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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] Er streckt de Chopf, wie wenn er en Däge verschluckt hett. Er lauft zäh Schue gräder as es Richtschit. Er strüsst si wie siben Eier ün e Chrättli. Er het de Huet uf morblee (morbleu) aufg'setzt. Er stellt's G'schaller wie en Stier. Er thuet wie'n es Lohrind. (Sutermeister, 68.)

Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (Tappius, 8b; Philippi, II, 105.)

*7 Es ist ein altes Scheit. - Schöpf, 598.

Ein abgeblühtes Frauenzimmer. Bezeichnung für alte Jungfern in Tirol. (S. Eisen 81.)

*8 St. Gregorius Scheit stecket jhm im Rücken. - Mathesy, 330b.

Er bückt sich, er arbeitet nicht gern, thut nicht gern etwas.


Scheitchen.

* Ein Scheitchen anlegen.

Anreizen.


Scheitel.

1 Dem grauen Scheitel dünkt alles eitel. - Sprichwörterschatz, 108.

2 Der kahle Scheitel bekommt die stärksten Schlossen.

Die Russen: Auf des Kahlen Haupt regnet es die grössten Schlossen. (Altmann V, 157.)

*3 Vom Scheitel bis zur Zehe.

Engl.: From top to toe. (Bohn II, 180.)

Lat.: A capite usque ad calcem. (Faselius, 1; Hanzely, 7; Wiegand, 822; Philippi, I, 4; Seybold, 3.)


Scheiten.

Ba se hen schaitet, da gatt se nit hen. (Iserlohn.) - Woeste, 76, 285.


Scheiterhaufen.

1 Ehe ich auf den Scheiterhaufen ginge, sagte der Mönch, würde ich nit nur die Dreieinigkeit, ich würde die Viereinigkeit Gottes glauben. - Klosterspiegel, 27, 11.

*2 Nach dem Scheiterhaufen riechen.

Wer ketzerische Meinungen hat.


Scheiterkraut.

Scheiterkraut, Ruthenelixier, Prügelsafft, Bengelsuppen, Steckenöl, Besenstiel-Pasteten, Tremelbratten, Knipscheren, Kneblfladen, Schlägelküchlein, Fünffingerkraut, Elbogenstösse, ein Ellenstück ungebrannter Asche, Fausttäflein sind gut vor böse Männer und Weiber. - Chaos, 531.


Scheitholz.

Grosses Scheitholz gibt das beste Feuer.


Schel.

1 Bässer schäel als blenk. (Düren.) - Firmenich, I, 483, 32.

2 Besser schäel1, dann gantz blind. - Tappius, 9a; Franck, II, 7b; Gruter, I, 8; Lehmann, 84, 11; Lehmann, II, 789, 55; Petri, II, 35; Simrock, 8920.

1) In Würtemberg: schelch. (Birlinger, 450.)

Dän.: Bedre at vaere skellig end blind. (Prov. dan., 57.)

Holl.: Beter scheel dan blind. (Tunn., 6, 3; Harrebomee, II, 244a.)

Lat.: Luscus prefertur ceco, sic undique fertur. (Fallersleben, 116.)

3 Besser schel, dann fehl, sagte der schielende Schütz. - Hoefer, 968.

4 Wer schel ist, der ist schel, er sei es nödig oder gern. - Petri, II, 766.


Schelee.

* Mit Schelee (gelee) schmeissen.

Den Mund voll nehmen, prahlen, grosssprechen. (Trachsel, 51.)


Scheler.

Wenn ein scheler hört vom Schelen reden, so meint er, man rede von jhm. - Lehmann, 329, 63.


Scheliach.

A fauler Schelüech1 is a halber Nuwij2. - Blass, 11.

1) Bote (s. d. 9).

2) Prophet. - Um einen Gang nicht gehen oder ein Geschäft nicht besorgen zu müssen, sagt der Träge, als ob er es schon im voraus wüsste, es sei doch umsonst, es nütze nichts; und so ist der faule Bote (hebräisch Scheliach) ein halber Prophet (hebräisch Nowi). (Vgl. Tendlau, 889.)


Schelle.

1 Die Schelle an des Glockengiessers Thür hat selten einen guten Klang. - Altmann V, 90.

[Spaltenumbruch] 2 Die Schellen gehören dem Narren, die Schaufel zu dem Karren; die Eicheln den Sauen, die Eckstein' zum Bauen; das Herz für die Soldaten, das Laub für grosse Thaten; der Zaum den bösen Lüsten, das Kreuz jedem Christen. - Parömiakon, 2336.

3 Eine gute Schelle hört man weit, eine böse Nachricht noch weiter. (Finn.)

4 Eine Schelle dienet andern vnd höret (verstehet) selber nichts. - Henisch, 1653, 42; Petri, II, 191.

5 Jeder hat seine Schelle. - Körte, 5275; Simrock, 8922; Rosenzweig, 83.

6 Mit Schellen und Korallen kann man Katzen und Weibern gefallen.

Die Katzen wollen Schellen und die Frauen Korallen, wie man in Bergamo sagt.

7 Schellen sind König unter den Blinden.

8 Was soll die Schelle, wenn sie nicht klingt!

9 Wer die Schelle angebunden, muss sie wieder abbinden.

*10 Alle Schellen an Ein Pferd hängen.

Engl.: I'll not hang all my bells on one horse. (Bohn II, 149.)

*11 Da, wo die Schellen klingen. - Eiselein, 547.

*12 Die Schelle bleibt ihm unbenommen. - Narrenspiegel, 8.

Von dem, an dessen Narrheit niemand zweifelt.

*13 Dös is recht an altö Schell. (Oberösterreich.)

Besonders von alten Frauen, die viel keifen und schreien.

*14 Einem die Schellen anhängen.

Ihn zum Narren machen (wollen). "Du henkest jm ein Schellen an, der hat dir das, der jhens gethan." (Murner, Schelm., 4, in Kloster, I, 831.)

*15 Er hat dannoch die schellen dauon bracht. (S. Heilen 1.) - Franck, II, 52b.

*16 Er hat Schellen am Arsch. - Körte, 5274.

So bezeichnete man früher böse Pferde, vor denen man sich zu hüten hatte.

*17 Er ist nicht gar so voll Schellen als ein Schellendaus (Schlittengaul). - Eiselein, 547; Simrock, 8923.

*18 Holla, Schelle, beiss dich nicht. (Rottenburg.)

Um zu sagen: du hast dich getäuscht.

*19 Seine eigenen Schellen schütteln. - Körte, 5276.

Seine Schande bekannt machen.


Schellen.

1 Wo geschellt wird, da sind Glocken. - Blum, 43; Bücking, 163; Gaal, 679; Simrock, 3707.

Wo üble Gerüchte umlaufen, da müssen sie auch durch irgendetwas veranlasst worden sein. Nur wenig Menschen sind so böse, dass sie eine üble Nachrede rein lügen sollten; einen Anlass, wäre es auch nur ein Schein gewesen, werden sie meist gefunden haben.

It.: E non si grida mai al lupo, che non sia in paese. (Gaal, 679.)

Lat.: Non est de nihilo, quod publica fama susurrat et partem veri fabula semper habet. (Gaal, 1052.)

Ung.: Van oka, miert mozdul czerfan a' level. (Gaal, 679.)

*2 Es het em g'schällt. (Solothurn.) - Schild, 90, 375.

Oder: Mit ihm hät's g'schället. (Sutermeister, 107.) Es geht mit seinem Leben, Vermögen zu Ende. (S. Nehmen 114.)


Schellendaus.

Mit dem Schellendaus hat mancher Bauer sein Gut verspielt. (Kamnitz.)


Schellenhengst.

Der schellenhengst schleusst allzeit die kuppel. - Gruter, III, 19; Lehmann, II, 81, 115.


Schellenkappe.

Die Schellenkappe eines Klugen wirkt mehr als die von zehn Thoren.

Jemand behauptete, dass wenn ein Vernünftiger einmal einen dummen Streich mache, alle zehntausend Narren sogleich einen Festtag begingen.


Schellenkönig.

*1 Das geht über den Schellenkönig. - Simrock, 8925.

"Die Schellen kamen als eine Zierrath für die Kleider vornehmer Personen aus dem Orient, und haben sich lange in Mode erhalten. Noch bei der Krönung Karl's V. trugen alle Beamten Schellen." (Ayrmann, Sylloge anecdot., I, 88.) Geistliche trugen sie an Messgewändern; man zierte sogar Heiligenbilder damit; und

[Spaltenumbruch] Er streckt de Chopf, wie wenn er en Däge verschluckt hett. Er lauft zäh Schue gräder as es Richtschit. Er strüsst si wie siben Eier ün e Chrättli. Er het de Huet uf morblee (morbleu) ûfg'setzt. Er stellt's G'schaller wie en Stier. Er thuet wie'n es Lohrind. (Sutermeister, 68.)

Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (Tappius, 8b; Philippi, II, 105.)

*7 Es ist ein altes Scheit.Schöpf, 598.

Ein abgeblühtes Frauenzimmer. Bezeichnung für alte Jungfern in Tirol. (S. Eisen 81.)

*8 St. Gregorius Scheit stecket jhm im Rücken.Mathesy, 330b.

Er bückt sich, er arbeitet nicht gern, thut nicht gern etwas.


Scheitchen.

* Ein Scheitchen anlegen.

Anreizen.


Scheitel.

1 Dem grauen Scheitel dünkt alles eitel.Sprichwörterschatz, 108.

2 Der kahle Scheitel bekommt die stärksten Schlossen.

Die Russen: Auf des Kahlen Haupt regnet es die grössten Schlossen. (Altmann V, 157.)

*3 Vom Scheitel bis zur Zehe.

Engl.: From top to toe. (Bohn II, 180.)

Lat.: A capite usque ad calcem. (Faselius, 1; Hanzely, 7; Wiegand, 822; Philippi, I, 4; Seybold, 3.)


Scheiten.

Ba se hen schaitet, da gatt se nit hen. (Iserlohn.) – Woeste, 76, 285.


Scheiterhaufen.

1 Ehe ich auf den Scheiterhaufen ginge, sagte der Mönch, würde ich nit nur die Dreieinigkeit, ich würde die Viereinigkeit Gottes glauben.Klosterspiegel, 27, 11.

*2 Nach dem Scheiterhaufen riechen.

Wer ketzerische Meinungen hat.


Scheiterkraut.

Scheiterkraut, Ruthenelixier, Prügelsafft, Bengelsuppen, Steckenöl, Besenstiel-Pasteten, Tremelbratten, Knipscheren, Kneblfladen, Schlägelküchlein, Fünffingerkraut, Elbogenstösse, ein Ellenstück ungebrannter Asche, Fausttäflein sind gut vor böse Männer und Weiber.Chaos, 531.


Scheitholz.

Grosses Scheitholz gibt das beste Feuer.


Schel.

1 Bässer schäel als blenk. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 32.

2 Besser schäel1, dann gantz blind.Tappius, 9a; Franck, II, 7b; Gruter, I, 8; Lehmann, 84, 11; Lehmann, II, 789, 55; Petri, II, 35; Simrock, 8920.

1) In Würtemberg: schelch. (Birlinger, 450.)

Dän.: Bedre at være skellig end blind. (Prov. dan., 57.)

Holl.: Beter scheel dan blind. (Tunn., 6, 3; Harrebomée, II, 244a.)

Lat.: Luscus prefertur ceco, sic undique fertur. (Fallersleben, 116.)

3 Besser schel, dann fehl, sagte der schielende Schütz.Hoefer, 968.

4 Wer schel ist, der ist schel, er sei es nödig oder gern.Petri, II, 766.


Schelee.

* Mit Schelee (gelée) schmeissen.

Den Mund voll nehmen, prahlen, grosssprechen. (Trachsel, 51.)


Scheler.

Wenn ein scheler hört vom Schelen reden, so meint er, man rede von jhm.Lehmann, 329, 63.


Scheliach.

A fauler Schelüech1 is a halber Nuwij2.Blass, 11.

1) Bote (s. d. 9).

2) Prophet. – Um einen Gang nicht gehen oder ein Geschäft nicht besorgen zu müssen, sagt der Träge, als ob er es schon im voraus wüsste, es sei doch umsonst, es nütze nichts; und so ist der faule Bote (hebräisch Scheliach) ein halber Prophet (hebräisch Nowi). (Vgl. Tendlau, 889.)


Schelle.

1 Die Schelle an des Glockengiessers Thür hat selten einen guten Klang.Altmann V, 90.

[Spaltenumbruch] 2 Die Schellen gehören dem Narren, die Schaufel zu dem Karren; die Eicheln den Sauen, die Eckstein' zum Bauen; das Herz für die Soldaten, das Laub für grosse Thaten; der Zaum den bösen Lüsten, das Kreuz jedem Christen.Parömiakon, 2336.

3 Eine gute Schelle hört man weit, eine böse Nachricht noch weiter. (Finn.)

4 Eine Schelle dienet andern vnd höret (verstehet) selber nichts.Henisch, 1653, 42; Petri, II, 191.

5 Jeder hat seine Schelle.Körte, 5275; Simrock, 8922; Rosenzweig, 83.

6 Mit Schellen und Korallen kann man Katzen und Weibern gefallen.

Die Katzen wollen Schellen und die Frauen Korallen, wie man in Bergamo sagt.

7 Schellen sind König unter den Blinden.

8 Was soll die Schelle, wenn sie nicht klingt!

9 Wer die Schelle angebunden, muss sie wieder abbinden.

*10 Alle Schellen an Ein Pferd hängen.

Engl.: I'll not hang all my bells on one horse. (Bohn II, 149.)

*11 Da, wo die Schellen klingen.Eiselein, 547.

*12 Die Schelle bleibt ihm unbenommen.Narrenspiegel, 8.

Von dem, an dessen Narrheit niemand zweifelt.

*13 Dös is recht an altö Schell. (Oberösterreich.)

Besonders von alten Frauen, die viel keifen und schreien.

*14 Einem die Schellen anhängen.

Ihn zum Narren machen (wollen). „Du henkest jm ein Schellen an, der hat dir das, der jhens gethan.“ (Murner, Schelm., 4, in Kloster, I, 831.)

*15 Er hat dannoch die schellen dauon bracht. (S. Heilen 1.) – Franck, II, 52b.

*16 Er hat Schellen am Arsch.Körte, 5274.

So bezeichnete man früher böse Pferde, vor denen man sich zu hüten hatte.

*17 Er ist nicht gar so voll Schellen als ein Schellendaus (Schlittengaul).Eiselein, 547; Simrock, 8923.

*18 Holla, Schelle, beiss dich nicht. (Rottenburg.)

Um zu sagen: du hast dich getäuscht.

*19 Seine eigenen Schellen schütteln.Körte, 5276.

Seine Schande bekannt machen.


Schellen.

1 Wo geschellt wird, da sind Glocken.Blum, 43; Bücking, 163; Gaal, 679; Simrock, 3707.

Wo üble Gerüchte umlaufen, da müssen sie auch durch irgendetwas veranlasst worden sein. Nur wenig Menschen sind so böse, dass sie eine üble Nachrede rein lügen sollten; einen Anlass, wäre es auch nur ein Schein gewesen, werden sie meist gefunden haben.

It.: E non si grida mai al lupo, che non sia in paese. (Gaal, 679.)

Lat.: Non est de nihilo, quod publica fama susurrat et partem veri fabula semper habet. (Gaal, 1052.)

Ung.: Van oka, miért mozdúl czerfán a' levél. (Gaal, 679.)

*2 Es het em g'schällt. (Solothurn.) – Schild, 90, 375.

Oder: Mit ihm hät's g'schället. (Sutermeister, 107.) Es geht mit seinem Leben, Vermögen zu Ende. (S. Nehmen 114.)


Schellendaus.

Mit dem Schellendaus hat mancher Bauer sein Gut verspielt. (Kamnitz.)


Schellenhengst.

Der schellenhengst schleusst allzeit die kuppel.Gruter, III, 19; Lehmann, II, 81, 115.


Schellenkappe.

Die Schellenkappe eines Klugen wirkt mehr als die von zehn Thoren.

Jemand behauptete, dass wenn ein Vernünftiger einmal einen dummen Streich mache, alle zehntausend Narren sogleich einen Festtag begingen.


Schellenkönig.

*1 Das geht über den Schellenkönig.Simrock, 8925.

„Die Schellen kamen als eine Zierrath für die Kleider vornehmer Personen aus dem Orient, und haben sich lange in Mode erhalten. Noch bei der Krönung Karl's V. trugen alle Beamten Schellen.“ (Ayrmann, Sylloge anecdot., I, 88.) Geistliche trugen sie an Messgewändern; man zierte sogar Heiligenbilder damit; und

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[[64]/0070] Er streckt de Chopf, wie wenn er en Däge verschluckt hett. Er lauft zäh Schue gräder as es Richtschit. Er strüsst si wie siben Eier ün e Chrättli. Er het de Huet uf morblee (morbleu) ûfg'setzt. Er stellt's G'schaller wie en Stier. Er thuet wie'n es Lohrind. (Sutermeister, 68.) Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (Tappius, 8b; Philippi, II, 105.) *7 Es ist ein altes Scheit. – Schöpf, 598. Ein abgeblühtes Frauenzimmer. Bezeichnung für alte Jungfern in Tirol. (S. Eisen 81.) *8 St. Gregorius Scheit stecket jhm im Rücken. – Mathesy, 330b. Er bückt sich, er arbeitet nicht gern, thut nicht gern etwas. Scheitchen. * Ein Scheitchen anlegen. Anreizen. Scheitel. 1 Dem grauen Scheitel dünkt alles eitel. – Sprichwörterschatz, 108. 2 Der kahle Scheitel bekommt die stärksten Schlossen. Die Russen: Auf des Kahlen Haupt regnet es die grössten Schlossen. (Altmann V, 157.) *3 Vom Scheitel bis zur Zehe. Engl.: From top to toe. (Bohn II, 180.) Lat.: A capite usque ad calcem. (Faselius, 1; Hanzely, 7; Wiegand, 822; Philippi, I, 4; Seybold, 3.) Scheiten. Ba se hen schaitet, da gatt se nit hen. (Iserlohn.) – Woeste, 76, 285. Scheiterhaufen. 1 Ehe ich auf den Scheiterhaufen ginge, sagte der Mönch, würde ich nit nur die Dreieinigkeit, ich würde die Viereinigkeit Gottes glauben. – Klosterspiegel, 27, 11. *2 Nach dem Scheiterhaufen riechen. Wer ketzerische Meinungen hat. Scheiterkraut. Scheiterkraut, Ruthenelixier, Prügelsafft, Bengelsuppen, Steckenöl, Besenstiel-Pasteten, Tremelbratten, Knipscheren, Kneblfladen, Schlägelküchlein, Fünffingerkraut, Elbogenstösse, ein Ellenstück ungebrannter Asche, Fausttäflein sind gut vor böse Männer und Weiber. – Chaos, 531. Scheitholz. Grosses Scheitholz gibt das beste Feuer. Schel. 1 Bässer schäel als blenk. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 32. 2 Besser schäel1, dann gantz blind. – Tappius, 9a; Franck, II, 7b; Gruter, I, 8; Lehmann, 84, 11; Lehmann, II, 789, 55; Petri, II, 35; Simrock, 8920. 1) In Würtemberg: schelch. (Birlinger, 450.) Dän.: Bedre at være skellig end blind. (Prov. dan., 57.) Holl.: Beter scheel dan blind. (Tunn., 6, 3; Harrebomée, II, 244a.) Lat.: Luscus prefertur ceco, sic undique fertur. (Fallersleben, 116.) 3 Besser schel, dann fehl, sagte der schielende Schütz. – Hoefer, 968. 4 Wer schel ist, der ist schel, er sei es nödig oder gern. – Petri, II, 766. Schelee. * Mit Schelee (gelée) schmeissen. Den Mund voll nehmen, prahlen, grosssprechen. (Trachsel, 51.) Scheler. Wenn ein scheler hört vom Schelen reden, so meint er, man rede von jhm. – Lehmann, 329, 63. Scheliach. A fauler Schelüech1 is a halber Nuwij2. – Blass, 11. 1) Bote (s. d. 9). 2) Prophet. – Um einen Gang nicht gehen oder ein Geschäft nicht besorgen zu müssen, sagt der Träge, als ob er es schon im voraus wüsste, es sei doch umsonst, es nütze nichts; und so ist der faule Bote (hebräisch Scheliach) ein halber Prophet (hebräisch Nowi). (Vgl. Tendlau, 889.) Schelle. 1 Die Schelle an des Glockengiessers Thür hat selten einen guten Klang. – Altmann V, 90. 2 Die Schellen gehören dem Narren, die Schaufel zu dem Karren; die Eicheln den Sauen, die Eckstein' zum Bauen; das Herz für die Soldaten, das Laub für grosse Thaten; der Zaum den bösen Lüsten, das Kreuz jedem Christen. – Parömiakon, 2336. 3 Eine gute Schelle hört man weit, eine böse Nachricht noch weiter. (Finn.) 4 Eine Schelle dienet andern vnd höret (verstehet) selber nichts. – Henisch, 1653, 42; Petri, II, 191. 5 Jeder hat seine Schelle. – Körte, 5275; Simrock, 8922; Rosenzweig, 83. 6 Mit Schellen und Korallen kann man Katzen und Weibern gefallen. Die Katzen wollen Schellen und die Frauen Korallen, wie man in Bergamo sagt. 7 Schellen sind König unter den Blinden. 8 Was soll die Schelle, wenn sie nicht klingt! 9 Wer die Schelle angebunden, muss sie wieder abbinden. *10 Alle Schellen an Ein Pferd hängen. Engl.: I'll not hang all my bells on one horse. (Bohn II, 149.) *11 Da, wo die Schellen klingen. – Eiselein, 547. *12 Die Schelle bleibt ihm unbenommen. – Narrenspiegel, 8. Von dem, an dessen Narrheit niemand zweifelt. *13 Dös is recht an altö Schell. (Oberösterreich.) Besonders von alten Frauen, die viel keifen und schreien. *14 Einem die Schellen anhängen. Ihn zum Narren machen (wollen). „Du henkest jm ein Schellen an, der hat dir das, der jhens gethan.“ (Murner, Schelm., 4, in Kloster, I, 831.) *15 Er hat dannoch die schellen dauon bracht. (S. Heilen 1.) – Franck, II, 52b. *16 Er hat Schellen am Arsch. – Körte, 5274. So bezeichnete man früher böse Pferde, vor denen man sich zu hüten hatte. *17 Er ist nicht gar so voll Schellen als ein Schellendaus (Schlittengaul). – Eiselein, 547; Simrock, 8923. *18 Holla, Schelle, beiss dich nicht. (Rottenburg.) Um zu sagen: du hast dich getäuscht. *19 Seine eigenen Schellen schütteln. – Körte, 5276. Seine Schande bekannt machen. Schellen. 1 Wo geschellt wird, da sind Glocken. – Blum, 43; Bücking, 163; Gaal, 679; Simrock, 3707. Wo üble Gerüchte umlaufen, da müssen sie auch durch irgendetwas veranlasst worden sein. Nur wenig Menschen sind so böse, dass sie eine üble Nachrede rein lügen sollten; einen Anlass, wäre es auch nur ein Schein gewesen, werden sie meist gefunden haben. It.: E non si grida mai al lupo, che non sia in paese. (Gaal, 679.) Lat.: Non est de nihilo, quod publica fama susurrat et partem veri fabula semper habet. (Gaal, 1052.) Ung.: Van oka, miért mozdúl czerfán a' levél. (Gaal, 679.) *2 Es het em g'schällt. (Solothurn.) – Schild, 90, 375. Oder: Mit ihm hät's g'schället. (Sutermeister, 107.) Es geht mit seinem Leben, Vermögen zu Ende. (S. Nehmen 114.) Schellendaus. Mit dem Schellendaus hat mancher Bauer sein Gut verspielt. (Kamnitz.) Schellenhengst. Der schellenhengst schleusst allzeit die kuppel. – Gruter, III, 19; Lehmann, II, 81, 115. Schellenkappe. Die Schellenkappe eines Klugen wirkt mehr als die von zehn Thoren. Jemand behauptete, dass wenn ein Vernünftiger einmal einen dummen Streich mache, alle zehntausend Narren sogleich einen Festtag begingen. Schellenkönig. *1 Das geht über den Schellenkönig. – Simrock, 8925. „Die Schellen kamen als eine Zierrath für die Kleider vornehmer Personen aus dem Orient, und haben sich lange in Mode erhalten. Noch bei der Krönung Karl's V. trugen alle Beamten Schellen.“ (Ayrmann, Sylloge anecdot., I, 88.) Geistliche trugen sie an Messgewändern; man zierte sogar Heiligenbilder damit; und

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [64]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/70>, abgerufen am 26.11.2024.