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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 27 Wen (wer) andere well dreiwen, mot selwer laupen. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 281.

28 Wenn ich treibe, hüte ich nicht. - Klix, 108.

29 Wie m' es tribt, se gohds, wie m' es stellt, se stohds. (Luzern.)

30 Wie man's treibt, so geht's. - Hollenberg, III, 6; Petri, II, 791; Eiselein, 602; Blum, 328; Müller, 17, 10; Simrock, 10455; Sprichwörterschatz, 171; Braun, I, 4582; Lohrengel, I, 882; schlesisch bei Gomolcke, 1118; Frommann, III, 245, 146.

"Wie man es treibt, so geht's wer scharffe Disteln sät, der erntet Stacheln ein. Der trinket selten Meth, der in dem Karne zieht. Man liegt, wie man sich bettet; der kommt im Feuer um, der sich nicht zeitlich rettet." (Keller, 172a.)

Engl.: Do well and have well. (Masson, 379.)

Frz.: Qui bien fera bien trouvera. (Kritzinger, 300a; Masson, 276.)

Ung.: A' ki mint keresi, ugi veszi hasznat. - A' mint öntik a' harangot, ugy szoll. - A' mint vagod a' fat, ugy hull a' forgacs. (Gaal, 1722.)

31 Wie man's treibt, so geht's, sagte der Bauer, und nahm die Kuh beim Schwanz.

32 Wie mans treibt, so wird einem gelohnet. - Luther's Tischr., 295b; Petri, II, 857; Eiselein, 602.

Lat.: Qualia quisque gerit, talia quisque feret. (Eiselein, 602.)

33 Wie mer's treibt, so hat mer's. (Ulm.)

Frz.: A beau jeu, beau retour. (Lendroy, 119.)

34 Wozu du dich wirst zeitig treiben, das wird dir im Alter bleiben. - Seybold, 20.

*35 Er treibt auf seiner Last (Fracht).

Von einem Schiffe, das leck ist, und nur durch seine Ladung: Holz, Kattun u. s. w. vor dem Sinken bewahrt bleibt. Als Sprichwort von einem Bankerotten, der sich mit seinem Gläubiger gesetzt hat, oder von einem Menschen, von dessen Schlechtigkeit man überzeugt ist, die man ihm aber nicht beweisen kann.

*36 Er treibt's gerade so, als wenn er der Graf Popel wäre.

"Noch heutigen Tages", sagt der Egerbote (1875 S. 11), "kann man hierzulande diese Redensart im Volke hören. Sie gilt als Bezeichnung für einen machtstolzen, strengen Herrn, der andern gern seine Uebermacht, seinen Reichthum und seine Launen fühlen lässt. Das Sprichwort knüpft sich jedenfalls an die Persönlichkeit des Georg Popel von Lobkowitz, dessen Herrschaft und Wirksamkeit in einem grossen Theile des Egerlandes nach allen historischen Nachrichten eine harte und unglückliche war. Es ist demnach eine Art Volksgericht, das in dem obigen Spruche über den strengen und strenggläubigen Herrn von Komotau zum Ausdruck gekommen und sich von Geschlecht zu Geschlecht fortgeerbt hat." Der obenerwähnte Egerbote enthält eine Erzählung, in der über die Entstehung des Sprichworts Aufschluss gegeben wird.

*37 Er treibt's wie die Nagelschmiede.

In einer böhmischen Bergwerksgegend, wo es zahlreiche Nagelschmiede gibt, die periodisch sehr viel Bestellungen haben, und wieder ganz arbeitslos sind; also von solchen, deren Geschäft bald gut, bald gar nicht geht, die heute im Wohlstande, morgen im Nothstande leben, von denen es heisst, wie ein ander Sprichwort sagt: "Heute hui, Morgen pfui". (Vgl. Siegfried Kapper in Westermann's Monatsschrift, 1856, I, 1-3.)

Lat.: Ne propius ferire.

*38 Nur stet, es treibt uns ja niemand. - Eiselein, 602.


Treiber.

1 De Driwer un de Esel denket nich öweren. - Eichwald, 369; Schlingmann, 335.

In Ostfriesland: De Dreiver un de Esel stimmen selten averen. (Kern, 597.) Was uns nicht verwundern darf; denn der Treiber ruft: jüh (vorwärts) und der Esel: ho (halt). - Herrscher und Beherrscher haben selten einerlei Ansichten von Gesetzen und Massnahmen.

2 Der Treiber und sein Eselein stimmen selten überein.

3 Ein trunkener Treiber macht ein taumelndes Kamel. (Abyssinien.)

4 Et ess besser Driever sin als Essel. (Bedburg.)

5 Wenn dem Treiber die Peitsche und dem Bettler der Stab in der Hand warm geworden ist, dann lassen sie nicht mehr davon ab.

Um zu sagen, dass der Mensch die ihm überwiesene Macht nicht gern wieder aus der Hand gibt; dann im allgemeinen, dass es jedem schwer fällt, die angenommenen Gewohnheiten wieder abzulegen.

Wend.: Hdyz so pohoncej krudzisco a proserej kij rukach zhrjeje, da zadyn lohcy njepuscitaj. (Celakovsky, 364.)

[Spaltenumbruch] 6 Wenn der Treiber schläft, wie kann das Kamel einen andern Weg gehen als den seinigen? (Aegypten.)

7 Wenn der Treiber selber faul ist, will auch der Esel keine Säcke tragen. - Altmann VI, 466.


Treibhauspflanze.

* Es ist eine Treibhauspflanze.

Ein verzärtelter Mensch, dem jeder frische Luftzug schadet, der den Wechselfällen des Lebens nicht gewachsen ist. In Bezug auf Treibhausgewächse sagen die Russen: Wer seinen Lein im Treibhause ziehen will, wird nicht viel Hemden daraus weben. (Altmann VI, 433.)


Tremmel, s. Prügel 2 und Trämel.

Tremulant.

* Den Tremulanten ziehen.

Jemand durch seine Rede rühren wollen. In der Niederlausitz wird die Redensart besonders auf die Geistlichen angewandt, welche es auf die Thränen alter Frauen abgesehen haben.


Trennen.

Wenn man die, so für einander interessirt sind, will trennen, so muss man dem einen Theil ein Feisten vnd verdawlichen Bissen geben. - Lehmann, 814, 20.


Tennung.

1 Lange Trennung ist der Liebe Tod.

Dän.: Lang skilsmisse gjör kold kierlighed. (Prov. dan., 340.)

2 Lange Trennung verändert Freunde.

Frz.: Longue demeure fait changer ami. (Bohn I, 37.)

3 Trennung einigt.

4 Trennung ist böss. - Lehmann, 814, 54.

5 Trennung thut wehe.

Böhm.: Daleke pruvody, zbyteene slzy. (Celakovsky, 182.)

Poln.: Rozstanie s milymi smierci sie rowna. (Celakovsky, 182.)

6 Trennung verräth Liebe.

Frz.: De degre en degre, on monte la montee. (Kritzinger, 211a.)


Trenzerei.

* Et is nichts als Trenzerei. - Hügel, 167a.

D. i. langweiliges, zögerndes Vorgehen beim Vollzuge einer Handlung. "Jetzt hob' it di Trenzerei scho' satt."


Treppe.

1 Je hoher Treppe, je schwerer Fall. - Petri, II, 393.

2 Man muss auff der Treppe von einer Stuff zur andern steigen. - Petri, II, 459.

3 Von hohen Treppen felt man hart. - Petri, II, 511.

4 Wenn man die Trepp' schürt, so fängt 'n von haben an. (Mecklenburg.) - Raabe, 23.

5 Wenn man die Treppe wäscht, muss man oben anfangen. - Körte, 6047; Körte2, 7591; Simrock, 10467.

Bei allen Verbesserungen muss, wenn sie was nützen sollen, der Anfang oben gemacht werden. Was nützt es, die untern Beamten durch bessere zu ersetzen, wenn von oben in der alten Weise fortregiert wird. Daher erhalten in China bei irgendeinem Dienstversehen die obersten Beamten stets die höchste Anzahl von Hieben.

Holl.: Men moet de trappen van boven af verwen (boenen) en niet van onderen op. (Harrebomee, II, 343b.)

6 Wer die Treppe hinauf will, geht Stufe für Stufe.

Holl.: Allengskens treden wij een trapje hooger. (Harrebomee, II, 343a.)

7 Wer die Treppe hinunterfällt, muss ohne Aufenthalt vorwärts.

8 Wer eine Treppe steigt, hält sich gern an der Stange (Leine) an.

Span.: Abiendo escalera por do bajor buscais soga para os colgar. (Bohn I, 193.)

9 Wer keine Treppe steigen kann, wird nie hoch kommen.

Das Schicksal eines Menschen hängt von seinem Betragen ab. "So gethan, so gegangen, ist ein Sprichwort in allen Landen." (Henisch, 140, 61.)

Dän.: Den som ikke vil gaae op ad troppen kommer ikke vel paa salen. (Prov. dan., 210.)

Frz.: Les affaires sont ce qu'on les facts. (Recueil, 4.)

Lat.: Perinde sunt res, ut eas agis. (Binder II, 2556; Lehmann, 851, 17.) - Sui cuique mores fingunt fortunam. (Cornelius.)

10 Wer sich nicht will auf der Treppe zeigen wird noch weniger auf Dächer steigen.

[Spaltenumbruch] 27 Wen (wer) andere well drîwen, mot selwer laupen. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 281.

28 Wenn ich treibe, hüte ich nicht.Klix, 108.

29 Wie m' es tribt, se gohds, wie m' es stellt, se stohds. (Luzern.)

30 Wie man's treibt, so geht's.Hollenberg, III, 6; Petri, II, 791; Eiselein, 602; Blum, 328; Müller, 17, 10; Simrock, 10455; Sprichwörterschatz, 171; Braun, I, 4582; Lohrengel, I, 882; schlesisch bei Gomolcke, 1118; Frommann, III, 245, 146.

„Wie man es treibt, so geht's wer scharffe Disteln sät, der erntet Stacheln ein. Der trinket selten Meth, der in dem Karne zieht. Man liegt, wie man sich bettet; der kommt im Feuer um, der sich nicht zeitlich rettet.“ (Keller, 172a.)

Engl.: Do well and have well. (Masson, 379.)

Frz.: Qui bien fera bien trouvera. (Kritzinger, 300a; Masson, 276.)

Ung.: A' ki mint keresi, úgi veszi hasznát. – A' mint öntik a' harangot, úgy szóll. – A' mint vágod a' fát, úgy húll a' forgács. (Gaal, 1722.)

31 Wie man's treibt, so geht's, sagte der Bauer, und nahm die Kuh beim Schwanz.

32 Wie mans treibt, so wird einem gelohnet.Luther's Tischr., 295b; Petri, II, 857; Eiselein, 602.

Lat.: Qualia quisque gerit, talia quisque feret. (Eiselein, 602.)

33 Wie mer's treibt, so hat mer's. (Ulm.)

Frz.: A beau jeu, beau retour. (Lendroy, 119.)

34 Wozu du dich wirst zeitig treiben, das wird dir im Alter bleiben.Seybold, 20.

*35 Er treibt auf seiner Last (Fracht).

Von einem Schiffe, das leck ist, und nur durch seine Ladung: Holz, Kattun u. s. w. vor dem Sinken bewahrt bleibt. Als Sprichwort von einem Bankerotten, der sich mit seinem Gläubiger gesetzt hat, oder von einem Menschen, von dessen Schlechtigkeit man überzeugt ist, die man ihm aber nicht beweisen kann.

*36 Er treibt's gerade so, als wenn er der Graf Popel wäre.

„Noch heutigen Tages“, sagt der Egerbote (1875 S. 11), „kann man hierzulande diese Redensart im Volke hören. Sie gilt als Bezeichnung für einen machtstolzen, strengen Herrn, der andern gern seine Uebermacht, seinen Reichthum und seine Launen fühlen lässt. Das Sprichwort knüpft sich jedenfalls an die Persönlichkeit des Georg Popel von Lobkowitz, dessen Herrschaft und Wirksamkeit in einem grossen Theile des Egerlandes nach allen historischen Nachrichten eine harte und unglückliche war. Es ist demnach eine Art Volksgericht, das in dem obigen Spruche über den strengen und strenggläubigen Herrn von Komotau zum Ausdruck gekommen und sich von Geschlecht zu Geschlecht fortgeerbt hat.“ Der obenerwähnte Egerbote enthält eine Erzählung, in der über die Entstehung des Sprichworts Aufschluss gegeben wird.

*37 Er treibt's wie die Nagelschmiede.

In einer böhmischen Bergwerksgegend, wo es zahlreiche Nagelschmiede gibt, die periodisch sehr viel Bestellungen haben, und wieder ganz arbeitslos sind; also von solchen, deren Geschäft bald gut, bald gar nicht geht, die heute im Wohlstande, morgen im Nothstande leben, von denen es heisst, wie ein ander Sprichwort sagt: „Heute hui, Morgen pfui“. (Vgl. Siegfried Kapper in Westermann's Monatsschrift, 1856, I, 1-3.)

Lat.: Ne propius ferire.

*38 Nur stet, es treibt uns ja niemand.Eiselein, 602.


Treiber.

1 De Driwer un de Esel denket nich öwerên.Eichwald, 369; Schlingmann, 335.

In Ostfriesland: De Drîver un de Esel stimmen selten averên. (Kern, 597.) Was uns nicht verwundern darf; denn der Treiber ruft: jüh (vorwärts) und der Esel: ho (halt). – Herrscher und Beherrscher haben selten einerlei Ansichten von Gesetzen und Massnahmen.

2 Der Treiber und sein Eselein stimmen selten überein.

3 Ein trunkener Treiber macht ein taumelndes Kamel. (Abyssinien.)

4 Et ess besser Driever sin als Essel. (Bedburg.)

5 Wenn dem Treiber die Peitsche und dem Bettler der Stab in der Hand warm geworden ist, dann lassen sie nicht mehr davon ab.

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Wend.: Hdyž so pohončej křudžíšćo a prošerej kij rukach zhrjeje, da žadyn lóhcy njepuščítaj. (Čelakovsky, 364.)

[Spaltenumbruch] 6 Wenn der Treiber schläft, wie kann das Kamel einen andern Weg gehen als den seinigen? (Aegypten.)

7 Wenn der Treiber selber faul ist, will auch der Esel keine Säcke tragen.Altmann VI, 466.


Treibhauspflanze.

* Es ist eine Treibhauspflanze.

Ein verzärtelter Mensch, dem jeder frische Luftzug schadet, der den Wechselfällen des Lebens nicht gewachsen ist. In Bezug auf Treibhausgewächse sagen die Russen: Wer seinen Lein im Treibhause ziehen will, wird nicht viel Hemden daraus weben. (Altmann VI, 433.)


Tremmel, s. Prügel 2 und Trämel.

Tremulant.

* Den Tremulanten ziehen.

Jemand durch seine Rede rühren wollen. In der Niederlausitz wird die Redensart besonders auf die Geistlichen angewandt, welche es auf die Thränen alter Frauen abgesehen haben.


Trennen.

Wenn man die, so für einander interessirt sind, will trennen, so muss man dem einen Theil ein Feisten vnd verdawlichen Bissen geben.Lehmann, 814, 20.


Tennung.

1 Lange Trennung ist der Liebe Tod.

Dän.: Lang skilsmisse gjør kold kierlighed. (Prov. dan., 340.)

2 Lange Trennung verändert Freunde.

Frz.: Longue demeure fait changer ami. (Bohn I, 37.)

3 Trennung einigt.

4 Trennung ist böss.Lehmann, 814, 54.

5 Trennung thut wehe.

Böhm.: Daleké průvody, zbyteĕné slzy. (Čelakovsky, 182.)

Poln.: Rozstanie s miłymi śmierci się rowna. (Čelakovsky, 182.)

6 Trennung verräth Liebe.

Frz.: De degré en degré, on monte la montée. (Kritzinger, 211a.)


Trenzerei.

* Et is nichts als Trenzerei.Hügel, 167a.

D. i. langweiliges, zögerndes Vorgehen beim Vollzuge einer Handlung. „Jetzt hob' it di Trenzerei scho' satt.“


Treppe.

1 Je hoher Treppe, je schwerer Fall.Petri, II, 393.

2 Man muss auff der Treppe von einer Stuff zur andern steigen.Petri, II, 459.

3 Von hohen Treppen felt man hart.Petri, II, 511.

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Bei allen Verbesserungen muss, wenn sie was nützen sollen, der Anfang oben gemacht werden. Was nützt es, die untern Beamten durch bessere zu ersetzen, wenn von oben in der alten Weise fortregiert wird. Daher erhalten in China bei irgendeinem Dienstversehen die obersten Beamten stets die höchste Anzahl von Hieben.

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7 Wer die Treppe hinunterfällt, muss ohne Aufenthalt vorwärts.

8 Wer eine Treppe steigt, hält sich gern an der Stange (Leine) an.

Span.: Abiendo escalera por do bajor buscais soga para os colgar. (Bohn I, 193.)

9 Wer keine Treppe steigen kann, wird nie hoch kommen.

Das Schicksal eines Menschen hängt von seinem Betragen ab. „So gethan, so gegangen, ist ein Sprichwort in allen Landen.“ (Henisch, 140, 61.)

Dän.: Den som ikke vil gaae op ad troppen kommer ikke vel paa salen. (Prov. dan., 210.)

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[[653]/0659] 27 Wen (wer) andere well drîwen, mot selwer laupen. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 281. 28 Wenn ich treibe, hüte ich nicht. – Klix, 108. 29 Wie m' es tribt, se gohds, wie m' es stellt, se stohds. (Luzern.) 30 Wie man's treibt, so geht's. – Hollenberg, III, 6; Petri, II, 791; Eiselein, 602; Blum, 328; Müller, 17, 10; Simrock, 10455; Sprichwörterschatz, 171; Braun, I, 4582; Lohrengel, I, 882; schlesisch bei Gomolcke, 1118; Frommann, III, 245, 146. „Wie man es treibt, so geht's wer scharffe Disteln sät, der erntet Stacheln ein. Der trinket selten Meth, der in dem Karne zieht. Man liegt, wie man sich bettet; der kommt im Feuer um, der sich nicht zeitlich rettet.“ (Keller, 172a.) Engl.: Do well and have well. (Masson, 379.) Frz.: Qui bien fera bien trouvera. (Kritzinger, 300a; Masson, 276.) Ung.: A' ki mint keresi, úgi veszi hasznát. – A' mint öntik a' harangot, úgy szóll. – A' mint vágod a' fát, úgy húll a' forgács. (Gaal, 1722.) 31 Wie man's treibt, so geht's, sagte der Bauer, und nahm die Kuh beim Schwanz. 32 Wie mans treibt, so wird einem gelohnet. – Luther's Tischr., 295b; Petri, II, 857; Eiselein, 602. Lat.: Qualia quisque gerit, talia quisque feret. (Eiselein, 602.) 33 Wie mer's treibt, so hat mer's. (Ulm.) Frz.: A beau jeu, beau retour. (Lendroy, 119.) 34 Wozu du dich wirst zeitig treiben, das wird dir im Alter bleiben. – Seybold, 20. *35 Er treibt auf seiner Last (Fracht). Von einem Schiffe, das leck ist, und nur durch seine Ladung: Holz, Kattun u. s. w. vor dem Sinken bewahrt bleibt. Als Sprichwort von einem Bankerotten, der sich mit seinem Gläubiger gesetzt hat, oder von einem Menschen, von dessen Schlechtigkeit man überzeugt ist, die man ihm aber nicht beweisen kann. *36 Er treibt's gerade so, als wenn er der Graf Popel wäre. „Noch heutigen Tages“, sagt der Egerbote (1875 S. 11), „kann man hierzulande diese Redensart im Volke hören. Sie gilt als Bezeichnung für einen machtstolzen, strengen Herrn, der andern gern seine Uebermacht, seinen Reichthum und seine Launen fühlen lässt. Das Sprichwort knüpft sich jedenfalls an die Persönlichkeit des Georg Popel von Lobkowitz, dessen Herrschaft und Wirksamkeit in einem grossen Theile des Egerlandes nach allen historischen Nachrichten eine harte und unglückliche war. Es ist demnach eine Art Volksgericht, das in dem obigen Spruche über den strengen und strenggläubigen Herrn von Komotau zum Ausdruck gekommen und sich von Geschlecht zu Geschlecht fortgeerbt hat.“ Der obenerwähnte Egerbote enthält eine Erzählung, in der über die Entstehung des Sprichworts Aufschluss gegeben wird. *37 Er treibt's wie die Nagelschmiede. In einer böhmischen Bergwerksgegend, wo es zahlreiche Nagelschmiede gibt, die periodisch sehr viel Bestellungen haben, und wieder ganz arbeitslos sind; also von solchen, deren Geschäft bald gut, bald gar nicht geht, die heute im Wohlstande, morgen im Nothstande leben, von denen es heisst, wie ein ander Sprichwort sagt: „Heute hui, Morgen pfui“. (Vgl. Siegfried Kapper in Westermann's Monatsschrift, 1856, I, 1-3.) Lat.: Ne propius ferire. *38 Nur stet, es treibt uns ja niemand. – Eiselein, 602. Treiber. 1 De Driwer un de Esel denket nich öwerên. – Eichwald, 369; Schlingmann, 335. In Ostfriesland: De Drîver un de Esel stimmen selten averên. (Kern, 597.) Was uns nicht verwundern darf; denn der Treiber ruft: jüh (vorwärts) und der Esel: ho (halt). – Herrscher und Beherrscher haben selten einerlei Ansichten von Gesetzen und Massnahmen. 2 Der Treiber und sein Eselein stimmen selten überein. 3 Ein trunkener Treiber macht ein taumelndes Kamel. (Abyssinien.) 4 Et ess besser Driever sin als Essel. (Bedburg.) 5 Wenn dem Treiber die Peitsche und dem Bettler der Stab in der Hand warm geworden ist, dann lassen sie nicht mehr davon ab. Um zu sagen, dass der Mensch die ihm überwiesene Macht nicht gern wieder aus der Hand gibt; dann im allgemeinen, dass es jedem schwer fällt, die angenommenen Gewohnheiten wieder abzulegen. Wend.: Hdyž so pohončej křudžíšćo a prošerej kij rukach zhrjeje, da žadyn lóhcy njepuščítaj. (Čelakovsky, 364.) 6 Wenn der Treiber schläft, wie kann das Kamel einen andern Weg gehen als den seinigen? (Aegypten.) 7 Wenn der Treiber selber faul ist, will auch der Esel keine Säcke tragen. – Altmann VI, 466. Treibhauspflanze. * Es ist eine Treibhauspflanze. Ein verzärtelter Mensch, dem jeder frische Luftzug schadet, der den Wechselfällen des Lebens nicht gewachsen ist. In Bezug auf Treibhausgewächse sagen die Russen: Wer seinen Lein im Treibhause ziehen will, wird nicht viel Hemden daraus weben. (Altmann VI, 433.) Tremmel, s. Prügel 2 und Trämel. Tremulant. * Den Tremulanten ziehen. Jemand durch seine Rede rühren wollen. In der Niederlausitz wird die Redensart besonders auf die Geistlichen angewandt, welche es auf die Thränen alter Frauen abgesehen haben. Trennen. Wenn man die, so für einander interessirt sind, will trennen, so muss man dem einen Theil ein Feisten vnd verdawlichen Bissen geben. – Lehmann, 814, 20. Tennung. 1 Lange Trennung ist der Liebe Tod. Dän.: Lang skilsmisse gjør kold kierlighed. (Prov. dan., 340.) 2 Lange Trennung verändert Freunde. Frz.: Longue demeure fait changer ami. (Bohn I, 37.) 3 Trennung einigt. 4 Trennung ist böss. – Lehmann, 814, 54. 5 Trennung thut wehe. Böhm.: Daleké průvody, zbyteĕné slzy. (Čelakovsky, 182.) Poln.: Rozstanie s miłymi śmierci się rowna. (Čelakovsky, 182.) 6 Trennung verräth Liebe. Frz.: De degré en degré, on monte la montée. (Kritzinger, 211a.) Trenzerei. * Et is nichts als Trenzerei. – Hügel, 167a. D. i. langweiliges, zögerndes Vorgehen beim Vollzuge einer Handlung. „Jetzt hob' it di Trenzerei scho' satt.“ Treppe. 1 Je hoher Treppe, je schwerer Fall. – Petri, II, 393. 2 Man muss auff der Treppe von einer Stuff zur andern steigen. – Petri, II, 459. 3 Von hohen Treppen felt man hart. – Petri, II, 511. 4 Wenn man die Trepp' schürt, so fängt 'n von haben an. (Mecklenburg.) – Raabe, 23. 5 Wenn man die Treppe wäscht, muss man oben anfangen. – Körte, 6047; Körte2, 7591; Simrock, 10467. Bei allen Verbesserungen muss, wenn sie was nützen sollen, der Anfang oben gemacht werden. Was nützt es, die untern Beamten durch bessere zu ersetzen, wenn von oben in der alten Weise fortregiert wird. Daher erhalten in China bei irgendeinem Dienstversehen die obersten Beamten stets die höchste Anzahl von Hieben. Holl.: Men moet de trappen van boven af verwen (boenen) en niet van onderen op. (Harrebomée, II, 343b.) 6 Wer die Treppe hinauf will, geht Stufe für Stufe. Holl.: Allengskens treden wij een trapje hooger. (Harrebomée, II, 343a.) 7 Wer die Treppe hinunterfällt, muss ohne Aufenthalt vorwärts. 8 Wer eine Treppe steigt, hält sich gern an der Stange (Leine) an. Span.: Abiendo escalera por do bajor buscais soga para os colgar. (Bohn I, 193.) 9 Wer keine Treppe steigen kann, wird nie hoch kommen. Das Schicksal eines Menschen hängt von seinem Betragen ab. „So gethan, so gegangen, ist ein Sprichwort in allen Landen.“ (Henisch, 140, 61.) Dän.: Den som ikke vil gaae op ad troppen kommer ikke vel paa salen. (Prov. dan., 210.) Frz.: Les affaires sont ce qu'on les facts. (Recueil, 4.) Lat.: Perinde sunt res, ut eas agis. (Binder II, 2556; Lehmann, 851, 17.) – Sui cuique mores fingunt fortunam. (Cornelius.) 10 Wer sich nicht will auf der Treppe zeigen wird noch weniger auf Dächer steigen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [653]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/659>, abgerufen am 22.11.2024.