, d. h. seine Fahrhabe, aber nicht sein Eigen, d. i. seiner Freunde oder Erben Gut, verstehlen. (S. Schlagen 19.)

Altfries.: Allera mon nick stelt opa sinnene eynene hals. (Richthofen, 123, 12.)

33 Jedermann stiehlt und raubt, borgt und ficht auf seinen eigenen Hals und seine eigene Habe.Graf, 299, 113.

Altfries.: Alta monna ek stele and raue, borge and fiocht opa sinne eynene hals and opa sinne eyne hava. (Richthofen, 542, 50.)

34 Lieber stehlen mit den Guten als beten mit den Bösen.

35 Man stilt auch etwa einer atzeln (Elster) ein ey.Franck, II, 166b; Simrock, 2038.

36 Mancher stiehlt einen Ochsen und lässt aus der Haut den Armen Schuhe machen.

Dän.: Mangen stiel oxen og giver huden og syer sko deraf til de fattige.

37 Mancher stilt ein Ochsen vnd gibt die füss vmb Gotts willen.Lehmann, 120, 17.

Darum sagen die Neugriechen: Wenn sie stehlen, stiehl nicht mit; und wenn's dann herauskommt, fürchte nichts. (Sanders, 77.)

38 Mit gestohlen, mit gehängt.Pistor., I, 85; Crusius, I, 966b.

39 Niemand kann stehlen auf eines andern Leib und fechten auf eines andern Gut.Graf, 299, 111.

Altfries.: Nemma mey stela op oers lyf ner finchta op oers goet. (Richthofen, 502, 25.)

40 Stäl, wa du kanst, man lât 'n jêde dat Sinige. (Süderdithmarschen.)

Stiehl, wo du kannst, aber lass jedem das Seinige.

41 Stält mîn Brauer, sau henget de Deif.Schambach, II, 363.

42 Stealst föör ham, do könst uk föör ham hing. (Nordfries.) – Johansen, 71.

43 Stehl wat, denn hast du wat, man lat elk da Sine.Hauskalender, II.

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[[399]/0405] 3 Aet es bässer ställe als anzêge. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 113. 4 Bei uns stiehlt alles, sagte der Russe. Ein Sprichwort, das auch der niedrigste russische Unterthan täglich im Munde führt. Es schildert den Zustand des russischen Beamtenthums und findet seine Erläuterung und Bestätigung in einem Aufsatze der Allgem. Zeitung, Leipzig 1843, Nr. 1, S. 4 u. 5. 5 Besser stehlen als müssiggehen, sagt der Gauner (Teufel). 6 Besser stehlen, denn anzeigen. – Eiselein, 577; Simrock, 9841. 7 Bistu geboren zum Stehlen, so bistu geboren zum Hengen. – Schottel, 118b. 8 Das Stehlen ist schon erlaubt, aber man muss sich nicht kriegen lassen. 9 Das Stehlen kostet oft mehr als es einbringt. – Eiselein, 220. Beruht vielleicht auf dem Privileg, das der König Evenus III. von Schottland den Dieben gab, dass sie ungehindert ihr Handwerk treiben möchten. (Beiche, 29, 228.) 10 De annern stiäld nog mär as ik, sach de Daif, as hä 'n Piärd stuoalen hadde. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 260, 19. 11 Der eine stiehlt den Schinken und den andern schlägt man mit der Schwarte. Frz.: Les bons pâtissen, souvent pour les méchants (les mauvais). 12 Der eine stiehlt gross, der andere klein; der Fuchs nimmt ein Huhn, der Hund ein Bein. 13 Det Stälen is keine Shanne, awer 't Wêergêwen (oder: Wêerbringen). – Schambach, II, 104. Spott auf die falsche Scham, welche Bedenken trägt, begangenes Unrecht einzugestehen und gut zu machen, das zu begehen man kein Bedenken trug. (Körte, 5155.) 14 Diar iansis stêlt, as altidj an Thîf. (Amrum.) – Haupt, VIII, 367, 2797. 15 Du sollst nicht stehlen, predigte der Mönch, da gackte eine Gans, die er unter der Kutte hatte. Engl.: The friar preached against stealing, when he had a pudding in his sleeve. (Bohn II, 96.) Holl.: De monnik preekte, dat men niet stolen mogt, en hij zelf had de gans in zijne schapperade. (Harrebomée, II, 101a; Bohn I, 306.) It.: Il frate predicava, che non si dovesse robbare, e lui haveva l' occha nel scapulario. (Bohn II, 96.) 16 Es hat mancher gestohlen und er gilt für einen ehrlichen Mann. Mhd.: Ez wirt vil dings verstolen, daz nummer kompt zu liecht. (Altschwert.) (Zingerle, 142.) 17 Es ist besser stehlen, denn zeugen. (S. Zeihen.) Eisenhart, 609; Pistor., VII, 83; Eiselein, 577; Simrock, 12011; Graf, 374, 491. Erklärt sich aus der Beschaffenheit des ehemaligen peinlichen Processes, wobei der Ankläger, wenn er den Beweis gegen den Angeklagten nicht führen konnte, mit derselben Strafe belegt wurde, die der Angeklagte erhalten haben würde, wenn er des beschuldigten Verbrechens überführt worden wäre. Aber auch abgesehen davon ist der Zeuge in einer peinlichen Stellung; denn es bedarf der grössten Gewissenhaftigkeit, weil jede auch noch so geringe Unachtsamkeit von den schlimmsten Folgen begleitet sein kann. 18 Es ist bös stehlen, wo nichts ist. 19 Es ist böss stelen, da der wirt (selbst) ein dieb ist. – Franck, I, 87b; II, 63a; Gruter, I, 32; Petri, II, 257; Henisch, 694, 41; Latendorf II, 13; Simrock, 9846; Körte, 6878; Mayer, II, 18; Braun, I, 4262; Suringar, XL, 4, 8, 11, 13, 16 u. 21. Bei Markolf (147) heisst es dagegen: „Es ist gut stehlen, wo der Wirth selbst ein Dieb ist.“ In Westfalen: Dar ys quaet stelen, dar de wert soluen eyn deiff is. (Suringar, VL, 5.) Dän.: Det er ondt at stiele, hvor bonden, er self tyff. (Prov. dan., 531.) Holl.: Het is kwaad stelen, daar de waard zelf een dief is. (Harrebomée, II, 430a.) – Tis quaet stelen, daar die weert een dief is. (Tunn., 22, 2.) Lat.: Fur male furatur, ubi fur domui dominatur. (Binder II, 1220; Fallersleben, 663; Gartner, 75.) – Furtivus potus, plenus dulcedine totus. (Sutor, 373.) – Hospes ubi fur est, durum est subducere quicquam. – Nam quae quisque facit, fieri sibi furta veretur. (Henisch, 694, 42.) 20 Es ist eins, wenn der eine stiehlt und der andere den Sack aufhält. 21 Es ist gerade, als wenn ich nicht stehlen sollte, sagte der Junge, als er an mehrern Orten nacheinander ergriffen und gezüchtigt wurde. 22 Es ist nicht gut stehlen, wenn man nicht weiss, wohin. Böhm.: Dobře krásti, když jest kam klásti. (Čelakovsky, 145.) 23 Es ist nid guet stäle, wenn de Wirth sälber en Schölm ist. – Sutermeister, 131. 24 Es stiehlt mancher eher ein Pferd, als ein anderer über den Zaun sieht. Engl.: One man may better steal a horse, than another look over the hedge. 25 Es stiehlt mancher einen Ochsen und gibt die Kaldaunen den Armen. Dän.: Mangen stiel oxen og giver kalunet til de fattige. (Prov. dan., 531.) 26 Es stiehlt sich am besten, wenn man nicht weit langen darf. Frz.: Bon fait voler bas à cause des branches. (Bohn I, 8.) 27 Es stielt kein Handwerk mehr als Löffelmacher und Kessler. – Haupt, III, 32, 41. Wortspiel, mit Bezug darauf, dass beide Stiele machen, jene an Löffel, diese an Pfannen. 28 Es thut nicht, mit stehlen reich werden. – Petri, II, 301. 29 Gefallet dir das Stehlen, so lass dir auch gefallen das Hangen. 30 Hastu was gestolen, das bring mir, wirst du drumb gehenckt, das hat dir. – Petri, III, 6. 31 Jeder fleist sich stelens, wo nit heimlich, doch das mans greiffen kan. – Lehmann, 120, 14. 32 Jeder stiehlt auf seinen Hals. – Graf, 299, 108. Der Mann, welcher eines Vergehens sich schuldig machte, konnte dadurch das Recht seiner Erben auf sein (liegend) Gut (Eigen) nicht vermitteln; wenn ein Dieb stahl, so konnte er wol seinen Hals und all sein Gut, d. h. seine Fahrhabe, aber nicht sein Eigen, d. i. seiner Freunde oder Erben Gut, verstehlen. (S. Schlagen 19.) Altfries.: Allera mon nick stelt opa sinnene eynene hals. (Richthofen, 123, 12.) 33 Jedermann stiehlt und raubt, borgt und ficht auf seinen eigenen Hals und seine eigene Habe. – Graf, 299, 113. Altfries.: Alta monna ek stele and raue, borge and fiocht opa sinne eynene hals and opa sinne eyne hava. (Richthofen, 542, 50.) 34 Lieber stehlen mit den Guten als beten mit den Bösen. 35 Man stilt auch etwa einer atzeln (Elster) ein ey. – Franck, II, 166b; Simrock, 2038. 36 Mancher stiehlt einen Ochsen und lässt aus der Haut den Armen Schuhe machen. Dän.: Mangen stiel oxen og giver huden og syer sko deraf til de fattige. 37 Mancher stilt ein Ochsen vnd gibt die füss vmb Gotts willen. – Lehmann, 120, 17. Darum sagen die Neugriechen: Wenn sie stehlen, stiehl nicht mit; und wenn's dann herauskommt, fürchte nichts. (Sanders, 77.) 38 Mit gestohlen, mit gehängt. – Pistor., I, 85; Crusius, I, 966b. 39 Niemand kann stehlen auf eines andern Leib und fechten auf eines andern Gut. – Graf, 299, 111. Altfries.: Nemma mey stela op oers lyf ner finchta op oers goet. (Richthofen, 502, 25.) 40 Stäl, wa du kanst, man lât 'n jêde dat Sinige. (Süderdithmarschen.) Stiehl, wo du kannst, aber lass jedem das Seinige. 41 Stält mîn Brauer, sau henget de Deif. – Schambach, II, 363. 42 Stealst föör ham, do könst uk föör ham hing. (Nordfries.) – Johansen, 71. 43 Stehl wat, denn hast du wat, man lat elk da Sine. – Hauskalender, II. Die Franzosen erlauben nur das Stehlen einer Advocatenbörse: Il ne faut rien dérober que la bourse d'un avocat. (Bohn II, 89; Leroux, II, 66.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [399]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/405>, abgerufen am 21.11.2024.