Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] *144 Er trinkt böse Wy. (Solothurn.) - Schild, 79, 254. Er wird zanksüchtig beim Wein. *145 Er trinkt, dass die Leber schwimmt. *146 Er trinkt en böses (guets) Trank. - Sutermeister, 64. *147 Er trinkt en freine Wii. - Sutermeister, 64. Frein = frei; von Sachen: artig, hübsch geschmakvoll, der Regel gemäss, hübsch, schön, ein freines Kleid, Zimmer u. s. w.; von Personen: freundlich, gefällig, gutmüthig, liebreich. (Vgl. Stalder, I, 395.) *148 Er trinkt gern. - Tappius, 227b. *149 Er trinkt guete Wy. (Solothurn.) - Schild, 79, 255. Der Wein macht ihn heiter und lustig. *150 Er trinkt mässig. D. i. aus dem Masskruge. *151 Er trinkt mehr als Alexander. (Altgriech.) Philipp von Macedonien war dem Trunke sehr ergeben; noch berüchtigter aber war dessen Sohn und Nachfolger, der grosse Alexander, durch seine Trunkenheit. Und noch lange nach seinem Tode und dem Untergange seines Reichs herrschte in Griechenland zur Bezeichnung eines classischen Trinkers das obige Wort. *152 Er trinkt nur zu seinen Stunden, aber er hat deren mehr als Arbeitsstunden. Frz.: Ventre saint Quenet, parlons de boyre, je neboy qu'a mes heures, comme la mule du pape. (Leroux, I, 26.) *153 Er trinkt ohne (über den oder für künftigen) Durst. *154 Er trinkt reines Gotteswort. - Frischbier, 274. Keinen Kartoffelfusel, sondern reinen Kornbranntwein. *155 Er trinkt vor dem Durst. Ihr habt gewiss ein hitziges Leben, sagte Fink zu einem kupferigen Volltrinker. Nein, antwortete dieser, ich spüre einen Durst. Das macht, versetzte Fink, ihr trinkt eher als euch durstet. (Einfälle, 162.) *156 Er trinkt, wenn er nichts zu essen hat. *157 Er trinkt wie der Büttel von Neuteich. (Ostpreuss.) - Frischbier, 118; Frischbier2, 3562. D. h. allein. Diese Redensart hat ohne Zweifel ihren Ursprung darin, dass aus Verachtung niemand mit dem Scharfrichter hat umgehen und trinken wollen. (S. Speisen 11.) *158 Er trinkt wie der Fünfbouteillenmann. *159 Er trinkt wie des Papstes Maulesel, den man zur Vesper zur Tränke reitet. "Ich trinck nit denn nach meinen horis, Vhren vnd Paternostern, wie des Papstes Maulesel u. s. w. " (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 144.) *160 Er trinkt wie ein Bürstenbinder. (S. Saufen 58.) - Frommann, III, 352. *161 Er trinkt wie ein Deutscher und schläft wie eine Boa. *162 Er trinkt wie ein Kamel. *163 Er trinkt wie ein Loch. Lat.: Thericlei amicus. (Philippi, II, 218.) *164 Er trinkt wie ein Schwamm. Dän.: Han drikker saa lungen kand fiyde. - Han drikker sin moders skaal. - Han saa en drukken-bolt, en skylle haes, fylde-bytte - Örene rokke som paa heste. (Prov. dan., 187.) Holl.: Hij drinkt als eene koe met teugje van een' vaam. (Harrebomee, II, 338b.) *165 Er trinkt wie ein Templer. - Wurzbach II, 335. Aus den Schriften des 14. Jahrhunderts geht hervor, dass die Mitglieder dieses Ordens in einer Weise zu trinken pflegten, die man jetzt mit Saufen bezeichnet. Frz.: Boire ou jurer comme un templier. (Leroux, I, 35.) *166 Er trinkt wie ein Zimmermann. Ein Glas nach dem andern, ohne zu pausiren. *167 Er trinkt (mehr, stärker) wie Herr von Bassompierre. Ein französischer Edelmann unter Heinrich IV. und einer der stärksten Trinker seiner Zeit, daher sprichwörtlich geworden. Als er aus der Schweiz, wo er Gesandter war, wegging, liess er sich vorher seine Stiefeln mit Wein füllen, und trank sie zum Abschied der dreizehn Cantone aus. Es ist eine sehr alte Behauptung, dass es unter keinem Volke mehr und stärkere Trinker gebe, als unter den Deutschen; aber es gibt deren auch unter den Franzosen, wie die vorstehende Redensart zeigt, unter Engländern und Italienern, wenn sie sich vielleicht auch mit den Deutschen nicht messen können. In den Lebensbeschreibungen, der römischen Kaiser sind eine Menge Namen von Trinkern aufgezeichnet, von deren Trinkkraft man nicht selten in Erstaunen gesetzt wird. Man erzählt, dass Tiberius Lucius Piso zwei Tage und zwei Nächte hintereinander weg trinken konnte. Dionysius[Spaltenumbruch] hielt es neunzig Tage aus. Von deutschen Leistungen nur ein paar Beispiele. Als Winrich von Kniprode im Jahre 1551 zum Hochmeister des deutschen Ordens gewählt wurde, musste bei dem Ehrenmahle jeder Gast ein silbernes Becken mit acht Flaschen Wein, die sich selbst ergossen, auf einmal leeren; Veit von Bassenheim leerte es dreimal und wurde Schlosshauptmann. Am Hofe des Herzogs Bogislaus X. von Pommern (1490), der selbst ein Riese von Gestalt war, ausserordentlich viel essen und noch mehr trinken konnte, lebte Werner von Schulenburg, der ihn in beiden Stücken noch übertraf. Derselbe speiste einen ganzen Ochsen oder verzehrte eine Baille voll Fische auf einmal und trank darauf so viel, dass die ganze Gesellschaft daran satt gehabt hätte. Auf Erlaubniss seines Herzogs holte sich Dionys Kleist, Hauptmann zu Kolbotz in Pommern, seinen Schaftrunk, drei Tonnen Bier in einer Tracht selbst aus dem Keller. Mit jeder Hand fasste er eine Tonne bei dem Spunde und je eine halbe nahm er zwischen jeden Arm. Zu Bischofsgate, wo in dem dortigen Wirthshause sein Bildniss aufgehängt ist, starb im Jahre 1801 in seinem zweiundneunzigsten Jahre der sogenannte Fünfbouteillenmann, der das Haus täglich seit zwanzig Jahren besuchend, nie aus demselben fortging, ohne fünf Flaschen getrunken zu haben, was im ganzen 360000 Flaschen betrug. Von dem Dichter Eoban Hesse wird erzählt, dass er in einer einzigen Session einen Eimer danziger Bier ausleerte. (Anekdotenjäger, Nordhausen 1866, XXII, 113.) *168 Gebt jhm zu trincken, er hats wol verdient. - Eyering, I, 397. *169 He drinkt met Maten. (Detmold.) - Firmenich, I, 360, 2; für Holstein: Schütze, III, 85. D. i. massweise. *170 Hei drinket 'ne Kanne Beier. (Westf.) Wird gesagt, wenn jemand ungewöhnlich schnell etwas beendigt hat. *171 Ich trinke vom Besten und warte, bis ein besserer kommt. *172 Je mehr er trinkt, je mehr er trinken will. - Fabricius, 32. Von einem Wassersüchtigen und einem geizigen Reichen. *173 Oes (jhr) trinkt ja, dass es keinen Boden hat. Hoefer (Etymol. Wb., I, 188) theilt diese Redensart mit. Noch jetzt sagt die Mutter in Wien, wenn die Kinder ungewöhnlich viel essen: Ihr bekommt aber nicht genug, ihr habt keinen Boden. (Oesterr. Schulbuch, Wien 1874, S. 577.) *174 Sie han getruncken vnnd jhm nichts geben. - Eyering, III, 305. *175 Sie tranken ein Glas, sie plauderten was und liessen die Sach' im alten Gemach. Holl.: Ze dronken een glas, ze pisden een' plas en ze lieten de zaak zoo als ze was. (Harrebomee, II, 487a.) *176 Trinck dir gnug, weil du bei dem brunnen bist. - Franck, II, 92b. *177 Trincken vnd den Beeren leiten. - Mathesy, 287a. *178 Trincken wie ein frosch. - Henisch, 1260, 48. "Dem Trunck ergeben sein." Lat.: Ranarum more bibere. (Henisch, 1260, 49.) *179 Trink' bis dir der Nabel glänzt. (Breslau.) Scherzhafte Aufforderung zum Trinken. *180 Trink' und bring' m'r's. (Horgen.) - Birlinger, 1052. Gewöhnlicher Spruch des Ankommenden im Wirthshause. *181 Trinke einmal, dass es nicht so stark über's Essen geht. Scherzhafte Aufforderung zum Trinken während der Mahlzeit. *182 Trinken aus des Büttels Flasche. Der Schandstein (s. d.) hatte an einigen Orten, z. B. in Bautzen, die Form einer Flasche, die an einem eisernen Kettengeschmeide um den Hals des zu Bestrafenden gehängt wurde. Von dieser Form nannte man die Strafe: das "Flaschentragen" oder das "Trinken aus des Büttels Flasche". In Bischofswerda wurden im Jahre 1648 zwei solche Flaschen auf das Rathhaus gehängt. In Bautzen hängen sie über dem Pranger. Am 13. Oct. 1678 musste ein Bettelweib die Flasche dreimal um das Rathhaus tragen, während ihr der Gerichtsdiener voranging. In Leipzig war der Schandstein über dem Pranger aufgehängt. Der Büttel oder Stadtknecht hatte den Theil der streitenden Parteien, welcher angefangen, mit ihm zu schmücken. (Vgl. Gierke, Humor im deutschen Recht.) *183 Trinken bis der Zapfen fliegt. - Eiselein, 659. Tapfer zechen. Frz.: Mettre pinte sur chopine. *184 Trinken, dass die Leber schwimmt. - Eiselein, 604. [Spaltenumbruch] *144 Er trinkt böse Wy. (Solothurn.) – Schild, 79, 254. Er wird zanksüchtig beim Wein. *145 Er trinkt, dass die Leber schwimmt. *146 Er trinkt en böses (guets) Trank. – Sutermeister, 64. *147 Er trinkt en freine Wii. – Sutermeister, 64. Frein = frei; von Sachen: artig, hübsch geschmakvoll, der Regel gemäss, hübsch, schön, ein freines Kleid, Zimmer u. s. w.; von Personen: freundlich, gefällig, gutmüthig, liebreich. (Vgl. Stalder, I, 395.) *148 Er trinkt gern. – Tappius, 227b. *149 Er trinkt guete Wy. (Solothurn.) – Schild, 79, 255. Der Wein macht ihn heiter und lustig. *150 Er trinkt mässig. D. i. aus dem Masskruge. *151 Er trinkt mehr als Alexander. (Altgriech.) Philipp von Macedonien war dem Trunke sehr ergeben; noch berüchtigter aber war dessen Sohn und Nachfolger, der grosse Alexander, durch seine Trunkenheit. Und noch lange nach seinem Tode und dem Untergange seines Reichs herrschte in Griechenland zur Bezeichnung eines classischen Trinkers das obige Wort. *152 Er trinkt nur zu seinen Stunden, aber er hat deren mehr als Arbeitsstunden. Frz.: Ventre saint Quenet, parlons de boyre, je neboy qu'à mes heures, comme la mule du pape. (Leroux, I, 26.) *153 Er trinkt ohne (über den oder für künftigen) Durst. *154 Er trinkt reines Gotteswort. – Frischbier, 274. Keinen Kartoffelfusel, sondern reinen Kornbranntwein. *155 Er trinkt vor dem Durst. Ihr habt gewiss ein hitziges Leben, sagte Fink zu einem kupferigen Volltrinker. Nein, antwortete dieser, ich spüre einen Durst. Das macht, versetzte Fink, ihr trinkt eher als euch durstet. (Einfälle, 162.) *156 Er trinkt, wenn er nichts zu essen hat. *157 Er trinkt wie der Büttel von Neuteich. (Ostpreuss.) – Frischbier, 118; Frischbier2, 3562. D. h. allein. Diese Redensart hat ohne Zweifel ihren Ursprung darin, dass aus Verachtung niemand mit dem Scharfrichter hat umgehen und trinken wollen. (S. Speisen 11.) *158 Er trinkt wie der Fünfbouteillenmann. *159 Er trinkt wie des Papstes Maulesel, den man zur Vesper zur Tränke reitet. „Ich trinck nit denn nach meinen horis, Vhren vnd Paternostern, wie des Papstes Maulesel u. s. w. “ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 144.) *160 Er trinkt wie ein Bürstenbinder. (S. Saufen 58.) – Frommann, III, 352. *161 Er trinkt wie ein Deutscher und schläft wie eine Boa. *162 Er trinkt wie ein Kamel. *163 Er trinkt wie ein Loch. Lat.: Thericlei amicus. (Philippi, II, 218.) *164 Er trinkt wie ein Schwamm. Dän.: Han drikker saa lungen kand fiyde. – Han drikker sin moders skaal. – Han saa en drukken-bolt, en skylle haes, fylde-bytte – Ørene rokke som paa heste. (Prov. dan., 187.) Holl.: Hij drinkt als eene koe met teugje van een' vaâm. (Harrebomée, II, 338b.) *165 Er trinkt wie ein Templer. – Wurzbach II, 335. Aus den Schriften des 14. Jahrhunderts geht hervor, dass die Mitglieder dieses Ordens in einer Weise zu trinken pflegten, die man jetzt mit Saufen bezeichnet. Frz.: Boire ou jurer comme un templier. (Leroux, I, 35.) *166 Er trinkt wie ein Zimmermann. Ein Glas nach dem andern, ohne zu pausiren. *167 Er trinkt (mehr, stärker) wie Herr von Bassompierre. Ein französischer Edelmann unter Heinrich IV. und einer der stärksten Trinker seiner Zeit, daher sprichwörtlich geworden. Als er aus der Schweiz, wo er Gesandter war, wegging, liess er sich vorher seine Stiefeln mit Wein füllen, und trank sie zum Abschied der dreizehn Cantone aus. Es ist eine sehr alte Behauptung, dass es unter keinem Volke mehr und stärkere Trinker gebe, als unter den Deutschen; aber es gibt deren auch unter den Franzosen, wie die vorstehende Redensart zeigt, unter Engländern und Italienern, wenn sie sich vielleicht auch mit den Deutschen nicht messen können. In den Lebensbeschreibungen, der römischen Kaiser sind eine Menge Namen von Trinkern aufgezeichnet, von deren Trinkkraft man nicht selten in Erstaunen gesetzt wird. Man erzählt, dass Tiberius Lucius Piso zwei Tage und zwei Nächte hintereinander weg trinken konnte. Dionysius[Spaltenumbruch] hielt es neunzig Tage aus. Von deutschen Leistungen nur ein paar Beispiele. Als Winrich von Kniprode im Jahre 1551 zum Hochmeister des deutschen Ordens gewählt wurde, musste bei dem Ehrenmahle jeder Gast ein silbernes Becken mit acht Flaschen Wein, die sich selbst ergossen, auf einmal leeren; Veit von Bassenheim leerte es dreimal und wurde Schlosshauptmann. Am Hofe des Herzogs Bogislaus X. von Pommern (1490), der selbst ein Riese von Gestalt war, ausserordentlich viel essen und noch mehr trinken konnte, lebte Werner von Schulenburg, der ihn in beiden Stücken noch übertraf. Derselbe speiste einen ganzen Ochsen oder verzehrte eine Baille voll Fische auf einmal und trank darauf so viel, dass die ganze Gesellschaft daran satt gehabt hätte. Auf Erlaubniss seines Herzogs holte sich Dionys Kleist, Hauptmann zu Kolbotz in Pommern, seinen Schaftrunk, drei Tonnen Bier in einer Tracht selbst aus dem Keller. Mit jeder Hand fasste er eine Tonne bei dem Spunde und je eine halbe nahm er zwischen jeden Arm. Zu Bischofsgate, wo in dem dortigen Wirthshause sein Bildniss aufgehängt ist, starb im Jahre 1801 in seinem zweiundneunzigsten Jahre der sogenannte Fünfbouteillenmann, der das Haus täglich seit zwanzig Jahren besuchend, nie aus demselben fortging, ohne fünf Flaschen getrunken zu haben, was im ganzen 360000 Flaschen betrug. Von dem Dichter Eoban Hesse wird erzählt, dass er in einer einzigen Session einen Eimer danziger Bier ausleerte. (Anekdotenjäger, Nordhausen 1866, XXII, 113.) *168 Gebt jhm zu trincken, er hats wol verdient. – Eyering, I, 397. *169 He drinkt met Mâten. (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 2; für Holstein: Schütze, III, 85. D. i. massweise. *170 Hei drinket 'ne Kanne Beier. (Westf.) Wird gesagt, wenn jemand ungewöhnlich schnell etwas beendigt hat. *171 Ich trinke vom Besten und warte, bis ein besserer kommt. *172 Je mehr er trinkt, je mehr er trinken will. – Fabricius, 32. Von einem Wassersüchtigen und einem geizigen Reichen. *173 Oes (jhr) trinkt ja, dass es keinen Boden hat. Hoefer (Etymol. Wb., I, 188) theilt diese Redensart mit. Noch jetzt sagt die Mutter in Wien, wenn die Kinder ungewöhnlich viel essen: Ihr bekommt aber nicht genug, ihr habt keinen Boden. (Oesterr. Schulbuch, Wien 1874, S. 577.) *174 Sie han getruncken vnnd jhm nichts geben. – Eyering, III, 305. *175 Sie tranken ein Glas, sie plauderten was und liessen die Sach' im alten Gemach. Holl.: Ze dronken een glas, ze pisden een' plas en ze lieten de zaak zoo als ze was. (Harrebomée, II, 487a.) *176 Trinck dir gnug, weil du bei dem brunnen bist. – Franck, II, 92b. *177 Trincken vnd den Beeren leiten. – Mathesy, 287a. *178 Trincken wie ein frosch. – Henisch, 1260, 48. „Dem Trunck ergeben sein.“ Lat.: Ranarum more bibere. (Henisch, 1260, 49.) *179 Trink' bis dir der Nabel glänzt. (Breslau.) Scherzhafte Aufforderung zum Trinken. *180 Trink' und bring' m'r's. (Horgen.) – Birlinger, 1052. Gewöhnlicher Spruch des Ankommenden im Wirthshause. *181 Trinke einmal, dass es nicht so stark über's Essen geht. Scherzhafte Aufforderung zum Trinken während der Mahlzeit. *182 Trinken aus des Büttels Flasche. Der Schandstein (s. d.) hatte an einigen Orten, z. B. in Bautzen, die Form einer Flasche, die an einem eisernen Kettengeschmeide um den Hals des zu Bestrafenden gehängt wurde. Von dieser Form nannte man die Strafe: das „Flaschentragen“ oder das „Trinken aus des Büttels Flasche“. In Bischofswerda wurden im Jahre 1648 zwei solche Flaschen auf das Rathhaus gehängt. In Bautzen hängen sie über dem Pranger. Am 13. Oct. 1678 musste ein Bettelweib die Flasche dreimal um das Rathhaus tragen, während ihr der Gerichtsdiener voranging. In Leipzig war der Schandstein über dem Pranger aufgehängt. Der Büttel oder Stadtknecht hatte den Theil der streitenden Parteien, welcher angefangen, mit ihm zu schmücken. (Vgl. Gierke, Humor im deutschen Recht.) *183 Trinken bis der Zapfen fliegt. – Eiselein, 659. Tapfer zechen. Frz.: Mettre pinte sur chopine. *184 Trinken, dass die Leber schwimmt. – Eiselein, 604. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0668" n="[662]"/><cb n="1323"/> *144 Er trinkt böse Wy.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) – <hi rendition="#i">Schild, 79, 254.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er wird zanksüchtig beim Wein.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*145 Er trinkt, dass die Leber schwimmt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*146 Er trinkt en böses (guets) Trank.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 64.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*147 Er trinkt en freine Wii.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 64.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Frein = frei; von Sachen: artig, hübsch geschmakvoll, der Regel gemäss, hübsch, schön, ein freines Kleid, Zimmer u. s. w.; von Personen: freundlich, gefällig, gutmüthig, liebreich. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, I, 395.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*148 Er trinkt gern.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 227<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*149 Er trinkt guete Wy.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) – <hi rendition="#i">Schild, 79, 255.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der Wein macht ihn heiter und lustig.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*150 Er trinkt mässig.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">D. i. aus dem Masskruge.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*151 Er trinkt mehr als Alexander.</hi> (<hi rendition="#i">Altgriech.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Philipp von Macedonien war dem Trunke sehr ergeben; noch berüchtigter aber war dessen Sohn und Nachfolger, der grosse Alexander, durch seine Trunkenheit. Und noch lange nach seinem Tode und dem Untergange seines Reichs herrschte in Griechenland zur Bezeichnung eines classischen Trinkers das obige Wort.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*152 Er trinkt nur zu seinen Stunden, aber er hat deren mehr als Arbeitsstunden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ventre saint Quenet, parlons de boyre, je neboy qu'à mes heures, comme la mule du pape. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 26.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*153 Er trinkt ohne (über den oder für künftigen) Durst.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*154 Er trinkt reines Gotteswort.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier, 274.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Keinen Kartoffelfusel, sondern reinen Kornbranntwein.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*155 Er trinkt vor dem Durst.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ihr habt gewiss ein hitziges Leben, sagte Fink zu einem kupferigen Volltrinker. Nein, antwortete dieser, ich spüre einen Durst. Das macht, versetzte Fink, ihr trinkt eher als euch durstet. (<hi rendition="#i">Einfälle, 162.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*156 Er trinkt, wenn er nichts zu essen hat.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*157 Er trinkt wie der Büttel von Neuteich.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) – <hi rendition="#i">Frischbier, 118; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3562.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">D. h. allein. Diese Redensart hat ohne Zweifel ihren Ursprung darin, dass aus Verachtung niemand mit dem Scharfrichter hat umgehen und trinken wollen. (S. Speisen 11.)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*158 Er trinkt wie der Fünfbouteillenmann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*159 Er trinkt wie des Papstes Maulesel, den man zur Vesper zur Tränke reitet.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Ich trinck nit denn nach meinen horis, Vhren vnd Paternostern, wie des Papstes Maulesel u. s. w. “ (<hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 144.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*160 Er trinkt wie ein Bürstenbinder.</hi> (S. Saufen 58.) – <hi rendition="#i">Frommann, III, 352.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*161 Er trinkt wie ein Deutscher und schläft wie eine Boa.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*162 Er trinkt wie ein Kamel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*163 Er trinkt wie ein Loch.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Thericlei amicus. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 218.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*164 Er trinkt wie ein Schwamm.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Han drikker saa lungen kand fiyde. – Han drikker sin moders skaal. – Han saa en drukken-bolt, en skylle haes, fylde-bytte – Ørene rokke som paa heste. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 187.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij drinkt als eene koe met teugje van een' vaâm. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 338<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*165 Er trinkt wie ein Templer.</hi> – <hi rendition="#i">Wurzbach II, 335.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Aus den Schriften des 14. Jahrhunderts geht hervor, dass die Mitglieder dieses Ordens in einer Weise zu trinken pflegten, die man jetzt mit Saufen bezeichnet.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Boire ou jurer comme un templier. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 35.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*166 Er trinkt wie ein Zimmermann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein Glas nach dem andern, ohne zu pausiren.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*167 Er trinkt (mehr, stärker) wie Herr von Bassompierre.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein französischer Edelmann unter Heinrich IV. und einer der stärksten Trinker seiner Zeit, daher sprichwörtlich geworden. Als er aus der Schweiz, wo er Gesandter war, wegging, liess er sich vorher seine Stiefeln mit Wein füllen, und trank sie zum Abschied der dreizehn Cantone aus. Es ist eine sehr alte Behauptung, dass es unter keinem Volke mehr und stärkere Trinker gebe, als unter den Deutschen; aber es gibt deren auch unter den Franzosen, wie die vorstehende Redensart zeigt, unter Engländern und Italienern, wenn sie sich vielleicht auch mit den Deutschen nicht messen können. In den Lebensbeschreibungen, der römischen Kaiser sind eine Menge Namen von Trinkern aufgezeichnet, von deren Trinkkraft man nicht selten in Erstaunen gesetzt wird. Man erzählt, dass Tiberius Lucius Piso zwei Tage und zwei Nächte hintereinander weg trinken konnte. Dionysius<cb n="1324"/> hielt es neunzig Tage aus. Von deutschen Leistungen nur ein paar Beispiele. Als Winrich von Kniprode im Jahre 1551 zum Hochmeister des deutschen Ordens gewählt wurde, musste bei dem Ehrenmahle jeder Gast ein silbernes Becken mit acht Flaschen Wein, die sich selbst ergossen, auf einmal leeren; Veit von Bassenheim leerte es dreimal und wurde Schlosshauptmann. Am Hofe des Herzogs Bogislaus X. von Pommern (1490), der selbst ein Riese von Gestalt war, ausserordentlich viel essen und noch mehr trinken konnte, lebte Werner von Schulenburg, der ihn in beiden Stücken noch übertraf. Derselbe speiste einen ganzen Ochsen oder verzehrte eine Baille voll Fische auf einmal und trank darauf so viel, dass die ganze Gesellschaft daran satt gehabt hätte. Auf Erlaubniss seines Herzogs holte sich Dionys Kleist, Hauptmann zu Kolbotz in Pommern, seinen Schaftrunk, drei Tonnen Bier in einer Tracht selbst aus dem Keller. Mit jeder Hand fasste er eine Tonne bei dem Spunde und je eine halbe nahm er zwischen jeden Arm. Zu Bischofsgate, wo in dem dortigen Wirthshause sein Bildniss aufgehängt ist, starb im Jahre 1801 in seinem zweiundneunzigsten Jahre der sogenannte Fünfbouteillenmann, der das Haus täglich seit zwanzig Jahren besuchend, nie aus demselben fortging, ohne fünf Flaschen getrunken zu haben, was im ganzen 360000 Flaschen betrug. Von dem Dichter Eoban Hesse wird erzählt, dass er in einer einzigen Session einen Eimer danziger Bier ausleerte. (<hi rendition="#i">Anekdotenjäger, Nordhausen 1866, XXII, 113.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*168 Gebt jhm zu trincken, er hats wol verdient.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, I, 397.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*169 He drinkt met Mâten.</hi> (<hi rendition="#i">Detmold.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 360, 2;</hi> für Holstein: <hi rendition="#i">Schütze, III, 85.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">D. i. massweise.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*170 Hei drinket 'ne Kanne Beier.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Wird gesagt, wenn jemand ungewöhnlich schnell etwas beendigt hat.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*171 Ich trinke vom Besten und warte, bis ein besserer kommt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*172 Je mehr er trinkt, je mehr er trinken will.</hi> – <hi rendition="#i">Fabricius, 32.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von einem Wassersüchtigen und einem geizigen Reichen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*173 Oes (jhr) trinkt ja, dass es keinen Boden hat.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Hoefer (<hi rendition="#i">Etymol. Wb., I, 188</hi>) theilt diese Redensart mit. Noch jetzt sagt die Mutter in Wien, wenn die Kinder ungewöhnlich viel essen: Ihr bekommt aber nicht genug, ihr habt keinen Boden. (<hi rendition="#i">Oesterr. Schulbuch, Wien 1874, S. 577.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*174 Sie han getruncken vnnd jhm nichts geben.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, III, 305.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*175 Sie tranken ein Glas, sie plauderten was und liessen die Sach' im alten Gemach.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Ze dronken een glas, ze pisden een' plas en ze lieten de zaak zoo als ze was. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 487<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*176 Trinck dir gnug, weil du bei dem brunnen bist.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 92<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*177 Trincken vnd den Beeren leiten.</hi> – <hi rendition="#i">Mathesy, 287<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*178 Trincken wie ein frosch.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1260, 48.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Dem Trunck ergeben sein.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ranarum more bibere. (<hi rendition="#i">Henisch, 1260, 49.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*179 Trink' bis dir der Nabel glänzt.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Scherzhafte Aufforderung zum Trinken.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*180 Trink' und bring' m'r's.</hi> (<hi rendition="#i">Horgen.</hi>) – <hi rendition="#i">Birlinger, 1052.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Gewöhnlicher Spruch des Ankommenden im Wirthshause.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*181 Trinke einmal, dass es nicht so stark über's Essen geht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Scherzhafte Aufforderung zum Trinken während der Mahlzeit.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*182 Trinken aus des Büttels Flasche.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Der Schandstein (s. d.) hatte an einigen Orten, z. B. in Bautzen, die Form einer Flasche, die an einem eisernen Kettengeschmeide um den Hals des zu Bestrafenden gehängt wurde. Von dieser Form nannte man die Strafe: das „Flaschentragen“ oder das „Trinken aus des Büttels Flasche“. In Bischofswerda wurden im Jahre 1648 zwei solche Flaschen auf das Rathhaus gehängt. In Bautzen hängen sie über dem Pranger. Am 13. Oct. 1678 musste ein Bettelweib die Flasche dreimal um das Rathhaus tragen, während ihr der Gerichtsdiener voranging. In Leipzig war der Schandstein über dem Pranger aufgehängt. Der Büttel oder Stadtknecht hatte den Theil der streitenden Parteien, welcher angefangen, mit ihm zu schmücken. (Vgl. <hi rendition="#i">Gierke, Humor im deutschen Recht.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*183 Trinken bis der Zapfen fliegt.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 659.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Tapfer zechen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Mettre pinte sur chopine.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*184 Trinken, dass die Leber schwimmt.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 604.</hi></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[662]/0668]
*144 Er trinkt böse Wy. (Solothurn.) – Schild, 79, 254.
Er wird zanksüchtig beim Wein.
*145 Er trinkt, dass die Leber schwimmt.
*146 Er trinkt en böses (guets) Trank. – Sutermeister, 64.
*147 Er trinkt en freine Wii. – Sutermeister, 64.
Frein = frei; von Sachen: artig, hübsch geschmakvoll, der Regel gemäss, hübsch, schön, ein freines Kleid, Zimmer u. s. w.; von Personen: freundlich, gefällig, gutmüthig, liebreich. (Vgl. Stalder, I, 395.)
*148 Er trinkt gern. – Tappius, 227b.
*149 Er trinkt guete Wy. (Solothurn.) – Schild, 79, 255.
Der Wein macht ihn heiter und lustig.
*150 Er trinkt mässig.
D. i. aus dem Masskruge.
*151 Er trinkt mehr als Alexander. (Altgriech.)
Philipp von Macedonien war dem Trunke sehr ergeben; noch berüchtigter aber war dessen Sohn und Nachfolger, der grosse Alexander, durch seine Trunkenheit. Und noch lange nach seinem Tode und dem Untergange seines Reichs herrschte in Griechenland zur Bezeichnung eines classischen Trinkers das obige Wort.
*152 Er trinkt nur zu seinen Stunden, aber er hat deren mehr als Arbeitsstunden.
Frz.: Ventre saint Quenet, parlons de boyre, je neboy qu'à mes heures, comme la mule du pape. (Leroux, I, 26.)
*153 Er trinkt ohne (über den oder für künftigen) Durst.
*154 Er trinkt reines Gotteswort. – Frischbier, 274.
Keinen Kartoffelfusel, sondern reinen Kornbranntwein.
*155 Er trinkt vor dem Durst.
Ihr habt gewiss ein hitziges Leben, sagte Fink zu einem kupferigen Volltrinker. Nein, antwortete dieser, ich spüre einen Durst. Das macht, versetzte Fink, ihr trinkt eher als euch durstet. (Einfälle, 162.)
*156 Er trinkt, wenn er nichts zu essen hat.
*157 Er trinkt wie der Büttel von Neuteich. (Ostpreuss.) – Frischbier, 118; Frischbier2, 3562.
D. h. allein. Diese Redensart hat ohne Zweifel ihren Ursprung darin, dass aus Verachtung niemand mit dem Scharfrichter hat umgehen und trinken wollen. (S. Speisen 11.)
*158 Er trinkt wie der Fünfbouteillenmann.
*159 Er trinkt wie des Papstes Maulesel, den man zur Vesper zur Tränke reitet.
„Ich trinck nit denn nach meinen horis, Vhren vnd Paternostern, wie des Papstes Maulesel u. s. w. “ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 144.)
*160 Er trinkt wie ein Bürstenbinder. (S. Saufen 58.) – Frommann, III, 352.
*161 Er trinkt wie ein Deutscher und schläft wie eine Boa.
*162 Er trinkt wie ein Kamel.
*163 Er trinkt wie ein Loch.
Lat.: Thericlei amicus. (Philippi, II, 218.)
*164 Er trinkt wie ein Schwamm.
Dän.: Han drikker saa lungen kand fiyde. – Han drikker sin moders skaal. – Han saa en drukken-bolt, en skylle haes, fylde-bytte – Ørene rokke som paa heste. (Prov. dan., 187.)
Holl.: Hij drinkt als eene koe met teugje van een' vaâm. (Harrebomée, II, 338b.)
*165 Er trinkt wie ein Templer. – Wurzbach II, 335.
Aus den Schriften des 14. Jahrhunderts geht hervor, dass die Mitglieder dieses Ordens in einer Weise zu trinken pflegten, die man jetzt mit Saufen bezeichnet.
Frz.: Boire ou jurer comme un templier. (Leroux, I, 35.)
*166 Er trinkt wie ein Zimmermann.
Ein Glas nach dem andern, ohne zu pausiren.
*167 Er trinkt (mehr, stärker) wie Herr von Bassompierre.
Ein französischer Edelmann unter Heinrich IV. und einer der stärksten Trinker seiner Zeit, daher sprichwörtlich geworden. Als er aus der Schweiz, wo er Gesandter war, wegging, liess er sich vorher seine Stiefeln mit Wein füllen, und trank sie zum Abschied der dreizehn Cantone aus. Es ist eine sehr alte Behauptung, dass es unter keinem Volke mehr und stärkere Trinker gebe, als unter den Deutschen; aber es gibt deren auch unter den Franzosen, wie die vorstehende Redensart zeigt, unter Engländern und Italienern, wenn sie sich vielleicht auch mit den Deutschen nicht messen können. In den Lebensbeschreibungen, der römischen Kaiser sind eine Menge Namen von Trinkern aufgezeichnet, von deren Trinkkraft man nicht selten in Erstaunen gesetzt wird. Man erzählt, dass Tiberius Lucius Piso zwei Tage und zwei Nächte hintereinander weg trinken konnte. Dionysius
hielt es neunzig Tage aus. Von deutschen Leistungen nur ein paar Beispiele. Als Winrich von Kniprode im Jahre 1551 zum Hochmeister des deutschen Ordens gewählt wurde, musste bei dem Ehrenmahle jeder Gast ein silbernes Becken mit acht Flaschen Wein, die sich selbst ergossen, auf einmal leeren; Veit von Bassenheim leerte es dreimal und wurde Schlosshauptmann. Am Hofe des Herzogs Bogislaus X. von Pommern (1490), der selbst ein Riese von Gestalt war, ausserordentlich viel essen und noch mehr trinken konnte, lebte Werner von Schulenburg, der ihn in beiden Stücken noch übertraf. Derselbe speiste einen ganzen Ochsen oder verzehrte eine Baille voll Fische auf einmal und trank darauf so viel, dass die ganze Gesellschaft daran satt gehabt hätte. Auf Erlaubniss seines Herzogs holte sich Dionys Kleist, Hauptmann zu Kolbotz in Pommern, seinen Schaftrunk, drei Tonnen Bier in einer Tracht selbst aus dem Keller. Mit jeder Hand fasste er eine Tonne bei dem Spunde und je eine halbe nahm er zwischen jeden Arm. Zu Bischofsgate, wo in dem dortigen Wirthshause sein Bildniss aufgehängt ist, starb im Jahre 1801 in seinem zweiundneunzigsten Jahre der sogenannte Fünfbouteillenmann, der das Haus täglich seit zwanzig Jahren besuchend, nie aus demselben fortging, ohne fünf Flaschen getrunken zu haben, was im ganzen 360000 Flaschen betrug. Von dem Dichter Eoban Hesse wird erzählt, dass er in einer einzigen Session einen Eimer danziger Bier ausleerte. (Anekdotenjäger, Nordhausen 1866, XXII, 113.)
*168 Gebt jhm zu trincken, er hats wol verdient. – Eyering, I, 397.
*169 He drinkt met Mâten. (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 2; für Holstein: Schütze, III, 85.
D. i. massweise.
*170 Hei drinket 'ne Kanne Beier. (Westf.)
Wird gesagt, wenn jemand ungewöhnlich schnell etwas beendigt hat.
*171 Ich trinke vom Besten und warte, bis ein besserer kommt.
*172 Je mehr er trinkt, je mehr er trinken will. – Fabricius, 32.
Von einem Wassersüchtigen und einem geizigen Reichen.
*173 Oes (jhr) trinkt ja, dass es keinen Boden hat.
Hoefer (Etymol. Wb., I, 188) theilt diese Redensart mit. Noch jetzt sagt die Mutter in Wien, wenn die Kinder ungewöhnlich viel essen: Ihr bekommt aber nicht genug, ihr habt keinen Boden. (Oesterr. Schulbuch, Wien 1874, S. 577.)
*174 Sie han getruncken vnnd jhm nichts geben. – Eyering, III, 305.
*175 Sie tranken ein Glas, sie plauderten was und liessen die Sach' im alten Gemach.
Holl.: Ze dronken een glas, ze pisden een' plas en ze lieten de zaak zoo als ze was. (Harrebomée, II, 487a.)
*176 Trinck dir gnug, weil du bei dem brunnen bist. – Franck, II, 92b.
*177 Trincken vnd den Beeren leiten. – Mathesy, 287a.
*178 Trincken wie ein frosch. – Henisch, 1260, 48.
„Dem Trunck ergeben sein.“
Lat.: Ranarum more bibere. (Henisch, 1260, 49.)
*179 Trink' bis dir der Nabel glänzt. (Breslau.)
Scherzhafte Aufforderung zum Trinken.
*180 Trink' und bring' m'r's. (Horgen.) – Birlinger, 1052.
Gewöhnlicher Spruch des Ankommenden im Wirthshause.
*181 Trinke einmal, dass es nicht so stark über's Essen geht.
Scherzhafte Aufforderung zum Trinken während der Mahlzeit.
*182 Trinken aus des Büttels Flasche.
Der Schandstein (s. d.) hatte an einigen Orten, z. B. in Bautzen, die Form einer Flasche, die an einem eisernen Kettengeschmeide um den Hals des zu Bestrafenden gehängt wurde. Von dieser Form nannte man die Strafe: das „Flaschentragen“ oder das „Trinken aus des Büttels Flasche“. In Bischofswerda wurden im Jahre 1648 zwei solche Flaschen auf das Rathhaus gehängt. In Bautzen hängen sie über dem Pranger. Am 13. Oct. 1678 musste ein Bettelweib die Flasche dreimal um das Rathhaus tragen, während ihr der Gerichtsdiener voranging. In Leipzig war der Schandstein über dem Pranger aufgehängt. Der Büttel oder Stadtknecht hatte den Theil der streitenden Parteien, welcher angefangen, mit ihm zu schmücken. (Vgl. Gierke, Humor im deutschen Recht.)
*183 Trinken bis der Zapfen fliegt. – Eiselein, 659.
Tapfer zechen.
Frz.: Mettre pinte sur chopine.
*184 Trinken, dass die Leber schwimmt. – Eiselein, 604.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |