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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 4 Verachtung der reichthumb ist die höchst reichthum. - Franck, I, 71b; Simrock, 10820.

5 Verachtung dringt durch die Schale der Schildkröte. (Orient.)

Sie ist unter allen Reizwaffen die schärfste, die erbitterndste.

6 Verachtung gehet durch Marck vnnd Bein. - Lehmann, 773, 22.

7 Verachtung ist der Hoffart tod. (S. Hoffart 131.) - Lehmann, 394, 33.

8 Verachtung ist eine Pille, die man verschlucken kann, aber nicht kauen darf. - Witzfunken, VIIb, 183.

9 Verachtung ist schlimmer als Hass.

10 Verachtung ist unter allen Schulden am leichtesten zu zahlen. - Chaos, 747.

11 Verachtung schlägt tiefe Wunden. - Struve, II, 32.

It.: Egli e doloroso di vedersi sprezzare.

12 Verachtung und Ehre verwüsten die Welt. - Winckler, XVII, 35.


Veralten.

1 Es ist nicht ehe veraltet, dann lob vnd ehr. - Franck, I, 70a; Gruter, I, 35; Henisch, 815, 50; Egenolff, 331b; Simrock, 6540; Körte, 3931; Braun, II, 368.

Lat.: Laus nova ubi oritur, etiam vetus amittitur. (Henisch, 815, 51.)

2 Es veraltet kein ding so bald, als lob, ehr vnd wolthat. - Henisch, 815, 55; Petri, II, 302.

Lat.: Vetus gratia dormit, immemores sunt mortales. (Henisch, 815, 56.)


Veränderlich.

*1 Die ist veränderlich wie 's (April-) Wetter. - Klix, 114.

Lat.: Modo palliatus, modo togatus. (Cicero.) (Hanzely, 138; Philippi, I, 253.)

*2 Er ist so veränderlich wie der Mond.

Holl.: Variabel zijn als de maan. (Harrebomee, II, 47b.)

*3 Et is sau veränderlich as de April. - Schambach, II, 383.

*4 Veränderlich wie eine Wetterfahne (ein Wetterhahn).

Um das Schwankende, Veränderliche, Unbeständige zu charakterisiren, hatten die Alten eine Menge Ausdrücke und Redensarten. Er ist anders, wenn er steht, und anders, wenn er sitzt. (Aliud stans, aliud sedens. Sallust.) Er ist vorn ein Löwe, hinten ein Drache, und mitten ein Chimare. (Ad., 419.) Er ist bald im Pallium, bald in der Toga. (Modo palliatus, modo togatus. Tullius.) Er ist wie ein Brummkreisel. (Trochi in morem. Ad., 421.) Die panagäische Diana. (Panagaea Diana. Ad., 421.) Veränderlicher als Erisichthon's Mestra. Die reizende Tochter des reichen E., die, als ihr Vater sein ungeheueres Vermögen verschwendet hatte, sich öffentlich preisgab, um ihn zu erhalten. (Mutabilior Mestra Erisichthonis. Ad., 422.) Veränderlicher, als ein Chamäleon. (Camaeleonte mutabilior. Ad., 422.) Veränderlicher als ein Proteus. (Proteo mutabilior. Ad., 423.) Ein Polypenherz haben. (Polypi mentem obtinere. Ad., 423.) Ein Mensch wie der Euripus. (Euripus homo. Terenz.)

Lat.: Maritimi mores. (Philippi, I, 242.) - Proteo mutabilior. (Binder I, 1407; II, 2680; Erasm., 423; Frob., 539; Philippi, II, 112.)


Verändern.

1 Man verändert sich oft, aber verbessert sich selten. - Körte, 4028; Schottel, 1134b; Braun, I, 2498.

2 So oft verändert, so dick (oft) empfangen. - Graf, 51, 183.

Vom Ehrschatz, der Abgabe, die bei jeder Veräusserung, bei jedem Besitzwechsel eines unfreien, belasteten Gutes an den Grund- oder Schutzherrn zu entrichten war. (S. Zutasten.)

Mhd.: So offt verendert, so dick entphangen. (Grimm, Weisth., I, 635.)

3 Verändere nicht deinen Stand, bis du Bess'res hast zur Hand. - Simrock, 10822.

*4 Er hät si verändert (verheirathet). - Sutermeister, 103.

*5 He hett sik gans verändert as en umgekerte Hansch. (Holst.)

Von einem gebesserten, völlig anders gesinnten Menschen.


Veränderung.

1 Alle gehlinge Veränderung sind fehrlich. - Henisch, 1041, 9.

[Spaltenumbruch] 2 Bei Veränderung stehet fahr. - Henisch, 977, 13; Petri, II, 41.

3 De Verännerunge ist oft gräut, de Verbätterung schlecht. (Sauerland.)

4 Die veränderungen der Speiss macht vnnd erfrischt den appetit. - Lehmann, 190, 14.

5 Drei Veränderungen eines Wohnorts sind so gut als eine Feuersbrunst. - Sailer, 286.

6 Nicht jede Veränderung ist eine Verbesserung.

Holl.: Alle verandering is geene verbetering. (Harrebomee, II, 369a.)

7 Veränderung der Hütte verändert nicht die Sitte.

Holl.: Verandering van stede verandert niemals zede. (Harrebomee, II, 369b.)

8 Veränderung der Kleyder bringt Veränderung der Regiment vnd Sitten. - Petri, II, 850.

9 Veränderung der Weide macht feiste Ochsen. - Winckler, IX, 5.

Holl.: Verandering van weide doet der koeijen (den schapen) goed. (Harrebomee, II, 360b.)

10 Veränderung, die nicht keucht (kreucht), macht schwere Dinge leicht.

Holl.: Verandering verligt het zwaarste ding. (Harrebomee, II, 369b.)

11 Veränderung gefällt jedermann.

Dän.: Forandering giver lyst, men er slags lyst et ullyst. (Prov. dan., 174.)

Frz.: Changement de propos rejouit.

Lat.: Delectant alterna magis. (Binder II, 729.) - Varietas (variatio) delectat. (Philippi, II, 241; Binder II, 3472; Schulblatt, 474; Lehmann, 176, 23.)

12 Veränderung macht Leben.

Holl.: Verandering doet leven. (Harrebomee, II, 360b.)

13 Veränderung macht Vergnügen.

Frz.: Changement de corbillon fait appetit de pain benit ou fait trouver le pain bon. (Lendroy, 496.)

Holl.: Verandering van spijs doet wel eten. (Harrebomee, II, 369b.)

Lat.: Variatio delectat. (Binder II, 3472; Lehmann, 176, 23; Philippi, II, 241; Egeria, 316; Fischer, 229, 7; Wiegand, 220.)

14 Veränderung macht Vergnügen, sagte der Russe, als er nicht mehr Spiessruthen laufen durfte, sondern dafür Streiche mit dem Kantschu erhielt.

15 Veränderung mit Verstand soll man nicht schelten.

16 Veränderung sind fehrlich. - Henisch, 1041, 17; Petri, II, 5.

"Alle Veränderung und Neuerung sind gefährlich." (Wirth, I, 522.)

Lat.: Omnis mutatio periculosa. (Henisch, 1041, 18.)

17 Verändrung mutt sin, segt de Düvel, un streckt (streicht) si den Stert grün an. (Rendsburg.)

18 Viel Veränderung, wenig Verbesserung.

Dän.: Megen forandring, liden forbedring. (Prov. dan., 175.)

*19 Er liebt die Veränderung.

Wechselt in seinen Liebschaften, ist ein Schmetterling.


Verantworten.

1 Wer alles verantworten sollte, der müsste vil zu schaffen haben. - Agricola II, 15.

2 Wer sich nicht verantwortet, ist ein schuldiger Mann. (S. Entschuldigen 1 und Schweigen 189, 191 u. 194.) - Graf, 443, 377.

Mhd.: Verantworte he sich nicht, so ist er eyn schuldig man. (Grimm, Weisth., III, 431.)

*3 Er verantwortet sich, und es hat ihn niemand gefragt.


Verantwortung.

Jedermann ist seiner Verantwortung werth. - Graf, 426, 220.

Es soll niemand seine Vertheidigung erschwert oder verkümmert werden.

Isl.: Vidr maelis er huerr madhr verdhr. (Jarnsida, 112, 3.)


Verarmen.

Wer will verarmen und weiss nicht wie, der halte sich viel Federvieh. - E. von Dincklage, Tolle Geschichten.


Verarmung.

Nur wer der Verarmung nahe ist, hofft auf Erlösung. - Tendlau, 915.

Es ist merkwürdig, dass trotz der Messiashoffnungen unter den Juden ein solches Sprichwort entstehen konnte.


[Spaltenumbruch] 4 Verachtung der reichthumb ist die höchst reichthum.Franck, I, 71b; Simrock, 10820.

5 Verachtung dringt durch die Schale der Schildkröte. (Orient.)

Sie ist unter allen Reizwaffen die schärfste, die erbitterndste.

6 Verachtung gehet durch Marck vnnd Bein.Lehmann, 773, 22.

7 Verachtung ist der Hoffart tod. (S. Hoffart 131.) – Lehmann, 394, 33.

8 Verachtung ist eine Pille, die man verschlucken kann, aber nicht kauen darf.Witzfunken, VIIb, 183.

9 Verachtung ist schlimmer als Hass.

10 Verachtung ist unter allen Schulden am leichtesten zu zahlen.Chaos, 747.

11 Verachtung schlägt tiefe Wunden.Struve, II, 32.

It.: Egli è doloroso di vedersi sprezzare.

12 Verachtung und Ehre verwüsten die Welt.Winckler, XVII, 35.


Veralten.

1 Es ist nicht ehe veraltet, dann lob vnd ehr.Franck, I, 70a; Gruter, I, 35; Henisch, 815, 50; Egenolff, 331b; Simrock, 6540; Körte, 3931; Braun, II, 368.

Lat.: Laus nova ubi oritur, etiam vetus amittitur. (Henisch, 815, 51.)

2 Es veraltet kein ding so bald, als lob, ehr vnd wolthat.Henisch, 815, 55; Petri, II, 302.

Lat.: Vetus gratia dormit, immemores sunt mortales. (Henisch, 815, 56.)


Veränderlich.

*1 Die ist veränderlich wie 's (April-) Wetter.Klix, 114.

Lat.: Modo palliatus, modo togatus. (Cicero.) (Hanzely, 138; Philippi, I, 253.)

*2 Er ist so veränderlich wie der Mond.

Holl.: Variabel zijn als de maan. (Harrebomée, II, 47b.)

*3 Et is sau veränderlich as de April.Schambach, II, 383.

*4 Veränderlich wie eine Wetterfahne (ein Wetterhahn).

Um das Schwankende, Veränderliche, Unbeständige zu charakterisiren, hatten die Alten eine Menge Ausdrücke und Redensarten. Er ist anders, wenn er steht, und anders, wenn er sitzt. (Aliud stans, aliud sedens. Sallust.) Er ist vorn ein Löwe, hinten ein Drache, und mitten ein Chimåre. (Ad., 419.) Er ist bald im Pallium, bald in der Toga. (Modo palliatus, modo togatus. Tullius.) Er ist wie ein Brummkreisel. (Trochi in morem. Ad., 421.) Die panagäische Diana. (Panagaea Diana. Ad., 421.) Veränderlicher als Erisichthon's Mestra. Die reizende Tochter des reichen E., die, als ihr Vater sein ungeheueres Vermögen verschwendet hatte, sich öffentlich preisgab, um ihn zu erhalten. (Mutabilior Mestra Erisichthonis. Ad., 422.) Veränderlicher, als ein Chamäleon. (Camaeleonte mutabilior. Ad., 422.) Veränderlicher als ein Proteus. (Proteo mutabilior. Ad., 423.) Ein Polypenherz haben. (Polypi mentem obtinere. Ad., 423.) Ein Mensch wie der Euripus. (Euripus homo. Terenz.)

Lat.: Maritimi mores. (Philippi, I, 242.) – Proteo mutabilior. (Binder I, 1407; II, 2680; Erasm., 423; Frob., 539; Philippi, II, 112.)


Verändern.

1 Man verändert sich oft, aber verbessert sich selten.Körte, 4028; Schottel, 1134b; Braun, I, 2498.

2 So oft verändert, so dick (oft) empfangen.Graf, 51, 183.

Vom Ehrschatz, der Abgabe, die bei jeder Veräusserung, bei jedem Besitzwechsel eines unfreien, belasteten Gutes an den Grund- oder Schutzherrn zu entrichten war. (S. Zutasten.)

Mhd.: So offt verendert, so dick entphangen. (Grimm, Weisth., I, 635.)

3 Verändere nicht deinen Stand, bis du Bess'res hast zur Hand.Simrock, 10822.

*4 Er hät si verändert (verheirathet).Sutermeister, 103.

*5 He hett sik gans verändert as ên umgekêrte Hansch. (Holst.)

Von einem gebesserten, völlig anders gesinnten Menschen.


Veränderung.

1 Alle gehlinge Veränderung sind fehrlich.Henisch, 1041, 9.

[Spaltenumbruch] 2 Bei Veränderung stehet fahr.Henisch, 977, 13; Petri, II, 41.

3 De Verännerunge ist oft gräut, de Verbätterung schlecht. (Sauerland.)

4 Die veränderungen der Speiss macht vnnd erfrischt den appetit.Lehmann, 190, 14.

5 Drei Veränderungen eines Wohnorts sind so gut als eine Feuersbrunst.Sailer, 286.

6 Nicht jede Veränderung ist eine Verbesserung.

Holl.: Alle verandering is geene verbetering. (Harrebomée, II, 369a.)

7 Veränderung der Hütte verändert nicht die Sitte.

Holl.: Verandering van stede verandert niemals zede. (Harrebomée, II, 369b.)

8 Veränderung der Kleyder bringt Veränderung der Regiment vnd Sitten.Petri, II, 850.

9 Veränderung der Weide macht feiste Ochsen.Winckler, IX, 5.

Holl.: Verandering van weide doet der koeijen (den schapen) goed. (Harrebomée, II, 360b.)

10 Veränderung, die nicht keucht (kreucht), macht schwere Dinge leicht.

Holl.: Verandering verligt het zwaarste ding. (Harrebomée, II, 369b.)

11 Veränderung gefällt jedermann.

Dän.: Forandering giver lyst, men er slags lyst et ullyst. (Prov. dan., 174.)

Frz.: Changement de propos réjouit.

Lat.: Delectant alterna magis. (Binder II, 729.) – Varietas (variatio) delectat. (Philippi, II, 241; Binder II, 3472; Schulblatt, 474; Lehmann, 176, 23.)

12 Veränderung macht Leben.

Holl.: Verandering doet leven. (Harrebomée, II, 360b.)

13 Veränderung macht Vergnügen.

Frz.: Changement de corbillon fait appétit de pain bénit ou fait trouver le pain bon. (Lendroy, 496.)

Holl.: Verandering van spijs doet wel eten. (Harrebomée, II, 369b.)

Lat.: Variatio delectat. (Binder II, 3472; Lehmann, 176, 23; Philippi, II, 241; Egeria, 316; Fischer, 229, 7; Wiegand, 220.)

14 Veränderung macht Vergnügen, sagte der Russe, als er nicht mehr Spiessruthen laufen durfte, sondern dafür Streiche mit dem Kantschu erhielt.

15 Veränderung mit Verstand soll man nicht schelten.

16 Veränderung sind fehrlich.Henisch, 1041, 17; Petri, II, 5.

„Alle Veränderung und Neuerung sind gefährlich.“ (Wirth, I, 522.)

Lat.: Omnis mutatio periculosa. (Henisch, 1041, 18.)

17 Verändrung mutt sin, segt de Düvel, un streckt (streicht) si den Stert grün an. (Rendsburg.)

18 Viel Veränderung, wenig Verbesserung.

Dän.: Megen forandring, liden forbedring. (Prov. dan., 175.)

*19 Er liebt die Veränderung.

Wechselt in seinen Liebschaften, ist ein Schmetterling.


Verantworten.

1 Wer alles verantworten sollte, der müsste vil zu schaffen haben.Agricola II, 15.

2 Wer sich nicht verantwortet, ist ein schuldiger Mann. (S. Entschuldigen 1 und Schweigen 189, 191 u. 194.) – Graf, 443, 377.

Mhd.: Verantworte he sich nicht, so ist er eyn schuldig man. (Grimm, Weisth., III, 431.)

*3 Er verantwortet sich, und es hat ihn niemand gefragt.


Verantwortung.

Jedermann ist seiner Verantwortung werth.Graf, 426, 220.

Es soll niemand seine Vertheidigung erschwert oder verkümmert werden.

Isl.: Vidr maelis er huerr madhr verdhr. (Jarnsida, 112, 3.)


Verarmen.

Wer will verarmen und weiss nicht wie, der halte sich viel Federvieh.E. von Dincklage, Tolle Geschichten.


Verarmung.

Nur wer der Verarmung nahe ist, hofft auf Erlösung.Tendlau, 915.

Es ist merkwürdig, dass trotz der Messiashoffnungen unter den Juden ein solches Sprichwort entstehen konnte.


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[[764]/0770] 4 Verachtung der reichthumb ist die höchst reichthum. – Franck, I, 71b; Simrock, 10820. 5 Verachtung dringt durch die Schale der Schildkröte. (Orient.) Sie ist unter allen Reizwaffen die schärfste, die erbitterndste. 6 Verachtung gehet durch Marck vnnd Bein. – Lehmann, 773, 22. 7 Verachtung ist der Hoffart tod. (S. Hoffart 131.) – Lehmann, 394, 33. 8 Verachtung ist eine Pille, die man verschlucken kann, aber nicht kauen darf. – Witzfunken, VIIb, 183. 9 Verachtung ist schlimmer als Hass. 10 Verachtung ist unter allen Schulden am leichtesten zu zahlen. – Chaos, 747. 11 Verachtung schlägt tiefe Wunden. – Struve, II, 32. It.: Egli è doloroso di vedersi sprezzare. 12 Verachtung und Ehre verwüsten die Welt. – Winckler, XVII, 35. Veralten. 1 Es ist nicht ehe veraltet, dann lob vnd ehr. – Franck, I, 70a; Gruter, I, 35; Henisch, 815, 50; Egenolff, 331b; Simrock, 6540; Körte, 3931; Braun, II, 368. Lat.: Laus nova ubi oritur, etiam vetus amittitur. (Henisch, 815, 51.) 2 Es veraltet kein ding so bald, als lob, ehr vnd wolthat. – Henisch, 815, 55; Petri, II, 302. Lat.: Vetus gratia dormit, immemores sunt mortales. (Henisch, 815, 56.) Veränderlich. *1 Die ist veränderlich wie 's (April-) Wetter. – Klix, 114. Lat.: Modo palliatus, modo togatus. (Cicero.) (Hanzely, 138; Philippi, I, 253.) *2 Er ist so veränderlich wie der Mond. Holl.: Variabel zijn als de maan. (Harrebomée, II, 47b.) *3 Et is sau veränderlich as de April. – Schambach, II, 383. *4 Veränderlich wie eine Wetterfahne (ein Wetterhahn). Um das Schwankende, Veränderliche, Unbeständige zu charakterisiren, hatten die Alten eine Menge Ausdrücke und Redensarten. Er ist anders, wenn er steht, und anders, wenn er sitzt. (Aliud stans, aliud sedens. Sallust.) Er ist vorn ein Löwe, hinten ein Drache, und mitten ein Chimåre. (Ad., 419.) Er ist bald im Pallium, bald in der Toga. (Modo palliatus, modo togatus. Tullius.) Er ist wie ein Brummkreisel. (Trochi in morem. Ad., 421.) Die panagäische Diana. (Panagaea Diana. Ad., 421.) Veränderlicher als Erisichthon's Mestra. Die reizende Tochter des reichen E., die, als ihr Vater sein ungeheueres Vermögen verschwendet hatte, sich öffentlich preisgab, um ihn zu erhalten. (Mutabilior Mestra Erisichthonis. Ad., 422.) Veränderlicher, als ein Chamäleon. (Camaeleonte mutabilior. Ad., 422.) Veränderlicher als ein Proteus. (Proteo mutabilior. Ad., 423.) Ein Polypenherz haben. (Polypi mentem obtinere. Ad., 423.) Ein Mensch wie der Euripus. (Euripus homo. Terenz.) Lat.: Maritimi mores. (Philippi, I, 242.) – Proteo mutabilior. (Binder I, 1407; II, 2680; Erasm., 423; Frob., 539; Philippi, II, 112.) Verändern. 1 Man verändert sich oft, aber verbessert sich selten. – Körte, 4028; Schottel, 1134b; Braun, I, 2498. 2 So oft verändert, so dick (oft) empfangen. – Graf, 51, 183. Vom Ehrschatz, der Abgabe, die bei jeder Veräusserung, bei jedem Besitzwechsel eines unfreien, belasteten Gutes an den Grund- oder Schutzherrn zu entrichten war. (S. Zutasten.) Mhd.: So offt verendert, so dick entphangen. (Grimm, Weisth., I, 635.) 3 Verändere nicht deinen Stand, bis du Bess'res hast zur Hand. – Simrock, 10822. *4 Er hät si verändert (verheirathet). – Sutermeister, 103. *5 He hett sik gans verändert as ên umgekêrte Hansch. (Holst.) Von einem gebesserten, völlig anders gesinnten Menschen. Veränderung. 1 Alle gehlinge Veränderung sind fehrlich. – Henisch, 1041, 9. 2 Bei Veränderung stehet fahr. – Henisch, 977, 13; Petri, II, 41. 3 De Verännerunge ist oft gräut, de Verbätterung schlecht. (Sauerland.) 4 Die veränderungen der Speiss macht vnnd erfrischt den appetit. – Lehmann, 190, 14. 5 Drei Veränderungen eines Wohnorts sind so gut als eine Feuersbrunst. – Sailer, 286. 6 Nicht jede Veränderung ist eine Verbesserung. Holl.: Alle verandering is geene verbetering. (Harrebomée, II, 369a.) 7 Veränderung der Hütte verändert nicht die Sitte. Holl.: Verandering van stede verandert niemals zede. (Harrebomée, II, 369b.) 8 Veränderung der Kleyder bringt Veränderung der Regiment vnd Sitten. – Petri, II, 850. 9 Veränderung der Weide macht feiste Ochsen. – Winckler, IX, 5. Holl.: Verandering van weide doet der koeijen (den schapen) goed. (Harrebomée, II, 360b.) 10 Veränderung, die nicht keucht (kreucht), macht schwere Dinge leicht. Holl.: Verandering verligt het zwaarste ding. (Harrebomée, II, 369b.) 11 Veränderung gefällt jedermann. Dän.: Forandering giver lyst, men er slags lyst et ullyst. (Prov. dan., 174.) Frz.: Changement de propos réjouit. Lat.: Delectant alterna magis. (Binder II, 729.) – Varietas (variatio) delectat. (Philippi, II, 241; Binder II, 3472; Schulblatt, 474; Lehmann, 176, 23.) 12 Veränderung macht Leben. Holl.: Verandering doet leven. (Harrebomée, II, 360b.) 13 Veränderung macht Vergnügen. Frz.: Changement de corbillon fait appétit de pain bénit ou fait trouver le pain bon. (Lendroy, 496.) Holl.: Verandering van spijs doet wel eten. (Harrebomée, II, 369b.) Lat.: Variatio delectat. (Binder II, 3472; Lehmann, 176, 23; Philippi, II, 241; Egeria, 316; Fischer, 229, 7; Wiegand, 220.) 14 Veränderung macht Vergnügen, sagte der Russe, als er nicht mehr Spiessruthen laufen durfte, sondern dafür Streiche mit dem Kantschu erhielt. 15 Veränderung mit Verstand soll man nicht schelten. 16 Veränderung sind fehrlich. – Henisch, 1041, 17; Petri, II, 5. „Alle Veränderung und Neuerung sind gefährlich.“ (Wirth, I, 522.) Lat.: Omnis mutatio periculosa. (Henisch, 1041, 18.) 17 Verändrung mutt sin, segt de Düvel, un streckt (streicht) si den Stert grün an. (Rendsburg.) 18 Viel Veränderung, wenig Verbesserung. Dän.: Megen forandring, liden forbedring. (Prov. dan., 175.) *19 Er liebt die Veränderung. Wechselt in seinen Liebschaften, ist ein Schmetterling. Verantworten. 1 Wer alles verantworten sollte, der müsste vil zu schaffen haben. – Agricola II, 15. 2 Wer sich nicht verantwortet, ist ein schuldiger Mann. (S. Entschuldigen 1 und Schweigen 189, 191 u. 194.) – Graf, 443, 377. Mhd.: Verantworte he sich nicht, so ist er eyn schuldig man. (Grimm, Weisth., III, 431.) *3 Er verantwortet sich, und es hat ihn niemand gefragt. Verantwortung. Jedermann ist seiner Verantwortung werth. – Graf, 426, 220. Es soll niemand seine Vertheidigung erschwert oder verkümmert werden. Isl.: Vidr maelis er huerr madhr verdhr. (Jarnsida, 112, 3.) Verarmen. Wer will verarmen und weiss nicht wie, der halte sich viel Federvieh. – E. von Dincklage, Tolle Geschichten. Verarmung. Nur wer der Verarmung nahe ist, hofft auf Erlösung. – Tendlau, 915. Es ist merkwürdig, dass trotz der Messiashoffnungen unter den Juden ein solches Sprichwort entstehen konnte.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [764]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/770>, abgerufen am 22.11.2024.