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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] demselben. Die Böhmen: Das Eis straft das Wasser und schwimmt darin. Der Hader tadelt den Lappen und keiner bessert sich. Die Hagebutte straft den Mehldorn. Die Bratpfanne straft den Tiegel und schwarz sind sie beide. Die Kroaten: Die Eule schimpft die Meise einen Grosskopf. Die Russen: Die Brotschaufel verspottet die Kohlenkrücke. (Celakovsky, 90.)

2 In kleinen Tiegeln steckt die gute Salbe. (Wien.)

*3 Aus einem Tiegel schwarz und weiss malen.

In dem Sinne: kalt und warm aus Einem Munde.

*4 Da ist er in en schöne Tigel ine cho. - Sutermeister, 94.


Tiewe (s. Tewe).

1 Wa de Teffe in't Hus hät, da hät de Kotersch vir de Döar. - Schlingmann, 1356.

2 Wei Tiewen1 hollen well, dei mot luien, dat em de Rickels üm 't Hius läupet. (Soest.)

1) Auch Tifte, Tiffe, Teve = Hündin, hochdeutsch Zaupe. (Bremer Wb., V, 57; Frommann, V, 168, 146; Richey, 307.)

3 Wei Tiewen im Hiuse hat, de mot luien, dat de Reikels an de Wänne pisset. (Sauerland.)


Tiger.

1 Aus einem Tiger wird nie ein Lamm.

Der Tiger findet sich nur in wenigen streng deutschen Sprichwörtern, dagegen häufig in den Sprichwörtern der Länder seiner Heimat. So sagt man in Abyssinien, um den Gedanken auszudrücken, dass der Tod eines Tyrannen von dem Tyrannisirten nicht beklagt wird: An des Tigers Grabe hört man kein Wehklagen der Antilopen. Und um auszudrücken, dass der ärgste Gewalthaber immer noch eine schwache Seite habe, auf der man ihm entgehen kann: Schilt Gott nicht, dass er den Tiger geschaffen, sondern lobe ihn, dass er ihm keine Flügel gegeben hat. Um zu sagen: Wenn der Tyrann todt ist, wird er nicht mehr gefürchtet: Wenn der Tiger zur Fussdecke geworden ist, dann fürchtet ihn niemand. Die englischen Neger in Surinam drücken sich dafür sprichwörtlich so aus: Ist der Tiger todt, so spielen die Hirsche mit seinen Klauen. Und: Wenn der Tiger todt ist, tanzen die Hirsche auf seinem Grabe. Todte Löwen fürchtet niemand. In Sudan sagt man: Wer Tiger jagen will, der muss zu sterben wissen. Mit Bezug auf die Jagd des Jaguar, die ungewöhnliche Körperkraft und ausserordentliche Geistesgegenwart erfordert. Der erste Anprall des Jaguars ist fürchterlich, und die meisten Jäger, die dieser Liebhaberei ergeben sind, müssen sie über kurz oder lang mit dem Leben büssen. Die Neger in Surinam drücken den Gedanken: Die Gaben sind verschieden, aber jeder hat seine eigene, der eine hat's in Händen, der andere im Kopfe, durch das Sprichwort aus: Der Tiger hat seine Stärke und das Stachelschwein seine List. Den Gedanken: Jung gewohnt ist alt gethan, durch das Sprichwort: Der Tiger ist alt, aber seine Flecken hat er noch. Sie sagen: Der Tiger legt seine Flecken nieder, wo er es gern hat, um auszudrücken: Wer einmal in seiner Gunst ist, kann alles von ihm erlangen. In Bezug auf jemand, der viel Glück hat, dem manches zu Theil wird, was er nicht seiner eigenen Geschicklichkeit zu danken hat, sagen sie: Der Tiger tödtet dem Kranken das Wild. Den Gedanken: Wenn jemand schweigt, so folgt daraus nicht, dass er nichts zu sagen wisse, drücken sie durch das Sprichwort aus: Wenn der Tiger schläft, sagen sie, er sei todt. Und für unser deutsches Sprichwort: Freiheit geht vor Gold u. s. w. sagen sie: Wenn du dem Tiger auch Fasanen in den Käfig legst, er wird sich doch nach den Hühnern der Steppe sehnen. Um auszudrücken, man soll nicht zu ängstlich sein, wenn es etwas Gefährliches auszuführen gilt, sagen sie sprichwörtlich: Wer auf des Tigers Grösse sieht, fürchtet sich, auf ihn zu schiessen. Der wüthende Tiger schläft nicht mitten auf dem Wege. Ein Tiger würgt auch die junge Gazelle, wenn er sie ergreifen kann. Der Tod verschont kein Lebensalter. Wenn der Tiger unwohl ist, frisst er Thon. Man muss sich zu helfen wissen. Man lasse dem Tiger die Sorge, den Wolf anzugreifen. - Es ist besser, gar nicht auf einen Tiger zu schiessen, als ihn nur zu verwunden. - Ein gefesselter Tiger lässt sich von einem Kinde führen; aber der, welcher ihn führt, und wäre er ein Riese, wagt alles, wenn er ihn reizt. (So das Volk.) (Cibot, 160, 168 u. 178.)

Frz.: On ne fera jamais un tigre d'on agneau. (Lendroy, 234.)

2 Es ist besser, den Tiger laufen lassen, als ihn blos zu verwunden. - Cahier, 2147.

3 Wenn der Tiger dem Wolfe ein Schaf entreisst, so ist es nicht gerettet.

4 Wer auf einem Tiger reitet, hat gefährlich absteigen.

Aehnlich die Chinesen: Wer auf einem Tiger reitet, steigt nicht herab. (Cibot, 159; Cahier, 2058.)

[Spaltenumbruch] 5 Wer wird einen Tiger rufen, um einen Hund hinauszujagen.

Dän.: Kald ikke tiger dyret ind for at drive hundene ud. (Prov. dan., 550.)

6 Willst du dem Tiger nicht wehe thun, so wird er dir wehe thun.

*7 Er gleicht dem Tiger, wie die Wölfin dem Wolf. - Parömiakon, 94.

*8 Er ist ein Tiger.

Holl.: Het is een tijger. (Harrebomee, II, 334b.)


Tigerfell.

Ein Tigerfell ohne Haare ist so viel werth, als das eines Hundes (einer Katze).


Tigerherz.

* Er hat ein Tigerherz.

Holl.: Hij heeft een tigerhart. (Harrebomee, II, 334b.)


Tillemtallem.

* Jo tillem tallem, Hoisel bau'n, Narrel nei setzen. (Schles.) - Frommann, III, 414, 534.


Tillmann.

*1 Er ist, wie Herr Tillmann, mit einem Kissen durch beide Arschbacken geschossen. - Simrock, 10221b.

*2 Es ist von Herrn Tillmann's wegen.

Wahrscheinlich, meint Eiselein, ist Til Ulenspiegel oder ein Dildag gemeint, und man will sagen: Nugae venales.


Tilly.

Hätte Tilly nicht geschlagen, hätte er nicht gewonnen.


Tilsit.

Ueber Tilsit ist auch der Himmel schwarz. - Frischbier2, 3763; Schleicher, 182.


Tilz.

* Einem einen Tilz anthun. (Koblenz.) - Klein, II, 189.

Einem Unruhe verursachen, Verdruss machen.


Timmel.

Timmel liggt midden under dem Himmel, Fell (Felden) liggt midden boven der Hell (Hölle).

Wenn man fragt, woher man die Lage der beiden südlich von Aurich liegenden Ortschaften so genau kennt, so erhält man zur Antwort: De 't net löven, kann 't utmeten. (Kern, 85.)


Timpe.

*1 He bitt all up'n letzten Timpen. - Dähnert.

Es geht mit seinem Vermögen zu Ende. Ueber Timpe vgl. Hoefer zum Burckhardt Waldis, Verlorener Sohn, 996. Timpenbrot ist Brot mit Ecken.

*2 Hei heat wat im Timpen1. (Büren.) - Für Detmold: Firmenich, I, 360, 14; für Ostfriesland: Eichwald, 1932; für Holstein: Schütze, IV, 260.

1) Winkel, Ecke, Ende, Spitze, Zipfel. - Von einem, der etwas angetrunken ist. (S. Boden 38.)


Tinef.

* Es ist ein wahrer Tinef. (Wien.)

Tinef ist bei den Kartenspielern ein Durcheinander, ein Mischmasch, ein schlechtes Blatt, mit dem man nichts gewinnen kann.


Tinte.

1 Die Tinte der Gelehrten und das Blut der Märtyrer ist von gleichem Werthe.

2 Mit Dienten kan ein Handt ein schlechten Menschen erhöhen vnnd ein hohen vernichten. (S. Feder 8.) - Lehmann, 297, 65.

3 Tinte ist mein Acker, drauf kann ich schreiben wacker, die Feder ist mein Pflug, Tinte mein Samen. - Kirchhofer, 218.

Kirchhofer hat dies Sprichwort unter der Ueberschrift: Der Kaufmann.

4 Tinte macht schwarz. (Kamnitz.)

5 Verschriebene Tinte und vergossen Blut gibt Schafen keinen Löwenmuth.

Sonst müsste es mit manchen Völkern anders stehen, die in Tinte und Blut waten könnten, wenn beide angesammelt wären.

6 Wer mit roter Dinte schreiben wil, der muss sorgen, es möchten jhm die Presilgen vnter die Augen spritzen. - Petri, II, 737.

*7 Da möchte man doch Tinte saufen!

Wenn man über etwas entrüstet ist oder sich verwundert.

[Spaltenumbruch] demselben. Die Böhmen: Das Eis straft das Wasser und schwimmt darin. Der Hader tadelt den Lappen und keiner bessert sich. Die Hagebutte straft den Mehldorn. Die Bratpfanne straft den Tiegel und schwarz sind sie beide. Die Kroaten: Die Eule schimpft die Meise einen Grosskopf. Die Russen: Die Brotschaufel verspottet die Kohlenkrücke. (Čelakovsky, 90.)

2 In kleinen Tiegeln steckt die gute Salbe. (Wien.)

*3 Aus einem Tiegel schwarz und weiss malen.

In dem Sinne: kalt und warm aus Einem Munde.

*4 Da ist er in en schöne Tigel ine cho.Sutermeister, 94.


Tiewe (s. Tewe).

1 Wa de Teffe in't Hus hät, dâ hät de Kôtersch vir de Döar.Schlingmann, 1356.

2 Wéi Tiewen1 hollen well, déi mot luien, dat em de Rickels üm 't Hius läupet. (Soest.)

1) Auch Tifte, Tiffe, Teve = Hündin, hochdeutsch Zaupe. (Bremer Wb., V, 57; Frommann, V, 168, 146; Richey, 307.)

3 Wéi Tiewen im Hiuse hat, de mot luien, dat de Rêikels an de Wänne pisset. (Sauerland.)


Tiger.

1 Aus einem Tiger wird nie ein Lamm.

Der Tiger findet sich nur in wenigen streng deutschen Sprichwörtern, dagegen häufig in den Sprichwörtern der Länder seiner Heimat. So sagt man in Abyssinien, um den Gedanken auszudrücken, dass der Tod eines Tyrannen von dem Tyrannisirten nicht beklagt wird: An des Tigers Grabe hört man kein Wehklagen der Antilopen. Und um auszudrücken, dass der ärgste Gewalthaber immer noch eine schwache Seite habe, auf der man ihm entgehen kann: Schilt Gott nicht, dass er den Tiger geschaffen, sondern lobe ihn, dass er ihm keine Flügel gegeben hat. Um zu sagen: Wenn der Tyrann todt ist, wird er nicht mehr gefürchtet: Wenn der Tiger zur Fussdecke geworden ist, dann fürchtet ihn niemand. Die englischen Neger in Surinam drücken sich dafür sprichwörtlich so aus: Ist der Tiger todt, so spielen die Hirsche mit seinen Klauen. Und: Wenn der Tiger todt ist, tanzen die Hirsche auf seinem Grabe. Todte Löwen fürchtet niemand. In Sudan sagt man: Wer Tiger jagen will, der muss zu sterben wissen. Mit Bezug auf die Jagd des Jaguar, die ungewöhnliche Körperkraft und ausserordentliche Geistesgegenwart erfordert. Der erste Anprall des Jaguars ist fürchterlich, und die meisten Jäger, die dieser Liebhaberei ergeben sind, müssen sie über kurz oder lang mit dem Leben büssen. Die Neger in Surinam drücken den Gedanken: Die Gaben sind verschieden, aber jeder hat seine eigene, der eine hat's in Händen, der andere im Kopfe, durch das Sprichwort aus: Der Tiger hat seine Stärke und das Stachelschwein seine List. Den Gedanken: Jung gewohnt ist alt gethan, durch das Sprichwort: Der Tiger ist alt, aber seine Flecken hat er noch. Sie sagen: Der Tiger legt seine Flecken nieder, wo er es gern hat, um auszudrücken: Wer einmal in seiner Gunst ist, kann alles von ihm erlangen. In Bezug auf jemand, der viel Glück hat, dem manches zu Theil wird, was er nicht seiner eigenen Geschicklichkeit zu danken hat, sagen sie: Der Tiger tödtet dem Kranken das Wild. Den Gedanken: Wenn jemand schweigt, so folgt daraus nicht, dass er nichts zu sagen wisse, drücken sie durch das Sprichwort aus: Wenn der Tiger schläft, sagen sie, er sei todt. Und für unser deutsches Sprichwort: Freiheit geht vor Gold u. s. w. sagen sie: Wenn du dem Tiger auch Fasanen in den Käfig legst, er wird sich doch nach den Hühnern der Steppe sehnen. Um auszudrücken, man soll nicht zu ängstlich sein, wenn es etwas Gefährliches auszuführen gilt, sagen sie sprichwörtlich: Wer auf des Tigers Grösse sieht, fürchtet sich, auf ihn zu schiessen. Der wüthende Tiger schläft nicht mitten auf dem Wege. Ein Tiger würgt auch die junge Gazelle, wenn er sie ergreifen kann. Der Tod verschont kein Lebensalter. Wenn der Tiger unwohl ist, frisst er Thon. Man muss sich zu helfen wissen. Man lasse dem Tiger die Sorge, den Wolf anzugreifen. – Es ist besser, gar nicht auf einen Tiger zu schiessen, als ihn nur zu verwunden. – Ein gefesselter Tiger lässt sich von einem Kinde führen; aber der, welcher ihn führt, und wäre er ein Riese, wagt alles, wenn er ihn reizt. (So das Volk.) (Cibot, 160, 168 u. 178.)

Frz.: On ne fera jamais un tigre d'on agneau. (Lendroy, 234.)

2 Es ist besser, den Tiger laufen lassen, als ihn blos zu verwunden.Cahier, 2147.

3 Wenn der Tiger dem Wolfe ein Schaf entreisst, so ist es nicht gerettet.

4 Wer auf einem Tiger reitet, hat gefährlich absteigen.

Aehnlich die Chinesen: Wer auf einem Tiger reitet, steigt nicht herab. (Cibot, 159; Cahier, 2058.)

[Spaltenumbruch] 5 Wer wird einen Tiger rufen, um einen Hund hinauszujagen.

Dän.: Kald ikke tiger dyret ind for at drive hundene ud. (Prov. dan., 550.)

6 Willst du dem Tiger nicht wehe thun, so wird er dir wehe thun.

*7 Er gleicht dem Tiger, wie die Wölfin dem Wolf.Parömiakon, 94.

*8 Er ist ein Tiger.

Holl.: Het is een tijger. (Harrebomée, II, 334b.)


Tigerfell.

Ein Tigerfell ohne Haare ist so viel werth, als das eines Hundes (einer Katze).


Tigerherz.

* Er hat ein Tigerherz.

Holl.: Hij heeft een tigerhart. (Harrebomée, II, 334b.)


Tillemtallem.

* Jo tillem tallem, Hoisel bau'n, Narrel nei setzen. (Schles.) – Frommann, III, 414, 534.


Tillmann.

*1 Er ist, wie Herr Tillmann, mit einem Kissen durch beide Arschbacken geschossen.Simrock, 10221b.

*2 Es ist von Herrn Tillmann's wegen.

Wahrscheinlich, meint Eiselein, ist Til Ulenspiegel oder ein Dildag gemeint, und man will sagen: Nugae venales.


Tilly.

Hätte Tilly nicht geschlagen, hätte er nicht gewonnen.


Tilsit.

Ueber Tilsit ist auch der Himmel schwarz.Frischbier2, 3763; Schleicher, 182.


Tilz.

* Einem einen Tilz anthun. (Koblenz.) – Klein, II, 189.

Einem Unruhe verursachen, Verdruss machen.


Timmel.

Timmel liggt midden under dem Himmel, Fell (Felden) liggt midden boven der Hell (Hölle).

Wenn man fragt, woher man die Lage der beiden südlich von Aurich liegenden Ortschaften so genau kennt, so erhält man zur Antwort: De 't net löven, kann 't utmeten. (Kern, 85.)


Timpe.

*1 He bitt all up'n letzten Timpen.Dähnert.

Es geht mit seinem Vermögen zu Ende. Ueber Timpe vgl. Hoefer zum Burckhardt Waldis, Verlorener Sohn, 996. Timpenbrot ist Brot mit Ecken.

*2 Hei heat wat im Timpen1. (Büren.) – Für Detmold: Firmenich, I, 360, 14; für Ostfriesland: Eichwald, 1932; für Holstein: Schütze, IV, 260.

1) Winkel, Ecke, Ende, Spitze, Zipfel. – Von einem, der etwas angetrunken ist. (S. Boden 38.)


Tinef.

* Es ist ein wahrer Tinef. (Wien.)

Tinef ist bei den Kartenspielern ein Durcheinander, ein Mischmasch, ein schlechtes Blatt, mit dem man nichts gewinnen kann.


Tinte.

1 Die Tinte der Gelehrten und das Blut der Märtyrer ist von gleichem Werthe.

2 Mit Dienten kan ein Handt ein schlechten Menschen erhöhen vnnd ein hohen vernichten. (S. Feder 8.) – Lehmann, 297, 65.

3 Tinte ist mein Acker, drauf kann ich schreiben wacker, die Feder ist mein Pflug, Tinte mein Samen.Kirchhofer, 218.

Kirchhofer hat dies Sprichwort unter der Ueberschrift: Der Kaufmann.

4 Tinte macht schwarz. (Kamnitz.)

5 Verschriebene Tinte und vergossen Blut gibt Schafen keinen Löwenmuth.

Sonst müsste es mit manchen Völkern anders stehen, die in Tinte und Blut waten könnten, wenn beide angesammelt wären.

6 Wer mit roter Dinte schreiben wil, der muss sorgen, es möchten jhm die Presilgen vnter die Augen spritzen.Petri, II, 737.

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[[603]/0609] demselben. Die Böhmen: Das Eis straft das Wasser und schwimmt darin. Der Hader tadelt den Lappen und keiner bessert sich. Die Hagebutte straft den Mehldorn. Die Bratpfanne straft den Tiegel und schwarz sind sie beide. Die Kroaten: Die Eule schimpft die Meise einen Grosskopf. Die Russen: Die Brotschaufel verspottet die Kohlenkrücke. (Čelakovsky, 90.) 2 In kleinen Tiegeln steckt die gute Salbe. (Wien.) *3 Aus einem Tiegel schwarz und weiss malen. In dem Sinne: kalt und warm aus Einem Munde. *4 Da ist er in en schöne Tigel ine cho. – Sutermeister, 94. Tiewe (s. Tewe). 1 Wa de Teffe in't Hus hät, dâ hät de Kôtersch vir de Döar. – Schlingmann, 1356. 2 Wéi Tiewen1 hollen well, déi mot luien, dat em de Rickels üm 't Hius läupet. (Soest.) 1) Auch Tifte, Tiffe, Teve = Hündin, hochdeutsch Zaupe. (Bremer Wb., V, 57; Frommann, V, 168, 146; Richey, 307.) 3 Wéi Tiewen im Hiuse hat, de mot luien, dat de Rêikels an de Wänne pisset. (Sauerland.) Tiger. 1 Aus einem Tiger wird nie ein Lamm. Der Tiger findet sich nur in wenigen streng deutschen Sprichwörtern, dagegen häufig in den Sprichwörtern der Länder seiner Heimat. So sagt man in Abyssinien, um den Gedanken auszudrücken, dass der Tod eines Tyrannen von dem Tyrannisirten nicht beklagt wird: An des Tigers Grabe hört man kein Wehklagen der Antilopen. Und um auszudrücken, dass der ärgste Gewalthaber immer noch eine schwache Seite habe, auf der man ihm entgehen kann: Schilt Gott nicht, dass er den Tiger geschaffen, sondern lobe ihn, dass er ihm keine Flügel gegeben hat. Um zu sagen: Wenn der Tyrann todt ist, wird er nicht mehr gefürchtet: Wenn der Tiger zur Fussdecke geworden ist, dann fürchtet ihn niemand. Die englischen Neger in Surinam drücken sich dafür sprichwörtlich so aus: Ist der Tiger todt, so spielen die Hirsche mit seinen Klauen. Und: Wenn der Tiger todt ist, tanzen die Hirsche auf seinem Grabe. Todte Löwen fürchtet niemand. In Sudan sagt man: Wer Tiger jagen will, der muss zu sterben wissen. Mit Bezug auf die Jagd des Jaguar, die ungewöhnliche Körperkraft und ausserordentliche Geistesgegenwart erfordert. Der erste Anprall des Jaguars ist fürchterlich, und die meisten Jäger, die dieser Liebhaberei ergeben sind, müssen sie über kurz oder lang mit dem Leben büssen. Die Neger in Surinam drücken den Gedanken: Die Gaben sind verschieden, aber jeder hat seine eigene, der eine hat's in Händen, der andere im Kopfe, durch das Sprichwort aus: Der Tiger hat seine Stärke und das Stachelschwein seine List. Den Gedanken: Jung gewohnt ist alt gethan, durch das Sprichwort: Der Tiger ist alt, aber seine Flecken hat er noch. Sie sagen: Der Tiger legt seine Flecken nieder, wo er es gern hat, um auszudrücken: Wer einmal in seiner Gunst ist, kann alles von ihm erlangen. In Bezug auf jemand, der viel Glück hat, dem manches zu Theil wird, was er nicht seiner eigenen Geschicklichkeit zu danken hat, sagen sie: Der Tiger tödtet dem Kranken das Wild. Den Gedanken: Wenn jemand schweigt, so folgt daraus nicht, dass er nichts zu sagen wisse, drücken sie durch das Sprichwort aus: Wenn der Tiger schläft, sagen sie, er sei todt. Und für unser deutsches Sprichwort: Freiheit geht vor Gold u. s. w. sagen sie: Wenn du dem Tiger auch Fasanen in den Käfig legst, er wird sich doch nach den Hühnern der Steppe sehnen. Um auszudrücken, man soll nicht zu ängstlich sein, wenn es etwas Gefährliches auszuführen gilt, sagen sie sprichwörtlich: Wer auf des Tigers Grösse sieht, fürchtet sich, auf ihn zu schiessen. Der wüthende Tiger schläft nicht mitten auf dem Wege. Ein Tiger würgt auch die junge Gazelle, wenn er sie ergreifen kann. Der Tod verschont kein Lebensalter. Wenn der Tiger unwohl ist, frisst er Thon. Man muss sich zu helfen wissen. Man lasse dem Tiger die Sorge, den Wolf anzugreifen. – Es ist besser, gar nicht auf einen Tiger zu schiessen, als ihn nur zu verwunden. – Ein gefesselter Tiger lässt sich von einem Kinde führen; aber der, welcher ihn führt, und wäre er ein Riese, wagt alles, wenn er ihn reizt. (So das Volk.) (Cibot, 160, 168 u. 178.) Frz.: On ne fera jamais un tigre d'on agneau. (Lendroy, 234.) 2 Es ist besser, den Tiger laufen lassen, als ihn blos zu verwunden. – Cahier, 2147. 3 Wenn der Tiger dem Wolfe ein Schaf entreisst, so ist es nicht gerettet. 4 Wer auf einem Tiger reitet, hat gefährlich absteigen. Aehnlich die Chinesen: Wer auf einem Tiger reitet, steigt nicht herab. (Cibot, 159; Cahier, 2058.) 5 Wer wird einen Tiger rufen, um einen Hund hinauszujagen. Dän.: Kald ikke tiger dyret ind for at drive hundene ud. (Prov. dan., 550.) 6 Willst du dem Tiger nicht wehe thun, so wird er dir wehe thun. *7 Er gleicht dem Tiger, wie die Wölfin dem Wolf. – Parömiakon, 94. *8 Er ist ein Tiger. Holl.: Het is een tijger. (Harrebomée, II, 334b.) Tigerfell. Ein Tigerfell ohne Haare ist so viel werth, als das eines Hundes (einer Katze). Tigerherz. * Er hat ein Tigerherz. Holl.: Hij heeft een tigerhart. (Harrebomée, II, 334b.) Tillemtallem. * Jo tillem tallem, Hoisel bau'n, Narrel nei setzen. (Schles.) – Frommann, III, 414, 534. Tillmann. *1 Er ist, wie Herr Tillmann, mit einem Kissen durch beide Arschbacken geschossen. – Simrock, 10221b. *2 Es ist von Herrn Tillmann's wegen. Wahrscheinlich, meint Eiselein, ist Til Ulenspiegel oder ein Dildag gemeint, und man will sagen: Nugae venales. Tilly. Hätte Tilly nicht geschlagen, hätte er nicht gewonnen. Tilsit. Ueber Tilsit ist auch der Himmel schwarz. – Frischbier2, 3763; Schleicher, 182. Tilz. * Einem einen Tilz anthun. (Koblenz.) – Klein, II, 189. Einem Unruhe verursachen, Verdruss machen. Timmel. Timmel liggt midden under dem Himmel, Fell (Felden) liggt midden boven der Hell (Hölle). Wenn man fragt, woher man die Lage der beiden südlich von Aurich liegenden Ortschaften so genau kennt, so erhält man zur Antwort: De 't net löven, kann 't utmeten. (Kern, 85.) Timpe. *1 He bitt all up'n letzten Timpen. – Dähnert. Es geht mit seinem Vermögen zu Ende. Ueber Timpe vgl. Hoefer zum Burckhardt Waldis, Verlorener Sohn, 996. Timpenbrot ist Brot mit Ecken. *2 Hei heat wat im Timpen1. (Büren.) – Für Detmold: Firmenich, I, 360, 14; für Ostfriesland: Eichwald, 1932; für Holstein: Schütze, IV, 260. 1) Winkel, Ecke, Ende, Spitze, Zipfel. – Von einem, der etwas angetrunken ist. (S. Boden 38.) Tinef. * Es ist ein wahrer Tinef. (Wien.) Tinef ist bei den Kartenspielern ein Durcheinander, ein Mischmasch, ein schlechtes Blatt, mit dem man nichts gewinnen kann. Tinte. 1 Die Tinte der Gelehrten und das Blut der Märtyrer ist von gleichem Werthe. 2 Mit Dienten kan ein Handt ein schlechten Menschen erhöhen vnnd ein hohen vernichten. (S. Feder 8.) – Lehmann, 297, 65. 3 Tinte ist mein Acker, drauf kann ich schreiben wacker, die Feder ist mein Pflug, Tinte mein Samen. – Kirchhofer, 218. Kirchhofer hat dies Sprichwort unter der Ueberschrift: Der Kaufmann. 4 Tinte macht schwarz. (Kamnitz.) 5 Verschriebene Tinte und vergossen Blut gibt Schafen keinen Löwenmuth. Sonst müsste es mit manchen Völkern anders stehen, die in Tinte und Blut waten könnten, wenn beide angesammelt wären. 6 Wer mit roter Dinte schreiben wil, der muss sorgen, es möchten jhm die Presilgen vnter die Augen spritzen. – Petri, II, 737. *7 Da möchte man doch Tinte saufen! Wenn man über etwas entrüstet ist oder sich verwundert.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [603]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/609>, abgerufen am 22.11.2024.