Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 71 Ein Vater von Natur und von Recht soll sitzen vor und der Sohn auf seinem Spor. - Eiselein, 615. 72 Ein vatter kan ehe zehen1 kinder erneren, dann zehen kinder einen vatter. - Agricola I, 321; Franck, I, 78a; Gruter, I, 28; Eyering, II, 196; Petri, II, 231; Lehmann, 170, 33 u. 467, 79; Latendorf II, 10; Egenolff, 180a; Schottel, 1127b; Mathesy, 232b; Luther, 169; Luther's Tischr., 415b; Sailer, 265; Pistor., VI, 27; Eisenhart, 159; Gaal, 1596; Eiselein, 615; Simrock, 10800; Mayer, II, 12; Siebenkees, 67; Körte, 6225; Körte2, 7815; Pistor., VI, 27; Venedey, 101; Braun, I, 4714; Lohrengel, I, 245; Dove, 101; Birlinger, 503; Volksbuch, IX, 33. 1) Die Osmanen haben statt zehn die Zahl neun. (Schlechta, 143.) - Dies Sprichwort ist ein Erfahrungssatz, aber keine Regel. Die natürliche Liebe gegen die Aeltern ist der Grund davon. Ein Vater hat stärkere Beweggründe, er sieht sein Bildniss in seinen Kindern wieder aufleben. Man hat gefunden, dass die Liebe der Kinder gegen die Aeltern so stark nicht ist, und die Aeltern, bei allen ehrenvollen Ausnahmen, das nicht von den Kindern erwarten können, was sie an ihnen gethan haben. (S. Mutter 64.) Mhd.: Das gwarest spruchwort daz ist daz: Einiger vatter füret bas syben kinder durch einn gatter, dann siben kinder einen vatter. (Ring.) (Zingerle, 158.) Böhm.: Chuda matka spise sedm deti vychova, nez sedmero deti jednu matku vyzivi. (Celakovsky, 402.) Dän.: En fader föder mange börn, op men mang börn kunde ei föde en fader. (Prov. dan., 150.) Holl.: Een vader kan beter zeven (tien) kinderen onderhouden dan zeven (tien) kinderen eenen vader. (Harrebomee, II, 355.) It.: Basta un padre a governar cento figliuoli e cento figliuoli non bastono a governar un padre (o a far le spese ad un padre). (Gaal, 1596.) - E piu facile ch' un padre faccia le spese a dieci figli voli, che dieci figli voli ad un padre. (Pazzaglia, 257, 2.) Lat.: Librorum ingratudo. Bis quinam sobolem levius pater educat unus, grandem quam nati bis modo quinque patrem. (Glandorp, II, 34, 186.) - Omnis in Ascanio cari stat cura parentis, at nulla Ascanium cura parentis habet. (Glandorp, 99, 226.) - Parentibus nulla lex data amandi filios. (Sutor, 604.) - Parentum et liberorum amor non est aequalis. Poln.: Jeden ojciec dziesiec synow wychowa, a dziesiec synow jednego ojca zywic niemoga. (Celakovsky, 402.) Schwed.: En fader föder mang barn, men mang barn kunna icke föda en faar. (Grubb, 183.) 73 Ein Vatter strafft ein Kind an dem ort, da es am wenigsten schaden bringt. - Lehmann, 728, 28. "Das sollen auch Regenten thun." 74 Ein weiser Vater, der seine Kinder erkennt. - Eiselein, 572. In Shakespeare's Kaufmann von Venedig (Act 2, Scene 2) sagt Lanzelot: It is a wise father, that knows his own child. 75 Ein weiser Vater zeugt auch wol närrische Söhne. Lat.: Heroum filii noxae. (Suringar, LXXXVI, 11.) 76 Einen guten Vater soll man lieben, beim schlimmen denken, dass er Vater ist. 77 En Vater ernährt ihre (eher) tein Kinner as tein Kinner einen Varer. (Mecklenburg.) - Raabe, 23; für Hannover: Schambach, II, 23. 78 Erst Vadder on dann Vadder sin Sahn. - Frischbier2, 2839. 79 Erst Vader un denn Saune. - Schambach, II, 166. Erst Vater und dann Sohn. Ein Vater soll zuerst an sich selbst denken und nicht schon bei Lebzeiten den Kindern das Vermögen übergeben. (S. Ausziehen 2-5 und Kind 1039.) 80 Es ist besser, dass der Vater Gefatter werde, denn dass das Kind vngetaufft bleibe. - Petri, II, 255; Henisch, 1418, 5. 81 Es ist ein böser Vater, welcher Hunde füttert und die Kinder hungern lässt. 82 Es ist meinem Vater schon recht, dass ich mir die Hände erfroren, sagte der Junge, warum hat er mir keine Handschuhe gekauft. - Trachsel, 21. Durch diese aus einer Gerichtsverhandlung in den Volksmund übergegangene Redensart drückt der Sprechende seine Gleichgültigkeit über einen ihm gemachten Vorwurf aus, über den er sich hinwegsetzt und den er einem andern aufbürden will. In Preussen: [Spaltenumbruch] Dat öss dem Vader recht, dat mi frert, towat kefft hei mi kein Handschkes. (Frischbier2, 3582.) Die Breslauer Zeitung (1864, Nr. 465) wendet das Sprichwort auf Staatsmänner an, welche die materiellen Interessen ihres Volks verletzten, um sich an einer fremden Regierung zu rächen. Lat.: Ridiculum est odio nocentis perdere innocentiam. (Philippi, II, 158.) 83 Es war kein Vater nie so böss, er zog dennoch fromme Kinder. - Eyering, II, 69. 84 Frommer Vater zeucht frommen Sohn. Dän.: Det er en from fader, der gjerns vilde hans sör skulde blive frommere end han. (Prov. dan., 150.) 85 Gelinder Vater, ungerathene Kinder. It.: Padre pietoso fa figli infelici. (Pazzaglia, 257, 5.) Schwed.: Blöta bard skärare gjöre rutna sar. - Fadrens flättia gjör tredska barn. (Grubb, 198.) 86 Gleicher (rechter) Vater, gleiche (rechte) Mutter. Von zwei Personen, die sich an Werth oder Unwerth genau gleichen. Der Sinn ist also: der eine ist wie der andere. 87 Grimmiger Vater, grimmiger Sohn. - Petri, II, 357. 88 Hat denn der geistliche Vater auch Fleisch und Eier feil, sagte die Dirne zum Kapuziner. - Klosterspiegel, 29, 8. 89 Hat der geistlich1 Vater auch Fleisch und Eier feil? - Eiselein, 217. 1) Bei Eiselein: geisslich, wie es nach dessen Angabe schon bei Kern und Notker stehen soll. 90 Hing mein Vater am Galgen und thät mein Bruder auf dem Rad umwälzen, hätt' ich Geld, ich wäre lieb. 91 Hinter des Vaters Haupte fiel auch nicht ein Haar herab. (Lit.) 92 Hinter des Vaters Rücken ist gut pfiffig sein. 93 EI Vuoter erhält ender zä Käinjt wä zä Käinjt enn Vuoter. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 551. 94 In des Vaters Schatten wird der Sohn gross. 95 Je frömmer Vater, je ärger Kind. - Froschm., Ceiiii; Petri, II, 301; Henisch, 1256, 31. 96 Jeder Vater lobt (rühmt) sein Kind. "A. Ralf's Schriften sind in Zeitungen erhoben. B. Ja, seht den frechen Kukuksstreich, er selber hat das Ruhmblatt eingeschoben. A. Nun, wär' es auch, was ärgert's euch? Ein Vater darf doch sein Kind loben." (Witzfunken, Va, 8.) 97 Kalte Väter haben (oft) warme Töchter. 98 Karger Vater, diebischer Sohn. Böhm.: U tvrdeho (skoupeho) otce zlodejske deti. (Celakovsky, 406.) 99 Kein Vater kann seinen Sohn schelten. - Eisenhart, 158; Pistor., VI, 25; Eiselein, 615; Hillebrand, 132, 192; Simrock, 10804. Dies Sprichwort entscheidet die Frage, ob Kinder von ihren Aeltern der Ehre beraubt und wegen erlittener Beschimpfungen deshalb ihre Aeltern gerichtlich belangen können. Sie wird verneint, da das zwischen Aeltern und Kindern bestehende Band der Natur der Vermuthung nicht Raum geben kann, dass Aeltern ihre Kinder in der Absicht schelten sollten, um deren Ehre zu kränken, weil der Schimpf gewissermassen auf sie zurückfallen würde. Hillebrand a. a. O. bemerkt jedoch, dass unter besonders erschwerenden Umständen die Injurienklage auch gegen Vater und Mutter begründet erscheine. 100 Last wul a up Vota un Mutta nich höan, un nu müd a up't Kalffell höan, säden de Lüed, as de unbennig Frita Zaldoet wurd un no de Trummel marschieren must. (Ukermark.) - Engelien, 216, 18. Als der unbändige Friedrich Soldat ward, sagten die Leute, er, der Vater und Mutter nicht hören wollte, muss nun aufs Kalbfell hören und nach der Trommel marschiren. 101 Leike Vader, leike Moime. - Schambach, II, 287. 102 Leir ta deinje Vuoter Käinjt machen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 545. 103 Man draf seinen Va nich Herm1 heiten, wenn he auk so het. (Lippe.) 1) Abkürzung von Hermann. Vater hat im Lippeschen auf dem Lande sehr viele gleichbedeutende Wörter als: Teite, Teute, die verbreitetste Va oder Vaar, im westlichen Theil Bawwe, auch wol Pappe u. s. w. 104 Mei Voater is seit gestern Prazeljunge, sagte Hans, da wollte er nicht mit gemeinen Kindern spielen. [Spaltenumbruch] 71 Ein Vater von Natur und von Recht soll sitzen vor und der Sohn auf seinem Spor. – Eiselein, 615. 72 Ein vatter kan ehe zehen1 kinder erneren, dann zehen kinder einen vatter. – Agricola I, 321; Franck, I, 78a; Gruter, I, 28; Eyering, II, 196; Petri, II, 231; Lehmann, 170, 33 u. 467, 79; Latendorf II, 10; Egenolff, 180a; Schottel, 1127b; Mathesy, 232b; Luther, 169; Luther's Tischr., 415b; Sailer, 265; Pistor., VI, 27; Eisenhart, 159; Gaal, 1596; Eiselein, 615; Simrock, 10800; Mayer, II, 12; Siebenkees, 67; Körte, 6225; Körte2, 7815; Pistor., VI, 27; Venedey, 101; Braun, I, 4714; Lohrengel, I, 245; Dove, 101; Birlinger, 503; Volksbuch, IX, 33. 1) Die Osmanen haben statt zehn die Zahl neun. (Schlechta, 143.) – Dies Sprichwort ist ein Erfahrungssatz, aber keine Regel. Die natürliche Liebe gegen die Aeltern ist der Grund davon. Ein Vater hat stärkere Beweggründe, er sieht sein Bildniss in seinen Kindern wieder aufleben. 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Durch diese aus einer Gerichtsverhandlung in den Volksmund übergegangene Redensart drückt der Sprechende seine Gleichgültigkeit über einen ihm gemachten Vorwurf aus, über den er sich hinwegsetzt und den er einem andern aufbürden will. In Preussen: [Spaltenumbruch] Dat öss dem Vader recht, dat mi frêrt, towat kefft hei mi kein Handschkes. (Frischbier2, 3582.) Die Breslauer Zeitung (1864, Nr. 465) wendet das Sprichwort auf Staatsmänner an, welche die materiellen Interessen ihres Volks verletzten, um sich an einer fremden Regierung zu rächen. Lat.: Ridiculum est odio nocentis perdere innocentiam. (Philippi, II, 158.) 83 Es war kein Vater nie so böss, er zog dennoch fromme Kinder. – Eyering, II, 69. 84 Frommer Vater zeucht frommen Sohn. Dän.: Det er en from fader, der gjerns vilde hans sør skulde blive frommere end han. (Prov. dan., 150.) 85 Gelinder Vater, ungerathene Kinder. It.: Padre pietoso fà figli infelici. (Pazzaglia, 257, 5.) 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71 Ein Vater von Natur und von Recht soll sitzen vor und der Sohn auf seinem Spor. – Eiselein, 615.
72 Ein vatter kan ehe zehen1 kinder erneren, dann zehen kinder einen vatter. – Agricola I, 321; Franck, I, 78a; Gruter, I, 28; Eyering, II, 196; Petri, II, 231; Lehmann, 170, 33 u. 467, 79; Latendorf II, 10; Egenolff, 180a; Schottel, 1127b; Mathesy, 232b; Luther, 169; Luther's Tischr., 415b; Sailer, 265; Pistor., VI, 27; Eisenhart, 159; Gaal, 1596; Eiselein, 615; Simrock, 10800; Mayer, II, 12; Siebenkees, 67; Körte, 6225; Körte2, 7815; Pistor., VI, 27; Venedey, 101; Braun, I, 4714; Lohrengel, I, 245; Dove, 101; Birlinger, 503; Volksbuch, IX, 33.
1) Die Osmanen haben statt zehn die Zahl neun. (Schlechta, 143.) – Dies Sprichwort ist ein Erfahrungssatz, aber keine Regel. Die natürliche Liebe gegen die Aeltern ist der Grund davon. Ein Vater hat stärkere Beweggründe, er sieht sein Bildniss in seinen Kindern wieder aufleben. Man hat gefunden, dass die Liebe der Kinder gegen die Aeltern so stark nicht ist, und die Aeltern, bei allen ehrenvollen Ausnahmen, das nicht von den Kindern erwarten können, was sie an ihnen gethan haben. (S. Mutter 64.)
Mhd.: Das gwârest spruchwort daz ist daz: Einiger vatter füret bas syben kinder durch einn gatter, dann siben kinder einen vatter. (Ring.) (Zingerle, 158.)
Böhm.: Chudá matka spíše sedm dĕtí vychová, než sedmero dĕtí jednu matku vyživí. (Čelakovsky, 402.)
Dän.: En fader føder mange børn, op men mång børn kunde ei føde en fader. (Prov. dan., 150.)
Holl.: Een vader kan beter zeven (tien) kinderen onderhouden dan zeven (tien) kinderen eenen vader. (Harrebomée, II, 355.)
It.: Basta un padre a governar cento figliuoli e cento figliuoli non bastono a governar un padre (o a far le spese ad un padre). (Gaal, 1596.) – E più facile ch' un padre faccia le spese a dieci figli voli, chè dieci figli voli ad un padre. (Pazzaglia, 257, 2.)
Lat.: Librorum ingratudo. Bis quinam sobolem levius pater educat unus, grandem quam nati bis modo quinque patrem. (Glandorp, II, 34, 186.) – Omnis in Ascanio cari stat cura parentis, at nulla Ascanium cura parentis habet. (Glandorp, 99, 226.) – Parentibus nulla lex data amandi filios. (Sutor, 604.) – Parentum et liberorum amor non est aequalis.
Poln.: Jeden ojciec dziesięć synów wychowa, a dziesięć synów jednego ojca żywić niemogą. (Čelakovsky, 402.)
Schwed.: En fader föder mång barn, men mang barn kunna icke föda en faar. (Grubb, 183.)
73 Ein Vatter strafft ein Kind an dem ort, da es am wenigsten schaden bringt. – Lehmann, 728, 28.
„Das sollen auch Regenten thun.“
74 Ein weiser Vater, der seine Kinder erkennt. – Eiselein, 572.
In Shakespeare's Kaufmann von Venedig (Act 2, Scene 2) sagt Lanzelot: It is a wise father, that knows his own child.
75 Ein weiser Vater zeugt auch wol närrische Söhne.
Lat.: Heroum filii noxae. (Suringar, LXXXVI, 11.)
76 Einen guten Vater soll man lieben, beim schlimmen denken, dass er Vater ist.
77 Ên Vater ernährt ihre (eher) tein Kinner as tein Kinner êinen Varer. (Mecklenburg.) – Raabe, 23; für Hannover: Schambach, II, 23.
78 Erst Vadder on dann Vadder sin Sahn. – Frischbier2, 2839.
79 Erst Vâder un denn Sûne. – Schambach, II, 166.
Erst Vater und dann Sohn. Ein Vater soll zuerst an sich selbst denken und nicht schon bei Lebzeiten den Kindern das Vermögen übergeben. (S. Ausziehen 2-5 und Kind 1039.)
80 Es ist besser, dass der Vater Gefatter werde, denn dass das Kind vngetaufft bleibe. – Petri, II, 255; Henisch, 1418, 5.
81 Es ist ein böser Vater, welcher Hunde füttert und die Kinder hungern lässt.
82 Es ist meinem Vater schon recht, dass ich mir die Hände erfroren, sagte der Junge, warum hat er mir keine Handschuhe gekauft. – Trachsel, 21.
Durch diese aus einer Gerichtsverhandlung in den Volksmund übergegangene Redensart drückt der Sprechende seine Gleichgültigkeit über einen ihm gemachten Vorwurf aus, über den er sich hinwegsetzt und den er einem andern aufbürden will. In Preussen:
Dat öss dem Vader recht, dat mi frêrt, towat kefft hei mi kein Handschkes. (Frischbier2, 3582.) Die Breslauer Zeitung (1864, Nr. 465) wendet das Sprichwort auf Staatsmänner an, welche die materiellen Interessen ihres Volks verletzten, um sich an einer fremden Regierung zu rächen.
Lat.: Ridiculum est odio nocentis perdere innocentiam. (Philippi, II, 158.)
83 Es war kein Vater nie so böss, er zog dennoch fromme Kinder. – Eyering, II, 69.
84 Frommer Vater zeucht frommen Sohn.
Dän.: Det er en from fader, der gjerns vilde hans sør skulde blive frommere end han. (Prov. dan., 150.)
85 Gelinder Vater, ungerathene Kinder.
It.: Padre pietoso fà figli infelici. (Pazzaglia, 257, 5.)
Schwed.: Blöta bård skärare gjöre rutna sår. – Fadrens flättia gjör tredska barn. (Grubb, 198.)
86 Gleicher (rechter) Vater, gleiche (rechte) Mutter.
Von zwei Personen, die sich an Werth oder Unwerth genau gleichen. Der Sinn ist also: der eine ist wie der andere.
87 Grimmiger Vater, grimmiger Sohn. – Petri, II, 357.
88 Hat denn der geistliche Vater auch Fleisch und Eier feil, sagte die Dirne zum Kapuziner. – Klosterspiegel, 29, 8.
89 Hat der geistlich1 Vater auch Fleisch und Eier feil? – Eiselein, 217.
1) Bei Eiselein: geisslich, wie es nach dessen Angabe schon bei Kern und Notker stehen soll.
90 Hing mein Vater am Galgen und thät mein Bruder auf dem Rad umwälzen, hätt' ich Geld, ich wäre lieb.
91 Hinter des Vaters Haupte fiel auch nicht ein Haar herab. (Lit.)
92 Hinter des Vaters Rücken ist gut pfiffig sein.
93 Î Vuoter erhält ênder zä Käinjt wä zä Käinjt enn Vuoter. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 551.
94 In des Vaters Schatten wird der Sohn gross.
95 Je frömmer Vater, je ärger Kind. – Froschm., Ceiiii; Petri, II, 301; Henisch, 1256, 31.
96 Jeder Vater lobt (rühmt) sein Kind.
„A. Ralf's Schriften sind in Zeitungen erhoben. B. Ja, seht den frechen Kukuksstreich, er selber hat das Ruhmblatt eingeschoben. A. Nun, wär' es auch, was ärgert's euch? Ein Vater darf doch sein Kind loben.“ (Witzfunken, Va, 8.)
97 Kalte Väter haben (oft) warme Töchter.
98 Karger Vater, diebischer Sohn.
Böhm.: U tvrdého (skoupého) otce zlodĕjské dĕti. (Čelakovsky, 406.)
99 Kein Vater kann seinen Sohn schelten. – Eisenhart, 158; Pistor., VI, 25; Eiselein, 615; Hillebrand, 132, 192; Simrock, 10804.
Dies Sprichwort entscheidet die Frage, ob Kinder von ihren Aeltern der Ehre beraubt und wegen erlittener Beschimpfungen deshalb ihre Aeltern gerichtlich belangen können. Sie wird verneint, da das zwischen Aeltern und Kindern bestehende Band der Natur der Vermuthung nicht Raum geben kann, dass Aeltern ihre Kinder in der Absicht schelten sollten, um deren Ehre zu kränken, weil der Schimpf gewissermassen auf sie zurückfallen würde. Hillebrand a. a. O. bemerkt jedoch, dass unter besonders erschwerenden Umständen die Injurienklage auch gegen Vater und Mutter begründet erscheine.
100 Last wul a up Vota un Mutta nich höan, un nu müd a up't Kalffell höan, säden de Lüed, as de unbennig Frita Zaldoet wurd un no de Trummel marschieren must. (Ukermark.) – Engelien, 216, 18.
Als der unbändige Friedrich Soldat ward, sagten die Leute, er, der Vater und Mutter nicht hören wollte, muss nun aufs Kalbfell hören und nach der Trommel marschiren.
101 Lîke Vader, lîke Moime. – Schambach, II, 287.
102 Lîr ta deinje Vuoter Käinjt mâchen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 545.
103 Man draf sînen Vâ nich Herm1 heiten, wenn he auk so hêt. (Lippe.)
1) Abkürzung von Hermann. Vater hat im Lippeschen auf dem Lande sehr viele gleichbedeutende Wörter als: Teite, Teute, die verbreitetste Vâ oder Vaar, im westlichen Theil Bawwe, auch wol Pappe u. s. w.
104 Mei Voater is seit gestern Prazeljunge, sagte Hans, da wollte er nicht mit gemeinen Kindern spielen.
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