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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Teig (Adj.).

* Er ist teig worden. - Klix, 108.


Teigaffe.

* Es ist ein Taigaff. - Westermann, 25, 619.

In Tirol von einer männlichen Person, die sich in allem sehr linkisch und unbeholfen zeigt. Der Ausdruck ist in diesem Sinne auch in Schlesien gebräuchlich. Es ist aber auch der Spitzname für Bäcker. (S. Pickfiester.)


Teigfuss.

* Er ist ein Teigfuss (Teigaffe). (Leipzig.)

Von einem, dem Energie im Reden und Handeln fehlt, der langsam spricht und arbeitet.


Teigschüssel.

* Sie ist eine Taigschüssel.

In Tirol von einer weiblichen Person dieser Art. (S. Teigfuss.)


Teixel (s. Teufel).

*1 Das mag der Teixel glauben.

*2 Der Teix'l hol' di ganzi G'schicht. - Hügel, 163a.

*3 Du schlagst ein Teixel1 herauss und zehn hinein. - Chaos, 990.

1) Verhüllende Form für Teufel (s. d.).


Tekli, s. Tökely.

Telen.

1 De net teld, de der quält. - Kern, 137.

Bezieht sich auf kinderlose Frauen, die oft durch ein unzufriedenes und launenhaftes Wesen ihre Umgebung belästigen sollen. Telen = zeugen, erzeugen, gebären, erziehen u. s. w. (Stürenburg, 279a.)

2 De net teld, de word quält. - Kern, 137.

Sie wird geneckt oder durch körperliche Leiden geplagt.


Teller.

1 Er kann den Teller nicht finden, wenn's Brei regnet. - Altmann VI, 518.

2 Ist's nicht mit Tellern, so mit Löffeln. (Wend. Lausitz.)

3 Seg du man Teller, sät de oll Frau, de Bratwust is all dor. - Hoefer, 333.

4 Tellern und ken Fleisch, sagte Mund, da er warten musste. (Neuhaldensleben.) - Hoefer, 773.

5 Wer auf die Teller anderer wartet, ist übel betischt.

Wer selbst für sich sorgt, ist am besten berathen.

*6 Auf eines andern Teller sehen. - Körte, 5863a.

Holl.: Hij kijkt gaarne op eens anders teljoor, en wil het gebraad uit zijne keuken ruiken. (Harrebomee, II, 328a.)

*7 Chast nu Täller säge, so git's no e Warst derzue. - Sutermeister, 22.

Spöttische Abweisung in zusagender Form. A. a. O. finden sich noch folgende verwandte Redensarten: Me wird der chuechle. Me würd der denn grad uf em Stüeli sitze. Me wird der e Hüenli dur's Choth jage, du muest em 's Töpli schläke.

*8 Du braukst man Teller säng'n, so leit de Wost all drupp. (Altmark.) - Danneil, 215.

In Ulm: Du derst no sage Teller, nau hast du glei a Wurscht.

*9 Du darfst nur Teller sagen, dann bratet dir die Wurst (oder: so liegt die Wurst darauf).

*10 Du darfst nur Teller sagen, dann scheisst dir der Hund eine Wurst. (Weingarten.) - Birlinger, 270.

*11 Etwas stets auf dem Teller haben. - Parömiakon, 542.

D. h. sehr nahe; auch gebraucht, wenn man sich häufig etwas versagen lassen muss. "Alli Aug'nblick hab' i's auf'n Teller (d. h. vorgeworfen), dass er mir g'holf'n had." (Hügel, 163b.)

*12 Heb' einen Teller auf und zerbrich eine Schüssel.

*13 Hest g'ment, du chönnest gad säga: Teller, so heiest a Worst. - Tobler, 209.

*14 Lass den Teller ganz. (Breslau.)

Wenn jemand zu stark abkratzt.

*15 Seine Teller selber lecken.

Keine Dienstboten halten, oder keine Schmarotzer dulden.

Engl.: He can give little to his servant, who licks his own trencher. (Bohn II, 13.)

*16 Sie trillte den Teller herum wie Hans Wurst1 seinen Hut. - Grimmelshausen, Vogelnest, II.

1) An einer andern Stelle: "wie Hans Supp".

*17 Sieh auf deinen Teller. (S. Hafen 85.) - Sutor, 207.

*18 Von fremden Tellern leben. - Herberger, Hertzpostille, II, 242.


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Tellerchen.

* Er will dus Tellerl vom Himmel. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Er will das Tellerchen vom Himmel, den Mond herunterziehen, das Unerreichbare erlangen.


Tellerlecker.

1 Tellerlecker, hunde vnd fliegen sind willige Gäste, sie kommen vngeladen. - Henisch, 1146, 69; Petri, II, 544.

*2 Es ist ein Tellerlecker. - Mayer, II, 98.

Ein ungebetener und zudringlicher Gast, der sich allenthalben einfindet, wo er umsonst essen und schmausen kann; ein Schmarotzer. Bei Egenolff (96a) auch: "Hafenfreund, Liechtputzer". In einer 1688 unter dem Titel Grobianus und Grobiana erschienenen, jetzt sehr seltenen, satirischen Schrift, wird diesem Schmarotzer folgende Anweisung gegeben: "Wenn es gegen Mittag kommt, so frage mit Fleiss, wo gut Essen und Trinken, oder aber, wo ein Convivium sei, da schleiche hin, obgleich man dich dahin nicht geladen hat; denn man bittet die Hunde auch nicht, sie kommen gleichwol hin. Suche dir auch daselbst die beste Stelle aus, dass du dich mit dem Rücken frei kannst anlehnen; denn in dem Winkel kann man nicht so leicht aus der Zeche fallen. Wenn nun Essen wird aufgetragen, wie man gemeiniglich zuerst pflegt frische gesottene Eier aufzusetzen, so nimm nur eine halbe Mandel für dich, denn sie sind bald eingeschluckt u. s. w."

Frz.: C'est le pourceau de Saint-Antoine, il se fourre partout. (Lendroy, 1590.)

Holl.: Het is een panne (oder: teljoor-)likker. (Harrebomee, II, 33a.)

Lat.: Ollares amici. (Egeria, 96a.)

Schwed.: Han kan sin matwijsa. (Grubb, 307.)


Tellerschlecken.

* Sich mit Tellerschlecken nähren. - Brandt, Nsch., 100.

Von Schmeichlern und Leuten, die den Mantel nach dem Winde hängen, und reden, wie es gern gehört wird.

Holl.: Onder een' kalen mantel chuilt dikwijls wel een goede likkebroer. (Harrebomee, II, 33.)


Tellerschlecker.

Die Dellerschlecker soll man vmb den Atz vben. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 238; Körte, 5863.


Tempel.

1 Es ist kein Tempel, der nicht einmal Kirchweih' hat. - Parömiakon, 1609.

2 In den Tempeln lernt man mehr als bei den Tölpeln. - Parömiakon, 801.

3 Viel Tempel, wenig Gottesdienst. - Franck, Zeytbuch, I, LVIa.

4 Wer den Tempel Gottes verderbt, den verderbet Gott wieder. - Petri, II, 692.

5 Wer im Tempel ist, dem besorgt Gott das Haus.

*6 Aus dem Tempel jagen.

Von Austreibung der Wechsler nach Matth. 21, 12; Marc. 11, 15; Luc. 19, 45. Mit Vorliebe wird die Redensart aber in der Fassung von Joh. 1, 15 angewandt: "Zum Tempel hinaus." (Büchmann, 8. Aufl., S. 214; Lindau, Gegenwart, Berlin 1874, S. 364.)

*7 Ein Tempel neben einer Mördergrube.

Lat.: Gladius plumbeus in eburnea vagina. (Frob., 331; Philippi, I, 169.)

*8 En ton Tempel henut jag'n. - Eichwald, 1913.

*9 Er ist schon beim Tempel draussen. (Baiern.)

Ist entronnen.

*10 Es ist ein Tempel über eine Latrine gebaut.

"Schöne Glieder bedeuten schöne Gemüter, sonst war ein Tempel vber ein Laddrin gebawt, vnd ein Altar vber ein Mördergrub." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 132.)

*11 He wet net van Tempel of Moses. (S. Tes und Tewes.) - Kern, 156.

*12 Mit Tempel und Altar. - Eiselein, 588.

Lat.: Una cum templis et aris. (Eiselein, 588.)

*13 Sehen, wo der Tempel ein Loch hat. - Herberger, Ib, 517.


Tempelgelächter.

* Es ist ein Tempelgelechter. - Eyering, II, 196; Egenolff, 319a.

Bei Egenolff finde sich zur Erklärung folgende sinnverwandte Redensarten: Es ist ein Schalckslächlin, Passionsgelächter. Eins alten mans gelächter. Wenn er lacht, so hüt man sich vor jm. Das Hertz ablachen.


Tempori servire.

Serviendum est tempori, sagte der Mönch, und ging zu Mitternacht zur Nonne. - Schaltjahr, III, 157.


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Teig (Adj.).

* Er ist teig worden.Klix, 108.


Teigaffe.

* Es ist ein Tàigáff.Westermann, 25, 619.

In Tirol von einer männlichen Person, die sich in allem sehr linkisch und unbeholfen zeigt. Der Ausdruck ist in diesem Sinne auch in Schlesien gebräuchlich. Es ist aber auch der Spitzname für Bäcker. (S. Pickfiester.)


Teigfuss.

* Er ist ein Teigfuss (Teigaffe). (Leipzig.)

Von einem, dem Energie im Reden und Handeln fehlt, der langsam spricht und arbeitet.


Teigschüssel.

* Sie ist eine Tàigschüssel.

In Tirol von einer weiblichen Person dieser Art. (S. Teigfuss.)


Teixel (s. Teufel).

*1 Das mag der Teixel glauben.

*2 Der Teix'l hol' di ganzi G'schicht.Hügel, 163a.

*3 Du schlagst ein Teixel1 herauss und zehn hinein.Chaos, 990.

1) Verhüllende Form für Teufel (s. d.).


Tekli, s. Tökely.

Telen.

1 De nêt têld, de der quält.Kern, 137.

Bezieht sich auf kinderlose Frauen, die oft durch ein unzufriedenes und launenhaftes Wesen ihre Umgebung belästigen sollen. Telen = zeugen, erzeugen, gebären, erziehen u. s. w. (Stürenburg, 279a.)

2 De nêt têld, de word quält.Kern, 137.

Sie wird geneckt oder durch körperliche Leiden geplagt.


Teller.

1 Er kann den Teller nicht finden, wenn's Brei regnet.Altmann VI, 518.

2 Ist's nicht mit Tellern, so mit Löffeln. (Wend. Lausitz.)

3 Seg du man Teller, sät de oll Frû, de Bratwust is all dôr.Hoefer, 333.

4 Tellern und kên Fleisch, sagte Mund, da er warten musste. (Neuhaldensleben.) – Hoefer, 773.

5 Wer auf die Teller anderer wartet, ist übel betischt.

Wer selbst für sich sorgt, ist am besten berathen.

*6 Auf eines andern Teller sehen.Körte, 5863a.

Holl.: Hij kijkt gaarne op eens anders teljoor, en wil het gebraad uit zijne keuken ruiken. (Harrebomée, II, 328a.)

*7 Chast nu Täller säge, so git's no e Warst derzue.Sutermeister, 22.

Spöttische Abweisung in zusagender Form. A. a. O. finden sich noch folgende verwandte Redensarten: Me wird der chuechle. Me würd der denn grad uf em Stüeli sitze. Me wird der e Hüenli dur's Choth jage, du muest em 's Töpli schläke.

*8 Du brûkst man Teller säng'n, so lît de Wost all drupp. (Altmark.) – Danneil, 215.

In Ulm: Du derst no sage Teller, nau hast du glei a Wurscht.

*9 Du darfst nur Teller sagen, dann bratet dir die Wurst (oder: so liegt die Wurst darauf).

*10 Du darfst nur Teller sagen, dann scheisst dir der Hund eine Wurst. (Weingarten.) – Birlinger, 270.

*11 Etwas stets auf dem Teller haben.Parömiakon, 542.

D. h. sehr nahe; auch gebraucht, wenn man sich häufig etwas versagen lassen muss. „Alli Aug'nblick hab' i's auf'n Teller (d. h. vorgeworfen), dass er mir g'holf'n had.“ (Hügel, 163b.)

*12 Heb' einen Teller auf und zerbrich eine Schüssel.

*13 Hest g'ment, du chönnest gad säga: Teller, so heiest a Worst.Tobler, 209.

*14 Lass den Teller ganz. (Breslau.)

Wenn jemand zu stark abkratzt.

*15 Seine Teller selber lecken.

Keine Dienstboten halten, oder keine Schmarotzer dulden.

Engl.: He can give little to his servant, who licks his own trencher. (Bohn II, 13.)

*16 Sie trillte den Teller herum wie Hans Wurst1 seinen Hut.Grimmelshausen, Vogelnest, II.

1) An einer andern Stelle: „wie Hans Supp“.

*17 Sieh auf deinen Teller. (S. Hafen 85.) – Sutor, 207.

*18 Von fremden Tellern leben.Herberger, Hertzpostille, II, 242.


[Spaltenumbruch]
Tellerchen.

* Er will dus Tellerl vom Himmel. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Er will das Tellerchen vom Himmel, den Mond herunterziehen, das Unerreichbare erlangen.


Tellerlecker.

1 Tellerlecker, hunde vnd fliegen sind willige Gäste, sie kommen vngeladen.Henisch, 1146, 69; Petri, II, 544.

*2 Es ist ein Tellerlecker.Mayer, II, 98.

Ein ungebetener und zudringlicher Gast, der sich allenthalben einfindet, wo er umsonst essen und schmausen kann; ein Schmarotzer. Bei Egenolff (96a) auch: „Hafenfreund, Liechtputzer“. In einer 1688 unter dem Titel Grobianus und Grobiana erschienenen, jetzt sehr seltenen, satirischen Schrift, wird diesem Schmarotzer folgende Anweisung gegeben: „Wenn es gegen Mittag kommt, so frage mit Fleiss, wo gut Essen und Trinken, oder aber, wo ein Convivium sei, da schleiche hin, obgleich man dich dahin nicht geladen hat; denn man bittet die Hunde auch nicht, sie kommen gleichwol hin. Suche dir auch daselbst die beste Stelle aus, dass du dich mit dem Rücken frei kannst anlehnen; denn in dem Winkel kann man nicht so leicht aus der Zeche fallen. Wenn nun Essen wird aufgetragen, wie man gemeiniglich zuerst pflegt frische gesottene Eier aufzusetzen, so nimm nur eine halbe Mandel für dich, denn sie sind bald eingeschluckt u. s. w.“

Frz.: C'est le pourceau de Saint-Antoine, il se fourre partout. (Lendroy, 1590.)

Holl.: Het is een panne (oder: teljoor-)likker. (Harrebomée, II, 33a.)

Lat.: Ollares amici. (Egeria, 96a.)

Schwed.: Han kan sin matwijsa. (Grubb, 307.)


Tellerschlecken.

* Sich mit Tellerschlecken nähren.Brandt, Nsch., 100.

Von Schmeichlern und Leuten, die den Mantel nach dem Winde hängen, und reden, wie es gern gehört wird.

Holl.: Onder een' kalen mantel chuilt dikwijls wel een goede likkebroêr. (Harrebomée, II, 33.)


Tellerschlecker.

Die Dellerschlecker soll man vmb den Atz vben.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 238; Körte, 5863.


Tempel.

1 Es ist kein Tempel, der nicht einmal Kirchweih' hat.Parömiakon, 1609.

2 In den Tempeln lernt man mehr als bei den Tölpeln.Parömiakon, 801.

3 Viel Tempel, wenig Gottesdienst.Franck, Zeytbuch, I, LVIa.

4 Wer den Tempel Gottes verderbt, den verderbet Gott wieder.Petri, II, 692.

5 Wer im Tempel ist, dem besorgt Gott das Haus.

*6 Aus dem Tempel jagen.

Von Austreibung der Wechsler nach Matth. 21, 12; Marc. 11, 15; Luc. 19, 45. Mit Vorliebe wird die Redensart aber in der Fassung von Joh. 1, 15 angewandt: „Zum Tempel hinaus.“ (Büchmann, 8. Aufl., S. 214; Lindau, Gegenwart, Berlin 1874, S. 364.)

*7 Ein Tempel neben einer Mördergrube.

Lat.: Gladius plumbeus in eburnea vagina. (Frob., 331; Philippi, I, 169.)

*8 Én ton Tempel henut jag'n.Eichwald, 1913.

*9 Er ist schon beim Tempel draussen. (Baiern.)

Ist entronnen.

*10 Es ist ein Tempel über eine Latrine gebaut.

„Schöne Glieder bedeuten schöne Gemüter, sonst war ein Tempel vber ein Laddrin gebawt, vnd ein Altar vber ein Mördergrub.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 132.)

*11 He wêt nêt van Tempel of Moses. (S. Tes und Tewes.) – Kern, 156.

*12 Mit Tempel und Altar.Eiselein, 588.

Lat.: Una cum templis et aris. (Eiselein, 588.)

*13 Sehen, wo der Tempel ein Loch hat.Herberger, Ib, 517.


Tempelgelächter.

* Es ist ein Tempelgelechter.Eyering, II, 196; Egenolff, 319a.

Bei Egenolff finde sich zur Erklärung folgende sinnverwandte Redensarten: Es ist ein Schalckslächlin, Passionsgelächter. Eins alten mans gelächter. Wenn er lacht, so hüt man sich vor jm. Das Hertz ablachen.


Tempori servire.

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[[528]/0534] Teig (Adj.). * Er ist teig worden. – Klix, 108. Teigaffe. * Es ist ein Tàigáff. – Westermann, 25, 619. In Tirol von einer männlichen Person, die sich in allem sehr linkisch und unbeholfen zeigt. Der Ausdruck ist in diesem Sinne auch in Schlesien gebräuchlich. Es ist aber auch der Spitzname für Bäcker. (S. Pickfiester.) Teigfuss. * Er ist ein Teigfuss (Teigaffe). (Leipzig.) Von einem, dem Energie im Reden und Handeln fehlt, der langsam spricht und arbeitet. Teigschüssel. * Sie ist eine Tàigschüssel. In Tirol von einer weiblichen Person dieser Art. (S. Teigfuss.) Teixel (s. Teufel). *1 Das mag der Teixel glauben. *2 Der Teix'l hol' di ganzi G'schicht. – Hügel, 163a. *3 Du schlagst ein Teixel1 herauss und zehn hinein. – Chaos, 990. 1) Verhüllende Form für Teufel (s. d.). Tekli, s. Tökely. Telen. 1 De nêt têld, de der quält. – Kern, 137. Bezieht sich auf kinderlose Frauen, die oft durch ein unzufriedenes und launenhaftes Wesen ihre Umgebung belästigen sollen. Telen = zeugen, erzeugen, gebären, erziehen u. s. w. (Stürenburg, 279a.) 2 De nêt têld, de word quält. – Kern, 137. Sie wird geneckt oder durch körperliche Leiden geplagt. Teller. 1 Er kann den Teller nicht finden, wenn's Brei regnet. – Altmann VI, 518. 2 Ist's nicht mit Tellern, so mit Löffeln. (Wend. Lausitz.) 3 Seg du man Teller, sät de oll Frû, de Bratwust is all dôr. – Hoefer, 333. 4 Tellern und kên Fleisch, sagte Mund, da er warten musste. (Neuhaldensleben.) – Hoefer, 773. 5 Wer auf die Teller anderer wartet, ist übel betischt. Wer selbst für sich sorgt, ist am besten berathen. *6 Auf eines andern Teller sehen. – Körte, 5863a. Holl.: Hij kijkt gaarne op eens anders teljoor, en wil het gebraad uit zijne keuken ruiken. (Harrebomée, II, 328a.) *7 Chast nu Täller säge, so git's no e Warst derzue. – Sutermeister, 22. Spöttische Abweisung in zusagender Form. A. a. O. finden sich noch folgende verwandte Redensarten: Me wird der chuechle. Me würd der denn grad uf em Stüeli sitze. Me wird der e Hüenli dur's Choth jage, du muest em 's Töpli schläke. *8 Du brûkst man Teller säng'n, so lît de Wost all drupp. (Altmark.) – Danneil, 215. In Ulm: Du derst no sage Teller, nau hast du glei a Wurscht. *9 Du darfst nur Teller sagen, dann bratet dir die Wurst (oder: so liegt die Wurst darauf). *10 Du darfst nur Teller sagen, dann scheisst dir der Hund eine Wurst. (Weingarten.) – Birlinger, 270. *11 Etwas stets auf dem Teller haben. – Parömiakon, 542. D. h. sehr nahe; auch gebraucht, wenn man sich häufig etwas versagen lassen muss. „Alli Aug'nblick hab' i's auf'n Teller (d. h. vorgeworfen), dass er mir g'holf'n had.“ (Hügel, 163b.) *12 Heb' einen Teller auf und zerbrich eine Schüssel. *13 Hest g'ment, du chönnest gad säga: Teller, so heiest a Worst. – Tobler, 209. *14 Lass den Teller ganz. (Breslau.) Wenn jemand zu stark abkratzt. *15 Seine Teller selber lecken. Keine Dienstboten halten, oder keine Schmarotzer dulden. Engl.: He can give little to his servant, who licks his own trencher. (Bohn II, 13.) *16 Sie trillte den Teller herum wie Hans Wurst1 seinen Hut. – Grimmelshausen, Vogelnest, II. 1) An einer andern Stelle: „wie Hans Supp“. *17 Sieh auf deinen Teller. (S. Hafen 85.) – Sutor, 207. *18 Von fremden Tellern leben. – Herberger, Hertzpostille, II, 242. Tellerchen. * Er will dus Tellerl vom Himmel. (Jüd.-deutsch. Brody.) Er will das Tellerchen vom Himmel, den Mond herunterziehen, das Unerreichbare erlangen. Tellerlecker. 1 Tellerlecker, hunde vnd fliegen sind willige Gäste, sie kommen vngeladen. – Henisch, 1146, 69; Petri, II, 544. *2 Es ist ein Tellerlecker. – Mayer, II, 98. Ein ungebetener und zudringlicher Gast, der sich allenthalben einfindet, wo er umsonst essen und schmausen kann; ein Schmarotzer. Bei Egenolff (96a) auch: „Hafenfreund, Liechtputzer“. In einer 1688 unter dem Titel Grobianus und Grobiana erschienenen, jetzt sehr seltenen, satirischen Schrift, wird diesem Schmarotzer folgende Anweisung gegeben: „Wenn es gegen Mittag kommt, so frage mit Fleiss, wo gut Essen und Trinken, oder aber, wo ein Convivium sei, da schleiche hin, obgleich man dich dahin nicht geladen hat; denn man bittet die Hunde auch nicht, sie kommen gleichwol hin. Suche dir auch daselbst die beste Stelle aus, dass du dich mit dem Rücken frei kannst anlehnen; denn in dem Winkel kann man nicht so leicht aus der Zeche fallen. Wenn nun Essen wird aufgetragen, wie man gemeiniglich zuerst pflegt frische gesottene Eier aufzusetzen, so nimm nur eine halbe Mandel für dich, denn sie sind bald eingeschluckt u. s. w.“ Frz.: C'est le pourceau de Saint-Antoine, il se fourre partout. (Lendroy, 1590.) Holl.: Het is een panne (oder: teljoor-)likker. (Harrebomée, II, 33a.) Lat.: Ollares amici. (Egeria, 96a.) Schwed.: Han kan sin matwijsa. (Grubb, 307.) Tellerschlecken. * Sich mit Tellerschlecken nähren. – Brandt, Nsch., 100. Von Schmeichlern und Leuten, die den Mantel nach dem Winde hängen, und reden, wie es gern gehört wird. Holl.: Onder een' kalen mantel chuilt dikwijls wel een goede likkebroêr. (Harrebomée, II, 33.) Tellerschlecker. Die Dellerschlecker soll man vmb den Atz vben. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 238; Körte, 5863. Tempel. 1 Es ist kein Tempel, der nicht einmal Kirchweih' hat. – Parömiakon, 1609. 2 In den Tempeln lernt man mehr als bei den Tölpeln. – Parömiakon, 801. 3 Viel Tempel, wenig Gottesdienst. – Franck, Zeytbuch, I, LVIa. 4 Wer den Tempel Gottes verderbt, den verderbet Gott wieder. – Petri, II, 692. 5 Wer im Tempel ist, dem besorgt Gott das Haus. *6 Aus dem Tempel jagen. Von Austreibung der Wechsler nach Matth. 21, 12; Marc. 11, 15; Luc. 19, 45. Mit Vorliebe wird die Redensart aber in der Fassung von Joh. 1, 15 angewandt: „Zum Tempel hinaus.“ (Büchmann, 8. Aufl., S. 214; Lindau, Gegenwart, Berlin 1874, S. 364.) *7 Ein Tempel neben einer Mördergrube. Lat.: Gladius plumbeus in eburnea vagina. (Frob., 331; Philippi, I, 169.) *8 Én ton Tempel henut jag'n. – Eichwald, 1913. *9 Er ist schon beim Tempel draussen. (Baiern.) Ist entronnen. *10 Es ist ein Tempel über eine Latrine gebaut. „Schöne Glieder bedeuten schöne Gemüter, sonst war ein Tempel vber ein Laddrin gebawt, vnd ein Altar vber ein Mördergrub.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 132.) *11 He wêt nêt van Tempel of Moses. (S. Tes und Tewes.) – Kern, 156. *12 Mit Tempel und Altar. – Eiselein, 588. Lat.: Una cum templis et aris. (Eiselein, 588.) *13 Sehen, wo der Tempel ein Loch hat. – Herberger, Ib, 517. Tempelgelächter. * Es ist ein Tempelgelechter. – Eyering, II, 196; Egenolff, 319a. Bei Egenolff finde sich zur Erklärung folgende sinnverwandte Redensarten: Es ist ein Schalckslächlin, Passionsgelächter. Eins alten mans gelächter. Wenn er lacht, so hüt man sich vor jm. Das Hertz ablachen. Tempori servire. Serviendum est tempori, sagte der Mönch, und ging zu Mitternacht zur Nonne. – Schaltjahr, III, 157.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [528]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/534>, abgerufen am 22.11.2024.